#7 Nebraska (7-0) @ #11 Wisconsin (5-2)

  • Wofür eignen sich lange Zugfahrten ohne Internetzugang besser als zur Vorbereitung des sportlichen Wochenendhighlights? Durch die Erstellung eines Previews vergeht die Zeit wie im Flug :mrgreen:
    Heute steht das möglicherweise entscheidende Duell um die B1G-West-Krone an. Gewinnt Nebraska, haben sie sich des wohl ärgsten Konkurrenten entledigt. Gewinnt Wisconsin, sind sie wieder voll im Geschäft, aber darauf angewiesen, dass Nebraska noch mindestens ein Spiel verliert (bspw. nächste Woche @ Ohio State), während sie selber fortan unbesiegt bleiben.

    Die letzten Spiele:

    Nebraska mühte sich gegen Purdue unter deren Interims HC Gerad Parker zu einem wenig beeindruckenden 27-14 Sieg. Wieder einmal brachte eine Leistungssteigerung im 4th quarter die Entscheidung. In der ersten Halbzeit hatte die Huskers D – erneut! - größte Probleme mit Purdue QB David Blough und insbesondere WR DeAngelo Yancey. Wenn der jedes Spiel wie gegen die Huskers bestreiten würde (nun: in 4 Spielen 6 TD, 3 mal 100+ Yards), wäre der Hype Train schon längst angelaufen: kräftiger WR mit unterschätztem Speed). So ging Purdue sensationell mit einer Führung in die HZ.
    In der zweiten HZ gelang den Huskers der Turnaround mittels einiger Big Plays (von denen gerade die YOLO-Bombs von Tommy Armstrong auch einiges Glück beinhalteten) und deutlich verbesserter Defense. Zunächst konnten sich die WR Reilly, Pierson-El und Morgan auszeichnen, im 4th quarter konnte RB Terrell Newby das bis dato völlig brachliegende Laufspiel (wohlgemerkt gegen die schlechteste Run Defense der B1G) ein wenig beleben und brachte den Sieg nach Hause.

    Wisconsin hatte in Iowa den deutlich dickeren Brocken und gewann 17-9 in einem klassischen B1G-Grinder. Man vertraute insbesondere auf das Laufspiel um Corey Clement und eine stabilisierte O-Line, setzte zum ersten Mal seit Saisonbeginn wieder in ein paar ausgewählten Drives auf den ursprünglichen Starter QB Bart Houston und wurde mit einem wichtigen TD Drive in der ersten HZ belohnt.
    Die Defense hatte das Hawkeyes-Laufspiel um das two-headed monster Akrum Wadley und LeShun Daniels gut im Griff und konnte auch QB CJ Beathard immer wieder aus dem Rhythmus bringen. ILB Jack Cichy machte in der Run D erneut eine hervorragende Partie, verletzte sich aber leider (torn pectoral) und fällt für den Rest der Saison aus. Die Badgers hatten zweimal ein wenig Glück mit den Spots (insb. der TD von Corey Clement on 3rd down erwies sich letztlich als entscheidend), der Sieg war nichtsdestotrotz verdient.

    Key Matchups:

    Da ich beide Teams und ihre wichtigsten Spieler schon das eine oder andere Mal vorgestellt habe, behandle ich in diesem Preview lediglich die für mich entscheidenden Schlüssel und Duelle für den Sieg.

    1. RB Corey Clement vs. Nebraska Front 7:

    Hierbei könnte es sich um das wohl entscheidende Duell für den Ausgang des Spiels handeln. Clement ist nach überstandener Knöchelverletzung wieder topfit, wie er in den Partien gegen Ohio State und Iowa bewies. Clement ist ein „three yards and a cloud of dust“ RB der alten B1G-Schule – ideal für die ball control Offense der Badgers: sucht den Kontakt, Pile Mover, downhill, shoulders square, schwer mit einem Defender zu Boden zu bringen.
    Die O-Line vor ihm hat sich enorm verbessert, was bei Wisconsin meist ein Synonym für „eingespielt“ ist. Von DIII-Transfer LT Ryan Ramczyk abgesehen, der sowohl im Runblock als auch im Passblock eine exzellente Saison spielt, fehlt es an großen Namen oder Top Prospects, allerdings war dies nie ein besonderes Kriterium: Auch in Melvin Gordons unfassbarer 2014er Saison konnte man mit Abstrichen lediglich OT Rob Havenstein und den (seinerzeit jungen) C Dan Voltz in obige Kategorien einordnen. Die Badgers-Line ist traditionell eher durch perfekte Abstimmung als durch die athletischsten oder talentiertesten Liner bestimmt. Zudem bekommt sie Unterstützung von diversen double TE sets und/oder einem klassischen FB in Austin Ramesh. Wie ich bereits beim Recap gegen Ohio State schrieb, werden mit vielen Pre-Snap Shifts blocking angles und double teams in tight spaces kreiert.

    Die Husker Run D hat sich in den letzten Spielen deutlich gesteigert. Vom Spiel gegen die Ducks abgesehen hatte sie die besten RBs des Schedules sehr gut im Griff, u.a. die drei Pro Prospects Brian Hill, Justin Jackson und Devine Redding. Dass weder Hornibrook noch Houston besondere Lauffähigkeiten haben, kommt der gegen QB Runs traditionell anfälligen Huskers D sicherlich entgegen.
    In den letzten Spielen haben sich insb. DT Kevin Maurice und MLB Josh Banderas deutlich gesteigert. Gerade bei letzterem wird es darauf ankommen, die Tackles gegen einen kräftigen RB konzentriert und technisch sauber zu setzen, da zeigt er ab und an Schwächen. Entscheidend wird für die DL sein sein, die Liner und TEs von den eigenen LBs fernzuhalten. Wenn Backup / 3rd down back Ogunbowale auf dem Feld steht, muss mehr auf Outside Runs und Pässe in die Flat geachtet werden.Sollte es den Huskers dauerhaft gelingen, Clement zu neutralisieren und Hornibrook (/Houston) in lange 3rd downs zu zwingen, wäre dies sicherlich ein extremer Vorteil.

    2. Zone Read vs. Wisconsin LBs:

    Wisconsins LBs sind eindeutig der stärkste Mannschaftsteil der Badgers und das Herz der Defense, das ein wenig darüber hinwegtäuscht, dass die anderen Units eventuell nicht ganz so hochkarätig besetzt sind wie in den vergangenen Jahren. DC Justin Wilcox lässt eine aggressive Defense spielen, alle vier LB Positionen sind auch downhill sehr aktiv. Der bereits erwähnte Ausfall von ILB Jack Cichy trifft die Badgers hart, er befand sich in absoluter Topform und stach die bekannteren OLBs JT Watt und Vince Biegel beinahe aus. Die OLB in Wiscys System sind keine reinen Passrusher, sondern hervorragende Run Defender mit einem breiten Aufgabenbereich. Erste Aufgabe der OLBs ist contain the RB / QB inside, daher sind sie viel upfield unterwegs, mit ihrer Athletik können sie eben aber auch schnell auf passrush mode umschalten.
    Alle LB sind extrem sichere open-field /one-on-one Tackler (ein oft unterschätzter Skill neben all den Sack- und TFL-Zahlen), auch in diesem Bereich sicher zu dem allerbesten der FBS zu zählen. Biegel wirkt immer noch leicht gehandicapt von seiner Fußverletzung, und da sein Backup Garret Dooley beinahe nahtlos an dessen Leistungen anknüpfte, werden wir wohl beide Spieler regulär sehen. Denkbar könnte auch sein, dass der vielseitige Biegel ab und an auf ILB wechselt, um neben TJ Edwards (der ja schon den verletzten Chris Orr sehr solide ersetzt) die Lücke von Cichy zu schließen. Ansonsten wird dies wohl vom eher unerfahrenen Ryan Connelly übernommen. Um die LBs muss sich Wiscy aber offenbar – egal wer da nun auf dem Feld steht – keine größeren Sorgen machen.

    Auch wenn dies sicherlich zunächst das Ziel sein wird: Nebraska wird es wohl kaum gelingen, ein Power Running Game gegen die Badgers aufzuziehen. Dazu sind die Verletzungssorgen in der Line zu groß, letztlich ist Newby auch nicht unbedingt der RB-Typ dafür. Bruiser RB Ozigbo ist weiterhin angeschlagen, daher ist es fraglich, ob er eine größere Rolle spielen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Huskers mehr Zone Read Runs einstreuen werden. QB Tommy Armstrong sollte seine Knöchelverletzung halbwegs überstanden haben, zudem könnte es so gelingen, die massive Front 7 der Badgers ein wenig auseinanderzuziehen. Armstrong fehlt der top Speed, aber er ist decisive und schwer zu Boden zu bringen. Ein paar erfolgreiche Läufe sollten das Running Game inside für Newby erleichtern.

    3. Play Action:

    Dies gilt für beide Teams gleichermaßen – wenngleich aus unterschiedlichen Gründen.
    Wisconsin muss 3rd and longs vermeiden, da ihrem Passing Game ein wenig die Big Play-Gefahr abgeht. Jazz Peavy und Robert Wheelwright sind solide B1G-WR, aber dürften gegen das exzellente Huskers Backfield, in dem S Nate Gerry IMO momentan auf All-American-Niveau sowie CB Chris Jones und S Kieron Williams auf erweitertem All-Conference-Niveau spielen, Probleme haben, in eindeutigen Passing-Situationen zu produzieren. Da QB Hornibrook v.a. als Game Manager eingesetzt wird, wäre es wichtig, frühzeitig ein paar PA-Pässe einzustreuen; insbesondere TE Troy Fumagalli ist hier brandgefährlich (eine erneut schwierige Aufgabe für LB Dedrick Young oder Nickel-S Aaron Williams). Bei Erfolg würden sich sicherlich auch größere Lücken für RB Clement ergeben. Aufpassen müssen die Huskers auf die beiden Fr. WR Quintez Cephus und AJ Taylor, die wegen ihrer Athletik mehr und mehr in die Offense (gerade für deep balls oder Trickspielzüge) eingebunden werden.

    Nebraska hat große Verletzungsprobleme in der O-Line: Die beiden OT Gates und Knevel sind stark angeschlagen. Gates konnte sich gegen Purdue nur eingeschränkt bewegen, biss dennoch auf die Zähne, Knevel musste erneut vom Feld. Dahinter wird es sehr dünn, Backup Whitaker fällt auch aus, so dass eigentlich nur Walk-Ons (Conrad) oder Freshmen (Gaylord) bleiben. Für die Badgers-LB dürfte dies ein gefundenes Fressen sein: 3rd and long, Armstrong ordentlich unter Druck setzen, dabei fällt dieser oft sehr riskante Entscheidungen -> Turnover. Die Badgers dürften die momentan beste 3rd down Defense der FBS stellen mit einer Wahnsinnsquote von nur ca. 25% Conversions, hier sollte man keine konstanten Erfolge erwarten.
    Daher plädiere ich – ganz entgegen meiner Art :) – in diesem Spiel dafür, mehr Pässe bei early downs einzustreuen, da ich nicht davon ausgehe, dass das Running Game dauerhaft etabliert werden kann (der Push war schon vs. die maue Purdue-Line miserabel). Gegen eine undersized Secondary - dies trifft v.a. auf CB Sojourn Shelton und playmaking S Leo Musso zu - müssen Spieler wie Brandon Reilly und Zo Moore ihre Größe und Schnelligkeit sowie Stan Morgan seine überlegene Physis und Ballskills ausspielen. Armstrong wird mit Sicherheit das eine oder andere Risiko bei enger Deckung gehen und seinen WR vertrauen, das Play zu machen. Bei den WR-DB-Duellen sehe ich die Huskers klar vorne. Als Chain Mover ist WR Jordan Westerkamp nach seiner Rückenverletzung zurück, der die Badgers Secondary mit seiner unfassbaren Quickness in&out of breaks und seinen fantastischen Händen vor Probleme stellen dürfte.

    Wild Cards:

    Jet Sweep: Seitdem die Badgers die Huskers mit Jet Sweeps des seinerzeit als Slot WR aufgestellten Melvin Gordon im B1G-CG 2012 killten, bekomme ich bei diesem Spielzug jedes Mal Albträume – war ohne Frage eine der zweidrei bittersten Niederlagen der jüngeren Zeit. Mit Jazz Peavy und AJ Taylor setzen sie auch aktuell zwei Spieler regelmäßig entsprechend ein, etwa gegen die Buckeyes mit einigem Erfolg. Hier müssen die Huskers trotz des verständlichen Fokus auf Clement diszipliniert bleiben. Eigene Jet Sweeps sollten die Huskers trotz bisheriger Big Plays (u.a. letzte Woche) minimieren, könnte gegen Watt und Biegel outside deutlichen Raumverlust geben – und gegen diese Defense will man nicht unnötig oft behind the chains sein.

    QB Bart Houston: Als HC Paul Chryst nach dem Benching von Houston ankündigte, dass dieser auch weiterhin Spielzeit sehen wird, war davon zunächst nicht viel zu sehen – bis zum Spiel gegen die Hawkeyes, als er seine wenigen Gelegenheiten durchaus erfolgreich gestaltete. Auch wenn ich kein besonderer Fan von QB-Wechselspielchen bin, kann Houston der Offense bei Bedarf einen Impuls geben. Bei seinem TD Drive wurden die Badgers etwas passlastiger – aufpassen!

    WR/PR De’Mornay Pierson-El: Nach längeren Verletzungsproblemen nähert er sich langsam wieder der Form an, die ihm 2014 All-American-Ehren einbrachte. Als Slot-WR ersetzte er Westerkamp mit dem go-ahead TD gegen Purdue, könnte nun auch nach dessen Rückkehr regelmäßiger Snaps sehen. Auch die PR waren in den letzten Spielen immer gefährlich, vielleicht haut er hier einen raus?

    4th quarter Huskers: Bisher haben die Huskers in jedem letzten Viertel deutlich aufdrehen können, sie führen die FBS souverän in 4th quarter scoring differential an. Kondition und Wille stimmen eindeutig (wie man auch an den entsprechenden Laufstatistiken ablesen kann), allerdings täuschen dadurch viele Ergebnisse über den ‚eigentlichen‘ Spielverlauf hinweg. Gegen die Badgers wird ein starkes letztes Viertel allein wohl kaum ausreichen.

    ST-Probleme: Beide Teams haben eine Sorgen-Unit in den STs: Die Badgers müssen die restliche Saison auf ihren angestammten K Rafael Gaglianone verzichten. KO-Specialist Andrew Endicott übernahm insgesamt recht passabel, aber eine gewisse Unsicherheit zeigte sich gegen Iowa dann doch. Wird Chryst ihm in entscheidender Spielsituation das Vertrauen schenken?
    Die Huskers haben dagegen große Probleme mit ihrem Punt-Team. Fr. P Caleb Lightbourn ist noch erwartbar inkonstant, zudem musste er bereits mehrere Blocks und Beinahe-Blocks aufgrund schlechter Protection hinnehmen.

    Fazit:

    Auch wenn ichs gern anders sehen würde, aber ich kann mir leider nicht vorstellen, dass die Huskers nun auf einmal ein konstantes Spiel über vier Viertel bestreiten können. Ich rechne mit mehreren Turnovern und einigen zu kurzen Drives, durch die im weiteren Verlauf die ground & pound Offense der Badgers mit Corey Clement die Kontrolle übernehmen wird. Der Huskers O müsste es gelingen, der Defense regelmäßig längere Verschnaufpausen zu gestatten. Die Huskers DBs müssten das gesamte Spiel über trotz wahrscheinlich deutlicher Laufdominanz der Badgers diszipliniert ihre Reads befolgen, um überraschende Big Plays zu minimieren.
    Tipp: Wisconsin 24 Nebraska 17

  • wie kannst du als Fan gegen die Huskers tippen?

    Go Big Red!

    Dave Rimington, Nebraska Cornhuskers
    2x Outland Trophy Winner
    Cnsensus First-Team All-America in 1981 and 1982

  • Das war doch mal wieder ein nettes Big Ten Match. Nach den Interceptions im 4. Viertel hab ich damit gerechnet, dass Wisconsin es versaut. Beide INT waren sau doofe Fehler von Hornibrook und Houston. Spätestens nach dem verschossenen XP in OT dachte ich, dass dies nun min. ein Fehler zu viel von den Badgers war. Ich glaube mittlerweile, dass sowohl in der NFL als auch im College eine Kicker-Krankheit ihr Unwesen treibt. :hinterha:

    Wenn Backup / 3rd down back Ogunbowale auf dem Feld steht, muss mehr auf Outside Runs und Pässe in die Flat geachtet werden

    Ogunbowale hatte Nebraska wie nicht unter Kontrolle. Dagegen haben sie gegen Clement ja eine sehr ordentlich Job gemacht, wenn man da den einen langen Lauf (41 seiner 82 Yards) außen vor lässt.


    in dem S Nate Gerry IMO momentan auf All-American-Niveau

    Mit seiner Leistung hat er deine Aussage mehr als bestätigt. Und nicht nur wegen seiner beiden Int. Er gefiel mir außerordentlich gut.

    Nebraska hat große Verletzungsprobleme in der O-Line: Die beiden OT Gates und Knevel sind stark angeschlagen. Gates konnte sich gegen Purdue nur eingeschränkt bewegen, biss dennoch auf die Zähne, Knevel musste erneut vom Feld. Dahinter wird es sehr dünn, Backup Whitaker fällt auch aus, so dass eigentlich nur Walk-Ons (Conrad) oder Freshmen (Gaylord) bleiben.

    Aus meiner Sicht hat die O-Line einen soliden Job gemacht, wenn man die ganzen Verletzungen bedenkt. Im Spiel dann auch noch den Starting RG verloren.

    Excuses are for Losers

  • Tja, mit meinem 24-17-Tipp war ich - wenngleich man die OT berücksichtigen muss - knapp dran. Dass es nach dem Spielverlauf immer noch schmerzt, ist denke ich nachvollziehbar. Ein paar unzusammenhängende Gedanken:

    Wild Cards:

    - Tja, da nenne ich so viel und lasse den entscheidenden X-Factor mit Dare Ogunbowale außen vor - kein Wunder, schließlich hatte er vor diesem Spiel eine Saisonbestleistung von 60 Yards und auch sein YPC hat für einen Passing / 3rd down back wenig beeindruckt. In den letzten drei wichtigen und engen Spielen wurde er zudem sukzessive weniger als Runner eingesetzt (insg. nur 11 Carries). Aber er gehört wohl zu dieser Sorte Spieler (wie erwähnter Purdue WR Yancey), die immer gegen die Huskers zu Hochform aufläuft - zwei seiner drei statistisch besten Spiele hat er nun gegen die Huskers gemacht. Es wirkte wirklich so, als ob die Aggressivität in der Run D nachließ, wenn Clement vom Feld ging. Die Lücken, die Ogunbowale gerade bei den Draws vorfand, waren enorm. Das soll seine Leistung wohlgemerkt nicht schmälern.

    - Ein großes Lob gebührt der Badgers Secondary. Obwohl ich viel von Wiscy gesehen habe, habe ich sie ein wenig unterschätzt. Insbesondere Sojourn Shelton mit einer Klassepartie: hautenge Deckung gegen die z.T. deutlich größeren WR, sehr diszipliniert. Seine INT war textbook: Den double-move nicht beachtet, lange im Backpedal, schnelle Reaktion beim Turn, dann den Ball gespielt. Von Slot-WR Westerkamp abgesehen, der viel zu selten von Armstrong gesucht wurde, hatten die Huskers-WR einen schweren Stand bis tief ins vierte Viertel, als man wiederholt und erfolgreich one-on-one Matchups für Stan Morgan kreierte, in denen er sein IMO extrem großes Potenzial zeigte (ist ja erst ein true Soph).

    - Ein weiteres Lob an die Badgers-ILB: EIn wenig hat man Cichys Abwesenheit schon gemerkt, aber TJ Edwards sowie ein Committee aus Ryan Connelly und Leon Jacobs auf der anderen Seite mit einem starken Auftritt. Die Badgers mussten selten - wie auch die Tacklezahlen aller ihrer LB inkl. Biegels 'Backup' Garret Dooley zeigen - aus ihrer Base-D raus.

    - Ich hätte gerne zweidrei mehr Screens gesehen (vorzugsweise WR mit Pierson-El oder Westy). Gerade beim 3rd and long in der RZ beim Stand von 14-17 fand ich den konservativen Playcall zwar grundsätzlich nachvollziehbar, aber ich hätte eine Sicherheitsvariante mit höherem Upside gewählt. Größere Playcall-Kritik: Warum wurden nicht mehr Runs oder Run-Pass-Options für Armstronmg gecallt? Oder wenigstens Rollout Passes, bei denen er sonst so brandgefährlich ist? In der Pocket gelang es den Badgers-Linern, in die Passing Lanes zu droppen und mehrere Bälle zu batten - INT inklusive. Man muss aber einschränken, dass Armstrong ein wenig off war und OC Langsdorf nach den INTs wohl beschloss, den Gameplan konservativer auszulegen. Hätte ja auch beinahe geklappt.

    - Grundsätzlich fand ichs gut, dass die Refs viel laufen ließen (auf beiden Seiten!), aber die DPI gegen Westy in der OT sollte man schon pfeifen. Aber das sind Konjunktive, die heute niemandem weiterhelfen :)

    - Nach nachvollziehbarer Enttäuschung direkt nach dem Spiel war ich doch sehr schnell sehr stolz auf die Truppe. Die dümmlichen Kommentare von Kirk Herbstreit und Co. haben sich glücklicherweise nicht bestätigt. Die Huskers kann man nach momentanem Stand guten Gewissens zu den Top-15-Team der FBS zählen. Nun wirds allerdings sehr schwer, was den Gewinn der B1G West angeht. Entweder man schlägt Ohio State im Shoe oder Wisconsin stolpert mindestens einmal - es ist eben gut möglich, dass der 2-Spiele-Vorsprung nächste Woche schon futsch ist. Aber ein Selbstgänger wird es gegen diese resilient Huskers auch für die Buckeyes nicht.

  • Mit seiner Leistung hat er deine Aussage mehr als bestätigt. Und nicht nur wegen seiner beiden Int. Er gefiel mir außerordentlich gut.

    Gerry machte erneut ein hervorragendes Spiel - mit einer größeren Ausnahme: Beim langen Lauf von Clement ließ er sich sehr einfach von dessen Stiff Arm abkochen. Aber gut, passiert auch mal...

    Zitat von Seahawk

    Aus meiner Sicht hat die O-Line einen soliden Job gemacht, wenn man die ganzen Verletzungen bedenkt. Im Spiel dann auch noch den Starting RG verloren.

    Jo, war den Umständen entsprechend absolut okay. Inside konnte man - wie erwartet - nicht so viele Lücken aufblocken, und die angeschlagenen OT (insb. RT David Knevel) hatten ab und an Probleme mit den Badgers Passrushern, aber das ging schon klar. Wie gesagt, lag teilweise auch am Playcalling, da die Rollouts größtenteils ausblieben.
    Ich ging allerdings nach den News unter der Woche fälschlicherweise davon aus, dass Backup Corey Whitaker (der dann für den verletzten RG Tanner Farmer spielte) auch ausfallen würde - und dann wäre es wirklich eng geworden.