Oakland Raiders Draft 2018
#15 Kolton Miller, OT, UCLA
beim ersten blick auf kolton miller fällt einem sofort auf "he looks the part". in puncto größe reiht er sich irgendwo zwischen jared veldheer und jonathan ogden ein. dazu hat er entsprechend lange arme, das gewicht ist gut verteilt und er hat diesbezüglich auch noch luft nach oben. bei der combine hat er durchwegs ansprechend getestet, das athletische potential ist allerdings auch auf dem feld klar ersichtlich. für einen mann seiner größe bewegt er sich erstaunlich fix und geschmeidig und das ist schon mal dickes plus bzw. die grundvoraussetzung, um auf der left side seinen mann stehen zu können. er hat seine college karriere auf der rechten seite begonnen und erst im letzten jahr den lt spot bei den brunis übernommen. man sieht dabei, dass er die nuancen auf dieser position erst meistern muss. da war schon das ein oder andere play dabei, wo er sich durch einen falschen ersten schritt oder unsaubere technik in schwierigkeiten gebracht hat. das sind allerdings dinge, die man mit mehr erfahrung und entsprechedem coaching in den griff bekommen kann. wir sprechen hier also (vermutlich) nicht von einem plug & play day one starter, aber von einem spieler, der jede menge upside mitbringt. mir gefällt vor allem das position value (lt ist aus meiner sicht eine der drei premium positionen) und die weitsicht (penn wird voraussichtlich nächstes jahr nicht mehr da sein). nun hat man ein jahr zeit, den jungen nfl ready zu bekommen, die option für einen fließenden übergang zu sorgen und dann im idealfall für die nächsten jahre einen blind side protector für carr. die raiders haben für diesen pick einiges an heat kassiert, hauptsächlich war von einem "reach" die rede. miller wurde fast durchgängig im hinteren drittel der ersten runde prognostiziert und war auf vielen boards der zweite tackle. in den letzten mocks war er an 22. oft als solder ersatz zu sehen. wie man also hier von einem reach sprechen kann ist mir ein absolutes rätsel. keine frage, miller ist noch etwas raw, aber ich bin schon zu lange dabei um das als sicheres downgrade kriterium gelten zu lassen. ich hab sie alle gesehen... die consensus safe picks wie robert gallery und die raw prospects aus tiny hillsdale, denen keiner zugetraut hat, dass sie vom ersten snap weg eine echte verstärkung sind. ich kann also absolut nachvollziehen, was mckenzie und gruden hier gesehen haben. nämlich eines der wenigen prospects in dieser class, die defintiv das zeug zum left tackle haben. wo die reise wirklich hingeht kann man sowieso nie wissen, ich bin mit dieser investition auf jeden fall einverstanden.
#57 P.J. Hall, DT, Sam Houston State
klein aber oho. hall passt von den maßen perfekt ins bild des interior gap penetrators, aufgrund seiner staur gab es z.b. vergleiche mit grady jarrett oder er wurde also poor man´s aaron donald bezeichnet. das ist allerdings vorerst hauptsächlich dem erscheinungsbild geschuldet. so weit sind wir natürlich noch lange nicht. wenn man sich ein paar plays von ihm ansieht, könnte man diesbezüglich aber schon auf ideen kommen. hall hat das level of competition in der fcs förmlich zerschmettert. 86 tfl, 42 sacks, 14 blocked kicks, das kann sich mehr als nur sehen lassen. er hat seine karriere als end begonnen und ist erst im letzten jahr in der interior line aufgelaufen. ein enorm explosiver, kräftiger und athletischer typ, mit einem schnellen ersten schritt, der die jungs auf der anderen seite nicht nur einmal vor unlösbare aufgaben gestellt hat. zur combine war er nicht eingeladen, aber seine pro day nummern stehen den career stats in nichts nach. beeindruckend. bei den east west shrine game trainings hat er sich dem vernehmen nach ebenfalls hervorragend in szene gesetzt. das liest sich natürlich alles sehr fein, ich muss aber schon auch anmerken, dass es bei jungs aus diesen regionen noch eine spur schwerer zu prognostizieren ist, wie das ganze dann auf nfl level aussehen könnte. auch hall wurde nach dem draft oftmals als reach eingestuft. das lass ich mir schon eher einreden, den hatte in dieser region wahrscheinlich niemand auf dem zettel, es ist aber gewiß nicht so, dass wir hier von einem udfa sprechen, der dann komplett aus dem nichts in der zweiten runde gepickt wurde. hall ist eben (ähnlich wie shepherd) ein small school prospect und late riser, der rise hat auf den meisten boards (spätestens) in runde 3-4 aufgehört. aus meiner sicht auf jeden fall ein spielertyp der lange im raiders roster gefehlt hat und der grundsätzlich ins anforderungsprofil der modernen nfl passt, wo man verstärkt auf noch mehr interior pass rush setzt.
#65 Brandon Parker, North Carolina A&T
in puncto statur steht er unserem 1st rounder in nichts nach. das ist ebenfalls ein turm von einem offensive tackle, die arme sogar noch eine spur länger als beim kollegen miller. parker ist ein weiteres small school prospect. war im college vier jahre starter, hat dort u.a. für tarik cohen geblockt. neben den prototypischen maßen bringt auch er mehr als genügend athletic traits für die nfl mit. das footwork sieht teilweise schon ganz ordentlich aus, allgemein ist natürlich noch einiges an schliff nötig, der fällt aus meiner sicht in der tat in die kategorie raw. im college hat er oft mit einem finesse style agiert, was dort ausreichend war, aber da muss bei den big boys deutlich mehr power ins spiel. nichtsdestotrotz hat er sich in der senior bowl woche gegen ein höheres level of competition ganz gut verkauft, das ist schon mal ein ganz gutes zeichen. da wurde er hauptsächlich als rt eingesetzt, was wohl auch der spot ist wo ihn die raiders vorgesehen haben. kein thema, auch da ist bei mckenzie und gruden der gambler durchgekommen, meines erachtens sogar weit mehr als in der runde zuvor. ist halt immer eine frage des geschmackst und der mentalität, ob man sich für das (vermutlich) safere prospect mit dem geringeren ceiling entscheidet, aber man kann es auch so sehen: wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
#87 Arden Key, DE, LSU
top 10 (million dollar) talent, 5 cent head. oder so ähnlich... key ist groß, dabei relativ schmächtig, ein prototypischer und hochtalentierter speed rusher. seine explosivität und agilität, gepaart mit einer sauberen snap antizipation sind dabei ein mächtiges asset. dabei bringt er durchaus auch eine nette portion power ins spiel, was man aufgrund seines körperbaus gar nicht vermuten möchte. im krassen gegensatz zu den beiden vorigen prospects, kommt er aus einem ncaa football powerhouse. key hält an der lsu den single season sack rekord, das ist bei diesem level of competition und so einem traditiosreichen programm durchaus ein nettes accomplishment. wie kann so einer in die dritte runde fallen, vor allem in einer class, die diesbezüglich nicht gerade prall gefüllt ist? tja, character concerns. da gabs wohl abseits des feldes die ein oder andere geschichte, letztes jahr hat er sich eine längere auszeit (weg vom team) genommen. details dazu sind mir allerdings nicht bekannt. da muss man einfach auf gruden vertrauen. woodson war zu beginn seiner karriere auch ein schwieriger typ, die probleme (in oakland) begannen allerdings erst, als gruden weg war. wie auch immer, mit mack und irvin hat der junge ab sofort zwei musterprofis an seiner seite. auf dem feld ist das durch mack herbeigeführte aufmerksamkeitsdefizit mit sicherheit auch eine gute voraussetzung, um sich als sekundäre pass rush option in szene setzen zu können. vorerst sehe ich ihn als pass rush specialist, an seiner run defense wird man noch arbeiten müssen, aber alles in allem trieft dieser pick förmlich vor potential und value bzw. natürlich auch risiko. boom or bust paar excellence, aber an dieser stelle unterschreibe ich das ohne wenn und aber. das ist eben der preis den man bezahlen muss, wenn man sich in der dritten runde ein derartiges talent angelt.
#110 Nick Nelson, CB, Wisconsin
da hat man sich noch einen aus der relativ tiefen corner class gekrallt. körperlich und in puncto tests liegt nelson im durchschnitt. seine college karriere hat er in hawaii begonnen und wurde nach zwei seasons nach wisconsin transferiert. ich werd aus dem burschen nicht ganz schlau. der hat eine irre ball production (42 defended passes) und dabei keine einzige career interception. das muss man erst mal zustande bringen. zur beruhigung: das er bälle fangen kann, hab ich bei der combine gesehen. zwar nicht immer sauber, aber doch. nelson ist ein physical corner, was die ein oder andere strafe nach sich gezogen hat. da muss man defintiv ansetzen. er hat grundsätzlich das zeug, um als man corner fungieren zu können. pre draft hat er sich bei einem workout den meniskus gerissen, er soll aber wohl bis zum camp rechtzeitig einsatzbereit sein.
#140 Maurice Hurst, DT, Michigan
boom. eines meiner absoluten lieblings prospects in diesem draft. wie ich in meinem mockdraft recap kurz angerissen habe, war er für mich der dt, der mir am besten ins konzept gepasst hat. für teams auf der suche nach einer disruptive interior force meines erachtens klar die nr. 1 option. die wolverines sind seit jahren eine beständige d-line talent pipeline für die nfl. da lohnt sich für mich ein genauerer blick schon lange. hurst ist einer, den man einfach gerne zusieht und den man vor allem nicht lange suchen muss. ein extrem aggressiver und aktiver typ, der motor ist ständig am laufen, er war kontinuiertlich der erste der line, der sich richtung gegner bewegt hat und die hatten dann meistens alle hände voll zu tun. ein nahezu komplettes skill set, nette speed/power combo, schwere und aktive hände, auch gegen den lauf ein faktor. kurz: ein 3 down dt mit plus pass rush potential. bei der combine wurde bei ihm ein "irregular heartbeat" diagnostiziert. das ist grundsätzlich ein weit gefächerter überbegriff, kann von völlig unbedenklich bis lebensgefährlich alles mögliche sein. details dazu wurden nicht bekannt. im anschluss daran wurde er nach checks von medizinern der harvard medical school zum football spielen frei gegeben und hat in der folge seinen pro day absolviert. für die teams war es offensichtlich genug, um ihn auf ihren boards downzugraden bzw. komplett runter zu nehmen. ich kann mir allerdings (ohne weitere details zu kennen) beim besten willen nicht vorstellen, dass irgendein arzt auf diesem planeten einfach mal so das okay gibt, wenn tatsächlich ein erhöhtes/massives risiko besteht. das hätte für denjenigen selbstverständlich fatale folgen und dieser gefahr wird sich niemand so ohne weiteres aussetzen. wie auch immer, hurst ist an dieser stelle natürlich eine hammer aktie. darüber hinaus freu ich mich abgesehen vom spielerischen potential ganz besonders, dass ihm ausgerechnet unsere raiders die chance gegeben haben. laut mckenzie ist hurst ready to go und wird beim anstehenden rookie camp dabei sein.
#173 Johnny Townsend, P, Florida
ich hab zuerst seinen twitter account gecheckt. alles im grünen bereich. es war klar, dass sich die raiders im laufe des drafts einen punter holen werden. townsend war aus meiner sicht einer von drei mit einem draftable grade. er hat ordentlich leg power und brachte es im laufe seiner karriere auf ein gesundes 46,2 average. als bonus haben sich die raiders seinen kicker kollegen eddie pineiro als udfa gesichtert. der war in der abgelaufenen saison 17 von 18 bei fieldgoals und 5 von 5 über 50 yards. townsend war sein holder, da sollte momentan die chemie stimmen. gefällt mir.
#216 Azeem Victor, LB, Washington
da ist er wieder, der obligatorische late round linebacker. victor ist ein sauberer und williger tackler, hat defintiv bock auf kontakt und durchaus einen plan, was gerade auf dem feld passiert. also eigentlich ein talentiertes bürschchen. da wären allerdings auch suspendierungen, ein platzverweis, dui und als draufgabe hat er letztes jahr mit ein paar pfund zuviel auf den rippen gespielt und in weiterer folge seinen starter posten verloren.
#228 Marcell Ateman, WR, Oklahoma State
zum abschluss noch ein ganz netter value pick. ateman ist ein big target und mit 6.5 nun der größte in der raiders wr unit. er hat in einer high octane passing offense (die ehemaligen mitspieler qb rudolph und wr washington wurden vor ihm gezogen) sehr anständig produziert. nicht der explosivste und schnellste und zudem (im college) mit einem stark limitierten route tree, dafür hat er gute hände einen plus catching radius. meines erachtens eine sinnvolle ergänzung zum vorhandenen material, der eventuell als red zone target eine option werden könnte.
fazit:
ich kann der idee hinter dieser draft strategie einiges abgewinnen. es war wichtig und an der zeit, die trenches zu adressieren und für zusätzlichen pass rush zu sorgen. das haben mckenzie und gruden kompromisslos umgesetzt. nebenbei wurde mit dem trade/downtradematerial die wr unit mit einem spieler erweitert, der in dieser liga schon produziert hat und mit einem weiteren trade (wo man einen spieler abgegeben hat, für den man nach diesem draft keine verwendung mehr hatte) für competition im return game gesorgt. klar kann ich die leute verstehen, denen mckenzie und gruden einmal zu oft auf risiko gespielt haben, aber eines muss man ihnen defintiv lassen, sie haben drei spieler mit 1st round potential an land gezogen und das können die wenigsten verantwortlichen nach diesem wochenende von sich behaupten.