Coaches in der Kritik - zu Recht?

  • Mir ist aufgefallen, dass die meisten Coaches der NFL-Teams bei uns wirklich unverhältnismäßig stark in der Kritk stehen. Bei nahezu jedem verlorenen Spiel wird sofort das Play Calling als Beleg dafür herangezogen. Aber wenn man mal genauer darüber nachdenkt: Viele Spiele, gerade jetzt in den Playoffs, waren so derart eng, dass oft ein einziger Spielzug über den Ausgang entschieden hat. Nehmen wir nur mal das Packers-Spiel in Philadelphia: Wenn die Eagles beim 4. und 26 das First Down nicht erreicht hätten, dann hätten wohl alle der Hut gezogen vor Sherman und seiner "smart decision", den Ball kurz zuvor zu punten. Klar kann man geteilter Meinung über vieles sein: Aber die Coaches müssen ja viele schwierige Entscheidungen während einer Saison treffen, in Erinnerung bleiben aber wohl meistens nur die mit schlechtem Ausgang. Wenn ich mir so ansehe, wie viele Coaches (Wannstedt, Martz, Schottenheimer, u. a.) in unserem Forum so heftig kritisiert werden bzw. sogar ihre sofortige Ablösung gefordert wird (von den eigenen Fans), dann heißt dies ja im Umkehrschluss, dass kaum ein Trainer, in letzter Konsequenz wohl nur der Gewinner des Superbowls, einen guten Job gemacht hat. Oder ist diese Kritik oft nur in der ersten (verständlichen) Enttäuschung nach dem Ausscheiden so hart formuliert und wird einige Tage später relativiert? Wie seht ihr das? Sind Football-Fans insgesamt zu kritisch?

    Stolzer Mitbesitzer des vierfachen Superbowl-Champions Green Bay Packers

  • Dieser Call kann Sherman das Genick kosten.
    Nicht heute, nicht morgen.

    Aber dann, wenn es in der kommenden Saison nicht läuft.
    Dann wird man sich daran erinnern.
    Und das ist nicht gut für den Club.


    Dieser Call war so unglaublich schlecht; schlimmer geht es nicht.

    Ich will das gerne begründen:

    1. Man puntet, wie geschehen

    Man hat knapp unter zwei Minuten zu spielen und puntet in dieser Situation.

    Das heisst: Man gibt dem Gegner Zeit und die Chance die nötigen 50-70yards zum Fieldgoal zu überbrücken.

    Zusätzlich signalisiert man eigene UNSICHERHEIT.

    2. Man spielt den 4. Versuch aus:

    Man hat dadurch die Chance, die Spiel zu entscheiden, wenn man das halbe Yard schafft und die Chance den Gegner mit der Defense zu stoppen, wenn das First down scheitert.

    Der Preis für diesen Value: 20-25yards Raumverlust, wenn das First down nicht gelingt.
    Bidwell machte 20 daraus.

    Eine schlimme Fehlentscheidung.

    Favre Rodgers 25 years 2 QBs

  • Da muss er halt ein bisschen Vertrauen zu seiner Defense haben.Außerdem ist doch gar nicht so ungewöhnlich beim 4 Versuch zu Punten bei dem Spielstand und bei der Zeit die noch auf der Uhr war.Stell dir mal vor der sie hätten den 4-Versuch ausgespielt und es hätte nicht gereicht hätte jeder auf ihn eingeprügelt.Die Coaches sind so oder so immer die Dummen=>LEIDER.

  • Meine Meinung zu den Calls:

    Sherman:
    Kann man ganz klar so oder so sehen. Ich hätte auch gepuntet. Die Defense war das ganze Spiel über ganz gut, warum also nicht die Defense das Spiel gewinnen lassen.
    Ausserdem hat Favre mit seinem Pass das Spiel verloren und nicht Sherman. (Gruss nochmal an alle die meinten im Sugar Bowl hätten Quarterbacks schlechte Entscheidungen getroffen :D ). Also ganz klar: Guter Call

    Schottenheimer:
    Normalerweise war das nie eine Situation, wo man hätte einen Onside-Kick versuchen sollte. Da KC aber ohne Verteidigung gespielt hat, war eigentlich jedem klar das KC einen Onsidekick versuchen muss. Warum Schottenheimer glaubte, dass sie ausgerechnet im letzten Drive Manning stoppen könnten, weiss wohl nur er? Im Enddefekt hatte er wohl nicht den Mut für nen frühen Onside-Kick. Schlechter, aber vertretbarer Call

    Martz:
    Für mich die Fehlentscheidung des Jahres. Ich meine was soll das? Man kann in ein Finale einziehen und entscheidet sich doch lieber ein Unentschieden zu nehmen und auf die Overtime-Lottery zu hoffen. Anscheinend traute er seinem Team nix zu. Alleine das ist schon ein Grund ihn zu feuern. Warmduscher-Call

    [SIZE=5]Ein Leben lang, die selbe Unterhose an...[/SIZE]

  • Zitat von KurtWarner13

    Die Coaches sind so oder so immer die Dummen=>LEIDER.

    Genau das wollte ich mit meinem (viel zu lang geratenen) Posting sagen. :daumenho:

    Stolzer Mitbesitzer des vierfachen Superbowl-Champions Green Bay Packers

  • Also wenn ein Coach eine solche Entscheidung trifft, wie Martz am Wochenende, dann steht er zurecht in der Kritik. Eine dermaßen schlechte Entscheidung habe ich wirklich selten erlebt.
    Bei Sherman ist das ganz anders, seine Entscheidung kann man nachvollziehen. Er hätte so oder so entscheiden können. Das die Packers letztlich verloren haben, lag nicht an seinen Call.

  • Zitat von Steelhead

    Meine Meinung zu den Calls:


    Schottenheimer:
    Normalerweise war das nie eine Situation, wo man hätte einen Onside-Kick versuchen sollte. Da KC aber ohne Verteidigung gespielt hat, war eigentlich jedem klar das KC einen Onsidekick versuchen muss. Warum Schottenheimer glaubte, dass sie ausgerechnet im letzten Drive Manning stoppen könnten, weiss wohl nur er? Im Enddefekt hatte er wohl nicht den Mut für nen frühen Onside-Kick. Schlechter, aber vertretbarer Call

    Schottenheimer? ist der net HC in San Diego? Heisst der HC der Chiefs nicht Dick Vermeil? Schottenheimer ist doch schon ein paar Tage her

  • Wenn man die Wertung "guter" oder "schlechter" Coach an einem einzigen Spielzug festmacht ist deine Kritik an der Kritik der Coaches (geile Verschachtelung! ;) ) sicher berechtigt. Es gibt aber Coaches, die während der Saison immer und immer wieder ihre positive oder negative "Klasse" in Bezug auf Playcalling und Coaching unter Beweis stellen, oder die es nicht verstehen, aus einem guten Spielerpotenzial des Teams das beste herausholen können (respektive die es schaffen mittelmäßige Spieler zu einem guten Team zusammenzufügen).
    Die schnellen "Trainer-Raus"-Rufe gibt es ja auch bei uns in der Fußball-Bundesliga. Allerdings nicht gleich nach ein oder zwei schlechten Spielen. Das man hier bei den Football-Coaches etwas weniger nachsichtig ist, liegt möglicherweise an der Distanz zwischen uns und den Staaten. Wir werden ja auf Schritt und tritt durch die Medien über die Entwicklungen und das Umfeld der Bundesliga Mannschaften informiert. Beim Football fehlt diese Informationskette. Fehlende Informationen ziehen Unsicherheit nach sich und diese Unsicherheit über die Geschicke des eigenen Teams läßt einen vielleicht viel früher auf das schwächste Glied der Kette einschlagen - den Trainer.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Die zum Teil völlig übertriebene Kritik hängt sicherlich auch mit der übertrieben Erwartungshaltung der Fans zusammen.
    Jeder hält sein Team für das Beste, oder zumindestens für gut, meist ohne einen klaren Blick für die Realitäten, da dieser doch stark durch die Fanbrille getrübt wird.

    Wer den Coach eines Teams das mit 10-6 oder 9-7 die Playoffs verpasst als schlecht bezeichnet und dessen sofortige Ablösung fordert, der sollte sich einmal vor Augen halten wie nahe die Teams inder NFL beianander sind. Ein, zwei Plays oder eine Verletzung können eine ganze Saison ruinieren

    Außerdem weiß man als Fan sowieso immer alles besser. :grinseen:

    Meine Kritik an Sherman + dem gesamten Staff der Packers ist allerdings nicht an dem einem Play festgemacht, sondern an dem IMO schlechten Playcalling während des gesamten Spiels, der den Eagles erlaubte überhaupt im Spiel zu bleiben. Hätte man konsequenter auf den Lauf gesetzt, den die Eagles selbst mit einer 9 Man Box nicht stoppen konnten, wäre das Spiel bereits sehr viel früher entschieden gewesen.

  • Ich halte von der vielen Kritik an den Coaches recht wenig. Sicherlich waren das eine oder andere Mal Fehlentscheidungen mit dabei - aber die passieren jedem Menschen und sind auch in der NFL keine Seltenheit. In den Playoffs werden sie nur besonders intensiv wahrgenommen - weil es nur den Sieg oder das Ausscheiden.

    Natürlich kann man sich über die Entscheidungen von Mike Martz oder Mike Sherman beschweren, sicherlich würden andere Entscheidungen auch plausibel klingen. Aber zu jeder Entscheidung des Coaches gehört auch eine Mannschaft, die die Plays gut oder schlecht umsetzt.

    Ein Beispiel: Ich erinnere mich noch gut an das Monday Night zwischen den Broncos und den Patriots. Bill Bellichik hat dort einen Safety in Kauf genommen, um anschließend bessere Feldposition zu erreichen. Letztendlich ist der Plan aufgegangen, weil die Patriots konzentriert und gut gespielt haben und die Broncos sichtlich nervös wurden.

    Was wäre aber passiert, wenn die Pats nicht mehr übers Feld gekommen wären? Dann wäre der Call von Bellichik nicht als "Smart Call" bezeichnet worden und keiner würde darüber mehr reden. Viel eher würde man sich fragen, warum die Pats hier nicht gespielt haben, sondern den Safety kassiert haben.

    Man kann Dinge immer von zwei Seiten sehen....

  • Zitat von Piwi

    Ich halte von der vielen Kritik an den Coaches recht wenig. Sicherlich waren das eine oder andere Mal Fehlentscheidungen mit dabei - aber die passieren jedem Menschen und sind auch in der NFL keine Seltenheit. In den Playoffs werden sie nur besonders intensiv wahrgenommen - weil es nur den Sieg oder das Ausscheiden.

    Natürlich kann man sich über die Entscheidungen von Mike Martz oder Mike Sherman beschweren, sicherlich würden andere Entscheidungen auch plausibel klingen. Aber zu jeder Entscheidung des Coaches gehört auch eine Mannschaft, die die Plays gut oder schlecht umsetzt.

    Ein Beispiel: Ich erinnere mich noch gut an das Monday Night zwischen den Broncos und den Patriots. Bill Bellichik hat dort einen Safety in Kauf genommen, um anschließend bessere Feldposition zu erreichen. Letztendlich ist der Plan aufgegangen, weil die Patriots konzentriert und gut gespielt haben und die Broncos sichtlich nervös wurden.

    Was wäre aber passiert, wenn die Pats nicht mehr übers Feld gekommen wären? Dann wäre der Call von Bellichik nicht als "Smart Call" bezeichnet worden und keiner würde darüber mehr reden. Viel eher würde man sich fragen, warum die Pats hier nicht gespielt haben, sondern den Safety kassiert haben.

    Man kann Dinge immer von zwei Seiten sehen....


    dito... nur leider interessiert das die medien wie die Blödzeitung nicht und den verein bei erfolglosigkeit ebensowenig ;)

  • Zitat von disastermaster

    Die zum Teil völlig übertriebene Kritik hängt sicherlich auch mit der übertrieben Erwartungshaltung der Fans zusammen.
    Jeder hält sein Team für das Beste, oder zumindestens für gut, meist ohne einen klaren Blick für die Realitäten, da dieser doch stark durch die Fanbrille getrübt wird.

    Wer den Coach eines Teams das mit 10-6 oder 9-7 die Playoffs verpasst als schlecht bezeichnet und dessen sofortige Ablösung fordert, der sollte sich einmal vor Augen halten wie nahe die Teams inder NFL beianander sind. Ein, zwei Plays oder eine Verletzung können eine ganze Saison ruinieren

    Das kann ich so nur unterschreiben. Leider gibt's viel zu viel "Armchair-Quaterbacks" (oder von mir aus auch -Headcoaches), die selber niemals einen Ball geworfen oder ein Play gecallt haben, Football nur vom bequemen Sessel oder der Tribüne aus kennen, sich aber zu beißender Kritik aufschwingen wenn es mal nicht ganz rund läuft. Das ist nicht nur dämlich sondern offenbart zumeist auch einen tiefen Blick in gewisse charakterliche Strukturen. Aber solche Herren (und auch Damen) gibts in jeder Sportart.

    Koordinatoren leiden zumeist unter dem Problem, dass ihre Calls nur so gut sind wie die Umsetzung durch die Mannschaft. Und beim Football sind es oftmals nur kleine Fehler, z.B. durch einen pennenden O-Liner, die das Timing eines Spielzugs ruinieren und damit den Spielzug selbst zerstören. Gerade diese Fehler erkennt man aber als selbst als jemand mit Hintergrundwissen, geschweige denn als Laie, zumeist überhaupt nicht.

    Das Playcalling von Sherman fand ich persönlich übrigens gar nicht mal so fragwürdig. Immerhin hat Favre kaum Pässe geworfen und Green war schon viel mit dem Ball unterwegs. Seine über 150 yards kommen ja nicht von ungefähr. Nur gescoret haben die Packers durch den Lauf überhaupt nicht. Tragischer fand ich da, dass Martz seiner eigenen Philosophie untreu geworden ist als er die Uhr hat auslaufen lassen.


    [/quote]

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Zitat von datajunk

    Tragischer fand ich da, dass Martz seiner eigenen Philosophie untreu geworden ist als er die Uhr hat auslaufen lassen.

    Ich stimme mit Deinen Aussagen komplett überein, aber bei Martz sieht es doch ähnlich aus. Wirft Bulger einen nach Martz´Willen angesagten Pass und dieser wird abgefangen, dann sagen alle: Das ist die Strafe für zu aggressives Playcalling. Geschieht ihm recht.
    Man kann es drehen und wenden wie man will. Martz war froh überhaupt die Chance zum Ausgleich erhalten zu haben. Viele Sesselcouchs die ihm nun für die besagte Szene Angsthasenmentalität vorwerfen, hätten an seiner Stelle nicht anders gehandelt. In solch einer Situation ist der Druck enorm, da läuft die Saison im Hinterkopf Revue, 10 Kameras belagern die Seitenlinie, das heimische Publikum will auf keinen Fall enttäuscht werden - ich glaube Martz wusste in diesem Augenblick selbst nicht, was er machen sollte. Einem erfolgreichen Coach wie ihm, werfe ich dies nicht vor, zumal damit das Spiel nicht verloren wurde, sondern im Gegenteil, der Rückstand ausgeglichen wurde. Wenn dann einige den Rücktritt fordern, verstehe ich wirklich nicht, was in den Köpfen so vor sich geht.

    Ähnlich wie bei der Diskussion um die Playoff-Teilnehmer und den Modus, wird auch bei den Coaches immer wieder die europäische Sichtweise deutlich. Im Fußball ist es schon beinahe eine Gesetzmäßigkeit, dass ein Trainer bei Erfolglosigkeit gefeuert wird. Viele Fans wollen es so auch auf die NFL übertragen.
    In der NFL sind die langen Engagements von Trainern sehr selten geworden. Dennoch heißt Misserfolg nicht gleich Rausschmiss. Ich finde es gut, dass Wannstedt weiter in Miami arbeiten darf, zumal er einen 10-6 Rekord hatte. Auch Cowher will ich nirgends woanders sehen, als in Pittsburgh. Seine Co´s sind offenbar beide weg, also frisch ans Werk. Die Fans sollten sich freuen, dass ihr Owner eine gewisse Idendität pflegt, Geduld zeigt und nicht jedem Trend hinterher hechelt.
    Was mich stört ist die Verquickung von Headcoach und General Manager in einer Person. In den 80ern und auch 90ern mag diese Form der Personalverantwortung funktioniert haben, aber heutzutage sollte sich ein Coach im Wesentlichen auf das Coaching konzentrieren und die Personalpolitik einem anderen überlassen.

  • Zu der Sache mit Martz gibts nen meiner Meinung nach absolut zutreffenden Artikel von Dr. Z auf CNNSI.com
    http://sportsillustrated.cnn.com/2004/writers/d…ider/index.html

    Wenn man bedenkt, was für ein Glücksspiel eine Overtime in der NFL ist, war es meiner Meinung nach absolut unverständlich, nicht zu versuchen, noch irgendwie einen TD zu erzielen und das Spiel zu gewinnen.

    Es sollte doch nun wirklich keine Problem sein, gegen eine zu diesem Zeitpunkt absolut demoralisierte Panthers-D noch ein paar sichere Spielzüge zu versuchen. Selbst Bulger sollte es doch hinbekommen, den Ball einfach irgendwo im 3. Stock über die Endzone zu werfen, wenn kein Receiver frei ist. Man hätte sogar noch ein- oder zweimal über Marshall Faulk laufen oder wenigstens nen Screen auf ihn werfen können.

    Klar, Bulger HÄTTE eine INT werfen können und Faulk HÄTTE den Ball verlieren können...aber genausogut HÄTTE beim FG was schiefgehen können (weshalb ich auch absolut nicht verstehe, wieso man die Uhr bis 3 Sekunden runterlaufen lässt und sich nicht wenigstens noch Zeit für einen möglichen 2. Versuch aufhebt, falls beim Snap was nicht klappt).
    Also sehr viele "IFs" ;)

    Noch wahrscheinlicher als diese Vermutungen ist es aber doch eigentlich, dass Carolina den Cointoss gewinnt, irgendwie in FG-Range kommt und das Ding in OT gewinnt... :hinterha:

  • Zitat von Donatello

    Ich stimme mit Deinen Aussagen komplett überein, aber bei Martz sieht es doch ähnlich aus. Wirft Bulger einen nach Martz´Willen angesagten Pass und dieser wird abgefangen, dann sagen alle: Das ist die Strafe für zu aggressives Playcalling. Geschieht ihm recht.
    Man kann es drehen und wenden wie man will. Martz war froh überhaupt die Chance zum Ausgleich erhalten zu haben. Viele Sesselcouchs die ihm nun für die besagte Szene Angsthasenmentalität vorwerfen, hätten an seiner Stelle nicht anders gehandelt. In solch einer Situation ist der Druck enorm, da läuft die Saison im Hinterkopf Revue, 10 Kameras belagern die Seitenlinie, das heimische Publikum will auf keinen Fall enttäuscht werden - ich glaube Martz wusste in diesem Augenblick selbst nicht, was er machen sollte. Einem erfolgreichen Coach wie ihm, werfe ich dies nicht vor, zumal damit das Spiel nicht verloren wurde, sondern im Gegenteil, der Rückstand ausgeglichen wurde. Wenn dann einige den Rücktritt fordern, verstehe ich wirklich nicht, was in den Köpfen so vor sich geht.

    Sehe ich, wie oben ausgeführt, im Prinzip ähnlich. Nur: Wenn bei zwei zu wählenden Wegen, bei beiden der eventuelle Misserfolg am Ende droht, wähle ich doch den, der es mir gestattet meinen Prinzipien treu zu bleiben. Martz ist jemand der immer für seine verrückten und waghalsigen Calls bekannt gewesen ist. Mit der Entscheidung die Uhr auslaufen zu lassen ist er sich m.E. selbst untreu geworden. Das wird ihn lang verfolgen - deßhalb auch meine Formulierung "tragisch". Klar ist, dass wenn er verliert er immer der Dumme ist - so was nennt man glaub ich Berufsrisiko. Aber wenn schon untergehn, dann doch bitte mit den eigenen Hosen an! ;)

    Zitat


    Ähnlich wie bei der Diskussion um die Playoff-Teilnehmer und den Modus, wird auch bei den Coaches immer wieder die europäische Sichtweise deutlich. Im Fußball ist es schon beinahe eine Gesetzmäßigkeit, dass ein Trainer bei Erfolglosigkeit gefeuert wird. Viele Fans wollen es so auch auf die NFL übertragen.

    Ich hasse es im Fußball wie auch im Football. Im Fußball ist dieser Vorgang nur leider hin und wieder sogar von Erfolg gekrönt, da beim Rundballtreten der Coach mehr sonne Art "Herbergsvater"-Funktion erfüllt und durch ein Auswechselung ein Motivationsschub durchaus spürbar werden kann. Hier merkt man dann auch wieder wie simpel Fußball eigentlich funktioniert.

    Ich sage nur "...gehts naus, spuilts Fussboil...."!
    :D

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Samthandschuhe sind zumindest bei den Calls von Sherman, Donatell und Rossley völlig unangebracht.

    Klartext wird daher auch in Greenbay gesprochen.

    Wenn ich mit 4th and inches ein Spiel nach Hause bringen kann, dafür allerhöchstens 25 yards Raumverlust gegenüer einem Punt als Risiko in den Spielzug lege und mit meiner Runoffense den Gegner dominiere:

    Dann ist das ein katastrofaler Fehler. Das weiss auch der Coach


    Zum 4th and 26: Donatell hat den gleichen Fehler wie sein Vorgänger 1999 gegen T. O. gemacht. Unverzeihlich. Die Spielzüge habe ich bereits mehrfach übereinadergelegt. Es ist nicht zu fassen, dass so etwas in GB
    nochmal gecallt wurde.

    Auch Donatell dürfte über Monate schlaflose Nächte haben, zumal seine Defense auch auf einen scrambleden QB nicht eingestellt war.


    Zur Offense: Man kann ja überraschende Pässe in ein funktionierendes Laufspiel einbauen. Aber die Passingplays von Rossley bei 3rd and short waren ein Witz. Wenn man gegen die Eagles ein Firstdown über 3 oder 4 yards mit dem Pass erzielen will, dann aber mit 3Step Drops um den Blitz zu kontern.

    Dazu die fehlenden Draws. Und der Passcall in der OT, nachdem GB die Eagles mit den zwei Drives zuvor absolut mittels Lauf dominiert hatten.

    Dieses Spiel haben ausschliesslich die Coaches verloren.
    Man muss und wird sie nicht entlassen, da sie gut sind und eine tolle Mannschaft zusammengestellt haben.
    Aber dieses Spiel haben sie vergeigt. Ganz alleine

    Favre Rodgers 25 years 2 QBs

  • Zitat von Dante LeRoi

    Zu der Sache mit Martz gibts nen meiner Meinung nach absolut zutreffenden Artikel von Dr. Z auf CNNSI.com
    http://sportsillustrated.cnn.com/2004/writers/d…ider/index.html

    Wenn man bedenkt, was für ein Glücksspiel eine Overtime in der NFL ist, war es meiner Meinung nach absolut unverständlich, nicht zu versuchen, noch irgendwie einen TD zu erzielen und das Spiel zu gewinnen.

    Es sollte doch nun wirklich keine Problem sein, gegen eine zu diesem Zeitpunkt absolut demoralisierte Panthers-D noch ein paar sichere Spielzüge zu versuchen. Selbst Bulger sollte es doch hinbekommen, den Ball einfach irgendwo im 3. Stock über die Endzone zu werfen, wenn kein Receiver frei ist. Man hätte sogar noch ein- oder zweimal über Marshall Faulk laufen oder wenigstens nen Screen auf ihn werfen können.

    Klar, Bulger HÄTTE eine INT werfen können und Faulk HÄTTE den Ball verlieren können...aber genausogut HÄTTE beim FG was schiefgehen können (weshalb ich auch absolut nicht verstehe, wieso man die Uhr bis 3 Sekunden runterlaufen lässt und sich nicht wenigstens noch Zeit für einen möglichen 2. Versuch aufhebt, falls beim Snap was nicht klappt).
    Also sehr viele "IFs" ;)

    Noch wahrscheinlicher als diese Vermutungen ist es aber doch eigentlich, dass Carolina den Cointoss gewinnt, irgendwie in FG-Range kommt und das Ding in OT gewinnt... :hinterha:


    Genau meine Meinung! Bin auch hundertprozentig sicher, dass es geklappt hätte! Und wenn Martz es versucht hätte und es hätte eine Interception gegeben, hätte bestimmt niemand gesagt, es wäre vernünftig gewesen die Uhr herunterlaufen zu lassen und dann das FG zu schießen. Es wären auch etliche Vorschläge gekommen, aber so wie es jetzt gelaufen ist, dieser Vorschlag wäre IMO von niemand gekommen. ;)
    Voll die vielen Konjunktive?!
    Möchte aber klar stellen, dass ich deswegen nicht den Kopf von Martz fordere, weil wie schon angesprochen, Menschen machen nunmal Fehler, und es kann nun nur mal einer den SB gewinnen!

  • Klar können wir Fans leicht kritisieren - wir tragen auch nicht die Verantwortung für die Entscheidungen. Außerdem wollen Fans typischerweise lieber offensive Spielzüge (z. B. gehen beim 4th down statt Punt, TD versuchen statt FG sichern) sehen. Aber es ist eher fernliegend anzunehmen, daß die Coaches in der NFL weniger Ahnung haben als der durchschnittliche oder auch überdurchschnittliche Fan.

    Ich hätte an Shermans Stelle nicht gepuntet, aber die Entscheidung ist m. E. absolut vertretbar.

    Ich hätte an Martz' Stelle einen TD versucht, aber in OT zu gehen war m. E. ebenso vertretbar. (Wo bitte ist denn der Unterschied zwischen einer 50-50 Chance in regulärer Spielzeit und einer 50-50-Chance in OT???)

    Ich hätte an Vermeils Stelle spätestens ab der 40. Minute nur noch Onside-Kicks gespielt - im Nachhinein betrachtet hätte man besser ausschließlich zu diesem Mittel gegriffen. Aber auch diese Entscheidung war vertretbar.

    Den einzigen Call, den ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist der beim 4th and 26 im Spiel Eagles - Packers. Da stelle ich 8 DBs aufs Feld und die Sache ist gelaufen.

  • Zitat von Chief

    Ich hätte an Martz' Stelle einen TD versucht, aber in OT zu gehen war m. E. ebenso vertretbar. (Wo bitte ist denn der Unterschied zwischen einer 50-50 Chance in regulärer Spielzeit und einer 50-50-Chance in OT???)

    Wieso hat man in der regulären Spielzeit nur ne 50-50 Chance gehabt? Die Rams hatten das komplette Momentum, Carolina war nach dem Onside-Kick total angeknockt.

    Und mit 40 Sekunden zu spielen an der 15yd-line, mit einer TimeOut, gegen eine demoralisierte Panthers-D, die bei den 4 Spielzügen zuvor in Folge Pässe über 20,13 und 6 yards sowie einen 4 yard Run abgegeben hat........wo ist da bitte die 50-50 Chance? Nur weil es evtl. ein Turnover geben KÖNNTE? :hinterha:
    Also wenn man es seiner Mannschaft in der Situation nicht zutraut, den Ball beim Versuch nen TD zu erzielen, nicht zu verlieren, da kann meiner Meinung nach was nicht stimmen :rolleyes:

    In dieser Situation für den TD zu gehn ist meiner Meinung nach um einiges planbarer und weniger riskant, als das FG zu schiessen (bei dem ja auch mal was schiefgehen kann) und sich auf den Gamble Overtime zu verlassen!

  • Zitat von Chief

    Den einzigen Call, den ich überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist der beim 4th and 26 im Spiel Eagles - Packers. Da stelle ich 8 DBs aufs Feld und die Sache ist gelaufen.

    Ich bin deswegen immer noch traumatisiert, sehe ich genauso. :rolleyes:

  • Die oben geführte Diskussion driftet etwas vom Ausgangsthema ab. BSI ging es, meiner Meinung nach, nicht so sehr um die Kritik an der Entscheidung der Coaches einzelne Spielzüge betreffend, sondern eher um die daraus folgende Konsequenz gleich den Kopf des Coachingstabes zu fordern. Kritik an einzelnen Enscheidungen der Coaches sind, meine ich, auch ohne jemals Football gespielt zu haben in Ordnung. Wenn 50.000 Fans im Stadion buhen, die Kommentatoren den Kopf schütteln und später in den Medien dieser eine Spielzug ebenfalls kritisiert wird liegt man mit seiner eigenen Einschätzung ja anscheinend nicht so falsch. Aber daraus dann gleich die Entlassung des/der Coaches zu fordern ist eben überzogen. Wenn allerdings im Laufe einer Saison vom Coaching-Staff immer und immer wieder die selben fragwürdigen Entscheidungen im Playcalling kommen und die Mannschaft keinen Erfolg hat muß man auch den Coach und seine Assistenten in Frage stellen dürfen.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.

  • Zitat von BSI

    Oder ist diese Kritik oft nur in der ersten (verständlichen) Enttäuschung nach dem Ausscheiden so hart formuliert und wird einige Tage später relativiert?


    Also ich "ertrage" Cowher jetzt seit 12 Jahren :jeck: . Gut, in den ersten fand ich ihn okay, motivierend und hielt ihn für einen Coach, der die Mannschaft weiterbringt. Aber seit 1998 hat er eine ziemliche Abwärtsbewegung mit dem Team gemacht, mit dem Zwischenhoch 2001 und 2002. Ich denke seine Zeit ist vorbei, von ihm gehen keine neuen Impulse mehr aus und 6 Jahre sind für mich keine Kritik nach einer ersten Enttäuschung, oder ;) ?
    Wobei ich noch zusätzlich anmerke, dass ich die zweite Chance, die die Rooneys ihm zum Wiederaufbau gegeben habe, ausdrücklich begrüßt habe und es nach wie vor keinen Fehler finde. Aber auch mit dieser zweiten Chance hat er noch nicht einmal mehr den Einzug in den Super Bowl geschweige denn den Sieg geschafft. Mir fehlt einfach die Perspektive jetzt bei ihm, lasse mich aber, nachdem die Rooneys zu ihm stehen auch gerne eines Besseren belehren.
    Mir ist auch bewusst, dass es wesentlich schlechtere Coaches gibt, Cowher auf jeden Fall ein überdurchschnittlicher ist, aber ich bezweifle, dass mit ihm der grosse Wurf gelingt. Und den hätte ich mir in diesem Leben vielleicht doch noch Mal gewünscht :rolleyes: . Auf Anhieb fallen mir aber recht viele Coaches ein, die ich wirklich höher einschätze, Belichik, Billick, Fisher, Dungy, Vermeil, Parcells, Gruden und da fehlen noch welche.

    "I'm not singing anything"; Jack Lambert, training camp 1974

    Tradition ist etwas Wichtiges, aber es ist nicht der Hauptzweck des Lebens, Helmut Schmidt

    I'm old, but not obsolete, Paps