Green Bay Packers Preview 2006

Spätestens nach der 4-12 Saison im Jahre 2005, ist wohl auch dem letzten Die-Hard-Packersfan klar geworden, dass in Titletown neue Zeiten angebrochen sind.

Mal wieder startet das neue Jahr mit Veränderungen, die dann wohl doch nicht für den schnellen Erfolg gedacht sind, sondern eher Andeutungen für einen längeren Wiederaufbau des Teams sind. Mit der Entlassung von Coach Mike Sherman und dem Einsetzen des noch unerfahrenen Mike McCarthy, haben die diesjährigen Erneuerungen begonnen und für viele Fans und „Experten“ unverständlich, enden sie scheinbar nicht mit der Verpflichtug von hoffnungsvollen „Veteranen“, die dem Team zu einem kurzfristigen Rumreissen des Steuers verhelfen könnten.

Es wurden zwar Freeagents verpflichtet: DT Ryan Pickett, DB Charles Woodson, WR Marc Boertiger, S Marquand Manuel etc., aber ob diese die Weggänge von LB Na’il Diggs, WR Javon Walker, K Ryan Longwell oder C Mike Flanagan ausgleichen können ist zweifelhaft.

Gerade in der Offensive Line, wo für viele sich entscheidet wie die neue Saison laufen wird, sind so viele Fragen offen, dass es gut passieren kann, dass Brett Favre seine Entscheidung sein NFL Dasein um ein weiteres Jahr zu verlängern, schon sehr bald bitter bereuen könnte. (Und das erste Pre-Season Spiel hat manchem rosa Brillenträger die Gläser auch noch jäh von der Nase gerissen!)

GM Ted Thompson’s konservative Methoden im Teamaufbau treiben vielen die Schweissperlen auf die Stirn. Er scheint kein Mann zu sein der gerne hoch bezahlte Freeagents einsammelt, sondern glaubt vielmehr an einen Aufbau über den Draft. Zudem scheint er sich in seinen 1 1/2 Dienstjahren auch eher auf die Defensive konzentrieren zu wollen. Ohne mit der Wimper zu zucken hat er seit seinem Antritt u.a. so wichtige Spieler wie Mike Wahle, Mike Flanagan und Marco Rivera ziehen lassen.

Die Packers haben einen weiten Weg zurück zur Spitze der NFL zu gehen und scheinbar wird es ein langsamer werden. Man hofft, dass die Zeit in der man irgendwann wieder oben mitspielt, mit den ganzen jungen Spielern dann auch länger anhalten wird.

DRAFT:

Nach dem schlechten Abschneiden letztes Jahr, wurde dieses Jahr an fünfter Position gedraftet und getreu dem Motto „Future Defenses Will Win Campionships“ wählte man an erster Stelle defensiv. Mit dem ersten Pick wurde Ohio State LB A.J. Hawk ausgewählt und man hat damit sicherlich einen der vielversprechendsten und athletischsten Verteidiger an die Lake Wisconsin Küste seit vielen Jahren geholt. im Allgemeinen hatten die Packers einer der besseren Drafts der letzten Jahre.

Hier der Draft im Überblick:

Rd. 1. A.J. Hawk, LB / Pick 5
Rd. 2. Daryn Colledge, T / 47
Rd. 2. Greg Jennings , WR / 52
Rd. 3. Abdul Hodge, LB / 67
Rd. 3. Jason Spitz, C / 75
Rd. 4. Cory Rodgers, WR / 104
Rd. 4. Will Blackmon, WR / 115
Rd. 5. Ingle Martin, QB / 148
Rd. 5. Tony Moll, T / 165
Rd. 6. Johnny Jolly Jr, DT / 183
Rd. 6. Tyrone Culver, S / 185
Rd. 7. Dave Tollefson, DE / 253

Nun zu meiner Einschätzung der einzelnen Positionen für die Saison 06/07:

QUARTERBACKS:

Ich möchte uns allen weitere Zeilen zu Brett Favre's langwierigen Entscheidungsfindung ersparen. Zuviel wurde darüber geschrieben. Er ist wieder da und wird mindestens ein weiteres Jahr spielen. Danke! Selbst wenn er seinen Zenit überschritten haben soll, gehört er locker zu den 10 besten QB’s der NFL. Auch wenn er 2005 seine schlechtesten Ergebnisse seit Karrierebeginn erwarf, darf man nicht übersehen, dass die Offensive mit dem Ausfall von nicht minder als 4–5 Schlüsselspielern zu kämpfen hatte und Favre sich mit Ersatzspielern konfrontiert sah, die laut Ex-GM Ron Wolf nur auf NFL-Europe Niveau spielten.
Man hofft also dieses Jahr nicht mehr alles auf seine Schultern abladen zu müssen und darf gespannt sein, ob Brett zu alten Stärken zurückfindet und er es vielleicht sogar schafft, seine wenigen schwächen ein wenig zu verbessern.

Erstrundenpick aus dem letzten Jahr Aaron Rodgers, der im Training und im ersten Vorbereitungsspiel schon deutlich mehr Talent gezeigt hat als letzte Saison, darf also ein weiteres Jahr sich glücklich schätzen ein wenig mehr Zeit zu haben, von einem der Besten zu lernen.

RUNNING BACKS:

Hier fangen die vielen Fragezeichen in der Offensive an. Ahman Green erholt sich zu Anfang des Trainig Camps immer noch von seiner letztjährigen schweren Verletzung, die er sich gleich zu Beginn der Saison zugezogen hatte und selbst wenn er zum Kickoff des ersten Spiels zurückkehrt, weiss man nicht wie viel Kraft aus seiner glorreichen Zeit um 2003 noch in ihm übrig sind.

Der Reihe nach gingen auch seine Backups letztes Jahr den Weg in die Krankenstation. Nach Najeh Davenport verletzte sich auch noch Samkon Gado, der bis dahin hervorragendes gezeigt hatte und damit rutschte das Laufspiel auf den dreisigsten Platz in der Liga.

Da man in der Offseason hier nur Tony Fisher an die Rams verloren hat, ist die Postion auf dem Papier nach wie vor gut besetzt und das wieder alle drei Top RB’s sich verletzten sollten, scheint auch eher unwahrscheinlich.

Weiterhin darf man sich über die überaus zuverlässigen und hervorragenden Dienste von FB William Henderson freuen. Aber weder er noch sein Backup Vonta Leach werden die Lücken der vermeintlich zittrigen O-Line schliessen können.

WIDE RECEIVERS:

Nun ist Javon Walker weg. Nach Denver. Nicht das dies eine so grosse Änderung zum letzten Jahr bedeutet, da er hier nach seiner schweren Verletzung in Spiel Eins eh nicht auf dem Platz stand. Aber trotzdem muss man seinen Fortgang als herben Verlust bezeichnen. Mit ihm ging der einzige „Playmaker“ der sich in der Gruppe der WR’s befand.

Donald Driver ist ein guter und solider No. 1 Receiver...mehr nicht. Und hinter ihm folgen die Fragezeichen auf dieser Position.

Nach wie vor wartet man auf den Durchbruch von Robert Ferguson. Neuzugänge Marc Boertiger und Rod Gardner haben sich in ihren NFL Karrieren bisher nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Mit Greg Jennings und Cory Rodgers hat man sehr hoffnungsvolle Talente gedraftet, aber für gewöhlich schaffen WR-Rookies nicht gleich in ihrem ersten Jahr den Durchbruch.
Trotzdem gehört Jennings zu den Hoffnungsträgern im Team und nach der bisher guten Vorbereitung darf man gespannt sein, ob er seine „run-after-the-catch“–Fähigkeiten schon früher als erhofft auspielen kann.

TE’s Bubba Franks, David Martin und Donald Lee müssen also wohl einen Teil der Arbeit übernehmen. An Erfahrung fehlt es ihnen ja nicht....zusammen kommen sie auf 17 Seasons in der NFL.

OFFENSIVE LINE:

Hier stellen sich nun also unsere Nackenhaare hoch und so mancher hat schon keine Fingernägel mehr, vor lauter geknabber.

Nach dem Verlust von G’s Mike Wahle und Marco Rivera im letzten Jahr, ist nun auch noch C Mike Flanagan nach Houston abgezogen. Einzig T’s Chad Clifton und Mark Tauscher erinnern an die schönen Tage, da die Packers über eine der besten Lines der NFL verfügten.

Bis zum Start der Saison wird hier noch einiges ausprobiert und verändert werden, aber der erste Auftritt im Pre-Seasonspiel gegen die San Diego Chargers verlief alles andere als positiv. Brett Favre wurde in seinen wenigen Spielzügen 2 mal „gesackt“ und stand öfters unter Druck als jedem Freund des Teams recht sein kann.

Nachdem sich nun auch noch G's Adrian Klemm und Kevin Barry verletzt haben und für die komplette Saison ausfallen, kann neben Clifton und Tauscher nur noch C Scott Wells mit Erfahrung aufwarten. Eiligst wurde jetzt noch Veteran RG Mookie Moore verpflichtet, um den zwar durchaus vielversprechenden Rookies LG Daryn Colledge, RG Jason Spitz und RT Tony Moll wenigsten ein wenig mehr Routine zur Seite zu stellen. Zusäztliche Verunsicherung kommt auch noch durch die bestimmt nicht unwesentliche Umstellung auf ein neues sog. „Zone-Blocking“ System dazu.

Man muss es sagen wie es ist: Wenn die O-Line es nicht schafft sich einzuspielen und deutlich zu steigern, wird diese Saison unerträglich lang für alle Packersfans...und nicht minder für Brett Favre.

DEFENSIVE LINE:

Ausnahmen bestätigen die Regel und somit war GM Ted Thompson bereit den Fortgang von DE Aaron Kampman mit einem angemessenen und lukrativen Vertrag zu verhinden. Kampman hatte sich in den letzten Jahren durch seine sehr solide, aber überaus bescheidene Arbeitsweise in die Herzen aller gespielt. Mit der zusätzlichen Verpflichtung von DT Ryan Pickett aus St. Louis hat man in der D-Line also eine gute Basis geschaffen und glaubt man den Coaches, werden die DT’s Colin Cole, Corey Williams und Cullen Jenkins dieses Jahr alle drei ihren Durchbruch in der NFL erleben.

Beim Passrushing setzt man weiterhin auf den nach wie vor vielversprechenden Kabeer Gbaja-Biamila der im letzten Jahr sich zwar gegenüber der Saison 2004 gesteigert hat, aber von dem nach wie vor viele sich einiges mehr erhofft haben.

DE’s Kenny Peterson, Michael Montgomery und DT Kenderick Allen runden zusammen mit den Rookies Jason Hunter und Johnny Jolly das Bild einer soliden und vielversprechenden Defensive Line ab, die auf die guten Entwicklungen des letzten Jahres aufbauen kann. Wie ein in Packerskreisen bekannter Kolumnist vor einigen Wochen schrieb: „D-Line looks leaner and meaner!“ ....hört sich doch gut an!

LINEBACKERS:

Hier wird es bis zum Saisonstart noch einiges an Diskussionen geben. Wer sind die besten 3 die man auftsellen soll? Wer spielt besser SAM...wer MIKE? Sollte der verdiente MLB Nick Barnett dann doch bereit sein auf SAM zu spielen, wenn ich herausstellt, dass einer der starken neuen Zugänge auf seiner Position einfach besser ist?

Der spektakulärste Neuzugang dieses Jahr ist bestimmt Erstrundenpick LB A.J. Hawk und auch wenn er bisher im Training und dem ersten Vorbereitungspiel nicht das gezeigt hat was zu erwarten war, gehen alle davon aus, dass von ihm viel Druck auf die gegnerische Offense ausgehen wird.

Viele glauben dass der Drittrundenpick LB Abdul Hodge genau so viel Einfluss nehmen wird wie Hawk und gerade werden viele Stimmen laut, die Hodge als MLB, Hawk auf der „Weak Side“ und somit Nick Barnett tatsächlich auf die für ihn so unattraktiven SAM Position sehen.

Durchbruch erwartet man zudem von den jungen Spielern Michael Montgomery, Ben Taylor, Brady Poppinga und Roy Manning. An Tiefe fehlt es also nicht!

SECONDARY:

Hier darf die Defense dann doch mit ein wenig Erfahrung aufwarten. Spätestens seit dem letzten Jahr zeigt CB Al Harris auf der rechten Seite das er mit der Rolle des Playmakers mehr als nur gut zurecht kommt. Wenn Neuzugang aus Oakland Charles Woodson es schafft gesund zu bleiben, hat man ein durchaus beachtliches Duo auf den Cornerpostionen stehen. Auch wenn Ahmad "Yellow Flag" Carroll 2005 seine Rolle als Starter auf der linke Seite eher schlecht als recht ausfüllen konnte, stehen mit ihm und Jason Horton hier durchaus gute Backups bereit.

Den Einkauf von von SS Marquand Manuel aus Seattle, hat letztjähriger Starter Mark Roman überhaupt nicht verkraftet. Nach einigen Unmutsäusserungen wurde dieser dann als drohender Unruheherd ausgemacht und lieber nach San Francisco ziehen gelassen. Für viele überraschend, hatte er doch 2005 eines seiner besseren Jahre.

Allerdings hat auch der Zweitrundenpick aus dem 2005 Draft Nick Collins schon gleich in seinem Rookiejahr einen sehr guten Eindruck hinterlassen, dass man ihm ohne weiteres die Postion gegenüber Manuel überlassen kann.

SPECIAL TEAMS:

Nicht gerade die Glanzdiszipin der Packers der letzten Jahre. Bilder eines Kickoff-Return-Touchdowns scheinen wie eine Fatamorgana aus den Tagen Desmond Howards zu uns herüber...war da mal was?

Wo also nicht viel ist, kann sich viel verbessern.

Allerdings fängt man dieses Jahr mit dem Verlust von K Ryan Longwell an und nicht wenige wollte GM Thompson an die Gurgel, dass der nicht mehr für die Verpflichtung eines Ersatzes getan hat, waren doch so Spieler wie Adam Vinatieri und Mike Vanderjagt zu haben.
Nach der überraschenden Entlassung von Billy Cundiff nach dem ersten Pre-Season Spiel, ruhen jetzt alle Hoffnungen auf dem jungen Dave Ryaner, der zwar einen harten Kick hat, dem es aber bisher an Genauigkeit gefehlt hat. Wie sich das mit dem Winter in Lambeau Field vertragen wird, muss man Zähneklappernd auf sich zukommen lassen....oder die Packers verpflichten dann doch kurz vor Saisonsart einen „Freigelassenen“.

Bei den Punter sieht es nicht minder dubios aus. B.J. Sander kämft im Training um seine letzte Chance und scheint diese auch schon verloren zu haben. Rookie John Ryan hat hier wohl die Überhand.

Aus dem Draft hofft man mit Rookie WR Cory Rodgers jemanden gefunden zu haben, der beim Return endlich etwas bewegen kann, der muss allerdings sich erstmal an das Fangen des Balles gewöhnen und so Ruhen hier wohl wieder alle Hoffnungen auf RB Najeh Davenport und WR Robert Ferguson.

Wieder wurde der Vertrag mit Longsnapper Rob Davies verlängert und somit ist dieser mit 37 Jahren der älteste Spieler im Kader.

SONSTIGES:

Unbedingt muss noch der erneute Wechsel auf der Position des Defensive Coordinators erwähnt werden. Der grossartige Jim Bates hat es in einem Jahr geschafft der Packersdefense neues Leben und viel Feuer einzuhauchen. Nachdem er für die Stelle des Headcoaches im Gespräch war und diese dann nicht bekommen hatte, hat er es vorgezogen anderswo eine Anstellung zu suchen...wohl verständlich. In seine Fussstapfen muss nun sein langjähriger Assistent Bob Sanders treten und die gute Nachricht ist, das dieser über die Jahre viel von Bates gelernt hat.

Zu meinem Fazit:

Viel ist also passiert. Nicht gerade das was man sich als Packersfan erhofft hat: Keine hochkarätigen Neuverpflichtungen...keine spektakulären Trades...trotzdem muss man mit dem neuen Kader zufrieden sein. Verabschieden wir uns aber von dem Traum, Brett Favre könnte sich in diesem Leben noch einen zweiten Superbowlring an den Finger stecken.

Brett selber hat gesagt, es ist das talentiertste Team mit dem er jeh gespielt hat und hat dafür viel Prügel eingefangen. Allerdings hat er auch gesagt, dass es das unerfahrendste Team seiner Laufbahn ist und da liegt der berühmte Hund begraben.

Die Packers befinden sich im Wiederaufbau. Das diese Zeit noch kommt während der grosse Quaterback hier seine Pässe versucht an den Mann zu bringen ist das einzig für viele überraschende.

Mike McCarthy hat es zumindest schon geschafft einen neuen Wind in dieses Team zu bringen. Viele die aus den Camps berichten, haben schon oft davon gesprochen, dass die schon fast unerträgliche Anspannung, die in den letzten Monaten unter Sherman herrschte, einer konzentrierten aber entspannten Arbeitsatmosphäre gewichen sind. Und das kann ja nur gut sein...

Aufbau also...etwas gutes hat es schon wenn man nicht allzuviel erwartet....jeder Sieg kommt wie eine heisse Schokolade daher...lasst uns soviel wie möglich davon trinken und geniessen. :smile2:

Ich freu mich auf eine spannende Saison.

GO PACK GO!!!