Woche 9
Deadskins? Madskins? Die Spitznamen der Washington Redskins werden in letzter Zeit mehr und nicht unbedingt freundlicher. Als Fan der Hauptstädter (die eigentlich gar nicht in der Hauptstadt und sogar in einem anderen Bundesstaat spielen) hat man es sicherlich nicht leicht. Da fährt man also einige Kilometer aus Washington, D.C. raus zum FedEx-Field, zahlt horrende Parkgebühren, einen noch horrenderen Eintrittspreis und dann darf man nicht einmal Schilder mitbringen … da könnte ja Kritik gegenüber Owner Dan Snyder draufstehen, die angesichts des 2-5 Starts möglicherweise sogar berechtigt wäre. Was folgt als Nächstes? Ein Verbot aller Fanartikel? Ein Verbot von Fangesängen oder Pfiffen? Wie gesagt, der Unmut ist nicht unberechtigt, denn von den vielen Versprechungen und hohen Erwartungen wurde wenig gehalten. In den 10 Jahren unter Snyder wurden zwar fleißig die Eintrittspreise erhöht, dennoch gab es bisher gerade einmal zwei Playoffsiege und viel Frustration. Am Geld scheitert es bei den Redskins aber grundsätzlich nicht – das wird immer wieder in teure Free Agents gepulvert. Was das Management dabei zu übersehen scheint ist das Salary Cap, das die Gehälter insgesamt begrenzt. Einzelne überteuerte Spieler schwächen also die gesamte Mannschaft. Und so sieht dann das Team seit Jahren auch aus, neben einer kleinen Zahl an sicherlich starken Topstars stehen dann doch jede Menge biederer Mitläufer. Football ist aber ein Teamsport und das fällt Washington regelmäßig auf den Kopf. Wenn man bedenkt dass DT Albert Haynesworth alleine soviel kostet wie die gesamte Defensive Line der Pittsburgh Steelers, kann man sich nur wundern. Free Agency ist noch dazu ein teures Pflaster, man bekommt also in Summe weniger für sein Geld. Während andere Teams (New England ist das beste Beispiel) haufenweise Draft Picks sammeln und sich dann in den mittleren Draftrunden wahre Perlen um wenig Geld herausziehen, draftet man in Washington in den 7 Runden meistens nur 2-4 Mann, weil man die restlichen Picks als Zugabe in fragwürdigen Trades abgegeben hat.
Woran krankt es momentan aber im Speziellen? Die Defense ist durchaus brauchbar, mit Haynesworth hat man den richtigen Mann gefunden um die Front zu besetzen und das gegnerische Laufspiel zu stoppen, mit Rookie Orakpo und CB DeAngelo Hall sind weitere starke Leute in der Verteidigung. Insgesamt ist man die Nr. 5 nach Total Yards, die Nr. 2 nach Passyards, mit dieser Defense sind Playoffambitionen also durchaus gerechtfertigt. Dafür ist die Offensive praktisch nicht vorhanden, erzielt im Schnitt 13,7 Punkte pro Spiel, darunter 10 Touchdowns und 9 Fieldgoals. Dieses Versagen wird hauptsächlich Quarterback Jason Campbell und RB Clinton Portis in die Schuhe geschoben, aber es ist auch die poröse Offensive Line, die dafür sorgt dass die beiden angesprochenen Jungs nicht ihre wahre Leistung zeigen können. Campbell wurde bereits 20mal gesackt und ist ständig unter Druck, kann daher selten in Ruhe seine Receiver suchen. Portis bekommt keine Löcher aufgerissen und muss sich daher meist mit eher mageren Yards bei seinen Läufen begnügen. Dass er es grundsätzlich noch kann, hat er gelegentlich durchaus mit schönen Aktionen gezeigt. Die O-Line ist auch eine jener Positionen, an denen in der Offseason wenig verändert wurde, obwohl dieser Schwachpunkt auch schon letzte Saison nach dem guten 6-2 Start ein Grund für den letztendlich schwachen Abschluss mit 8-8 war. Darüber wäre man dieses Jahr sicher froh, die Realität dürfte aber ein noch schwächeres Ergebnis bereithalten. Ob die an und für sich getreuen Redskins-Fans angesichts einer Wirtschaftskrise, sündteurer Ticketpreise und den zahlreichen Kleinigkeiten wie dem Schilderverbot dann auch noch so zahlreich wie bisher ins zweitgrößte Stadion der NFL (mehr als 91.000 Plätze) strömen werden, wird die Zukunft zeigen.
3 todsichere Tipps
Atlanta (gegen Washington)[b]- Die Redskins sind nicht in der Lage genug Punkte zu machen um es mit Ryan & Co aufzunehmen.
[b]Green Bay (bei Tampa Bay) - Junger Quarterback und siegloses Team gegen die Packers? No Way!
Seattle (gegen Detroit) - Die Lions bezwingen ja nicht einmal St. Louis zuhause, wie sollen sie da die Seahawks in deren Territorium biegen?
Washington Redskins (2-5) @ Atlanta Falcons (4-3), Sonntag 8. November 2009, 19:00 Uhr
Die Falcons wollen nach zwei Niederlagen wieder einen Sieg und sind zuhause seit letzter Saison eine Macht (10-1). Sie haben heuer schon 11 Fumbles erobert, aber der letzte Heimsieg über Washington liegt mehr als 20 Jahre zurück und datiert aus dem Jahr 1987. Die Redskins konnten heuer noch nie mehr als 17 Punkte erzielen und haben drei Spiele in Folge verloren. Während CB DeAngelo Hall an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt, wird TE Chris Cooley noch eine Weile ausfallen. In der Defense krankt es mit nur 7 Balleroberungen und nur 3 Interceptions.
Atlanta macht mehr als 17 Punkte, das genügt. Falcons 24, Redskins 16
Arizona Cardinals (4-3) @ Chicago Bears (4-3), Sonntag 8. November 2009, 19:00 Uhr
Im 88. Aufeinandertreffen der ältesten Rivalität der NFL (seit 1920) wollen die Bears den Sieg aus der letzten Partie 2006 wiederholen. Zuhause hat man mit Jay Cutler alle drei Spiele gewonnen, doch Arizona hat heuer auch alle drei Auswärtsspiele bisher gewonnen, das gab es dort zuletzt 1982. Letzte Woche setzte es eine bittere Heimniederlage gegen Carolina durch massig Turnovers von Kurt Warner (5 Interceptions, 1 Fumble). Die Cardinals haben die schwächste Laufoffensive (64,9 Yards pro Spiel), werden aber trotz seiner Verletzung auf WR Anquan Boldin setzen.
Überraschend stark war Arizona bisher auswärts, aber Chicago im November ist ein anderes Pflaster. Bears 27, Cardinals 23
Baltimore Ravens (4-3) @ Cincinnati Bengals (5-2), Sonntag 8. November 2009, 19:00 Uhr
Beim Auswärtssieg der Bengals in Baltimore in Woche 5 war es RB Cedric Benson der eine ewig lange Serie der Ravens brach, die keinen Läufer über 100 Laufyards erlaubt hatten. Zuletzt schaffte Cincinnati den Sweep im Jahr 2007, heuer stehen die Voraussetzungen gut, denn aktuell hält man bei einer Bilanz von 8-2 in den letzten 10 Partien. Baltimore verlor auswärts zuletzt zweimal in Folge (New England, Minnesota) und hat seit dem Jahr 2000 keine aufeinanderfolgenden Auswärtsspiele in Cincinnati mehr gewonnen (sie siegten im Vorjahr).
Der Sieg über Denver hat gezeigt was Baltimore kann und in ähnlicher Manier geht es weiter. Ravens 24, Bengals 21
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Details zu den weiteren Spielen folgen