• Zitat von Buccaneer

    Vielleicht sollten wir ihn einfach nach Kuba deportieren :hinterha:


    Vergiss es, so jemand brauch Fiedel so dringend wie eine LKW Ladung Zucker. :hinterha:

    MfG Aadie :grinseen:

    Die Anzahl der Meetings steht in reziproker Relation zur Fähigkeit des Managements.
    Four in a Row. Proud about. :rockon:

  • Zitat von Aadie

    Vergiss es, so jemand brauch Fiedel so dringend wie eine LKW Ladung Zucker. :hinterha:


    Wie? Der ist doch ein Parteifreund zum Vorzeigen. Mal sehen, ob ihm dann seine Ideologien immer noch so gut gefallen :tongue2:

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Zitat von xor

    (Mal abgesehen davon, dass ein Revolutionaer, der was auf sich haelt, traditionell doch eher Amnestie fordert als Gnade... Da hatten's die Jungs in Italien glaub ich besser, oder?)


    Klar, bei Amnestie kann man seine revolutionäre Haltung wenigstens noch als Orden auf der Brust tragen, wohingegen ein Gnadengesuch eher einem Rückgratsbruch gleichkommt

    Soviel ich weiß haben einige der Brigade Rosse in den 80ern Amnestie von Mitterrand in Frankreich zugesichert bekommen, wenn sie wieder ein "normales" Leben führen...weiß noch, dass einer wieder Soziologiedozent war. In Italien dagegen? :madness Übrigens gab es erst vor 1-2 Wochen wieder festnahmen links-extremer, gewaltbereiter Freiheitskämpfer in Italien, die angeblich zu Ostern Sivio B. abknallen wollten....

    Überhaupt hält diese "historische Wahrheit" in Italien anscheinend länger an, wenn du damit die "Kräfte" bzw. das "rev. Gewaltpotential" als gesellschaftlich getragen bzw. gewünscht verstehst (so habe ich dein post zumindest verstanden....ganz deleuzianischer Ontologie folgend, dass das Denken immanent das Sein ausdrücken kann)

  • Zitat von Buccaneer

    Wie? Der ist doch ein Parteifreund zum Vorzeigen. Mal sehen, ob ihm dann seine Ideologien immer noch so gut gefallen :tongue2:


    Ups, da fällt mir doch der alte Kumpel Ernesto ein.
    Dem wurde es auch langweilig und ging nach Bolivien.
    Da war er aber noch keiner in der Ü50 Auswahl. :tongue2:

    MfG Aadie :grinseen:

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  • Zitat von xor

    Ich wollte die Frage ja eigentlich aussitzen ;), weil sie vielleicht zu schwierig fuer ein Football-Board ist. Aber nachdem das jetzt nochmal hochkocht:

    Es ging mir im weiteren Sinne um so was wie "historische Wahrheit".

    Natuerlich koennen wir es uns heute leicht machen und da einfach die Juristen und Psychologen drauf ansetzen. ("Verbrecherisch"/"pathologisch"...) Aber es waren ja nicht nur ein paar Psychos, die ballernd durch die Malls gezogen sind, sondern das hatte ne unterliegende Theorie und einen universalistischen moralischen Anspruch. Beide waren krude, aber eine Variante dieser Situationseinschaetzung wurde vermutlich 1968 in West-Berlin von ziemlich vielen Studenten geteilt. (Gut, die gingen nicht alle in den Untergrund, aber es gab angeblich - hab das nicht gecheckt, - 1971 mal ne Allensbach-Umfrage, in der gut 20% aller Westdeutschen zwischen 16 und 29 angaben, dass sie zumindest ernsthaft darueber nachdenken wuerden, ob sie jemanden aus dem linksterroristischen Kreis fuer eine Nacht unterbringen wuerden.)

    Aber zu welchem Grad durfte man damals so (~~ revolutionaere Situation / revolutionaere Gewalt ist legitim) denken? Und wenn nicht, durfte man zu anderen Zeiten so denken? 1789? 1917? 1918? 1933? Etc., [Leerstellen ausfuellen]...

    Darauf zu antworten lässt derzeit meine Zeit nicht zu. Das muss leider bis Ende nächster Woche warten.... :smile2:

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Naja das sie ihm nicht geholfen haben ist logisch wenn man die Ablehnung des Gesuchs mit diesem schreiben begründet.
    Da hat sich halt die Macht der Medien wieder mal gezeigt. Niemand hätte es sich jetzt leisten können Klars Haftbedingen zu lockern ohne politisch gemeuchelt und als Terroristen Unterstützer zu gelten.

    Da wurde ein Brief der allen Medien und Politikern seit 1 1/2 Monaten zugänglich war geschickt kurz vor der Entscheidung hochgepuscht und führte letztendlich dazu das Klar weiterhin im Knast sitzen muss.

    Bewiesen ist auf jeden Fall seit heute. Deutschland hat wieder (immer noch) Politische Gefangene. Natürlich hat ein mehrfacher Mörder die Strafe verdient aber da sein Gnadengesuch mit der Begründung einer Politischen Äusserung von ihm abgelehnt wurde muss man leider davon ausgehen das seine politische Meinung eine Rolle spielt.

  • Zitat von Gonzales

    Bewiesen ist auf jeden Fall seit heute. Deutschland hat wieder (immer noch) Politische Gefangene. Natürlich hat ein mehrfacher Mörder die Strafe verdient aber da sein Gnadengesuch mit der Begründung einer Politischen Äusserung von ihm abgelehnt wurde muss man leider davon ausgehen das seine politische Meinung eine Rolle spielt.

    Was angesichts der Tatsache das er seine Morde aufgrund dieser politischen Meinung begangen hat, nicht weiter verwunderlich sein dürfte.

  • Über das Gnadengesuch wurde doch noch gar nicht entschieden, oder?

    Auch kann ich die plötzliche Aufregung über die Äußerungen Klars nicht begreifen oder hatte etwa jemand etwas anderes von ihm erwartet. Ein Ex-Terrorist hat lediglich mit kommunistischen Standardparolen klargestellt wo er politisch steht. Und das Klar natürlich Länder die von einem Ex-Militär in ein totalitäres Regime umgewandelt werden gut findet und als Vorbild sieht überrascht mich auch nicht.

    [size=7]The Tide is Rising[/size]

  • Zitat von Jo Brauner

    Überhaupt hält diese "historische Wahrheit" in Italien anscheinend länger an, wenn du damit die "Kräfte" bzw. das "rev. Gewaltpotential" als gesellschaftlich getragen bzw. gewünscht verstehst (so habe ich dein post zumindest verstanden..


    Schon irgendwie "getragen", wenn auch letztlich doch nur von einer krassen Minderheit. Aber die "Pathologie" war wohl so verbreitet, dass man sie nur mit einiger Gewalt auf eine Summe individualpsychologischer Befunde zurueckfuehren koennte. Wobei man auch diese Schiene nicht ausblenden darf - schliesslich gab es in Richtung Psychiatrie auch bewusste Rekrutierungsversuche, und es gab das "Sozialistische Patientenkollektiv" im Umfeld. Waer mal interessant zu wissen, ob die auch (den fruehen?) Deleuze gelesen haben...

    Zitat

    ..ganz deleuzianischer Ontologie folgend, dass das Denken immanent das Sein ausdrücken kann)


    Wie das bei Deleuze genau funktioniert, musst du bitte naeher erklaeren; meine Rezeption war nicht sonderlich gruendlich, weil mich die vitalistische Metaphorik immer etwas abgestossen hat. Aber zunaechst hab ich in der Frage ne Praeferenz zugunsten zumindest heuristischer Trennung; bevor man anfaengt, an der Beziehung zwischen den beiden zu basteln.

  • Zitat von Disastermaster

    Was angesichts der Tatsache das er seine Morde aufgrund dieser politischen Meinung begangen hat, nicht weiter verwunderlich sein dürfte.

    Oh doch. Schliesslich gab es ja ein rechtskräftiges Gutachten welches ihn als ungefährlich einschätzt. Einzig darum sollte es ja gehen und nicht darum ob die politische Umerziehung ,die er anscheinend im Knast geniessen sollte nicht gefruchtet hat.

  • Zitat von Gonzales

    Oh doch. Schliesslich gab es ja ein rechtskräftiges Gutachten welches ihn als ungefährlich einschätzt. Einzig darum sollte es ja gehen und nicht darum ob die politische Umerziehung ,die er anscheinend im Knast geniessen sollte nicht gefruchtet hat.


    Wie aussagekräftig "Gutachten" sind, hat man ja im Falle Mitja wieder wunderbar gesehen :hinterha:

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  • Zitat von Wendigo

    Dummerweise ergibt es aber keinen Sinn einen Sexualstraftäter mit einem ideologischen Überzeugungstäter zu vergleichen ...


    Wieso nicht? Beide werden bewertet auf Basis einer subjektiven Einschätzung eines oder mehrerer Gutachter.
    Es gibt in diesen Fällen so oder so halt keine "sichere" Prognose

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  • Zitat von Wendigo

    Der Prozess des Begutachtens funktioniert durchaus; nur eben nicht (beziehungsweise zu selten) bei Triebtätern.


    Hast Du da irgendwo eine Quelle für?

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Zitat von Wendigo

    Die Wahrscheinlichkeit, dass Klar im Affekt ein Mordattentat plant und asführt, ist hingegen ziemlich gering.


    Sowas passiert sicher nicht im Affekt, aber trotzdem bin ich bei sowas immer noch skeptisch. Ich sehe immer noch die Gefahr der Ikonisierung und der damit verbundenen Selbstreflektion der Vergangenheit. Wenn ihm von gewissen Kreisen vermittelt wird, dass sein damaliges Handeln richtig und vorbildhaft war (und seine Ansichten zum Staat scheinen das Ganze ggf. auf fruchtbaren Boden fallen zu lassen), können solche leute sicher schnell wieder in alte (und radikalere) Denkmuster zurückfallen.

    Mann kann den leuten halt immer nur im gewissen Grade in den Kopf schauen

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  • Zitat von Wendigo

    Nein, leider nicht. War mal Inhalt zweier Gastvorlesungen, in die ich mich interessehalber gesetzt habe. Ich will's mal vereinfacht widergeben: Bei einem solchen Gutachten überprüfen die Psychologen in erster Linie, ob bei dem Täter/Patienten überhaupt die Intention besteht, sich zukünftiger Straftaten zu enthalten. Das lässt sich mit modernen psychologischen Erkenntnissen relativ einfach feststellen - nichts anderes tut ja zum Beispiel auch die MPU. Bei einem ordinären Straftäter ist mit Einsicht schon viel gewonnen - seine Straftaten erfolgten ja in der Regel nicht aus einem situationsbedingten Affekt, sondern waren Gegenstand mehr oder weniger ausführlicher Planung. Bei einem Triebtäter wird's deshalb schwierig, weil der Sexualtrieb durch die entsprechende Therapie nicht verschwindet, sondern lediglich unterdrückt wird - bei einer entsprechenden Situation (zum Beispiel die Begegnung mit einem Kind, das den sexuellen Vorlieben entspricht) kann es dann allerdings trotz aller Einsicht zu einer Affekthandlung kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Klar im Affekt ein Mordattentat plant und asführt, ist hingegen ziemlich gering.


    Ohne jetzt zu sehr in das Thema rein gehen zu wollen nur ein kurze Anemrkung. Wenn dem so ist, wie du schreibst, was ich auch glaube, dann ist es doch grundsätzlich unverantwortlich Sexualtäter aus dem Gefängnis zu entlassen. Warum wird es dann trotzdem getan ? Das ist eine ernst gemeinte Frage

  • Zitat von Wendigo

    Stimmt.


    Weil sie nach der gegenwärtigen Gesetzeslage einen ebensolchen Anspruch auf Resozialisierung haben wie andere Straftäter auch. Und weil eine Änderung dieser Gesetzeslage verfassungsrechtlich kaum durchsetzbar wäre. Da kommt dann der Grundsatz ins Spiel, das Strafe verhältnismäßig sein muss. Wenn du nun also jemanden, der ein kleines Mädchen missbraucht hat, buchstäblich lebenslang hinter Gitter schickst, einen Mörder aber nach zehn oder fünfzehn Jahren wieder laufen lässt, argumentiert erster verständlicherweise mit der Unverhältnismäßigkeit seiner Strafe. Im Grunde ist das Ganze eine juristische Zwickmühle. Man müsste eigentlich, aber man kann eben nicht.


    Nun ich bin kein Jurist, aber hat Resozialsierung nicht damit was zu tun, ob der Straftäter, keine "Bedrohung" für die Gesellschaft mehr ist ? Das würde aber der oben beschriebenen, nennen wir sie mal steten Bedrohung, widersprechen oder nicht ?

  • Zitat von Wendigo

    Doch, aber dann müsste man diese Sichtweise auch gesetzlich manifestieren. Und sagte man nun: Alle Sexualstraftäter sind grundsätzlich nicht resozialisierbar, dann begäbe man sich auf sehr dünnes Eis. Denn in so einer pauschalen Form stimmt das natürlich auch wieder nicht - es werden ja nicht sämtliche Sexualtäter rückfällig. Einige lernen durchaus, mit ihrer Sexualität so umzugehen, dass dabei niemand zu Schaden kommt; das Dumme ist nur, dass niemand garantieren kann, dass es in einer entsprechenden Situation (die immer auftauchen kann, auch wenn der Betroffene in der Therapie lernt, sie zu umgehen) nicht zu einer Affekthandlung kommt. Aber nur, weil das bei einem gewissen Prozentsatz so ist, kann man eben schlecht jeden lebenslang inhaftieren.


    Ich sehe schon mit Stammtischparolen wie "alle wegsperren" kommt man hier nicht weit :mrgreen:

    Aber im Ernst, es ist wirklich ein schwieriges Thema und eine wirkliche Lösung wird es wohl nicht geben. So scheint es mir zumindest. Andererseits kanns auch nicht die Lösung sein zu sagen, sowas passiert eben ab und zu und damit muss man leben :madness .

  • @Wendigo und Ausbeener
    Sagt euch der Name Jürgen Bartsch etwas?
    Dessen Geschichte zeigt, egal was gemacht wird/wurde, es war/ist falsch.

    MfG Aadie :grinseen:

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  • Zitat von Aadie

    @Wendigo und Ausbeener
    Sagt euch der Name Jürgen Bartsch etwas?
    Dessen Geschichte zeigt, egal was gemacht wird/wurde, es war/ist falsch.


    Sagt mir nichts, aber ich bin gespannt :smile2:

  • So, komme jetzt dazu. :)

    Zitat von xor


    Aber zu welchem Grad durfte man damals so (~~ revolutionaere Situation / revolutionaere Gewalt ist legitim) denken? Und wenn nicht, durfte man zu anderen Zeiten so denken? 1789? 1917? 1918? 1933? Etc., [Leerstellen ausfuellen]...

    Ich verstehe was Du meinst und bin mir absolut nicht sicher, ob man darauf überhaupt eine schlüssige bzw. korrekte Antwort geben kann. Zum einen legitimiert sich eine solche Denke sicherlich auf Basis der gesellschaftlichen Randbedingungen, wobei man das retrospektiv wohl schlecht bewerten kann. Der "gefühlte" Druck innerhalb des Systems ist meines Erachtens kaum nachvollziehbar, es sei denn, man habe ihn selbst erlebt (und selbst dann verklärt einem die verstrichene Zeit und das in ihr erlebte den Blick zurück). Zum anderen fällt eine Definition absoluter und sinnvoller moralisch-ethischer Kategorien, die im Weiteren als Bewertungsmaßstab dienen könnten, ziemlich schwer, da auch solche Kategorien direkt mit den historischen Randbedingungen verwoben sind: Was ethisch vor ein paar Jahren oder Jahrhunderten noch völlig normal schien bringt uns schließlich heute gehörig auf die PC-Palme.

    Nun könnte man sich natürlich auf zwei relativ bequeme Positionen zurück ziehen: a) die Entwicklung der Geschichte und damit die normative Kraft des Faktischen erzählt letzlich die einzige Wahrheit oder b) Deine Ausgangsfrage kann nur individuell - also im Wortsinn auf das Individuum bezogen - beantwortet werden. Mir persönlich behagt weder das eine noch das andere. Mehr vielleicht besser per PN, bevor uns der Verfassungsschutz aufs Dach steigt. ;)

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  • Zitat von datajunk

    Mir persönlich behagt weder das eine noch das andere. Mehr vielleicht besser per PN, bevor uns der Verfassungsschutz aufs Dach steigt. ;)


    Hey, das ist ein freies Land, und ich erhoffe fuer mich weder Gnade noch verbesserte Haftbedingungen. :D

    Aber fair enough, so aehnlich sehe ich das auch. Ich wollte die Frage auch nur mal als Interdependenzunterbrechung in den Raum werfen, nachdem die Werturteile wieder mal ein wenig freigiebig-besinnungslos verteilt wurden...

  • Ich krame diesen Thread nochmals hervor um auf ein - wie ich finde - tolles Essay aus der Zeit hinzuweisen, geschrieben von Felix Ensslin, dem Sohn von Gudrun Ensslin.

    Die doppelte Verdrängung

    Ich tue dies deßhalb, weil ich es für eine sehr schöne Reflektion über Gnade und Terror halte, weil implizit auch das Thema von xor und mir der letzten Beiträge angerissen wird und weil einige Passagen - wie ich finde - ungemein viel Wahrheit enthalten. Wie z.B.:

    Zitat

    "Edmund Stoiber aktualisiert die kulturkämpferische Argumentation, wenn er Christian Klar nicht als verurteilten Mörder anspricht, sondern als den Autor eines Grußwortes. Gemäß der Logik: »Was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Paul als über Peter« schließt Stoiber aus Klars antikapitalistischer Gesinnung, dass Klar noch terroristisch denke. Zugespitzt bedeutet diese Logik: Nicht Straftaten machen den Terroristen zum Terroristen – und zum Gegenstand rechtsstaatlicher Maßnahmen –, sondern Gedanken, die zur bestehenden Ordnung eine Alternative erträumen. Immerhin erweist sich Stoiber hier als echter Konservativer. Denn es ist ein Grundgedanke des Konservatismus, dass die Unfähigkeit, die Realität zu akzeptieren, der Anfang allen Übels ist und in letzter Konsequenz also auch der Nährboden für Terrorismus."

    Zitat

    Unter all den Hülsen und populistischen Einlassungen ist ein Bewusstsein vorhanden, dass es sich bei der Debatte um die Begnadigung eines Terroristen um eine traumatische Wiederkehr des Politischen selbst handelt. Der Akt der Gnade, so er vollzogen würde, verwiese in sich selbst schon darauf, dass die Welt, so wie sie ist, nicht die einzig denkbare – vielleicht sogar nicht die wirklich wünschenswerte – ist.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Zitat von datajunk

    Ich krame diesen Thread nochmals hervor um auf ein - wie ich finde - tolles Essay aus der Zeit hinzuweisen, geschrieben von Felix Ensslin, dem Sohn von Gudrun Ensslin.


    Durchaus lesenswert (wie uebrigens auch Reemtsmas Take und Baums Antwort darauf). Die schwaetzenden Klassen fand ich nett, die kannte ich noch nicht. Aber vielleicht im Detail manchmal nicht ganz sauber argumentiert.

    Zitat

    Gemäß der Logik: »Was Paul über Peter sagt, sagt mehr über Paul als über Peter« schließt Stoiber aus Klars antikapitalistischer Gesinnung, dass Klar noch terroristisch denke. Zugespitzt bedeutet diese Logik: Nicht Straftaten machen den Terroristen zum Terroristen – und zum Gegenstand rechtsstaatlicher Maßnahmen –, sondern Gedanken,


    Aber was Paul ueber Peter sagt, sagt natuerlich auch viel ueber Paul aus. Man kann zu Stoibers Auesserungen stehen wie man will -- natuerlich bedient der die Bierzelte -- aber in einer Debatte ueber Freilassung aus Gnade finde ich es schon legitim, solche Stellungnahmen einzubeziehen. Man kann aus Klars Grusswort nicht rauslesen, dass er sich morgen wieder die Heckler&Koch umschnallen wuerde. Aber eine teilweise aberwitzige Realitaetswahrnehmung steckt da schon drin.

    Zitat

    Der Akt der Gnade, so er vollzogen würde, verwiese in sich selbst schon darauf, dass die Welt, so wie sie ist, nicht die einzig denkbare – vielleicht sogar nicht die wirklich wünschenswerte – ist.


    Die Parallelisierung von Terror und Gnade (beide sind Willkuerakte, die mit der Logik des politischen Spiels brechen) ist ja recht interessant. Allerdings verweist der Begriff der Gnade ja doch gerade nicht auf eine andere politische Logik, sondern fuehrt zunaechst mal eher in religioese und ethische Sphaeren.

    Wo ich ihm allerdings recht gebe, aber das hatten wir ja schon, ist die Betonung der politischen Dimension beim Versuch, die RAF zu verstehen. Das alles in Machtgeilheit und Psychopathologie aufzuloesen ist zwar populaer, aber traegt wenig zur Wahrheitsfindung bei. (Auch wenn's deutliche Anhaltspunkte in diese Richtung gibt, etwa in dieser faszinierenden Story.) Da argumentiert Reemtsma auch ein wenig unter seinem Niveau, finde ich.

    Was mich an der Gnadendebatte auf unangenehme Weise reibt, ist dass da jemand fuer sich um Gnade bittet, in dessen eigener Praxis ich davon wenig sehen kann. Und eben auch in seinen juengeren Aeusserungen nicht. Das stoert mich, nicht, dass er nach wie vor systemkritisch ist.

  • Zitat von xor

    ...
    Aber was Paul ueber Peter sagt, sagt natuerlich auch viel ueber Paul aus. Man kann zu Stoibers Auesserungen stehen wie man will -- natuerlich bedient der die Bierzelte -- aber in einer Debatte ueber Freilassung aus Gnade finde ich es schon legitim, solche Stellungnahmen einzubeziehen. Man kann aus Klars Grusswort nicht rauslesen, dass er sich morgen wieder die Heckler&Koch umschnallen wuerde. Aber eine teilweise aberwitzige Realitaetswahrnehmung steckt da schon drin.

    Soviel ich weiss kommt es hier ausschließlich darauf an, dass von Herrn Klar keine Gefährdung für die Allgemeinheit mehr ausgeht. Ist dem so, dann muss er freigelassen werden auch wenn viele Teile der Medien oder Herr Stoiber das gerne anders handhaben würden.

    Im übrigen gesteht das Gesetz Herrn Klar durchaus sein Recht auf freie Meinungsäußerung zu, sollte er dieses Recht nicht haben oder auf Grund seiner Meinung weiterhin gefangen gehalten werden dann haben wir in Deutschland halt auch faktisch politische Gefangene.

  • Zitat von Bonee

    Soviel ich weiss kommt es hier ausschließlich darauf an, dass von Herrn Klar keine Gefährdung für die Allgemeinheit mehr ausgeht. Ist dem so, dann muss er freigelassen werden auch wenn viele Teile der Medien oder Herr Stoiber das gerne anders handhaben würden.


    Aber das stimmt ja doch gerade nicht.

    Der versammelte juristische Sachverstand moege mich korrigieren, aber der Witz an der Gnadenentscheidung ist doch gerade, dass es keine klar definierten juristischen Kriterien dafuer gibt, wann sie anzuwenden ist. Sie ist letztlich eine Willkuerentscheidung.

    Zitat

    Im übrigen gesteht das Gesetz Herrn Klar durchaus sein Recht auf freie Meinungsäußerung zu, sollte er dieses Recht nicht haben oder auf Grund seiner Meinung weiterhin gefangen gehalten werden dann haben wir in Deutschland halt auch faktisch politische Gefangene.


    Dir ist klar, dass du damit voellig die Frage verdrehst, um die es geht?

  • Zitat von xor

    Aber das stimmt ja doch gerade nicht.

    Der versammelte juristische Sachverstand moege mich korrigieren, aber der Witz an der Gnadenentscheidung ist doch gerade, dass es keine klar definierten juristischen Kriterien dafuer gibt, wann sie anzuwenden ist. Sie ist letztlich eine Willkuerentscheidung.

    Yoda haste Recht ...

  • Diese Gnadenentscheidung ist doch, im Prinzip, nichts anderes als irgendwelche Amnestien die weltweit zu irgendwelchen Feiertagen oder zu "Ehren des ersten Popels des Thronfolgers" :hinterha: durchgeführt werden.
    Das ist eine uralte Sitte. Unsere ganze abendländische Kultur entstand aus so einer Sache. Barabas wurde begnadigt und Jesus wurde Geschichte.

    Ja, zwischen Amnestie und Gnadenentscheid gibt es judikative Unterschiede.

    MfG Aadie :grinseen:

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