Arbeitszeugnisse beurteilen

  • Hallo Forum

    Wollte von euch mal wissen, was ihr zu meinem Zwischenzeugnis haltet, gibt es irgend welche Sätze zu bemängeln, oder sind versteckete negative Botschaften vorhanden (verschlüsselt)?

    Ist dies ein eher gutes Zeugnis, oder was meint ihr dazu?

    Mir persönlich ist auf den ersten durchleser aufgefallen "ich sei bei Vorgesetzen... anerkannt". Ist diese Ausdrucksweise besser als "geschätzt"

    Um weitere Inputs bin ich dankbar.

    Cheers

    Einmal editiert, zuletzt von 3xFCB (15. November 2011 um 06:15)

  • Ich würde das als eine 2- einschätzen. Nichts wirklich Negatives, aber auch keinerlei Überschwang sondern durchweg nüchtern. Ein Haar in der Suppe ist für mich der Satz "Auf Nachfrage kommuniziert er informativ und transparent" - das heißt für mich soviel wie "Von sich aus kommuniziert er nicht genug, man muss ihm die Informationen aus der Nase ziehen".

  • Sehe ich auch so. "Auf Nachfrage..." ist nie gut, das hauts ordentlich runter. Auch das bloße "anerkannt" läst Raum zur Steigerung, sei es "sehr anerkannt" oder anerkannt und beliebt".

    Na ja, ich hatte mal eins vor mir, darauf stand: "Er trat seinen Vorgesetzten gegenüber immer sehr bestimmt auf. Wir wünschen ihm alles Gute." Da hätten sie auch schreiben können: "Mann, sind wir froh, dass dieser sture Bock endlich weg ist." :tongue2:

    Thank you 62

  • Ich würde es um ehrlich zu sein noch schlechter sehen.
    Statt Umschreibungen wie gut, sollte mindestens "sehr gut" oder bessere superlative da stehen.

    Neben den schon genannten Anmerkungen, ist mir auch noch aufgefallen:

    "... seine Aufgaben systematisch und setzt Prioritäten geschickt."

    Das Wort "geschickt" würde mir missfallen.

    Hier findest Du auch nochmal die Bewertungen

    R.I.P J.Johnson

  • Statt Umschreibungen wie gut, sollte mindestens "sehr gut" oder bessere superlative da stehen.

    aber auch den spagat hinkriegen, dass es nicht zu gut aussieht. das nimmt dir dann keiner ab.

    RoughValley Rheingauners -NFL-Talk ex B-Ligist

    *** 1st pick overall: 12.02.2007 18:50 Uhr 3040 Gramm, 51 cm ***

  • Die Frage bei sowas ist halt trotzdem, ob das alles Absicht ist, was da geschrieben steht. Es gibt sicherlich Arbeitgeber, vor allem in kleineren Firmen, die machen sich nicht so viele Gedanken um diese inoffiziellen "Codes" und meinen, sie stellen ihrem Mitarbeiter ein gutes Zeugnis aus. Deswegen darf man diese Kriterien ja auch nicht zu eng sehen, denn man weiß ja nicht, wer die Klauseln anwendet und wer nicht. Ein unabsichtlich durchschnittliches oder schlechtes Zeugnis ist natürlich tragisch.

    Thank you 62

  • Die Frage bei sowas ist halt trotzdem, ob das alles Absicht ist, was da geschrieben steht. Es gibt sicherlich Arbeitgeber, vor allem in kleineren Firmen, die machen sich nicht so viele Gedanken um diese inoffiziellen "Codes" und meinen, sie stellen ihrem Mitarbeiter ein gutes Zeugnis aus. Deswegen darf man diese Kriterien ja auch nicht zu eng sehen, denn man weiß ja nicht, wer die Klauseln anwendet und wer nicht. Ein unabsichtlich durchschnittliches oder schlechtes Zeugnis ist natürlich tragisch.

    Ne...selbst die wissen das, was da reingehört. Ich finde diese deutsche Heimlichtuerei "vollkommen und höchst" albern! Deswegen hab ich mir von meinen Arbeitgebern auch immer Zeugnisse geben lassen, wie die Engländer das machen. Also eher persönliche Berichte des Chefs. Und natürlich alles in englisch.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Ne...selbst die wissen das, was da reingehört. Ich finde diese deutsche Heimlichtuerei "vollkommen und höchst" albern! Deswegen hab ich mir von meinen Arbeitgebern auch immer Zeugnisse geben lassen, wie die Engländer das machen. Also eher persönliche Berichte des Chefs. Und natürlich alles in englisch.

    Das hat nicht wirklich was mit heimlichtuerei zu tun. Es ist viel mehr eine Folge einer Gesetzesanforderung. Kurz: Dein Zeugnis sollte so sein, dass Du Dich damit erfolgreich bewerben kannst.
    Ich habe es nun mehrmals so erlebt, dass man sich das Zeugnis einfach selbst schreibt. Das wird dann natürlich sinnfrei.
    Aber kein Arbeitgeber will das Risiko eingehen, dass er noch eine Klage für ein Zeugnis bekommt.

    R.I.P J.Johnson

  • Ich würde das als eine 2- einschätzen. Nichts wirklich Negatives, aber auch keinerlei Überschwang sondern durchweg nüchtern. Ein Haar in der Suppe ist für mich der Satz "Auf Nachfrage kommuniziert er informativ und transparent" - das heißt für mich soviel wie "Von sich aus kommuniziert er nicht genug, man muss ihm die Informationen aus der Nase ziehen".


    Das genau ist das Haar in der Suppe und zwar ein ganz dickes. Als Personalmanager würde mir dieses Zeugnis missfallen, wenn ich es bei einem Bewerber vorgelegt bekäme. Auch gibt es einige Ausdrücke, die in Zeugnissen eher ungewöhnlich sind, z.B. "speditiv".

    Insgesamt ein solides Zeugnis, aber halt mit der o.a. massiven Einschränkung.

    ws

    "Kritik ohne Mitgefühl ist Gewalt" (nakagawa roshi)
    -.-.-.-
    "Die Würde des Menschen ist kein Konjunktiv"
    -.-.-.-
    Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war,
    stets kannst du im Heute von neuem beginnen.

  • Arbeitszeugnisse sind nicht gerade mein Spezialgebiet, aber aus meiner Sicht ist das ein bestenfalls durchschnittliches Zeugnis. An zahlreichen Stellen wären bessere Formulierungen denkbar. Ein paar Beispiele habe ich im Text im Klammern genannt:

    Darüber hinaus fehlen im Zusammenhang mit positiven Formulierungen Begriffe wie "jederzeit", "immer", "zu unserer vollen/vollsten Zufriedenheit".

    Ehrlich gesagt:
    Insbesondere der vorletzte Absatz enthält gleich mehrere schwere Breitseiten.

    Auf Basis dieses Zeugnisses würde ich von einem durchschnittlich qualifizierten Mitarbeiter ausgehen, der im Rahmen seiner Kerntätigkeit eine durchschnittliche und darüber hinaus praktisch überhaupt keine Motivation an den Tag legt, dem man wichtige Informationen mit leidlichem Erfolg aus der Nase ziehen muß, der keinem Streit aus dem Weg geht und nur schwer zu einer abweichenden Vorgehensweise zu bewegen ist. So jemanden würde ich nicht einstellen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (15. April 2011 um 09:52)

  • Nimmt ja meine These von damals auf ;)

    Die Frage bei sowas ist halt trotzdem, ob das alles Absicht ist, was da geschrieben steht. Es gibt sicherlich Arbeitgeber, vor allem in kleineren Firmen, die machen sich nicht so viele Gedanken um diese inoffiziellen "Codes" und meinen, sie stellen ihrem Mitarbeiter ein gutes Zeugnis aus. Deswegen darf man diese Kriterien ja auch nicht zu eng sehen, denn man weiß ja nicht, wer die Klauseln anwendet und wer nicht. Ein unabsichtlich durchschnittliches oder schlechtes Zeugnis ist natürlich tragisch.

    Thank you 62

    Einmal editiert, zuletzt von Madness (15. April 2011 um 10:11)

  • Nimmt ja meine These von damals ;)

    Ich finde das die Art der Beurteilung deutlich überholt ist und daneben auch große Schwächen hat.
    Ich habe schon erlebt das guten Leuten mittelmäßige Zeugnisse geschrieben wurden, weil man sich geärgert hat das sie das Unternehmen verlassen, ebenso bekamen mittelmäßige Mitarbeiter gute Zeugnisse, weil man froh war sie los zu sein. Inwiefern soll also ein Zeugnis einem zukünftigen Arbeitgeber helfen, jemanden einzustellen ?
    Ich würde, wie im Artikel beschrieben, eine reine Tätigkeitsbeschreibung vorziehen.

  • Meine Frau hat momentan das gleiche Problem mit einem Arbeitszeugnis.
    Für einen Laien wie mich sah es prima aus, der Anwalt allerdings hat es Wort für Wort auseinandergenommen und es war vernichtend. "Mit diesem Zeugnis brauchen sie sich nirgends zu bewerben, dann nimmt sie niemand !". Also muss wieder das Arbeitsgericht ran, denn dieses Zeugnis hält der Anwalt für eine Retourkutsche des ehemaligen Arbeitgebers, dieser will es auch von sich aus nicht ändern.

  • Wäre geil wenn jemand von euch mal mein Praxissemesterzeugnis beurteilen könnte:

  • Also ich kann dir keinen Tipp zur eigentlichen Frage geben, aber wenn du deinen Nachnamen nicht preisgeben möchtest (wobei nur der Nachname in dem Fall net so einzigartig in Deutschland ist ;) ) musst du wohl nochmal die Version hier bearbeiten ;) 2 mal hast du es vergessen

  • Also ich kann dir keinen Tipp zur eigentlichen Frage geben, aber wenn du deinen Nachnamen nicht preisgeben möchtest (wobei nur der Nachname in dem Fall net so einzigartig in Deutschland ist ;) ) musst du wohl nochmal die Version hier bearbeiten ;) 2 mal hast du es vergessen

    Danke für die Info! War nur halbherzig... Also auch nicht sooo wichtig! :mrgreen:

  • Wäre geil wenn jemand von euch mal mein Praxissemesterzeugnis beurteilen könnte:

    Ich kann nicht alle Sätze übertragen in Noten. Aber beispielsweise folgender Satz:

    Zitat

    Seine Aufgaben führte er mit einem hohen Maß an Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein durch.

    Würde mit der Schreibweise "in einem höchsten Maß" von einer 2-3 auf eine höhere Note gehoben. Nennt sich in der Gramatik "Superlativ", wenn ich mich nicht täusche.

    Zitat

    Während des Praktikums konnte Herr Schäfer seine theoretischen Kenntnisse gut in die Praxis umsetzen. Dank seiner schnellen Auffassungsgabe konnte er zusätzliches praktisches Wissen erwerben.

    Hier in dem Satz auch noch einmal recht deutlich. Finde den Satz mit dem theoretischen Wissen etwas schwierig, weil es klingt wie "Hat was gelernt, aber noch nie gearbeitet." und es wurde nur gut statt sehr gut in die Praxis umgesetzt.

    Glaube nichts schlimmes dabei, aber auch kein Lob in höchsten Tönen.

    R.I.P J.Johnson

  • Das ist für ein Praktkumszeugnis eine satte 2.
    Völlig Ok.


    Ich hasse diese albernen Verklausulierungen. Zum Glück hab ich nur 1 deutsches Zeugnis und ansonsten nur die im englischen Sprachraum üblichen "Empfehlungsschreiben", bei denen es solche Kinkerlitzchen nicht gibt!

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Ich danke euch Männer...

    Bin mir mit der ganzen Materie nämlich etwas unsicher! Schreibe gerade meine Diplomarbeit und war mir unschlüssig ob ich dieses Zeugnis als Referenz anfügen soll/kann. Hatte von mehreren Leuten gehört das selbst die bestklingensten Zeugnisse in Personalersprache oft vernichtend ausfallen

  • Jepp, würde das auch als "2" sehen, lediglich ein Satz find ich grenzwertig:

    "und verfolgte die gesetzten Ziele mit großer Ausdauer." kann man auch als "stets bemüht" interpretieren, was soviel heisst wie "schlechter is nich machbar"im Arbeitszeugnis. Da der Rest aber grund solide klingt, ist das wohl nur unglücklich formuliert.

    Schließe mich bei der generellen Meinung zu Arbeitszeugnissen dieser Form aber eher Bucci an.

  • Hey. Ich verwende mal diesen Thread für eine Frage.

    Wie würdet ihr folgenden Satz in einem Arbeitszeugnis beurteilen?

    "Um die Erweiterung ihrer gutfundierten Fachkenntnisse ist sie mit Erfolg bemüht."


    Ich frage deshalb, weil das Wort "bemüht" nach meiner Meinung meistens eher negativ zu betrachten ist. Bemüht, aber nicht vollbracht. Der Zusammenhang "mit Erfolg bemüht" hat aber irgendwie wieder eher was positives, oder? :madness

    +++NFL-Talk Pickem 2014 Champion+++
    +++NFL-Talk-Fantasy E-Liga 2014 Champion+++
    +++ NFL-Talk-WM-Tippspiel 2014 Champion+++

  • Hey. Ich verwende mal diesen Thread für eine Frage.

    Wie würdet ihr folgenden Satz in einem Arbeitszeugnis beurteilen?

    "Um die Erweiterung ihrer gutfundierten Fachkenntnisse ist sie mit Erfolg bemüht."


    Ich frage deshalb, weil das Wort "bemüht" nach meiner Meinung meistens eher negativ zu betrachten ist. Bemüht, aber nicht vollbracht. Der Zusammenhang "mit Erfolg bemüht" hat aber irgendwie wieder eher was positives, oder? :madness

    Das Wort bemüht würde ich in Arbeitszeugnissen immer kritisch sehen. "mit Erfolg bemüht..." klingt für mich eigentlich aus Sicht des Zeugniserstellert wie "gut gemeint, aber aus Unwissenheit schlecht formuliert."

    In Schulnoten würde ich grob die Abstufungen

    ... bemüht.... 4-
    ...stehts bemüht....5
    ...nach Kräften bemüht... 6

    vergeben. Wie ist denn der sonstige Gesamteindruck des restlichen Zeugnisses?