• Ein Artikel für die Offseason, den ich nicht vorenthalten wollte, und vielleicht eine Diskussionsgrundlage für eine - wie ich finde - spannende Frage:

    Jeder kennt es, jeder hat es schon erlebt, jeder hat schon auf die eine oder andere Art mitdiskutiert: Die Frage, warum Coach A so doof sein kann, hier oder da das Timeout zu nehmen (oder eben nicht), die Uhr herunter zu laufen (oder eben nicht), das Review zu beantragen (oder eben nicht) etc. pp. treibt die Fans und "Armchair-Headcoaches" aller Teams um. Derartige Diskussionen sind ja Standard in den Team-Threads nach den Wochenenden oder im Gameday-Thread während der Spiele.
    Hier mal ein Artikel mit Eagles-Bezug zum Thema, der zwar als Aufhänger das Time-Management der Chiefs im Divisional-Playoff hat, für das ja der neue Headcoach der Eagles in seiner Funktion als OC der Chiefs verantwortlich war, aber eigentlich allgemeingültig ist und durch die Brille von Dick Vermeil mal einen anderen Blick auf das Thema wirft. Bottom-Line: Wir (Fans) diskutieren das Problem in der Regel immer vom Ende her und berücksichtigen in den seltensten Fällen die Situation des Coaches und dessen Blickwinkel zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung. Darüber hinaus stellt sich die Frage: Ist Time-Management erlernbar? Was kann man a priori besser machen? Und vor allem: Bringt das überhaupt etwas?

    Viel Spaß mit dem Artikel.

    The psychology of poor clock management

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Ich würde sagen in den meisten Fällen sind diese Entscheidungen selbstverständlich. Vom Rest ist der größte Batzen sicherlich einfach aus der Emotion heraus (Wie die 2. Challenge von Rivera im SB50). So gut wie alle Teams dürften eine Statistik-Abteilung beauftragt haben, die nach Wahrscheinlichkeit beste Entscheidung je Spielsituation zu finden. Nur die wenigsten Coaches sind vorbereitet genug, diese Statistiken auch anzuwenden. Vorreiter mal wieder Bill Belichick. Der löst in seiner Freizeit bestimmt "was wäre wenn" Rätsel in der Football Version, wie andere Menschen Knobelaufgaben.

  • Sehe es wie Vermeil, Du brauchst einen an der Seitenlinie, der sich nur mit der Uhr beschäftigt.
    Und selbst dann ist es einfach so: es gibt nicht eine richtige Entscheidung oder Lösung, wie es in der Mathematik ist.
    Bei manchen Entscheidungen könntest Du auch eine Münze werfen. Da hat der Artikel natürlich und nicht überraschend völlig recht: second guessing gibts halt immer, wenn man verliert.

    Außerdem ist das wie z.B. "wer wird Millionär". Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Fragen ich falsch beantworten würde, bei der ich schon gesagt habe, dass ich das natürlich richtig beantwortet hätte.

    Habe da außerdem einen guten Quervergleich: Schiedsrichter. Wie schnell Du da etwas entscheiden musst, ist einfach brutal. Da kann man jedem nur raten, selbst mal zu pfeifen, egal in welcher Sportart.

  • Sehe es wie Vermeil, Du brauchst einen an der Seitenlinie, der sich nur mit der Uhr beschäftigt.
    Und selbst dann ist es einfach so: es gibt nicht eine richtige Entscheidung oder Lösung, wie es in der Mathematik ist.
    Bei manchen Entscheidungen könntest Du auch eine Münze werfen. Da hat der Artikel natürlich und nicht überraschend völlig recht: second guessing gibts halt immer, wenn man verliert.

    Das ist auch allgemeiner betrachtet der entscheidende Punkt: Wie selten hört oder liest man bspw. nach einer gelungenen 4th down conversion, einem Fake FG oder Fake Punt, dass das ein übler Call war und man das auf gar keinen Fall hätte ausspielen, sondern lieber auf Sicherheit gehen sollen? Sehr selten. Andersrum sieht das logischerweise ganz anders aus. Das erwähnte Pats-Broncos-Spiel ist ein gutes Beispiel: Wenn man konsequent ist, müsste man Belichick in mindestens jedem zweiten Spiel kritisieren. Da es aber meistens klappt oder gutgeht, ist die Kritik dann plötzlich minimal ;)

  • Das ist auch allgemeiner betrachtet der entscheidende Punkt: Wie selten hört oder liest man bspw. nach einer gelungenen 4th down conversion, einem Fake FG oder Fake Punt, dass das ein übler Call war und man das auf gar keinen Fall hätte ausspielen, sondern lieber auf Sicherheit gehen sollen? Sehr selten. Andersrum sieht das logischerweise ganz anders aus. Das erwähnte Pats-Broncos-Spiel ist ein gutes Beispiel: Wenn man konsequent ist, müsste man Belichick in mindestens jedem zweiten Spiel kritisieren. Da es aber meistens klappt oder gutgeht, ist die Kritik dann plötzlich minimal ;)

    Die Welt steht nun mal auf Typen mit Siegermentalität, die auch einfach mal "all in" gehen.
    Risikobereitschaft wird nun mal goutiert.
    Bei Lovie Smith musste man mitunter miterleben, wie man den Ball mit noch 50 Sekunden und 1-2 TOs auf der Uhr an der eigenen 30 hatte und dann abgekniet hat, um in die HZ zu gehen.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Die Welt steht nun mal auf Typen mit Siegermentalität, die auch einfach mal "all in" gehen.Risikobereitschaft wird nun mal goutiert.
    Bei Lovie Smith musste man mitunter miterleben, wie man den Ball mit noch 50 Sekunden und 1-2 TOs auf der Uhr an der eigenen 30 hatte und dann abgekniet hat, um in die HZ zu gehen.

    Lass mich Deinen ersten Satz ergänzen:

    "Die Welt steht nun mal auf Typen mit Siegermentalität, die auch einfach mal "all in" gehen und damit Erfolg haben."

    Die "Siegermentalität", vermeintlich durch Harakiri-Call unter Beweis gestellt bringt Dir nämlich nur dann was, wenn der Plan funktioniert und Du mit der Ballkönigin nach Hause gehst, um auch mal einen Allgemeinplatz zu bemühen. Es gibt nämlich etwas das noch unattraktiver ist als vermeintlich "langweilige" Headcoaches, und das sind erfolglose Headcoaches. Und das ist genau die Aussage von Vermeil. Ich hätte Dich - anders herum - gern mal als Rumpelstielzchen hier durchs Forum tanzen sehen, wenn Smith in der Situation "DaBomb" called und das Ding als Pick-6 zurückgetragen wird...

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Lass mich Deinen ersten Satz ergänzen:
    "Die Welt steht nun mal auf Typen mit Siegermentalität, die auch einfach mal "all in" gehen und damit Erfolg haben."

    Die "Siegermentalität", vermeintlich durch Harakiri-Call unter Beweis gestellt bringt Dir nämlich nur dann was, wenn der Plan funktioniert und Du mit der Ballkönigin nach Hause gehst, um auch mal einen Allgemeinplatz zu bemühen. Es gibt nämlich etwas das noch unattraktiver ist als vermeintlich "langweilige" Headcoaches, und das sind erfolglose Headcoaches. Und das ist genau die Aussage von Vermeil. Ich hätte Dich - anders herum - gern mal als Rumpelstielzchen hier durchs Forum tanzen sehen, wenn Smith in der Situation "DaBomb" called und das Ding als Pick-6 zurückgetragen wird...

    Ehrlich...wenn der das vor der Halbzeit macht. So what...Passiert. Muss man halt einen Score mehr aufholen.

    Chucky hat mal gegen Washington in einem High Score Game am Ende die 2Pt-Conversion ausgerufen, als man gerade mit dem TD auf 1 rangekommen ist.
    Natürlich hat das ne Menge Eier (gut, damals hatte man auch noch Alstott).
    Aber wünscht man sich das nicht ab und an mal von seinem Coach, dass er so eine "Bauchentscheidung" trifft?
    Klar wirst Du da mitunter auch zerrissen, wenn das mal nicht klappt. Aber da wirds auch genug Unterstützer geben die den "Den Versuch war es wert"-Weg mitgehen

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Die Welt steht nun mal auf Typen mit Siegermentalität, die auch einfach mal "all in" gehen.Risikobereitschaft wird nun mal goutiert.

    Nicht unbedingt, selbst bei einem Coach, der eh dafür bekannt ist, riskant zu callen, siehe die Belichick-Entscheidungen beim AFCCG: wie viele Menschen ihn dort plötzlich für die 4th downs kritisierten, nur weil es ausnahmsweise mal nicht klappte, obwohl es durchaus auch gute interne Gründe gab bei der ersten Entscheidung (null Offenseproduktion zuvor, 4th and short, Chance auf den Ausgleich, mit FG hätte man immer noch einen TD gebraucht, Gostkowski hatte zuvor PAT verkickt) und er bereits in wesentlich fraglicheren Spielsituationen Risiko gegangen ist. Wenns nicht funzt, steht die Welt eben nicht mehr auf deine "Siegertypen", sondern hätte es gerne konservativer gehabt.

  • Ehrlich...wenn der das vor der Halbzeit macht. So what...Passiert. Muss man halt einen Score mehr aufholen.

    Das mag Dich vielleicht in einem anämischen Umfeld wie Tampa nicht Deinen Kopf kosten, weil die Leute zu sehr damit beschäftigt sind, sich die Moskito und/oder Fliegen vom Lieb zu halten oder ihren Schirmchen-Drink umzurühren, aber in Philly, New York oder einem der anderen etwas raueren Umfeldern bist Du nach zwei oder drei solcher Mishaps schneller Deinen Job los als Du "Cheesesteak" sagen kannst. ;)

    Aber im Ernst: Das kann er mal machen und wenn es mal einmal nicht klappt und er ansonsten Cochones hat wird man ihm das auch im Winter in Philly verzeihen, aber Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass bei der zweiten oder dritten derartigen Fehlentscheidung ausgerechnet Du da sitzt und sagst "...aber hey, ich finds trotzdem cool, weil er die dicksten Eier von allen hat...". Wenn ja wärst Du allerdings eine Singularität. :)

    In einem seiner ersten Spiele als HC der Eagles lies Reid in Dallas (!) beim allerersten Kick-Off (!) einen Onside-Kick (!) ausführen, der auch gerade deswegen klappte, weil die Girlies völlig konsterniert waren, dass er das tatsächlich zu Beginn eines Spiels macht. Ball an der Mittellinie bei den Eagles, ein paar Spielzüge später TD. Das fanden natürlich alle super-cool, zumal das Spiel auch noch gewonnen wurde. Ein paar Mal hat er die Nummer dann noch versucht, mit - ich sags mal vorsichtig - gemischtem Erfolg. Letztlich flog schon beim zweiten missglückten Onside-Kick der Boomerang zurück zu ihm. Und das obwohl gerade Reid in Philly in den ersten Jahren fast Narrenfreiheit hatte.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • In einem seiner ersten Spiele als HC der Eagles lies Reid in Dallas (!) beim allerersten Kick-Off (!) einen Onside-Kick (!) ausführen, der auch gerade deswegen klappte, weil die Girlies völlig konsterniert waren, dass er das tatsächlich zu Beginn eines Spiels macht. Ball an der Mittellinie bei den Eagles, ein paar Spielzüge später TD. Das fanden natürlich alle super-cool, zumal das Spiel auch noch gewonnen wurde. Ein paar Mal hat er die Nummer dann noch versucht, mit - ich sags mal vorsichtig - gemischtem Erfolg. Letztlich flog schon beim zweiten missglückten Onside-Kick der Boomerang zurück zu ihm. Und das obwohl gerade Reid in Philly in den ersten Jahren fast Narrenfreiheit hatte.

    Pickle Juice Game.
    Schöne Erinnerungen. :)

    Thank you 62

  • Das mag Dich vielleicht in einem anämischen Umfeld wie Tampa nicht Deinen Kopf kosten, weil die Leute zu sehr damit beschäftigt sind, sich die Moskito und/oder Fliegen vom Lieb zu halten oder ihren Schirmchen-Drink umzurühren, aber in Philly, New York oder einem der anderen etwas raueren Umfeldern bist Du nach zwei oder drei solcher Mishaps schneller Deinen Job los als Du "Cheesesteak" sagen kannst. ;)
    Aber im Ernst: Das kann er mal machen und wenn es mal einmal nicht klappt und er ansonsten Cochones hat wird man ihm das auch im Winter in Philly verzeihen, aber Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass bei der zweiten oder dritten derartigen Fehlentscheidung ausgerechnet Du da sitzt und sagst "...aber hey, ich finds trotzdem cool, weil er die dicksten Eier von allen hat...". Wenn ja wärst Du allerdings eine Singularität. :)

    In einem seiner ersten Spiele als HC der Eagles lies Reid in Dallas (!) beim allerersten Kick-Off (!) einen Onside-Kick (!) ausführen, der auch gerade deswegen klappte, weil die Girlies völlig konsterniert waren, dass er das tatsächlich zu Beginn eines Spiels macht. Ball an der Mittellinie bei den Eagles, ein paar Spielzüge später TD. Das fanden natürlich alle super-cool, zumal das Spiel auch noch gewonnen wurde. Ein paar Mal hat er die Nummer dann noch versucht, mit - ich sags mal vorsichtig - gemischtem Erfolg. Letztlich flog schon beim zweiten missglückten Onside-Kick der Boomerang zurück zu ihm. Und das obwohl gerade Reid in Philly in den ersten Jahren fast Narrenfreiheit hatte.

    Nun ja...bei der Fluktuation an Trainern, die wir zuletzt hingelegt haben, ist wohl nicht zu sagen, dass es in Tampa ein besonders ruhiges Umfeld für Innovatoren ist.
    Die Frage ist ja auch letzten Endes, WANN Du so ein Ding bringst.

    Dass die Fanschaft das nicht konstant gut heißen wird, weil es da halt Risiko-affine und Risiko-averse Typen im Stadion gibt, steht auf einem anderen Blatt. Wie man es mitunter macht, macht man es dann eh falsch, je nachdem, wen man fragt :D

    Ich bin in der Beziehung Risiko-affin. No Risk, no Fun!

    Denk doch mal an die alten Al Davis Zeiten, wo das Big Play quasi ja das Standard-Repertoire war. Hat man die Fans halt nur lang genug drauf konditioniert. Und wenn damit ein paar Titel rausspringen, umso besser. Deswegen könnte sich das Bellichick wahrscheinlich auch 10 mal leisten und ein Trainer in Philly wohl eher nicht.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • wer sagt es ist konservativ ? wo fängt konservativ an ? oder ab welcher restspielzeit ?man kann den 4th down ausspielen nur ist es wirklich konservativ bei einem spiel mit wenig punkten eben diese punkte zu erzielen.

    was kaum erwähnt wird bei solchen situationen. die punkte zu nehmen um die siegchance zu erweitern.
    mit dem eigenen FG wird ein möglicher folgender FG score von Denver ausgeglichen.
    oder selbst mit einem erfolg 4th down + TD ist es der ausgleich. Denver kann nun das spiel immer noch in eigener regie auf einfachen weg FG gewinnen eventuell sogar ohne jegliche gegenantwort.

    Ich will dir deine Meinung überhaupt nicht ausreden. Natürlich kann man den/die Call(s) kritisieren, nur sollte man das dann auch konsequent tun. Belichick ist nunmal dafür bekannt, dass er sich in solchen Situationen vielleicht häufiger als jeder andere Pro-HC dafür entscheidet, die (mehr oder weniger) sicheren Punkte liegenzulassen und auf Risiko zu gehen. Da du anderer Meinung bist, liegt die BBs Playcalling eben grundsätzlich nicht so sehr. No problem :)

    Nicht logisch wäre hingegen ihn nun plötzlich nur für diese Calls in diesem Spiel zu kritisieren, weil sie auf einmal nicht geklappt haben (wie sonst so oft). Call-Kritik sollte grundsätzlich unabhängig von Outcome geschehen, sonst wäre ein schlechter Call schlicht derjenige, der nicht klappt.