Heimvorteil im Football und anderen Sportarten

  • Ich bin heute beim Stöbern auf folgende Statistik gestoßen:

    Liga Heimsiege
    MLB 53,9%
    NHL 55,7%
    NFL 57,3%
    NBA 60,5%
    MLS 69,1%

    Ich finde das erstaunlich, denn meine Annahme wäre gewesen, dass der Heimvorteil im Baseball am größten ist. Die Ballparks sind unterschiedlich in Größe und Form und man sollte davon ausgehen, dass die Teams ihre Mannschaften so zusammenstellen, dass sie gut den jeweiligen Eigenheiten des Stadions passen. Hinzu kommt, dass die festgelegte Reihenfolge beim Batting (Heimteam immer als zweites) in den letzten Innings einen taktischen Vorteil darstellt und dass bei Interleague-Spielen, die Regeln der Liga des Heimteams gelten (also DH oder nicht). In der NFL und den anderen Sportarten gibt es solche Unterschiede meines Wissens nicht, in der NBA taugt noch nicht mal das Wetter als Teil der Erklärung; daher wundert es mich sehr, dass dort der Heimvorteil trotzdem größer ist.

    Die Autoren der Untersuchung schlagen als Erklärungsansatz die unbewusste Bevorzugung des Heimteams durch die Schiedsrichter an, die z. B. im Fußball besonders groß sei. Da mag etwas dran sein, aber als alleinige Erklärung der Unterschiede scheint mir das zu wenig. Was meint ihr dazu?

  • ich hab nun mathematisch leider nie so den durchblick gehabt, aber kann es sein, dass es bei der MLB einfach damit zu tun haben könnte, dass die anzahl der RS-Spiele so hoch ist und damit automatisch eine Degression zur mitte die Sieg/Niederlagen-Bilanz fast ausgleicht?

    "omaha....means actually a runplay... but i could be also mean a passplay...it depends on the current score, the fieldposition and the wind"

  • Wo ist denn Gilbert wenn man ihn mal braucht. Muss ja für was gut sein wenn man Statistik studiert hat :D

    Ach ja der ist ja in Green Bay

  • ich hab nun mathematisch leider nie so den durchblick gehabt, aber kann es sein, dass es bei der MLB einfach damit zu tun haben könnte, dass die anzahl der RS-Spiele so hoch ist und damit automatisch eine Degression zur mitte die Sieg/Niederlagen-Bilanz fast ausgleicht?

    Nein, das haut nicht hin. Erstens weil alle dargestellten Werte über einen langen Zeitraum ermittelt wurden und somit hinter jedem davon eine große Anzahl von Spielen steckt. Zweitens weil eine Regression zur Mitte nur dann plausibel wäre, wenn man von der Annahme ausgeht, dass ein Heimvorteil nicht existiert; wenn er aber existiert, führt eine größere Anzahl beobachteter Ereignisse nicht zu einer Annäherung an 50% sondern zu einer Stabilisierung des "tatsächlichen" Wertes. Die Daten belegen ziemlich eindeutig, dass es den Heimvorteil gibt und dass er in unterschiedlichen Sportarten unterschiedlich groß ist. Nur das "Warum" verraten sie leider nicht.

  • NBA - Kleinere Halle, dadurch kommt das Anheizen sicherlich besser rüber. Bzw. natürlich auch die Einschüchterung des gegnerischen Teams. Vermutlich hört man auch Einzel-Kommentare aus den Zuschauermengen, die dich dann schon verwirren könnten. Plakate die man liest und was weiß ich was. Ich denke schon, dass die Zuschauer hier am meisten was reißen können. Was MLS angeht - kein Plan. Vielleicht irgendwie Reiseplan und die längere Anreise? Gibt's da einen Unterschied zu den anderen Ligen?

  • Vielleicht ist der Grund im Regelwerk der einzelnen Sportarten und der daraus resultierenden Arten der Entscheidungen zu finden. Beim Fussball und Basketball kann man einfach spielentscheidender eingreifen, in den anderen Sportarten werden z.B. Spieler seltener ausgeschlossen, genauso gibt es dort keine Strafstöße oder Freiwürfe in dem Ausmaß, vielleicht liegt es daran :madness

  • Ich denke Baseball hat hier eine Sonderrolle, da dort ja auch die besten Teams einer Saison gerade mal gut 60% ihrer Spiele gewinnen.
    Hier scheint die Tagesform der Spieler der dominante Faktor für Sieg oder Niederlage zu sein.
    Zumindest macht es auf mich so den Eindruck.

    schaun mer mal

  • für Football kann man es ja so erklären, dass es hier schon n unterschied machen kann, wenn ich als auswärtsteam die Plays nicht verstehe, wenn das Publikum so laut ist...

    "omaha....means actually a runplay... but i could be also mean a passplay...it depends on the current score, the fieldposition and the wind"

  • Seit wann spielen die Patriots Fussball, anders kann ich mir das nicht erklären :mrgreen:

    Wenn man sich das Rumgeheule in letzter Zeit anschaut könnte man sie schon den Kugeltretern zuordnen :hinterha: .

    NBA - Kleinere Halle, dadurch kommt das Anheizen sicherlich besser rüber. Bzw. natürlich auch die Einschüchterung des gegnerischen Teams. Vermutlich hört man auch Einzel-Kommentare aus den Zuschauermengen, die dich dann schon verwirren könnten. Plakate die man liest und was weiß ich was. Ich denke schon, dass die Zuschauer hier am meisten was reißen können.

    Ich denke das wird - vor allem von den (Kugeltreter-)Fans die es teilweise ja schon fast institutionell machen - stark überschätzt. Klar kan es kleine Motivationsschübe geben wenn "die Halle tobt", aber insgesamt denke ich dass Profi-Sportler sich dadurch nicht so sehr beeinflussen lassen wie oft dargestellt wird.

    Ich denke dass der Heimvorteil viel mit Reisezeiten und den damit verbundenen Strapazen bzw. Abweichungen von einen "normalen Tagesablauf" zusammenhängen, in den USA wohl nioch verbunden mit dem teilweisen wechsel von Zeitzonen. Nachdem aber gerade MLB- und auch NHL-Teams sehr viel unterwegs sind ist das für alle Teams eine gewisse Gewohnheit und damit der "Auswärtsnachteil" geringer.

    Dazu kommen sicherlich weitere Faktoren die schon genannt wurden (Vertrauthet mit dem Heimstadions, Schiedsrichterentscheide, Stimmung, etc.).

  • Ich denke das wird - vor allem von den (Kugeltreter-)Fans die es teilweise ja schon fast institutionell machen - stark überschätzt. Klar kan es kleine Motivationsschübe geben wenn "die Halle tobt", aber insgesamt denke ich dass Profi-Sportler sich dadurch nicht so sehr beeinflussen lassen wie oft dargestellt wird.

    Naja ich bezog mich dabei tatsächlich nur auf Basketball. Im Fußball sehe ich meine angesprochenen Aspekte nicht so.
    Von wegen Profisportler: Also ich meine, dass Trash-Talk ein großer Bestandteil des Basketballs ist und wenn man erstmal im "Kopf" des Gegners drin ist, dieser auch etwas mehr zu Fehlern neigt oder?
    Ich kann mir ähnliche Effekte durchaus auch durch Publikumsreaktionen vorstellen. Das kann sicherlich nicht alles sein, aber normalerweise müssten NBA-Teams auch eine gewisse Gewohnheit an die Reisestrapazen und den "Auswärtsnachteil" haben, bei der massigen Anzahl an Spielen, oder?

  • Ich finde das erstaunlich, denn meine Annahme wäre gewesen, dass der Heimvorteil im Baseball am größten ist.

    ein wichtiger Faktor, warum der Heimvorteil im Baseball nicht so statistisch relevant ist: Die besten Spieler (hier: Starting Pitcher) spielen nicht in jedem Spiel, aufgestellt wird nicht nach Heim-/Auswärtsfaktor, sondern nach Regenerationszeit.
    Dazu gibt es so viele Spiele, dass "die Hütte nicht jedes Mal brennt", und zu guter letzt fällt der Reisenachteil für das Auswärtsteam hier - im Gegensatz zur NFL - häufig weg, da auch das Heimteam vom Auswärtsspiel nach Hause kommt.

  • Interessant wäre hier aber nicht der Vergleich mit der MLS sondern mit wirklich relevanten Fußballligen und wie groß dort der Heimvorteil ist.

    Ich denke, dass da auch die Unendschieden als gewonnen zählen oder sowas. So sind 70% bei drei möglichen Ergebnissen doch arg viel.
    Einmal gegooglet, kam die Tabelle, hab aber nicht weiter nachgeforscht

    http://fussball-livescores.com/fussball-studi…nd-heimvorteil/

    Da sind dann in der BL gerade mal 46% Siege

  • Bin mir auch ziemlich sicher, dass die Zuschauer einen eher geringeren Einfluss haben. Egal ob US-Sport oder hierzulande der Fußball. Wie hat auch mal Oliver Kahn gesagt: "Es gibt eigentlich nix geileres in ein Stadion einzulaufen und alle sind gegen Dich". Das pusht erst richtig.

    In den USA machen schon die langen Reisen viel aus. Speziell die Westküstenteams haben doch oft Probleme mit dem Kickoff um 1pm ET und eine sehr schlechte Bilanz. Dazu vielleicht unterschiedliche Wetterbedingungen, Kunstrasen statt Normalrassen usw...

  • Zitat von Aus dem Buch von Rupi

    Typical is their number-crunching assault on the popular explanation of home-field advantage as a consequence of visiting teams’ road fatigue. Home teams win, the authors demonstrate, chiefly because referees tend to see plays their way—especially when the crowd of spectators grows large.

    Also haben Fans quasi einen Einfluss, nur eben auf den Schiri :D
    Beim Baseball ist der EInfluss nicht so groß, weil die Fans mehr mit dem Fressen beschäftigt sind

  • Ich denke, dass da auch die Unendschieden als gewonnen zählen oder sowas. So sind 70% bei drei möglichen Ergebnissen doch arg viel.Einmal gegooglet, kam die Tabelle, hab aber nicht weiter nachgeforscht

    http://fussball-livescores.com/fussball-studi…nd-heimvorteil/

    Da sind dann in der BL gerade mal 46% Siege

    Wenn man die Unentschieden noch als halbe Siege verteilt, kommt man im langjährigen Mittel so auf ungefähr 58%. Also irgendwo dorthin wo auch NHL, NFL und NBA liegen, die ein Unentschieden üblicherweise per Overtime erledigen. Interessanterweise liegt auch die Verteilung der Heim- und Auswärtstore in etwa bei 58/42.

  • Ich denke, dass da auch die Unendschieden als gewonnen zählen oder sowas. So sind 70% bei drei möglichen Ergebnissen doch arg viel.

    Logisch, dass man beim Vergleich von Sportarten mit und ohne Unentschieden die unentschiedenen Spiele bei der Prozentuierung außen vorlässt.

    Das ist das Buch, aus dem die Statistik entnommen ist, auf der dieser Thread basiert (siehe Link im ersten Beitrag). ;)

    Beim Baseball ist der EInfluss nicht so groß, weil die Fans mehr mit dem Fressen beschäftigt sind

    Als ob das beim Football anders wäre.

  • Beim Football hätte ich den Prozentanteil für Heimsiege höher geschätzt, weil es wirklich der einzige Sport ist (den ich kenne), bei dem die Zuschauer Einfluss aufs Spielgeschehen nehmen können. Was man ja z.B. in Seattle sehr gut beobachten kann und in anderen sehr lauten Stadien. Das beeinträchtigt die Offense des Gegners schon erheblich, wenn der QB seine Calls nicht anbringen kann.

    aikman -> Chrizly (Namensänderung 3.2. 2023)

    "So this is how I remember saying goodbye to Bilbo," [a raccoon he had as a kid] Leach wrote. "He wandered 10 yards away or so from the truck, and then he turned and looked at us and kind of had this expression like, 'It was nice knowing ya.' It was this moment where like, both I knew and he knew that we’d had some good times, but this was it. It was onward and upward for both of us."

    Mike Leach, Coaching Legend (*1961 +2022)

  • Die Autoren der Untersuchung schlagen als Erklärungsansatz die unbewusste Bevorzugung des Heimteams durch die Schiedsrichter an, die z. B. im Fußball besonders groß sei. Da mag etwas dran sein, aber als alleinige Erklärung der Unterschiede scheint mir das zu wenig. Was meint ihr dazu?

    Genau das ist es. Ich habe das Buch auch gelesen und da wird u.a. auch beschrieben, dass zum Beispiel der Heimvorteil noch steigt, je mehr Zuschauer im Stadion sind etc.. Ich glaube sogar, dass sie es statistisch nachgewiesen haben. Uum Beispiel ändert sich in der NBA die Freiwurfquote nicht, egal ob daheim oder auswärts und so weiter (Field Goals, Batting Average, Tore).

    In der MLB beschränkt sich das ganze ja auf safe und out (was inzwischen auch reviewable ist) und balls und strikes. So viel Einfluß hat der Ref da nicht. In der NFL (NBA, Fußball) dagegen liegt sehr viel Entscheidungsspielraum ob man etwas bestraft oder nicht.

    Bin mir auch ziemlich sicher, dass die Zuschauer einen eher geringeren Einfluss haben. Egal ob US-Sport oder hierzulande der Fußball. Wie hat auch mal Oliver Kahn gesagt: "Es gibt eigentlich nix geileres in ein Stadion einzulaufen und alle sind gegen Dich". Das pusht erst richtig.

    In den USA machen schon die langen Reisen viel aus. Speziell die Westküstenteams haben doch oft Probleme mit dem Kickoff um 1pm ET und eine sehr schlechte Bilanz. Dazu vielleicht unterschiedliche Wetterbedingungen, Kunstrasen statt Normalrassen usw...


    Wie gesagt. Auf die Sportler haben die Zuschauer keinen Einfluß, sondern auf die Schiedsrichter. Und auch die ganzen anderen Sachen, die du ansprichst sind von den Autoren widerlegt worden.

  • In der MLB beschränkt sich das ganze ja auf safe und out (was inzwischen auch reviewable ist) und balls und strikes. So viel Einfluß hat der Ref da nicht.

    Naja, wenn die Herrschaft über Balls und Strikes kein massiver Einfluss ist, dann weiß ich nicht was einer wäre. :madness