Es ist soweit, ein neuer Champion wird ausgespielt und die Buccaneers dabei als Titelverteidiger gejagt. Ganz im Trend der letzten Jahre, St. Louis ausgenommen, hat wieder ein defensiv orientiertes Team die Nase vorn behalten. Zwar tat man im Vorfeld alles, um vor allem den offensiven Bereich etwas anzukurbeln, aber wenn man genau analysiert bleibt nicht verborgen, dass die Defensive um DC Monte Kiffin den Löwenanteil am ersten SB-Triumph der noch verhältnismäßig jungen Franchise aus Tampa trug.
SB XXXVII ist Geschichte, es gilt wieder Fahrt aufzunehmen. Eines ist klar, wenn nach den Broncos von 1998 ein Team das Zeug zum Double hatte, dann diese Bucs. Aber ebenso klar ist auch, dass es so gut wie keine leichten Gegner gibt, weder in der Division, noch auf dem Schedule. Die Erwartungshaltung ist groß, der Druck der Fans, welche sich nicht nur in D rasant vermehrt haben, nimmt zu und die eigenen Ansprüche sind angesichts des Kaders zu Recht sehr hoch.
Stichwort Kader. Die (wichtigen) Abgänge:
- C Jeff Christy - Von ihm war lange nichts zu hören, warum eigentlich? Spielen kann er noch und schlecht ist er bei weitem nicht, auch wenn er seinen Zenit längst hinter sich hat. Jeff hatte sich in der letzten Saison gesteigert, ohne herausragend gewesen zu sein. Ein cut war sowohl bezüglich der cap unvermeidlich, als auch im Ansinnen von Bill Muir, neue Interior Linemen zu installieren.
- SLB Alshermond Singleton - Ein unspektakulärer Spieler und doch effektiv in seiner Spielweise. Ob er für die Cowboys eine Verstärkung bedeutet muss man noch sehen, denn Al lebte natürlich von den Mitspielern. Allerdings hat er Geschmack gefunden, erstmals nach 6 Jahren nomineller Starter gewesen zu sein. Seine Entwicklung ist noch immer nicht beendet.
- FS Dexter Jackson - Ähnlich wie Singleton ist er der noch am ehesten ersetzbare D-Starter. Als SB-MVP strömt ihm natürlich viel Vorschusslorbeer entgegen, allerdings muss er sich bei den Cards des jungen Michael Stone erwehren.
- QB Rob Johnson - Nach dem was er zeigte - kein Verlust. Aus dem Flutie-Bezwinger ist ein Reisepass(er) geworden. Zufriedenheit in Washington - Fehlanzeige. Tendiert zum Auslaufmodell.
- OL Todd Washington - Mädchen für alles, aber entgegen meiner Annahme vom letzten Jahr hat er es nicht geschafft sich durchzusetzen. Mag sein das er viel gehandicapt durch Verletzungen war, aber dennoch muss man seine Präsenz zumeist als sehr enttäuschend ansehen.
Wichtige Zugänge:
C John Wade, OG Jason Whittle; LB Dwayne Rudd; RB Terry Kirby, RB Thomas Jones
Offensive
Ziel und Bestreben von Jon Gruden ist es, für eine bessere Ausgewogenheit zwischen den Mannschaftsteilen zu sorgen. Gemeint ist natürlich eine Steigerung im Angriff, insbesondere dem Laufspiel. Sechs mikrige TD´s sind im Running Game herausgesprungen, nur die Texans haben das auch "geschafft".
Grudens WCO-Variante ist gleich im ersten Jahr seiner Anwesenheit sehr zufriedenstellend umgesetzt worden. Mit K.J. und McCardell hat er natürlich auch genau die idealen Spieler zur Verfügung. Gegen Screens und Swingpässe war schon zuletzt kaum ein Mittel gewachsen, daran wird sich wenig ändern. Im Camp sind sehr viele Comeback-Routen einstudiert worden. Wen wunderts, davonlaufen aufgrund hohem speeds kann kaum einer. Wichtig sind vor allem Ball-, Uhrkontrolle und natürlich mehr Durchschlagskraft der RB´s in der Redzone.
O-Line
Kaum einem Mannschaftsteil wie diesem ist in den letzten Wochen und Monaten mehr Beachtung geschenkt wurden. Gleich 3 Spieler wurden bei der Draft ausgewählt, ein deutliches Indiz für die Offseason-Priorität.
Mit Jeff Christy verliert Tampa einen honorierten Spieler, der vor 3 Jahren zusammen mit Randall McDaniel von den Vikings geholt wurde. Seine Spritzigkeit ist natürlich nicht mehr wie damals vorhanden, aber zu dem ganz großen Highlight in seiner Karriere hat er vor allem im zweiten Saisonabschnitt viel beigetragen. Für $1 Mio hätte man ihn gar behalten, doch Christy konnte diese Summe nicht mehr reizen, zumal er wusste, dass O-Line-Stratege Bill Muir anderes vorhatte. Offiziell retired hat er nicht, inoffiziell wohl aber mit der NFL-Karriere abgeschlossen.
Für Christy wird nun John Wade die Snaps übernehmen. Er ist im besten Alter, hat bei den Jags im ersten Jahr als Starter sehr souverän gespielt. Als Backup wartet Babyface Austin King auf sporadische Einsätze. Schade für Jason Scukanec, der in der NFLE zu beeindrucken wusste, aber für ihn wird nach dem letzten cut kein Platz mehr übrig bleiben.
Die Starting-Guards werden Kerry Jenkings und Cosey Coleman sein, wobei letzterer davon profitierte, dass sich Neuverpflichtung Jason Whittle bereits Anfang Mai das rechte Bein brach. Coleman überzeugte im Camp vor allem Coach Muir, der ihn eigentlich aussortieren wollte. Als vierter Guard wird Rookie Sean Mahan dazugehören. Er hat noch viel Nachholebedarf in Sachen Fußtechnik und Run Blocking, zeigte sich aber als eifriger Schüler, ohne Respekt im Training vor Größen wie McFarland. Für Dan Goodspeed dürfte es schwer werden überhaupt aufs PS zu gelangen.
Der Wechsel auf seine natural position, dem RT, hat Kenyatta Walker wirkungsvoller werden lassen. Nach anfangs eklatanten Schwächen beim Pass Block, steigerte er sich von Spiel zu Spiel. Es gelingt ihm nun seine Beweglichkeit umzusetzen, den jeweiligen Gegenspieler besser zu fixieren. Hinter ihm kämpfen Cornell Green und Mitch White um den Backup-Posten, wobei Green die Nase vorn haben dürfte. Im Notfall könnte Jenkings die Position übernehmen, Line-Coach Rod Marinelli hat ihn bereits getestet. Beachtung findet diese Position deshalb sehr stark, weil Chris Simms ein Linkshänder ist und er natürlich gleichen Schutz wie Brad Johnson oder Shaun King haben sollte.
LT Roman Oben ist zu einer festen Größe in der Line geworden. Manch einer seiner Position sollte sich an ihm ein Beispiel nehmen und nicht monatelang um Kohle zocken. Oben, der noch vor 2 Jahren bei den Browns spielte, hat Spass bei den Bucs und keine Probleme damit, mit einem selbst für rechte Tackle mikrigen Gehalt entlohnt zu werden. Der 4-Jahresvertrag garantiert ihm in diesem Jahr $ 655 T, bei einem SB von $ 700 T und einem Gesamtvolumen von $4,3 Mio. Wie McKay das nur immer macht?
Hinter Oben darf Lance Nimmo sein Lehrjahr absolvieren. Ihn hatten bei der Draft wohl die wenigsten im Visier, von den Browns einmal abgesehen. Seitdem ich sah, was Muir aus einer teilweise desolaten Line harausholen kann, habe ich vollstes Vertrauen zu seinen Entscheidungen. Nimmo wirkte im Camp mitunter etwas unbeholfen und langsam, aber in seinen Kurzeinsätzen war er aufmerksam und zuverlässig. Angesichts der unerfahrenen Backups: Rating 6,5/ 10.
Quarterbacks
Ohne Brad Johnson ist die Offense der Bucs wenig wert. Das haben die 3 Spiele der letzten Saison gezeigt, als er verletzungsbedingt nicht eingesetzt werden konnte. Gruden weiß was er an ihm hat und war deshalb spürbar erleichtert, als McKay und Johnsons Agent Phil Williams nach wochenlangem Pokerspiel eine Einigung erzielten. Demnach bleibt Brad der zweitteuerste Spieler obwohl die cap um $1,5 Mio entlastet werden konnte. Johnson ist nun bis 2006 an Tampa gebunden, allerdings kann sich jeder vorstellen, dass diese Vertragsdauer kaum Bestand haben wird.
Mit stolzen 34 Jahren hat er das beste Jahr seiner Karriere gerade hinter sich. Unglaublich was Gruden aus "Oldie-QB´s" herausholen kann - beide Zöglinge seiner noch jungen HC-Karriere standen sich im SB gegenüber. Nur die wenigsten hätten Brad Johnson noch etwas zugetraut. An dieser Stelle ein Ausschnitt aus meinem letzten Preview: "Seine Defizite den Ball selbst nach vorn zu tragen sind weniger von Bedeutung. Entscheidend, und das hat auch Gruden durchklingen lassen, wird es sein, eigene Fehler zu vermeiden." ... was er bestens beherzigt hat. Den 6 Interceptions hatte er stolze 22 TD´s entgegenzusetzen. Auch wenn sein Kurzpassspiel nicht jedermanns Sache ist, eine zweite Pro Bowl-Nominierung wäre gerechtfertigt gewesen. Das Herzstück der Offense ist niemand anders als B.J., gerade deshalb sollte Protection wichtiger denn je sein.
Womit keiner rechnen konnte, von den heimischen Optimisten abgesehen, Shaun King ist wieder dick im Geschäft. Gruden hat einen Narren an ihm gefressen und King dankt das Vertrauen mit enormen Steigerungen auf fast allen Gebieten (Ballkontrolle, Genauigkeit, Wurfhärte). Von Rob Johnson redet kein Mensch mehr und Jim Miller wird nach seinem Trainingsrückstand und der Verletzungsanfälligkeit schwerlich das Roster packen. Einzige Ausnahme: Gruden entscheidet sich für 4 QB´s, aber danach sieht es im Moment nicht aus.
King absolviert das letzte Jahr seines Rookie-Vertrages und möchte allen Kritikern beweisen, dass er sich weiterentwickelt hat. Sollte B.J. ausfallen hat Gruden zu ihm vollstes Vertrauen. Wenigstens einer ...
Dafür, dass die Raiders uns den Fargas weggeschnappt haben, sind wir mit Chris Simms in Runde 3 bestens bedient. Nach allem was man in den letzten Wochen über ihn hören konnte, ist er in jedem Fall NFL-tauglich. Gruden ist begeistert von der Lernbereitschaft und der Umsetzung dessen. Im Gegenzug kann Simms nicht oft genug erwähnen welche Ehre es für ihn ist, mit Gruden zusammenzuarbeiten. Ob er in die Fußstapfen seines Vaters Phil treten kann bleibt abzuwarten, als QB bzw. Ex-QB der Bucs hat man in den letzten Jahren nicht schlecht abgeschnitten. Simms gehört ohne Zweifel die Zukunft im Team. Rating 7,5/ 10
Running Backs
Wenn es eine "dünne" Stelle im Team gibt, dann ist es die Position des RB´s. Gerade 3,8 y. pro Lauf stehen in den Saison Stats, schwächer waren in der NFC nur Carolina und Chicago. Woran lag es? In erster Linie an den Ballträgern und so gesehen haben Pittman und Co schon enttäuscht. Nun kam noch die leidige "Hummer" - Geschichte hinzu, die ich hier nun nicht weiter ausbreiten möchte. Wenn es gut läuft kann Pittman die Saison durchspielen, wenn nicht spielt er bald für die "Alcatraz Islanders". In jedem Fall bleibt er zunächst die Nummer 1.
Weil Arizonas RB´s so überaus anziehend sind, kam nun als Ersatzmann im Falle des Falles auch noch Thomas Jones nach Tampa. Er hat ein befriedigendes Camp absolviert, aber der Coaching Staff glaubt an das Talent des Erstrundenpicks aus 2001. Bisher wurde Jones den Erwartungen in der NFL nicht gerecht. In Arizona spricht man gar von einem Draftbust. Jones ist ebenso wie Pittman in der Lage als Passempfänger zu dienen und auch angesichts der Situation auf dem FA-Markt war dieser Trade nicht unklug.
Dritter RB und erster Ersatzmann für Pittman ist Aaron Stecker. Er hat nicht nur einen hohen Wert als Returner, auch sonst wirbelt er im Training alles durcheinander. Nicht wenige würden ihm sogar den Vorzug vor Pittman geben, aber Training und Spiel sind zwei verschiedene Schuhe. Für Terry Kirby und Travis Stephens dürfte es nicht reichen, beide haben sich nicht gerade aufgedrängt. Stephens bleibt die Hoffnung PS.
Bei den Fullbacks ist Mike Alstott gesetzt. Er soll nach Grudens Vorstellungen mehr Spielanteile erhalten und vor allem die letzten yards zur gegnerischen Endzone "fressen". Für bestimmte Goalline-Situationen stehen Sapp und McFarland als blockende TE´s zur Verfügung.
Der blockende FB wird Darian Barnes sein, der die battle mit Jameel Cook offenbar für sich entschieden hat. Einen dritten FB mit Cook, der Barnes kaum nachsteht, sogar besser Bälle fängt, können die Bucs sich nicht leisten. Rating 6/ 10
Widereceiver
Das einzige was diesem Corps noch fehlt ist ein Speedster, aber alles kann man nicht haben. Mit Keyshawn Johnson haben die Bucs einen Top-Receiver, einen der da zugreift, wo andere längst abgewunken hätten. Ob man es nun glaubt oder nicht, der gern als "Meshawn" bezeichnete Johnson ist umgänglicher geworden, macht Spässe mit den Kollegen und lebt richtig auf. Seine Beziehung zu Serena Williams mag ihm dabei etwas aus der Reserve gelockt haben, hat bestimmt eine straffe Vorhand, die gute.
Den Flanker wird wieder Keenan McCardell abgeben, ein Profi höchster Güte, aber leider immer häufiger verletzt. Man muss lange suchen um nachzulesen, wann er einen Ball hat fallen lassen. Grudens wichtigster Erwerb der letzten Offseason. Gleich dahinter kann man Joe Jurvicius ansiedeln, der heimliche Star vieler Fans. Die traurige Geschichte mit seinem Sohn, das sagenhafte Play gegen die Eagles im CCG - keiner hat eine ähnliche Achterbahn der Gefühle wie er durchlebt. Receiver-Coach Richard Mann traut ihm noch viel mehr zu und er spricht aus 21 Jahren Erfahrung.
Auch wieder dabei: Puntspezialist Karl Williams. Als Receiver wird man ihn weniger sehen, aber falls doch ist er zuverlässig. Um den fünften Platz streiten sich Charles Lee, Fabian Davis, Jacques Green und Reggie Barlow. Die genannte Reihenfolge steht für die Chancen, ein sechster Receiver ist weniger in Aussicht.
Was soll man sagen zu J.Green, dem ewigen Talent. Spurrier hatte ihn zu sich gerufen um die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen, aber viel ist nicht daraus geworden. McKay hat ihn nun wieder geangelt und im Camp war er auch gut, jedoch nicht zwingend für einen Rosterspot. Wenigstens beherrscht er das PC-Spiel "Madden", Zeit dafür wird er bekommen.
Laut Gruden wurde das Playbook "verfeinert" und individuell ergänzt. Man darf gespannt sein was "Chucky" ausgeheckt hat, denn eines ist klar: Stillstand und Ideenmangel wären der Anfang vom Ende. Rating 7,5/ 10
Tight Ends
Nachdem im Camp mehr Aufmerksamkeit auf die Blockarbeit gelegt wurde, hatte Dilger prombt Schwierigkeiten den Ball festzuhalten. Im ersten Jahr für Tampa hat er keine überragende Saison gespielt, aber im entscheidenden Moment war er zur Stelle. Dilger spielt unspektakulär und löst sich schwer vom SLB. Eine Steigerung ist zu erwarten. Effektiver kann man da schon Rickey Dudley einschätzen, der allerdings auch wesentlich weniger für Laufrouten vorblocken muss. Dudley, ein Erstrundenpick, war vor Jahren ein Score-Garant, langsam ist er wieder auf dem richtigen Weg. Gruden hatte ihn Ende September dankend vom Markt genommen, trotz Wissen, dass er nach langwieriger Fußverletzung noch Anpassungsprobleme haben wird.Coach Art Valero zeigte sich mit seiner Redzone-Ability zuletzt nicht zufrieden, aber ein Trainingsweltmeister war Riese Dudley noch nie.
Auch in diesem Jahr führt an Todd Yoder, dem dritten TE, kein Weg vorbei. Wenn ST-Coach Richard Bisaccia einen Cover-Spezialisten benötigt, dann ihn. Leider schafft er es nie aus dem Schatten der anderen herauszutreten. Heller und Wilcox werden im 53er Roster keine Berücksichtigung finden. Rating 6/ 10
Defensive
Es ist die Defense des Champions und es ist die beste der Liga. Ihre Gefährlichkeit ist ihre Schnelligkeit und die Fähigkeit Fehler des Gegners sofort mit einem TD zu bestrafen. Die mit Abstand wenigstens First Downs gelangen gegen sie (236), dazu 31 Interceptions, Playoffs und SB nicht mitgerechnet, viel dominanter kann man nicht sein. Die Gefahr liegt nun in der Routine, die sich zwangsläufig einstellen kann. Das man diese D knacken kann, haben die Steelers eindrucksvoll gezeigt, sicherlich ein Lehrfilm bei den Divisonskontrahenten.
D-Line
Eine überragende Unit. Mit ihrem permanenten Druck auf den QB sind Ballverluste zwangsläufig zu erwarten. Zudem entlastet sie das Backfield bzw. erlaubt DB-Blitze ohne hohes Risiko einzugehen.
Star der Mannschaft ist und bleibt Warren Sapp. Wenn er den Trainingsplatz betritt geht ein Raunen durch die Reihen, Beifall ertönt. Er braucht nichts zu tun und wird verehert wie ein Gott. Im Lockerroom ist seine Präsenz unersetzlich und auch wenn alle Statistiken ihn als Durchschnitt erscheinen lassen, bei den Bucs weiß man seinen Wert klar einzuschätzen. Mit $6,6 Mio ist er der teuerste Spieler im Team. Da sein Vertrag ausläuft besteht die Möglichkeit, dass Sapp nach dieser Saison seine Zelte andernorts aufschlägt, allerdings wird schon jetzt über ein Franchise Tag spekuliert. Laut McKay sind/ waren die Vertragsverhandlungen mit "Boomer" McFarland wichtiger, weil er ebenso zu den Top-DT der NFL gehört und fast auf den Tag genau 5 Jahre jünger ist. In den nächsten Tagen werden die Details offizell bekannt gegeben, knappe $10 Mio SB sollen eingearbeitet sein.
Beide Tackle, McFarland und Sapp entwickeln den meisten Druck im Vergleich zu anderen DT-"Geschwadern". Für eine O-Line ist es ungemein schwer beide zu binden, ein Umstand der die QB´s zu schnelleren Handlungen zwingt und nicht selten zu Ballverlusten führt. Ähnlich aggressiv ist Chris Hovan von den Vikings, aber dem fehlte bislang der ideale Partner.
In den letzten beiden Jahren fehlte McFarland 8 Saison-Spiele und doch konnte er gut ersetzt werden. Chartric Darby heißt der dritte Mann, ist enorm wertvoll, kam in allen Spielen zum Einsatz und wird nun auch um einen neuen Vertrag kämpfen.
Der Coaching Staff wird sich zwischen Ellis Wyms, Cleveland Pinkney und DeVone Claybrooks für den vierten DT entscheiden müssen. Auf Grund seiner universalen Möglichkeiten hat Wyms einen Vorsprung, aber Claybrooks konnte im Camp beeindrucken. Eine schwere Entscheidung.
Bester Line-Spieler war ohne Zweifel Simeon Rice. Hinter Miamis Jason Taylor rangierte er mit 15,5 QB Sacks auf Rang 2 dieser spezifischen Statistik. Dazu 6 erzwungene Fumbles, 41 Tackles und eine IC - mehr kann man nicht verlangen. Auf der linken Seite wird wieder Greg Spires für Druck sorgen. Die Highlights sind ihm selten vergönnt, daher muss man ihn als Durchschnitt bezeichnen. Der Ersatzmann steht schon in den Startlöchern: Dewayne White, erster Draftpick in diesem Jahr und für einen späten Zweitrunder ein Schnäppchen. Er hat bereits gezeigt aus welchem Holz er geschnitzt ist, Rod Marinelli musste ihn mehrfach erklären, dass ohne Pads kein kompletter Körpereinsatz gewünscht ist. In seinen Kurzeinsätzen wirkte er noch unerfahren, aber Speed und Härte sind auf hohem Niveau, er wird seine Einsätze ganz sicher bekommen und vielleicht schneller als erwartet neben "Boomer" in der Line stehen.
Das Ergebnis der Battle zwischen Ron Warner und Corey Smith steht noch aus. Eigentlich sind beide stark genug für einen Roster-Spot, aber nur einer kann "überleben". Rating 9/ 10 (wegen kleiner Schwächen bei Läufen durch die Mitte)
Linebacker
Einmal mehr hat die abgelaufene Saison gezeigt wie wichtig Derrick Brooks für seine Mannschaft ist. In der Passverteidigung wird er immer stärker, 5 Bälle fing er ab (einen sechsten gegen S.F. in den Playoffs) und gleich viermal trug er sie in die Endzone des Gegners. Er ist der Leader im Team, immer schnell am Ort des Geschehens. Von Verletzungen blieb er diesmal in der Vorbereitung verschont. Was das wohl für die Saison bedeutet?
Einziger ungedrafeter Starter ist und bleibt MLB Shelton Quarles. Er hat den Weggang von Duncan bestens kompensiert, stellt wie zu erwarten ein klares Upgrade dar, auch wenn er zuletzt etwas einbrach. Auf der strong side gibt es eine der wenigen Neuerungen. Für den etwas blassen Singleton kam Dwayne Rudd von den Vikings. Rudd hat im Camp gleich gezeigt, dass er der schnellste LB ist und im Gegensatz zu den Vorahnungen sehr zurückhaltend agiert. Mit seinen Emotionen passt er bestens zu den Bucs. Ich bin zuversichtlich, dass er aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und sich sehr gut integrieren wird. Falls nicht, gibt es noch Ryan Nece, auch diesem Jahr durch Krämpfe in der Hand vom Autogramme schreiben geschüttelt. Nece ist ein Arbeitstier, er genießt das Training. Nach dem Kreuzbandriss im Oktober letzten Jahres hat er sich schnell wieder ins Team gekämpft, gehört zu den Leistungsträgern in den ST´s. Zwischen Justin Smith und Jack Golden wird der sechste LB-Posten vergeben. Golden ist ein starker STer, aber des öfteren verletzt. Smith hat ein sehr gutes Camp bestritten, auf ihn möchten LB-Coach Joe Barry und Gruden nicht gerade verzichten. Eine schwere Entscheidung steht an. Rating 8,5/ 10
Defense Backs
Selbst der Abgang des SB-MVP´s Dexter Jackson in Arizonas Wüste kann die Secondary nicht wirklich schwächen. Mit Dwight Smith, der ebenfalls im SB glänzte hat man schon den Nachfolger auf der FS-Position gefunden. Smith bot sich selbst an, nachdem seine Rolle als NB des öfteren kritisiert wurde. Nach meinem Dafürhalten ist er als Safety besser aufgehoben, ich erwarte ein starkes Jahr von ihm. Am SS-Stammplatz von John Lynch gibt es nichts zu rütteln. Selbst mit schmerzhaften Prellungen zieht er in der Nahdistanz nicht zurück. Noch immer ist er pfeilschnell und einer der sichersten Tackler, neben Brooks, in der NFL. Das Duo Lynch/ Smith gehört zum gehobenen Kreis und wenn man dann noch die Backups betrachtet, kann man getrost von einer sehr starken Unit ausgehen. Jermaine Phillips hat laut Aussage der Trainingskibitze große Fortschritte gemacht. Auch John Howell könnte man bedenkenlos aufs Feld schicken, wäre Lynch nicht einsatzbereit.
Bei den Cornerbacks hat vor allem Brian Kelly auf sich aufmerksam machen können. Bei seinen 8 IC profitierte er sichtlich von Ronde Barber, dessen Seite strikt gemieden wurde. Angestachelt vom Umfeld wollte er den im letzten Jahr abgeschlossenen Vertrag neu gestaltet haben, weil er sich, mit in diesem Jahr $1 Mio Gehalt, unterbezahlt sieht. Nach Gesprächen mit McKay und Gruden hat sich Kelly wieder beruhigt.
Barber kassiert "nur" die Hälfte von Kelly, ist aber der kompletteste Corner im Team. Sollte er sich verletzen, wird es prenzlig. Mit Corey Ivy und Tim Wansley stehen zwar gute Ersatzspieler bereit, aber als Starter würde ich sie nicht unbedingt testen wollen. Wansley hat ein überragendes Camp absolviert und Gruden ihn ungewöhnlich oft gelobt. Es ist durchaus denkbar, dass er den Vorzug bei der Frage wer für Smith als NB bzw. DB aufläuft und Ivy wie gehabt die Rolle des Gunners im ST ausfüllt. Genau wollte sich Gruden in dieser Frage noch nicht festlegen. Ob mit Ronyell Whitaker noch ein fünfter CB ins Roster rutscht ist fraglich. Draftpick Torrie Cox hätte es sicherlich geschafft, wäre nicht ein Kreuzbandriss in der Vorbereitung dazwischen gekommen. Rating 9/ 10
Special Teams
Die wichtigsten Spieler sind bereits genannt. Eigentlich ist es unerklärlich wieso noch immer der erste KO-Return-TD in der Teamhistorie ersehnt wird. In dieser Statistik waren die Bucs überdurchschnittlich gut, aber scheinbar möchte keiner das Opfer eines solchen Highlights werden. Früher oder später wird es gelingen, zumindest gab es im letzten Jahr den zweiten Erfolg via Preseason.
Als Punter wird wohl wieder Tom Tupa auflaufen, obwohl der ungedraftete Rookie Andy Groom keinen Deut schlechter ist. Im Gegenteil, Groom zeigt nicht nur Maßarbeit, er hat auch ordentliche Power im Fuß. Gruden setzt allerdings ganz gern auf erfahrene Spieler und Tupa hat immerhin die Qualifikation eines QB´s. Groom werden wir sicherlich bald im Einsatz sehen; wenn nicht in Tampa dann anderswo.
Kicker-Ikone Martin Gramatica hat keine Konkurrenz zu befürchten. Wie bereits ausgewertet hat Ersatzmann Ralf Kleinmann genau das geleistet, wovon man ausgehen konnte: sehr magere Kost. Die Kickoffs waren ein Grauen, viel zu kurz und bei den FG´s gab es nur im Training Zufriedenheit. Rob Bironas soll nun in der Preseason wenigstens vernünftige Kickoffs abliefern.
Spätestens zum Opener gegen die Eagles wird "Automatica" voll belastbar sein und das Gruseln ein Ende haben.
Für die Puntreturns ist mal wieder Karl Williams angedacht. Zudem werden Wansley und Stecker Gelegenheit bekommen den Ball zurückzutragen. Kickoff-Returner könnten Charles Lee oder Tim Wansley werden. Auch hier haben sich Gruden und Co noch nicht festgelegt.
Den Luxus, eigens für die Longsnaps einen Spieler im Kader zu halten, läßt Gruden sich nicht nehmen. Jeff Grau, im Trade für einen Siebtrundenpick von den Cowboys gekommen, hat die Nase leicht vor dem etatmäßigen Spezialisten Ryan Benjamin. Rating 7/ 10
Zusammenfassend kann man die Bucs durchaus als ernsthaften Titelaspiranten ansehen. Der Kader hat sich nicht wesentlich verändert, das System ist nicht neu und mit dem Perfektionisten Gruden am Steuer wird es kaum zur Selbstzufriedenheit und laschen Spielweise kommen. Falls sich einige doch auf ihren Lorbeeren ausruhen wollen, werden sie den "lieben" Onkel mit der Schildmütze und dem bunten DinA4-Bogen so richtig kennen lernen.
Die Division mit Atlanta, New Orleans und Carolina kann man getrost zu einer der besseren zählen. Die Saints haben zuletzt beide direkten Vergleiche gewonnen, sind aber nicht unbedingt stärker einzuschätzen. Den großen Rivalen sieht man mehr in den Falcons, die sich gezielt verstärkt haben und zu den Geheimfavoriten zählen. Die Verletzung Vick´s ist natürlich eine mittelschwere Katastrophe für den Konkurrenten, aber die Eagles haben bewiesen, das es auch ohne den Superstar-QB funktionieren kann. Etwas schwerer einzuschätzen sind die Panthers, die allerdings bereits in der Vorbereitung schwere Verluste zu beklagen haben. Deren Defense ist sehr beachtlich. Wer sie unterschätzt hat schon verloren.
Angesichts eines nach jetzigem Kenntnisstand als schwer einzuschätzenden Schedule sind 11 Siege erstrebenswert. Alles andere als die Playoffs wäre enttäuschend. Und dort angelangt ist bekanntlich alles möglich.