Was darf Presse? / Qualität von Journalismus

  • Antwort

    Eine schöne Antwort gibt es auf die Kolumne vom Wagner von der Bildzeitung auf den Flugzeugabsturz in Frankreich

    Prinzipiell gebe ich dem Autor ja recht. Und der Wagner ist halt eine abartige Person die bei einer abartigen Zeitung arbeitet. Wenn ich den aber kritisiere, sollte ich mich vorher fragen, ob ich da einen Pfeil verschieße oder einen Bumerang werfe.
    Ich kann doch einen anderen Reporter nicht für Geschmacklosigkeit kritisieren und die Berichterstattung meines eigenen Unternehmens dabei völlig ignorieren.

    Siehe auch dazu den entsprechenden Bildblog Artikel:
    "Absturz des Journalismus"

  • Also der twitter von hr-info ist so ehrlich wie kaum ein anderes Medium. So ehrlich zu zeigen, dass eigentlich nur das Geld einen Stellenwert hat

  • Prinzipiell gebe ich dem Autor ja recht. Und der Wagner ist halt eine abartige Person die bei einer abartigen Zeitung arbeitet. Wenn ich den aber kritisiere, sollte ich mich vorher fragen, ob ich da einen Pfeil verschieße oder einen Bumerang werfe.
    Ich kann doch einen anderen Reporter nicht für Geschmacklosigkeit kritisieren und die Berichterstattung meines eigenen Unternehmens dabei völlig ignorieren.

    Siehe auch dazu den entsprechenden Bildblog Artikel:
    "Absturz des Journalismus"

    Leider setzt sich bei jedem "Ereignis" dasselbe traurige Schauspiel fort, genau wie es Bildblog beschreibt. Jede noch so halbgare Meldung wird in die Welt geblasen, dann legt man sich auf die Lauer um irgendwelche Angehörige abzulichten oder zu filmen und dazu werden irgendwelche "Experten" befragt, die wie bei RTL zum Beispiel ansonsten als Ferienreporter firmieren.
    Ich kann gar nicht sagen wie mich diese Art des sogenannten Journalismus ankotzt.
    Zumal auch öffentlich rechtliche Medien auf diesen Zug aufspringen. Heute morgen bei SWR3 in den Nachrichten hörte ich solche Begriffe wie möglicherweise, es könnte sein, man vermutet etc. Was hat sowas mit seriösen Nachrichten zu tun ?

  • Leider setzt sich bei jedem "Ereignis" dasselbe traurige Schauspiel fort, genau wie es Bildblog beschreibt. Jede noch so halbgare Meldung wird in die Welt geblasen, dann legt man sich auf die Lauer um irgendwelche Angehörige abzulichten oder zu filmen und dazu werden irgendwelche "Experten" befragt, die wie bei RTL zum Beispiel ansonsten als Ferienreporter firmieren.
    Ich kann gar nicht sagen wie mich diese Art des sogenannten Journalismus ankotzt.
    Zumal auch öffentlich rechtliche Medien auf diesen Zug aufspringen. Heute morgen bei SWR3 in den Nachrichten hörte ich solche Begriffe wie möglicherweise, es könnte sein, man vermutet etc. Was hat sowas mit seriösen Nachrichten zu tun ?

    Nichts, aber die Masse will einfach spekulieren. Wenn solche Artikel nicht geklickt würden, würden sie auch nicht geschrieben.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Nichts, aber die Masse will einfach spekulieren. Wenn solche Artikel nicht geklickt würden, würden sie auch nicht geschrieben.

    Ich geb dir ja recht, aber ich erwarte zumindest von den Öffis, das sie auf diesen Zug nicht aufspringen

  • Ich geb dir ja recht, aber ich erwarte zumindest von den Öffis, das sie auf diesen Zug nicht aufspringen

    Die Öffentlichen, die eine Mittelfinger-Debatte auslösen? Von dem Anspruch habe ich mich längst verabschiedet. Wobei der Großteil der ÖR immer noch weitaus seriöser publiziert als die Privaten.
    Und ich bin da auch ganz ehrlich: die Meute bekommt die Medien und die Politiker, die sie verdient. Überall in Deutschland wird am sinkenden Niveau des Journalismus herumgemeckert, mit der Lügenpresse um sich geworfen, etc.
    Wenn aber keiner bereit ist, auch mal ein wenig Geld dafür auszugeben, dann wird sich das nicht verbessern. Warum sollte ein Journalist groß recherchieren (abgesehen vom eigenen Berufsethos), wenn die Masse doch nur die von der dpa umgeschriebene Headline anklickt?
    Warum sollte jemand heute auch Geld für überregionale Leitmedien ausgeben? Meist reicht ja schon der Blick auf die Titelseite der Bild, um zu wissen, was grob passiert und sich eine Meinung zu bilden. Für tiefer gehende Zusammenhänge fehlt den Menschen doch entweder die Zeit oder die Lust. Und um dieses Interesse zu bedienen, braucht es keine journalistische Qualität.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Zitat

    Aus gegebenem Anlass: ZDF-„heute-show“ entfällt
    Aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage rund um den Flugzeugabsturz nimmt das ZDF am Freitag, 27. März 2015, die „heute-show“ aus dem Programm. Darauf haben sich Oliver Welke und das ZDF verständigt. Welke: „Die heute-show ist ein Wochenrückblick. Und auf diese Woche satirisch zurückzublicken, ist unserer Meinung nach nicht angebracht.“
    Auch auf die Wiederholung der „heute-show“ von letzter Woche in ZDFneo am Donnerstagabend wird verzichtet. Aus den gleichen Gründen wird auch Jan Böhmermanns „NEO MAGAZIN ROYALE“ am Freitagabend im ZDF und am Abend zuvor in ZDFneo nicht ausgestrahlt.

    Bin ich der einzige der das für ziemlich arm findet? Gerade diese Woche hat doch was die Arbeit der Medien angeht, ne Menge potenzial und so traurig und dramatisch diese ganze Sache auch ist: Es sind 150 Menschen gestorben. Im Straßenverkehr sind diesen Monat weit über 300....Deswegen geht unser Leben auch weiter? Meinungen?

    #FIREJOSEPH

  • Eigentlich sollte es der Anspruch solch einer Sendung sein gerade bei solchen Anlässen das Ganze satirisch zu begleiten.

    Die einfachen Themen kann jeder abarbeiten.

  • Eigentlich sollte es der Anspruch solch einer Sendung sein gerade bei solchen Anlässen das Ganze satirisch zu begleiten.

    Die einfachen Themen kann jeder abarbeiten.

    Aber vielleicht nicht ein paar Tage nach der Katastrophe, wenn der Schock bei vielen noch sehr tief sitzt. Da möchten sich vielleicht auch die Redakteure nicht unbedingt satirisch mit dem Thema auseinandersetzen.

    BMG - CANUCKS - [color=#FF8C00]GIANTS

  • Ich finde die Kritik an der Berichterstattung etwas wohlfeil. Klar, die gibt einem das gute Gefühl, der Meute (Presse) und dem Mob (Leser) überlegen zu sein, nur wo ist die Alternative?

    Ich persönlich kann mit vielem, was da berichtet wird, gar nichts anfangen. Nur wer bin ich, dass ich anderen vorschreiben will, was die berichten zu haben und was die lesen dürfen? Ich möchte mir das doch auch nicht vorschreiben lassen. Ein Beispiel, weil das in hier verlinkten Artikeln oder auf der Top-10-Liste stand.

    Wenn es nach dem Ethik-Mob geht, darf der hr nicht berichten, dass Aktienkurse als Reaktion auf die Tragödie sinken. Warum nicht? Ich habe gar keine Lufthansa-Aktien und möchte das trotzdem wissen, weil man aus der Reaktion der Börsen etwas über deren Verhalten lernen kann. Aber weil einige Menschen den hr lautstark anpöbeln, stellen die erstmal die Berichterstattung ein. Ich darf also nicht informiert werden, weil andere Menschen die Nachricht unpassend finden? Wieso darf soetwas der Maßstab sein?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Pietät ist ein schönes Wort.

    aikman -> Chrizly (Namensänderung 3.2. 2023)

    "So this is how I remember saying goodbye to Bilbo," [a raccoon he had as a kid] Leach wrote. "He wandered 10 yards away or so from the truck, and then he turned and looked at us and kind of had this expression like, 'It was nice knowing ya.' It was this moment where like, both I knew and he knew that we’d had some good times, but this was it. It was onward and upward for both of us."

    Mike Leach, Coaching Legend (*1961 +2022)

  • Und die möchtest du wem mit welchem Recht vorschreiben?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Ich möchte überhaupt niemand etwas vorschreiben. Es langt, wenn ich selber bevor ich etwas schreibe mich frage, ob das in Anbetracht einer solchen Katastrophe vielleicht gerade unbedingt nötig ist.

    Es gibt einen Grund, wieso ich gewisse Seiten schlicht und einfach meide. Wenn du der Meinung bist, dass es unbedingt wichtig ist, wie tief die Lufthansa-Aktie gerade fällt, wenn ein paar Stunden zuvor 150 Menschen den Tod gefunden haben - hey, dann musst du das mit dir ausmachen. Ich nehm mir nur das Recht raus, mir darüber eine Meinung zu bilden.

    Aber vorschreiben tu ich niemand irgendwas. Das ist nicht meine Aufgabe.

    aikman -> Chrizly (Namensänderung 3.2. 2023)

    "So this is how I remember saying goodbye to Bilbo," [a raccoon he had as a kid] Leach wrote. "He wandered 10 yards away or so from the truck, and then he turned and looked at us and kind of had this expression like, 'It was nice knowing ya.' It was this moment where like, both I knew and he knew that we’d had some good times, but this was it. It was onward and upward for both of us."

    Mike Leach, Coaching Legend (*1961 +2022)

  • Ich finde die Kritik an der Berichterstattung etwas wohlfeil. Klar, die gibt einem das gute Gefühl, der Meute (Presse) und dem Mob (Leser) überlegen zu sein, nur wo ist die Alternative?

    Ich persönlich kann mit vielem, was da berichtet wird, gar nichts anfangen. Nur wer bin ich, dass ich anderen vorschreiben will, was die berichten zu haben und was die lesen dürfen? Ich möchte mir das doch auch nicht vorschreiben lassen. Ein Beispiel, weil das in hier verlinkten Artikeln oder auf der Top-10-Liste stand.

    Wenn es nach dem Ethik-Mob geht, darf der hr nicht berichten, dass Aktienkurse als Reaktion auf die Tragödie sinken. Warum nicht? Ich habe gar keine Lufthansa-Aktien und möchte das trotzdem wissen, weil man aus der Reaktion der Börsen etwas über deren Verhalten lernen kann. Aber weil einige Menschen den hr lautstark anpöbeln, stellen die erstmal die Berichterstattung ein. Ich darf also nicht informiert werden, weil andere Menschen die Nachricht unpassend finden? Wieso darf soetwas der Maßstab sein?

    Es behindert doch keiner die Berichterstattung dazu. Die hätten eine Meldung dazu auch einfach so auf ihre Seite packen können. Kein Problem. Auch auf anderen Medienseiten geht es heute weiter. Da wird über Yemen genauso weiter geschrieben wie über das Fußballländerspiel oder Griechenland. Aber wenn man sowas in sozialen Netzwerken postet, dazu auch noch mit den Hashtags versieht, damit man das auch findet, wenn man nach den Themen geht, dann darf man sich nicht wundern, dass zahlreiche Leute das unpassend finden. So eine Reaktion ist vorhersehbar und die haben es trotzdem gemacht. Fingerspitzengefühl nennt sich sowas. Sollte man bei Menschen, die das beruflich machen, eigentlich vorfinden können.
    Überhaupt: wer den hr-info-Twitter-Account benötigt, um sich über Kursentwicklungen zu informieren, der sollte das mit der Börse vielleicht ganz lassen.

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  • Zitat

    Nur wer bin ich, dass ich anderen vorschreiben will, was die berichten zu haben und was die lesen dürfen? I

    Jeder darf lesen was er will und das solche News geschrieben werden, zeigt ja das es einen Markt dafür gibt.
    Ich fühle mich auch niemanden überlegen, wenn ich das zum Kotzen finde oder halte per se Leute für Volltrottel weil Sie die Bild lesen.
    Ich fände es einfach nur schön, wenn man bei solchen Katastrophen sich zumindest an ein paar Grundregeln hält und dazu gehört m.E. das man die Angehörigen in Ihrer Trauer respektiert und keine unverpixelten Bilder dieser auf diversen Newsseiten zeigt. Aikmann hat das treffend mit Pietät beschrieben.

    Zitat

    Die einfachen Themen kann jeder abarbeiten.


    Jup. Über die FDP/AFD Witze machen ist jetzt nicht die große Kunst, aber in so einer Situation den richtigen To zu treffen . Das ist dann eine Qualität.

    Zitat

    Aber vielleicht nicht ein paar Tage nach der Katastrophe, wenn der Schock bei vielen noch sehr tief sitzt. Da möchten sich vielleicht auch die Redakteure nicht unbedingt satirisch mit dem Thema auseinandersetzen.


    Bei allem Respekt. Ich bin auch "geschockt" und mir tun die Leute die gestorben sind undinsbesondere die Angehörigen auch leid. Deren Leid übersteigt meine Vorstellungskraft.
    Aber ich habe niemanden aus dem Flugzeug gekannt, noch weder kenne ich irgendwelche Angehörigen. Ergo geht mein Leben weiter (so hart sich das anhört). Ich kann jetzt auch nicht, sagen ich lasse meine Arbeit mal ne Woche ruhen. Ergo erwarte ich da einfach von einer Sendung, dass sie sich gerade jetzt dieses Themas annimmt.

    #FIREJOSEPH

  • Wenn es nach dem Ethik-Mob geht, darf der hr nicht berichten, dass Aktienkurse als Reaktion auf die Tragödie sinken. Warum nicht?


    Natürlich darf der hr berichten, was er möchte, das gehört zur Demokratie. Zur Demokratie gehört aber auch, den Shitstorm zu ertragen, wenn man sich falsch verhält.

  • Es behindert doch keiner die Berichterstattung dazu.

    Warum hat der hr dann die Berichterstattung zu dem Thema ruhen lassen, nachdem Druck kam? Hier haben Leute so lange Stimmung gemacht, bis das erwünschte Ergebnis da war. Man stelle sich mal vor, irgendwelche Fundamentalisten würden bei einem Thema so Druck machen und ein Sender so reagieren. Sofort ginge ein Aufschrei durchs Netz und natürlich würde von Druck und Behinderung geredet (und mit Recht übrigens).

    Natürlich darf der hr berichten, was er möchte, das gehört zur Demokratie. Zur Demokratie gehört aber auch, den Shitstorm zu ertragen, wenn man sich falsch verhält.

    Also ist es falsch, Informationen weiterzugeben? Es ist richtig, Selbstzensur zu üben und anderen Menschen Wissen vorzuenthalten?


    Ich fühle mich auch niemanden überlegen, wenn ich das zum Kotzen finde oder halte per se Leute für Volltrottel weil Sie die Bild lesen.

    Schön, dass das bei dir so ist und ich will hier natürlich niemandem etwas persönlich unterstellen. Wenn man aber mal surft und Kommentare liest, die Begriffe die da gebraucht werden, wird doch ziemlich deutlich, wie da oft über den Pöbel gedacht wird.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.


  • Bei allem Respekt. Ich bin auch "geschockt" und mir tun die Leute die gestorben sind undinsbesondere die Angehörigen auch leid. Deren Leid übersteigt meine Vorstellungskraft.
    Aber ich habe niemanden aus dem Flugzeug gekannt, noch weder kenne ich irgendwelche Angehörigen. Ergo geht mein Leben weiter (so hart sich das anhört). Ich kann jetzt auch nicht, sagen ich lasse meine Arbeit mal ne Woche ruhen. Ergo erwarte ich da einfach von einer Sendung, dass sie sich gerade jetzt dieses Themas annimmt.

    Sehe ich völlig anders. Was erwartest du denn? Das die heute-show jetzt satirisch über die zum Teil schwache Berichterstattung herzieht? Mit Studiopublikum, welches nach jeder Pointe lacht und klatscht? Sorry, da würde mir schlecht werden. Und ich habe auch niemanden an Bord der Maschine gekannt.

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  • Also ist es falsch, Informationen weiterzugeben? Es ist richtig, Selbstzensur zu üben und anderen Menschen Wissen vorzuenthalten?

    Nach der Prämisse ist es auch legitim, Klarnamen und erkennbare Gesichter von Opfern und Tätern zu veröffentlichen. Wäre ja sonst Selbstzensur. Da wird schließlich Wissen vorenthalten.

    Die Bild macht es vor, wie es mit dem freien Journalismus läuft. Da werden immer noch Gesicht und Namen des Co-Piloten auf der Startseite gebracht, obwohl es zu diesem Zeitpunkt nur die wahrscheinlichste Theorie sein kann und keine Feststellung.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Ich finde die Kritik an der Berichterstattung etwas wohlfeil. Klar, die gibt einem das gute Gefühl, der Meute (Presse) und dem Mob (Leser) überlegen zu sein, nur wo ist die Alternative?

    Berichterstattung heißt ja vor allem erstmal, dass über Tatsachen berichtet wird. Und da hapert es ja meistens schon. Da wird spekuliert was das Zeug hällt. Kleiner Eindruck:

    ARD-Brennpunkt

    Die Alternative? Sachlich berichten?


    Nur wer bin ich, dass ich anderen vorschreiben will, was die berichten zu haben und was die lesen dürfen?

    Lesen können soll ja jeder was er will. Aber dann sollte er auch damit leben müssen, wenn ihm ein anderer sagt, was für einen Bullshit er da gerade konsumiert. Und der Presse vorzuschreiben, dass sie bei ihrer Arbeit ein wenig verantwortungsvoller umgehen sollte? Es soll da so einen "Pressekodex" geben.



    Wenn es nach dem Ethik-Mob geht, darf der hr nicht berichten, dass Aktienkurse als Reaktion auf die Tragödie sinken. Warum nicht? Ich habe gar keine Lufthansa-Aktien und möchte das trotzdem wissen, weil man aus der Reaktion der Börsen etwas über deren Verhalten lernen kann. Aber weil einige Menschen den hr lautstark anpöbeln, stellen die erstmal die Berichterstattung ein. Ich darf also nicht informiert werden, weil andere Menschen die Nachricht unpassend finden? Wieso darf soetwas der Maßstab sein?

    Naja, es wirkt einfach so, als ob es in dem Moment nichts wichtigeres als die Aktienkurse gibt. Da sollte man das zeitlich vielleicht etwas nach hinten stellen. Die Aktienkurse kann sich ein interessierter sonst auch gerade noch selber anschauen. Die pampige Antwort auf den ersten Kommentar wirkt da auch eher verstärkend.

  • Nach der Prämisse ist es auch legitim, Klarnamen und erkennbare Gesichter von Opfern und Tätern zu veröffentlichen. Wäre ja sonst Selbstzensur. Da wird schließlich Wissen vorenthalten.

    Wäre es auch und da müssen wir eine Güterabwägung vorhnehmen, wie wir das bei solchen Gelegenheiten oft tun. Wenn ein höheres Gut betroffen ist, z.B. die Menschenwürde, bin ich sofort mit dabei, Grenzen zu ziehen.

    Verhindern zu wollen, dass über die Auswirkungen auf die Börse berichtet wird - wo man z.B. lernen könnte, wie kaltschnäuzig dort agiert wird - verletzt aber nicht die Menschenwürde. Sinnlose Interviews mit ahnungslosen Experten auch nicht. Unnütze Spekulationen auch nicht. Wer das nicht sehen will, soll die entsprechenden Medien eben nicht konsumieren und nicht anderen indirekt aufdrängen, was die zu hören oder sehen bekommen.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (26. März 2015 um 21:27)

  • Lesen können soll ja jeder was er will. Aber dann sollte er auch damit leben müssen, wenn ihm ein anderer sagt, was für einen Bullshit er da gerade konsumiert.

    Dann findest du es also völlig ok, wenn dir irgendwelche Typen Vorhaltungen machen, wenn du irgendetwas machst, was denen nicht gefällt? Ich verbitte mir soetwas.

    Und der Presse vorzuschreiben, dass sie bei ihrer Arbeit ein wenig verantwortungsvoller umgehen sollte? Es soll da so einen "Pressekodex" geben.

    Und wo hat der hr gegen den Pressekodex verstossen, als er die Fakten meldete? Ich nirgends gelesen, dass irgendejemand behauptet hätte, die Informationen wären falsch gewesen.


    Naja, es wirkt einfach so, als ob es in dem Moment nichts wichtigeres als die Aktienkurse gibt. Da sollte man das zeitlich vielleicht etwas nach hinten stellen. Die Aktienkurse kann sich ein interessierter sonst auch gerade noch selber anschauen. Die pampige Antwort auf den ersten Kommentar wirkt da auch eher verstärkend.

    Die pampige Antwort zuerst: Klar war sie das, aber hier wurde zuerst vom hohen Ross aus der hr kritisiert und die Kritiken am hr platzen doch gerade vom Gefühl der moralischen Überlegenheit, die doch eher an Realitätsverweigerung grenzt. Der hr hat doch keinen Ratgeber zum Thema "Gewinnmaximierung in der Krise: Ihre Chancen nach der Flugzeugkatastrophe" gebracht, sondern wie jeden Tag von der Börse berichtet. Dort wurde auf die Tragödie reagiert und wenn einem das nicht passt, sollte könnte diskutiert werden. Stattdessen wird der Bote geköpft, weil die Botschaft einem nicht passt.

    Was der hr hier gemacht hat, ist für mich eher abstossend. Ich glaube nicht, dass die etwas gelernt, sondern einfach erkannt haben, dass man gegen den Shitstorm nicht ankommt. Also duckt man sich weg und wieselt sich mit einer halbseidenen Entschuldigung raus und befriedigt die moralisch empörte Menge, obwohl die letztlich ausser einer Abneigung gegen Finanzen wenig inhaltlich zu bieten hat.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Verhindern zu wollen, dass über die Auswirkungen auf die Börse berichtet wird - wo man z.B. lernen könnte, wie kaltschnäuzig dort agiert wird - verletzt aber nicht die Menschenwürde. Sinnlose Interviews mit ahnungslosen Experten auch nicht. Unnütze Spekulationen auch nicht. Wer das nicht sehen will, soll die entsprechenden Medien eben nicht konsumieren und nicht anderen indirekt aufdrängen, was die zu hören oder sehen bekommen.

    Das ist auch nicht das Problem. Es nervt etwas, aber das ist den Medien selbst überlassen. Was der viel größere Kritikpunkt ist die Pietätlosigkeit, mit der die Medienvertreter überall vorgehen. Man bringt sich vor der Schule in Stellung, zeigt die weinenden Angehörigen unverpixelt und hält jedem, der es gerade nicht braucht, ein Mikro unter die Nase.

    Das ist der Kern der Aufregung und nicht die Börsenberichte etc.

  • Dann findest du es also völlig ok, wenn dir irgendwelche Typen Vorhaltungen machen, wenn du irgendetwas machst, was denen nicht gefällt? Ich verbitte mir soetwas.


    Wenn du Mist schreibst, darf dir das also niemand sagen?


    Und wo hat der hr gegen den Pressekodex verstossen, als er die Fakten meldete? Ich nirgends gelesen, dass irgendejemand behauptet hätte, die Informationen wären falsch gewesen.

    Jetzt verdrehst du meine Aussage. Die war nämlich nicht auf die hr-Nachricht bezogen.


    Die pampige Antwort zuerst: Klar war sie das, aber hier wurde zuerst vom hohen Ross aus der hr kritisiert und die Kritiken am hr platzen doch gerade vom Gefühl der moralischen Überlegenheit, die doch eher an Realitätsverweigerung grenzt. Der hr hat doch keinen Ratgeber zum Thema "Gewinnmaximierung in der Krise: Ihre Chancen nach der Flugzeugkatastrophe" gebracht, sondern wie jeden Tag von der Börse berichtet.

    Wie schon kurz angerissen. Natürlich darf der hr das schreiben, dass ist aber zeitlich sehr ungeschickt und ohne viel Feingefühl geschehen. Im Bild der gesamten großteils zu kritisierenden Berichtserstattung ist dieser kleine Twitterbeitrag aber eigentlich zu vernachlässigen.


    Stattdessen wird der Bote geköpft, weil die Botschaft einem nicht passt.

    Der Vergleich passt nicht. Ist ja nicht so, dass der hr verpflichtet gewesen wäre, diese Nachricht zu überbringen. Und um den Inhalt bzw. den Hintergrund der Botschaft ging es den Kritikern ja auch gar nicht.

  • Ich kann die Kritik sehr gut nachvollziehen, gerade weil ich mir diese Art von Berichterstattung selbst auch nicht antue. Nur - wo soll da die Grenze gezogen werden? Ist das, was die Titanic macht, ok? Oder ist das nicht auch pietätlos? Zeigt das hr-Beispiel nicht, wie schnell man aus moralischem Rigorismus über die Stränge schlägt und Leute kuschen?

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

  • Wenn du Mist schreibst, darf dir das also niemand sagen?

    Natürlich, gerade deswegen diskutiere ich ja - um widerlegt zu werden und was dazu zu lernen ;) Wer aber BILD liest, akzeptiert damit aber nicht automatisch, von jedem taz-Leser gedisst zu werden.


    Jetzt verdrehst du meine Aussage. Die war nämlich nicht auf die hr-Nachricht bezogen.


    Ich habe vorher ausdrücklich über den Fall gesprochen, weil man da sehen kann, dass hier zu weit gegangen wird, weil hier niemand bestochen, niemandem aufgelauert und keine Menschenwürde verletzt wurde - und trotzdem wurde die Berichterstattung eingestellt, weil genug Leute sich nur lautstark genug empört haben.

    Wie schon kurz angerissen. Natürlich darf der hr das schreiben, dass ist aber zeitlich sehr ungeschickt und ohne viel Feingefühl geschehen. Im Bild der gesamten großteils zu kritisierenden Berichtserstattung ist dieser kleine Twitterbeitrag aber eigentlich zu vernachlässigen.


    Was ist denn daran ungeschickt? Die haben eine Wirtschaftsredaktion und deren Job ist es u.a. über die Börse zu berichten. Jetzt gibt es einen deutlichen Kurseinbruch und die sollen ihren Job nicht nachkommen? Warum? Weil dies das sittliche Empfinden einiger Leute stört? Warum ist deren Empfinden so wichtig, das anderer Leute, die ein weniger angespanntes Verhältnis zum Geld haben, aber nicht? Die Poster, die den hr unter Druck gesezt haben, haben unhinterfragt ihr eigenen Wertmaßstab zum Maß aller Dinge genommen und wer den nicht teilt, wird wie der hr von oben herab abgekanzelt.

    Wenn das insgesamt so unwichtig war - warum fand dieser Twitter-Kram dann überhaupt erst statt? Warum wird das weiter gepostet? Warum trendet das gerade über die Top-10-Liste durch das Netz und landete auch in meinem FB-Account? Offensichtlich empfinden genug Leute das als ein wichtiges Thema, was auch gar nicht verwundert, denn schließlich geht es irgendwie gegen die Börse und die Berichterstattung dazu... da kann man bequeme Kapitalismuskritik üben.

    "I guess football has always been a barometer of the times: the takeover of Manchester United was a perfect manifestation of the unacceptable face of modern capitalism." - Jarvis Cocker.

    Einmal editiert, zuletzt von Derek Brown (26. März 2015 um 22:50)