Silvester Köln 2016 Polizeieinsatz

  • Das geht mir auch bei vielen Kommentaren so. Hilft manchmal nur tief Durchatmen :)

    Selten waren wir uns so einig ;)


    Dennoch nicht ganz plausibel, dass du das Studium überhaupt heranziehst. Was hätte dir diese Info denn theoretisch an Mehrwert bereitgestellt, wenn du den Kommentar aus deiner subjektiven Sicht eh als nicht fachkompetent labelst? Vielleicht lag daher nicht unbedingt jemand falsch, sondern es wurde wie so oft unsauber argumentiert? Who knows...

    Hätte er "Rechtswissenschaften" studiert, dann würde ich wenigstens verstehen, warum er sich für kompetent hält.


    Der Autor redet gar nicht von einem konkreten Grundgesetzverstoss, sondern davon, dass "Kollektive Zuschreibungen [...] dem Geist eines Rechtsstaats widersprechen". Siehst du das anders?

    Genau, der Autor packt große Begriffe (Grundrechte, Demokratie, Rechtsstaat) aus, beruft sich also auf die elementaren Prinzipien unseres Staates, obwohl konkreter Anlass eher triviale Vorgänge wie Passkontrollen sind. Bei der Herstellung der Verbindung bleibt er dann im Nebulösen, gekrönt von dem "Geist" eines Rechtsstaats. So kann man alles und nichts sagen.

    Zu Deiner Frage: Da könnten wir jetzt spitzfindig werden. Als großer Freund der Individualität halte ich grundsätzlich nichts von kollektiver Zuschreibung von Eigenschaften (was logisch betrachtet aber nicht ausschließt, dass solche Feststellungen - ob man sie "Zuschreibungen" nennen sollte, sei dahingestellt - möglich sind, wie etwa das Beispiel von Geschlechtsmerkmalen zeigt). Den Zusammenhang zum "Rechtsstaat" kann ich aber nur bedingt herstellen, ähnlich wie zur "Demokratie". Maßgeblich für den Schutz des Individuums bzw. der Minderheit sind m. E. die Grundrechte. Zu deren Umsetzung/Schutz halte ich den Rechtsstaat für den besten Weg.

    Darüber, ob etwas dem Grundgesetz widerspricht, braucht es keine Debatten? Seit wann ist das denn der Fall? Selbst Verfassungsrichter sind sich doch oft genug nicht einig.

    Selbstverständlich kann man fachlich darüber streiten, ob ein Grundgesetzverstoß vorliegt oder nicht. Das geschieht freilich eher in Fachaufsätzen oder in Beratungen des jeweils zuständigen Gerichts. Im theoretischen Ansatz ist das bestehende Recht Gegenstand der Erkenntnis (man spricht ja auch vom "erkennenden Gericht"). "Debatten" sind - und so habe ich den Kommentator auch verstanden - typischerweise ein politisches Instrument als Grundlage der Gestaltung. Man kann beispielsweise darüber debattieren, ob man das Grundgesetz ändern will (Rechtspolitik), wohingegen die Frage, ob ein Grundgesetzverstoß vorliegt, methodisch Gegenstand der Erkenntnis (Rechtsdogmatik) ist. Oder würdest Du den Begriff des Debattierens auch verwenden, wenn sich Naturwissenschaftler darüber streiten, ob ein Element radioaktiv ist?

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (3. Januar 2017 um 19:28)

  • Ach Gottchen Surger, wir sind hier nicht im Proseminar. Du weißt doch genau wie er das gemeint hat und in einer schnellen Antwort muss das jetzt nicht so ausdifferenziert werden, damit auch noch der letzte Honk es nicht falsch versteht.

    Ja, ich fürchte ich weiß genau wie er es gemeint hat. Und ich wünschte, du wüsstest, dass ich keinen Bock habe, mich von dir als "letzten Honk" hinstellen zu lassen.

  • Du warst mit letzter Honk gar nicht gemeint sondern die, die aus der Antwort von Raider den Schluss ziehen, alle Nordafrikaner sind so wie die in Köln 2015.

    Und auf die muss man jetztnicht unbedingt Rücksicht nehmen.

  • Ach Gottchen Surger, wir sind hier nicht im Proseminar. Du weißt doch genau wie er das gemeint hat und in einer schnellen Antwort muss das jetzt nicht so ausdifferenziert werden, damit auch noch der letzte Honk es nicht falsch versteht.

    Scheinbar doch.
    Wenn jemand scharf drauf ist, das abzuleiten was er gerne hätte, Bitteschön.

  • Ja, ich fürchte ich weiß genau wie er es gemeint hat.

    Ich auch. Da hilft auch der mittlerweile klassische CTA-Verweis aufs Proseminar nicht mehr - wobei mir auch nicht ganz klar ist, was der inhaltlich eigentlich bedeuten soll.

    Gerade das vom Surger zitierte Beispiel macht einfach extrem deutlich, warum eine kritische Diskussion so eminent wichtig ist. Denn im Grunde genommen bestätigen einige Member hier mit ihrem Duktus einige der geäußerten Befürchtungen des als übertrieben kritisierten Zeit-Kommentars zu 100%. Und merken es nicht einmal.

    Ich meine mich auch erinnern zu können, dass der Herr Chicago auch mal zu der Fraktion gehört hat, die es sinnvoll fand, wenn gewisse (Ex-)Member den Stuss auch mal konsequent durchdeklinierten, den andere hier verzapft haben. Vielleicht werfe ich gleich der alten Zeiten willen nochmal einen Blick in einen der Klassikerthreads hierzu...

  • Genau, der Autor packt große Begriffe (Grundrechte, Demokratie, Rechtsstaat) aus, beruft sich also auf die elementaren Prinzipien unseres Staates, obwohl konkreter Anlass eher triviale Vorgänge wie Passkontrollen sind.

    Wieso ist der Anlass denn hier so wichtig? Wäre ein Grundgesetzverstoss durch Behörden etwa nur dann relevant, wenn ganz Deutschland in Gefahr wäre? Und nochmal, es geht nicht um die Passkontrollen, sondern um das Auswahlkriterium. Wenn das so unproblematisch wäre, warum tut die Polizei dann ihr Bestes, um den Vorwurf des Aussortierens nach Aussehen zu verneinen, während Leute vor Ort das Gegenteil behaupten?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ich auch. Da hilft auch der mittlerweile klassische CTA-Verweis aufs Proseminar nicht mehr - wobei mir auch nicht ganz klar ist, was der inhaltlich eigentlich bedeuten soll.
    Gerade das vom Surger zitierte Beispiel macht einfach extrem deutlich, warum eine kritische Diskussion so eminent wichtig ist. Denn im Grunde genommen bestätigen einige Member hier mit ihrem Duktus einige der geäußerten Befürchtungen des als übertrieben kritisierten Zeit-Kommentars zu 100%. Und merken es nicht einmal.

    Ich meine mich auch erinnern zu können, dass der Herr Chicago auch mal zu der Fraktion gehört hat, die es sinnvoll fand, wenn gewisse (Ex-)Member den Stuss auch mal konsequent durchdeklinierten, den andere hier verzapft haben. Vielleicht werfe ich gleich der alten Zeiten willen nochmal einen Blick in einen der Klassikerthreads hierzu...

    Ich merke mir nun nicht alles, was ich so im Laufe von 11 Jahren geschrieben habe. ;) Aber präzise habe ich immer vor Studenten doziert. Hier finde ich es sehr anstrengend immer einen ellenlangen Sermon schreiben zu sollen, damit nur keiner auf irgendwelche Ideen kommt.

    Wenn die Ehefrau z. B. sagt, Schatz du ärgerst mich immer, meint sie das dann auch so?

    Wenn ich also z. B. sage Scheiss Bayern, meine ich dann wirklich alle Bayern? Ich kenne nämlich einige nette von dem Stamm.

    Wenn dann in einem Forum das ganze nicht so wie von dir gewünscht ausdifferenziert diskutiert wird, obwohl doch fast alle wissen, wie es gemeint ist, wer hat dann ein Problem?

  • Wieso ist der Anlass denn hier so wichtig? Wäre ein Grundgesetzverstoss durch Behörden etwa nur dann relevant, wenn ganz Deutschland in Gefahr wäre? Und nochmal, es geht nicht um die Passkontrollen, sondern um das Auswahlkriterium. Wenn das so unproblematisch wäre, warum tut die Polizei dann ihr Bestes, um den Vorwurf des Aussortierens nach Aussehen zu verneinen, während Leute vor Ort das Gegenteil behaupten?

    Der Anlass ist insofern wichtig, als es Anlässe gibt, bei denen der Grundrechtsverstoß offenkundig ist. Da dem hier nicht so ist, wäre eine präzise Begründung erforderlich. Ein "Auswahlkriterium" an sich ist kein Grundrechtsverstoß, sondern kann das immer nur im Zusammenhang mit einer konkreten Beeinträchtigung sein. Unproblematisch ist es nicht, weder rechtlich noch politisch. Gerade deswegen sollte man präzise argumentieren.

    Warum die einen dies und die anderen das behaupten, ist naturgemäß schwer zu beurteilen, zumal man ohne vollständige Sachkenntnis nicht weiß, wie es wirklich war. Deswegen begeben wir uns in den Bereich des Spekulativen. Aber naheliegend wäre die Überlegung, dass die Polizei sich absehbarer politischer (und möglicherweise auch rechtlicher) Kritik erwehren will. Denn unabhängig davon, ob man Auswahlkriterien wie "Nordafrikaner" rechtlich für zulässig hält, weiß man ganz sicher, welchen Aufschrei der Empörung man mit einem solchen Kriterium bei einem signifikanten Teil der Öffentlichkeit auslöst.

    Ich gebe Dir völlig Recht, wenn Du forderst, offen zu den gewählten Kriterien zu stehen. Aber ich kann auch jeden verstehen, der das nicht tut, schon weil er sich die öffentlichen (verbalen) Prügel ersparen will.

  • Ich will das Thema jetzt nicht ewig auswalzen, außerdem wirds leicht OT, aber ich glaube, dass diese gar nicht so weit weg von alltäglichen Erfahrungen ist. Man kann sich das als weißer Deutscher oft gar nicht so recht vorstellen, auf wie vielen Ebenen bestimmten (natürlich konstruierten) Phänotypen immer und immer wieder signalisiert wird, dass sie nicht ganz dazugehören.

    Wenn man sich da als weißer Deutscher nicht wirklich reinversetzen kann (womit du völlig Recht hast), dann mach das doch bitte auch nicht. Du versetzt dich rein und meinst "überall Rassismus".

    Was an einer Diskriminierung "zweckspezifisch und allgemein nachvollziehbar" ist, werde ich allerdings nie verstehen können

    Diskriminierung ist doch keine klare Linie, sondern eine Bereichsempfindung mit unterschiedlichem Leidensdruck. Die Diskriminierung die auf dem Domplatz stattgefunden hat, die verorte ich eben hart an der Grenze zur eigentlichen Definitonsfähigkeit. Diskriminiert wurden doch überhaupt nur die Nordafrikaner die mit "positiven" Absichten zum Domplatz gereist sind. An der Stelle könnte man sich nochmal gesondert darüber unterhalten wieviele das eigentlich waren und wie man jetzt mit der anderen Gruppe umgehen sollte. Aber selbst die Unschuldigen werden sich doch ehrlicherweise eingestehen "naja hier ist letztes Jahr eine menschliche Katastrophe geschehen" und das Handeln der Polizei ist irgendwo nachvollziehbar, auch wenn sie keinem Trend Anschub geben sollte.

    Dabei haben wir uns noch nicht mal ausgiebig über die spezielle Situation der Polizei unterhalten. Das war letztes Jahr ein massenhaftes Verbrechen, das in seiner Wucht seinesgleichen sucht, was Verbrechen im öffentlichen Raum angeht. Mit besonderen Schwierigkeiten in der Strafverfolgung, durch die Gruppenkonstelation. So etwas gab es einfach noch nicht.
    Dieses Jahr gab es dann eine zahlenmäßig überraschend große Anreise von "nordafrikanisch" Aussehenden und die Unterscheidung zwischen Intensivtäter und "Normalo" ist augenscheinlich erstmal schwierig. Aber man steht dann eben erstmal vor der Befürchtung, es könnten sich Szenen wie im letzten Jahr wiederholen und auf den Kern heruntergebrochen eben die Frage: ist eine leichte Diskriminierung schlimmer als die mögliche (wahrscheinliche) Wiederholung von sexuellen Nötigungen und Vergewaltigungen? Man kann die Geschichte in diesem Zusammenhang auch globaler denken: was hätte eine Wiederholung für die überwiegend unschuldigen Nordafrikaner bedeutet?

    Man kommt mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz eben in der Realität zu gewissen Härten. Muss zur Verhinderung einer Wiederholung eines gruppenspezifischen Verbrechens, ein gruppenunspezifisches Eingreifen angewandt werden? Praktisch: müssen entweder Nordafrikaner nur bei einem gewissen Grad der Auffälligkeit genauer untersucht werden (nochmal der Hinweis auf die letztjährigen Probleme bei der Strafverfolgung), oder müssen Kräfte abgezogen werden um auch den blonden Michel genauso zu kontrollieren, obwohl die zu verhindernden Verbrechen komplett gruppenuntypisch sind? Deshalb fragen ja viele Leute hier, was die Polizei eigentlich genau anders hätte machen sollen. Es ist eben nicht einfach. 1500 Polizisten, 1000 Nordafrikaner, ein Personalschlüssel von 1:3 bei Festsetzung. Eine Imperfektion ist noch lange kein struktureller Rassismus.

    Und das ist der Kritikpunkt an Frau Peter. Die Diskusion um die Diskriminierung muss erlaubt sein und ich gestehe ja zu das es sich um eine Diskriminierung handelte. Aber man muss sich eben auch in die Polizei hineinversetzen. Das sind Bürger in Uniformen und keine Klonarmee. Wenn man feststellt, das es unter vielen Vorgehen, die am wenigsten schlechte war, dann muss man sich dem Thema anders nähern als Peter, vor allem mit ihrer gruppenspezifischen ideologischen Vorgeschichte.

    Ging mir wie gesagt ums Grundgesetz - aber vielleicht ist das ja auch schon immer linksgrünversifft gewesen...

    Dein Beiträge sind mit meinem Politik- und Menschenbild oft wenig deckungsgleich, aber ich glaube ich kann behaupten das ich immer respektvoll bleibe. Wenn du dir dann bitte solche Polemik sparen könntest. Als Angriff perlt es an mir ab, es beeinträchtigt aber den allseitig positiven Gedankenaustausch.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Wenn man sich da als weißer Deutscher nicht wirklich reinversetzen kann (womit du völlig Recht hast), dann mach das doch bitte auch nicht. Du versetzt dich rein und meinst "überall Rassismus".

    Nö, ich höre viel zu, lese viel zu der Thematik (ob subjektive Berichte oder Abhandlungen), versuche dazuzulernen und habe in diesem Prozess viele eigene Einstellungen, aber vor allem Perspektiven überdenken müssen. Was wohl auch daran lag, dass ich in ganz vielen diesbezüglichen sozialen Situationen nicht war und auch nie sein werde.

  • Diskriminiert wurden doch überhaupt nur die Nordafrikaner die mit "positiven" Absichten zum Domplatz gereist sind.

    Spätestens da fängt es doch an, problematisch zu werden. Es wurden eben nicht nur Nordafrikaner kontrolliert, sondern Leute, die in den Augen der Polizisten so aussahen, als ob sie welche wären. Um mal bei den NTV-Artikel zu bleiben, aus dem ich vorher zitiert habe, auch Afghanen. Die werden dann der Einfachheit halber auch den "Nafris" zugeordnet. So passgenau, wie die Polizei das darstellen möchte, waren die Maßnahmen wohl nicht. Dass so etwas passiert, ist völlig vorhersehbar. Indern/Pakistanis/etc. passiert das in den USA schon seit Jahren. Aber wenn das dort geschah, wurde das in Deutschland eifrig kritisiert. Jetzt passiert's hier auch und plötzlich sollen die mal ein Verständnis aufbringen, dass wir bei Vorfällen in den USA nicht eingefordert haben - und dabei war 9/11 eine andere Hausnummer 31/12/2015. Ich rede jetzt ganz bewusst nicht von dir, aber manche Leute, die das Argument bringen, hängen ihr Mäntelchen ganz schön in den Wind.

    das Handeln der Polizei ist irgendwo nachvollziehbar, auch wenn sie keinem Trend Anschub geben sollte.

    Aber warum denn nicht? Das Argument, die "beste aller schlechtesten Möglichkeiten zur Verhinderung von Straftaten" kann im Rest des Jahres doch auch gelten - schließlich werden da doch die meisten Straftaten begangen, nicht an einem Tag zum Jahresende. Die Forderung wird ja implizit auch schon erhoben, schließlich können - um mal Frau von Storch zu zitieren - Nafris sich auch an anderen Tagen verabreden und dann auf eine unvorbereitete Polizei/Bevölkerung treffen. Auch das gehört zu den Kosten, die die Aktion mit sich brachte.

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  • Spätestens da fängt es doch an, problematisch zu werden. Es wurden eben nicht nur Nordafrikaner kontrolliert, sondern Leute, die in den Augen der Polizisten so aussahen, als ob sie welche wären. Um mal bei den NTV-Artikel zu bleiben, aus dem ich vorher zitiert habe, auch Afghanen. Die werden dann der Einfachheit halber auch den "Nafris" zugeordnet. So passgenau, wie die Polizei das darstellen möchte, waren die Maßnahmen wohl nicht. Dass so etwas passiert, ist völlig vorhersehbar. Indern/Pakistanis/etc. passiert das in den USA schon seit Jahren. Aber wenn das dort geschah, wurde das in Deutschland eifrig kritisiert. Jetzt passiert's hier auch und plötzlich sollen die mal ein Verständnis aufbringen, dass wir bei Vorfällen in den USA nicht eingefordert haben - und dabei war 9/11 eine andere Hausnummer 31/12/2015. Ich rede jetzt ganz bewusst nicht von dir, aber manche Leute, die das Argument bringen, hängen ihr Mäntelchen ganz schön in den Wind

    Bei mir ist schon genug Empathie vorhanden, das ich das auch als Problem erkenne für gänzlich unbescholtene Menschen. Es bleibt aber die Frage nach dem "besseren" Verfahren. Wäre ich verantwortlich für stichprobenartiges Auswählen an neuralgischen, terrorbedrohten Punkten; sollte ich da streng nach Gleichbehandlungsquote auswählen? Oder wäre es fahrlässig Ressourcen zu verschwenden?

    Es ist mir auch klar das es nicht Ungerechteres gibt, als einer Gruppe zugeordnet zu werden, mit der man überhaupt nichts zu tun haben will. Der friedliche Nordafrikaner wird keiner Gruppe so negativ gegenüberstehen, wie den Vergewaltigern von Köln. Die Frage bleibt, wie man die "notwendigen" Härten verortet. Zwischen "das müssen wir ihnen auch gegen unser Gerechtigkeitsempfinden zumuten" und "die Härte muss der Staat zulasten der Sicherheit auf sich nehmen" ist eine Menge Spielraum und viele würde wohl nichts mehr überraschen als die Ansichten der Betroffenen zum Thema.

    Und weil es immer wieder untergeht oder ignoriert wird: was ist ein moralisch ordentliches Verhalten in solchen Situationen, welches auch den Ansprüchen an polizeiliche Machbarkeit genügt und Sicherheit schafft? Was hätte die Kölner Polizei konkret anders machen müssen?

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  • Ich finde die Sache mit der Präventiv-Behandlung trotz aller damit verbundenen Komplexität hier ebenfalls als absolut gerechtfertigt an. Jeder, der nicht an Zufälle glaubt wird sicherlich auch zu einem ähnlichen Schluß kommen, dass die spontane Zusammenkunft an einem solchen Ort nach den Geschehnissen von einem Jahr zuvor sicherlich mindestens "verdächtig" ist. Und soviel Flexibilität muss der Rechtsstaat abkönnen, solange er nicht unbegründet und willkürlich Strafmaßnahmen und Repressalien ausübt. Und wenn dabei der ein oder andere Kollateralschaden entsteht, dann ist das nun mal so. Das ist das gleiche Risiko, was jeder Auswärtstrikot-tragende Fan mitunter am Wochenende eingeht. Für das Gemeinwohl ist das aber ebenfalls zu akzeptieren. Die Frage ist dann doch, was bei es richtig ist, sich über die Exekutive aufzuregen oder aber über die Vollidioten, die meine eigene "Peer-Group" in Verruf gebracht haben.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Wieso sind denn nordafrikanische Gewalttäter die Peer Group von Afghanen oder anderen Leuten, die für Mitteleuropäer irgendwie nordafrikanisch aussehen?

    Der erste Kollateralschaden, der hier entsteht, ist, dass Leute quasi in Sippenhaft genommen werden - was an sich schon äußerst fragwürdig ist -, die nicht mal zur Sippe gehören. Denen jetzt vorzuhalten, die sollen sich mal wegen Silvester 2015 Gedanken machen, ist genauso vernünftig, wie Indern, die in Amerika Probleme bekamen, zu erzählen, die sollten sich mal überlegen, wie 9/11 ihre Peer Group in Verruf gebracht hat. Dass Afghanen sich jetzt schon verdächtig machen, wenn sie zu gewissen Zeiten an bestimmten Orten sind, ist genauso plausibel, wie dass Inder sich verdächtig machten, wenn sie nach 9/11 in den USA einreisen wollten.

    Und das ist nicht so wie die Fahrt zum Auswärtsspiel. Da treffe ich eine bewusste Entscheidung wie ich mich kleide. Die Merkmale, nach denen die Polizei am Kölner Hbf sortiert hat, sind angeboren. Sollen wir friedlichen Afghanen etwa raten, dass die Hautaufheller benutzen und sich die Haare blondieren sollen, damit sie keine Probleme bekommen?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Wäre ich verantwortlich für stichprobenartiges Auswählen an neuralgischen, terrorbedrohten Punkten; sollte ich da streng nach Gleichbehandlungsquote auswählen? Oder wäre es fahrlässig Ressourcen zu verschwenden?

    Es geht nicht um eine Quote, wem würde die denn nützen? Die Frage ist die nach den Auswahlkriterien und dem damit verbundenem Preis. Ist es denn keine Ressourcenverschwendung, wenn ich harmlose Leute kontrolliere, die zufällig die falsche Haar- und Hautfarbe haben? Wenn die Beobachtungen vom Kölner Hbf stimmen, dann wäre der "Nafri" mit Prostituierter im Arm nicht kontrolliert worden, der junge Familienvater mit nordafrikanischen Aussehen auf dem Weg nach Hause aber schon.

    Und weil es immer wieder untergeht oder ignoriert wird: was ist ein moralisch ordentliches Verhalten in solchen Situationen, welches auch den Ansprüchen an polizeiliche Machbarkeit genügt und Sicherheit schafft? Was hätte die Kölner Polizei konkret anders machen müssen?

    Es geht mir nicht um esoterische Moralvorstellungen, sondern darum, sich mal den vollen Preis von solchen Vorgehensweisen klar zu machen. Man sieht doch auch hier, wie zumindest der Gedanke einer Art "Kollektivverdachts", wenn nicht sogar einer Kollektivschuld um sich greift. Wenn schon die Polizei jeden nordafrikanisch aussehenden Mann kontrolliert, der nicht gerade eine verdachtsminderndes Merkmal vorweisen kann, ist die Botschaft auf an die Öffentlichkeit doch ziemlich klar.

    Solche Kollektivverdächtigungen lasse ich mir persönlich übrigens auch nicht bieten. Bloss weil ich ein Mann bin und es Männer gibt, die Kinder belästigen, finde ich es völlig inakzeptabel, mich als potenziellen Kinderschänder anzusehen. Ich lasse mir auch auch nicht vorhalten, dass ich mir als Mann mal Gedanken machen sollte, was Mitglieder meiner Peer Group da so falsch machen. Ich sehe es auch nicht als in meinem Interesse liegend an, wenn Fluggesellschaften mich nicht neben ein alleinreisendes Kind setzen, um die Gefahr eines Missbrauchs zu verhindern. Ich empfinde das als diskriminierend und es stärkt meine Bereitschaft, mich hier irgendwie positiv zu engagieren, nicht. Ganz im Gegenteil.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Wieso sind denn nordafrikanische Gewalttäter die Peer Group von Afghanen oder anderen Leuten, die für Mitteleuropäer irgendwie nordafrikanisch aussehen?

    Der erste Kollateralschaden, der hier entsteht, ist, dass Leute quasi in Sippenhaft genommen werden - was an sich schon äußerst fragwürdig ist -, die nicht mal zur Sippe gehören. Denen jetzt vorzuhalten, die sollen sich mal wegen Silvester 2015 Gedanken machen, ist genauso vernünftig, wie Indern, die in Amerika Probleme bekamen, zu erzählen, die sollten sich mal überlegen, wie 9/11 ihre Peer Group in Verruf gebracht hat. Dass Afghanen sich jetzt schon verdächtig machen, wenn sie zu gewissen Zeiten an bestimmten Orten sind, ist genauso plausibel, wie dass Inder sich verdächtig machten, wenn sie nach 9/11 in den USA einreisen wollten.

    Und das ist nicht so wie die Fahrt zum Auswärtsspiel. Da treffe ich eine bewusste Entscheidung wie ich mich kleide. Die Merkmale, nach denen die Polizei am Kölner Hbf sortiert hat, sind angeboren. Sollen wir friedlichen Afghanen etwa raten, dass die Hautaufheller benutzen und sich die Haare blondieren sollen, damit sie keine Probleme bekommen?

    Sorry, aber der Pass ist nun mal nicht auf die Stirn tätowiert und Sterne soll hier auch keiner mehr tragen. Aber die generelle Personalienaufnahme und kurzfristige Festsetzung bzw organisierte Zersplitterung großer Gruppen muss einfach drin sein, wenn man Desaster wie letztes Jahr verhindern möchte. Dass da auch "Unschuldige" im Raster drin hängen bleiben ist der von mir oben genannte "Kollateralschaden". Von einem entsprechend unschuldig Betroffenen würde ich diese Akzeptanz dem Staat, in dem er sich befindet, gegenüber erwarten. Und das bedeutet totale Kooperation, um die Sache auch schnell aus der Welt zu schaffen. Eine "Opfermentalität" und aggressives Verhalten sind da sicher nicht hilfreich

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

    Einmal editiert, zuletzt von Buccaneer (4. Januar 2017 um 10:28)

  • Und merken es nicht einmal.

    zum Glück gibt es dich, der mit solchen Unterstellungen unterster Schublade glänzt.
    Bringt eine Diskussion echt voran.

    Ich weiß nicht was dich am verlinkten Artikel so wuschig macht. Er enthält viel Richtiges, wenig Neues und hat nen seichten Abgang, so what.

    Wenn man meinen knappen, saloppen Kommentar missinterpretieren will, bitte.
    Chicago hat ja gezeigt dass es auch anders geht. Ich kann das beim nächsten Mal ja ausführlicher, mit "" und doppeltem Boden in vierfacher Länge formulieren um jede bewusste Fehlinterpretation zu vermeiden.

    Zurück zum eigentlichen Thema, als Betroffener wäre ich sicher nicht begeistert, hätte aber Verständnis dafür wenn ich / meine Gruppe/Landsleute ... (you fucking name it), aufgrund von tätlichen Übergriffen beim letzten Mal, gesondert behandelt werden würde(n). Egal ob als Deutscher im Ausland oder Fusballfan beim Auswärtsspiel. Daher kann ich in diesem Fall auch nichts schlimmes am Vorgehen der Polizei finden.

    Außerdem lese ich von den Kritikern kaum Lösungen wie man ihrer Meinung nach hätte vorgehen sollen.

  • Vielleicht ist ihr größtes Problem einfach, dass sie kein Gespür dafür bewiesen hat, was gerade politisch opportun ist, und einfach mal nach ihren Überzeugungen ging.

    Ich glaube, dass nicht nur Frau Peter dieses Problem hat, sondern es ein allgemeines Problem ist, die negativen Konsequenzen seiner Überzeugungen in der Außendarstellung unter den Tisch fallen zulassen.

    Frau Peter möchte weitere Flüchtlinge nach Deutschland holen, erwähnt aber nicht, dass darunter auch Kriminelle sein werden.
    Herr Seehofer möchte keine weiteren Flüchtlinge nach Deutschland holen, erwähnt aber nicht, dass dadurch Menschen in unwürdigen Verhältnissen ohne Heimat vor sich hin vegetieren müssen.

    Beide drehen sich die Wahrheit so zu Recht, wie es zu ihrer Überzeugung passt. Dadurch verlieren sie aber Glaubwürdigkeit und sind für mich unwählbar.

  • Ich lese immer, man kann sich die Hautfarbe nicht aussuchen, das Aussehen eines Hooligans aber schon.
    Das stimmt, allerdings kann ich mir aussuchen, ob ich am Silvesterabend zum Bahnhof nach Köln gehe oder nicht!

    Ist ja nun keine Überraschung gewesen, dass dort mit mehr Polizei zu rechnen ist und man nordafrikanischaussehende Leute genauer unter die Lupe nimmt. Ich mag mich irren, aber mir ist kein Vorfall bekannt, nach dem Nordafrikaner an anderen Orten besonders kontrolliert wurden.


  • Ist ja nun keine Überraschung gewesen, dass dort mit mehr Polizei zu rechnen ist und man nordafrikanischaussehende Leute genauer unter die Lupe nimmt. Ich mag mich irren, aber mir ist kein Vorfall bekannt, nach dem Nordafrikaner an anderen Orten besonders kontrolliert wurden.

    Ich habe weniger ein Problem damit, das man an Sylvester mehr kontrolliert, aber das "wie" ist entscheidend.

    Wenn man aus dem Bahnhof raus wollte, gab es zwei Türen, weiße durften die eine Tür nehmen und alle etwas dunklerer durften nur die anderen Tür heraus. Nur das man sich dann plötzlich in einem Polizei Kessel wiedergefunden hat.

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • Frau Peter möchte weitere Flüchtlinge nach Deutschland holen, erwähnt aber nicht, dass darunter auch Kriminelle sein werden.
    Herr Seehofer möchte keine weiteren Flüchtlinge nach Deutschland holen, erwähnt aber nicht, dass dadurch Menschen in unwürdigen Verhältnissen ohne Heimat vor sich hin vegetieren müssen.

    Beide drehen sich die Wahrheit so zu Recht, wie es zu ihrer Überzeugung passt. Dadurch verlieren sie aber Glaubwürdigkeit und sind für mich unwählbar.

    Muss man denn bei jeder Erwähnung einer Seite der Medaille unbedingt immer die andere mit erwähnen, auch wenn diese für jeden halbwegs denkenden Menschen offensichtlich ist? Oder etwas provokanter formuliert: Sollte man Leute, denen nicht klar ist, dass sowohl Seehofers als auch Peters Position Risiken und Nebenwirkungen beinhaltet, die man in dem Fall mitwählt, überhaupt wählen lassen?

  • allerdings kann ich mir aussuchen, ob ich am Silvesterabend zum Bahnhof nach Köln gehe oder nicht!

    Genau. Aber wenn du dich aufgrund deiner Hautfarbe dagegen entscheiden musst um Schikanen zu vermeiden ist das ein rasisstisches Problem.

    Stell dir vor du hast eine etwas dunklere Hautfarbe und krauseliges Haar (aber sogar einen deutschen Pass), aber alle deine Freunde (hellhäutig, dabei die Hälfte nichtmal deutsche Staatsbürger) sind zur Silvesterfeier am Hauptbahnhof - willst du dann zu Hause bleiben?

  • Genau. Aber wenn du dich aufgrund deiner Hautfarbe dagegen entscheiden musst um Schikanen zu vermeiden ist das ein rasisstisches Problem.
    Stell dir vor du hast eine etwas dunklere Hautfarbe und krauseliges Haar (aber sogar einen deutschen Pass), aber alle deine Freunde (hellhäutig, dabei die Hälfte nichtmal deutsche Staatsbürger) sind zur Silvesterfeier am Hauptbahnhof - willst du dann zu Hause bleiben?

    Wenn mir das etwas ausmacht, dann ja. Wenn ich mit meinen Freunden feier will, dann sollte mich aber eine kurze Kontrolle auch nicht weiter stören. Es ist ja nicht so, dass die Leute stundenlang in Gewahrsam genommen wurden, oder? Was wurde denn konkret gemacht? Eine Ausweiskontrolle vorgenommen? Oder inwiefern wurden die Nordafrikaner wirklich beim Feiern gestört?

  • Wenn mir das etwas ausmacht, dann ja. Wenn ich mit meinen Freunden feier will, dann sollte mich aber eine kurze Kontrolle auch nicht weiter stören. Es ist ja nicht so, dass die Leute stundenlang in Gewahrsam genommen wurden, oder? Was wurde denn konkret gemacht? Eine Ausweiskontrolle vorgenommen? Oder inwiefern wurden die Nordafrikaner wirklich beim Feiern gestört?

    Korrigiert mich, wenn ich das falsch verstanden habe, aber mussten nicht alle durch diese Türen, die an dem Abend auf dem Kölner Hauptbahnhof angekommen sind? Also auch Leute, die zu einer Privatparty in der Gegend wollten und auch Pendler, die einfach von der Arbeit nach Hause wollten? Und außerdem habe ich noch nicht verstanden, welchen Effekt diese Kontrollen überhaupt haben sollten. Nur weil ich jemanden kontrolliere heisst das ja noch lange nicht, dass er hinterher niemanden an den Hintern grabscht. Hätte nicht einfach eine massive Polizeipräsenz den gleichen Effekt gehabt?

    Keep Pounding

  • Es geht mir nicht um esoterische Moralvorstellungen, sondern darum, sich mal den vollen Preis von solchen Vorgehensweisen klar zu machen. Man sieht doch auch hier, wie zumindest der Gedanke einer Art "Kollektivverdachts", wenn nicht sogar einer Kollektivschuld um sich greift. Wenn schon die Polizei jeden nordafrikanisch aussehenden Mann kontrolliert, der nicht gerade eine verdachtsminderndes Merkmal vorweisen kann, ist die Botschaft auf an die Öffentlichkeit doch ziemlich klar.
    Solche Kollektivverdächtigungen lasse ich mir persönlich übrigens auch nicht bieten. Bloss weil ich ein Mann bin und es Männer gibt, die Kinder belästigen, finde ich es völlig inakzeptabel, mich als potenziellen Kinderschänder anzusehen. Ich lasse mir auch auch nicht vorhalten, dass ich mir als Mann mal Gedanken machen sollte, was Mitglieder meiner Peer Group da so falsch machen. Ich sehe es auch nicht als in meinem Interesse liegend an, wenn Fluggesellschaften mich nicht neben ein alleinreisendes Kind setzen, um die Gefahr eines Missbrauchs zu verhindern. Ich empfinde das als diskriminierend und es stärkt meine Bereitschaft, mich hier irgendwie positiv zu engagieren, nicht. Ganz im Gegenteil.

    Wenn du als Kindergärtner arbeiten willst, musst du ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und halten. Diese "Härte" wird allenthalben akzeptiert und die meisten "zu Unrecht verdächtigten" Jobbewerber würden sich zu der Praxis eher positiv äußern, nur Kinderschänder finden es suboptimal. Wenn du unbegleitet über einen Spielplatz läufst, wird niemand eine Führungzeugnis verlangen. Das Argument der Zweckbindung und Begrenzung dürfte rechtsstaatlichen Ansprüchen genügen. Genauso sind die Kontrollen in Köln zweckgebunden gewesen und werden in dieser Form die absolute Ausnahme bilden.

    Und meine Frage nach konkreten Handlungsanweisungen für die Polizei bleibt (wenig überraschend) unbeantwortet. Es bleibt eine akademische Diskusion mit einem gehörigen Schulterklopferanteil.

    Hätte nicht einfach eine massive Polizeipräsenz den gleichen Effekt gehabt?

    die Probleme der Strafverfolgung durch das Phänomen der letztjährigen Großgruppenbildung ist dir aber schon bekannt? Die Leute "ohne Ansage" einfach mal machen lassen, hätte den wenigen Frauen die sich überhaupt an den Bahnhof gewagt haben bestimmt gefallen. Wenn man die Täter hinterher überhaupt belangen kann, dann gabs die Belästigungen aber schon.

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    Einmal editiert, zuletzt von Doylebeule (4. Januar 2017 um 14:36)

  • Außerdem lese ich von den Kritikern kaum Lösungen wie man ihrer Meinung nach hätte vorgehen sollen.

    Hmm... aber warum sollte man nur dann etwas kritisieren dürfen, wenn man exakt sagen kann, wie es potentiell besser ging? Und warum hat man nicht erst mal im Zuge einer breiten Root-Cause-Analysis öffentlich eruiert, was denn überhaupt im vergangenen Jahr falsch gelaufen ist? Mir erscheint seit einem Jahr der Zusammenhang "geifernde besoffene Flüchtlinge -> explodierende Anzahl an Sexualdelikten" ein wenig einfach konstruiert, auch wenn ich ansonsten gern ein Freund vom alten Occam bin. Ich habe nämlich noch vor knapp einem halben Jahr mit jemandem vom LKA Niedersachsen zusammen gesessen, der mir gegenüber off-record einräumte, dass Köln unter anderem deshalb so eskaliert sei, weil die Bundespolizei es aus strategischen Gründen "knallen lassen" wollte (man hatte im Vorfeld deren Lageeinstufung widersprochen und ihre Personalstärkenanforderung im Zuge des Gerangels der Lande-, Kommunal- und Bundesbehörden ignoriert), daher das ganze hat eskalieren lassen und irgendwann schlicht nicht mehr den Stöpsel auf die Flasche bekommen hat.

    Aber ganz generell:
    Ich kann auch nicht sagen, was eine geeignetere Strategie der Polizei wäre. Zunächst muss man zweifelsfrei festhalten, dass es ein massives Problem mit Kriminalität im Milieu der Migranten aus der Maghreb-Region gibt. Das kennt im Ruhrgebiet sicher jeder aus erster Hand. Und ein diskriminierender Begriff wie "NAFRI" etabliert sich bei den Cops auch nicht ohne Grund. Aber man sollte die Probleme, die mit Gegenmaßnahmen entstehen, schon beim Namen nennen und sich auch vergegenwärtigen, was man hier im Dienste der Zweckmäßigkeit gegebenenfalls das Lokus runter spült. So macht man das übrigens generell bei Risikoanalysen, dass man sich vorab etwaige Verläufe eines Szenarios geistig durchspielt und sich dabei Gedanken über potentielle Schadensausmaße macht. Erst dann macht es Sinn, sich Maßnahmen zu überlegen.

    Für mich ist es Fakt, dass hier "racial profiling" stattgefunden hat, auch wenn alle Verantwortlichen einen recht peinlichen Tanz um diese Formulierung veranstalten. Von mir aus kann man das auch "ethnic profiling" nennen oder sonst wie euphemisieren, weil es letztlich auf den gleichen Nenner hinausläuft: Menschen wurden aufgrund äußerer Merkmale spezifischen Gruppen zugeordnet und darauf hin mit polizeilichen Maßnahmen bedacht. Das ist eine typische Handlungsweise der Polizei, die sich übrigens auch nicht von dem unterscheidet, was einem bei einem Fußballspiel mitunter widerfährt. Klar, ich kann mir die Sachen aussuchen, die ich anziehe (wenngleich ich da persönlich beim Thema Fußball anderer Ansicht bin :D), aber ab dem Augenblick, in dem ich sie trage, erfülle ich bei den Cops ein Klischee wie schwarzhaarige junge Mann mit olivem Teint: Ich werde über Äußerlichkeiten definiert und mein potentielles Verhalten auf Basis von statistischen Vergleichsgrößen extrapoliert. Da wird dann auch schnell der Mathematik-Professor mit Schal zum KategorieC-Fan, ein Umstand, aus dem die Cops auch keinen Hehl machen. Und jeder, der schon mal über TelAviv geflogen ist, kennt das auch vom BenGurion-Airport. Die Logik ist schließlich bestechend einfach: dass ich nach potentiellen Tätern in vor allen den Gruppen verorte, die in der Vergangenheit für die Mehrzahl an Taten verantwortlich war, ist banal.

    Und so komme ich für mich zu einfach Fragen und wenig berauschenden Antworten: War das "racial profiling" und damit grnezwertig bis übergriffig und bedenklich? Auf jeden Fall. Und man sollte sich da auch nichts vormachen. Hätte man es besser machen können? Wie soll ich das sagen, wenn ich nicht mal genau sagen kann, was im vorigen Jahr passiert ist! Sollten wir darüber ergebnisoffen diskutieren und auch die Maßnahmen in Frage stellen? Auf jeden Fall. Ein Vorgehensweise kritisch betrachtend auf den Prüfstand stellen sollte man immer, vor allem wenn man sie neu anwendet.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Wenn du als Kindergärtner arbeiten willst, musst du ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und halten. Diese "Härte" wird allenthalben akzeptiert und die meisten "zu Unrecht verdächtigten" Jobbewerber würden sich zu der Praxis eher positiv äußern, nur Kinderschänder finden es suboptimal. Wenn du unbegleitet über einen Spielplatz läufst, wird niemand eine Führungzeugnis verlangen. Das Argument der Zweckbindung und Begrenzung dürfte rechtsstaatlichen Ansprüchen genügen. Genauso sind die Kontrollen in Köln zweckgebunden gewesen und werden in dieser Form die absolute Ausnahme bilden.

    Der Unterschied ist dir aber schon klar? Jeder der als Kindergärtner arbeiten will muss ein solches Führungszeugnis vorlegen. Das betrifft nicht nur eine spezifische Gruppe. Genauso word jeder kontrolliert, der in ein Flugzeug steigen will. Jeder der auf einer Straße fährt muss damit rechnen, dass seine Geschwindigkeit kontrolliert wird. Das ist alles kein Problem und völlig unstrittig. Beim Verlassen des Bahnhofs wurde aber nicht jeder kontrolliert. Es wurden nur die kontrolliert, die nach Nordafrikaner aussahen. Das ist ein riesiger Unterschied.

    Keep Pounding

  • Ich habe weniger ein Problem damit, das man an Sylvester mehr kontrolliert, aber das "wie" ist entscheidend.
    Wenn man aus dem Bahnhof raus wollte, gab es zwei Türen, weiße durften die eine Tür nehmen und alle etwas dunklerer durften nur die anderen Tür heraus. Nur das man sich dann plötzlich in einem Polizei Kessel wiedergefunden hat.

    Gruß isten

    Hört sich an wie bei einem x-beliebigen Auswärtsspiel.

    Um den Bogen zu Dereks Fußball Beispiel zu spannen, wenn die Fans meiner Mannschaft im Vorjahr an gleicher Stelle durch assozialles Verhalten und tätlichen Übergriffen aufgefallen sind, habe ich Verständnis für Kontrollen. Auch wenn ich neutral gekleidet bin, durch einen separaten Eingang ins Stadion muss, der Opa neben mir nicht kontrolliert wird, ich beim letzten Mal gar nichts gemacht habe oder gar nicht dabei war.

    Und nein, ich würde mich weder diskriminiert fühlen noch mit dem GG wedeln.
    Ich wäre zwar nicht happy, würde es jedoch der Situation geschuldet als vertretbar hinnehmen da man die Vorfälle vom letzten Mal vermeiden will.

  • Der Unterschied ist dir aber schon klar? Jeder der als Kindergärtner arbeiten will muss ein solches Führungszeugnis vorlegen. Das betrifft nicht nur eine spezifische Gruppe. Genauso word jeder kontrolliert, der in ein Flugzeug steigen will. Jeder der auf einer Straße fährt muss damit rechnen, dass seine Geschwindigkeit kontrolliert wird. Das ist alles kein Problem und völlig unstrittig. Beim Verlassen des Bahnhofs wurde aber nicht jeder kontrolliert. Es wurden nur die kontrolliert, die nach Nordafrikaner aussahen. Das ist ein riesiger Unterschied.

    Eine zweckgebundene Personenfeststellung an einem Ort, an dem im vergangen Jahr massenhaft Verbrechen von nordafrikanisch-aussehenden Männern begangen wurden. Nordafrikanisch-aussehende Frauen wären mit Sicherheit unbehelligt geblieben.

    Man könnte übrigens diesen "linke Tür, rechte Tür"-SKANDAL auch einfach damit erklären das es unterschiedliche Ansprüche an die Kontrollen gibt. Da werden eventuell noch Meldeauflagen überprüft oder Übersetzer vorgehalten. Ganz "unerfolgreich" waren die Kontrollen ja nicht. In dem Sinne das nix Großes passiert ist und im dem Sinne, das sie einigermaßen viele eingebuchtet oder des Platzes verwiesen haben.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

    Einmal editiert, zuletzt von Doylebeule (4. Januar 2017 um 15:16)