Buchverfilmungen – Sahnehäubchen oder Ärgernis?

  • ernsthaft, die zwei threads sollte man trennen. da können sich die alphabeten austoben und sich beschweren, warum das und das anders ist. im anderen können sich die, die zu blöd zum lesen sind, treffen.

    Die Idee, dieses Thema getrennt aufzugreifen, finde ich gut – allerdings nicht nur in Bezug auf Game of Thrones / Song of Ice and Fire, sondern auch mal ganz allgemein.

    Also, wie sind eure Erfahrungen mit Buchverfilmungen:

    Gehört ihr zu den Leuten, die sich vorher darauf freuen, dann aber oft den gesamten Film über vor sich hin schimpfen, was alles geändert wurde oder könnt ihr euch ganz entspannt zurücklehnen und beide Erzeugnisse getrennt voneinander beurteilen?

    Lest ihr manchmal auch Bücher, wenn ihr die Verfilmung schon gesehen habt oder fehlt dann zu sehr die Spannung?

    Oder betrifft euch das alles gar nicht, weil ihr entweder keine Bücher lest oder so konsequent seid, keine Buchverfilmungen anzuschauen, um sich den Ärger zu sparen?


    Von mir selbst muss ich sagen, dass ich nicht unbedingt der Typ bin, neben dem ich gern sitzen möchte, wenn er das Buch gelesen hat und ich nicht. Gerade wenn ich ein Buch oder einzelne Charaktere und Handlungsstränge sehr mag, kann meine Reaktion auf die Verfilmung regelrecht autistische Züge annehmen.

    Obwohl ich mich über Verfilmungen meistens mehr aufrege als ich mich daran erfreue, schaue ich mir doch immer wieder welche an. Was dabei die Nerven (sowohl meine als auch die der Mitseher schont), ist ein größerer zeitlicher Abstand zwischen Lesen und Schauen. Es kam aber auch schon vor, dass ich mir Verfilmungen bewusst überhaupt nicht angesehen habe, nachdem ich vorher schon von Abweichungen erfahren hatte, die ich nicht hinzunehmen bereit war (z. B. Stephen King's The Dome).

  • also bei mir ist grundsätzlich die Reihenfolge: Erst lesen/hören, dann gucken.

    Da kann ich mich richtig darauf freuen, weil ich immer gespannt bin, inwieweit mein Kopfkino mit dem des Regisseurs übereinstimmt.
    Natürlich gibt es dann auch Filme, die mit ihrer Story zu weit vom Buch weggehen (das ist dann schon eher ein Ärgernis), aber meist hält es sich in Grenzen.

  • Natürlich gibt es dann auch Filme, die mit ihrer Story zu weit vom Buch weggehen (das ist dann schon eher ein Ärgernis), aber meist hält es sich in Grenzen.

    Eine persönliche negative Erfahrung meinerseits: Den Film "Blow" mit Johnny Depp habe ich vor ca. 8 Jahren das erste Mal gesehen, und seither bestimmt 10 Mal, ist bzw. war einer meiner absoluten Lieblingsfilme, bis ich das Buch gelesen habe... Das war letztes Jahr im Urlaub, und das Buch zu "Blow", also die wahre Geschichte des George Jung, ist im Prinzip ganz anders wie im Film dargestellt. Das hat mich sehr sehr enttäuscht, und nun lese ich einfach das Buch wenn ich bock auf den Film habe :smile2:

    Beim Paten wiederum war es ganz anders, da habe ich vor zig Jahren die ersten zwei Teile gesehen, und erst vor ca. 2 Jahren das Buch gelesen. Aber das Buch ist um weitem besser, wie ja fast immer.

    Alles in Allem bin ich ein Freund von Buchverfilmungen, es sei denn die Story des Films übereinstimmt nur relativ wenig mit dem Buch, siehe "Blow".

  • Ich entführe noch mal eine Aussage aus dem anderen Thread, weil ich finde, sie passt hier gut rein:

    So aus der Erinnerung sind die Änderungen doch mit Martin abgesprochen. Der fand es nämlich gut, bestimmte Dinge nach fast 20 Jahren noch mal aus heutiger Sicht zu verbessern.

    An manchen Stellen kann ich mir das gut vorstellen, an anderen wiederum gar nicht. Ein paarmal war ich jedenfalls überzeugt, dass bestimmte Handlungen oder Äußerungen überhaupt nicht zu dem jeweiligen von Martin kreierten Charakter passen (wobei ich zugeben muss, dass mir gerade kein Beispiel dafür einfällt) und dass Martin damit nicht einverstanden gewesen sein kann.

    Das führt mich zu der Frage, ob und inwieweit Romanautoren die Möglichkeit haben, bei der Drehbuchumsetzung ein Wörtchen mitzureden. Vielleicht bin ich da etwas naiv, aber ich könnte mir gar nicht vorstellen, die Filmrechte zu verkaufen, ohne mir vertraglich vorzubehalten, die Drehbücher frühzeitig lesen und ggf. mein Veto einlegen zu dürfen. Das scheint aber nicht der Regelfall zu sein, jedenfalls habe ich schon von vielen Autoren gelesen, die sich in der Verfilmung ihrer Werke überhaupt nicht wiedergefunden haben.

  • Bei mir ist wohl von Allem ein wenig dabei, aber in der Regel bevorzuge ich eher das Buch. Ich würde auch wegen der Verfilmung eines von mir gemochten Buches nicht unbedingt ins Kino rennen, später im (Pay-)TV aber würde ich sie mir allemal anschauen wenn die Kritiken nicht zu vernichtend ausgefallen sind. Wenn ein Buch verfilmt wird ist das ok, aber unbedingt darauf warten würde ich in keinem Fall.

    In vielen Fällen fehlt mir beim Film einfach etwas an Hintergrund und/oder Atmosphäre, allerdings gibt es auch Ausnahmen wo eigentlich fast alles auch auf der Leinwand stimmt. Bestes Beispiel ist hier in meinen Augen wohl "Das Boot", da nehmen sich Buch und Film einfach nichts, allerdings kann ich mich auch nicht mehr erinnern welches der beiden ich damals zuerst konsumiert habe. Ähnlich bei "The Princess Bride", da kannte ich zuerst den Film, aber auch da stehen sich beide Versionen nichts nach was die Unterhaltsamkeit angeht.

    Ansonsten ist bei den Verfilmungen natürlich alles dabei, von "ganz unterhaltsam aber nicht auf dem Niveau der Vorlage" (unter anderem die bisherigen Discworld Verfilmungen) über "entäuschend" (u.a. Der Hobbit) bis "wie konnte man das nur so verhunzen". In ganz wenigen Fällen hat mich auch der Film mehr unterhalten, z.B. "Eaters of the Dead" vs. "The 13th Warrior", da war der Schreibstil einfach nicht mein Fall.

    Wirklich ärgern würde ich mich allerdings wohl in keinem Fall, sofern ich nicht für eine schlechte Verfilmung Geld fürs Kino ausgegeben habe ist es mir relativ egal, da ich im Zweifelsfall ja auch einfach abschalten kann, und zur Unterhaltung kann ich ja immer wieder das Buch rauskramen.

    When I die and go to hell, hell will be a Brett Favre
    game, announced by the ESPN Sunday night crew,
    for all eternity. Paul Zimmerman

  • Das führt mich zu der Frage, ob und inwieweit Romanautoren die Möglichkeit haben, bei der Drehbuchumsetzung ein Wörtchen mitzureden. Vielleicht bin ich da etwas naiv, aber ich könnte mir gar nicht vorstellen, die Filmrechte zu verkaufen, ohne mir vertraglich vorzubehalten, die Drehbücher frühzeitig lesen und ggf. mein Veto einlegen zu dürfen. Das scheint aber nicht der Regelfall zu sein, jedenfalls habe ich schon von vielen Autoren gelesen, die sich in der Verfilmung ihrer Werke überhaupt nicht wiedergefunden haben.

    Bestes Beispiel ist da wohl Harry Potter "Mama" JK Rowling. Soweit ich das verfolgt habe, hat sie sogar bei Warner vertraglich durchgedrückt, dass alle Schauspieler britischer Herkunft sein müssen. Finde die Verfilmung aber auch sehr stak an den Büchern orintiert auch wenn die ja teilweise nur so vor Logikfehlern stecken (Warum zum Teufel muss Harry im vierten Band ein Turnier bestreiten, damit er einen Portschlüssel anfasst? Das hätte der gute Tom doch einfacher haben können).

    Ich habe den ersten Teil der HDR-Triologie im Kino gesehen und war so gefesselt, dass ich die Bücher gelesen habe. Da war ich teils echt gelangweilt (Kapitel der Ents, über Seiten "Homm Homm Hompotom") und froh, dass man das in den Filmen gekürzt hat. Dafür hat mir Bombadil zum Beispiel wieder gefehlt.

    Ich kann aber kein Buch zweimal lesen oder nach einem Film ein Buch lesen. Der Spannungsbogen ist einfach weg. Wenn ich aber die Bücher gelesen habe gucke ich mir die Filme doch recht gerne an, seis nur zum Aufregen :mrgreen:

  • Wenn ich einen Film sehe von dem ich zuvor das Buch gelesen habe, nervt mich so ziemlich jede Abweichung vom Buch die mir auffällt. Früher war das wirklich schlimm. Da habe ich regelrecht nach Unterschieden zum Buch gesucht.

    Inzwischen versuche ich mir immer wieder bewusst zu machen, dass man Bücher und Filme nur begrenzt vergleichen kann und das ein Film auch gut sein kann wenn er von Buch abweicht. Oftmals hilft das sogar.

  • Hab das jetzt bei Stieg Larssons Verblendung gemacht. Erst die Bücher gelesen und dann beide Filme gesehen. Wobei der mit Daniel Craig ne Frechheit ist , der schwedische Film aber dafür umso besser und sich auch ganz gut ans Buch gehalten hat.

  • Kann man, wie immer, so pauschal nicht sagen.

    Generell schaue ich mehr Filme, als das ich Bücher lese. Es ist auch kaum möglich wirklich immer das Buch zu lesen, bevor man den Film gesehen hat. Die Anzahl der Buchverfilmungen ist ja exorbitant hoch und manchmal weiß man dann gar nicht mal unbedingt, dass es eine Buchverfilmung ist. Manche Filme basieren auch nur halb aufs Buch, nehmen es als Aufhänger oder sonst was.
    Meistens schaue ich vermutlich aus den Gründen tatsächlich erst den Film und das Buch kann dann für mehr Detail sorgen und Hintergrundinformationen. Abweichungen finde ich dann jetzt nicht zwingend sooo schlimm.

    Umgekehrt merkt man natürlich gravierende Unterschiede, wenn man das Buch vorher gelesen hat, manchmal ist es aber auch nur das Gefühl, dass man beim Lesen des Buches einfach besser unterhalten wurde, als beim Schauen des Filmes. Mal ein paar Beispiele:

    Shining:
    erst Buch gelesen, dann Film gesehen. Beide Werke sind prinzipiell sehr ähnlich, aber der Fokus liegt bei Kubrick etwas anders. Beides großartig, könnte ich nicht mal sagen, was ich wirklich besser finde. Shelley Duvall macht vermutlich den Unterschied, weswegen ich das Buch dann doch bevorzugen würde.

    ES:
    erst Film gesehen, dann Buch gelesen.
    Film recht jung gesehen, hatte natürlich eine Scheiß-Angst. Dann später das Buch gelesen, auch ein-zweimal wieder gelesen. Film später wieder angeguckt.
    Der Film ist beschissen (speziell die zweite hälfte), ist auch schlecht umgesetzt. Das Buch per se halte ich für extrem schwer verfilmbar, eine Serie könnte es schaffen, alle Details und die großartige Stimmung zu vermitteln. Würde vermutlich von jedem neuen Film enttäuscht werden.

    1408
    Erst Kurzgeschichte, dann Film.
    Ist halt eine Kurzgeschichte und dadurch nicht so detailliert, wie ganze Bücher. Die Geschichte ragte nicht heraus und blieb nicht so richtig hängen. Beim Film hatte ich dann mehr Spaß. Ist aber auch irgendwie logisch.

    Noch ein letztes mal Stephen King:
    Friedhof der Kuscheltiere
    erst Buch dann Film
    Enttäuscht ist das falsche Wort, weil ich vorher schon wusste, dass der Film mies ist. Das liegt aber eher daran, dass er halt billig gemacht ist. Den Film kann man besser machen. Ich denke ich könnte ein etwaiges Remake anschauen und gut finden. Kleine Veränderungen würden mich nicht stören.
    Würde vermutlich dann auch danach sagen, dass das Buch besser ist. Aber ohne Hass auf den Film oder so.

    A Clockwork Orange
    Erst Film dann Buch.
    Obwohl beides nicht schlecht ist, finde ich das Ende des Buches um Längen schlechter als das Ende des Films. Weshalb ich eben den Film auch deutlich besser finde. War in diesem Fall vom Buch enttäuscht. Wenn ich's umgekehrt rezipiert hätte, hätte mir das Buch vielleicht sogar den Film versaut, weil ich mir das Ende des Buches noch hinten dran vorgestellt hätte. Ist aber natürlich Spekulation.

    Später vielleicht noch mehr :)