Raiders Preview 2007 - Ein neuer Anfang
Seit dem Erreichen des Superbowls 2002 befinden sich die Oakland Raiders in einer tiefen Krise. Gerade mal 15 Spiele konnten sie in den letzten vier Jahren gewinnen. Sie sind damit das schlechteste Team der letzten vier Jahre. Nachdem Norv Turner nach zwei erfolglosen Saisons 2005 entlassen wurde, sollte alles wieder besser werden. Art Shell wurde aus dem Ruhestand geholt und er sollte die Raiders wieder zum alten Glanz führen. Jedoch wurde mit ihm alles nur noch schlimmer. Das Team gewann gerade mal zwei Spiele und sicherte sich damit den Nr. 1 Pick in der Draft.
Nach der Saison wartete Al Davis nicht lange um seinen Freund Art Shell zu entlassen. Gleichzeitig begann die Suche nach einem neuen Coach. Und es wurde schnell klar, dass die Raiders nach einem jungen College Coach suchten. Die Wahl fiel schließlich auf den 31 Jährigen Offensive Coordinator der USC Lane Kiffin. Mit ihm soll nun endlich eine neue Offense aufgebaut werden.
Und Kiffin begann auch sofort die Mannschaft nach seinen Vorstellungen umzubauen. Mit dem Nr. 1 Pick in der Draft wurde mit Jamarcus Russell ein potenzieller Franchise QB geholt. Gestandene Spieler wie Randy Moss oder Aaron Brooks, die in den vergangenen Jahren enttäuscht haben, wurden entlassen oder getradet.
Die Raiders hatten wegen vieler falscher Entscheidungen in den vergangenen Jahren keine besonders gute Salary Cap Situation. Deshalb agierten sie in der Free Agency, wie schon im vergangenen Jahr, sehr vorsichtig. Trotzdem wurden sehr viele neue Spieler verpflichtet. Die großen Namen fehlten bei den Verpflichtungen zwar. Aber auch ohne das große Geld auszugeben haben es die Raiders geschafft in der Free Agency Spieler zu finden, die vor allem der schwachen Offense helfen sollten.
Durch die guten Entscheidungen in den letzten beiden Jahren sollten die Salary Cap Probleme der Raiders in der nächsten Offseason der Vergangenheit angehören. Das Team entwickelt sich in die richtige Richtung. Die Raiders können bei ihren Neuaufbau auf eine gute junge Defense bauen. Aber der Aufbau der neuen Offense hat in diesem Jahr erst seinen Anfang genommen. Und der Weg ist immer noch sehr weit.
Wichtige Zugänge durch die Free Agency und Trades:
QB Josh McCown (Det)
FB Justin Griffith (Atl)
OG Cooper Carlisle (Den)
S Donovin Darius (Jac)
RB Dominic Rhodes (Ind)
TE Tony Stewart (Cin)
WR Travis Taylor (Min)
Isaiah Kacyvenski (StL)
C Jeremy Newberry (SF)
WR Mike Williams (Det)
TE Fred Wakefield (Ari)
Wichtige Abgänge:
QB Aaron Brooks
WR Randy Moss (NE)
QB Marques Tuiasosopo (NYJ)
Draft:
1. Runde (1) QB JaMarcus Russell
2. Runde (38) TE Zach Miller
3. Runde (65) DE Quentin Moses
3. Runde (91) OT Mario Henderson
3. Runde (99) WR Johnnie Lee Higgins
4. Runde (100) RB Michael Bush
4. Runde (110) CB John Bowie
5. Runde (138) DE Jay Richardson
5. Runde (165) SS Eric Frampton
6. Runde (175) FB Oren O'Neal
7. Runde (254) WR Johnathan Holland
Nachdem die Raiders mit dem ersten Pick mit Russell ihren Franchise QB holten, begannen sie mit den späteren Picks die vielen Lücken im Team zu schließen. Im Vordergrund stand dabei die Offense. Mit Zach Miller wurde die schwache TE Position aufgewertet. Mario Henderson soll die Oline verbessern und Michael Bush könnte Dominic Rhodes und LaMont Jordon schon sehr bald herausfordern. Durch einen Trade mit Lions wurde am Draft Tag WR Mike Williams und QB Josh McCown verpflichtet.
Coaching Staff:
Neben der Verpflichtung von Lane Kiffin gab es noch viele weitere Änderungen im Coaching Staff. Auf der Defense Seite konnten die Raiders Defensive Coordinator Rob Ryan halten. Durch die Erfolge der Raiders Defense im vergangenen Jahr ist Rob Ryan zu einem gefragten Mann geworden. Mittlerweile ist er selber ein Head Coach Kandidat. Ryan behielt auf der Defense Seite seine Assistenten, während Kiffin die Positionen in der Offense alle neu besetzen musste. Mit OC Gregg Knapp und RB Coach Tom Rathman konnte Kiffin erfahrene NFL Coaches seinem Staff hinzufügen. Das Playcalling wird er allerdings selber übernehmen. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich der junge Head Coach schlagen wird. Im Raiders Team befinden sich einige Spieler, die älter sind als Kiffin. Werden die Spieler Kiffin respektieren? Was passiert, wenn die Erfolge im ersten Jahr ausbleiben? Kann Kiffin dann das Team motivieren? Gibt der ungeduldige Al Davis ihm die notwendige Zeit für den Neuaufbau? Kiffin steht auf jeden Fall vor einer sehr schweren Aufgabe.
Offense 2007
Quarterback (Rating: 6.0):
Josh McCown, JaMarcus Russell, Andrew Walter
JaMarcus Russell ist ein sehr talentierter QB. Aber ein Rookie QB hat es in der NFL immer schwer. Und wenn man an erster Stelle gedraftet wird, bedeutet das normalerweise, dass man beim schlechtesten Team der NFL spielen muss. Die Erwartungen der Fans und der Medien sind bei einem so hohen Pick trotzdem sehr groß. Bei den Raiders kommt noch erschwerend hinzu, dass vor allem die Oline eine sehr große Baustelle ist. Die Raiders werden Russell zuerst wahrscheinlich schützen und deshalb einen anderen QB einsetzen, bis Russell genug gelernt hat und sich die OLine etwas eingespielt hat. Aus diesem Grund suchten die Raiders lange nach einem Veteran QB. Bei der Draft ertradeten sie schließlich Josh McCown von den Lions .
McCown hat in seiner Karriere eine Saison noch nie als Starter begonnen. Aber selbst wenn es in diesem Jahr klappen sollte, wird er wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er von Russell abgelöst wird. Er kann diesen Zeitpunkt durch gute Leistungen verzögern. Aber der Wechsel wird kommen.
Andrew Walter galt vor kurzem noch als der QB der Zukunft bei den Raiders. Nach einer schlechten Saison wird er in diesem Jahr wohl nur noch die Nr. 3 sein. Dabei musste er im letzten Jahr unter der schwachen OLine sehr leiden. Dazu verletzte er sich in zu Beginn des Offseason Programms schwer und musste mehrere Wochen pausieren, was ihm im Kampf mit McCown und Russell nicht geholfen hat.
Ein weiteres Problem von Walter ist die fehlende Beweglichkeit. Und hinter dieser OLine ist das ein großes Problem. McCown dagegen ist sehr beweglich. Was ihm helfen sollte.
Bis jetzt hat Kiffin keinen Starter ernannt. Aber es wäre eine Überraschung, wenn McCown zu Beginn der Saison nicht starten würde.
Halfback (Rating 6.5):
LaMont Jordan, Dominic Rhodes, Justin Fargas, Michael Bush
LaMont Jordan hat sich nach einer soliden Saison 2005 im letzten Jahr viele Sympathien verspielt. Allerdings wurde er im letzten Jahr immer wieder durch viele Verletzungen gebremst. Die Raiders reagierten in der Offseason auf die Verletzungen von Jordan und verpflichteten mit Dominic Rhodes einen erfahrenen Veteranen und mit Michael Bush einen talentierten Rookie.
Bush kommt jedoch von einer schweren Verletzung zurück. Vor seinem Senior Jahr im College war er ein Heisman Trophy Kandidat und er galt als möglicher 1. Runden Pick. Eine Verletzung zu Beginn der Saison machte ihm einen Strich durch die Rechnung. In der Draft fiel er bis in die vierte Runde. Er ist zwar wieder gesund. Aber nach einer so schweren Verletzung brauchen die Spieler normalerweise etwas Zeit. Er wird wahrscheinlich erst 2008 wieder an sein Potenzial herankommen. Dominic Rhodes wurde von der NFL für die ersten vier Spiele gesperrt. So dass LaMont Jordan als sicherer Starter in die Saison gehen wird. Wenn er in den ersten vier Spielen seine Leistungen nicht verbessert, wird er schnell von Dominic Rhodes ersetzt werden. Langfristig ist aber weder Jordan noch Rhodes eine Lösung. Vielleicht kann Bush schon in diesem Jahr zeigen, dass er der Mann der Zukunft ist.
Fullback (Rating 7.5):
Justin Griffith, Zack Crockett
Die Neuverpflichtung von den Atlanta Falcons soll das Laufspiel in diesem Jahr verbessern. Griffith ist ein guter Blocker und ein guter Receiver. Und er kann bei Short Yardage Situationen als Runner eingesetzt werden. Die Zeit des Raiders Urgesteins Zack Crockett ist dagegen fast abgelaufen.
Wide Receiver (Rating 6.0):
Jerry Porter, Ronald Curry, Travis Taylor, Mike Williams, Doug Gabriel,
Johnnie Lee Higgins
Die Raiders hoffen, dass sie sich durch den Abgang von Randy Moss auf der WR Position verbessert haben. Art Shell hatte im letzten Jahr den Mut Jerry Porter an die Seitenlinie zu stellen. Er hatte aber nicht den Mut das gleiche mit Moss zu machen. Moss "joggte" sehr oft im Spiel falsche Routen, verschuldete damit viele Interceptions und ließ dazu in jedem Spiel die Bälle reihenweise fallen. In diesem Jahr erwarten die Raiders zumindest, dass die Receiver Einsatz zeigen und in jedem Spiel kämpfen. Und einige von den Receivern müssen sich auch neu beweisen.
Den Raiders fehlt das große Talent auf dieser Position. Porter, Curry und Taylor sind alle keine Nr. 1 Receiver. Alle drei sind bereits seit vielen Jahren in der NFL. Und keiner von ihnen hat bis jetzt eine 1000 Yard Saison vorzuweisen. Porter wird wahrscheinlich die Hauptanspielstation des Teams sein. Durch den Streit mit Art Shell spielte er im letzten Jahr kaum. Er muss wieder an die Jahre 2004 und 2005 anknüpfen, wenn er eine Zukunft in der NFL haben will. Ronald Curry wird neben Porter der zweite Starter sein. Curry überzeugte im letzten Jahr, obwohl er nur in vier Spielen als Starter auflaufen durfte. Travis Taylor gibt einen soliden dritten Receiver ab. Er wird mit Doug Gabriel und mit Mike Williams um Spielzeit kämpfen.
Mike Williams versucht in Oakland einen Neuanfang. Er kennt Lane Kiffin seit vielen Jahren und hofft, dass dieser ihm zum Durchbruch in der NFL verhelfen kann. Aber es gibt nicht sehr viele Leute, die an diesen Durchbruch glauben. Zu schlecht war er in seiner Detroit Zeit.
Rookie Johnnie Lee Higgins wird in seinem ersten Jahr hauptsächlich als Returner eingesetzt werden.
Tight End (Rating 6.0):
Zach Miller, Tony Stewart, Courtney Anderson, Fred Wakefield, John Madsen
Neben der OLine war die TE Position im letzten Jahr die große Schwachstelle bei den Raiders. In
der Offseason haben die Raiders dieses Problem adressiert. So sehr, dass der letztjährige Starter Courtney Anderson um einen Roster Platz bangen muss. Anderson leistete Moss im letzten Jahr hartnäckig Konkurrenz und ließ am Ende ähnlich viele Bälle fallen, wie sein berühmter Kollege. Er muss sich steigern, wenn er im Team bleiben will.
Der neue Starter wird Rookie Zach Miller sein. Der von den Bengals gekommene Tony Stewart soll Miller bei der Umstellung vom College helfen. Einige Scouts hielten Miller sogar für den talentiertesten TE der diesjährigen Draft. Der früh in der zweiten Runde gedraftete Miller bleibt jedoch ein Rookie, der noch sehr viel lernen muss. Trotzdem konnte mit ihm und mit Stewart die Tight End Position deutlich aufgewertet werden.
OLine (Rating 4.0)
LT Barry Sims, LG Paul McQuistan, C Jake Grove, RG Cooper Carlisle, RT Robert Gallery, RT Cornell Green, G Kevin Boothe, T Chad Slaughter, T Mario Henderson, C Adam Treu, C Jeremy Newberry
Der große Problembereich der vergangenen Saison wurde in der Offseason nur halbherzig adressiert. Die Raiders hoffen trotzdem, dass die Oline sich verbessern kann. Das neue System von Lane Kiffin sieht ein Zonen Blocking vor, welches z.B. die Broncos seit vielen Jahren praktizieren. Die Coaches hoffen, dass das Talent auf dem Roster ausreicht und das Zonen Blocking die Aufgabe für die Spieler einfacher macht.
Allerdings müssen die Spieler erst beweisen, dass sie besser als ihr Ruf sind. Auf dem Papier sieht die OLine der Raiders nämlich sehr schwach aus. So schwach, dass der von den Broncos gekommene Cooper Carlisle wahrscheinlich der beste Oliner in dieser Gruppe ist. Der 33 Jährige Barry Sims wird wieder den Job auf der LT Position übernehmen. Er ist aber nur eine Notlösung und er wird nur deshalb dort eingesetzt, weil die Alternative fehlt. Drittrunden-Pick Mario Henderson soll der Backup auf der LT Position sein.
Robert Gallery wechselt nach seinem schwachen Jahr als Left Tackle zurück auf die rechte Seite. Und er wird dort sogar um seinen Starter Job kämpfen müssen. In den OTAs wurde Gallery häufig als Guard eingesetzt. Schon das zeigt, dass sich Gallery das Vertrauen der Coaches erst erarbeiten muss. Es wird ihm helfen, dass auch auf der rechten Seite kaum Konkurrenz vorhanden ist. Der von den Buccaneers gekommene Cornell Green wird der Backup sein. Green spielt seit 7 Jahren in der NFL. Er hat in seiner Karriere jedoch noch nie ein Spiel als Starter bestritten.
Auf der LG Position werden mit Paul McQuistan und Kevin Boothe zwei Youngstars um den Starter Posten kämpfen. In beide setzen die Raiders für die nächsten Jahre viele ihrer Hoffnungen. Auf der Center Position bleibt der stark kritisierte Jake Grove der Starter. Grove spielte eine miserable Saison 2006. Aber er hat kaum Konkurrenz im Team. Der ehemalige 49er Jeremy Newberry hat in den letzten beiden Jahren kaum gespielt. Seine beiden Knie sind so kaputt, dass ihm die Ärzte geraten haben mit dem Sport aufzuhören. Es ist unwahrscheinlich, dass er das Training Camp durchsteht und zur alten Stärke wiederfindet. Aber er ist Leader, der den jungen Spielern hilft.
Die Raiders ließen im vergangenen Jahr 72 Sacks zu. Diese Zahl wird sinken. Aber trotzdem werden die Raiders auch in diesem Jahr eine der schlechtesten OLines der NFL aufbieten. Es fehlt einfach das nötige Talent. Und daran wird auch der Wechsel des Systems nichts ändern.