Nahostkonflikt(e) reloaded :-(

  • Die vorletzte Woche war in Syrien angeblich eine der schlimmsten überhaupt, was die Anzahl der Toten angeht. Das Medienecho war trotzdem sehr bescheiden. Natürlich hat das etwas mit den Regeln der Branche zu tun, der Gaza-Konflikt ist neuer (nicht aktueller) und wird von den Kriegsparteien auch mediengerecht präsentiert. Was ich da interessant finde, ist, warum da das öffentliche Interesse jetzt viel größer ist, als es z.B. bei Syrien jemals war.

    So geht es mir auch. Um der Groteske die Krone zu geben wurden ja schon Videos gepostet, bei denen man vermeintlichen Palästinensern dabei zu sehen konnte, wie sie mit den Händen versuchen ein Baby freizubuddeln, das angeblich nach einem Israelischen Einschlag verschüttet wurde. Ein paar Tage später stellte sich dann heraus, dass die Bilder aus Syrien stammten. Aber weder die Tatsache, dass es sich hierbei eben nicht um einen Israelischen Kollateralschaden handelte, noch der Umstand, dass sich vor dem Hintergrund der syrischen Vertreibungen das Bombardement der Israelis (man verzeihe mir den Zynismus) geradezu harmlos ausnimmt, führt dazu, dass die Leute ihre Position reflektieren. Im Gegenteil: Während man so gut wie niemanden findet, der etwas für ein Flüchtlingslager mit syrischem Inhalt übrig hätte, kann man am Stammmtisch mittlerweile überall mit Pro-Palästinensischen Statements punkten.

    Auch Ägypten kommt - wie ich finde - in der ganzen Diskussion immer noch sehr gut weg.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Zitat

    kann man am Stammmtisch mittlerweile überall mit Pro-Palästinensischen Statements punkten.

    Aber nicht nur am Bier-Stammtisch, sondern eigentlich überall in der Gesellschaft.
    Mit "Pro Palästina" ist man voll im Trend und kann sich gut dabei fühlen.

    Und das ist ja nichts neues.

    Ich habe keine Statistik, aber gefühlt hat jede mittlere Großstadt einen Palästina-Verein. Pro Dafur Vereine etc. dürfte man hingegen mit der Lupe suchen.

    Aber das ganze liegt natürlich nur, um es mit Didi Hallervorden zu sagen, an den persönlichen Präferenzen der jeweiligen Leute und nicht an den am Konflikt beteiligten Akteueren.

    Zitat

    Auch Ägypten kommt - wie ich finde - in der ganzen Diskussion immer noch sehr gut weg.

    Was meinst Du damit genau? Das der Militärputsch von vor einem Jahr relativ unkommentiert hingenommen wurde?
    Auch wenn es bitter ist: Wären die Muslimbrüder in Ägypten noch an der Macht (und das Militär würde Ihnen gehorchen), wäre mir wesentlich unwohler..

    #FIREJOSEPH

    Einmal editiert, zuletzt von Mile High 81 (4. August 2014 um 20:30)

  • Aber nicht nur am Bier-Stammtisch, sondern eigentlich überall in der Gesellschaft.
    Mit "Pro Palästina" ist man voll im Trend und kann sich gut dabei fühlen.

    Und das ist ja nichts neues.

    Ich habe keine Statistik, aber gefühlt hat jede mittlere Großstadt einen Palästina-Verein. Pro Dafur Vereine etc. dürfte man hingegen mit der Lupe suchen.


    Das war aber auch schon vor dem jetzigen Kieg so. Ich vermute, da ist die Siedlungspolitik der Israelis und die vielen Vetos der US-Amerikanern im UN-Sicherheitsrat mitverantwortlich für das Stimmungbarometer pro Palästina!?:paelzer:

  • Das war aber auch schon vor dem jetzigen Kieg so. Ich vermute, da ist die Siedlungspolitik der Israelis und die vielen Vetos der US-Amerikanern im UN-Sicherheitsrat mitverantwortlich für das Stimmungbarometer pro Palästina!?:paelzer:


    Momentan schafft es Israel ja, selbst die USA gegen sich auf zu bringen. Die UNO sowieso. Voraus gesetzt natürlich, dass die Berichte über Bombardements auf UNO-Schulen nicht gefaked sind; deren geographische Koordinaten der israelischen Armeeführung angeblich mehrfach mitgeteilt wurden.

  • Das war aber auch schon vor dem jetzigen Kieg so. Ich vermute, da ist die Siedlungspolitik der Israelis und die vielen Vetos der US-Amerikanern im UN-Sicherheitsrat mitverantwortlich für das Stimmungbarometer pro Palästina!?:paelzer:

    Das glaube ich nicht. Es ist ja nicht so, dass man da nichts kritisieren könnte oder sollte, nur gibt es doch überall auf der Welt viel wichtigere Sachen, wo das Leid dort viel, viel größer ist, aber da hält sich die Aufregung in engen Grenzen.

    Ich bleibe nur mal beim Beispiel Syrien, wo Russland und China im Sicherheitsrat auch blockieren und die Zahl der Opfer um ein Vielfaches höher ist, als im aktuellen Gaza-Konflikt plus der beiden Intifadas zusammen. Die Türkei alleine hat vermutlich mehr Flüchtlinge aufgenommen, als der Gaza-Streifen Einwohner hat und in Syrien selbst irren nochmal mehr als 6 Millionen Menschen als Flüchtlinge durchs eigene Land. Wo ist da eine halbwegs verhältnismäßige Reaktion?

    Natürlich sagt jeder, dass die eigene Meinung sachbezogen ist. Keiner möchte sagen, dass da andere Sachen reinspielen, dass man vielleicht sogar ein Problem dazu benutzt, um etwas anderes zu erreichen. Das ist aber ziemlich oft der Fall und hier mE auch.

    Was Data am Stammtisch sieht, begegnet mir ganz oft bei Facebook, weil man es da auf Dauer indirekt mit Leuten zu tun bekommt, zu denen man sonst eher selten Kontakt hat. Und da wird ganz deutlich, um was es einem Teil der Israel-Kritiker geht: endlich eine historische Rechnung zu begleichen. Da posten Leute dann Zeug wie "Was Deutschland im 2. Weltkrieg gemacht hat, war natürlich falsch, aber was die Israelis da machen, ist genauso schlimm!" Historisch gesehen, ist das natürlich Quatsch, aber es zeigt, um was es solchen Leuten geht. Endlich sind die Opfer von damals auch mal Täter und dabei auch nicht besser. Das relativiert die deutsche Schuld natürlich wunderbar. Beim Syrien-Konflikt geht das nicht und daher ist da das Interesse gering.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Momentan schafft es Israel ja, selbst die USA gegen sich auf zu bringen.


    Da habe ich so meine Probleme mit, denn ich zweifele an der Aufrichtigkeit der Empörung.
    Wenn eine UN-Resulution beantragt wird, wird die USA erneut vom Vetorecht Gebrauch machen.

  • Das eine hat mit dem anderen aber nur wenig zu tun. Natürlich kann man empört sein und trotzdem das Veto benutzen, denn die Resolutionanträge in der UNO sind oft von einer politischen Einseitigkeit geprägt. Ich will das mal an einem Beispiel deutlich machen. Der UN-Menschrechtsrat beschäftigte sich "allein im Jahr 2007 auf Betreiben der islamischen Mitglieder 120 Mal mit dem Nahostkonflikt und verabschiedete zahlreiche israelkritische Resolutionen, während der Antrag westlicher Staaten auf die Einbeziehung und Verurteilung möglicher palästinensischer Menschenrechtsverletzungen jeweils abgelehnt wurde" (Wikipedia). So einer Einseitigkeit entgegen zu wirken, heißt eben nicht, dass man das Beschiessen von UN-Einrichtungen ok findet.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Zitat

    Es ist ja nicht so, dass man da nichts kritisieren könnte oder sollte, nur gibt es doch überall auf der Welt viel wichtigere Sachen, wo das Leid dort viel, viel größer ist, aber da hält sich die Aufregung in engen Grenzen.


    This mal 1000.

    Natürlich kann man die Siedlungspolitik von Isreal kritisieren.Allerdings zeigt doch gerade das verschwinden der Siedlungen in Gaza das sich am Koflikt als solches nichts ändert.

    Zitat

    Der UN-Menschrechtsrat


    Dieser Rat ist eine Farce. So hat momentan Saudi Arabien- das Menschenrechtsland Nr 1- eine Führungsrolle in dem Gremium.

    Zitat

    Die UNO sowieso. Voraus gesetzt natürlich, dass die Berichte über Bombardements auf UNO-Schulen nicht gefaked sind; deren geographische Koordinaten der israelischen Armeeführung angeblich mehrfach mitgeteilt wurden.

    Nun und dann wiederum gibts Berichte, dass just unter diesen Schulen Waffen gellagert wurden. Was stimmt: Keine Ahnung. Es ist Krieg und da sollte man möglichst wenig Glauben.

    Zum aktuellen:
    Es ist jetzt eine 72 stündige Feuerpause vereinbart worden. Israel hat schon angekündigt seine Bodentruppen abzuziehen, da das Hauptziel die Tunnel zu zerstören erreicht wurde.

    #FIREJOSEPH


  • Was meinst Du damit genau? Das der Militärputsch von vor einem Jahr relativ unkommentiert hingenommen wurde?

    Es geht ja nicht nur um den Putsch als solchen, sondern auch um die Dinge die im Anschluss hieran passiert sind. Hetzjagden durch die Ägyptischen Städte? Pauschale und vor Gericht verifizierte Todesurteile gegen roundabout 200 Islamisten? Darunter Leute, die zunächst vom eigenen Volk im Zuge eines demokratischen Prozesses gewählt wurden? Das hat ja schon was alttestamentarisches, um es mal höflich zu formulieren...

    Nicht falsch verstehen: Auch mir ist wohler ohne islamistische Bruderschaft an der Spitze eines der am meisten militarisierten Länder Afrikas, aber moralisch konsistent ist dieses aktive Wegsehen vor dem Hintergrund des Gaza-Konflikts und wie er von einigen thematisiert wird nun nicht wirklich. Vor allem dann nicht, wenn man sich vor Augen führt, dass die Hamas ja eine Art Kind der ägyptischen Muslimbruderschaft ist. Und spätestens da sollte einem klar werden, dass man hier anscheinend mit zweierlei Maß misst.

    Und warum ist das so? Das hat Derek vortrefflich auf den Punkt gebracht: Weil es hierbei nur am Rande um Gaza und die Hamas geht. Für viele Leute ist dies endlich die Gelegenheit, sich an Israel abzuarbeiten, ohne allerdings das Gefühl haben zu müssen, gleich in der braunen Ecke zu stehen.


    Was Data am Stammtisch sieht, begegnet mir ganz oft bei Facebook,

    Wo ist da der Unterschied? ;)

    Zitat

    weil man es da auf Dauer indirekt mit Leuten zu tun bekommt, zu denen man sonst eher selten Kontakt hat. Und da wird ganz deutlich, um was es einem Teil der Israel-Kritiker geht: endlich eine historische Rechnung zu begleichen. Da posten Leute dann Zeug wie "Was Deutschland im 2. Weltkrieg gemacht hat, war natürlich falsch, aber was die Israelis da machen, ist genauso schlimm!" Historisch gesehen, ist das natürlich Quatsch, aber es zeigt, um was es solchen Leuten geht. Endlich sind die Opfer von damals auch mal Täter und dabei auch nicht besser. Das relativiert die deutsche Schuld natürlich wunderbar. Beim Syrien-Konflikt geht das nicht und daher ist da das Interesse gering.

    Au point. :)

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Zitat

    Es geht ja nicht nur um den Putsch als solchen, sondern auch um die Dinge die im Anschluss hieran passiert sind. Hetzjagden durch die Ägyptischen Städte? Pauschale und vor Gericht verifizierte Todesurteile gegen roundabout 200 Islamisten? Darunter Leute, die zunächst vom eigenen Volk im Zuge eines demokratischen Prozesses gewählt wurden? Das hat ja schon was alttestamentarisches, um es mal höflich zu formulieren...

    Danke. Und auch Zustimmung.
    Allerdings gibt es halt leider keine Musterlösung.
    Die Hamas wurde ja 2007 auch demokratisch gewählt. Allerdings hat Sie seitdem drauf verzichtet das Ganze noch mal demokratisch überprüfen zu lassen…

    Zitat

    Für viele Leute ist dies endlich die Gelegenheit, sich an Israel abzuarbeiten, ohne allerdings das Gefühl haben zu müssen, gleich in der braunen Ecke zu stehen.


    Das stimmt zweifellos, allerdings erfasst das nur ein Teil des Problems bzw. einen Teil der Leute.
    Das Abarbeiten findet ja nicht nur von der "Man wird ja noch mal sagen dürfen" Fraktion statt, sondern eigentlich quer durch alle gesellschaftlichen Schichten & Parteien.
    Von der Linkspartei angefangen bis hin zur Rechten.

    #FIREJOSEPH

  • ...interessant ist hierbei auch, dass es gerade jene Klientel ist, die der anderen Seite meist vorwirft, die Solidarität mit "den Juden" sei Ausdruck eines tief sitzenden "typisch deutschen" Schuldgefühls, dass man 70 Jahre später nun doch bitte endlich nicht mehr zu pflegen bräuchte.

    Dabei wird in diesen Aussagen doch mehr als deutlich, wer hier wirklich glaubt, eine Last von seinen Schultern hieven zu müssen. Warum man sich dazu dieser "die sind ja auch nicht besser"-Rhetorik bedienen muss (die natürlich viel zu kurz greift), werde ich wohl nie verstehen.

    Mir jedenfalls wurde in meiner Kindheit/Jugend nicht mit dem Hammer eingetrichtert, wie böse wir Deutschen doch sind und dass wir für die Verbrechen des Nationalsozialismus auf ewig persönliche Schuld auf uns geladen hätten. Anderswo scheint so was ja gang und gäbe gewesen zu sein...

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Was Data am Stammtisch sieht, begegnet mir ganz oft bei Facebook, weil man es da auf Dauer indirekt mit Leuten zu tun bekommt, zu denen man sonst eher selten Kontakt hat. Und da wird ganz deutlich, um was es einem Teil der Israel-Kritiker geht: endlich eine historische Rechnung zu begleichen. Da posten Leute dann Zeug wie "Was Deutschland im 2. Weltkrieg gemacht hat, war natürlich falsch, aber was die Israelis da machen, ist genauso schlimm!" Historisch gesehen, ist das natürlich Quatsch, aber es zeigt, um was es solchen Leuten geht. Endlich sind die Opfer von damals auch mal Täter und dabei auch nicht besser. Das relativiert die deutsche Schuld natürlich wunderbar. Beim Syrien-Konflikt geht das nicht und daher ist da das Interesse gering.


    Aber das kann es doch nicht sein. Die momentane israelische Gaza-Politik, so übel manche ihrer Auswirkungen sein mögen, als Argument zur Abarbeitung (oder im schlimmsten Fall zur Rechtfertigung) der eigenen Historie missbrauchen; verstehe ich Dich da richtig? OMG - ich fürchte tatsächlich, dass ich manchmal echt zu naiv durch's Leben gehe :eek: :(

  • Für einen gehörigen Teil der deutschen Israelkritik - wohl auch im Besonderen beim traditionell von diversen nationalen Minderwertigkeitskomplexen geplagten Bürgertum - wird diese Beobachtung durchaus zutreffen.

    Gerade bei Jugendlichen taugt diese These imho jedoch kaum als alleinige Erklärung. Meinem Empfinden nach liegen einige ihrer Altersgenossen in anderen Ländern hier durchaus mit ihnen auf einer Wellenlänge.


    Dazu passend:

    Zitat

    Among Americans under 30, 29% say Israel is most responsible for the current violence compared with 21% who blame Hamas.

    http://www.people-press.org/files/2014/07/…mas-Release.pdf

  • Zitat

    Für einen gehörigen Teil der deutschen Israelkritik - wohl auch im Besonderen beim traditionell von diversen nationalen Minderwertigkeitskomplexen geplagten Bürgertum - wird diese Beobachtung durchaus zutreffen.

    Dem kann ich meiner Beobachtung nach nicht zustimmen.

    Wenn man nach "positiven" Berichten über Israel sucht findet man diese nur in Zeitungen die das Bürgertum als Hauptziel Gruppe haben. Das bedeutet natürlich nicht, dass es dort keine wie oben geschilderte Israelkritik gibt, aber für mich ist nicht das Bürgertum der Hauptimpulsegeber der jetzigen Stimmungen.

    Zitat

    Gerade bei Jugendlichen taugt diese These imho jedoch kaum als alleinige Erklärung. Meinem Empfinden nach liegen einige ihrer Altersgenossen in anderen Ländern hier durchaus mit ihnen auf einer Wellenlänge.

    Wieso nicht. Jugendliche werden einmal über ihr Umfeld sozialisiert- und wenn das so denkt wie oben-wieso sollten Jugendliche dann nicht dessen Meinungen übernehmen. Weiteres Informationsfeld sind Medien: Und an dieser Front ist die Hamas ganz klar der Sieger und zwar in einem Blowout. Das erklärt dann m.E. solche Stimmung.

    #FIREJOSEPH

  • Aber das kann es doch nicht sein. Die momentane israelische Gaza-Politik, so übel manche ihrer Auswirkungen sein mögen, als Argument zur Abarbeitung (oder im schlimmsten Fall zur Rechtfertigung) der eigenen Historie missbrauchen; verstehe ich Dich da richtig? OMG - ich fürchte tatsächlich, dass ich manchmal echt zu naiv durch's Leben gehe :eek: :(

    Für einen gehörigen Teil der deutschen Israelkritik - wohl auch im Besonderen beim traditionell von diversen nationalen Minderwertigkeitskomplexen geplagten Bürgertum - wird diese Beobachtung durchaus zutreffen.

    Gerade bei Jugendlichen taugt diese These imho jedoch kaum als alleinige Erklärung. Meinem Empfinden nach liegen einige ihrer Altersgenossen in anderen Ländern hier durchaus mit ihnen auf einer Wellenlänge.

    Also in meiner Altersklasse kann ich eigentlich sagen, dass die meisten kaum einen Zusammenhang zwischen "damals" und dem aktuellen Konflikt herstellen (können). Viel mehr ist es so, - auch wenn das jetzt vielleicht wieder vom ein oder anderen falsch aufgefasst wird - dass die aggressivsten und gehässigsten Kommentare gegenüber Pro-Israel-Anhängern größtenteils von Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus den muslimisch geprägten Ländern kommen. Das hat nichts mit Islamhass oder sonstigem zu tun, aber das ist ein Fakt, den man bei vielen Berichten zum Konflikt in den Facebook-Kommentaren lesen kann und den ich auch in persönlichen Gesprächen schon miterleben durfte.

  • Das Problem ist, dass sich hier ganz unterschiedliche Motive mischen. Die einen wollen da deutsche Geschichte "aufarbeiten", indem sie aufrechnen (so ähnlich, wie Rechtsradikale, die auf die Bombardierung Dresdens etc. hinweisen), manche sind stinknormale Antisemiten, wie es sie schon immer gab, dann gibt es die Jugendlichen mit Migrationshintergrund, in deren Heimatländer alter europäischer Antisemitismus von uns vor Jahrzehnten exportiert wurde und der jetzt zurückschwappt usw. Man darf die sicherlich nicht über einen Kamm scheren, aber auch wenn die Motive unterschiedlich sind, kommt hinterher ein ähnliches Ergebnis raus.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (7. August 2014 um 07:01)


  • Mir jedenfalls wurde in meiner Kindheit/Jugend nicht mit dem Hammer eingetrichtert, wie böse wir Deutschen doch sind und dass wir für die Verbrechen des Nationalsozialismus auf ewig persönliche Schuld auf uns geladen hätten. Anderswo scheint so was ja gang und gäbe gewesen zu sein...

    uns in der ddr schon, und das mit dem großen knüppel. genauso wie die palästina-kumpelei, yasser arafat war ja ein gern gesehener gast.

    irgendwo im thread tauchte der satz auf, dass dieser "krieg" nicht aus religösen gründen geführt wird. ich glaube aber schon, dass die relegion mit eine der hauptursachen für den ganzen mist da unten ist.

    mich wundert übrigens, dass großbritannien so wenig von sich hören lässt. irre ich oder geht nicht auf deren kappe das derzeitige staatenkonstrukt?

  • irgendwo im thread tauchte der satz auf, dass dieser "krieg" nicht aus religösen gründen geführt wird. ich glaube aber schon, dass die relegion mit eine der hauptursachen für den ganzen mist da unten ist.

    Da bin ich auch drüber gestolpert. Zumindest auf arabisch/islamischer Seite halte ich die Religion für einen der zentralen Auslöser dieses Dilemmas.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Da bin ich auch drüber gestolpert. Zumindest auf arabisch/islamischer Seite halte ich die Religion für einen der zentralen Auslöser dieses Dilemmas.

    Religion mag da ein Thema sein (spezifisch bei den geistig leicht beeinflussbaren), aber ich glaube der Unterschied zwischen Israel und den umliegenden Ländern ist doch auch der spezifische Unterschied zwischen 1. und 2./3. Welt (zumindest bei den extrem aggressiven Nachbarstaaten).

    Wenn sie Dir da einen Nachbarn in Deinen Vorgarten pflanzen, der dann auch noch die gleiche westliche Prägung hat wie all die anderen Okkupanten die "Dein" Land zuvor mit hochüberlegenen Waffen eingenommen haben...das ist jetzt nicht die beste Voraussetzung für freundliche "Miracoli ist fertig"-Nachbarn.

    Eine Gründung des Staates Israel in Argentinien wäre da sicherlich einfacher gewesen.

    Das Ding wird in meinen Augen immer ne Bombe bleiben. Die Religion ist da letzten Endes nur die "kurze Zündschnur" bzw der Katalysator, um die Massen zu mobilisieren

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • "Jüdische Gemeinde" bezieht sich schon wieder auf den Glauben. Ich habe nicht den Eindruck, dass von israelischer Seite aus religiösen Gründen Krieg geführt wird.

    Sofern Ihr Euch an mein Zitat zu erinnern glaubt, war das lediglich auf die israelische Seite bezogen.

  • Sofern Ihr Euch an mein Zitat zu erinnern glaubt, war das lediglich auf die israelische Seite bezogen.


    das sehe ich schon aus tatsache heraus anders, da der staat israel aus rein religiösen gründen aus der taufe (darf man das so sagen?) gehoben wurde. um eben den menschen jüdischen glaubens ein land zu geben.

  • Betrifft zwar nicht Gaza/Israel, aber... was sagt Ihr denn dazu, dass die USA jetzt wieder im Irak intervenieren; wenn auch unter ganz anderen Voraussetzungen als damals vs. Saddam?

  • Ich zitiere mal die Linken-Politikerin Jelpke: "Die Frauen erzählen wirklich furchtbare Dinge, also es fängt damit an, dass viele Frauen entführt worden sind von der ISIS, von den, ja, man kann eigentlich nicht mehr sagen, Islamisten, sondern das sind schon Barbaren, wenn man hört, was sie alles veranstalten. Also sie haben den Ehemänner vor den Familien zum Beispiel den Kopf abgeschlagen, sie haben Frauen die Brüste abgetrennt und sie quasi als Pudding auf irgendwelche Tische gestellt. Sie haben hier alten Frauen Hochzeitskleider angezogen, die gefilmt, während sie vergewaltigt wurden, und hinterher sie tot den Familien vorgeworfen."

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Zitat

    Betrifft zwar nicht Gaza/Israel, aber... was sagt Ihr denn dazu, dass die USA jetzt wieder im Irak intervenieren

    Gegenfrage: Was wären die Alternativen gewesen.
    Natürlich sind die Amerikaner für die Zustände im Irak verantwortich (für Bushs Erblast kann Obama nix, dafür das er aber Entgegen aller Warnungen das Militär viel zu früh abgezogen hat schon).Da Margot Käsmann ja scheinbar nicht gewillt war, mit der ISIS (oder die ISIS mit ihr) zu reden, Jürgen Todenhöfer auch keine Zeit gehabt habt, gabs nicht so viele Optionen. Ausser natürlich zugucken, wie eine Terrorbande Menschen abschlachtet.
    Das eingreifen kommt allerdings auch viel zu spät.

    Aber schön das durch das intervenieren der Amis dieser Konflikt auch wieder bei uns angekommen ist. Wenn Menschen abgeschlachtet werden ohne das die USA in irgendeiner Form dabei es juckt es die Todenhöfers dieser Welt ja nicht.
    Aber sobald die USA dabei ist gibts kluge Ratschläge.
    https://www.facebook.com/JuergenTodenhoefer?fref=ts
    :hinterha:
    Man wünschte ihm ein One Way Ticket ins Sindschar-Gebirge.:hinterha: Dann kann er ja den Kurden/Jesiden erklären, warum ihm Abdul und Tanaya ein Buch wert sind, ihm das Abschlachten der Kurden/Jesiden aber gepflegt am Arsch vorbeigeht.

    #FIREJOSEPH

  • Gegenfrage: Was wären die Alternativen gewesen.


    Keine Ahnung bzw. wahrscheinlich gibt es gar keine. Bevor ich falsch verstanden werde: ich befürworte absolut, dass die USA den Kampf gegen die Terrormilizen, denen das irakische Militär offenbar nicht gewachsen ist, aktiv unterstützt. Allein schon deswegen:

    Natürlich sind die Amerikaner für die Zustände im Irak verantwortich (für Bushs Erblast kann Obama nix, dafür das er aber Entgegen aller Warnungen das Militär viel zu früh abgezogen hat schon).

    Aber schön das durch das intervenieren der Amis dieser Konflikt auch wieder bei uns angekommen ist. Wenn Menschen abgeschlachtet werden ohne das die USA in irgendeiner Form dabei es juckt es die Todenhöfers dieser Welt ja nicht..


    Wie ich vor einigen Tagen schon mal schrieb:

    Zitat

    Schon traurig... inzwischen sind die Konflikte um Gaza und die Ostukraine derart in den Fokus gerückt, dass man über Syrien kaum noch was bzw. wenn, dann höchstens im Zusammenhang mit dem IS hört oder liest. Ach ja, und in Libyen wird der Bürgerkrieg auch immer heftiger


    Der IS-Konflikt (nenne ich jetzt mal so) ist in der Tat erst durch das Eingreifen der USA ein Hauptthema in der Berichterstattung geworden. Gaza und Ukraine sind ständig Hauptthemen in den Nachrichten; IS fand bisher eher meist nebensächlich Erwähnung.

  • Wenn Todenhöfer nur ein irrlichtender Freak wäre, würde ich mir da keine weiteren Gedanken machen, aber das Schlimme ist, dass er das gerade nicht ist, sondern im Gegenteil, geradezu idealtypisch für viele Leute.
    Raketen der Hamas ('Raketen' bei Todenhöfer übrigens in Anführungsstrichen, denn die scheinen in Wirklichkeit was anderes zu sein), sind rechtswidrig. Klar, sind sie. Das sind nämlich Kriegsverbrechen. "Überaschenderweise" nennt er die aber nicht so, nur die Kriegsverbrechen der Israelis sind Kriegsverbrechen. Aber hey, „99% (!)“ der Raketen sind „wirkungslos“. Das ist natürlich Quatsch, denn die Millionen Dollar, die in das Raketenabwehrsystem investiert werden müssen, sind eine offensichtliche Wirkung der Raketen. Dass die Menschen in den Zielgebieten selten sterben, stimmt natürlich. Nur dass die keine Angst haben, wenn Raketen anfliegen, wird wohl kaum jemand annehmen, oder? Aber hey, hier leiden ja nur Israelis, da ist das keine Folge der Raketen, sondern einfach unwichtig.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.