Kansas City Chiefs Preview 2016

  • Rückblick:

    2010-2014
    Nach langer Tristesse, die von den Jahren 2010 (2-14), 2011 (4-12) und 2012 (2-14) „gekrönt“ wurde, ging es mit den Chiefs wieder aufwärts, nachdem John Dorsey (GM) und Andy Reid (HC) für zentrale Führungspositionen verpflichtet wurden. Nach zwei winning seasons in 2013 (11-5) und 2014 (9-7) ging es mit verhaltenem Optimismus in die 2015er Saison.

    2015
    #1 @ Texans 27-20
    #2 BRONCOS 24-31
    #3 @ Packers 28-38
    #4 @ Bengals 21-36
    #5 BEARS 17-18
    #6 @ Vikings 10-16
    #7 STEELERS 23-13
    #8 LIONS 45-10
    #9 bye
    #10 @ Broncos 29-13
    #11 @ Chargers 33-3
    #12 BILLS 30-22
    #13 @ Raiders 34-20
    #14 CHARGERS 10-3
    #15 @ Ravens 34-14
    #16 BROWNS 17-13
    #17 RAIDERS 23-17

    WC @ Texans 30-0
    DIV @ Patriots 20-27

    Nach sechs Spielen stand man im Vorjahr nach einem Auftaktsieg bei den Texans mit einer 1-5-Bilanz enttäuschend da. Als Gründe für den enttäuschenden Saisonstart konnte man insbesondere das schwere Anfangsprogramm, die Sperre des Top-CBs Sean Smith (Spiele 1-4), den frühzeitigen Ausfall des möglicherweise besten Offensivspielers RB Jamaal Charles in Spiel 5 für die komplette Saison und eine weitgehend desolate Leistung der O-Line ausmachen. Hinzu kam eine Mischung aus Pech und Unvermögen, da man gegen die Bears das klar beherrschte Spiel aus der Hand gab (Spiel 5), gegen die Broncos eine gute Siegchance hatte (Spiel 2) und zumindest bei den Vikings keinesfalls chancenlos war (Spiel 6).
    Obwohl es zu diesem Zeitpunkt kaum noch jemand für möglich gehalten hätte, gewannen die Chiefs sämtliche verbleibenden Spiele der regulären Saison und zogen mit 11-5 in die Playoffs ein. Als Gründe hierfür kann man eine auf geradezu wundersame Weise verbesserte Leistung der O-Line, die guten Leistungen der bis dahin völlig unbekannten RBs Spencer Ware und Charcandrick West, die starken Leistungen von WR-Neuzugang Jeremy Maclin und die weiter verbesserte Defense mit Top-Rookie CB Marcus Peters ausmachen. Zudem hatten die Chiefs auch ein wenig von dem Glück, das ihnen zu Saisonbeginn gefehlt hatte, indem sie beispielsweise auf die Steelers trafen, als „Big Ben“ gerade verletzt war, und auch hart umkämpfte Spiele gegen Bills, Chargers, Browns und Raiders für sich entscheiden konnten.
    In den Playoffs gab es einen überzeugenden Sieg bei den Houston Texans (30-0) – zugleich den ersten Playoffsieg seit den Tagen von Joe Montana (1993/94, damals kurioser Weise bei den Houston Oilers), bevor man bei den Patriots trotz keineswegs völlig enttäuschender Leistung verdient ausschied (20-27).

  • Offseason:

    Coaches (Wechsel)
    Der bisherige OC Doug Pederson wurde zum neuen HC der Eagles ernannt. Sein Posten wurde intern gleich doppelt neu besetzt, nämlich durch Matt Nagy (bislang QB-Coach) und Brad Childress (bislang „spread game analyst“, früher HC der Vikings und OC der Eagles unter Andy Reid).


    Draft:
    Im März wurde den Chiefs in einer umstrittenen Entscheidung der Drittrundenpick für 2016 und der Sechstrundenpick für 2017 aberkannt, weil sie im Rahmen der Verpflichtung von WR Jeremy Maclin zu früh Kontakt aufgenommen hatten. Während der Draft gab es mehrere Trades, weswegen die Chiefs letztlich keinen Erstrundenpick, aber dafür mehr Picks hatten.

    #37 (2) DT Chris Jones (Mississippi State) – talentiert, aber (noch) nicht konstant genug
    #74 (3) CB KeiVarae Russell (Notre Dame) – fast & quick, aber wenige INTs
    #105 (4) OG Parker Ehinger (Cincinnati) – vielseitig, noch wenig muskulös, überraschen Starter
    #106 (4) CB Eric Murray (Minnesota) – klein, schnell, wendig, zäh
    #126 (4) WR Demarcus Robinson (Florida) – große Sprungkraft, viermal suspendiert (Drogen)
    #162 (5) QB Kevin Hogan (Stanford) – gecuttet und inzwischen bei den Browns
    #165 (5) WR Tyreek Hill (West Alabama) – unfassbar schnell, große off-the-field-problems
    #178 (6) CB D. J. White (Georgia Tech) - „not fast, but quick“, Sprungkraft, ball skills
    #203 (6) LB Dadi Nicolas (Virginia Tech) – zuletzt am College wenig erfolgreich als DE eingesetzt

    Kurzzusammenfassung:Bis auf Hogan – der wohl für die practice squad vorgesehen war – haben es alle in den Kader geschafft, Ehinger hat es überraschend zum Starter geschafft. Jones hatte eine gute Preseason und wird vermutlich solide Spielanteile in der D-Line-Rotation bekommen. Hill hatte die Schlagzeilen im Trainingscam aufgrund seiner Geschwindigkeit, konnte aber in der Preseason nicht so viele Bälle fangen. Er und Robinson könnten als Returner eingesetzt werden. White und Nicolas waren in der Draft überraschend tief gefallen. Insbesondere Nicolas könnte sich als Steal entpuppen, denn er wurde im letzten Jahr am College als DE eingesetzt, obwohl er selbst für einen OLB etwas zu leicht ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (11. September 2016 um 02:11)

  • Spieler (Verlängerungen und Wechsel)
    Im Rahmen der Free Agency stand insbesondere ein „Ausbluten“ der Chiefs-Defense zu befürchten, da zahlreiche Verträge ausliefen. Überraschend gelang es dem Management, eine Vielzahl von Spielern zu halten – allerdings nicht immer zu günstigen Preisen, wodurch die Salary Cap der Chiefs auf Jahre hinaus stark belastet wird. Kritiker meinen, dass hierdurch das Auseinanderbrechen des Kaders lediglich um ein Jahr verschoben worden sei. Im Einzelnen:

    Free Agents
    Neuzugänge:
    OT Mitch Schwartz (Browns, 33 Mio./5 J.)
    WR Rod Streater (Raiders, 4,8 Mio./1 J.) - zwischenzeitlich getradet
    QB Nick Foles (Rams, 1,75 Mio./1 J.)

    Franchise Tag:
    FS Eric Berry (10,8 Mio. für 2016)

    Vertragsverlängerungen:
    TE Demetrious Harris (6,3 Mio./3 J.)
    ILB Derrick Johnson (21 Mio./3 J.)
    OLB Tamba Hali (22 Mio./3 J.)
    DL Jaye Howard (12 Mio./2 J.)
    OLB Dezman Moses – zwischenzeitlich gecuttet
    S Daniel Sorenson (0,9 Mio./2 J.)
    OLB Frank Zombo (3,6 Mio./3 J.)
    CB Jamell Fleming – zwischenzeitlich gecuttet
    RB Charcandrick West (3,6 Mio./2 J.)

    Abgänge:
    CB Sean Smith (Raiders, 40 Mio./4 J.)
    OT Donald Stephenson (Broncos, 14 Mio./3 J.)
    QB Chase Daniel (Eagles, 21 Mio./3 J.)
    S Tyvon Branch (Cardinals, 10 Mio./2 J.)
    OG Jeff Allen (Texans, 28 Mio./4 J.)

    Karriereende:
    DE Mike DeVito (hätte es ohnehin schwer gehabt)
    S Husain Abdullah (5 Gehirnerschütterungen)

    Sonstige
    Entlassungen
    OG Ben Grubbs
    OG Paul Fanaika
    WR Jason Avant

    Vertragsverlängerungen:
    TE Travis Kelce (46 Mio./5 J.)
    OT Eric Fisher (63 Mio./7 J.)
    RB Spencer Ware (3,6 Mio./2 J.)
    Trades (Spieler)
    CB Marcus Cooper an Cardinals für unbekannten Draftpick
    WR Rod Streater an 49ers für unbekannten Draftpick
    CB Kenneth Acker von 49ers für unbekannten Draftpick

    späte cuts
    QB Aaron Murray (Fünftrundenpick aus 2014, war nur die #5 auf der QB-Position)
    LB Andy Mulumba
    CB/S Jamell Fleming
    CB Deveron Carr
    OT Rod Freigal
    WR DaRon Brown
    S Jeron Johnson
    RB Darrin Reaves (trotz guter Preseason)
    LB Terrance Smith
    S Shak Randolph
    DE Jimmy Staten
    OL Jarrod Pughsley
    C Daniel Munyer
    TE Brian Parker
    DT David King
    LB Tyrell Adams
    WR Frankie Hammond
    QB Kevin Hogan (s. o.)
    OT Zach Sterup (für Spiele 1-4 gesperrt)
    OL Jordan Devey
    DB Brock Vereen
    ILB Ramik Wilson
    OLB Dezman Moses

    Späte Neuverpflichtungen aus Waivers anderer Teams
    LB Sam Barrington (Packers)
    OT Bryan Witzman (Cowboys)

    wichtige Verletzungen
    Am 15.02.2016 wurde Justin Houston am Kreuzband operiert. Er beginnt die Saison auf der PUP-Liste und fällt damit zumindest für die ersten sechs Spiele aus.
    ILB Josh Mauga verletzte sich vor Saisonbeginn und fällt für die gesamte Saison aus.
    RB Jamaal Charles schien lange Zeit schnell wieder fit zu werden, aber zuletzt hat sich der Heilungsverlauf nicht wie gewünscht entwickelt, so dass unklar ist, ob er schon zu Saisonbeginn einsatzfähig sein wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (11. September 2016 um 02:13)

  • Coaching Staff/Front Office
    Chairman/CEO Clark Hunt als Vertreter der Eigentümer (Hunt-Familie) scheint erfreulicher Weise den ruhigen Stil seines verstorbenen Vaters übernommen zu haben. Seit der Verpflichtung von GM John Dorsey und HC Andy Reid ging es inzwischen auch deutlich nach oben. Dorsey gelang es insbesondere, den Kader in der Breite und Tiefe erheblich zu verstärken. Auch wenn man das Clock-Management von Andy Reid stark kritisieren kann, haben die Chiefs insgesamt einen sehr guten Headcoach mit einer aktuellen Karrierebilanz von 161-110-1. Besonders hat mich beeindruckt, wie er nach dem 1-5-Start in der Vorsaison die Ruhe bewahrt und das Team auf Kurs gebracht hat. Dabei bringt die gesamte Coaching Staff gute Leistungen, was leider zum Abgang von OC Doug Pederson geführt hat. Ich bin gespannt, ob die ungewöhnliche Doppel-Besetzung des Postens durch Childress und Nagy der internen Harmonie nicht abträglich ist. Eine Frage ist jedenfalls geklärt: Andy Reid übernimmt wieder das Playcalling. Etwas unter dem Radar fliegt der ausgezeichnete ST-Coach Dave Toub. In seinen letzten zehn Jahren in dieser Funktion (bei Bears und Chiefs) waren seine Teams nie schlechter als auf Rang 7 in der sehr aussagekräftigen Statistik-Kategorie DVOA (defense-adjusted value over average)

    Die wichtigsten Personen:

    Front Office:
    Chairman/CEO Clark Hunt
    President Mark Donovan
    GM John Dorsey

    Coaching Staff:
    HC Andy Reid
    Ass. HC/WR David Culley
    OC Brad Childress
    OC/QB Matt Nagy
    RB Eric Bieniemy
    TE Tom Melvin
    OL Andy Heck
    DC Bob Sutton
    DL Britt Reid
    LB Gary Gibbs
    DB Emmitt Thomas
    DB Al Harris
    ST Dave Toub

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (11. September 2016 um 02:14)

  • Kader (voraussichtliche Starter in Fettdruck)

    Offense

    QB (Alex Smith,Nick Foles, Tyler Bray)
    An QB Alex Smith scheiden sich bekanntlich die Geister. Nach vielen enttäuschenden Jahren bei den 49ers gelang ihm unter Jim Harbaugh der Schritt zum Starter, auch wenn er bald seinen Ruf als „Game Manager“ weg hatte. Die Statistik-Freaks von „Footballoutsiders“ haben sogar eine Negativ-Statistik nach ihm benannt: ALEX (= Air Less EXpectet = yards, die beim Pass zum neuen 1st down fehlen) – eine Statistik, die er regelmäßig anführt.
    Bei den Chiefs hat er sich etabliert und bringt überwiegend solide bis gute Leistungen. Er verfügt über keine herausragenden Fähigkeiten, verliert aber selten den Ball und verfügt über eine gewisse Beweglichkeit, so dass er sich auch mal zu Fuß auf den Weg machen kann (zuletzt 498 yards in 84 Versuchen, also 5,9 yards/Lauf). Im Vorjahr produzierte er eine gute Quote von 307/470 (65,3 %) für 3.486 yards, was einem Schnitt von 7,4 yards pro Passversuch entspricht. 20 TDs standen lediglich 7 INTs gegenüber. Aus meiner Sicht gehört er zu den leicht überdurchschnittlichen Startern in der NFL. Günstig ist auch, dass er sich bislang nicht als verletzungsanfällig erwiesen hat.
    Mit Chase Daniel haben die Chiefs den vielleicht besten Backup der NFL an die Eagles verloren, wo er nun wohl als Starter auflaufen wird. Aber mit Nick Foles verfügt man wieder über einen guten Backup, der schon bei den Eagles unter Reid gearbeitet hat und zuletzt auch bei den Rams Einsatzzeiten bekam. Tyler Bray hatte eine gute Preseason, der man freilich nicht zu viel Aussagekraft beimessen sollte.
    Insgesamt sind die Chiefs auf dieser Position solide besetzt.

    RB (Jamaal Charles, Charcandrick West, Spencer Ware, Knile Davis, FB Anthony Sherman)
    Die RB-Combo der Chiefs ist möglicherweise die beste der Liga – schade nur, dass das Laufspiel in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung verloren hat. Unklar ist, wann und in welcher Verfassung Top-Star Jamaal Charles, der immer noch über den besten Karriere-Durchschnitt aller aktiven RBs verfügt, wieder eingreifen kann, nachdem er nun schon zum zweiten Mal wegen eines Kreuzbandrisses langfristig ausfiel. In Normalform ist er nach Auffassung vieler sogar der beste Spieler in der Offense der Chiefs. Seine größte Stärke entfaltet er als Ballträger, wobei es kaum möglich ist, ihn noch einzuholen, wenn er erst einmal durchgebrochen ist. Aber auch als Passempfänger und Blocker bringt er solide Leistungen. Obwohl seine Leistungen im Vorjahr auch schon vor der Verletzung durchwachsen waren – man denke nur an den furchbaren Fumble im Heimspiel gegen die Broncos -, lassen sich 364 yards in 71 Versuchen (5,1 yards/Lauf) immer noch sehen, zumal er diese Leistungen in der Anfangsphase der Saison erbrachte, als die O-Line weitgehend enttäuschte.
    Charcandrick West (634 yards in 160 Versuche, 4 yards/Lauf; 20 Passfänge für 214 yards) war eine der positiven Überraschungen des Vorjahres und dürfte gerade zu Saisonbeginn erhebliche Spielanteile erhalten. Ebenfalls positiv überrascht hatte Spencer Ware (403 yards in 72 Versuchen, 5,6 yards/Lauf). Beide wurden mit Vertragsverlängerungen belohnt, müssen aber diese überraschend guten Leistungen erst noch bestätigen. Wer von den beiden intern die Nase vorn hat, ist noch offen.
    Etwas überraschend hat Knile Davis (72 yards in 28 Versuchen, 2,6 yards/Lauf) seinen Platz im Kader erhalten, obwohl er als RB bislang eher enttäuscht hat. Seine Stärken liegen eher in den Special Teams als KR.
    Schließlich sind die Chiefs eines der wenigen Teams, das sich einen hauptamtlichen Fullback leistet. Mit Anthony Sherman hat man vielleicht den besten Vorblocker der Liga am Werk, wobei er auch ein solider Passempfänger ist.

    WR (Jeremy Maclin, Chris Conley, Albert Wilson, Tyreek Hill (R), De'Anthony Thomas, Demarcus Robinson (R), – TE Travis Kelce, Demetrius Harris, Travis Ross, James O'Shaughnessy)
    Auch wenn der Passangriff der Chiefs die Gegner wohl nicht in Angst und Schrecken versetzt, ist hier ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Unangefochtene #1 unter den WR ist der im Vorjahr von den Eagles abgeworbene Jeremy Maclin, der in 2015 insgesamt 87 von 124 in seine Richtung geworfenenen Bällen für 1.088 yards (12,5 yards/catch) fing, in der gesamten Saison nur einen Drop zu verzeichnen hatte und 8 TDs erzielte. Er verstand sich von Anfang an sehr gut mit QB Alex Smith. Hinter ihm zeigten vor Saisonbeginn so viele Spieler ansprechende Leistungen, dass der gerade erst von den Raiders verpflichtete Rod Streater an die 49ers getradet und der keineswegs schlechte Frankie Hammond entlassen wurden. Als #2 scheint sich nun Chris Conley an Albert Wilson vorbeigekämpft zu haben. Bei den Rookies Hill und Robinson bleibt abzuwarten, in welchem Umfang sie außerhalb der Special Teams zum Einsatz kommen und ob sie die vielversprechenden Ansätze auch in „richtigen“ Spielen zur Geltung bringen können. Da Alex Smith und die Chiefs ihre Stärken im Passspiel in der Kurz- und Mitteldistanz haben, wäre gerade ein extrem schneller Receiver wie Hill gut geeignet, den Gegner davon abzuhalten, seine Safeties zu weit nach vorne zu ziehen – aber natürlich nur, wenn von ihm echte Gefahr ausgeht. Zur Freude der meisten Fans hat es der extrem vielseitige Publikumsliebling De'Anthony Thomas – nach eher enttäuschender Vorsaison und angesichts der Konkurrenz und der beiden Rookies durchaus überraschend – mit Hilfe einer sehr guten Preseason wieder in den Kader geschafft.
    Vergleichbar mit Maclin ist Travis Kelce auf der TE-Position die unangefochtene #1. Er ist groß, schnell und fangsicher, was gegnerische Verteidigungen vor erhebliche Matchup-Probleme stellt. Auch wenn er im Vorjahr (72 Passfänge für 875 yards) gegenüber 2014 nicht weiter zu steigern vermochte, ist das Jammern auf höchsten Niveau: Er war weiterhin sehr schwer zu tackeln (541 yards after catch) und zeigte verbessertes run-blocking. Hinter ihm fallen Harris und Ross deutlich ab. Etwas überraschend hat sich O'Shaughnessy im Kader halten können. Generell zeichnen sich die TEs alle nicht durch überragende Blocking-Leistungen aus, wobei gerade die Backups aber auch im Passspiel zu oft den Ball fallen lassen.


    OL(LT Eric Fisher, LG Parker Ehinger (R), C Mitch Morse, RG Laurent Duvernay-Tardif, RT Mitchell Schwartz; Zach Fulton, Jah Reid, Bryan Witzmann)

    Die O-Line der Chiefs ist gegenüber dem Beginn des Vorjahres jedenfalls stark verbessert. Gerade zu Saisonbeginn 2015 handelte es sich um eine gravierende Schwäche des Teams. Dazu trug auch bei, dass die damaligen Neuverpflichtungen Ben Grubbs und Paul Fanaika die Erwartungen leider überhaupt nicht erfüllten. Um so erstaunlicher war es, dass die O-Line, die – auch aufgrund von Verletzungen – im Saisonverlauf teilweise einem Flickenteppich glich, immer bessere Leistungen erbrachte.
    LT Eric Fisher hat die Erwartungen, die man in ihn als #1-overall-Pick gesetzt hatte, nie erfüllt. Aber er hat in der zweiten Saisonhälfte 2015 endlich so gespielt, wie man es von einem überdurchschnittlichen NFL-Starter erwartet. Offenbar glauben die Chiefs, dass er damit endlich den Durchbruch geschafft hat, denn anders ist die vorzeitige Vertragsverlängerung zu einem lukrativen Gehalt kaum zu erklären. Mit RT Mitchell Schwartz hat man geradezu ein „Schnäppchen“ gemacht, denn er gehörte zuletzt definitiv zu den besseren Spielern auf seiner Position (statistisch die #6 in 2015) und wurde von den Browns nur aus Cap-Gründen entlassen. Er dürfte ein deutliches Upgrade gegenüber dem umstrittenen Donald Stephenson darstellen.
    C Mitch Morse hatte im Jahr 2015 mit den typischen „Anfängerproblemen“ eines Rookies zu kämpfen, hat sich aber insgesamt mit statistisch durchschnittlichen Leistungen und nur einem Penalty achtbar geschlagen. Von ihm ist eine weitere „natürliche Leistungsverbesserung“ zu erwarten.
    Während es auf diesen Schlüsselpositionen also aufwärts geht, sind die Guard-Positionen noch etwas wacklig besetzt. Große Fortschritte werden Laurent Duvernay-Tardif (LDT) bescheinigt. Der junge Kanadier hatte sich schon im Vorjahr erhebliche Spielanteile erarbeitet, ist aber nicht der Kräftigste und hatte noch viel zu lernen. Dazu scheint er aber durchaus in der Lage zu sein, zumal seine Intelligenz sich auch darin widerspiegelt, dass er „ganz nebenbei“ in der Offseason weiter Medizin studiert. Eine gewisse Schwachstelle könnte naturgemäß Rookie Parker Ehinger sein, dem man eigentlich die Rolle eines vielseitigen Backups zugeschrieben hatte, der aber nach dem Abgang des aufstrebenden Jeff Allen nun sogar in die Starter-Rolle schlüpft.
    Als Backup für die inneren Positionen fungiert Zach Fulton, für die Tackle-Positionen wie schon im Vorjahr Jah Reid. Erst kürzlich wurde Bryan Witzmann von den Cowboys verpflichtet, der ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist, von dem John Dorsey aber meint, dass er nicht nur als Tackle, sondern – zumindest mittelfristig – auch als Guard eingesetzt werden könne.

  • Defense
    Die Chiefs spielen als Base Defense eine 3-4-Verteidigung der Marke „old school“.

    D-Line (Jaye Howard, Dontari Poe, Allen Bailey, Chris Jones (R), Nicholas Williams, Rakeem Nunez-Roches)
    Die D-Line der Chiefs hat sich in den letzten Jahren gravierend verbessert und ist von einem wesentlichen Schwachpunkt zu einer Stärke der Defense geworden.
    Dontari Poe ist ein bärenstarker NT, der im Vorjahr nicht gut einen Monat nach einer Bandscheiben-OP schon wieder auf dem Feld stand und dessen Leistungen sich im Saisonverlauf sukzessive weiter verbesserten. Da man ihn regelmäßig mit nur einem Gegenspieler kaum blocken kann, ist er letztlich ein Schlüssel für die guten Leistungen der übrigen Front 7. Da sein Rookie-Vertrag zudem nach der Saison ausläuft, hat er jeden Anlass, sich besonders ins Zeug zu legen, um anschließend kräftig abzusahnen.
    DE Allen Bailey ist ein leicht überdurchschnittlicher Starter (z. B. 4,5 Sacks in 2015). Jaye Howard hat im Vorjahr deutlich verbesserte Leistungen gezeigt (u. a. 5,5 Sacks, 57 Tackles, 7 Tackles for loss) und hatte den (nun zurückgetretenen) Mike DeVito wohl ohnehin verdrängt. Nach seinen starken Leistungen war es um so überraschender, dass die Chiefs ihn für moderate 12 Mio./2 J. halten konnten. Zweitrundenpick Chris Jones entwickelt sich bislang vielversprechend und sollte erhebliche Einsatzzeiten erhalten. Auch die beiden weiteren Backups Williams und Nunez-Roches sind gestandene NFL-Spieler, die in der Rotation ihre Einsatzzeiten erhalten werden.

    LB ([Justin Houston], Tamba Hali, Dee Ford, Frank Zombo, Dadi Nicolas (R) – Derrick Johnson, Justin March, D. J. Alexander, Sam Barrington)

    In vollständiger Besetzung wäre die LB-Crew der Chiefs – wie schon seit Jahren – eine „Bank“. Aber genau daran hapert es: Justin Houston ist der wohl produktivste OLB in einer 3-4-Defense in der gesamten Liga, wenn er auf dem Feld steht. Nur so ist auch – wenn überhaupt – sein exorbitant hohes Gehalt zu rechtfertigen. Aber er war schon im Vorjahr teilweise angeschlagen/verletzt, was mitursächlich für lediglich 7,5 Sacks war, und fällt aufgrund seiner Knie-OP nun vermutlich 6-10 Spiele aus. Dass es sich hierbei um eine gravierende Schwächung des Teams handelt, steht außer Frage – und es bleibt abzuwarten, ob, wann und in welcher Verfassung er im Saisonverlauf zurückkehren wird.
    Neben ihm – und erst Recht in seiner Abwesenheit – ist OLB Tamba Hali „gesetzt“. Leider ist er aufgrund seines Alters qualitativ auf dem absteigenden Ast („nur“ 6,5 Sacks in 2015) und zunehmend verletzungsanfällig (zuletzt Knie & Daumen). Für ihn spricht, dass er immer alles gibt und eine ungeheure Spielerfahrung mitbringt, so dass er gegnerische Spielzüge häufig schon im Ansatz „lesen“ und richtig reagieren kann. Da man ihm nicht mehr viel beibringen muss, wird er im Training häufig geschont.
    Aufgrund des Ausfalls von Houston wird gegenüber Hali wohl OLB Dee Ford zunächst einmal als Starter fungieren. Der Erstrundenpick aus 2014 ist bislang insgesamt eher eine Enttäuschung, da er zwar gelegentlich sein Talent aufblitzen läßt, er aber bislang jede Konstanz vermissen ließ (4 Sacks in 2015).
    Nachdem aktuell etwas überraschend Dezman Moses gecuttet wurde, um für Eric Berry auf dem Roster Platz zu machen, fungieren nun der erfahrene, aber unspektakuläre Frank Zombo und Rookie-Wundertüte Dadi Nicolas als Backups auf den OLB-Positionen
    Ähnlich ist die Situation der ILBs: Derrick Johnson ist ein toller Spieler mit großartiger Spielübersicht (116 tackles, 4 Sacks und 2 INTs in 2015), wird aber im November 34 Jahre alt und befindet sich daher naturgemäß ebenfalls im Spätherbst seiner Karriere. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass der neben ihm als Starter vorgesehene Josh Mauga verletzungsbedingt für die gesamte Saison ausfällt. An seine Stelle tritt nun Justin March, der im Vorjahr noch als ungedrafteter Rookie-Free-Agent ins Team kam und sich stark verbessert hat.
    Die Backup-Situation ist schwierig einzuschätzen. Mit D. J. Alexander und Ramik Wilson hatte man eigentlich zwei solide, aber unspektakuläre Spieler erwartet. Doch nun wurde Sam Barrington von den Packers verpflichtet und Wilson gecuttet.

    DB (Marcus Peters, Philip Gaines, Steven Nelson, D. J. White (R), Kenneth Acker, KeiVarae Russell (R) - Eric Berry, Ron Parker, Daniel Sorensen, Eric Murray (R))
    Den vermutlich größten Verlust haben die Chiefs mit ihrem Top-CB Sean Smith zu verkraften, der das Team in Richtung Raiders verließ. Zwar waren beide Seiten grundsätzlich an einer Vertragsverlängerung interessiert, aber die Chiefs konnten offenbar aus Salary-Cap-Gründen nicht einmal bei dem für einen Spieler seiner Qualität eher moderaten Gehalt von 10 Mio. jährlich mithalten.
    Die neue #1 ist damit der Top-Rookie des Vorjahres Marcus Peters, der zwar rookie-typisch häufiger Lehrgeld zahlen mußte (1.057 yards und 8 TDs gegen ihn), aber auch sensationelle 9 INTs (8 in der regulären Saison) fing, 18 weitere breakups zu verzeichnen hatte und insbesondere eine tolle zweite Saisonhälfte spielte. Es bleibt zu hoffen, dass er sich nun gegen die Top-Receiver der Gegner ebenso gut angstellt.
    Hinter ihm dürfte sich Philip Gaines knapp gegen Steven Nelson durchgesetzt haben, wobei Gaines sich im Vorjahr nach anfänglich vielversprechenden Leistungen als Nickel-Back einen Kreuzbandriss zugezogen hatte und dauerhaft ausfiel. Hinter ihnen kämpfen die beiden Rookies White und Russell sowie der zuletzt neu verpflichtete Kenneth Acker, der im Vorjahr immerhin in 13 Spielen für die 49ers zum Einsatz kam und damit über mehr Erfahrung verfügt, um die Plätze. Insgesamt könnte damit die im Vorjahr noch starke CB-Position nun einen/den Schwachpunkt der Defense darstellen. Für die Chiefs spricht allerdings, dass es sich durchweg um sehr junge Spieler handelt, so dass tendenziell individuelle Leistungssteigerungen zu erwarten sind.
    Dagegen erscheint die Lage auf den Safety-Positionen trotz der Abgänge von Branch und Abdullah halbwegs entspannt. SS Eric Berry war nach seiner schweren Erkrankung („Hodgkin's lymphoma“) die Cinderella-Story der Vorsaison und wurde zum Comeback Player of the year. Es bleibt zu hoffen, dass sich sein Gesundheitszustand weiter stabilisiert. Solange er fit ist, ist er ein sehr guter Safety und ein Publikumsliebling. Leider konnte man sich aufgrund unterschiedlicher Gehaltsvorstellungen nicht auf einen neuen Vertrag einigen, so dass er nun für ein Jahr unter der Franchise Tag spielt.
    Neben ihm dürfte FS Ron Parker (zuletzt 78 Tackles, 5 Sacks, 3 INTs) ebenfalls gesetzt sein und solide Leistungen erbringen. Unter zahlreichen potentiellen Backups hat sich letztlich Daniel Sorensen die Führungsrolle erkämpft. Hinter ihm konnte Rookie Eric Murray eine Reihe von Konkurrenten hinter sich lassen.

  • Special Teams
    Dustin Colquitt (P), Cairo Santos (K), James Winchester (LS), Tyreek Hill (PR), De'Anthony Thomas (PR), Knile Davis (KR), Tyreek Hill (KR)
    Die Chiefs verfügen insgesamt über relativ gute Special Teams und konnten im Vorjahr insbesondere auch im Rahmen der Coverage-Units glänzen. Colquitt ist ein hervorragender Punter (zuletzt 44,4 yards/Punt), Santos ein guter junger Kicker (30/37 FGs in 2015, darunter 17/18 unter 40 yards), Winchester ein solider Longsnapper. Daneben hat man mit Hill, Thomas, Davis und ggf. auch Robinson eine ganze Reihe junger, wendiger und schneller Spieler, die als Returner in Betracht kommen.

    Practice squad(Stand: 10.09.2016)
    LB Earl Okine
    OL Jordan Devey
    CB Terrance Mitchell
    DB Julian Wilson
    LB Ramik Wilson
    WR Frankie Hammond Jr.
    WR Seantavius Jones
    DL David King
    OG Jarrod Pughsley
    RB Darrin Reaves

    Schedule:
    #1 CHARGERS
    #2 @ Texans
    #3 JETS
    #4 @ Steelers
    #5 bye
    #6 @ Raiders
    #7 SAINTS
    #8 @ Colts
    #9 JAGUARS
    #10 @ Panthers
    #11 BUCCANEERS
    #12 @ Broncos
    #13 @ Falcons
    #14 RAIDERS
    #15 TITANS
    #16 BRONCOS
    #17 @ Chargers

    Prognose
    Vorbehaltlich gravierender Verletzungen denke ich, dass die Chiefs über eine weiter verbesserte Offense verfügen sollten, wobei ich insbesondere bei den WR und der O-Line Fortschritte sehe. Hinsichtlich der Verteidigung ist positiv, dass man alle wichtigen Spieler halten konnte. Dennoch könnten schon nach derzeitigem Stand Verletzungen (LB) und der Abgang von CB Sean Smith für eine gewisse Schwächung sorgen. Insgesamt erscheinen mir leicht schwächere Leistungen der – immer noch guten - Defense realistisch. Die Special Teams sollten weiter auf gutem Niveau unterwegs sein.
    Insgesamt erwarte ich daher mehr oder weniger überdurchschnittliche, aber keineswegs herausragende Leistungen in allen Mannschaftsteilen.
    In der AFC West lassen sie die Konkurrenten wesentlich schwieriger Einschätzen. Die Broncos haben eine überragende Defense, aber man muss abwarten, wie sich die Situation auf der QB-Position entwickelt. Viele erwarten einen Zweikampf der Chiefs und der Broncos um den Divisionssieg. Die Raiders sind mit hilfe gewaltigen Cap-Spaces und einer verbesserten Personalpolitik auf dem Weg nach oben und könnten der lachende Dritte sein, aber die Frage ist schlicht, ob deren Verbesserung schon ausreichend ist. Allein die Chargers dürften etwas abfallen – aber solange QB Philipp Rivers auf der Kommandobrücke steht, sollte man sie nicht abschreiben.
    Vor diesem Hintergrund erscheint eine Bilanz der Chiefs in einer Größenordnung von 10-6 als realistisch (… und als Fan darf man ja immer von etwas mehr träumen ...). Damit haben die Chiefs eine vernünftige Chance auf die Playoffs.

  • Wow, was ein fettes Preview :thumbsup:
    Gerade alles durchgelesen. Schöne Tiefe und saubere Details. Perfekt :thumbup:

    An Eric Fisher muss man einen Narren gefressen haben. Das ist ein mehr als stolzer Preis für eine Vertragsverlängerung.

    Das wird ein spannendes Rennen zwischen euch und den Broncos in der AFC West.

    Passt vielleicht nicht ganz hier rein aber du hast Defense 3-4 oldshool geschrieben. Wo liegt der Unterschied zu einer 3-4 heute?

    #HereWeGo!

    Einmal editiert, zuletzt von hawk210984 (11. September 2016 um 08:21)

  • Auch von mir ein dickes Dankeschön für das umfangreiche und sehr informative preview. :thumbsup:

    Der Weggang von Sean Smith hinterläßt schon eine recht große Lücke in der secondary. Mal sehen, zu wieviel Prozent man den kompensieren kann.

    Demarcus Robinson könnte in der Offense schon positive Spuren hinterlassen. Könnte eine gute Anspielstation für Smith werden. Das Laufspiel ist mit einem (hoffentlich hundertprozentig gesunden) Jamaal Charles, West, Ware und Davis sehr variabel besetzt und müsste Smith beim Passspiel gut unterstützen können.

    In meiner Prognose komme ich ebenfalls auf etwa 10 Siege, was für die PO´s an sich reichen sollte. Denver ist, trotz des Fragezeichens auf der QB-Position, durch die immer noch potente Defense leichter Favorit in der AFC West. Der Abstand zu den restlichen Teams hat sich aber verkleinert. Oakland ist auf jeden Fall in dieser Saison eine ernst zu nehmende Größe in der Division.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.