Wie viele Spiele werden die Lions 2007 gewinnen? 0
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0 bis 3 - die Lions bleiben im Keller der Liga (0) 0%
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4 bis 6 - es geht nur wenig aufwärts (0) 0%
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7 bis 9 - gesundes Mittelmaß ist möglich (0) 0%
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10 bis 12 - Jon Kitna hat Recht (0) 0%
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13 bis 16 - die Lions werden zur Sensation (0) 0%
Detroit Lions Preview 2007
Rückblick
2006 war ein enttäuschendes Jahr für die Lions. Mit diesem Satz begann schon der letztjährige Artikel an dieser Stelle – nur die Jahreszahl war eine andere. Den Fans der Detroiter ist das vergebliche Hoffen auf bessere Zeiten seit 50 Jahren zur ungeliebten Gewohnheit geworden. Seit der NFL Championship 1957 haben die Lions nur ein einziges Playoffspiel gewonnen – 1991 gegen die Cowboys – und seit 1999 haben sie es überhaupt nicht mehr in die Playoffs geschafft. Wie immer stand am Anfang der vergangenen Saison die Hoffnung – mit Rod Marinelli und Mike Martz hatte ein vielversprechendes Trainerduo die Regie übernommen und der ungeliebte Quarterbackbust Joey Harrington war durch den unspektakulären, aber soliden Veteranen Jon Kitna ersetzt worden. Man kann noch nicht mal behaupten, die drei Hoffnungsträgern seien den an sie gestellten Ansprüchen nicht gerecht geworden – Marinelli flößte dem Team Disziplin und Charakter ein, Martz brachte das Passspiel zum Blühen und verhalf Kitna im Zuge dessen zu für seine Verhältnisse spektakulären Statistiken. Dennoch standen am Ende der Saison eine mehr als ernüchternde Bilanz von 3-13 und die Erkenntnis, dass guter Wille und kreatives Passspiel nicht genug sind, um in der NFL zu bestehen. Die Hauptprobleme der Lions waren das unter Verletzungen sämtlicher Running Backs und einer schlecht aufgestellten O-Line leidende Laufspiel sowie die Verteidigung, der sowohl das Verständnis als auch das Personal für die von Marinelli neu eingeführte Tampa-2-Defense fehlten.
Wer ging?
Die wichtigsten Abgänge sind: FB Cory Schlesinger (Dolphins), CB Dré Bly (Broncos), S Terrence Holt (Cardinals), OG Rick DeMulling (Colts), DE James Hall (Rams), OG Ross Verba (vereinslos), WR Mike Williams (Raiders), QB Josh McCown (Raiders), WR Corey Bradford (vereinslos), DT Marcus Bell (Giants).
Wer kam?
Die wichtigsten Zugänge durch Trades oder Free Agency sind: RB Tatum Bell (Broncos), TE Eric Beverly (Cardinals), RB T. J. Duckett (Redskins), CB Travis Fisher (Rams), OT George Foster (Broncos), WR Shaun McDonald (Rams), G Edwin Mulitalo (Ravens), QB J. T. O’Sullivan (Galaxy), WR Marcus Robinson (Vikings), WR Troy Walters (Cardinals), DE Dewayne White (Buccaneers).
Die Draft der Lions verlief folgendermaßen:
1. Runde (#2): Calvin Johnson, WR, Georgia Tech
2. (#43) Drew Stanton, QB, Michigan State
2. (#58) Ikaika Alama-Francis, DE, Hawaii
2. (#61) Gerald Alexander, S, Boise State
4. (#105) A. J. Davis, CB, NC State
4. (#117) Manuel Ramirez, G, Texas Tech
5. (#158) Johnny Baldwin, LB, Alabama A&M
7. (#255) Ramzee Robinson, CB, Alabama
Die Coaches
Im ersten Jahr ihres Wirkens in Detroit haben Head Coach Rod Marinelli und Offensive Coordinator Mike Martz noch nicht den erhofften Aufschwung gebracht, aber ihre Handschrift ist deutlich erkennbar. Marinelli setzt bei der Auswahl seiner Spieler auf Disziplin, Arbeitsmoral und Charakterstärke. Wer nicht mitzieht, fliegt raus, da gibt es auch für ehemalige Hoffnungsträger wie die Erstrunden-Receiver Charles Rogers und Mike Williams keine Ausnahme. Auf der anderen Seite haben harte Arbeiter, die aus ihrem begrenzten Talent das Äußerste herausholen, bei Marinelli einen Stein im Brett – QB Jon Kitna, WR Mike Furrey und DT Corey Redding sind dafür gute Beispiele. Martz hat der Offense sichtlich Leben eingeflößt, zumindest was das Passspiel betrifft. Da das Receiving Corps in diesem Jahr noch einmal erheblich aufgerüstet wurde und man mit drei fähigen Running Backs im letzthährigen Problembereich besser gegen Verletzungen gerüstet ist als 2006, werden die Erfolge seiner Arbeit in diesem Jahr noch deutlicher zutage treten. Während also Marinelli und Martz positive Ansätze weckten und Hoffnung auf mehr machten, war Defensive Coordinator Donnie Henderson eine Enttäuschung. Die Abwehr war selten mehr als ein Hühnerhaufen und kassierte die zweitmeisten Punkte der Liga. Henderson musste daraufhin schon nach einem Jahr seinen Hut nehmen und wurde ersetzt durch Joe Barry. Barry ist Marinellis Schwiegersohn und kommt von den Buccaneers, wo die beiden schon früher zusammengearbeitet hatten, als Barry für die Linebacker und Marinelli für die Defensive Line zuständig gewesen waren.
Zehn Jahre lang war Special-Teams-Coordinator Chuck Priefer ein Stabilitätsfaktor im häufig wechselnden Trainerstab der Lions. Er hat sich nun im Alter von 65 Jahren für den Ruhestand entschieden. Die Nachfolge tritt sein bisheriger Assistent Stan Kwan an.
Die Offense
Quarterbacks
Jon Kitna erwarb im letzten Jahr schnell das Vertrauen der Coaches und schaffte es als erster Quarterback der Teamgeschichte, jeden Snap einer vollständigen Saison zu spielen. Der 34-Jährige produzierte in der passfreudigen Offense beachtliche Zahlen mit 4.208 Passyards, einer Completion Rate von 62,4% und einem Rating von 79,9. Allerdings hatte er neben 21 Touchdowns auch 22 Interceptions und 11 Fumbles, bei denen in 9 Fällen der Ball verloren ging. Kitnas Alter sowie seine Turnoverhäufigkeit machen es wahrscheinlich, dass mittelfristig jemand anderes in die Spielmacherrolle hineinwachsen muss. Als aussichtsreichster Kandidat dafür gilt Rookie Drew Stanton. Stanton hat einen starken Arm, ist beweglich, gilt als intelligent und charakterlich gefestigt. Allerdings hatte er vor allem gegen Ende seiner letzten Collegesaison auch einige schlechte Spiele und seine Wurftechnik ist verbesserungswürdig. Wenn nichts Unvorhersehbares geschieht, soll er seine Rookiesaison als #3 verbringen und sich ganz aufs Lernen konzentrieren. Um die Rolle des Backups für Kitna bewerben sich in der Zwischenzeit Dan Orlovsky, der ohne nennenswerte Spielpraxis in sein drittes NFL-Jahr geht, sowie der ehemalige Quarterback von Frankfurt Galaxy und MVP der letzten NFLE-Saison, J. T. O’Sullivan.
Running Backs
Das Verletzungspech des vergangenen Jahres wirft seine Schatten bis in die neue Saison hinein: Weder der etatmäßige Starter Kevin Jones noch der letztjährige Drittrundenpick Brian Calhoun werden nach ihren Fuß- respektive Kreuzbandverletzungen zum Beginn des Training Camps fit sein. Im ungünstigsten Fall werden beide die Saison auf der PUP-Liste beginnen. 2006 brachte die Verletzungsmisere der Running Backs die Lions in die Verlegenheit, Spieler wie Arlen Harris oder Aveion Cason quasi von der Straße zu holen und als Starter aufzubieten. Damit das nicht noch einmal passiert, wurde aufgerüstet mit der Verpflichtung von Tatum Bell und T. J. Duckett. Der schnelle Bell und der wuchtige Brecher Duckett dürften ein ordentliches Committee abgeben. Fraglich bei beiden ist, ob sie die in der Offense von Martz wichtige Fähigkeit mitbringen, Passrouten zu laufen und Bälle zu fangen.
In Fullback Cory Schlesinger hat ein Detroiter Urgestein die Lions verlassen. Er war jahrelang unverzichtbar als Lead Blocker, doch im neuen System war seine Rolle deutlich kleiner geworden und so bemühte man sich nicht, den Vertrag des 35-Jährigen zu verlängern. Seine Aufgaben wird Allzweckwaffe Shawn Bryson einnehmen, der gleichermaßen blocken, laufen und fangen kann und somit im offensiven Backfield in jeder Funktion einsetzbar ist. Auch er hatte aber im letzten Jahr Verletzungsprobleme.
Wide Receivers
Die Receiver sind definitiv die Stärke der Lions-Offense. Alles andere wäre auch kaum zu rechtfertigen, nachdem die Lions in den letzten fünf Jahren vier Wide Receiver unter den ersten zehn Picks der ersten Draftrunde gewählt haben. Peinlich genug, dass zwei davon – Charles Rogers und Mike Williams – sich als große Enttäuschung erwiesen haben und inzwischen arbeitslos oder gar in Oakland sind. Zumindest Roy Williams hat sich zu einem Leistungsträger entwickelt und im dritten NFL-Jahr mit 1310 Yards seine bisherige Bestleistung aufgestellt. Während Williams das bot, was man von ihm erwarten durfte, war Mike Furrey eine echte Überraschung. Er hatte in St. Louis als Safety gespielt und als Mike Martz ihn zurück in seine Jugendrolle als Receiver beorderte, schien dies eine Verzweiflungstat zu sein, die die Not der Lions auf dieser Position offenbarte. Doch Furrey ließ die Kritiker und Spötter schnell verstummen, startete in jedem Spiel außer im ersten und beendete die Saison mit über 1000 Yards. Ob diese Cinderella-Story sich in der kommenden Saison fortsetzt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie schnell sich der diesjährige Erstrundenpick Calvin Johnson in der NFL zurechtfindet. Er gilt nicht nur vielen als der talentierteste Spieler der diesjährigen Draft sondern hat auch den Ruf, intelligent und bodenständig zu sein – was man nicht von allen Receivern behaupten kann, die die Lions in den letzten Jahren drafteten.
Williams ist die klare Nummer eins, Furrey und Johnson machen den Platz gegenüber unter sich aus. Beide werden so oder so viel Spielzeit sehen, da es viele Formationen mit drei Wide Receivern geben wird. Die neu verpflichteten Shaun McDonald, Marcus Robinson und Troy Walters – voraussichtlich in dieser Reihenfolge – stehen als Ergänzungsspieler zur Verfügung.
Tight Ends
Wer diesen Artikel liest, um Ideen für seine nächste Fantasy-Draft zu finden, kann diesen Abschnitt getrost überspringen. Die Lions werden viel passen, aber selten auf die Tight Ends. Sowohl Starter Dan Campbell als auch Backup Casey Fitzsimmons und der aus Atlanta zurückgekehrte ehemalige O-Lineman Eric Beverly haben ihre Stärken im Blocken. Aufgrund seiner Größe wird Campbell vielleicht ein paar Bälle in der Endzone abstauben.
Offensive Line
Die Offensive Line ist nach wie vor ein Problemfeld. Center Dominic Raiola, Guard Damien Woody und Left Tackle Jeff Backus bilden seit mehreren Jahren ein zumindest mittelmäßiges Grundgerüst, während die beiden anderen Positionen immer wieder neu besetzt werden. Voraussichtlich dürfen sich zunächst Edwin Mulitalo als Guard und George Foster als Right Tackle versuchen. Neben den beiden Neulingen ist vor allem Damien Woody ein Wackelkandidat. Der ehemalige Pro Bowler kämpft mit seinem Gewicht und seiner Form und könnte, wenn er nicht beides in den Griff bekommt, entlassen werden. In der Startformation würde ihn dann voraussichtlich Stephen Peterman ersetzen, der sich letztes Jahr vom Practice Squad hocharbeitete und in den letzten beiden Spielen startete.
Dafür, dass das Zusammenspiel der Line besser klappt als im letzten Jahr, als Kitna unter Druck oft zu Fehlern gezwungen wurde und das Laufspiel selten in Gang kam, soll Jim Colletto Sorge tragen. Der erfahrene Coach trainierte zuletzt die O-Lines der UCLA und der Raiders, davor war er von 1999 bis 2004 für die sehr erfolgreiche O-Line der Baltimore Ravens verantwortlich.