(da von endorphi, der sich ursprünglich angemeldet hatte, kein Feedback kam, springe ich kurzerhand ein)
Allgemein
In San Francisco blicken alle einer neuer Ära entgegen, der Ära von Dennis Erickson als Headcoach der 49ers. Erickson löste Steve Mariucci ab, der eine Woche nach der peinlichen Schlappe seines Teams im Divisional Play-Off-Spiel gegen den späteren Superbowl-Champion Tampa Bay von Co-Owner Dr. John York entlassen würde. Aber nicht, wie man zurecht vermuten würde, wegegn mangelnder sportlichen Erfolge, sondern wegen "philosophischer Differenzen".
Mariucci fand bei den Detroit Lions relativ schnell einen neuen Job, während die Head-Coach-Suche der 49ers zur Lachnummer zu werden drohte. Von denen der Öffentlichkeit genannten Kandidaten wurde es dann keiner, sondern Erickson, der zuletzt am College Oregon State arbeitete.
Erickson verfügt bereits über Erfahrung als NFL-Coach. Vier Jahre trainierte er die Seattle Seahawks und erreichte dort einen Rekord von 31:33. Seine ersten Statements zu seinem neuen Job lassen die 49ers-Fan hoffnungsvoller in die Zukunft schauen. Der neue HC versprach eine aggressivere Offense und mehr tiefe Pässe. Erickson weiß, das man von ihm ein Ende der Durstrecke seit 1995 und den sechsten Superbowl-Gewinn erwartet.
Dennis Erickson
Offense
Keine Frage, die Offense ist der stärkste Mannschaftsteil der Niners. Der Angriff steht aber auch mitten in einem Generationswechsel, vor allem in der O-Line und bei den Running Backs machen die Youngster Druck.
Unter Erickson soll die Offense aggressiver spielen. In San Francisco wird das mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Mariucci und sein Offense Coordinator Gregg Knapp, der erstaunlicherweise seinen Job behalten durfte, wurden wegen ihrer zu konservativen Interpretation der West-Coast-Offense mehrfach kritisiert.
Quarterbacks
Erickson legte sich früh auf Pro-Bowler Jeff Garcia als Starter fest. Garcia ist ein solider Spielmacher, einer der besseren in der NFL. Seine Schwächen im Lesen der gegnerischen Abwehrheit und die nicht allzugroße Wurfkraft versucht er mit seinen starken Rushing-Fähigkeiten zu kompensieren. In der Pre-Season fiel er mit einer Wirbelkörperschwellung an der Wirbelsäule für zwei Wochen aus und muss deswegen ständig weiterbehandelt werden. Wie in der vergangenen zwei Jahren ist Tim Rattay sein Back Up. Rattay spielte eine starke Pre-Season, konnte sich aber trotz Garcias Rückenverletzung nicht als Starter aufdrängen. Ohnehin glauben viele in San Francisco, dass Garcia vom diesjährigen Siebtrunden-Pick Ken Dorsay abgelöst wird. Obwohl spät gedraftet, gilt Dorsay als Mann der Zukunft. Er sicherte sich mit seinen überragenden taktischen Fähigkeiten gleich den dritten Rosterspot und verdrängte den mittlerweile entlassenen Brandon Doman, obwohl dieser in der Pre-Season ein Rating von 107,3 aufweisen konnte. Trainer-Legende Bill Walsh, der die Niners zu drei Superbowl-Erfolgen führte und der immer noch als Consultant für das Team arbeitet, glaubt, das Dorsay noch ein Jahr braucht, um NFL-tauglich zu sein.
Wide Receiver
Alles dreht sich um Terell Owens. Obwohl er drei Mini-Camps ausließ und sich noch mit einer Leisten-Verletzung plagte, ist er die unumstrittene Nummer eins des Teams. An seiner Seite startet Tai Streets. Beide gehen in das letzte Jahr ihres Vertrages, und zumindest von Streets wird nach dessen Kommentaren erwartet, dass er die Niners verlässt. Owens fordert einen "Bomben-Vertrag" mit einem Singning Bonus von 20 Millionen Euro, damit er ein Niner bleibt. An Nummer drei spielt Cedrik Wilson, der in der vergangenen Saison schon hier und da sein Talent aufblitzen ließ. Er glänzt durch einen große Schnelligkeit. An Nummer vier kommt Rookie Brandon Lloyd, der die Coaches mit seinen akrobatischen Fähigkeiten beim Catch zu imponieren wusste.
Running Backs
Wie in der vorigen Saison werden sich die beiden nahezu gleichstarken Garrison Hearst und Kevan Barlow die Carries teilen. Eine Lösung, mit der niemand, auch die beiden Spieler nicht, so recht zufrieden sein kann. Doch Hearst, den viele schon auf dem Abstellgleis sahen, machte sich durch seine überragende Fähigkeiten beim Aufnehmen von Blitzen unverzichtbar. Barlow hingegen ist der schnellere und wendigere Spieler. Er verletzte sich jedoch im Camp, und muss nun zähneknirschend zusehen, wie Hearst startet. Hinter dem Duo lauert Jamal Robertson auf seine Chance, dessen starke Leistungen im Dress von Rhein Fire den NFLE-Fans noch aus der Saison 2002 bekannt sein dürften.
Auf Fullback startet wie eh und je Fred Beasley, sein Back Up ist Terry Jackson. Beasley gilt als einer der besten Vorblocker der Liga, ließ aber hier und da auch seine guten Receiver-Fähigkeiten durchschimmern. Erickson will sich das nach eigenen Aussagen zu Nutze machen und Beasley mehr in das Pass-Spiel einbinden.
Tight Ends
Eine Position mit Fragezeichen. Der potenzielle Starter Eric Johnson, in der vergangenen Saison wochenlang bester Receiver des Teams, brach sich im letzten Pre-Season-Game die Schulter und fällt zehn bis zwölf Wochen aus. Für ihn rückt Jed Weaver nach, der im Sommer von den Miami Dolphins nach San Francisco wechselte. Weaver war bisher immer nur als guter Blocker bekannt, dementsprechend schwachbrüstig sind seine Receiving-Stats. Er betonte aber immer wieder, dass er auch sehr gut Bälle fangen kann und am College als Receiving Tight End gespielt hat. Jetzt hat er die Möglichkeit, dies bei den Niners unter Beweis stellen zu dürfen. Sein Back Up ist Rookie Aaron Walker.
O-Line
Eine der stärksten, die die Niners jemals hatten. Die schrittweise Verjüngung wird vom Niners-FO konsequent vorangetrieben, mit Kwame Harris wurde dieses Jahr erstmals seit Harris Barton wieder ein O-Liner in der ersten Runde gedraftet. Er soll Left Tackle Derrick Deese, einer der letzten beiden Überlebenden des Superbowl-Teams von 1995, ersetzen. Deese erklärte sich bereit, Harris "anzulernen". Da aber für das erste Spiel der erfahrene Right Tackle Scott Gragg ausfallen wird, könnte Harris eher zum Starter werden als gedacht. Center Jeremy Newberry, ein zweifacher Pro-Bowler, muss die Saison mit einem Bänderiss im Knöchel spielen. Neben ihm stehen Veteran Right Guard Ron Stone und Left Guard Eric Heitmann, der in seine zweite NFL-Season geht.
Defense
Die Schwachstelle der Niners. In der vergangenen Saison war die Third-Down-Defense der 49ers die schlechteste der ganzen Liga. Zur allgemeinen Überraschung hielt sich das FO während der Free Agency zurück und holte weder einen erfahrenen Cornerback noch einen starken D-Liner. Auf Defense Coordinator Jim Mora jun., der auch einer der Kandidaten für den HC-Posten war, wartet viel Arbeit. Dabei hofft er, von einem so großen Verletzungspech wie in der vergangenen Saison verschont zu bleiben. In Dallas war die Situation so schlimm, dass Mora sogar Star-Wide-Receiver Terell Owens als Cornerback einsetzen musste.
D-Line
Mit Left End Chike Okeafor (Seattle) und Right Tackle Dana Stubblefield (Oakland) verließen zwei letztjährige Starter das Team. Ersetzt werden sollen sie durch DE John Engelberger, im letzten Jahr Back Up von Okeafor, und Rookie-DT Anthony Williams. Dieser wird im Seasen Opener gegen Chicago an der Seite von LT Bryant Young, dem zweiten Überlebenden des Superbowl-Teams von 1995, starten. Als Right End agiert wieder André Carter, in der vergangenen Saison "Sackmaster" der Niners. Die D-Line stand in der vergangenen Saison oft in der Kritik, der Pass Rush war einfach zu schwach, wodurch das Backfield der Niners zu stark unter Druck geriet.
Cornerbacks
Die Achillesferse der Niners. Lediglich Ahmed Plummer wird den Ansprüchen gerecht. Jason Webster und der letztjährige First-Round-Pick Mike Rumph mussten einen Kritik-Hagel über sich ergehen lassen. Auf Grund dieser Schwächen wurde erwartet, dass ein erfahrenener FA-Cornerback verpflichtet wird. Das FO verzichtete jedoch darauf. Die Probleme der Niners-Cornerbacks liegen bei der Zone-Coverage im zu späten erkennen der Laufrouten und bei den Man-Coverage darin, dass die Niners immer zu weit vom Gegenspieler weg stehen.
Linebacker
Das Prunkstück der Niners-Defense. Julian Peterson, Jeff Ulbrich, Derek Smith und Jamie Winborn bilden eines der stärksten Linebacker-Corps der gesamten Liga. Doch auch sie waren stellenweise überfordert, wenn sie in der vergangenen Saison die Fehler der D-Line und der Cornerbacks gleichzeitig ausbügeln mussten. Als einziger Defense-Bereich neben den Safetys der Niners gelten die Linebacker als SB-tauglich. Glänzend in Szene setzen kann sich vor allem der vielseitige Julian Peterson, der in der vergangenen Saison als Linebacker, Defensive End und Strong Safety eingesetzt wurde.
Safetys
FS Zack Bronson, im vergangenen Jahr wegen eines Fußbruchs für zehn Spiele außer Gefecht, und SS Tony Parrish bilden ein solides wie starkes Gespann. Parrish führte in der letzten Saison das Team mit sieben Interceptions an. In der kommenden Saison werden wohl beide öfter als ihnen lieb ist gegen den Pass verteidigen müssen, um die schwachen Cornerbacks zu unterstützen.
Special Teams
K Jeff Chandler muss noch hart an sich arbeiten, beweist aber zumindest mehr Talent als sein Vorgänger Jose Cortez, den er mitten in der letzten Saison ablöste. Die katastrophalen Pre-Season-Leistungen von Punter Bill LaFleur hingegen lassen in San Francisco alle Alarmglocken schrillen. Nicht zuletzt deshalb werden immer wieder Veteran-Punter zu Workouts eingeladen. Neuer Returner ist FA-WR Arland Bruce III, der sich mit starken Auftritten in der Pre-Season einen Roster-Spot verdiente. Er löst Jimmy Williams ab, der mehr Einsatzzeiten als Cornerback erhalten soll.