Chancengleichheit in der Bildung


  • Zum Thema Lohn: Es gelten bundesweit flächendeckende Tarifverträge, welche (bspw. im Westen) einen Mindestlohn von 8,19 € in der ersten Entgeltgruppe vorsehen. Es handelt sich dann aber um eine Tätigkeit, welche keine Ausbildung, keine Vorerfahrund und eine sehr kurze Anlernzeit erfordert. Mit 8,19 € liegt man dabei immernoch in weiten Teilen über den Regellohn bspw. im Pflegebereich. Natürlich kann man sich davon nur schwer ein Auto und ne tolle Wohnung leisten, aber wenn ich tagtäglich die Lebensläufe sehe, welche über meinen Tisch wandern, dann haben diese Leute das auch nicht verdient. Was manche Menschen aus ihrem Leben gemacht haben, lässt einem nur die Hände über dem Kopf zusammenschalgen und diese erzählen mir dann, dass die ja Ihre Familie mit mindestens 3 Kindern ernähren müssen und es von diesem Gehalt nicht möglich wäre. "Ja sorry, mein Herr, dann hätten Sie etwas fleißiger im Leben und weniger im Bett sein müssen." Klar ist das hart, aber die Realität und besonders bei unseren Mitbürgern mit südländischen (ja, ich nehme dieses Wort in den Mund) Hintergrund ist das eher die Regel, als die Ausnahme. Von der Arbeitsmoral und dem Fleiß im Vergleich zu Osteuropäern mal ganz zu schweigen.


    Das halte ich persönlich auch für "unsäglich", milde ausgedrückt. Ein bisschen zugespitzt könnte man das auch rassistisch und klassenchauvinistisch nennen.

    Ich halte es schlichtweg für falsch, dass alle Menschen im Leben die gleichen Chancen haben (weniger/keine Kohle im Elternhaus, Diskriminierung aufgrund unterschiedlicher Faktoren, in Umfeld aufwachsen, wo das mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt immer schon schwierig war). Sich dann aufzuschwingen und zu sagen "ihr habt das nicht besser verdient", nunja, das halte ich weniger für insider- sondern mehr für unwissen.

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  • Das halte ich persönlich auch für "unsäglich", milde ausgedrückt. Ein bisschen zugespitzt könnte man das auch rassistisch und klassenchauvinistisch nennen.

    Ich halte es schlichtweg für falsch, dass alle Menschen im Leben die gleichen Chancen haben (weniger/keine Kohle im Elternhaus, Diskriminierung aufgrund unterschiedlicher Faktoren, in Umfeld aufwachsen, wo das mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt immer schon schwierig war). Sich dann aufzuschwingen und zu sagen "ihr habt das nicht besser verdient", nunja, das halte ich weniger für insider- sondern mehr für unwissen.

    Ich halte deine Sozialromantik eigentlich für noch unsäglicher. :xywave:

    Die Bildungschancen eines Kindes definieren sich nicht durch das Einkommen der Eltern, sondern durch deren Einstellung zur Bildung und Förderung des Kindes. Das Enkommensschwache häufiger ein gespaltenes Verhältnis zur Bildung etc haben ist in deinen Augen mit Sicherheit auch Klassenchauvinistisch für mich ist es die Realität.

  • Ich halte deine Sozialromantik eigentlich für noch unsäglicher. :xywave:

    Die Bildungschancen eines Kindes definieren sich nicht durch das Einkommen der Eltern, sondern durch deren Einstellung zur Bildung und Förderung des Kindes. Das Enkommensschwache häufiger ein gespaltenes Verhältnis zur Bildung etc haben ist in deinen Augen mit Sicherheit auch Klassenchauvinistisch für mich ist es die Realität.

    Nochmal konkret nachgefragt:

    verstehe ich das richtig, dass es aus deiner Sicht keinen oder nur einen geringen Zusammenhang zwischen den Bildungschancen eines Kindes und der sozialen Herkunft gibt, gerade in Industrieländern gibt?

  • ...
    Die Bildungschancen eines Kindes definieren sich nicht durch das Einkommen der Eltern, ...

    MIt Ausnahmen ist das richtig, aber Chancen sind dazu da, dass man sie nutzt.
    Darauf zu achten, dass das die Kidner auch tun, dazu sind die Eltern da.

    Leider, so empfinde ich das, wird da in gewissen sozialen Schichten eben nicht so drauf geachtet und die Kinder haben eine dementsprechende Entwicklung.
    Als Mitglied der Schulpflegschaft der Schule meines Sohnes z.B. habe ich Eltern erlebt, die selber gar kein Wort deutsch sprechen, wie sollen die dann Ihren Kindern helfen, wenn sie mal Probleme in der Schule haben?

    Aber das ist auch nur eine persönliche Wahrnehmung von mir.

  • Nochmal konkret nachgefragt:

    verstehe ich das richtig, dass es aus deiner Sicht keinen oder nur einen geringen Zusammenhang zwischen den Bildungschancen eines Kindes und der sozialen Herkunft gibt, gerade in Industrieländern gibt?

    Das hast du falsch verstanden. Den Zusammenhang gibt es schon, nur kommt der nicht dadurch das die Eltern zu wenig Geld haben, sondern oftmals zu wenig Interesse an der Bildung des Kindes.


  • Als Mitglied der Schulpflegschaft der Schule meines Sohnes z.B. habe ich Eltern erlebt, die selber gar kein Wort deutsch sprechen, wie sollen die dann Ihren Kindern helfen, wenn sie mal Probleme in der Schule haben?

    Aber das ist auch nur eine persönliche Wahrnehmung von mir.

    Hat diesen Eltern jemand verboten die Sprache des Landes in dem sie leben zu lernen? :madness

  • Die Bildungschancen eines Kindes definieren sich nicht durch das Einkommen der Eltern, sondern durch deren Einstellung zur Bildung und Förderung des Kindes.

    Und die Einstellung wird niemals durch das Einkommen der Eltern beeinflußt? Haben Eltern mit niedrigem Einkommen dieses Einkommen vieleicht, weil ihnen Bildung egal war?

    Klar kann auch in einer Millionärsvilla ein Kind leben, bei dem den Eltern die eigene Tennisstunde wichtiger ist als dem Kind bei den Hausaufgaben zu helfen. Aber DIE können dann eben den Nachhilfelehrer bezahlen.

    Ich halte den Zusammenhang zwischen Einkommen und Bildungschancen für sehr viel deutlicher als Du.

  • Das hast du falsch verstanden. Den Zusammenhang gibt es schon, nur kommt der nicht dadurch das die Eltern zu wenig Geld haben, sondern oftmals zu wenig Interesse an der Bildung des Kindes.

    Ah ok, dadurch wird dein Standpunkt klarer, danke. Interessantes Thema, sollte man dafür vielleicht einen extra-Thread aufmachen, bzw. diesen hier vielleicht aufsplitten? Mit amazon hat das ja nun wirklich nichts mehr zu tun.

    Ansonsten bin ich gern bei ner kleinen Klopperei zu diesem Thema dabei :bier:

  • Hat diesen Eltern jemand verboten die Sprache des Landes in dem sie leben zu lernen? :madness

    Was hat das damit zu tun, wer denen was verboten hat oder nicht?

    Es zählt doch nur die Frage: "wie sollen sie den Kindern helfen können?".
    Du kannst Dich auch fragen, wie sie sich für Ihre Kinder einsetzen sollen, z.B. in der Schule, im Verein, in der Gemeinde ... kannste fortsetzen wie Du willst.

  • Ich halte deine Sozialromantik eigentlich für noch unsäglicher. :xywave:

    Die Bildungschancen eines Kindes definieren sich nicht durch das Einkommen der Eltern, sondern durch deren Einstellung zur Bildung und Förderung des Kindes. Das Enkommensschwache häufiger ein gespaltenes Verhältnis zur Bildung etc haben ist in deinen Augen mit Sicherheit auch Klassenchauvinistisch für mich ist es die Realität.

    besser kann man es mE nicht auf den Punkt bringen!

    “Every year it’s just one goal: Win the Super Bowl. If you don’t win the Super Bowl it’s not a good year,” - Bruce Arians

  • Ahh...die obligatorische bildungspolitische Huhn/Ei-Diskussion...

    Natürlich hat Disa mit der Aussage im Prinzip Recht. Aber unsere Gesellschaft versagt nun einmal (zunehmend) dabei, gerade diesen Kindern, die halt eben nicht ständig das Interesse an Bildung vermittelt bekommen, die Möglichkeit zu verschaffen, beispielsweise auch ohne den Vater mit verhandlungssicherem Englisch, eine grundsolide Ausbildung in Sachen Fremdsprache zu erlangen. Komischer Weise klappt das in anderen Ländern viel besser. Haben wir also die dööferen Migranten und das dümmere Prekariat? Vielleicht lobotomiert sich unsere bildungsferne Schicht ja auch einfach besser, weil unsere Daily-Soaps noch verdummernder sind als beispielsweise die in Schweden...

    Und ein zweiter Faktor kommt hinzu: mehr oder weniger latenter Klassenchauvinismus. Bringen zwei Bewerber zwar die nahezu identischen Noten mit, so hat es der Bewerber aus der Bildungsschicht stets einfacher, weil er in der Regel bessere Beziehungen hat und oftmals schlicht den besseren Stallgeruch für die Peergroup mitbringt.

    To make a long story short: Natürlich korreliert die Chance auf Bildung und Karriere mit der Herkunft bzw. ist die Chancegleichheit eine milde Farce.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

    Einmal editiert, zuletzt von datajunk (21. Februar 2013 um 15:38)

  • Hat diesen Eltern jemand verboten die Sprache des Landes in dem sie leben zu lernen? :madness

    Natürlich nicht und es wird niemand abstreiten, dass es Migranten gibt die ein geringeres Interesse daran haben, die Sprache zu lernen (so wie es genug deutsche Kinder/Jugendliche gibt, bei denen man denken könnte, dass sie ihre Muttersprache verlernen wollen)

    Während aber das Vorurteil des faulen Migranten, der sich nicht in die (deutsche) Gesellschaft eingliedern will und kein Interesse an Sprache und Kultur nach wie vor Konjuktur hat, werden wissenschaftlich erwiesene Barrieren leider zu oft außer acht gelassen. Sollte tatsächlich jemand Interesse daran haben, reiche ich diese auch gerne nach.

    Von aktuellen Forschungsergebnissen ausgehend sind soziale Herkunft und Migrationshintergrund (bzw. beide Punkte zusammen) die 2 größten Probleme bezogen auf die Bildungschancen. Mehrere Untersuchungen u.a. auch vom Bildungsministerium führen zu dem Ergebnis, dass das in Deutschland vorherrschende Bildungssystem das eigentliche Problem ist.

    Das Vorurteil, dass Einkommensschwache häufiger ein gespaltenes Verhältnis zur Bildung haben, kann objektiv gesehen auch nicht Realität sein, da es dazu keine wissenschaftlichen Ergebnisse gibt. Es gibt dazu nur die subjektive Ansicht oder die von RTL2 gezeigte (Schein-)Realität. Wobei ich ausdrücklich nicht sagen möchte, dass es diesen Fall nicht gibt, ich widerspreche lediglich der Ansicht, dass dies Realität ist.

    Was aber sehr wohl Realität ist, das der Migrationshintergrund und/oder die soziale Herkunft sehr wohl einen großen Einfluß auf die Bildungschancen von Kindern haben. Nicht aber weil diese Gruppe von Personen keinen Bock auf Bildung haben, sondern weil ihre Chancen (sehr kurz gefasst) schlechter sind.

    In anderen europäischen Industrieländern, wird dieses Problem deutlich besser gelöst wie in Deutschland. Dies lässt u.a. Rückschlüsse auf das Bildungssystem zu. Ein weiterer wichtiger Punkt sind auch sogenannte Diskriminierungsfaktoren, wäre dann aber jetzt vielleicht doch etwas zu viel des Guten :mrgreen:

  • Danke. Hast mir sehr viel Schreibarbeit ersparrt.

    Ergänzen würde ich gerne, dass der Staat in meinen Augen auch die Pflicht hat sich gezielt um Kinder zu kümmern, die halt keine "bildungsinteressierten" Eltern haben. Z.B. beim Thema Sprache: Studien belegen, dass Kinder von Familien, die nicht Deutsch zu Hause sprechen, aber die frühzeitig in einen Kindergarten gehen, fast keinen Sprachbenachteiligung haben, wenn sie in die Grundschule kommen. Da frage ich mich dann warum die aktuelle Regierung auch noch ein Gesetz erlässt, dass genau in die gegenteilige Richtung schießt. Der Staat könnte viel Geld sparen, wenn er aktiv gerade Kinder aus "bildungsfernen" Familien in die Kindergärten holt.

    Ein Problem im deutschen Bildungssystem ist außerdem, dass bereits in der 4. (bzw. 6. Klasse) grundlegend der weitere Bildungsweg der Kinder festgelegt wird. Diese Entscheidung wird oft von den Lehrern alleine getroffen (u.a. da leider viele Eltern ihrer Rolle aus Desinteresse / Unwissenheit nicht gerecht werden). Auch hier wurde schon erwiesen, dass bei dieser Entscheidung sich Lehrer subjektiv vom Berufsstand der Eltern beeinflussen lassen. Soll heißen: Kevin, dessen Eltern Hartz 4 Empfänger sind und Finn dessen Eltern Akademiker sind, bringen beide die gleiche Leistung. Leider bekommt einer eine Hauptschulempfehlung und der andere eine Gymnasialempfehlung. D.h. mit knapp 11 Jahren wird im deutschen Schulsystem die Chancenungerechtigkeit um ein vielfaches verschärft. Daher bin ich sehr froh, dass sich immer mehr Gesamt- und Gemeinschaftsschulen durchsetzen. Gerade weil dies auch für die soziale Entwicklung sehr wichtig ist. Und nein, Finn wird auf einer Gesamtschule nicht benachteiligt (falls die Lehrer gut sind, aber das ist ein anderes Thema).

    Einmal editiert, zuletzt von bashman (21. Februar 2013 um 17:16)


  • Ein Problem im deutschen Bildungssystem ist außerdem, dass bereits in der 4. (bzw. 6. Klasse) grundlegend der weitere Bildungsweg der Kinder festgelegt wird.

    Das Problem das da noch dazu kommt, ist, das Kinder von Hauptschulen kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, und daher möglichst viele Eltern ihr Kind zumindest Richtung Gymnasium "pressen" wollen. Egal ob das dem Kind was bringt oder nicht.

  • Was aber sehr wohl Realität ist, das der Migrationshintergrund und/oder die soziale Herkunft sehr wohl einen großen Einfluß auf die Bildungschancen von Kindern haben. Nicht aber weil diese Gruppe von Personen keinen Bock auf Bildung haben, sondern weil ihre Chancen (sehr kurz gefasst) schlechter sind.

    Worin äussern sich denn dies schlechten Chancen konkret?

  • Aber unsere Gesellschaft versagt nun einmal (zunehmend) dabei, gerade diesen Kindern, die halt eben nicht ständig das Interesse an Bildung vermittelt bekommen, die Möglichkeit zu verschaffen, beispielsweise auch ohne den Vater mit verhandlungssicherem Englisch, eine grundsolide Ausbildung in Sachen Fremdsprache zu erlangen.

    Hier ist aber dann auch die immer wiederkehrende Frage, wofür die Gesellschaft bzw. der Staat zuständig/verantwortlich sein soll und was dann doch in der Verantwortung der Eltern/Familie liegt. Ich denke erstere muss die Möglichkeiten bieten, zweitere müssen aber dafür besorgt sein dass diese auch genutzt werden.

  • ... Vielleicht lobotomiert sich unsere bildungsferne Schicht ja auch einfach besser, weil unsere Daily-Soaps noch verdummernder sind als beispielsweise die in Schweden...

    Ey! Halt mich da raus. Ich will die scheiß Soaps nicht haben! :jeck:

  • Worin äussern sich denn dies schlechten Chancen konkret?

    wurden teilweise schon genannt und nur kurze Antwort da Feierabend :mrgreen::

    -schlechtere Voraussetzungen (bei Migranten), logisch da nicht die Muttersprache aber keine spezielle Förderung um diesen Nachteil auszugleichen
    -hierarchisch gegliederte Schulformen
    -die schon genannte Grundschulempfehlung

  • Hier ist aber dann auch die immer wiederkehrende Frage, wofür die Gesellschaft bzw. der Staat zuständig/verantwortlich sein soll und was dann doch in der Verantwortung der Eltern/Familie liegt. Ich denke erstere muss die Möglichkeiten bieten, zweitere müssen aber dafür besorgt sein dass diese auch genutzt werden.

    Das funktioniert aber erwiesener Maßen nicht und kostet den Staat auch noch jede Menge Geld (unabhängig von dem Fairness Gedanken). Jetzt ist es leicht die Verantwortung hierfür den Eltern zu geben (die sie sicherlich zum Teil haben), aber so wird sich die Situation nicht ändern und die Kosten fürs Sozialsystem werden immer höher. Sparen tut man in dem man viele hochqualifizierte Bürger ausbildet. Und hier kann man sich dann halt nicht auf die Eltern verlassen und muss Verantwortung übernehmen. Es gibt nun mal zu viele Eltern die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Aber was können die Kinder dafür?

  • Das funktioniert aber erwiesener Maßen nicht und kostet den Staat auch noch jede Menge Geld (unabhängig von dem Fairness Gedanken). Jetzt ist es leicht die Verantwortung hierfür den Eltern zu geben (die sie sicherlich zum Teil haben), aber so wird sich die Situation nicht ändern und die Kosten fürs Sozialsystem werden immer höher. Sparen tut man in dem man viele hochqualifizierte Bürger ausbildet. Und hier kann man sich dann halt nicht auf die Eltern verlassen und muss Verantwortung übernehmen. Es gibt nun mal zu viele Eltern die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Aber was können die Kinder dafür?

    Gar nix, nur machst du gerade ein ziemliches Fass auf. Denn was unterscheidet denn dann die Fürsorge dieses Landes von der Fürsorge unseres ehemaligen Bruderstaates? Da hatte man das schon mal und fairerweise muß man zugeben, die Finnen haben einen Teil ihres Systems wohl von eben diesen Brüdern & Schwestern abgekupfert.

    Und mal so eben in die Elternrechte eingreifen, nicht das ich dies nicht unter bestimmten Umständen für notwendig erachten würde, aber den Shitstorm darfst du dann ertragen.

    Es wäre nebenbei schon viel geholfen, wenn an jeder Schulen Sozialarbeiter und mindestens ein Kinderpsychologe vorhanden wäre und zudem die Schule mit der Polizei auch ein Durchgriffsrecht auf die zum Teil depperten Eltern hätte. Eben diese Blödheit und die hat nix mit Bildungsstand, Herkunft oder Einkommen zu tun, ist die Hauptursache für die Misere. Nur ist das eine Wahrheit, mit der man noch nie Freunde gewonnen hat.

    Ich weiß ja nicht wer hier Erfahrung als Elternvertreter hat, aber ich hab da einiges mitbekommen und schön war das nicht.

  • Hatte ich erwähnt, dass ein Großteil der Leut, die bei mir sitzen, gar nicht das deutsche Bildungssystem durchlaufen haben, sondern erst später nach Deutschland kamen?


  • Auch hier wurde schon erwiesen, dass bei dieser Entscheidung sich Lehrer subjektiv vom Berufsstand der Eltern beeinflussen lassen. Soll heißen: Kevin, dessen Eltern Hartz 4 Empfänger sind und Finn dessen Eltern Akademiker sind, bringen beide die gleiche Leistung. Leider bekommt einer eine Hauptschulempfehlung und der andere eine Gymnasialempfehlung. D.h. mit knapp 11 Jahren wird im deutschen Schulsystem die Chancenungerechtigkeit um ein vielfaches verschärft.

    Mal ganz blöd gefragt: Woher wissen denn die Lehrer welche Berufe (oder auch Nichtberufe) die Eltern ihrer Schüler ausüben?

    schaun mer mal

  • Mal ganz blöd gefragt: Woher wissen denn die Lehrer welche Berufe (oder auch Nichtberufe) die Eltern ihrer Schüler ausüben?


    Eigentlich gar nicht.

    Zitat

    Zitat von bashman
    Auch hier wurde schon erwiesen, dass bei dieser Entscheidung sich Lehrer subjektiv vom Berufsstand der Eltern beeinflussen lassen. Soll heißen: Kevin, dessen Eltern Hartz 4 Empfänger sind und Finn dessen Eltern Akademiker sind, bringen beide die gleiche Leistung. Leider bekommt einer eine Hauptschulempfehlung und der andere eine Gymnasialempfehlung. D.h. mit knapp 11 Jahren wird im deutschen Schulsystem die Chancenungerechtigkeit um ein vielfaches verschärft.


    1. Schade, dass es die Förderstufe nicht mehr gibt
    2. Die Empfehlung für die weiteren Schulen hängt nicht immer von den Leistungen ab, sondern auch von dem Gefühl der Belastbarkeit.
    Man kann durchaus zwei Zeugnisse mit einem 2,0-Schnitt unterschiedlich deuten, wenn Schüler A sich sehr bemühen musste um auf den Notendurchschnitt zu kommen und Schüler B einfach nicht mehr machte als er musste.
    Und wem empfielt man G8 oder dann doch eher vielleicht den gymnasialen Weg über den Realschulabschluß und somit G9?

    Einmal editiert, zuletzt von LuckySpike (21. Februar 2013 um 20:59)

  • Mal ganz blöd gefragt: Woher wissen denn die Lehrer welche Berufe (oder auch Nichtberufe) die Eltern ihrer Schüler ausüben?

    Elterngespräche und Schülerakte. Gerade bei den Schülern aus meiner Klasse, die auf der Kippe standen, hatte ich oft Kontakt zu den Eltern (während der zwei Jahre, die ich als Lehrer gearbeitet habe).


  • 2. Die Empfehlung für die weiteren Schulen hängt nicht immer von den Leistungen ab, sondern auch von dem Gefühl der Belastbarkeit.
    Man kann durchaus zwei Zeugnisse mit einem 2,0-Schnitt unterschiedlich deuten, wenn Schüler A sich sehr bemühen musste um auf den Notendurchschnitt zu kommen und Schüler B einfach nicht mehr machte als er musste.
    Und wem empfielt man G8 oder dann doch eher vielleicht den gymnasialen Weg über den Realschulabschluß und somit G9?

    Genau deshalb bin ich gegen dieses Schulsystem. Ich würde es befürworten, wenn es nur noch Gesamtschulen gibt. Aber dagegen sträuben sich alle, die meinen ihre Kinder werden dort nicht genug gefordert und gefördert. Zum Glück gibt es immer mehr richtig gute Gesamtschulen (bzw. Gemeinschaftsschulen), z.B. die Evangelische Schule Berlin mit der Schulleiterin Frau Rasfeld. Von der lässt sich inzwischen sogar unsere Bundeskanzlerin beraten.

    Bei der Studie auf die ich mich beziehe wurde u.a. mit anonymisierten schriftlichen Arbeiten gearbeitet. Die eine Gruppe Lehrer hat als Schülerprofil Kevin bekommen und der anderen wurde erzählt die Arbeit hat ein Finn (oder so) geschrieben, wo die Eltern Akademiker sind. Die Beurteilung der Arbeiten von Kevin waren im Schnitt 1-2 Noten schlechter.

    Das Ganze war nur ein Teil der Studie. Meiner Meinung nach ist es nicht möglich in der 4. Klasse objektiv über das Potential eines Schülers zu entscheiden. Um so schlimmer, dass eine Hauptschulempfehlung zu dem Zeitpunkt es fast unmöglich macht noch das Abitur zu schaffen. Natürlich ist es nicht unmöglich, aber es ist ungleich schwerer. Das ist auch u.a. einer der Hauptkritikpunkte der PISA Studie und anderer Studien.

    Interessant auch in welchen zwei Bundesländern die Chancenungerechtigkeit am größten ist: BaWü und Bayern (in den anderen Kategorien Spitzenreiter)

    Interessante Ansichten zu dem Thema hat übrigens Prof. Dr. Gerald Hüther (http://www.gerald-huether.de/).

    3 Mal editiert, zuletzt von bashman (21. Februar 2013 um 23:07)

  • Das Thema Empfehlung ist ein schlimmes Thema, meine große ist gerade in klasse 4.
    Der Lehrer der Parallelklasse hat allen Schülern die gymnasialempfehlung ausgesprochen, weil er ja keine Chancen verbauen will.
    Auch wenn er es gut meint, einen gefallen tut er meiner Meinung nach weder den Kindern ( die das Niveau nicht haben), der Schule oder den Mitschülern. :(


  • Interessant auch in welchen zwei Bundesländern die Chancenungerechtigkeit am größten ist: BaWü und Bayern (in den anderen Kategorien Spitzenreiter)

    Gut, aber was ist die Quintessenz aus dieser Aussage?

    Da, wo frühzeitig getrennt wird, ist das Niveau oben höher!
    Das konterkariert doch Deine Aussage, dass die Gesamtschulen das Gesamtniveau heben

    Reden wir doch mal Klartext und stellen die provokante Frage: will ich jeden mitziehen oder versuche ich nicht lieber das Niveau "oben" so hoch wie möglich zu halten, auch wenn dabei das ein oder andere Kind unten mit Potential dadurch benachteiligt wird. Ist das als "Kollateralschaden" tragbar oder nicht?

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Genau deshalb bin ich gegen dieses Schulsystem. Ich würde es befürworten, wenn es nur noch Gesamtschulen gibt. Aber dagegen sträuben sich alle, die meinen ihre Kinder werden dort nicht genug gefordert und gefördert. Zum Glück gibt es immer mehr richtig gute Gesamtschulen (bzw. Gemeinschaftsschulen), z.B. die Evangelische Schule Berlin mit der Schulleiterin Frau Rasfeld. Von der lässt sich inzwischen sogar unsere Bundeskanzlerin beraten.
    (


    Und genau da habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.
    Ich bin ein A- und E-Kursler, der am Ende der 9. in der Gesamtschule hingeworfen hat und mit entsprechenden Noten und 2. Fremdsprache einen Haupschulabschluß bekam. Zum Glück kommt man aber auch aus der Pupertät heraus und es gibt soviele Möglichkeiten über den 2. Bildungsweg.
    Abendgymnasium war hart, aber hier in Hessen eben kostenlos.
    Meine Empfehlung, wer sich unsicher ist in Sachen Schulbildung sollte auf die Gesamtschule, wer sicher ist sollte aufs Gymnasium gehen und sich mit gleichen Schüler messen.