Situation in der Türkei

  • Zitat von heute.de

    "Wir sehen seit langem, dass die Konflikte in der Türkei auch Auswirkungen auf die Sicherheitslage in Deutschland haben", sagte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Die Bruchlinien zwischen den verschiedenen Lagern in der Türkei bildeten sich spiegelbildlich in der Bundesrepublik ab. "Es besteht die Gefahr, dass diese Stellvertreter-Auseinandersetzungen zwischen PKK-Anhängern und nationalistischen oder rechtsextremistischen Türken eskalieren." In beiden Szenen - dem Lager der Unterstützer wie der Gegner Erdogans - sei "ein hohes, schlagkräftiges Gefährdungspotenzial vorhanden".

    Sag ich doch. Das macht mir Angst.

    Nach Gesprächen mit einigen wenigen türkischen Bekannten und der Frage wie das Leben in derTürkei derzeit empfunden wird, bekam ich durchweg ähnliche Antwort.
    Das Leben läuft normal nur politisch ist man entweder für oder gegen Erdogan. Es würde keine Mitte geben. Zum Teil liegt das auch an Erdogan-Anhänger, die Kritiker sofort in die Schublade der Terroristen stecken. Da wird sehr oft die kritische Meinung über die Regierung verschwiegen, so dass man keine Verfolgung befürchten muss.
    Finde ich schade, aber es ist nicht mein Land.

    Ich möchte aber nicht, dass der Konflikt auch hier in Deutschland ausgetragen wird.

  • Erdogan im speziellen jetzt ein Einreiseverbot zu erteilen wäre natürlich nach seinen Ausfällen vertretbar, aber ob man damit etwas erreicht weiß ich nicht. Das wird nur zu Unfrieden unter seinen Anhängern führen die hier leben und ob das gut für das Klima in den entsprechenden Vierteln ist weiß ich nicht.

    Es ist nicht einfach da eine Entscheidung zu treffen. Zum einen ist es richtig sich nicht provozieren zu lassen. Zum anderen ist die Überlegung was daraus entsteht.
    Wenn Erdogan es schafft eine präsendiale Demokratie in der Turkei zu installieren, dann wird unweigerlich auch der rhethorische Umgang mit Deutschland gelobt.
    Das könnte Nachahmer innerhalb der EU finden und dann zu Spannungen führen.

    Ich möchte nicht mit den Politiker tauschen, aber ich vermute es wird unserer Kanzlerin schaden.

  • Sag ich doch. Das macht mir Angst.
    Nach Gesprächen mit einigen wenigen türkischen Bekannten und der Frage wie das Leben in derTürkei derzeit empfunden wird, bekam ich durchweg ähnliche Antwort.
    Das Leben läuft normal nur politisch ist man entweder für oder gegen Erdogan. Es würde keine Mitte geben. Zum Teil liegt das auch an Erdogan-Anhänger, die Kritiker sofort in die Schublade der Terroristen stecken. Da wird sehr oft die kritische Meinung über die Regierung verschwiegen, so dass man keine Verfolgung befürchten muss.
    Finde ich schade, aber es ist nicht mein Land.

    Ich möchte aber nicht, dass der Konflikt auch hier in Deutschland ausgetragen wird.

    Dieser Konflikt hat in Deutschland aber auch so gar nichts zu suchen.
    Und jeder der daran aktiv partizipiert ist dann auch herzlich ausgeladen hier und kann seinen Konflikt dann auch gerne zukünftig in der Türkei austragen.
    Die Situation der Türken hier ist sicherlich nicht einfach und viele werden jetzt sicherlich auch massiv in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt, weil Erdogan meint, sich mit den Mächtigen des Westens anzulegen und der Türkei somit zumindest rhetorisch zu neuer Größe und Stärke verhilft. Dass der Staat aber gerade massiv innepolitisch und wirtschaftlich unter Druck gerät, übersehen viele einfach.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • @chiefs2016 gibt es denn solche Regelungen in z.B. der Türkei überhaupt das dort Amtsträger keinen Wahlkampf machen können bzw. wäre es dann nicht auch an den Türken dafür zu sorgen dass das eingehalten wird?

    "chiefs2016"? Ich vermute gleichwohl, dass ich gemeint war. Daher:

    Ich kenne türkische Regelungen nicht.

    Mein Ausgangspunkt wäre: Grundsätzlich sollten staatliche Funktionsträger im eigenen Staat tätig werden.

    M. E. bedarf es einer besonderen Legitimation, dies in einem anderen Staat tun zu dürfen. Eine solche Legitimation könnte (zumindest diskutabler Weise) aus deutscher Sicht eine Förderung demokratischer Strukturen sein. Das könnte beispielsweise der Fall sein, wenn es zu einer Podiumsdiskussion aller relevanter türkischen Parteien käme. Das müßte man immer noch nicht gut finden, aber es wäre erwägenswert. Ich wollte nur verdeutlichen, dass selbst dieses Argument im konkreten Fall höchst problematisch wäre, weil man im praktischen Ergebnis wohl jedenfalls aus deutscher Sicht eher undemokratische Abläufe fördern würde, da es wohl ausschließlich um Wahlkampf der AKP geht.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (8. März 2017 um 15:40)

  • Bei aller Kritik an Erdogan man sollte man laut Bruder Jakob nicht vergessen

    https://twitter.com/Augstein/status/841776407692861441

    "Man sollte bei allem nicht vergessen: im verg. Sommer wollten die Putschisten Erdogan liquidieren."

    Kann er sich nicht aus Verständnis für Erdogan zum Tausch mit Yücel anbieten. Ich trage ihn sogar eigenhändig hin... (und Martin Lejeune gleich mit...)

    Meine Fresse...

    #FIREJOSEPH

  • Ich gehe nicht davon aus, dass das passiert, aber wie ist es eigentlich um ihn bestellt, wenn das Referendum scheitert? Glaubt hier jemand ernsthaft, dass das dann einfach so akzeptiert wird?

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Ich gehe nicht davon aus, dass das passiert, aber wie ist es eigentlich um ihn bestellt, wenn das Referendum scheitert? Glaubt hier jemand ernsthaft, dass das dann einfach so akzeptiert wird?

    Die Frage stellt sich nicht. Er wird die Mehrheit bekommen und wenn er sie nicht bekommt, bekommt er sie trotzdem.

  • Wenn er aber eh solange weitermacht bis er sein Ziel erreicht hat, warum dann noch Rücksicht nehmen?

    Weil man (also unser Land aus Sicht der Bundesregierung, nicht aus meiner) selbst Ziele verfolgt und diese höher einstuft als die Abneigung gegen seine Ziele.

  • Die Frage stellt sich nicht. Er wird die Mehrheit bekommen und wenn er sie nicht bekommt, bekommt er sie trotzdem.

    Ich gehe auch davon aus, dass das Ergebnis ggfls. schon passend gemacht wird.
    Alles andere erscheint mir quasi ausgeschlossen.

    Ich denke, er sch***t auf die EU. Sind eh alles Nazis.

    Ich glaube nicht, dass er das wirklich denkt. Nicht mal ansatzweise vermutlich.
    Aber es lässt sich halt so schön Stimmung damit machen.

    schaun mer mal

  • Ich hab gestern einen Artikel über einen Meinungsforscher gelesen, der behauptete zur Zeit wären 40% für Nein und nur 28% für Ja, der Rest unentschlossen aber tendenziell eher Nein. Das würde den Bohei erklären den Erdogan und seine Minister da veranstalten.

    Keep Pounding

  • Ich glaube nicht, dass er das wirklich denkt. Nicht mal ansatzweise vermutlich.

    Ich glaube das schon. Ihm muss doch klar sein, dass er sich mit seiner Rhetorik und seinem sonstigen Verhalten die Tür hinsichtlich jeglicher Beitrittsverhandlungen nachhaltig zuschlägt. Für mich spielt er Alles oder Nichts. Kriegt er sein Referendum durch, ist er der Triumphator. Kriegt er es nicht, hat er ein ganz massives Problem.

  • Ich glaube das schon. Ihm muss doch klar sein, dass er sich mit seiner Rhetorik und seinem sonstigen Verhalten die Tür hinsichtlich jeglicher Beitrittsverhandlungen nachhaltig zuschlägt. Für mich spielt er Alles oder Nichts. Kriegt er sein Referendum durch, ist er der Triumphator. Kriegt er es nicht, hat er ein ganz massives Problem.

    Bis auf Satz 1 sehe ich das auch so.

    schaun mer mal

  • Kriegt er sein Referendum durch, ist er der Triumphator. Kriegt er es nicht, hat er ein ganz massives Problem.


    Ist es wirklich ein Triumph? Ok, er bekommt mehr Macht, aber was wird ihm diese nutzen, wenn er den wirtschaftlichen Abwärtstrend der Türkei (an dem dann sicherlich die Faschisten in Europa schuld sind) nicht aufhalten bzw. umkehren kann?

  • Ist es wirklich ein Triumph? Ok, er bekommt mehr Macht, aber was wird ihm diese nutzen, wenn er den wirtschaftlichen Abwärtstrend der Türkei (an dem dann sicherlich die Faschisten in Europa schuld sind) nicht aufhalten bzw. umkehren kann?

    Wer soll das denn mitkriegen? Die kritischen Journalisten sind im Zweifel schon hinter Gittern und im Zweifel werden irgendwelche Flüchtlings-Deals, die EU, Minderheiten oder weiß der Geier dafür verantwortlich gemacht.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Herrlich, wie die Jungs vom Bosporus ihren eigenen Leuten hier einen Bärendienst erweisen. Die haben es ja bislang viel zu gut gehabt

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Wer soll das denn mitkriegen? Die kritischen Journalisten sind im Zweifel schon hinter Gittern und im Zweifel werden irgendwelche Flüchtlings-Deals, die EU, Minderheiten oder weiß der Geier dafür verantwortlich gemacht.

    Keine Frage, er wird Schuldige finden. Aber welches Volk kann in der heutigen Welt so naiv sein, dies dauerhaft millionenfach zu glauben.

    Und Kühe des Landes verwiesen und Orangen zerquetscht :hinterha:
    Ach ja:

    http://www.n-tv.de/politik/Tuerke…le19749330.html

    Nicht alle Latten am Zaun, auch dieser Herr :thdown:

    Religionskrieg? Kreuzzüge? -> Fassungslosigkeit! :bengal
    Obwohl. Der POTUS wäre bei einem Religionskrieg bestimmt sofort dabei. :grim:

    Wenn sie im Land der Mitte grinsen würden, würden sie momentan wohl Dauergrinsen.

  • Religionskrieg? Kreuzzüge? -> Fassungslosigkeit! :bengal

    Wenn selbst hierzulande die Kreuzzüge immernoch als historisch losgelöstes Unterdrückungsargument zugelassen wird (übrigens auch hier im Forum), dann brauch man sich nicht wundern wenn ein Erdogan das in einer Ansprache an ein besonders empfängliches Publikum, noch viel lieber macht.

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Meinste? Dachte immer, dessen einziger Gott bestünde aus grünlich bedrucktem Papier :tongue2:


    Ich sage ja nicht das er es aus eigener religiöser Überzeugung tun würde, aber seine Feindbilder scheinen ja zementiert zu sein. "Schau Dir doch mal an was da in Schweden abgeht!"

  • Wenn selbst hierzulande die Kreuzzüge immernoch als historisch losgelöstes Unterdrückungsargument zugelassen wird (übrigens auch hier im Forum), dann brauch man sich nicht wundern wenn ein Erdogan das in einer Ansprache an ein besonders empfängliches Publikum, noch viel lieber macht.

    ????? Bitte um Erklärung.

  • Keine Frage, er wird Schuldige finden. Aber welches Volk kann in der heutigen Welt so naiv sein, dies dauerhaft millionenfach zu glauben.

    Religionskrieg? Kreuzzüge? -> Fassungslosigkeit! :bengal Obwohl. Der POTUS wäre bei einem Religionskrieg bestimmt sofort dabei. :grim:

    Wenn sie im Land der Mitte grinsen würden, würden sie momentan wohl Dauergrinsen.

    Bis auf die eher liberal geprägten Metropolen, wie Ankara und Istanbul, ist das Land doch noch immer recht ländlich und religiös geprägt. Und die glauben doch fast alles, was der große Führer daher redet.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • ????? Bitte um Erklärung.

    2 Begrifflichkeitsstrukturen:
    Der sogenannte IS bezeichnet den Westen, propagandistisch wertvoll, grundsätzlich als "Kreuzfahrer". In abgeschwächter Form ist das in vielen muslimischen Diskusionsbereichen ein gängiger Propagandabegriff.
    Müßig in diesem Bereich eine historisch-kritische Auseinandersetzung zu fordern, man diskutiert teilweise mit Leuten die sich selbst in die Luft sprengen wollen.

    Wo sich die Begrifflichkeit in der "innerwestlichen" Diskusion oft hineinschleicht, ist diffiziler und mitunter ohne böse Absicht. Einmal in der (wenig sinnvollen oder zielführenden) Diskusion um historische Schuld des Christentums im "Vergleich" zum Islam. Hier macht sich ein in mehrerlei Hinsicht infantiles Geschichtsbild breit. Ohne Rücksicht auf geopolitische Vorstrukturen der Zeit und ohne Würdigung der religiösen Analphabetik der "Teilnehmer", landet man hier oft bei einer historischen Einordung ala "Kreuzfahrer böse, Muslime Opfer". Als historisch und in der Diskusion isolierte Begrifflichkeit leistet man einem Opfermythos Vorschuss, der so überhaupt keiner Wirklichkeit entspricht.

    Als Muster zieht sich diese (m.M.n. unsachliche) Sichtweise auch durch moderne Konflikte. Nach mancher Lesart kann man jeden Konflikt dieser Welt auf das Joch zurückführen das der Westen dem armen Rest der Welt auferlegt hat und der Westen macht das in böser und vorteilssichernder Absicht bis heute und jeden Tag. Es ist hier vor allem die absolutistische Begründung von Konfliktursachen die Niemandem hilft, nicht in der Nachbetrachtung der Kreuzzüge (und ihrer heutigen Bedeutung für Feindbilder) und nicht in der Suche nach Konfliktlösungen für aktuelle Probleme.

    Diesen Opfermythos bespielt Erdogan. Dabei wird er eben unterstützt wenn es dem verbreiteten Geschichtsbild entspricht, der Westen hätte immer und überall entweder in böser Absicht gehandelt oder durch Inkompetenz Schaden angerichtet. In Wirklichkeit hängt die Türkei so dermaßen an der Zitze des Westens, das all die wirtschaftlichen Errungenschaften der letzten Jahre in sich zusammenbrechen würden, sollte die Zusammenarbeit einseitig unterbrochen werden. Auf sich allein gestellt (und das steht jedem Land frei), wäre die Türkei nicht zu unterscheiden von (mitunter gescheiterten) Drittweltstaaten der Region. Eine bittere Pille für türkische Nationalisten dort wie hierzulande, die viel zu selten als Medizin angeboten wird.

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Ich habe nicht die Hoffnung, dass sich die Situation in kurzer Zeit wieder verbessert.
    Vermutlich wird man nach der Wahl in der Türkei erst Maßnahmen(Einfrieren der EU-Beitrittsverhandlungen) ergreifen.
    So lange muß man die Pille der Beleidigung wohl schlucken.

    Ich bin auch gespannt wie die Zukunft von Zypern aussieht. Ich kann mir eine Wiedervereinigung kaum vorstellen.

  • Wo sich die Begrifflichkeit in der "innerwestlichen" Diskusion oft hineinschleicht, ist diffiziler und mitunter ohne böse Absicht. Einmal in der (wenig sinnvollen oder zielführenden) Diskusion um historische Schuld des Christentums im "Vergleich" zum Islam. Hier macht sich ein in mehrerlei Hinsicht infantiles Geschichtsbild breit. Ohne Rücksicht auf geopolitische Vorstrukturen der Zeit und ohne Würdigung der religiösen Analphabetik der "Teilnehmer", landet man hier oft bei einer historischen Einordung ala "Kreuzfahrer böse, Muslime Opfer". Als historisch und in der Diskusion isolierte Begrifflichkeit leistet man einem Opfermythos Vorschuss, der so überhaupt keiner Wirklichkeit entspricht.

    Hm, bin mir zwar nicht sicher ob ich deinen Absatz nach mehrmaligem Lesen verstanden habe aber dennoch meine Frage dazu: Kannst du mir erklären, was du genau unter dem Begriff Opfermythos verstehst? Als gläubiger Christ, der sich durchaus mit dem geopolitischen Kontext der Kreuzzüge auseinander gesetzt hat, fällt es mir schwer (u.a.) die Muslime in diesen Konflikten nicht als Opfer zu sehen.

    Die Kreuzzüge sind nicht umsonst die dunkelsten Kapitel der Kirchengeschichte. Selbst wenn man die durchgeführten Grausamkeiten im historischen Kontext des "barbarischen" Mittelalters betrachtet, so waren die begangenen Taten im Kern nicht anders als jene Gräueltaten, die derzeit von Terroristen unter dem Deckmantel des Islam weltweit begangen werden.

    Deswegen muss ich mich heute, 1.000 Jahre später als Christ zwar selbst nicht mehr schuldig fühlen, den zum Großteil Betroffenen die Opferrolle abzusprechen finde ich allerdings nicht in Ordnung.

    Einmal editiert, zuletzt von maruso (17. März 2017 um 13:47)

  • Hm, bin mir zwar nicht sicher ob ich deinen Absatz nach mehrmaligem Lesen verstanden habe aber dennoch meine Frage dazu: Kannst du mir erklären, was du genau unter dem Begriff Opfermythos verstehst? Als gläubiger Christ, der sich durchaus mit dem geopolitischen Kontext der Kreuzzüge auseinander gesetzt hat, fällt es mir schwer (u.a.) die Muslime in diesen Konflikten nicht als Opfer zu sehen.

    In diesem speziellen Fall waren sie dann natürlich Opfer, aber hier auch im nicht-ausschließlichem Sinne eher weil sie "Verlierer" waren. Der historische Kontext ist hier eben, das die Muslime in den "zurückzuerobernden" Gebieten nicht aus der Erde gewachsen sind. Die Gebiete wurde mal von dem und dann von einem Anderen erobert und wenn man sich dann über den Grad der Grausamkeiten in diesem Zusammenhangen unterhalten will... ok.

    Ich seh dann eben nicht die Notwendigkeit hier Begrifflichkeiten mit einer konkret negativen Intonation am Leben zu erhalten. Es macht ja heute auch keiner die Schweden verantworlich für Gräueltaten im 30jährigen Krieg, noch würden sich Schweden in einer innerschwedischen Diskusion zu der Selbsteinschränkung "wir waren schon ziemliche Assis damals" hinreissen lassen.

    Deswegen muss ich mich heute, 1.000 Jahre später als Christ zwar selbst nicht mehr schuldig fühlen, den zum Großteil Betroffenen die Opferrolle finde ich allerdings nicht in Ordnung.

    Erstmal natürlich noch der Hinweis das es heute diese Opfer nicht mehr gibt, weder auf der Seite der Muslime, noch bei ihren spiegelbildlichen Ebenbildern (aka dem Rest der damals modernen Welt). Eine Diskusion darüber wann man sich noch als Opfer bezeichnen darf, ist ein Sack Flöhe den ich nicht aufmachen will, aber wenn man den historischen Kontext nur um +-100 Jahre erweitert, dann seh ich nicht wie sich Muslime ernsthaft als Opfer bezeichnen könnten. Und die Frage wie so etwas in Problemlösungen der aktuellen Zeit hineinspielen sollte, ist noch ein ganz andere (und eine die schnell zu beantworten ist).

    -----------------
    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.