Aktuelle Bundespolitik

  • Mir wirds eher schlecht, wenn ich die Begründungen für die Nein Stimmen höre. Mittelalter ole

    Sicher richtig, aber Robbes hat schon recht. Wenn sich heute jemand feiern kann, dann u.A. er hier

    aber mit Sicherheit nicht Martin Schulz.

    Und so gut es ist, dass das Thema von der Agenda ist, das schlimme ist, dass das Netzwerkdurchsuchungsgesetz komplett überlagert wird. Eine Handvoll Abgeordneter waren da.

    Aber hier kann man wohl auf Karlsruhe hoffen...

    #FIREJOSEPH

  • Mir wirds eher schlecht, wenn ich die Begründungen für die Nein Stimmen höre. Mittelalter ole

    Und noch schlechter sollte es einem werden, wenn man sich die Zahl der aktuellen Lebenspartnerschaften vor Augen führt. Die Zahl ist ja gigantisch


    klein. Und darum seit Jahren so ein Geschiss, quasi ein Glaubenskampf, zumal ja selbst unter Konservativen das ganze kein Problem mehr zu sein scheint, Frau Steinbach mal außen vor.

  • Mir wirds eher schlecht, wenn ich die Begründungen für die Nein Stimmen höre. Mittelalter ole

    Nenne mir eine Begründung, bei der Du das nicht geschrieben hättest, bitte.

    - お父さん穀物 -

    I will give you every place where you set your foot! - Joshua 1, 3

  • Nenne du uns dann bitte nachvollziehbare Argumente, warum das nicht sein darf.

    Ich denke in der Tat, daß es kaum Gründe gibt, die Du bzw. ihr (wer ist dieses "uns"), als nachvollziehbar bezeichnen würde(s)t.
    Aus meiner persönlichen Sicht ist das tatsächlich eine Glaubensfrage und da muß man die sonst allernorts eingeforderte Toleranz auch mal denen gegenüber zeigen, die in dieser Debatte eben nicht so abstimmen, wie es der Trend verlangt.
    Mir persönlich ist das im Punkt "Ehe" fast völlig egal - soll jeder heiraten wen oder was er will, solange man aufpaßt, daß man im Gesetztestext nicht Inzest Haus und Hof öffnet. Was eine Ehe heiligt, haben am Ende doch am ehesten die beiden Eheleute in der Hand.
    Bzgl. der Adoption tue ich persönlich mich noch schwer, bin aber in Bewegung. In mir sitzt noch dieses Vater-Mutter-Kind-Bild fest und der Glaube, daß das eben auch genauso geplant war. Wir werden sehen, was die Zeit noch bringt und das es jede Menge Kinder gibt, bei denen man froh sein sollte, sie kämen aus dem Vater-Mutter-Kind-Setting heraus, in eine gleichgeschlechtliche Ehe oder zu einer alleinerziehende Person, steht doch außer Frage.

    - お父さん穀物 -

    I will give you every place where you set your foot! - Joshua 1, 3

  • Ich denke in der Tat, daß es kaum Gründe gibt, die Du bzw. ihr (wer ist dieses "uns"), als nachvollziehbar bezeichnen würde(s)t.Aus meiner persönlichen Sicht ist das tatsächlich eine Glaubensfrage und da muß man die sonst allernorts eingeforderte Toleranz auch mal denen gegenüber zeigen, die in dieser Debatte eben nicht so abstimmen, wie es der Trend verlangt.
    Mir persönlich ist das im Punkt "Ehe" fast völlig egal - soll jeder heiraten wen oder was er will, solange man aufpaßt, daß man im Gesetztestext nicht Inzest Haus und Hof öffnet. Was eine Ehe heiligt, haben am Ende doch am ehesten die beiden Eheleute in der Hand.
    Bzgl. der Adoption tue ich persönlich mich noch schwer, bin aber in Bewegung. In mir sitzt noch dieses Vater-Mutter-Kind-Bild fest und der Glaube, daß das eben auch genauso geplant war. Wir werden sehen, was die Zeit noch bringt und das es jede Menge Kinder gibt, bei denen man froh sein sollte, sie kämen aus dem Vater-Mutter-Kind-Setting heraus, in eine gleichgeschlechtliche Ehe oder zu einer alleinerziehende Person, steht doch außer Frage.

    Danke für diesen offenen, tollen Beitrag.

    Ich denke sich er zeigt das Denken vieler Skeptiker gut auf und ich hoffe dass deine am Ende genannten Argumente alle verstehen, akzeptieren und auch gut finden können (egal ob man den Grundsatzentscheid unbedingt gut findet).

  • Ein Post zum Thema, welchen ich heute gelesen habe und welchen ich zu 100% unterschreibe:



    Vor allem 3. und 7. <3

  • Inwiefern war denn die vorherige Regelung zur Adoption überhaupt mit Art. 3 I GG im Einklang? Wenn alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind, hätte das auch in Sachen Adoption gelten müssen, oder denke ich hier zu einfach?
    Mich freuts für diejenigen, die es wirklich betrifft. Finde es auch nur fair, dass jetzt auch Schwule und Lesben unter dem Joch leiden dürfen. :D

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Eine Entscheidung die in ihrer Bedeutung für soviele Menschen in diesem Land, für mich ein wenig überstrahlt wird durch ihr Zustandekommen. Was war das heute und in der letzten Woche mehr, als Merkel die reflexartig auf ein unliebsames Wahlkampfthema reagiert, sich das Thema aneignet, nur um am Ende (wenig überzeugend) mit 'nein' zu stimmen um sich die "konservativen" Stimmen zu erhalten. Mir ist auch klar, das eine Verweigerung für die Abstimmung auch "politische Spielchen" wären, genauso wie die geradezu empörende Freigabe für die Gewissensentscheidung.
    Und es ist nicht nur Merkel. Ein Linke-Abgeordneter weist die SPD mit einiger Berechtigung darauf hin, das sie diese Abstimmung schon die ganze Legislaturperiode hätten haben können. Man kann das Thema jetzt nicht so moralisch aufladen (aus wahlkampftaktischen Gründen), wenn vorher der Koalitionsfrieden höher gestellt wurde.
    Es bleibt ingesamt eine unwürdige Prozedur und wahrlich keine Sternstunde der Demokratie in Deutschland. Homosexuelle in diesem Land kommen zu ihrem Recht, weil irgendein SPD-Wahlkampfteamdödel dieses Thema als Angriffsfläche für Merkel ausgemacht hat und nicht durch den jahrzehntelangen Einsatz von überzeugten Politikern, oder Politikern die dafür gewählt wurden.

    Zum eigentlichen Thema:
    Bei dem was Ehe sein soll (auch aus religiöser Sicht) hab ich die Ablehnung aus einigen Kreisen nie verstanden. Die Wert der Ehe und die Verantwortung und Versprechung die ihr zugrunde liegen, verändern sich nicht im geringsten Maße durch das Geschlecht der Leute die sie eingehen. Die Expansion auf gleichgeschlechtliche Partner ist im besten Falle eine Expansion der Werte und sollte dementsprechend befürwortet werden. Bei allem grundsätzlichen Verständnis für Meinungen die von meiner abweichen, bringe ich fast kein Verständnis auf, aus konservativer oder religiöser Sicht, für die Ablehnung.

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Eine Entscheidung die in ihrer Bedeutung für soviele Menschen in diesem Land, für mich ein wenig überstrahlt wird durch ihr Zustandekommen. Was war das heute und in der letzten Woche mehr, als Merkel die reflexartig auf ein unliebsames Wahlkampfthema reagiert, sich das Thema aneignet, nur um am Ende (wenig überzeugend) mit 'nein' zu stimmen um sich die "konservativen" Stimmen zu erhalten. Mir ist auch klar, das eine Verweigerung für die Abstimmung auch "politische Spielchen" wären, genauso wie die geradezu empörende Freigabe für die Gewissensentscheidung.
    Und es ist nicht nur Merkel. Ein Linke-Abgeordneter weist die SPD mit einiger Berechtigung darauf hin, das sie diese Abstimmung schon die ganze Legislaturperiode hätten haben können. Man kann das Thema jetzt nicht so moralisch aufladen (aus wahlkampftaktischen Gründen), wenn vorher der Koalitionsfrieden höher gestellt wurde.
    Es bleibt ingesamt eine unwürdige Prozedur und wahrlich keine Sternstunde der Demokratie in Deutschland. Homosexuelle in diesem Land kommen zu ihrem Recht, weil irgendein SPD-Wahlkampfteamdödel dieses Thema als Angriffsfläche für Merkel ausgemacht hat und nicht durch den jahrzehntelangen Einsatz von überzeugten Politikern, oder Politikern die dafür gewählt wurden.

    Zum eigentlichen Thema:
    Bei dem was Ehe sein soll (auch aus religiöser Sicht) hab ich die Ablehnung aus einigen Kreisen nie verstanden. Die Wert der Ehe und die Verantwortung und Versprechung die ihr zugrunde liegen, verändern sich nicht im geringsten Maße durch das Geschlecht der Leute die sie eingehen. Die Expansion auf gleichgeschlechtliche Partner ist im besten Falle eine Expansion der Werte und sollte dementsprechend befürwortet werden. Bei allem grundsätzlichen Verständnis für Meinungen die von meiner abweichen, bringe ich fast kein Verständnis auf, aus konservativer oder religiöser Sicht, für die Ablehnung.

    + 1 bis aufs letzte. Ich bringe Verständnis dafür auf, wenn derjenige seine Ablehnung respektvoll und mit Worten rüberbringt. Das ist BSP. einigen aus dem Konservativen Lager gelungen , anderen eher wenig bzw. gar nicht. Verständnis bedeutet ja nicht, dass ich die Meinung teilen muss oder akzeptieren muss. Und so lange der Ablehnende es jetzt akzeptiert, dass es jetzt so läuft ist es auch in Ordnung.

    Mir persönlich ist das im Punkt "Ehe" fast völlig egal - soll jeder heiraten wen oder was er will, solange man aufpaßt, daß man im Gesetztestext nicht Inzest Haus und Hof öffnet. Was eine Ehe heiligt, haben am Ende doch am ehesten die beiden Eheleute in der Hand.

    Das ist ja im Gesetzestext in keinsterweise der Fall. Das wird leider von erzkonservativen Kreisen immer wieder als Gegenargument benutzt. Ich halte es zugegebenermaßen die "EHE für ALLE" auch für einen ungünstigen Slogan da er genau dieser Spekulation Tür und Tor öffnet...


    Bzgl. der Adoption tue ich persönlich mich noch schwer, bin aber in Bewegung. In mir sitzt noch dieses Vater-Mutter-Kind-Bild fest und der Glaube, daß das eben auch genauso geplant war

    Nun ich halte das ganze gerade beim Thema Adoption für eine komplette Scheindebatte.

    Erstens von den Zahlen her : Im Jahr 2013 wurden 3793 Kinder adoptiert.
    Zweitens brauch man sich nur mal kurz mit den Adoptionsregeln auseinander setzten (und ggf. dazu noch betrachten wie viele Fälle von Kindeswohlgefährdung es in "herkömmlichen" Familien) um zu dem Schluß zu kommen, dass wenn ein homosexuelles Pärchen über das Adoptionsverfahren ein Kind "zugewiesen" bekommt, es an sich garantiert um ein für die Kindererziehung geeignetes Pärchen handelt.

    Beim Thema Adoptionsrecht bekommt man immer das Gefühl, als könne dann quasi jeder in den Supermarkt gehen und sich ein Kind holen...

    Ein Problem würde ich an dieser Stelle nur bekommen, sollte da irgendjemand ma lauf die Idee kommen eine Quotenreglung (das halte ich bei einigen Protagonisten nicht für ausgeschloßen...) einzuführen. Das ganze soll strikt nach Eignung + Warteliste ablaufen.


    Ich habe keinen Respekt vor der Haltung von Menschen, die wegen "christlicher Gefühle" anderen Menschen Rechte absprechen wollen

    Cool. Die anderen Religionen in Deutschland sind in diesem Punkt super tolerant? Da ist mir ja richtig was entgangen... Darum steht ja auch S. Ates mit ihrer liberalen Moschee in Berlin (in der jetzt Frauen und Männer gemeinsam beten können) wieder unter Polizeischutz...Sind wahrscheinlich alles bayrische und sächsische Hinterwäldler die ihr da ans Leder wollen...

    zumal ja selbst unter Konservativen das ganze kein Problem mehr zu sein scheint, Frau Steinbach mal außen vor.

    Na ja man kann Frau Steinbach sowohl als Person und auch Ihre Inhalte zum Kotzen finden, aber mit dem was Sie heute im Bundestag gesagt hat hatte sie sachlich recht

    A ) Die Ehe für alle wird im Grundsatzprogramm der CDU abgelehnt
    B) Merkels Aussage, dass sei eine Gewissensentscheidung war eine ziemliche Frechheit

    Das sind letztlich alle Entscheidungen, aber wie wir ja bei dem Thema sehen, stimmt das nicht wirklich.

    Und ob das bei Konservativen alles so kein Problem mehr scheint mir auch fraglich. Was die Ehe für Alle angeht stimmt das wohl, beim Thema Adoption sieht das schon anders aus.
    Da liegen die Zustimmungswerte parteiübergreifend bei knapp über 50 %. Da werden auch einige nein Stimmen, dem SPD/Grünen/Linken Spektrum angehören (warum ich das sachlich für falsch halte steht oben, aber man sollte es zur Kenntnisse nehmen)

    ganz toll fände ich es - das hab ich für mich jetzt in den letzten Jahren immer wieder gemerkt- wenn es eine liberale Partei gebe, die die Ehe denen überlassen würde die sie erfunden haben und von staatlicher Seite das Konzept der eingetragenen Lebenspartnerschaft dagegensetzten. wäre mir weltlicher.

    #FIREJOSEPH

  • Die Ideologie ist Senkung des CO2 Ausstoßes und damit Schutz des Klimas. Die Festlegung auf Elektromobilität wäre ein Instrument dieses zu erreichen.

    Eben. Wenn sich die Politik das Ziel setzt bis dann und dann muss ein Auto nur noch XY an CO2 austoßen dürfen, dann ist das in Ordnung. wie und in welcher Form die Industrie hinbekommt ist Sache der Industrie und nicht die das Staates. In der Welt der Grünen sind das scheinbar Elektroautos. Gut möglich, dass die Industrie aber verfahren entwickelt, welche das auf anderen Wegen schafft. Weiß ich nicht. Ist auch nicht mein Job.

    m übrigen sollte man bei all diesem auch das große ganze nicht vergessen. Es ist zwar schön, dass Deutschland keinen Atomstrom mehr hat, aber wirklich nützen tut das nix so lange die Reaktoren in Belgien, Frankreich und co. munter weiter laufen. Ganz grotesk wird es dann, wenn jemand wie C.Roth (die wahrscheinlich am liebsten morgen alle Reaktoren in Deutschland abschalten würde) sich dafür einsetzt, dass es im Iran zivile Atomkraft gibt.

    Von der weiß ich bisher nur, dass es sie gibt. Sollte ich mal genauer betrachten, klingt aber so, als wäre es genau das, was ich mir unter guter Politik vorstelle.

    Sollte du. Ist natürlich nicht perfekt, aber ein interessanter Anfang. Gerade was auch die künftige Rolle der AFA angeht etc.
    Aber - und hier sind wir wieder beim Problem- wer wird für solche Programme gewählt bzw. belohnt.

    Ich nehme dich jetzt mal als politisch Interessierten Menschen wahr, der sich auch gerade für dieses Thema interessiert. Und du weißt zwar das es das Papier gibt hast aber noch keine Zeit etc. gehabt 8was auch völlig ok ist) aber wie soll jetzt jemanden der evtl. nicht so interessiert oder auch keine Affinität zu dem Thema hat, die Bedeutung dessen bewusst gemacht werden. Vor allem wenn ihm ein anderer verspricht das er dafür sorgt das es ihm schnell besser geht.
    Politik ist da leider manchmal wie Doping im Sport. Wenn einer dopt können alle nachziehen, oder sie haben das nachsehen...

    #FIREJOSEPH

  • Beim Thema Adoptionsrecht bekommt man immer das Gefühl, als könne dann quasi jeder in den Supermarkt gehen und sich ein Kind holen...

    Teilweise klingen manche Gegner eines Asoptionsrecht für Homosexuelle Paare so, als würde man einem Heteropaar das Kind wegnehmen um es "den Homos" zu geben. Das sind halt irrsinnige Argumente... Ich sehe bei sowas einfach keinen Punkt der dagegenspricht, außer die grundsätzlichen Adoptionsfragen, wie sie auch Heteropaare betreffen. Ich glaube nahezu jedes Kind wächst lieber in einer fürsorglichen Familie als im Heim auf (oder bei biologischen Eltern, denen das Kind egal ist - egal welche Geschlechterkonstellation die Familie hat

  • In der Welt der Grünen sind das scheinbar Elektroautos

    Die Grünen sind für mich so ein zweischneidiges Schwert. Ich finde es sehr wichtig, dass sie in der Parteienlandschaft vertreten sind und sie sprechen auch immer wieder wichtige und richtige Themen an. Aber das Wie ist schon manchmal bedenklich. Bestes Beispiel Veggieday. Der ist natürlich völliger Schwachsinn, dahinter steht aber das Thema Massentierhaltung, welchem man durchaus mal etwas mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen könnte. Da machen sie sich dann selbst das Thema bei kaputt.

    Aber - und hier sind wir wieder beim Problem- wer wird für solche Programme gewählt bzw. belohnt.

    Ich könnte mir schon vorstellen, dass man sich auch mit langfristigen Erfolgen im Wahlkampf profilieren kann so nach dem Motto wir stehen für Thema X und haben da dies und das in die Wege geleitet und nun wollen wir uns dafür einsetzen, dass ...

    Aber das ist sicherlich ein schwieriges Unterfangen, gerade in dieser Zeit, wo in den sozialen Medien jeden Tag eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird. Vielleicht braucht man für solche Themen andere Gremien, die unabhängig von Tages- und Parteipolitik arbeiten können. Ich sehe die Problematik.

    Keep Pounding

  • Vermutlich wird die "Ehe für alle" demnächst erst einmal vom Bundesverfassungsgericht überprüft werden müssen, zumal namhafte Verfassungsjuristen (wie z. B. der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier) meinen, dass man hierfür die Verfassung (Art. 6 GG) hätte ändern müssen. Die Abstimmung innerhalb weniger Tage "durchzupeitschen" halte ich im Hinblick auf die Verfahrensgestaltung für unwürdig. In der Sache war die "Ehe für alle" allerdings - dem Zeitgeist entsprechend - ohnehin früher oder später zu erwarten.

    In Art. 6 Abs. 1 GG heißt es bislang: "Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung." (Unterstreichung von mir.) Jedenfalls 1949 dachte bei "Ehe" sicher noch niemand an gleichgeschlechtliche Partnerschaften, zumal bis 1969 (und in sehr eingeschränkter Form bis 1994) "Widernatürliche Unzucht ... zwischen Personen männlichen Geschlechts ..." noch eine Straftat darstellte (§ 175 StGB a. F.). Dieser "besondere" Schutz rechtfertigt nicht nur, sondern verlangt eine - wie auch immer auszugestaltende - Ungleichbehandlung.

    Losgelöst von dieser verfassungsrechtlichen Frage, die jedenfalls durch eine Verfassungsänderung leicht lösbar wäre, erscheint mir diese Einebnung ("Ehe für alle") durchaus nicht so unproblematisch, wie es oft dargestellt wird. Allgemein gesprochen können unterschiedliche Sachverhalte unterschiedlich bezeichnet und unterschiedlich behandelt werden. Natürlich könnte man auch "Abitur für alle" fordern, aber ob das sinnvoll wäre?

    Letztlich gibt es m. E. zwei Perspektiven, nämlich die individuelle Perspektive der Betroffenen und die gesamtgesellschaftliche Perspektive:

    Aus Sicht der unmittelbar Betroffenen (= heiratswillige Homosexuelle) ist die "Ehe für alle" prinzipiell wünschenswert. Das beruht einerseits darauf, dass sich grundsätzlich jeder freut, wenn ihm zusätzliche Rechte eingeräumt werden. Hinzu kommt, dass die emotionale Bindung zum Partner und der Wunsch nach einer Institutionalisierung dieser Beziehung genauso groß sein kann, wie in einer heterosexuellen Beziehung. (Allerdings lässt sich das letztgenannte Argument auch auf zahllose andersartige Beziehungen ausweiten.)

    Aus Sicht der Gesellschaft müsste man sich fragen, welchen Nutzen eine solche Gleichstellung hat, bzw. ob die für eine Privilegierung der Ehe (im klassischen Sinne) sprechenden Gesichtspunkte auf eine homosexuelle Partnerschaft übertragbar sind. Wenn man als zentralen Grund der Privilegierung ansieht, dass eine Ehe typischerweise darauf ausgerichtet sei, Kinder in die Welt zu setzen und zu erziehen, wird eine Begründung schwierig. Wenn man dagegen den gesellschaftlichen Nutzen in der wechselseitigen Einstandsbereitschaft und -Verpflichtung der Partner sieht, spricht das eher für eine Übertragbarkeit.

    Ich halte die Entscheidung jedenfalls nicht für so einfach.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (30. Juni 2017 um 16:38)

  • Das ist ja im Gesetzestext in keinsterweise der Fall. Das wird leider von erzkonservativen Kreisen immer wieder als Gegenargument benutzt. Ich halte es zugegebenermaßen die "EHE für ALLE" auch für einen ungünstigen Slogan da er genau dieser Spekulation Tür und Tor öffnet...

    Ich behaupte mal dass diesen gedanklichen Sprung (von der gleichgeschlechtlichen Ehe zum Inzest) nur diejenigen hinbekommen, die Ersteres immer noch im Bereich der widernatürlichen Inzucht verorten. Dieser Teil der Bevölkerung wird unabhängig vom gewählten Slogan im heutigen Beschluss sowieso die Büchse der Pandora zum Untergang des Abendlandes vermuten. Was sie nicht verstehen, fürchten sie, und was sie fürchten, hassen sie.

  • Ich behaupte mal dass diesen gedanklichen Sprung (von der gleichgeschlechtlichen Ehe zum Inzest) nur diejenigen hinbekommen, die Ersteres immer noch im Bereich der widernatürlichen Inzucht verorten. Dieser Teil der Bevölkerung wird unabhängig vom gewählten Slogan im heutigen Beschluss sowieso die Büchse der Pandora zum Untergang des Abendlandes vermuten. Was sie nicht verstehen, fürchten sie, und was sie fürchten, hassen sie.

    Es geht doch nichts über eine Anhäufung von Klischees. Ich vermute, dass die wenigsten Menschen, welche die "Ehe für alle" ablehnen, Homosexuelle "hassen". Es geht schlicht um die Frage von sachgerechter Kategorisierung und Grenzziehung (, wobei ich nicht ausschließen will, dass in dieser Frage viele - ob pro oder contra - eher "emotional argumentieren").

    Der "gedankliche Sprung" ist auch gar nicht so groß:

    - Ein Standard-Argument für die gleichgeschlechtliche Ehe besteht darin, dass man die besondere emotionale Nähebeziehung der Partner (vergleichbar der klassischen Ehe) betont und Toleranz gegenüber "andersartigen" partnerschaftlichen Strukturen einfordert. Eine solche intensive emotionale Nähebeziehung kann aber natürlich auch zwischen Verwandten bestehen. Auch sind intensive partnerschaftliche Strukturen beispielsweise zwischen mehr als zwei Personen denkbar.

    - Die einen sehen/sahen Homosexualität als "widernatürlich" an, die anderen Inzest. Beides stimmt nicht, da sowohl Homosexualität als auch Inzest im Tierreich zwar unterdurchschnittlich oft, aber auch nicht allzu selten vorkommen. In beiden Fällen hängt die Häufigkeit sehr stark von der Tierart ab. Meines Erachtens liegt die argumentative Problematik aber schon im Ansatz in der Gleichstellung von natürlich/gut bzw. widernatürlich/schlecht.

    Damit will ich jetzt nicht einer Gleichstellung das Wort reden, sondern nur verdeutlichen, dass derartige Überlegungen keineswegs so absurd sind.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (30. Juni 2017 um 18:39)

  • Das ist keine große Erkenntnis.

    Hier werden einige Forenleser das erste Mal in ihrem Leben irgendein gut formuliertes Gegenargument gehört haben, soviel kann ich garantieren...

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  • Allgemein oder speziell?

    es wird nicht nur hier der Fall sein, aber ich meinte das jetzt nicht als große Schelte.

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  • Aus meiner persönlichen Sicht ist das tatsächlich eine Glaubensfrage und da muß man die sonst allernorts eingeforderte Toleranz auch mal denen gegenüber zeigen, die in dieser Debatte eben nicht so abstimmen, wie es der Trend verlangt.

    Es geht nicht um Trends sondern darum, das Menschen anderen Menschen gleich gestellt werden. Was an sich selbstverständlich sein sollte, wird dank der christlichen Parteien seit über zehn Jahren diskutiert. Und wenn ich dann höre oder lese, das die Ehe nur Man und Frau betrifft ( was für mich ja impliziert das andere Beziehung unnormal sind ) dann wird es mir eben übel. Auch konservative Menschen sollten anerkennen, das Gleichheit alle betrifft.

  • Es geht nicht um Trends sondern darum, das Menschen anderen Menschen gleich gestellt werden. Was an sich selbstverständlich sein sollte, wird dank der christlichen Parteien seit über zehn Jahren diskutiert. Und wenn ich dann höre oder lese, das die Ehe nur Man und Frau betrifft ( was für mich ja impliziert das andere Beziehung unnormal sind ) dann wird es mir eben übel. Auch konservative Menschen sollten anerkennen, das Gleichheit alle betrifft.

    Da liegen eben zwei Probleme:

    Problem 1: Nach dem Grundgesetz muss die Ehe bevorzugt werden. Das Grundgesetz fordert also in diesem Punkt explizit eine Ungleichbehandlung. Das kann man gut oder schlecht finden, und natürlich kann man das Grundgesetz mit der entsprechenden qualifizierten Mehrheit auch ändern.

    Problem 2: Der allgemeine Gleichheitsgrundsatz besagt, dass im Wesentlichen Gleiches gleich und im Wesentlichen Ungleiches ungleich behandelt werden muss. Deswegen sind (auch rechtliche) Ungleichbehandlungen unterschiedlicher Sachverhalte völlig alltäglich, selbst wenn in allen Fällen "Menschen" betroffen sind. Beispielsweise werden Eltern und Kinder, Inländer und Ausländer, Arbeitgeber und Arbeitnehmer in vielerlei Hinsicht gleich, in mancherlei Hinsicht aber auch unterschiedlich behandelt - eben weil sie in vielerlei Hinsicht gleich, in mancherlei Hinsicht aber ungleich sind.

    Hier speziell gilt: Ein homosexuelles Paar und ein heterosexuelles Paar sind nicht (völlig) gleich. Enthalten sind gleiche (z. B. "Paar") und ungleiche (z. B. "homosexuell"/"heterosexuell") Elemente, wobei sich in den Beispielen weder die Elemente der Gleichheit (z. B. "Menschen") noch die der Ungleichheit (z. B. "prinzipielle Fähigkeit, gemeinsam Kinder zu zeugen") erschöpfen. Die Diskussion kreist darum, ob die Unterschiede wesentlich oder unwesentlich sind. Das ist natürlich eine Wertungsfrage.

    5 Mal editiert, zuletzt von Chief (1. Juli 2017 um 10:41)

  • Zitat von Chief

    Problem 1: Nach dem Grundgesetz muss die Ehe bevorzugt werden.

    Sollte den im Grunde den nicht jedes "Grundgesetzt" von Zeit zu Zeit quasi "aktualisiert" werden, weil es eben einfach nicht mehr zeitgemäß ist ?
    Viele Dinge - wie eben im aktuellen Fall die Behandlung des Begriffes "Ehe"- waren wegen mir mal (auf die Gesellschaft bezogen) gewissermaßen "vertretbar" , sind es aber eben heute nicht mehr.
    Phasenweise wird man da ja mit Relikten aus der (gefühlten) Steinzeit konfrontiert und ich meine mich zu erinnern , das erst vor kurzem irgendwas mit "Majestätsbeleidigung" überarbeitet/gelöscht wurde.....

    Das gleiche gilt mMn übrigens auch für die US-Verfassung - da wird sich doch auch laufend auf genau diese berufen, wenn es um den Besitz von Waffen geht.
    Die sollten diesen alten Schinken auch mal "anpassen" , um´s mal ganz salopp auszudrücken..... ;)

    -Joe Banner: “Since Mike Lombardi and I are Moe and Larry, we set out to find Curly."
    (J.Banner at the press conference regarding the endless coach search)

    -Funny, so many Browns fans still clamor for the "safe pick" ignoring that all we've done for 15 years is the "safe pick".

    "And when that turnaround happens, wherever I am, I will smile – more than a little bittersweetly – and say, to myself, “Go Browns!”
    Sashi Brown. A Cleveland Brown,bleeding brown an orange.

  • Sollte den im Grunde den nicht jedes "Grundgesetzt" von Zeit zu Zeit quasi "aktualisiert" werden, weil es eben einfach nicht mehr zeitgemäß ist ?

    Nun ja, dass wäre ja möglich. aber eine Grundgesetzänderung ist ja nur mit 2/3 Mehrheit möglich. und dafür gibts ja durchaus gute Gründe(das Grundgesetzänderungen nur mit 2/3 Mehrheit möglich sind) . Und wenn ich es richtig im Kopf habe, hätte es dafür im Bundestag keine 2/3 Mehrheit gegeben gestern (also für die Grundgesetzänderung).

    #FIREJOSEPH

  • Sollte den im Grunde den nicht jedes "Grundgesetzt" von Zeit zu Zeit quasi "aktualisiert" werden, weil es eben einfach nicht mehr zeitgemäß ist ?Viele Dinge - wie eben im aktuellen Fall die Behandlung des Begriffes "Ehe"- waren wegen mir mal (auf die Gesellschaft bezogen) gewissermaßen "vertretbar" , sind es aber eben heute nicht mehr.
    Phasenweise wird man da ja mit Relikten aus der (gefühlten) Steinzeit konfrontiert und ich meine mich zu erinnern , das erst vor kurzem irgendwas mit "Majestätsbeleidigung" überarbeitet/gelöscht wurde.....

    Eine Änderung des GGs war ja gerade die gewünschte Verfahrensweise von juristischen Kritikern der gestrigen Entscheidung. Eine Verfassungsänderung bedarf aber anderer Entscheidungswege und sollte sich grundsätzlich vom Verfahren der letzten Wochen entfernen, wo die "Gesetzesänderung" in Debatte und Verfahren unbestreitbar "übers Knie gebrochen" wurde.
    Von den Problematiken der USA sind wir aber weit weit entfernt. Hierzulande wird die Verfassung eher selten so opportunistisch-respektlos überhöht.


    Mit einem Tag Bedenkzeit hat sich in meinem Empfinden an der Entscheidung nichts geändert, aber in meinem Ansehen war es ein Tiefschlag für Merkel vom dem sie sich (bei mir persönlich und in einigen politischen Sphären) nicht so schnell erholen wird. Sie hat sich in den letzten Monaten einigermaßen erholt vom Charakterbild der Opportunistin ohne inneren Wertekompass und der Stil des "Regieren um des Regieren Willens" hat eine gewissen Aufwertung erfahren durch internationale Schreckensbeispiele. In ihrem Eifer ein unliebsames Wahlkampfthema zu vermeiden, hat sie all diese Vorwurfe wieder aufgebrochen. Gibt es irgendetwas an ihr, was irgendeine Feststellung von Werten vermuten lässt?
    Hat sie damals die "Grenzen geöffnet" weil sie ehrliches Mitgefühl für die Flüchtlinge hatte, oder waren es politische Erwägungen rund um ihr Charakterbild und ihre Wahrnehmung? Während ihre Worte im Nachgang noch bestimmte innere Überzeugungen nahelegten, gingen ihre Handlungen ja genau in die andere Richtung. Ein Absichern in alle Richtungen ist eben eine Beliebigkeit der Überzeugung.

    Es ist schlussendlich für mich schwer zu formulieren warum es etwas Schlechtes ist, wenn ich einen Politiker nicht auf ein Wertegerüst "festnageln" kann, außer dem Verdacht auf Opportunismus. Aber obwohl ich mit der aktuellen Entscheidung übereinstimme, empfinde ich ihren Umgang mit den "Parteifreunden" als verachtenswürdig. Für mich würde die CDU gut daran tun, sich personell und thematisch so aufzustellen, das man unabhängig von Merkel einen Grund hat sie zu wählen. Davon sind sie aber momentan unendlich weit entfernt.

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