Umgang mit (unberechtigtem) Inkassoauftrag?

  • Ich hatte mich hier irgendwo schon mal kurz darüber ausgelassen, dass mich seit einem Jahr ein Parkplatzbetreiber damit nervt, dass er von mir eine Strafzahlung wegen angeblichen Parkens ohne Parkscheins will. Leider eskaliert die Sache jetzt in der Form, dass der Parkplatzbetreiber ein Inkassounternehmen und dieses wiederum einen Anwalt eingeschaltet hat, der inzwischen 134 Euro von mir will.

    Zum Hintergrund Die Forderung entbehrt jeder Grundlage, denn ich war zu der fraglichen Zeit bei der Arbeit und mein Auto auf dem Parkplatz der Firma – der übrigens nur 200m Luftlinie von dem Parkplatz am Bahnhof entfernt ist, auf dem ich geparkt haben soll. Beweisen kann ich das nicht, es gibt keine technischen Aufzeichnungen oder Zeugen. Auch die Stechuhr hilft mir nicht, denn erstens ist die so lange zurück nicht auswertbar, zweitens war ich in der fraglichen Zeit vermutlich in der Mittagspause. Der "Beweis" der Gegenseite besteht in einem Zettel, auf den ein Mitarbeiter meine Autonummer, die Marke und die Farbe geschrieben hat. Da alle drei Angaben mit der eingeholten Auskunft beim KFZ-Bundesamt übereinstimmen, sei laut Argumentation des Inkassos eine Verwechslung ausgeschlossen. Ein Foto o. Ä. gibt es natürlich nicht, woher auch. Man weist mich darauf hin, "dass ein pauschales Bestreiten nicht ausreicht".

    Ich habe keine Ahnung, wie sie auf die Forderung kommen. Vielleicht hat der Mitarbeiter sich irgendwo im Straßenverkehr über mich geärgert und mir aus Rache das erfundene Ticket ausgestellt? Das ist jetzt nur wilde Spekulation von mir, ich kann mich an keinen konkreten Vorfall erinnern, aber was besseres fällt mir nicht ein.

    Langer Rede kurzer Sinn: Ich weiß nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll. Die Fakten habe ich mehrfach geschildert, das scheint die nicht zu interessieren. Die Alternativen, die ich sehe, sind:
    a) Ignorieren. Was kann mir schlimmstenfalls passieren, können die mich zu etwas zwingen?
    b) Selbst einen Anwalt einschalten. Ich scheue aber den Zeitaufwand und die Kosten (150 Euro Selbstbeteiligung bei meiner Rechtsschutzversicherung).

    Wäre schön, wenn jemand einen Tipp für mich hat.

  • Bei wirklich unsinnigen Inkasso-Forderungen, die gerne auch mal an viele Leute verschickt werden, hat sich ja die Taktik etabliert das man das einfach ignoriert, weil die Forderungssteller a) niemals wirklich vor Gericht ziehen und b) dort auch niemals Recht bekommen werden.

    Das ist in diesem Sinne ja hier (leider) nicht der Fall, obwohl du, wenn du wirklich irgendwann zum Anwalt musst, ja mal nachfragen kannst ob vielleicht bekannt ist das das irgendeine Masche ist. (hast du den Parkplatzbetreiber mal gegoogelt und geguckt obs Beschwerden gibt?)
    Nochmal paar Fragen zum Parkplatz ansich: Was ist das für ein privater Parkplatz auf den man ohne Parkschein rauf/runterfahren kann? Keine Schranke nix? Ist das der einzige private Parkplatz in Dtl. der weder irgendwie abgesperrt ist, noch irgendeine Videoüberwachung hat?

    Auch wenn die Frage "soll ich zum Anwalt?" mal besser von einem Fachkundigeren beantwortet werden sollte, würde es mich doch sehr wundern wenn vor Gericht das Beweismittel "Mitarbeiterzettel" irgendeinen großen Wert hat. Politessen sind Staatsbedienstete und selbst die rennen mit einer Digitalkamera rum. Zumindest das kann man ja von einem Parkplatzbetreiber erwarten, ansonsten kann der ja wirklich die Nachbarschaft mit Zettel und Stift abklappern, wenn zum Ende des Quartals noch paar € fehlen.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Aus anwaltlicher Sicht sind solche Inkassonummer nicht gerade selten. Ich bearbeite davon gerade rund 10 Sachen. Davon sind 2 wohl berechtigt, der Rest ist schlicht "Schrott". Es ist zwar nervig, aber ich kann nur zur Ignoranz raten. Es wird erst dann eng, wenn ein Mahnbescheid ins Haus flattert. Dann bitte sofort binnen 2 Wochen Widerspruch einlegen. Dann muss der vermeintliche Gläubiger weitere Gerichtskosten nachzahlen und obendrein seine Forderung unter Beweisantritt begründen und spätestens da, steigen solche Unternehmen aus. Stattdessen nerven sie weiter mit permanenten Briefen, VErgleichsangeboten usw.. Auch da gilt es die Briefe wieder zu ignorieren. (Nicht wegwerfen, sondern sammeln) damit man alles später schön seinem Anwalt geben kann.

    Ansonsten: Wer sagt eigentlich, dass du nach Befragen von Kollegen und/oder Freunden nicht doch jemanden findest, der bestätigt, dass dein Auto auf dem Firmenparkplatz stand.

    Gruß W.

    Bei Bedarf einfach email an mail@kanzlei-straeter.de -> da werden sie geholfen.

    "Kritik ohne Mitgefühl ist Gewalt" (nakagawa roshi)
    -.-.-.-
    "Die Würde des Menschen ist kein Konjunktiv"
    -.-.-.-
    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute von neuem beginnen.

  • Nochmal paar Fragen zum Parkplatz ansich: Was ist das für ein privater Parkplatz auf den man ohne Parkschein rauf/runterfahren kann? Keine Schranke nix? Ist das der einzige private Parkplatz in Dtl. der weder irgendwie abgesperrt ist, noch irgendeine Videoüberwachung hat?

    Naja, was heißt privat? Es ist der Bahnhofsparkplatz, betrieben von einer GmbH. Da fährt man drauf, kauft einen Parkschein am Automaten und legt ihn sichtbar hinter die Winschutzscheibe, so wie ich das auch tun würde, wenn ich jemals wieder dort parken würde.

    Es ist zwar nervig, aber ich kann nur zur Ignoranz raten. Es wird erst dann eng, wenn ein Mahnbescheid ins Haus flattert. Dann bitte sofort binnen 2 Wochen Widerspruch einlegen.

    Danke, dann werde ich das genau so machen. Bis jetzt haben mir deine Kollegen nur eine Frist gesetzt unter Androhung, dass sie sonst "ggf. einen Mahnbescheid gegen [mich] beantragen".

    Ansonsten: Wer sagt eigentlich, dass du nach Befragen von Kollegen und/oder Freunden nicht doch jemanden findest, der bestätigt, dass dein Auto auf dem Firmenparkplatz stand.

    Tja, wer weiß? Vielleicht erinnert sich ja unter Hypnose noch irgend jemand, was er letzten Sommer getan, pardon: neben wem er am 24.06.2014 zur Mittagszeit geparkt hat.

    Bei Bedarf einfach email an mail@kanzlei-straeter.de -> da werden sie geholfen.

    Danke, ich komme gern darauf zurück, falls die Gegenseite nicht an der von dir skizzierten Stelle aussteigt. :bier:

  • Für ein spendiertes Mittagessen wird sich doch mindestens ein Kollege erinnern, dass du genau neben ihm geparkt hast an diesem besagten Tag. ;)

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Für ein spendiertes Mittagessen wird sich doch mindestens ein Kollege erinnern, dass du genau neben ihm geparkt hast an diesem besagten Tag. ;)

    dann sollte man sich aber wirklich ganz ganz ganz sicher sein das man da auch wirklich nicht geparkt hat, nicht das vielleicht doch noch ein Beweis auftaucht der der eigenen Erinnerung weiter hilft. Dann hätte man nämlich einen freundlichen Kollegen weniger.

    Würde grundsätzlich von solchen Spielchen abraten, ein Richter würde das vielleicht auch nicht lustig finden wenn da ein Kollege aufschlägt mit einem eidetischen Gedächtnis, der sich nach Monaten noch ganz genau an eine Mittagspause erinnert, in der eigentlich ja nix passiert ist.

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  • Das ist Kindergarten und wird nie vor Gericht gehen!

    Die Inkassofirma hat selbst ja keine Rechtsgewalt und wird versuchen dich einzuschüchtern (darauf nicht reagieren). Irgendwann kommt dann ein Mahnbescheid vom Amtsgericht Coburg, den UNBEDINGT innerhalb von 2 Wochen komplett widersprechen und per Einschreiben an das Gericht zurückschicken. Danach hast du du Ruhe.

    andthentherewasfootball.jpg

  • Dann kann Ich mir vorstellen, mit welchem Drecksladen du im Clinch bist :3ddevil:
    Die wollten mir mal mit Zettel am Auto die Tagesparkgebühr eintreiben, weil der Automat kaputt war

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Es ist zwar nervig, aber ich kann nur zur Ignoranz raten. Es wird erst dann eng, wenn ein Mahnbescheid ins Haus flattert. Dann bitte sofort binnen 2 Wochen Widerspruch einlegen.

    Ich hatte ebenfalls mal ein unberechtigtes Inkasso Verfahren am Hals. Da kam es dann in der tat soweit, dass mir ein Mahnbescheid ins Haus flatterte, dem ich prompt widersprochen habe. Das Inkasso Unternehmen hatte darauf den Mahnbescheid zurückgezogen, weil es offenbar nicht vor Gericht gehen wollte. Kurze Zeit drauf bekam ich dann aber wieder einen Mahnbescheid, dem ich wieder widersprochen habe. Das Spiel ging insgesamt 4 Runden. Das Inkasso Unternehmen hatte offenbar die Hoffnung, dass ich durch Urlaub o.ä. einmal nicht in der 2 Wochenfrist widersprechen konnte. Daraufhin habe ich einen Anwalt eingeschaltet, der einen kurzen Brief an das Inkasso Unternehmen inkl seiner kostenaufstellung geschrieben hat. Ich hab von dem Inkasso Unternehmen nie wieder etwas gehört :)

  • Unter der Prämisse, dass Du Dir hundertprozentig sicher bist:

    1. Zum Anwalt gehen würde ich erst, wenn es vor Gericht geht. Sonst bleibst Du am Ende noch auf den Anwaltskosten sitzen. Na ja, ich persönlich würde in so einer sinnlosen Sache überhaupt nicht zum Anwalt gehen, aber ob man als nicht-Jurist ohne Anwalt vor Gericht stehen will, ist sicher Geschmackssache.

    2. Ich würde denen einmal schreiben, dass ich da nicht geparkt habe, ggf. noch, wo ich tatsächlich geparkt habe.

    3. Gegen einen eventuellen Mahnbescheid sofort Widerspruch einlegen, wie es WS99 geschrieben hat.

    Ansonsten gilt:
    - Ein Restrisiko bleibt, wenn die Gegenseite mit einem Zeugen auftaucht, der deren Darstellung bestätigt. Es könnte immer sein, dass der Richter dem glaubt. Das Risiko halte ich aber für überschaubar. Die Beweislast liegt bei der Gegenseite. Auf jeden Fall würde ich nicht aus bloßer Angst zahlen - denn genau darauf bauen solche Unternehmen. Wenn Du den Eindruck hast, dass das Vorgehen "System" hat, käme auch eine Strafanzeige in Betracht. Vielleicht gibt es ja noch andere Opfer. Wegen eines Einzelfalles wird die Staatsanwaltschaft vermutlich nicht groß ermitteln, aber wenn sich auch andere melden, sieht das schnell ganz anders aus. Ich weiß jedenfalls von Strafverfahren wegen gewerbsmäßigen Betruges gegen Inkassounternehmer, die gezielt unberechtigte Ansprüche geltend machen in der Hoffnung, dass der eine oder andere schon zahlen wird.

    - Auf keinen Fall Zeugen "schaffen", wo keine sind. Jede bewußte Falschaussage eines Zeugen ist eine Straftat.

  • Wie WS99 es schon geschrieben hat, ist es genau die richtige Vorgehensweise. Wenn du eine Rechtsschutz hast, dann würde ich die Sache nun schon an einen Anwalt abgeben. Der "Beweis", dass du da geparkt hast, ist aber mehr als dünn. Denke nicht, dass da mehr kommt, denn das wird vor Gericht (bei Widerspruch gegen einen Mahnbescheid), nicht reichen.

    FLY EAGLES FLY

  • Klingt für mich auch stark nach einem Anbieter mit den Initialen CP ;)

    Ich habe ja die Theorie das diese "Überwachungsmitarbeiter" die sich etwas dazu verdienen wollen, nach Quantität bezahlt werden.

    Wichtig ist auf jeden Fall dem ganzen zu widersprechen, damit du keinen Schufa Eintrag bekommst.

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • Ich habe auch schon mehrmals solche Schreiben bekommen - Lustiger weise mal mit "Schwarz fahren". Habe dann bei der Verkehrsgesellschaft angerufen und die wussten von nichts.

    Ob tatsächlich Antworten irgendwie hilfreich ist weiß ich nicht. Ich habe geantwortet, dass sie entsprechende Beweise vorlegen sollen und das ganze vor Gericht austragen sollen. (Das war nicht ein einziges Mal der Fall.) Wenn Sie weiter unberechtigte Forderungen stellen - würde ich mit einer Gegenanzeige antworten. Darauf sind sie nie ein gegangen.
    Mir kam es so vor, als wäre der "Fall" bei Ihnen eingetragen und würde dann via Tool automatisch Textabwandlungen und Preisanpassungen ausspucken. So unter dem Motto: Wenn nur 15% zahlen, dann rechnet sich das.

    R.I.P J.Johnson

  • Leute, vergesst nicht, dass in diesem Fall das Inkassounternehmen auf einer tatsächlichen Grundlage (ungeachtet der Berechtigung der Forderung) arbeitet. Das hat erst einmal nichts mit willkürlichen "Inkassoversuchen" dubioser Unternehmen zu tun.

  • Klingt für mich auch stark nach einem Anbieter mit den Initialen CP

    Korrekt, genau das ist er.

    Leute, vergesst nicht, dass in diesem Fall das Inkassounternehmen auf einer tatsächlichen Grundlage (ungeachtet der Berechtigung der Forderung) arbeitet. Das hat erst einmal nichts mit willkürlichen "Inkassoversuchen" dubioser Unternehmen zu tun.

    Auch das ist korrekt. Der Böse ist in dem Fall der Parkplatzbetreiber (oder vielleicht auch nur der einzelne Mitarbeiter, der einen falschen Schein ausgestellt hat); das Inkassounternehmen und dessen Anwalt erfüllen nur ihren Auftrag.