Gesundheitswesen und Pharmalobby

  • Na ja die von dir aufgeführten Dinge darfste ja jetzt sowieso schon alle selber voll bezahlen und das finde ich auch ganz gut.

  • Zuerst mal kurz was zu Lobbyismus. Lobbyismus ist sicher nicht grundsätzlich schlecht aber oft doch sehr fragwürdig. So ist es doch schon sehr bedenklich wenn man sieht mit welcher Häufigkeit in Brüssel Vertreter von Musik- und Film- Contentmafia herumlungern um bei jeder sich bietenden Gelegenheit Abgeordnete davon überzeugen zu wollen das man bessere Handhabe und härtere Strafen gegen 12 jährige braucht, das Internet zensieren muss und bei einem heruntergeladenen Song sofort den Nutzer ein Jahr vom Internet zu trennen hat. Das hat auch mit Wirtschftsförderung nicht mehr viel zu tun.
    Besonders obskur wird es dann wenn Abgeordnete in irgendwelchen Aufsichtsräten sitzen, Gehälter kassieren, anschließend Politik zu Gunsten dieser Konzerne machen und hinterher beteuern dass das alles nichts mit ihrem Posten zu tun habe. An der Stelle denke ich das Handlungsbedarf besteht. Politiker sollten wesentlich mehr Diäten bekommen und dafür ein Verbot zu anderen Tätigkeiten außer der Politischen auferlegt bekommen.

    Zur Pharmamafia, hier ist zu sagen das Studien an Universitäten durch die Pharmamafia eh sehr fragwürdig sind, denn diese sind meist nicht so neutral wie es von einer staatlich geförderten Uni verlangt werden müsste. Es treten erhebliche Interessenkonflikte auf und die Uni zieht hier normalerweise den Kürzeren. Dringend nötig wäre imho auch eine Regelung das generell die Ergebnisse solcher Studien unverfälscht zu veröffentlichen sind. Bislang ist es ja so das Misserfolge so gut wie nie den Weg in die Öffentlichkeit finden obwohl sie mit öffentlichen Geldern finanziert werden Link zum Thema.
    Das nächste Problem sind generell die Wirksamkeitsnachweise. Wenn in Deutschland ein Medikament zugelassen wird muss es nur nachweisen das es irgendeine Wirkung gibt, nicht ob sie nun besser oder schlechter als beim Vorgänger-/Konkurrenzprodukt ist (wichtig zur Verhinderung von Generikaprodukten). Diese Nachweise müssen den Kassen oder Ärzten nicht vorgelegt werden womit vor allem den Kassen die Handhabe fehlt zur Behandlung bestimmte Produkte zu empfehlen.

    Na ja und wenn man dann noch sieht das hierzulande tatsächlich noch ernsthaft diskutiert wird ob homöopathische Mittel gezahlt werden müssen dann ist sowieso klar das im Bereich Pharma in unserem Land einiges schief läuft.

    erstmals einen Beitrag wegzensiert bekommen. Bin ein Rebell :hinterha:

  • Mein Medi-Bedarf sah bisher eigentlich immer so aus: Beschwerden -> Doc -> Apotheke. Innerhalb weniger Minuten hatte ich die 1. Dosis. Bei 'nem Versand von [Land einsetzen] wäre das schlicht nicht möglich.

    Natürlich gibt es auch andere Formen des Bedarfs, für diese rechnet sich das. Deshalb hatte ja damals auch "Doc Morris" so 'nen Riesenauftritt.


    Ich bezog mich auch eher auf den Großhändler, nicht auf den Endverbraucher. Der Großhändler muss ja ein Interesse haben, seinen Kunden die Produkte möglichst günstig anbieten zu können.

    Nehmen wir mal an, ein Hersteller bietet ein neues Medikament an. Der beim Großhändler zuständige Einkäufer sieht sich die Preisliste und schluckt erstmal, weil der Preis so hoch ist. Dann googlet er das Medikament, findet heraus, dass es bei der Elch-Apotheke in Linköping nur ein Zehntel kostet und selbst mit Versand eine Menge eingespart wird.

    Die Fragen, die sich mir stellen:
    Sind neue Medikamente wirklich im Ausland so viel billiger als in Deutschland?
    Wenn ja, warum lassen die Großhändler die Pharma-Firmen nicht einfach auf den teuren Preisen sitzen und ordern in Schweden, Irland, Portugal oder der Slowakei (Nein, nicht aus China :nono: )?

  • @ data: ja, kann ich zumindest einigermaßen bestätigen. arzneimittel gegen orphan diseases rentieren sich nunmal nicht so stark wie entsprechende mittel gegen die "großen" volkskrankheiten. die entwicklung eines arzneimittels kann - wie schon geschrieben - gut und gerne 15 jahre dauern und :dabei 1 milliarde kosten. da muss man sich schon 2mal überlegen, welche krankheit dir die summe wieder reinspült, zumal die generika-hersteller schon gierig auf die ablauffrist des patents schielen.
    2010 kamen allerdings durchaus ein paar medikamente in den handel, die zur therapie gegen nicht so häufig vorkommende krankheiten eingesetzt werden... es ist also nicht alles schlecht ;).

  • Nehmen wir mal an, ein Hersteller bietet ein neues Medikament an. Der beim Großhändler zuständige Einkäufer sieht sich die Preisliste und schluckt erstmal, weil der Preis so hoch ist. Dann googlet er das Medikament, findet heraus, dass es bei der Elch-Apotheke in Linköping nur ein Zehntel kostet und selbst mit Versand eine Menge eingespart wird.

    Die Fragen, die sich mir stellen:
    Sind neue Medikamente wirklich im Ausland so viel billiger als in Deutschland?
    Wenn ja, warum lassen die Großhändler die Pharma-Firmen nicht einfach auf den teuren Preisen sitzen und ordern in Schweden, Irland, Portugal oder der Slowakei (Nein, nicht aus China :nono: )?


    weil ne apotheke ohne großhandelserlaubnis nicht einfach so medikamente weiterverticken darf.

  • Es wird beispielsweise Geld in Forschung für Medikamente gesteckt, die weniger dem Allgemeinwohl dienen oder konkret schlimme Krankheiten kurieren als vielmehr Wohlstandswehwehchen eindämmen sollen, und die sich dann gerade in den zahlungskräftigen Volkswirtschaften wunderbar für teures Geld verhökern lassen.

    Das ist dann ja nicht gänzlich der Fehler der Pharmaindustrie. Solange die Wohlstandsgesellschaft diese Mittel nachfragt und sich weiß machen lässt, dass man bei einem Schnupfen gleich 47 verschiedene Medikmante nehmen muss, würde ich als Pharmaunternehmen sowas auch (weiter-)entwickeln und vertreiben.

    Man muss sich ja nur mal anschauen, was in den USA frei käuflich in jedem Walmart steht und was sich die Leute da an, in meinen Augen, unsinnigen Sachen reinziehen.

  • Mit den größten Profiteur bei den Arzneimittelpreisen vergesst Ihr hier aber, nämlich den Staat der bei jedem Medikament 19 % verdient.
    Und das ist auch einer der Gründe, warum Medikamente in Deutschland teilweise teurer sind, als im Ausland.
    Denn Deutschland ist mehr oder weniger das einzigste Land, das die volle MwSt. auf medikamente nimmt, in anderen Ländern teilweise gar keine bzw.stark verminderte.
    Und wenn man dann die 19% rausrechnet, sieht es teilweise schon ganz anders aus.

  • Mit den größten Profiteur bei den Arzneimittelpreisen vergesst Ihr hier aber, nämlich den Staat der bei jedem Medikament 19 % verdient.
    Und das ist auch einer der Gründe, warum Medikamente in Deutschland teilweise teurer sind, als im Ausland.
    Denn Deutschland ist mehr oder weniger das einzigste Land, das die volle MwSt. auf medikamente nimmt, in anderen Ländern teilweise gar keine bzw.stark verminderte.
    Und wenn man dann die 19% rausrechnet, sieht es teilweise schon ganz anders aus.

    Genau. Wenn du glaubst das die Pharmabranche ein Mehrwertsteuer weitergibt, dann glaubst du auch das Zitronenfalter Zitronen falten.

    Hat ja schon bei der Mehrwertsteuersenkung für Hoteliers funktioniert. :cards

    Zu dem wäre das auch nur ein Taschenspielertrick., Linke Tasche rein und Rechte Tasche wieder raus. Denn wer bezahlt denn die MwSt Ausfälle?

  • Ein Aspekt dieser "Reform" geht gerade ein bisschen unter: Die Hersteller sollen künftig bei neuen Medis nicht mehr die Wirksamkeit nachweisen müssen. Wenn das so kommt, sehe ich die Preise schon explodieren.

  • Die jetzige Regierung hat ja auch gleich nach Amtantritt den Chef des IQWiG abgesägt bzw. seinen Vertrag nicht verlängert, weil er einfach zu unbequem war. Peter Sawicki hatte mir bei seinen Auftritten bei Plassberg sehr gut gefallen. Denn warum sollte ich für etwas bezahlen was nicht nachgewiesen hat , ob es überhaupt hilft.

  • Und diese Selbstverständlichkeit soll man groß anerkennen? :madness Ohne Forschung keine neuen Medikamente, ohne neue Medikamente kein Geld mehr. Die Unternehmen forschen nicht, damit es uns allen bessergeht, sondern aus purem Eigennutz. Und die Forschung wäre auch dann noch finanzierbar, wenn die Medikamentenpreise um ein Vielfaches billiger wären, was derzeit abläuft, ist pure Abzocke unter Duldung der Politik.

    Eben und wenn es sich nicht lohnt was mache ich dann? Ich lasse es sein, werfe alle Arbeitnehmer raus und lege das Geld auf die Bank und kassiere Zinsen.

  • na gut... dann verlängern wir eben die dauer bis zur zulassung eines medikaments auf 50 jahre, damit man auch wirklich schauen kann, ob tatsächlich weniger leute durch das neue medikament sterben.

  • na gut... dann verlängern wir eben die dauer bis zur zulassung eines medikaments auf 50 jahre, damit man auch wirklich schauen kann, ob tatsächlich weniger leute durch das neue medikament sterben.

    Schau Dir mal die Quelle an, da sollte nach den ersten Absätzen recht schnell klar sein das die Kritik eine andere ist.

    erstmals einen Beitrag wegzensiert bekommen. Bin ein Rebell :hinterha:

  • Apropos Pharmaforschung. Da gab es heute einen interessanten bei Plazeboalarm von den Scienceblogs http://www.scienceblogs.de/plazeboalarm/2…medikaments.php

    Kann doch net sein , das die Krankenkassen beweisen müssen das Medikamente nutzlos sind.

    Naja, dieses Nutzenargument ist aber auch sehr schwer nachzuvollziehen, Wirksamkeit ist sicher einfacher nachzuweisen :madness . Das eine ist klar an Werten messbar, das andere nur statistisch und nach langer Zeit (wenn die Probe gross genug ist) statistisch auswertbar.