Nachwuchsprobleme in Deutschland

  • @NoTeam
    Ich sehe nicht mal entfernt eine Chance, dass Deutschland im Eishockey ein "Powerhouse" werden könnte. Die Sportart ruft in Deutschland einfach nur sehr beschränktes Interesse hervor. Ein größere Tradition gibt es höchstens in Bayern, wo aber an Traditionsstandorten häufig nur noch zweit- oder drittklassiges Eishockey gespielt wird. Alle traditionellen Sportarten wetteifern zudem hinter dem dominanten Fußball um das Interesse von immer weniger Kindern/Jugendlichen und konkurrieren mit immer mehr modernen Sportarten und sonstigen Freizeitbeschäftigungen. Wo sollen die Talente herkommen, wenn selbst in einer traditionell stärker verankerten Sportart wie Handball reihenweise die Clubs wegbrechen oder nur durch Spielgemeinschaften überhaupt noch (Jugend-)Mannschaften aufstellen können?


    Ich habe das Zitat aus dem Olympia-Thread mal als Anlass genommen, ein Thema in diese Richtung aufzumachen, da ich es sehr interessant und spannend finde.

    Woran liegt es, das andere Sportarten so weit hinter dem Fußball hängen? Woran liegt es, dass sich Kinder und Jugendliche in der Regel zu aller erst an Fußball orientieren? Warum haben Sportarten wie Eishockey, Handball, Volleyball, Football, Baseball usw. keine Chance gegen den mächtigen Fußball in Deutschland?

    Klar ist und war Fußball schon immer die Sportart Nummer 1 in Deutschland. Liegt sicherlich auch an den vergangen Erfolge, die die Nationalmannschaft oder auch die Vereine international erspielt haben.

    Sollten Schulen andere Sportarten vielleicht sogar fördern? Statt 2 Stunden Schulsport, unterrichten Vereine aus der eigenen Stadt oder der Umgebung die Kinder und präsentieren dort ihre Sportart. Vielleicht können auch User die Kinder haben mal sagen, wie es bei ihren Kindern in den Klassen aussieht? Wird dort hauptsächlich Fußball gespielt oder sind andere Sportarten dort auch ein Thema?

    In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gab es nur Fußball (zu Orientierung: Ich bin Jahrgang 86). Kann mich erinnern, dass in den anderen Dörfern auch das Thema Handball groß war. Scheinbar ist das noch heute so dort. Mit Football bin ich nur in Berührung gekommen, weil mein Onkel in einem Verein aktiv war. Ansonsten wäre ich mit Football außerhalb von Bravo Sport wohl nie in Berührung gekommen. Aber eigentlich gab es für uns nur Fußball. Wir wollten so sein wie Thomas Häßler, Jürgen Klinsmann usw.

    Ist das heutzutage auch durch die mediale Präsenz von Fußball so? Mittlerweile können Kinder und Jugendliche jeden Tag Fußball schauen. Überall wird über Fußball berichtet. Was tragen die Social-Media-Kanäle dazu bei? Eifern Kinder und Jugendliche ihrem Idol so hinterher, weil sie durch Facebook und Instagram viel mehr am Leben der Fußballspieler teilnehmen können?

    Was ich noch spannend finde: Wie wirkt sich der Hype um ran NFL auf die Footballvereine aus? Ich kann mir schon vorstellen, das dadurch Kinder und Jugendliche mehr mit Football in Berührung kommen werden. Es läuft Sonntagabend zu einer Zeit, in der sie sich mal ein Spiel ganz oder zur Hälfte anschauen können. Ich merke in meinem Umfeld auch, dass das Interesse gestiegen ist.

  • Aber zurück zur eigentlichen Kritik: Wo bleibt der Deutsche Football? Warum wurde die EM wirklich abgesagt? Warum schafft es ein Basketball oder ein Handball sich dermaßen stark zu vermarkten, der Deutsche Football jedoch bleibt im Schlamm stecken? Warum wird aus dem NFL-Boom nicht ordentlich Kapital geschlagen? Viele sehen die AFVD-Führung als Problem. Und dazu einige Landesverbände, die diese stützen und Rückendeckung geben.
    Denn, wenn auch ein Patrick Esume emotional wird und das Thema auf der größten europäischen Coaches Convention anspricht und tobenden Applaus dafür erntet, sieht man ganz genau, wo die klaffende Wunde ist. “Der Verband muss verstehen, dass er für Spieler, Trainer und Vereinsfunktionäre da ist - und nicht umgekehrt!”

    Aus Facebook. Titel "Kritik wird lauter und öffentlicher"

  • Ich glaube das verschiedene Faktoren eine Rolle spielen wenn es darum geht, wie sich Kinder oder deren Eltern sich eine Sportart wählen:
    Generelles Interesse an der Sportart hervorgerufen durch:
    - persönliche Erfahrungen
    - Präsenz in den Medien
    - Freunde, welche die Sportart betreiben
    - Stars und Vorbilder denen man nacheifern kann
    Wie "einfach" habe ich Zugriff:
    - Wie weit muss ich mein Kind zum Training oder zu Spielen/Turnieren fahren
    - wie hoch sind die Kosten für Ausstattung

    Und in meinen Augen auch wichtig: Kann ich die Sportart auch neben dem Training (Schulpausen, Freizeit) relativ einfach und mit wenig Personen ausführen.

    Ich glaube wenn du hier den Fußball gegen anderen Sportarten nach diese Raster vergleichst wird der Fußball immer haushoch gewinnen.

  • Einfache und günstige Trainingmöglichkeiten, "Verankerung" in der Gesellschaft, kurze Fahrzeiten (sind ja meistens nur Stadtteilmeisterschaften) und die tendenziell "einfachste" Sportart zum Erlernen.

    Was Football betrifft: ich würde mein Kind höchstwahrscheinlich auch kein Football spielen lassen. Die Köpfe sollen sich andere einschlagen. OK... Fußball wahrscheinlich auch nicht (bzw ich hoffe, dieser Kelch geht an mir vorbei. Danke noch mal an meine Eltern :bier:

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

    Einmal editiert, zuletzt von Buccaneer (22. Februar 2018 um 08:21)

  • Einfache und günstige Trainingmöglichkeiten, "Verankerung" in der Gesellschaft, kurze Fahrzeiten (sind ja meistens nur Stadtteilmeisterschaften) und die tendenziell "einfachste" Sportart zum Erlernen.

    Bei uns hat damals zwei Jacken als Tor und eine Blechdose gereicht um in den Schulpausen zu spielen.


    Was Football betrifft: ich würde mein Kind höchstwahrscheinlich auch kein Football spielen lassen. Die Köpfe sollen sich andere einschlagen. OK... Fußball wahrscheinlich auch nicht (bzw ich hoffe, dieser Kelch geht an mir vorbei. Danke noch mal an meine Eltern

    Es gab im Verein Diskussionen, ob man eine U12 melden soll, da die Bedenken wegen Verletzungsgefahr bestanden.
    Das Tackling ist relativ harmlos. Ab U16 wird es härter.
    Ich kann mich aber im Fußball noch gut an einige Kopfzusammenstöße beim Kopfball erinnern.

    Einmal editiert, zuletzt von LuckySpike (22. Februar 2018 um 08:31)

  • Bei uns hat damals zwei Jacken als Tor und eine Blechdose gereicht um in den Schulpausen zu spielen.

    Das klingt jetzt aber schon ein bisschen nach Deutschland 1946 :jeck:
    Also zumindest für nen Tennisball hat es bei uns dann doch immer noch gereicht

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Einfache und günstige Trainingmöglichkeiten, "Verankerung" in der Gesellschaft, kurze Fahrzeiten (sind ja meistens nur Stadtteilmeisterschaften) und die tendenziell "einfachste" Sportart zum Erlernen.

    Zur "Verankerung in der Gesellschaft" zählt m. E. insbesondere auch die Dauer-Repräsentation im Fernsehen. Man eifert Vorbildern nach. Das gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche. Die Vorbilder im Sport findet man entweder im persönlichen Umfeld oder in den Medien.

    Das klingt jetzt aber schon ein bisschen nach Deutschland 1946 :jeck: Also zumindest für nen Tennisball hat es bei uns dann doch immer noch gereicht

    Notfalls haben wir auf dem Schulhof (Grundschule) auch mit einem großen Kieselstein gekickt. Blechdose gab es häufig. Tennisball war genial. Das war Anfang der 80er, nix 1946.

  • Nachwuchsprobleme sind inzwischen aber auch beim großen Fussball zu spüren. Immer mehr Kinder und Jugendliche treiben gar keinen organisierten Sport, aus unterschiedlichsten Gründen. Ganztagsschulen, komplett berufstätige Eltern, geschlossene Sporthallen und Sportplätze, klamme Gemeinde-/Städtekassen sind nur ein paar Dinge, die dazu beitragen. Dazu kommen "bequeme" Eltern, denen es schon zu stressig ist, ihre Kinder zum Sport zu fahren oder dann gar Samstag oder Sonntag mit ihnen gemeinsam bei nem Sporttag zu sein, weil "man ja auch mal Freizeit braucht". Die Bereitschaft, in einem Verein etwas ehrenamtlich zu tun, lässt auch gefühlt immer mehr nach, immer die gleichen Elternteile verkaufen an Jugendspieltagen Kuchen und Getränke oder helfen beim Organisieren von Weihnachtsfeiern, stehen als Schiedsrichter zur Verfügung etc.. Selbst als Zugezogener in meinem Ort kann ich inzwischen (nach 1,5 Jahren) für die Veranstaltungen meiner Kurzen vorhersagen, welche Eltern man sehen wird beim Auf- und Abbau oder bei Ausflügen.
    Fussball profitiert im Großen und Ganzen noch von der Selbstverständlichkeit, mit der es betrieben wird. Die anderen Sportarten müssen immer größere Spielgemeinschaften bilden, um annähernd stabile Mannschaften zu haben.

  • Das wird in Zukunft wohl eher alles noch weniger werden. Es ist auch gefühlt immer weniger Bereitschaft Geld und Zeit zu investieren, von anderen Problemen mal ganz abgesehen.

    Wo sollen die Kids denn Eishockey spielen? Es gibt ja kaum noch Hallen dazu die Kosten für die Ausrüstung.
    Wo sich Eltern dreimal überlegen Geld reinzustecken, da die Kids ja nach nem 1/2 Jahr das Interesse verlieren könnten.

    Schwimmbäder schließen auch immer mehr. Wo soll da Nachwuchs im Schwimmbereich herkommen? Die Hälfte der heutigen Schüler kann ja nichtmal schwimmen.

    Selbst beim Nationalsport Fußball ist es rückläufig und da kann Geld schonmal keine Ausrede sein.

    Ein Beispiel von mir persönlich:
    Ich hab ne Patchworkfamilie, wir leben momentan 500km auseinander. Die haben in Essen den Kindern ein Traumsportplatz mit zwei Kunstrasenplätzen gebaut. Die geben sich auch sonst wirklich Mühe im Verein.

    Wenn ich dann in Essen bin, gehe ich immer zu den Spielen des jüngsten heim und auswährts. Wenn ich in der Woche da bin, auch zum Training.
    Und es sind immer, wirklich immer die selben Eltern da. Die hälfte der Eltern zeigt absolut null Interesse daran wie die eigenen Kinder spielen.
    Es sei denn es ist Sommerfest mit grillen und Freigetränke da haben aufeinmal alle Zeit.
    Jetzt im Winter kriegen sie es aber nicht gebacken den Kindern ne Kanne Tee zum Training zu kochen. Usw.

    Dazu kommt in den nächsten Jahren der Boom beim E-Sport der die nächste Generation noch mehr vom "normalen" Sport wegholen wird.

  • Dazu kommen "bequeme" Eltern, denen es schon zu stressig ist, ihre Kinder zum Sport zu fahren oder dann gar Samstag oder Sonntag mit ihnen gemeinsam bei nem Sporttag zu sein, weil "man ja auch mal Freizeit braucht".

    Wobei ich die Anführungszeichen bei den "bequemen" Eltern hier gerne noch einmal hervor heben möchte. Ich hatte selbst das Glück Eltern zu haben, die mich zu jedem Training gebracht und abgeholt haben, zu jedem Spiel egal ob Heim oder auswärts in Öd im Winkel begleitet haben. Die für jedes Hallenturnier, Weihnachtsfest, Sommerfest, Punschausschank und sonstigen Schmafu Kuchen und Kekse gebacken oder Tombola Preise gesponsert haben. Kurzum: die sich sehr engagiert haben.

    Als kleiner Stöpsel war das für mich ganz normal, obwohl mir damals schon aufgefallen ist, dass das nicht alle Eltern meiner Teamkameraden so machen.

    Da sind desöfteren ganze Wochenenden für ein Hallenturnier in Hintertupfing draufgegangen, nur um dem Sohnemann dessen linker Fuß maximal zum Stehen da war, danach noch aufzumuntern, dass ein 8. Platz doch gar nicht so schlecht sei.

    Ich bewundere meine Eltern im Nachhinein sehr für ihren damaligen Einsatz und bin ihnen dafür auch wirklich dankbar, aber heute frag ich mich echt ob ich das genauso für meine Kinder machen kann und will.

    Gar nicht so leicht...

  • Wobei ich die Anführungszeichen bei den "bequemen" Eltern hier gerne noch einmal hervor heben möchte. Ich hatte selbst das Glück Eltern zu haben, die mich zu jedem Training gebracht und abgeholt haben, zu jedem Spiel egal ob Heim oder auswärts in Öd im Winkel begleitet haben. Die für jedes Hallenturnier, Weihnachtsfest, Sommerfest, Punschausschank und sonstigen Schmafu Kuchen und Kekse gebacken oder Tombola Preise gesponsert haben. Kurzum: die sich sehr engagiert haben.
    Als kleiner Stöpsel war das für mich ganz normal, obwohl mir damals schon aufgefallen ist, dass das nicht alle Eltern meiner Teamkameraden so machen.

    Da sind desöfteren ganze Wochenenden für ein Hallenturnier in Hintertupfing draufgegangen, nur um dem Sohnemann dessen linker Fuß maximal zum Stehen da war, danach noch aufzumuntern, dass ein 8. Platz doch gar nicht so schlecht sei.

    Ich bewundere meine Eltern im Nachhinein sehr für ihren damaligen Einsatz und bin ihnen dafür auch wirklich dankbar, aber heute frag ich mich echt ob ich das genauso für meine Kinder machen kann und will.

    Gar nicht so leicht...

    Yep. Hier auch noch mal "Danke" an meinen Papa, der wirklich JEDES Mal mitgefahren ist, was im Hockey beileibe keine Selbstverständlichkeit ist, wenn man Sonntag Morgen um 9 in Bielefeld sein muss!
    Ich bin mir ehrlich gesagt ziemlich sicher, dass ich das genau so machen möchte

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • [...]

    Ich bewundere meine Eltern im Nachhinein sehr für ihren damaligen Einsatz und bin ihnen dafür auch wirklich dankbar, aber heute frag ich mich echt ob ich das genauso für meine Kinder machen kann und will.

    Gar nicht so leicht...

    Im Endeffekt besteht bei dir ne hohe Wahrscheinlichkeit, es ähnlich machen zu wollen, weil es damals für dich normal war und du eine gute Erinnerung damit verbindest. Ich hatte auch das Glück, dass beide Elternteile meinen Bruder und mich zum Teil parallel zu Handballspielen 60 Kilometer auseinander gefahren haben und somit zum Teil schon Gerüchte über "schlechter Stand der Ehe" im Ort die Runde machten, da man das ganze Wochenende getrennt unterwegs ist.

    Ich mache auch niemandem nen Vorwurf, wenn es aus bestimmten Gründen nicht klappt, den Nachwuchs öfter zu begleiten, aber allzuoft ist es nur Egoismus, der dahinter steckt.

  • Ich mache auch niemandem nen Vorwurf, wenn es aus bestimmten Gründen nicht klappt, den Nachwuchs öfter zu begleiten, aber allzuoft ist es nur Egoismus, der dahinter steckt.

    Genau das ist der Punkt. Ich habe jahrelang Jugendarbeit beim Fußball gemacht. Und viele Eltern sehen es einfach nicht als ihre Aufgabe an, ihre Kinder in ihrer Freizeit zu unterstützen. Im Gegenteil gilt sehr oft das Motto "Hauptsache sie werden woanders betreut und wir haben Zeit für uns".

    Natürlich gibt es viele Ausnahmen und auch sehr engagierte Eltern. Aber viele sind zum Teil einfach auch froh, wenn ihre Kinder weg sind und betreut werden.
    Und das Problem ist, dass es danach immer weiter geht. Kinder, welche von ihren Eltern begleitet werden, werden auch in Zukunft eher ihre eigenen Kinder unterstützen. Sie kennen es eben so. Kinder, welche nicht begleitet wurden, werden es eher nicht tun und damit wird es immer schwieriger werden...

  • Genau das ist der Punkt. Ich habe jahrelang Jugendarbeit beim Fußball gemacht. Und viele Eltern sehen es einfach nicht als ihre Aufgabe an, ihre Kinder in ihrer Freizeit zu unterstützen. Im Gegenteil gilt sehr oft das Motto "Hauptsache sie werden woanders betreut und wir haben Zeit für uns".
    Natürlich gibt es viele Ausnahmen und auch sehr engagierte Eltern. Aber viele sind zum Teil einfach auch froh, wenn ihre Kinder weg sind und betreut werden.
    Und das Problem ist, dass es danach immer weiter geht. Kinder, welche von ihren Eltern begleitet werden, werden auch in Zukunft eher ihre eigenen Kinder unterstützen. Sie kennen es eben so. Kinder, welche nicht begleitet wurden, werden es eher nicht tun und damit wird es immer schwieriger werden...

    Ich hatte es anders erlebt.
    Vater war nur in der E- Jugend dabei.
    Danach bin ich alleine zum Verein. Auch kein Fahrdienst zum Fußballplatz.
    Heute bin ich bei meinen Jungs immer dabei.

  • Von Nachwuchsproblemen zum Elternbashing, da schließt sich der Kreis :wendigo: scheinen aber ja ein paar Supereltern nachzukommen von daher ist noch nichts verloren :mrgreen:

  • Ich bewundere meine Eltern im Nachhinein sehr für ihren damaligen Einsatz und bin ihnen dafür auch wirklich dankbar, aber heute frag ich mich echt ob ich das genauso für meine Kinder machen kann und will.

    ich hatte auch das Glück, dass meine Eltern mich (aus meiner Sicht) perfekt unterstützt haben. Einzige Bedingung war, dass ich bei einer Sache bleibe und nicht im monatstakt wechsle. Als dies erledigt war, wurde ich auch klaglos herumgefahren, und da ich früh im Leistungssport gelandet bin und früh viele Kadermaßnahmen hatte, war das ziemlich viel. Dazu (auch wichtig) ehrliches Feedback, also Lob aber auch Kritik.
    Heute unterstütze ich meinem Sohn und trainiere seine Mannschaft und darf mich jetzt genau mit dem Elternphänomen herumschlagen. Einsatzzeiten ihres Filius müssen begründet werden, kurzfristige Ausflüge sprengen dann das Team (in einer Mannschaftssportart), da ist alles dabei, leider.
    Ich kann nur sagen, ohne die "richtigen" Eltern ist es fast unmöglich, dass ein Kind wirklich gut in einer Sportart wird.

    Einmal editiert, zuletzt von DU-TH (22. Februar 2018 um 14:38)

  • Von Nachwuchsproblemen zum Elternbashing, da schließt sich der Kreis scheinen aber ja ein paar Supereltern nachzukommen von daher ist noch nichts verloren

    Spaß hin oder her, aber es ist leider genau einer der Kardinalpunkte. Welcher 10jährige kann sich gegen seine Eltern durchsetzen, wenn die keine Lust oder Zeit zum unterstützen haben?

  • Spaß hin oder her, aber es ist leider genau einer der Kardinalpunkte. Welcher 10jährige kann sich gegen seine Eltern durchsetzen, wenn die keine Lust oder Zeit zum unterstützen haben?

    Sehe ich auch so, ich kann die erwähnten Punkte bestätigen. Ich war lange im Footballnachwuchs aktiv und es gab ca. ein Drittel der Eltern die ich nie gesehen habe: Weder zu Beginn als die Kinder mit Sport anfingen, noch als die ersten Rechnungen zu zahlen waren, noch bei Elterninfo-Terminen, noch bei Spielen oder sonstigen sozialen Aktivitäten - in einem Zeitraum von bis zu 4 Jahren.
    Dass kann man jetzt gerne als Bashing auslegen, aber ich bin überzeugt, dass Kinder soweit von ihren Eltern geprägt und konditioniert werden, dass der Großteil diese Verhaltenszüge annehmen wird und sich in Zukunft ähnlich verhalten wird.

    Das Thema Geld ist auch nicht zu unterschätzen. Wenn du als Nachwuchstrainer im Randsport keine Entlohnung bekommst, und der Nachwuchsfussballtrainer schon, dann hilft das nicht in Sachen Motivatopm. Natürlich macht man das nicht wegen des Geldes, aber bei der spärlichen Freizeit von vielen ist das natürlich nicht förderlich.

    GO Irish!

    Einmal editiert, zuletzt von Rupi#57 (22. Februar 2018 um 15:14)

  • Spaß hin oder her, aber es ist leider genau einer der Kardinalpunkte. Welcher 10jährige kann sich gegen seine Eltern durchsetzen, wenn die keine Lust oder Zeit zum unterstützen haben?

    Das war überhaupt nicht spaßig gemeint, ich hatte den Eindruck der ein oder andere würde hier 'gute Eltern schlechte Eltern' spielen. Mir ist das zu pauschal, jeder Fall ist anders.

    Bei 99% der Kinder geht es doch um Breitensport und den Spaß an der Sache, ich habe das selber 6 1/2 Jahre gemacht und 50% der Eltern (ja pauschal) ;) will ich da überhaupt nicht bei haben, so anstrengend und wenig förderlich sind die.

  • Ich habe selbst keine Kinder, kenne aber sowohl aus meiner eigenen Kindheit als auch aus der Anschauung bei Freunden und Verwandten beide Arten von Eltern. Ich denke, ich hatte es da als Kind nicht perfekt, aber doch sehr gut erwischt. Es meckert auch keiner, wenn die alleinerziehende Mutter mit drei Kindern nicht alles gleichzeitig machen kann. Aber es gibt eben auch Eltern, bei denen jeder weiß, dass sie eigentlich könnten, wenn sie wollten.

    Im Fußball habe ich keinen Einblick in der Breite. Aber mein bester Freund trainiert die Schülermannschaft (Grundschulalter) seines Sohnes. Die haben zwei Trainer und zwei vollständige Mannschaften in der gleichen Altersklasse. Es gäbe noch viele interessierte Kinder, aber es herrscht Aufnahmestop. Von solchen Verhältnissen können die meisten anderen Sportarten nur träumen.

  • Ein Aspekt, der mir in der Diskussion hier bisher fehlt, ist die veränderte Arbeitswelt. In der Zeit und der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, gingen Mütter in der Regel keiner oder höchstens einer halbtägigen Erwerbsarbeit nach. Zudem hatte fast jeder Großeltern in der Nähe, von denen Oma ebenfalls nicht arbeitete und Opa spätestens mit 60 in Rente war. Heute ist das alles nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme. Klar, es gab und gibt auch faule Eltern, aber selbst die Gutwilligsten haben es unter den veränderten Bedingungen deutlich schwerer als früher. Und natürlich schlagen diese Schwierigkeiten umso stärker durch, wenn die Kinder eine Sportart betreiben wollen, die man nicht zu Fuß erreicht - was leider oft fast alles außer Fußball ist.

  • @Silversurger: Danke! :)


    Ich habe von der F- bis zur A-Jugend Fußball gespielt, meine (damals größtenteils alleinerziehende) Mutter war verständlicherweise nur selten mit dabei, hat aber auch durchaus den einen oder anderen Fahrdienst übernommen. Ansonsten waren es auch in den 80ern und 90ern schon immer dieselben drei, vier "Elternvertreter", die regelmäßig unterstützt haben - den Rest habe ich nie zu Gesicht bekommen.

    Football habe ich erst als Erwachsener gespielt (ab 25), meine Eltern haben aus Neugier mal ein Spiel besucht und...nun ja, sagen wir, sie waren von der eher "rustikalen" Atmosphäre vor allem neben dem Platz nicht sehr angetan :rolleyes:

    Man kann diese Erfahrung natürlich nicht verallgemeinern, aber bei uns waren damals im und rund um das Team schon einige lautstarke Prolls dabei, die ihrer Aggressivität nicht nur auf dem Platz freien Lauf ließen - glücklicherweise nur verbal, aber zum Abschrecken hat's zehnmal gereicht.

    Ich kann nicht beurteilen, ob und in welchem Ausmaß es das heute auch noch gibt, aber speziell beim Football dürfte es damals einige Eltern abgeschreckt haben...andere wiederum hat es fast magisch angezogen :mrgreen:

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

    Einmal editiert, zuletzt von Johnny No89 (23. Februar 2018 um 07:46)

  • Man kann allgemein nur hoffen, dass es für die Vereine und Verbände in Zukunft überhaupt noch möglich ist, zu überleben und einen Spielbetrieb in egal welcher Sportart auf die Beine stellen zu können. Denn wenn es erst so weit ist, dass man wirklich fürs Training 40+ Kilometer schon in der Kindheit fahren muss, dann wird ganz schnell fast gar nichts mehr möglich sein.
    Entgegenwirken erfordert hier im Gesamten ein Umdenken. Es ist durch geänderte Arbeitszeiten /-verhältnisse, Schulzeiten und geänderte Familienverhältnisse nicht mehr so wie vor 20, 30 Jahren und daran müssen alle gemeinsam arbeiten, damit auch unser Nachwuchs und die folgenden Generationen etwas von dem, in meinen Augen wertvollen, Konstrukt des Vereinssports haben.

  • Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich nur sagen, man braucht einfach Menschen die sich engagieren. Wir haben im Verein seit drei Jahren neue Jugendtrainer für die ganz jungen Jahrgänge und die Kinder rennen denen die Bude ein. Ich rede übrigens von Fussball, Aber wir haben ebenfalls eine Leichtathletik Abteilung die auch seit Jahren eine hohe Anzahl Kinder in mehreren Altersgruppen hat. Auch mit sehr engagierten Trainern. Ich glaube auch nicht das es früher soviel mehr Trainer gab. Oder mehr oder weniger helfende Eltern. Meine Erfahrung ist eher das man für das eigene Kind schon was macht, Aber für Veranstaltungen die den ganzen Verein betreffen findet man schwerer Helfer

  • Ein Aspekt, der mir in der Diskussion hier bisher fehlt, ist die veränderte Arbeitswelt. In der Zeit und der Gegend, in der ich aufgewachsen bin, gingen Mütter in der Regel keiner oder höchstens einer halbtägigen Erwerbsarbeit nach. Zudem hatte fast jeder Großeltern in der Nähe, von denen Oma ebenfalls nicht arbeitete und Opa spätestens mit 60 in Rente war. Heute ist das alles nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme. Klar, es gab und gibt auch faule Eltern, aber selbst die Gutwilligsten haben es unter den veränderten Bedingungen deutlich schwerer als früher. Und natürlich schlagen diese Schwierigkeiten umso stärker durch, wenn die Kinder eine Sportart betreiben wollen, die man nicht zu Fuß erreicht - was leider oft fast alles außer Fußball ist.

    ich führe es noch ein Stück weiter, auch die veränderte Schulwelt hat einen Einfluss. Regelmäßig bis in den nachmittag Schule bei G8 fördert auch nicht unbedingt den Sportdrang der Kids. Von daher gibt es auch an dieser Front Schwierigkeiten.

  • Ich hatte es anders erlebt.Vater war nur in der E- Jugend dabei.
    Danach bin ich alleine zum Verein. Auch kein Fahrdienst zum Fußballplatz.
    Heute bin ich bei meinen Jungs immer dabei.

    Ich frage mich gerade was daran so schlimm ist?
    In meiner Jugend (ab 11 Jahre) bin ich zweimal die Woche erstmal zwei Kilometer (bergab) mit den Inline Skates zum nächsten Bahnhof gefahren, dann mit dem Zug 17 Minuten in die Stadt und dann vom Bahnhof noch mal 1,5km berghoch zum Hockeyplatz. Nur nach dem Training wurde ich dann abgeholt.

    Bei den heutigen Helikopter-Mums bzw. Vätern würde so ein bisschen Selbstständigkeit vielleicht auch mal gut tun. Aber Helikopter-Väter gab es damals ja auch schon, die dann beim ganzen Training dabei waren und am besten noch in die Trainingsmethoden rein quatschen wollten.

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • Wenn ich so an meine Jugendfußballzeit zurückdenke, kann ich mich an zwei Väter erinnern, die gelegentlich mal bei Spielen dabei waren. Zum Training ist da nie einer erschienen. Trotzdem war fast die komplette männliche Dorfjugend im Fußballverein aktiv, ein paar wenige waren ausschließlich im Schützenverein, manche haben beides gemacht. Mehr Möglichkeiten gab es nicht. Für andere Sportarten hätte man 5-10 km fahren müssen. Mit dem Fahrrad, denn von den Eltern wäre niemand auf die Idee gekommen, da den Fahrdienst zu machen. Vereinzelt haben das mal Leute gemacht, um Tischtennis oder Teakwondo zu machen, aber das ist dann immer schnell wieder eingeschlafen. Geändert hat sich das erst, wenn man ab 15 Jahren dank Mofa mobiler wurde.

    Eltern waren nur gefragt, wenn man an der Reihe war die Trikots zu waschen.

    Keep Pounding

  • Ich frage mich gerade was daran so schlimm ist?
    In meiner Jugend (ab 11 Jahre) bin ich zweimal die Woche erstmal zwei Kilometer (bergab) mit den Inline Skates zum nächsten Bahnhof gefahren, dann mit dem Zug 17 Minuten in die Stadt und dann vom Bahnhof noch mal 1,5km berghoch zum Hockeyplatz. Nur nach dem Training wurde ich dann abgeholt.

    Ich habe ja davon gelernt.
    Was hat mir damals gefehlt? Jemand, der mir ab und zu in den Hintern getreten hatte, wenn ich mal keine Lust hatte.
    Betrifft die Schule auch. Mir wäre der 2. Bildungsweg erspart geblieben.
    Bereue ich es? Nein!

    Nicht als Helikoptervater, sondern als ein Mentor der seinen Sohn begleitet und bestärkt bin ich heute unterwegs mit meinen Jungs.
    Hat mir damals jemand etwas von der 100%-Leistungsrenze etwas erzählt? Nö!
    Das dauert, bis man als Jugendlicher/Heranwachsender selbst darauf kommt.

    Aber ich verstehe was du meinst. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von LuckySpike (26. Februar 2018 um 17:02)

  • Ich frage mich gerade was daran so schlimm ist?
    In meiner Jugend (ab 11 Jahre) bin ich zweimal die Woche erstmal zwei Kilometer (bergab) mit den Inline Skates zum nächsten Bahnhof gefahren, dann mit dem Zug 17 Minuten in die Stadt und dann vom Bahnhof noch mal 1,5km berghoch zum Hockeyplatz. Nur nach dem Training wurde ich dann abgeholt.

    Bei den heutigen Helikopter-Mums bzw. Vätern würde so ein bisschen Selbstständigkeit vielleicht auch mal gut tun. Aber Helikopter-Väter gab es damals ja auch schon, die dann beim ganzen Training dabei waren und am besten noch in die Trainingsmethoden rein quatschen wollten.

    völlig richtig, aber das sind heute andere Zeiten. Ich bin selbst zuhause hart mit meiner Frau am diskutieren, dass mein Sohnemann auch bei Dunkelheit (20 Uhr) die 1km im Stadtteil mit dem Rad nach hause kommen darf. :)