Verletzungen - Trainingslehre - Trainerausbildung

  • Ich hab mal ein wenig im Forum gesucht. Doch irgendwie hab ich nichts gefunden.

    Wir haben in Deutschland für alle oder die meisten Sportarten Trainerausbildungen, bis hin zur A-lizenz oder bei den Soccern, die Fussballlehrerausbildung. Außerdem gibt es m. W. in den Sportwissenschaften Ausbildungsinhalte zur Trainingswissenschaft, Trainingsplanung usw.

    Jetzt verfolge ich die NFL schon sein einigen Jahren. Auch habe ich bereits das eine oder andere englischsprachige Buch über Football gelesen und dennoch wundere ich mich in jedem Jahr über die Fülle von Verletzungen bereits in den Camps. Gebrochene Hüften, gerissene Kreuzbänder, usw. usw.

    Also frage ich mich, ob die Trainer i.o. Sinne eigentlich wissen was sie da trainieren und/oder wie sie trainieren. Da sind die Spieler seit Ende Dez./Jan. raus aus dem Sport, vielleicht halten sie sich selbst ein wenig fit und im Juli starten die Camps, teilweise schon etwas früher bei den freiwillig organisierten events und jedes Jahr das Gleiche.

    Würde gern mal hier eine Diskussion über dieses Thema "anzetteln". Ich fände jede Information sachdienlich. Wie werden Trainer in USA ausgebildet? Wie werden Trainingseinheiten geplant? Wie werden Camps vorbereitet und "beplant"? Hat jemand eigene Erfahrungen? Vielleicht ja aus der GFL.

    Wir reden immer über Prävention bei Gehirnerschütterungen, über Dopingtests usw.. Alles sinnvolle und richtige Dinge, aber thematisiert jemand in den USA - the way of training?

    Gruß und Dank - ws

    "Kritik ohne Mitgefühl ist Gewalt" (nakagawa roshi)
    -.-.-.-
    "Die Würde des Menschen ist kein Konjunktiv"
    -.-.-.-
    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute von neuem beginnen.

  • Soweit ich weiß, gibt es da in den USA keine großartigen Vorraussetzungen. Also ich habe mich in Texas mal mit einem Coach von einem Pop Warner Team unterhalten, der hat mir erzählt, der alte Coach ist nach Dallas gezogen und dann hat er das einfach übernommen. In Österreich darf man ohne Übungsleiter- oder Lehrwartausbildungen gerade mit Kindern keineswegs sportlich arbeiten.

    Und wenn man sich so die klassische Laufbahn der meisten Coaches anschaut, die haben gespielt, und sind danach grad. ast.'s oder dergleichen geworden. Ich glaube, die einzigen mit professionellen Ausbildungen im Sportbereich sind in den USA die S&C Coaches. Der Rest läuft so nach dem Motto: Ihr macht das, was ich an eurer Stelle gemacht habe. Oder irre ich mich da?

    GO 'HAWKS

  • Football ist halt ein verletzungsträchtiger Sport...

    Jo. Und vor allem können viele Verletzungen halt auch nicht verhindert werden. Um Kreuzbandrisse zu verhindern muss man Spielern untersagen auf Rasen zu laufen..

    Ich denke schon, dass viele Trainer versuchen ihre Spieler im Training möglichst keinen allzu großen Verletzungsgefahren auszusetzen. Deswegen sind ja auch nur ganz wenige Einheiten "in pads".

  • Also frage ich mich, ob die Trainer i.o. Sinne eigentlich wissen was sie da trainieren und/oder wie sie trainieren. Da sind die Spieler seit Ende Dez./Jan. raus aus dem Sport, vielleicht halten sie sich selbst ein wenig fit und im Juli starten die Camps, teilweise schon etwas früher bei den freiwillig organisierten events und jedes Jahr das Gleiche.


    Ein wenig "fit" halten ist gut. Die Offseason Workouts beginnen in der NFL bereits im April und dauern neun Wochen an. D.h. ein Großteil der Spieler befinden sich bereits über zwei Montate in der Vorbereitung, bevor die Training Camps überhaupt beginnen.

    Ich denke schon, dass viele Trainer versuchen ihre Spieler im Training möglichst keinen allzu großen Verletzungsgefahren auszusetzen. Deswegen sind ja auch nur ganz wenige Einheiten "in pads".


    Die Trainer würden sicherlich häufiger in Pads trainieren, aber durch die Vereinbarung mit der Spielergewerkschaft wurden die Einheiten, in denen mit Pads trainiert werden darf, ja beschränkt.

  • Und, sagen wirs mal deutlich, viele der Spieler sind schlichtweg zu fett bzw. je nach Position zu muskelbepackt. Will heissen: Es kommt mir spontan kein anderer Sport in den Sinn, wo derart schwere Typen solch gelenk/knochenfeindliche Bewegungen durchführen, teilweise auch noch auf Äckern, wie im Football. Dazu der auch nicht gerade feinfühlige Körperkontakt... Da muss es Verletzungen hageln, egal was oder wie Du trainierst.


  • Und wenn man sich so die klassische Laufbahn der meisten Coaches anschaut, die haben gespielt, und sind danach grad. ast.'s oder dergleichen geworden. Ich glaube, die einzigen mit professionellen Ausbildungen im Sportbereich sind in den USA die S&C Coaches. Der Rest läuft so nach dem Motto: Ihr macht das, was ich an eurer Stelle gemacht habe. Oder irre ich mich da?

    so hab ich das auch verstanden. zunächst fängt man als assistent bei high school oder kleineren college teams an und lernt dann vom headcoach. wirklich abgeschlossen ist die "ausbildung" wohl auch erst, wenn man selbst headcoach wird. das gilt selbst für ehemalige stars, die aber natürlich nicht ganz so weit unten anfangen müssen.

    dass dabei möglicherweise auch "falsches" wissen vermittelt werden kann, liegt in der natur der sache. als beispiel fiele mir da z.B. stretching ein, das früher ja auch immer gepriesen wurde, aber in den meisten fällen relativ nutzlos ist. die besten coaches sind natürlich immer auf dem neuesten stand, aber gerade in der nachwuchsarbeit, wo der coaching staff häufig aus den eltern, die gerade lust und zeit haben, besteht, kann ich mir schon vorstellen, dass da ein organisiertes ausbildungssystem (und sei es nur ein crashkurs, um die gröbsten fehler auszumerzen) helfen könnte.

    vor ein paar wochen gab's einen recht interessanten artikel zu dem thema:
    Former Packers linebacker Dave Robinson says improper tackling to blame for head injuries

  • Meiner Meinung nach sind die Amerikanischen Coaches gerade im Bereich Stretching, Fitness und Verletzungsprävention (damit meine ich Muskelverletzungen und nicht Knochenbrüchen o.ä.) deutlich weiter als Deutsche Trainer im Schnitt. Mit Coaches meine ich hier aber nicht den Head Coach, sondern die Spezialisten, die bestens ausgebildet und speziell für diese Aufgaben eingestellt sind. Siehe z.B. die Deutsche Fußballnationalmannschaft, wo erst durch Klinsmann und seine US Athletik Trainer, auf die modernen Stretching und Fitnessmethoden umgestellt wurde. Auch im Amateurbereich (HS und College) sind die Coaches aus meinen persönlichen Erfahrungen deutlich besser fortgebildet und auf dem aktuellen Stand der Trainingslehre, als die deutschen Coaches auf entsprechendem Level. Grund ist IMO, dass in Amerika viel mehr Geld gerade in diesem Bereich in die Forschung investiert wird.

  • Meiner Meinung nach sind die Amerikanischen Coaches gerade im Bereich Stretching, Fitness und Verletzungsprävention (damit meine ich Muskelverletzungen und nicht Knochenbrüchen o.ä.) deutlich weiter als Deutsche Trainer im Schnitt. Mit Coaches meine ich hier aber nicht den Head Coach, sondern die Spezialisten, die bestens ausgebildet und speziell für diese Aufgaben eingestellt sind. Siehe z.B. die Deutsche Fußballnationalmannschaft, wo erst durch Klinsmann und seine US Athletik Trainer, auf die modernen Stretching und Fitnessmethoden umgestellt wurde. Auch im Amateurbereich (HS und College) sind die Coaches aus meinen persönlichen Erfahrungen deutlich besser fortgebildet und auf dem aktuellen Stand der Trainingslehre, als die deutschen Coaches auf entsprechendem Level. Grund ist IMO, dass in Amerika viel mehr Geld gerade in diesem Bereich in die Forschung investiert wird.

    Das klingt zunächst sehr vielversprechend, doch ich wünsche mir das konkreter. Werden die Coaches von den Teams, Colleges, Unis auf Lehrgänge geschickt oder haben sie selber sportwissenschaftliche Diplome oder, oder. Nimms nicht krumm, aber das ist mir etwas zu pauschal. Mach mal ein paar konkrete Beispiele.

    Ich schreibe das deswegen, weil ich halt schon ein paar Bücher aus Amiland gelesen habe und daher neige ich eher dazu einigen anderen Vorpostern recht zu geben, die im Prinzip sagen, dass es keine Ausbildung im eigentlichen Sinne gibt, sondern man lernt halt von den Altvorderen und ansonsten autodidaktisch, was wiederum entsprechende Weiterbildungsmotivation voraussetzt.

    "defsoul" -Ein wenig "fit" halten ist gut. Die Offseason Workouts beginnen in der NFL bereits im April und dauern neun Wochen an. D.h. ein Großteil der Spieler befinden sich bereits über zwei Montate in der Vorbereitung, bevor die Training Camps überhaupt beginnen.

    Aber genau darauf wollte ich hinaus. Diese offseason workouts sind absolut freiwillig. Ich lese zwar gelegentlich darüber, aber dann sind es ein Herr Manning, der irgendwelche WR einlädt mit ihm zu trainieren. Ansonsten weiß ich nur, dass es Spieler gibt, die es mit der Fitness sehr ernst nehmen und kontinuierlich trainieren, aber das scheint mir nicht unbedingt die Regel zu sein.

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  • Aber genau darauf wollte ich hinaus. Diese offseason workouts sind absolut freiwillig. Ich lese zwar gelegentlich darüber, aber dann sind es ein Herr Manning, der irgendwelche WR einlädt mit ihm zu trainieren. Ansonsten weiß ich nur, dass es Spieler gibt, die es mit der Fitness sehr ernst nehmen und kontinuierlich trainieren, aber das scheint mir nicht unbedingt die Regel zu sein.

    Naja für einen Großteil der Spieler gehts um einen Rosterspot (=Einkommen), da kann man doch davon ausgehen dass die meisten an ihrer Fitness auch in der Offseason arbeiten, schließlich drängen jedes Jahr hunderte Rookies in die Liga.

    GO Irish!

  • Das klingt zunächst sehr vielversprechend, doch ich wünsche mir das konkreter. Werden die Coaches von den Teams, Colleges, Unis auf Lehrgänge geschickt oder haben sie selber sportwissenschaftliche Diplome oder, oder. Nimms nicht krumm, aber das ist mir etwas zu pauschal. Mach mal ein paar konkrete Beispiele.

    Ich schreibe das deswegen, weil ich halt schon ein paar Bücher aus Amiland gelesen habe und daher neige ich eher dazu einigen anderen Vorpostern recht zu geben, die im Prinzip sagen, dass es keine Ausbildung im eigentlichen Sinne gibt, sondern man lernt halt von den Altvorderen und ansonsten autodidaktisch, was wiederum entsprechende Weiterbildungsmotivation voraussetzt.

    "defsoul" -Ein wenig "fit" halten ist gut. Die Offseason Workouts beginnen in der NFL bereits im April und dauern neun Wochen an. D.h. ein Großteil der Spieler befinden sich bereits über zwei Montate in der Vorbereitung, bevor die Training Camps überhaupt beginnen.

    Aber genau darauf wollte ich hinaus. Diese offseason workouts sind absolut freiwillig. Ich lese zwar gelegentlich darüber, aber dann sind es ein Herr Manning, der irgendwelche WR einlädt mit ihm zu trainieren. Ansonsten weiß ich nur, dass es Spieler gibt, die es mit der Fitness sehr ernst nehmen und kontinuierlich trainieren, aber das scheint mir nicht unbedingt die Regel zu sein.

    Mit dem Warmups / Fitness-Training haben die "normalen" Coaches in Profi-Teams, College und den guten High-Schools nichts zu tun. Dafür gibt es extra eingestellte Athletic Trainer / - Coaches, die dies hauptberuflich machen. Das Thema "Coaches Convention" (regelmäßig auch in Deutschland beim AF praktiziert) ist bestimmt nicht eine deutsche Erfindung, sondern kommt wohl aus dem Mutterland. Im Internet findet man viele Videos wo Profi Coaches solche Lehrgänge für High-School und College Coaches halten. Aus dem deutschen Fußball ist mir das nicht in dieser Intensität bekannt.

    Konkretere Beispiele kann ich dir nur aus meinem persönlichen Vergleich (Übungsleiterausbildung + Fortbildungen, 20+ Jahre Mannschaftssport in Deutschland von den unteren Ligen bis GFL und meiner kurzen Zeit in den USA) geben, die aber sehr subjektiv sind. Aber das würde hier zu nichts führen, hat mich allerdings in meiner von Medien und diversen Studien geprägten Meinung bestätigt. Ich kann nur sagen, dass die medizinische Betreuung und das betreute Fitnesstraining in den USA auch schon im unteren College Level nicht mit Deutschland vergleichbar war (was sicherlich auch am Etat liegt).

    Zum Thema "Offseason" Workouts: Fast alle Spieler heuern professionelle Fitnesstrainer / Trainingszentren an um sie Fit zu halten. Das sind Leute, die davon Leben immer die neusten Trainingsmethoden zu kennen, da sie sonst ihre Kundschaft verlieren. Subjektiv würde ich sagen, dass hier die meisten Deutschen Trainer ein paar Jahre (oder Jahrzehnte) hinterher hinken (extrem Bsp.: Klinsmanns aus den USA importierten Trainingsmethoden vor der WM 2006 vs. Felix Magaths Trainingsmethoden).

  • Soweit ich weiß, gibt es da in den USA keine großartigen Vorraussetzungen. Also ich habe mich in Texas mal mit einem Coach von einem Pop Warner Team unterhalten, der hat mir erzählt, der alte Coach ist nach Dallas gezogen und dann hat er das einfach übernommen. In Österreich darf man ohne Übungsleiter- oder Lehrwartausbildungen gerade mit Kindern keineswegs sportlich arbeiten.

    Und wenn man sich so die klassische Laufbahn der meisten Coaches anschaut, die haben gespielt, und sind danach grad. ast.'s oder dergleichen geworden. Ich glaube, die einzigen mit professionellen Ausbildungen im Sportbereich sind in den USA die S&C Coaches. Der Rest läuft so nach dem Motto: Ihr macht das, was ich an eurer Stelle gemacht habe. Oder irre ich mich da?

    Ich hatte in der B-Jugend in Deutschland beim Fußball einen Trainer der Hauptberuflich den Imbiss auf dem Sportplatz geführt hat (was dazu geführt hat, dass er immer zwischen Trainingsplatz und Arbeitsplatz hin und her gerannt ist). Soll heißen, schlechte Trainer gibt es überall. Aber ich glaube in den USA wird im Schnitt viel mehr Geld in die Trainer investiert. Da diese bereits ab einem "niedrigem" Level hauptberuflich Coach sind, ist es ihr eigenes Interesse sich weiterzubilden, da sie sonst auf Kurz oder Lang den Job verlieren.

  • Aber genau darauf wollte ich hinaus. Diese offseason workouts sind absolut freiwillig. Ich lese zwar gelegentlich darüber, aber dann sind es ein Herr Manning, der irgendwelche WR einlädt mit ihm zu trainieren. Ansonsten weiß ich nur, dass es Spieler gibt, die es mit der Fitness sehr ernst nehmen und kontinuierlich trainieren, aber das scheint mir nicht unbedingt die Regel zu sein.


    Ich kann nur von den Patriots berichten. Dort war Brandon Spikes der einzige Spieler, der nicht an den Offseason Workouts teilgenommen hat, obwohl er dazu in der Lage gewesen wäre AFAIR.

    Für die Spieler lohnt es sich häufig ja auch finanziell, weil sie für die Teilnahme an den freiwilligen Workouts mit Bonuszahlungen belohnt werden. Cornerback Tarell Brown von den 49ers wird dieses Jahr $2 Mio. weniger verdienen, weil er nich an den freiwilligen Workouts teilgenommen hat und sich stattdessen privat fit gehalten hat.

  • Ich kann nur von den Patriots berichten. Dort war Brandon Spikes der einzige Spieler, der nicht an den Offseason Workouts teilgenommen hat, obwohl er dazu in der Lage gewesen wäre AFAIR.

    Für die Spieler lohnt es sich häufig ja auch finanziell, weil sie für die Teilnahme an den freiwilligen Workouts mit Bonuszahlungen belohnt werden. Cornerback Tarell Brown von den 49ers wird dieses Jahr $2 Mio. weniger verdienen, weil er nich an den freiwilligen Workouts teilgenommen hat und sich stattdessen privat fit gehalten hat.

    Das ist plausibel.

    Vielleicht müssen wir ja auch noch eine weitere Berufssparte mit ins Boot holen. Die Ärzte und Physios. Will ja nicht glauben, dass sich seit der Zeit von Huizenga (auch so ein Buch was ich las - über die Raiders in den 80ern) nichts geändert hat. Und Beispiele wie RG III und AP sprechen eigentlich dafür, dass an der Front mittlerweile sehr solide Arbeit gemacht wird.

    Also sind wir wohl doch wieder bei den Coaches. Spannend

    "Kritik ohne Mitgefühl ist Gewalt" (nakagawa roshi)
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