Houston Texans Preview 2006

HOUSTON TEXANS - 2006

Es sollte das Jahr des Durchbruches für das letzte Expansion-Team der NFL sein, doch es kam bekanntlich alles anders für die Texaner: Schon früh in der Saison zeichnete sich der deutliche Abwärtstrend an, der mit der schnellen Entlassung von Offensive Coordinator Chris Palmer zunächst seinen Höhepunkt fand. Damit war aber das quälend lange Jahr für Houston noch lange nicht zu Ende, und so spielte man am statt um das Erreichen der Postseason letztendlich nur noch um den First-Overall-Pick. Den allerdings konnte man für sich gewinnen, auch wenn man hier die meisten Experten erneut verblüffte (dazu später mehr). Im Jahr 2006 heißt es nun also einen Neuanfang wagen, dazu gehören ein neuer Coach und ein neuer General Manager. Beides fand man in Denver.

COACHES

Nach dem Capers wie schon bei seiner ersten NFL-Trainerstation in Carolina auch dieses Mal dem vierten Jahr der Absturz folgte, wurde er folgerichtig entlassen. Sein Nachfolger heißt Gary Kubiak, und war lange Zeit bei den Broncos in Denver als Offensive Coordinator unter Mike Shanahan tätig. Ihm zur Seite stehen die Coordinatoren Troy Calhoun für die Offense und Richard Smith (zuletzt in Miami als DC) für die Defense. Calhoun folgt Kubiak aus Denver, wo er zuletzt als Assistant für HC Shanahan fungierte, Smith war 2005 Defensive Coordinator bei den Dolphins. Große Hoffnungen liegen auch auf ex-Green Bay Headcoach Mike Sherman der als Offense-Assistent hauptsächtlich dem schwächsten Mannschaftsteil der Texaner, der O-Line, neues Leben einhauchen soll.

OFFENSE

Pass Offense
An QB David Carr scheiden sich ein wenig die Geister - die einen halten ihn für einen guten NFL-QB, der nur einfach das Pech hat hinter einer unterdurchschnittlich bis schwachen O-Line spielen zu müssen, die anderen (und dazu zähl ich auch mich) halten Carr für überschätzt und auch selbst dafür verantwortlich, daß er Jahr für Jahr zu den meistgesackten QBs der Liga gehört. In Houston allerdings hält man zum allerersten Pick der Franchise-Geschichte und versucht um ihn herum die Offense zu stabilisieren - deshalb gab man ihm auch noch vor dem Draft eine Vertragsverlängerung. Auch von der Bank droht sogut wie keine Gefahr - der Back-up ist neu und kam aus Miami, wo er auch nur selten aufs Feld durfte: Sage Rosenfels. Ein möglicher Kandidat für eine Nachfolge wurde von den Texans gecuttet, Dave Ragone der in der NFLEurope Berlin Thunder in den Worldbowl führte, paßte lt Kubiak nicht mehr ins System. Stattdessen ertradete von den 49ers Cody Pickett. Sollte Carr etwas zustoßen hat man also ein Problem...

Die wichtigste Verstärkung findet man auf den Skill-Positionen bei WR Eric Moulds. Der langjährige Buffalo Bill wurde per Trade in die Astronautenstadt geholt und soll mit dem immens talentierten Andre Johnson ein neues gefährliches Receiver-Duo finden. Vor allem auf Johnson gilt es dieses Jahr ein besonderes Augenmerk zu legen, nachdem er letzte Saison durch eine Muskelverletzung zu Beginn nicht so recht in die Gänge kam. Dabei bringt er alles mit um ein ganz großer seiner Zunft zu werden. Durch Moulds haben die Texans nun aber erstmals zwei gute WR auf ihrem Roster, so daß gegnerische Defenses sich schwer tun könnten, Johnson zu doppeln. Des weiteren kann Eric Moulds seinem neuen Mannschaftskollegen sicher in Sachen Routine und Spielverständniss weitere wichtige Tipps geben. Dritter WR dürfte der explosive Jerome Mathis werden, der zumindest jede Menge Speed mitbringt. Einen neuen TE hat Kubiak aus Denver mitgebraucht: Jeb Putzier soll Carr eine weitere Anlaufstation geben, und zudem die Umstellung auf die neue Offense erleichtern. Insgesamt sind die Texaner auf der Tight-End Position gut besetzt: Mark Bruener ist wohl der Starter und beste Blocker im Team, und von Bennie Joppru erhofft man sich ebenfalls einige Impulse.

Die große Schwachstelle der Vorjahre war allerdings die Offense Line, und da hat sich in der Offseason zumindest nicht allzuviel getan. Man hat zwar im Draft zwei mögliche Tackles für die Zukunft verpflichten können mit Eric Winston und Charles Spencer - aber zumindest zu Beginn der Saison werden wohl erstmal Seth Wand als LT und Zach Wiegert als RT für den Schutz von Carr sorgen. Eine Leistungssteigerung ist hier dringend von Nöten! Entlassen wurde Todd Wade, der sich letztes Jahr kurz vor Saisonende verletzte und der nicht in das neue Schema von Kubiak und Co paßt.

Run Offense
Für RB Dominick Davis verlief die Offseason fast schon wunschgemäß - zunächst wurde mit Kubiak ein Coach verpflichtet, der schon in Denver mit dem Laufspiel Riesen-Erfolg hatte - zum zweiten verzichtete man dann im Draft auf den vermeintlichen Superstar der Zukunft Reggie Bush und überraschte somit 95% der vermeintlichen Experten. Davis bleibt also der Hauptballträger der Texaner, und darf sich auf viel Einsatzzeit und eine wichtige Rolle in der neuen Offense freuen - dazu aber muß er endlich mal eine Saison verletzungsfrei überstehen. Etwas das ihm bisher nicht gelingen wollte. Einige Carries dürfte auch der Rückkehrer Antowain Smith bekommen. Der ex-Patriot begann seine Karriere wenn man so will auf dem College von Houston und vollendet nun diese im NFL Team der Houston Texans. Und mit Vernand Morency und Wali Lundy hat man auch junges Blut und Tiefe auf dieser so wichtigen Position.

Das Run-Blocking dürfte sich zudem verbessern, denn Kubiak und Calhoun werden auch wie schon in Denver hier das 'zone-blocking' einführen, ein O-Line Schema in der nicht Mann gegen Mann, sondern jeder Offensive Liner für eine bestimmte Zone verantwortlich ist. Sollte diese Umstellung ähnlich einschlagen wie schon in Denver oder Atlanta, dann wird es einiges an erfolgreichem Laufspiel zu bewundern geben. Dazu dürfte auch die Verpflichtung von ex Green Bay C Mike Flannagan helfen. Neben Flanagan werden wohl Vorjahrescenter Seth McKinney als RG und Vorjahres Left-Tackle Chester Pitts als LG auflaufen. FB Jamaal Cook wurde via FA von den Buccs geholt.

Fazit Offense
So langsam wächst der Druck auf David Carr. Trotz neuem Vertrag hat er keinen Freifahrtsschein für die nächsten Jahre, er wird sich deutlich steigern müssen um nicht wie Harrington oder Boller als möglicher Draft-Bust auf der Bank zu landen. Dazu ist es nötig, daß er seine Pocketpräsenz verbessert und nicht so oft den Ball zu lange hält. Helfen würde auch eine O-Line die den ein oder anderen Defender von ihm fernhält. Die Verpflichtung von Eric Moulds könnte Gold wert sein - so eine gute WR Starting Combo hatte Houston noch nie. Johnson steht am Scheideweg - alles andere als eine Riesensteigerung wäre eine Enttäuschung. Am meisten profitieren dürfte allerdings Dominick Davis - eine 1000 Yd Saison ist fast schon garantiert, sofern er keine Verletzung erleidet.

DEFENSE

Pass Defense
Besonderer Druck dürfte auf dem neuen Pass-Rusher und First Overall Pick der Texans liegen - RE Mario Williams erhielt am Drafttag überraschend den Vorzug vor dem Top-Talent Reggie Bush, und muß nun mit dieser Bürde leben. Talent hat er ohne Frage, nur sind schon ganz andere am Druck des hohen Picks gescheitert. Er wird jedenfalls zusammen mit LE Anthony Weaver (Neuzugang aus Baltimore) in der neuen 4-3 D der Texans auf QB Jagd gehen. Weaver dürfte mit N.D Kalu dem ex-Eagle auf dieser Position rotieren. Und dann gibt es ja noch Jason Babin - für den tradeten die Texaner sogar up um ihn in der ersten Runde zu verpflichten. Allerdings droht er ein weiterer Texan-Bust zu werden.

Auf der CB Position steht ein weiteres Sorgenkind: CB Phillip Buchanon war den Texanern letztes Jahr einen First-Round-Pick wert, fand sich aber nach schwachen Leistungen während der Saison dann an der Seitenlinie wieder. Eigentlich sollte Demarcus Faggins dieses Jahr starten, doch dieser zog sich frühzeitig im Camp einen Knöchelbruch zu und wird nun einige Wochen ausfallen. Somit erhält Buchanan seine letzte Chance seine Qualitäten unter Beweis zu stellen. Seine mentalen Fehler kosteten schon den Raiders viele Punkte und Siege, ähnliches setzte sich leider auch in Houston fort. Sollte er erneut scheitern hat man noch Dexter McCleon in der Hinterhand. Auf der anderen CB Position hat man weniger Sorgen: Dunta Robinson ist auf dem Weg einer der Top D-Backs der NFL zu werden, auch wenn seine Leistungen unter der katastrophalen letzten Saison leiden mußten. Er ist einer der Hoffnungsträger für Houston. Vorjahres Sechst-Runden Pick C.C. Brown übernimmt wie schon gegen Ende des letzten Jahres die Free Safety Position, Glenn Earl bleibt auf Strong Safety.

Run Defense
Die Umstellung von der unter Capers gespielten 3-4 zur 4-3 Defense wird einige Opfer mit sich bringen: Eines könnte LB Kailee Wong sein, der per Expansion-Draft nach Houston kam und in den letzten 4 Jahren eine gewichtige Rolle im LB-Corps spielte - zumindest bis er sich letztes Jahr während der Saison eine Knie-Verletzung zuzog, die ihm nachwievor zu schaffen macht. Sogar ein Cut ist nicht mehr auszuschließen. Die 3 Linebacker könnten dann wie folgt aussehen: Als MLB wird wohl Sam Cowart auflaufen - der langjährige Jet und Viking soll das Centerpiece der D werden - neben ihm wird wohl Morlon Greenwood von inside auf die WILL wechseln. Auf SAM gilt im Moment Shantee Orr als Favorit, aber auch Rookie DeMeco Ryans wird wohl Spielzeit erhalten. Für die letztendliche Formation bleibt aber noch reichlich Raum für Spekulationen.

Eine weitere Änderung gibt es natürlich durch die Umstellung auch 'upfront' - der langjährige NT Seth Payne droht ebenfalls seinen Stammplatz zu verlieren, weil er für die 4-3 nicht unbedingt geeignet erscheint. Starten dürften auf DT wohl der letztjährige Firstrounder Travis Johnson und Robaire Smith. Vorallem von Johnson erhofft man sich einiges als Run-Stopper - sofern er von Verletzungen verschont bleibt.

Fazit Defense
Ein Grund für den Absturz letztes Jahr war die äußerst schwache Defense - die Verluste von Leistungsträgern und Leadern wie Aaron Glenn und Jamie Sharper konnte nicht aufgefangen werden, und Houston stürzte folgerichtig ab. Mit der Umstellung auf 4-3 (damit schwimmt man dem langläufigen Trend der NFL entgegen - mittlerweile stellt man eher von 4-3 auf 3-4 um) kommen nun neue Probleme und Unwägbarkeiten. Ganz abgesehen davon, daß man 4 Jahre lang für die 3-4 Formation die Spieler in Free Agency und Draft auswählte. Deswegen wird eine reibungslose Änderung fast unmöglich sein. Wenigstens hat man mit Mario Williams nun einen echten Pass-Rusher der Extraklasse - sofern er sein Potential ausspielen und nicht an den hohen Erwartungen scheitern sollte.

SPECIAL TEAMS

Gänzlich unberührt von den ganzen Umwälzungen bleiben die special Teams. Sowohl Coach Joe Marciano, als auch K Kris Brown, P Chad Stanley,Kick Returner Jerome Mathis und Punt Returner Philip Buchanon werden wohl ihre Jobs behalten. Und das ist auch kein Wunder - die special Teams waren einige der wenigen Glanzlichter der Texans im Vorjahr. Vor allem Mathis zeigte einige tolle Returns und verdiente sich in seinem Rookie-Jahr bereits seinen ersten Pro-Bowl.

aikman's bottom line
Es wird nicht möglich sein von heut auf morgen den Schalter umzustellen, und Houston von einer Lachnummer in einen echten NFL-Playoff oder gar Superbowl-Contender zu verwandeln - aber eine Verbesserung sollte schon im nächsten Jahr durchaus möglich sein. Dazu ist aber vor allem eine verbesserte Offense und hier insbesondere eine Steigerung des Pass-Spiels inklusive Schutz des QBs dringend von Nöten. Die Defense wird jedenfalls kaum in der Lage sein das Team auf den Schultern zu tragen - die Umstellungen werden eine Weile dauern, bis man hier eine NFL-taugliche Unit auf die Beine stellen kann. So bleibt wohl der Kampf mit den Tennessee Titans um den dritten Platz in der AFC South - 6 Siege wären dabei schon ein Erfolg.