San Diego Chargers Preview
Season Review 2011
Die Saison fing so gut an: 5-1. Das war der beste Saisonstart seit Jahren, der „Fluch“ mäßig zu beginnen und dann die ganze Saison gewinnen zu müssen, um noch eine Chance auf die Playoffs zu haben schien gebrochen. Der gemeine Chargers Fan befasste sich schon mental und emotional mit den Playoffs. Aber dann folgte die längste Losingstreak seit fast 10 Jahren, 6 Spiele in Folge gingen verloren, davon 2 in OT. Am Ende kam es dann zu einem 8-8 Record und einem Threeway-tie an der Spitze der AFC West, das aber zugunsten der Denver Broncos ausging. Somit hieß es im zweiten Jahr in Folge keine Playoffs für die San Diego Chargers.
Gründe dafür zu finden, ist nicht so schwer. Zum einen muss man selbst mit Fanbrille gestehen, dass dies nicht mehr die Chargers von 2007-2010 sind und das Talentlevel auf vielen Positionen gesunken ist. Zudem hatte QB Phillip Rivers eine unerklärliche Häufung von INT (2011: 20, 2010: 13, 2009: 9) und die Defense war die schlechteste 3rd-Down Defense der Liga (49,2% Conversion Rate). In Folge dessen forderten viele Fans den Abgang des nicht sonderlich beliebten Head Coachs Norv Turner und auch erstmals von GM AJ Smith. Vor wenigen Jahren galt noch das Motto „In AJ we trust“ aber einige schlechte Drafts haben auch sein Ansehen angekratzt. Doch Owner Dean Spanos hielt den beiden die Treue und DC Greg Manusky wurde entlassen und durch den bisherigen LB Coach John Pagano ersetzt.
Offseason
Wichtige Zugänge
Robert Meachem, WR, Saints
Jarret Johnson, LB, Ravens
Eddie Royal, WR, Broncos
Atari Bigby, S, Seahawks
Aubrayo Franklin, NT, 49ers
Le'Ron McClain, FB, Chiefs
Zugänge?? Bei den Chargers??? Ja, es geschehen noch Zeichen und Wunder, nach Jahren der Quasiabstinenz auf dem FA-Markt wurden dieses Jahr wieder Leute gesignt. Die ganz großen Namen sind zwar nicht dabei, aber einige haben die realistische Chance als Starter in die Saison zu gehen. Als kleine Randnotiz: LaDainian Tomlinson, Future Hall of Famer, wurde für einen Tag unter Vertrag genommen, damit er als Charger retiren kann.
Wichtige Abgänge
Kris Dielman, G, Retirement
Vincent Jackson, WR, Buccanears
Mike Tolbert, RB, Panthers
Marcus McNeill, OT
Luis Castillo, DE
Billy Volek, QB
Wie zu erwarten findet man die bekannteren Namen auf der Angangsseite. Der bekannteste ist sicherlich der Pro Bowl WR Vincent Jackson, der in seiner Zeit als Charger durch 1000 Yard-Seasons und spektakuläre Catches ebenso wie durch Probleme mit dem Gesetz und Vertragsspielchen auffiel. Seine Leistungen auf dem Feld werden sicherlich schwer ersetzbar sein. Fast härter trifft aber die Entscheidung von Kris Dielman nach einigen Gehirnerschütterungen zu retiren. Er war das Herz und die Seele der Chargers O-Line und ein hochangesehener Spieler sowohl im Team als auch bei den Fans. Sein sehr emotionaler Abschied zeigte dies besonders. Sein Nebenmann in der O-Line der LT Marcus McNeill wurde wegen seinen Nackenproblemen gecuttet. Mike Tolbert, die laufende Bowlingkugel, nahm weniger Geld und eine Backuprolle in Kauf um näher bei seiner Familie in Carolina zu sein.
Draft
1 18(18) M. Ingram DE South Carolina
2 17(49) K. Reyes DT Connecticut
3 10(73) B. Taylor SS LSU
4 15(110) L. Green TE Louisiana-Lafayette
5 14(149) J. Troutman OG Penn State
7 19(226) D. Molk C Michigan
7 43(250) E. Baker RB Michigan State
Insgesamt war der Draft sehr Defenseorientiert. Melvin Ingram, der in vielen Quellen als Top 10 Pick eingestuft wurde, kann man an Position 18 durchaus als Steal einordnen. Er soll dem etwas schlaffen San Diego Passrush ein wenig Leben einhauchen. Kendall Reyes spielt DE in der 3-4 Defense der Chargers, von Brandon Taylor erhofft man sich das er endlich die ewige Suche nach einem neuen Strong Saftey beendet. Bemerkenswert ist auch der UDFA OT Michael Harris, der die Chargerstradition lebendig hält, dass es mindestens ein UDFA ins Team schafft. Zu ihm aber später noch mehr.
Offense
Starter in fett
Quarterback
Philip Rivers, Charlie Whitehurst
Vor der letzten Saison gab es in dieser Kategorie keine Fragen: Top 5 QB, guter Backup, fertig, aus Mickey Maus. Aber dann warf der Top 5 QB plötzlich 20 Int, dazu 7 Fumbles und es gab keine wirklich Erklärung: Hat er verletzt gespielt, lag es an der mangelhaften Protection durch die O-Line oder wollte er einfach zu viel? Vielleicht ist es eine Mischung aus allem, man weiß es nicht. Ansonsten waren die Zahlen zwar für seine Karriere schlecht aber immer noch Top 10 Material in der NFL (4624 (6th), yards, 27 TD (8th)( 62,9% Comp. (7th), 7,95 YPA (9th). Wie bei jedem Team hängt bei den Chargers die Saison am QB, nur gibt es wahrscheinlich wenig QBs, die einen solchen unerklärlichen Einbruch hatten. Charlie Whitehurst wurde 2010 für einen 3rd Rounder und einen 2nd-Rounder-Swap an die Seahawks abgeben, konnte sich dort nicht durchsetzen und kam als FA wieder nach San Diego und darf jetzt wieder Clip Board Jesus spielen.
Take: Wenn Rivers wieder wie früher spielt, ist er sicherlich einer der besseren QBs dieser Liga. Wenn er weiterhin soviele Turnover produziert, dann eher nicht…
Note: 7/10
Running Back
Ryan Mathews, Ronnie Brown, Jackie Battle, Curtis Brinkley, Le'Ron McClain (FB)
Ryan Mathews ist einer der besten RBs dieser Liga. Wenn er denn gesund ist. Und damit sind wir auch beim Problem: Er ist sehr verletzungsanfällig, beim ersten Carry des ersten Preseasonspieles brach er sich sein Schlüsselbein, während er in seiner Rookiesaison lange wegen seinem Knöchel außer Gefecht war. Er ist derzeit wieder im Training aber es steh noch nicht fest, ob er rechtzeitig zum ersten Spiel wieder richtig fit wird. Neben einem umfassenden Skillset als Running Back bringt er auch die gute Hände bzw. Receiverfähigkeiten mit. Nur sein Blitz Pick up ist noch verbesserungswürdig. Backups sind Ronnie Brown und Jackie Battle, die aus Philadelphia bzw. Kansas City zu den Chargers gekommen sind, sowie Curtis Brinkley. Während die ersten beiden eher power backs sind, fällt Brinkley mehr in die Kategorie Darren Sproles. Le'Ron McClain, der in der Offseason ebenfalls aus Kansas City kam, setzte sich im Camp gegen den bisherigen FB Jacob Hester durch.
Take: Sollte Mathews die Saison fit bleiben, ist er eine große Gefahr als Running Back und Passempfänger aus dem Backfield. Die Backups sind aber leider hauptsächlich Journeyman und strahlen keine große Gefahr aus.
Note: 7/10
Wide Receiver
WR: Robert Meachem, Malcolm Floyd, Eddie Royal, Vincent Brown (IR), Richard Goodman, Micheal Spurlock
Auf der Wide-Receiver Position muss vor allem der Abgang des Pro Bowl Receivers Vincent Jackson verkraftet werden. Er war aufgrund seiner Größe (6 ‘ 5) und seiner Athletik immer ein Receiver, den man zur Not auch hochanspielen konnte, in der Hoffnung, dass er sich gegen den CB durchsetzen konnte. Somit wird klar sein, dass sein von den Saints gekommener Nachfolger Robert Meachem in nicht nur sprichwörtlich große Fußstapfen treten wird. Er konnte sich in New Orleans nie wirklich durchsetzen, darum wird es spannend zu sehen, was er in der Chargers Uniform zeigen kann. Malcolm Floyd ist eine sehr gute #2, muss aber auch seinen Beitrag leisten um den Abgang von Vincent Jackson vergessen zu machen. Eddie Royal wurde in der Hoffnung gesignt endlich mal einen Slot-Receiver zu haben und um mehr Optionen im Passangriff zu bieten. In der letzten Saison war die Leistung der WR hinter Floyd und Jackson, mal abgesehen vom Rookie Vincent Brown, positiv formuliert ausbaufähig. Dieser Vincent Brown, der nach Beobachterangaben auch eine extrem gute Vorbereitung hatte, brach sich im dritten Preseasonspiel den Knöchel und wird erst Mitte Oktober wieder spielen können. Goodman und Spurlock sind nur Backup Material und werden sich auch um die Kick-Returns kümmern.
Take: Auch in dieser Unit gibt es sehr große Fragezeichen. Kann Vincent Jackson adäquat ersetzt werden? Entwickelt sich Eddie Royal zum erhofften Slot Receiver? Im Gegensatz zu QB und RB ist die Leistungsgrenze nach oben doch eindeutig begrenzter.
Note: 6/10
Tight End
Antonio Gates, Randy McMichael, Dante Rosario, Ladarius Green
Die wahrlich gute Nachricht dieses Jahr ist, dass Antonio Gates nach Jahren der Verletzungen, wieder zu 100% fit ist und bereit dafür ist, sowohl bei gegnerischen Spielern als auch bei gegnerischen DC, Angst und Schrecken zu verbreiten. Er ist, ebenso wie Gronkowski von den Patriots und Graham von den Saints ein schwer zu covernder Mismatch und sollte durch seine bloße Anwesenheit Räume für andere schaffen. Allerdings ist er auch schon 32 Jahre alt. Randy McMichael und Dante Rosario sind mehr in die Kategorie Blocker einzuordnen, obwohl McMichael auch aktiv ins Passspiel eingebunden wurde. Rookie Ladarius Green ist dagegen eher ein Passempfänger und soll Antonio Gates entlasten.
Take: Hier gibt es ein Ausrufezeichen: Antonio Gates ist fit! `nuff said!
Note: 9/10
Offensive Line
Jared Gaither (LT), Tyronne Green (LG), Nick Hardwick (C), Louis Vasquez (RG), Jeromey Clary (RT), Mike Harris (OT), Rex Hadnot(OG), David Molk (C)
Ich nehme mir die Freiheit und zitiere mich selber aus dem noch jungen 2012er San Diego Chargers Season Thread:
„…unsere Starting O-Line im ersten Spiel ist ein UDFA-Rookie LT, ein Backup-Guard, ein verletzungsanfälliger Center, ein unauffälliger RG und einer der schlechtesten RT der Liga.“
Um es anders zu sagen, die Chargers O-Line ist schlecht. Die linke Seite mit zwei Pro Bowl Spielern ist nach zahlreichen Verletzungen nicht mehr bei den Chargers. Der neue LT Jared Gaither, der nach seiner wirklich guten Leistung in den letzten Spielen der vergangenen Saison einen 4-Jahresvertrag bekommen hat, hat eine nicht spezifizierte Rückenverletzung und will nur spielen, wenn er bei 100% ist (Zitat), so dass nun der UDFA-Rookie Mike Harris für ihn im ersten Spiel starten darf. Dieser wurde im dritten Preseasonspiel, in dem ja traditionell die Starter eine längere Zeit spielen, direkt mal von Jared Allen „in die NFL eingeführt“. In weiser Voraussicht wurde QB Philip Rivers in diesem Spiel nicht eingesetzt.
Um die vollen Implikationen der löchrigen O-Line auf die Chargers Offense zu verstehen, ist ein Blick auf das (Pass-) Offense-System der Chargers notwendig: Dies beruht vor allem auf 7-Step-Drops des QBs und tiefen Routen der WR. Wenn die Protection der O-Line nicht da ist, fällt das ganze System in sich zusammen. Die Folgen einer schlechten O-Line für das running game sind ja auch klar.
Take: Auch hier ein Ausrufezeichen: Diese O-Line ist schlecht! Ich lass mich sehr gerne vom Gegenteil überzeugen, aber der Ausblick ist sehr trüb. Einziger Lichtblick könnte eine Blitzgenesung von LT Jared Gaither sein.
Note: 2/10