Notre Dame Fighting Irish 2015

Die Irish verlieren mit 22-24 bei Clemson. Es war ein verrücktes Spiel. Ein Spiel, das die Irish nie gewinnen und nie verlieren dürfen zugleich:

Sie dürfen es nie gewinnen, weil sie zu Beginn des letzten Quarters mit 3-21 hinten liegen und im letzten Quarter noch zweimal den Ball verlieren. Sie dürfen es auch nie gewinnen, weil die Defense in der ersten Halbzeit in den ersten beiden Drives und in der zweiten Halbzeit im ersten Drive - hier allerdings nach gefumbletem KO-Return an der eigenen 25 yard-Linie in mieser Feldposition - völlig hilflos aussieht und jeweils TDs abgibt.Sie dürfen es schließlich nie gewinnen, weil Clemson die vermeintliche Stärke der Irish - das Laufspiel hinter einer starken O-Line - fast völlig kalt stellt.

Sie dürfen es nie verlieren, weil die Defense das Spiel im Übrigen weitgehend klar beherrscht. Sie dürfen es auch nie verlieren, weil Clemsons hochgelobte Passverteidigung zahllose haarsträubende Fehler begeht. Sie dürfen es nie verlieren, weil sie trotz zweier Turnovers - darunter einem Fumble von Chris Brown unmittelbar vor Clemsons Endzone - allein im letzten Viertel 3 TDs erzielen.

Am Ende hing alles an einer 2-Point-Conversion zur Verlängerung, die fehlschlug. Aber es wird dem Spiel nicht gerecht, die Niederlage an diesem einen Spielzug festzumachen. Die Irish lagen mit 437-296 yards vorne, und es hätten geschätzt noch 200 mehr sein können, wenn Zaire der QB gewesen wäre, weil ein wenig mehr Spielübersicht ausgereicht hätte, um mit Pässen auf völlig frei stehende Receiver der Irish yards und TDs schon in der ersten Halbzeit zu erzielen. Damit will ich Kizer gar keinen Vorwurf machen, der als Freshmen eine sehr ordentliche Leistung abgeliefert hat und nebenbei mit 60 yards auch rushing leader war, was deutlich macht, wie wenig Unterstützung vom Laufspiel er hatte. Aber das fehlende Ausnutzen der Schwächen in Clemsons Passverteidigung - bislang unerwähnt blieb insbesondere ein fallen gelassener vermeindlicher TD-Pass auf Robinson - , 4 Turnovers, das schwache Laufspiel und gravierende Defense-Mängel zu Beginn der beiden Halbzeiten waren einfach zu viel.

Schlimm ist nicht, dass man in "Death Valley" verloren hat - das kann passieren. Aber tragisch ist die Niederlage, wenn man gesehen hat, wie leicht man dieses Spiel hätte gewinnen können. Am Ende erinnerten die Tigers an einen Schwergewichtsboxer, der zum Sieger erklärt wird, nachdem ihn schwer gezeichnet der Gong der letzten Runde vor dem nahenden Knockout gerettet hat, während die Irish sich vorwerfen lassen müssen, nicht früher aufgewacht zu sein.

Yoon galt/gilt als Riesentalent auf der Kicker-Position. Dem Jungen muss man auch ein wenig Zeit geben - das ist seine erste Saison.

Smith war m. E. nicht das Problem, sondern dass die Irish-Defense große Probleme mit der "First Option" (FB Dive) hatte und so zwei TDs zugelassen hat. Kelly hat reagiert, indem er Farley (für Redfield) als Safety und den lange verletzten Grace (für Ex-WR Onwalu) in der D-Line gebracht hat. Danach war die Defense in der zweiten Halbzeit stabiler. Die Turnovers haben der Naval Academy den Rest gegeben.

Ich sehe die triple Option wahnsinnig gerne. Wäre es nicht das Spiel gegen ND gewesen, dann hätte ich der Navy die Daumen gedrückt. Die haben (für ihre Verhältnisse) ein tolles Team zusammen (ich glaube 8 Siege in Folge vor diesem Spiel), und Smith hat den Eindruck erweckt, dass man auch nach dem Abgang von Superstar Reynolds konkurrenzfähig sein wird.

Der Gameball der Irish ging übrigens an an QB Rob Regan. Der wird wahrscheinlich nie für die Irish auf dem Feld stehen und ist ein Walk-On, der das Triple-Option-Scout-Team angeführt hat.

Jetzt bleibt zu hoffen, dass Tillery sich nicht schwerer verletzt hat und bald wieder einsatzfähig ist. Auch wenn Southern California gestern nicht gut gespielt hat, werden sie nächste Woche einen starken Gegner darstellen - und in der D-Line können die Irish kaum noch Ausfälle verkraften.

Wenn man spektakulären Football mag, dann war das genau das richtige Spiel: Viel Offense (yards, Punkte), jede Menge Big Plays (Offense, Defense, Special Teams) und das Spiel wankte hin und her. Von einem Kommentator wurde das Spiel mit einem Boxkampf im Schwergewicht verglichen, in dem ein Team die ersten Runden dominiert (21-3 für die Irish im ersten Quarter und einen Fumble entfernt vom 28-3), das andere die mittleren Runden (24-31 kurz nach der Halbzeit) und das erste dann wieder die Schlussrunden bis zum Ende (41-31).

Ich will ganz ehrlich sein: "Mein" Football ist das nicht. Ich hätte lieber eine starke Defense und solide, stetige Offense. Aber Hauptsache gewonnen.

An der Offense gab es - abgesehen von der fehlenden Konstanz und dem bereits erwähnten Fumble - nur wenig zu mäkeln. Auch die Special Teams haben mit einem geblockten Punt (St. James) mit nachfolgendem TD (Carlisle) und den erfolgreichen FGs (Yoon) einen ganz wesentlichen Teil zum Sieg beigetragen. Die Defense war und ist leider "boom or bust", und zwar von drive zu drive. Da sieht man einerseits völlige Hilflosigkeit, verpasste Tackles und der Gegner darf auch mit 2nd und ca. 20 von der eigenen 3-yard-Linie in 3 Spielzügen übers Feld zum TD marschieren. Es werden unglaublich viele Big Plays abgegeben, in dieser Kategorie sind die Irish unter Brian Kelly unter den schwächsten 10 %. Aber andererseits sieht man auch Druck auf den QB und tolle Turnovers, die letztlich ganz entscheidend für den Sieg waren.

Individuell hervorzuheben waren vor allem WR Fuller (nur 3 Catches, aber für 131 yards und einen TD, dazu ein PI zu seinen Gunsten), RB Prosise (19 Läufe für 143 yards, 2 TDs), CB Russell (10 Tackles, eine INT und eine INT vorbereitet), LB Smith (14 Tackles) und DL Day mit Dauerdruck auf den QB.

QB Kizer (15/24, 227 yards, 2 TDs) spielt weiterhin für einen Freshmen gut, wobei er von extrem starken Mitspielern profitiert - die Offense ist dieses Jahr wirklich toll besetzt. Trotzdem blutet mir manchmal das Herz, wenn ich mir - wie schon vergleichbar bei den Clemson Tigers - denke, wie Zaire vermutlich die Trojans-Defense zerlegt hätte. Leider fehlt Kizer oft der Blick für den völlig freistehenden Receiver, und er läßt sich nicht selten noch zu viel Zeit.

Nach kurzer Pause gab es übrigens die nächste season-ending injury: Dieses Mal hat es LG Alex Bars erwischt.

Das war trotz Bye-Week ein erfolgreiches Wochenende für die Irish:

- Utah verliert gegen USC
- FSU verliert gegen Georgia Tech
- Die knappe Niederlage der Irish in Clemson relativiert sich, da die Tigers gegen Miami mit 58-0 gewinnen.

Ansonsten habe ich noch von keiner neuen Verletzung gelesen ...

Das war ein zäher Sieg, wenn auch letztlich verdient. Temple hat auch dieses Jahr ein überraschend gutes Team zusammen. Dennoch hätte ich angesichts des Talent-Unterschiedes einen etwas klareren Sieg erwartet und mir natürlich auch gewünscht. Gerade mit den beiden INTs in der Red Zone hat man schon ein paar Punkte liegen gelassen. Mit zwei sinnlosen personal fouls hat man die kleine "Aufholjagt" der Owls freundlich unterstützt.

Die Defense von Temple war richtig gut und hat den Irish weitgehend das Leben schwer gemacht. Ein Laufspiel im klassischen Sinne war praktisch nicht vorhanden. Die O-Line der Irish hat dabei immer wieder schlecht ausgesehen, vor allem Elmer. Abgesehen von dem 79-yard-TD-Run von Kizer, bei dem man die Defense gerade mal so richtig geleimt hat, lief fast gar nichts. Kizer hatte nicht seinen besten Tag. Da waren einige unpräzise Würfe dabei. Dennoch sollte man nie vergessen: Er ist halt ein (Redshirt) Freshman, woran auch sein ausgeprägtes Selbstbewußtsein nichts ändert. Letztlich war ihm der Sieg trotz aller Fehler und Ungenauigkeiten in ganz erheblichem Umfang zu verdanken.

Ich hatte den Eindruck, dass die Irish sich das Spiel durch mangelnde Konzentration und Disziplin selbst schwer gemacht haben. Das ist immer das Risiko, wenn man gegen einen "leicht" klingenden Gegner spielt - und das ist bei den Owls nun mal so, selbst wenn sie bei 7-0 stehen. Es war bezeichnend, dass Kelly gegen Ende seine Defense einfach nur noch mit den Worten "Do your job" angeblafft hat. Apropos Defense: Die D-Line fand ich richtig gut, aber bei dem großen Druck, den sie ausgeübt haben, war es um so erstaunlicher, wie schlecht die Paßverteidigung immer wieder ausgesehen hat. Da klingt die Statistik deutlich besser, als das Spiel ausgesehen hat. Gerade Russell hatte (bis auf die wichtige INT gegen Ende) nicht seinen besten Tag.

Gleichwohl: Ein Sieg ist ein Sieg, und wenn man den Rest gewinnt - was vielleicht nicht überwiegend wahrscheinlich, aber auch nicht unrealistisch ist -, hat man sogar eine gute Chance auf das Halbfinale. Jetzt stehen noch Pitt, Wake Forest, Boston College und zum Schluss mit Stanford der dickste Brocken auf dem Programm. Allerdings hat sich Stanford gestern auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, sondern richtig viel Glück gehabt. Im Verhältnis dazu war der Sieg der Irish geradezu überzeugend.

Die ersten offiziellen Rankings sind draußen - und die vielleicht größte Überraschung ist, dass Notre Dame sogar an #5 eingeordnet wird (im Vergleich zu #8 bei AP). Hier zahlt sich die lediglich knappe Niederlage gegen Clemson - die an #1 eingeordnet wurden - und die generelle Stärke der Gegner aus.

http://www.collegefootballplayoff.com/view-rankings

"Six Star Recruit" für Brian Kelly: WR Will Fuller hat angekündigt, für die Senior Season zurückzukehren und seinen Abschluss zu machen. Das ist eine kaum zu überschätzende gute Nachricht für die kommende Saison.

Das 28-7 gegen Wake Forest war nicht sonderlich schön anzusehen. Man mag es angesichts des Resultats kaum glauben, aber die Demon Deacons hatten mehr 1st downs und mehr yards als die Irish. Letztlich haben big plays - ein 28-yard-INT-RET-TD von Trumbetti, ein 98-yard-TD-Run von Adams und diverse Stops der Defense "im richtigen Moment", u. a. an der 1-yard-Linie, das Spiel zu Gunsten der Irish entschieden. Einmal hat man sich sogar noch besonders dämlich angestellt, als der (TD-)Drive von Wake Forest eigentlich gestoppt war und man sich beim Punt (!) ein Personal Foul eingehandelt hat (Roughing the Snapper), wobei einzuräumen ist, dass die Strafe nicht unumstritten war.

Da Notre Dame schon früh klar geführt hat, ist schwer zu beurteilen, ob mehr möglich gewesen wäre, wenn es erforderlich gewesen wäre. Aber die Irish hatten überwiegend deutliche Probleme, ihre Offense ins Rollen zu bringen. Ob die emotionalen Momente vor dem Spiel ("Senior Day") wohl zu sehr abgelenkt haben? In der Defense war Jaylon Smith dagegen "überall", und auch etliche andere in der Front 7 konnten big plays für sich verbuchen.

Angeschlagene Spieler wie RB Prosise und WR St. Brown wurden geschont. Leider gab es schon wieder eine (Knie-)verletzung, dieses mal für LB Onwalu. Wie schlimm es genau ist, ist noch nicht bekannt.

Insgesamt war es trotz des klaren Ergebnisses kein wirklich überzeugendes Spiel. Aber andererseits war es die höchste Niederlage von Wake Forest in dieser Saison, so dass wohl auch kein Anlass für zu große Kritik besteht.

Schade, es hat nicht sollen sein. Die Irish hatte insgesamt trotz großen Verletzungspechs eine sehr gute reguläre Saison, verlieren aber zum zweiten Mal mit 2 Punkten, dieses Mal mit 36-38 in Stanford.

Die Defense hatte immer wieder big plays, aber insgesamt war gerade die Passverteidigung zu schwach. Die Offense hat einige Chancen liegen gelassen, aber insgesamt gleichwohl gut gespielt. Zwischen zwei ausgeglichenen Teams hat die Führung ständig gewechselt. 30 Sekunden vor Schluss schienen die Irish Glück zu haben, als ein TD gegeben wurde (36-35), obwohl wohl eher ein paar inches zur goal line gefehlt haben. Im Nachhinein wäre 1st & goal wohl besser gewesen, denn dank einer facemask-Strafe (dämlich!) und ein paar Pässen konnte Stanford mit einem langen FG bei auslaufender Uhr den Spieß doch noch rumdrehen.

Das war es mit den Playoffs. Trotzdem winkt wohl ein gutes Bowlspiel nach einer erfolgreichen regulären Saison, die nun auf einer traurigen Note endet.

Die Irish spielen im Fiesta Bowl gegen Urban Meyer's Ohio State Buckeyes. Aus meiner Sicht ist das (abgesehen von den Playoff-Teams) der sportlich unangenehmste, aber zugleich natürlich auch ein besonders attraktiver Gegner.

Schade um den mißglückten Saisonabschluss, aber letztlich war es eine gute Saison. Hoffen wir jetzt auf einen erfolgreichen Abschluss des Recruitings und eine weniger verletzungsgeplagte Saison 2017.

In den letzten Tagen sind die Nachrichten - auch über die Niederlage gegen die Buckeyes hinaus - eher schlecht: Will Fuller wird nun entgegen seiner ursprünglichen Ankündigung doch in die NFL gehen. Gleiches gilt nicht nur - wie erwartet - für OT Ronnie Staley, sondern auch für CB Keivarae Russell und für RB C. J. Prosise. Da müssen einige Lücken gefüllt werden.

Seuchenjahr? Prosise hatte im Wesentlichen eine Saison, die ihm keiner zugetraut hätte. Ob er sich mit dem direkten Wechsel einen Gefallen tun, steht auf einem anderen Blatt.

Stanley hatte ja schon seine senior season. Er könnte bloß noch ein fünftes Jahr beantragen, wird das aber kaum tun. Es war ja schon Glück, dass er 2015 geblieben ist.

Richtig übel hat es LB Jaylon Smith mit einem mehrfachen Kreuzbandriss erwischt. Dennoch wird erwartet, dass auch er (vorzeitig) in die NFL wechseln wird, zumal man ihm trotz der Verletzung einen Top-10-Pick zutraut.

Zitat von Ilovefootball

Kreuzbandriss ist ja auch nicht mehr so schlimm wie früher.

Stimmt, erweckt aber m. E. einen falschen Eindruck:

Vor Uwe Seeler war ein Achillessehenriss das Karriereende. Vor Lothar Matthäus war ein Kreuzbandriss das Karriereende. So schlimm ist es heute nicht mehr. Aber beispielsweise hatte gerade Navarro Bowman (49ers) sehr lange mit einem Kreuzbandriss zu kämpfen. Es kann gut sein, dass man nie wieder ganz der alte wird - rein sportlich.