Alles anzeigenSicherlich werden Kapitalerträge "nur" mit 25% versteuert, allerdings ist es im Endeffet nur der Formulierung nach wahr das Kapitalerträge geringer besteuert werden als Einkommen aus Arbeit.
Die durchschnittliche Steuerbelastung eines Arbeitnehmers in Deutschland liegt seit Jahren bei knapp 20% des Bruttoeinkommens. So bezahlt jemand mit Steuerklasse 3 und einem Jahreseinkommen von 100.000 € insgesamt 22.000 € Einkommens und Solidaritäszuschlag jährlich also genau 22%.
Also selbst als gut verdienender (nach der Definition mancher hier auch reicher) bleibt eine Steuerbelastung von 22% , das ist immer noch weniger als die reine Kapitalertragssteuer von 25%
Wenn man jetzt zugrunde legt das für einen großen Teil der Kaptialerträge Unternehmensgewinne (Dvidenden bei Aktien, Ausschüttungen bei GmbH etc) die Grundlage bilden und auf die dort anfallenden Gewinne, Gewerbe- und Körperschaftssteuern anfallen mit einrechnet ergibt sich eine weitaus höhere Besteuerung von Kapitalerträgen als die immer genannten 25%.
Von 100 € Gewinn einer Firma gehen zunächst einmal knapp 30% Gewerbe und Körperschaftsteuern ab, von den verbleibenden 70 € die dann ausgezahlt werden, werden nochmals 25% Kapitalertragsstuer fällig (17,50 + 1 € Solidaritätszuschlag,) so das am Ende nur noch 51,50 € zur Auszahlung übrig bleiben und im Endeffekt 48,5% Steuern auf den durch das eingesetzte Kapital erwirtschafteten Gewinn bezahlt wurden.
Bei mir ist es so das ganz egal welches Gehalt ich beziehe ich darauf immer weniger Steuern zahle als die 48,5% die ich für das im Unternehmen eingesetzte Kapital insgesamt an Steuern zu entrichten habe. Meiner Meinung nach ganz schön viel Steuern dafür das einem als Unternehmer immer der Verlust des eingesetzten Kapitals droht.
Strukturell gebe ich Dir Recht, aber bei den Zahlen stimmt m. E. etwas nicht. Bei einem zvE von 100.000 € zahlt man etwa 33.500 € Einkommensteuer (zzgl. Solidaritätszuschlag).
Außerdem - aber das mag Psychologie sein - arbeiten die meisten Menschen, so dass sie subjektiv ihre Kapitalerträge als "Zusatzeinkommen" empfinden, das mit dem Grenzsteuersatz besteuert wird.
Obwohl ich Dir strukturell zustimme, muss man aber m. E. einräumen, dass die letzte Steuerreform in diesem Bereich den "richtig Reichen" sehr genützt hat. Denn wenn man einen Grenzsteuersatz von 45 % (oder auch "nur" 42 %) hat, dann sind 25 % pauschal eher wenig. Für Zinsen und Dividenden war das "ganz alte" System, bei dem man seinen persönlichen Steuersatz zahlen mußte, aber die vom Unternehmen gezahlten Steuern angerechnet wurden, am fairsten - das ist auch heute in Fachkreisen noch unbestritten. Das Problem war nur, dass es aufwändig und vor allem europarechtswidrig war, weil Steuer-Ausländer von dem Anrechnungssystem nicht profitieren konnten. Ob und wie man Kursgewinne besteuern (und Kursverluste steuermindernd akzeptieren) soll, darüber kann man sich ewig streiten. Vater Staat pickt sich derzeit die Rosinen heraus.