• Daher wird sie, die AfD, wenn sie sich vorher eben nicht selbst zerlegt, mittel- bis langfristig auch nie über den Status einer Oppositionspartei hinauskommen, geschweige denn regionale Regierungsverantwortung übernehmen (müssen), auch wenn CDU-Kretschmer in Sachsen schon ganz aufgeregt ist.

    Für mich war, ist und bleibt diese Gruppierung vor allen Dingen eine Protestpartei und ihre Wähler daher überwiegend auch Protest-Bekundler. Ablesbar an den Wanderungsbewegungen zur Bundestagswahl ...



    Sind denn hunderttausende ehemalige SPD- und Linken! Wähler urplötzlich zu Nazis und Faschisten mutiert? Kann ich mir nicht vorstellen. Für mich ist das daher eher eben diese Proteststimmung, die sich in diesem Wahlverhalten äußert. Natürlich kann man dann den berechtigten Einwand anführen, warum diese Wählerschaft ihren Protestgedanken nicht durch ein Kreuz bei Grünen, Linken oder auch noch vermehrt der FDP geäußert hat ... auch für mich ein Phänomen, da ja vor allem die Linke von den jetzigen Bedingungen auch in ihrem Wählerzuspruch massiv profitieren müßte.

    Für mich nur so erklärbar, dass die inneren Grabenkämpfe + eine immer noch latent vorhandene Abneigung gegen linke Politik (inklusive utopische Realitätsferne+verstaubter SED/Kommunismus-Verdacht) die Leute abschrecken, dazu bleiben die Grünen scheinbar weiterhin eine Öko-Klientelpartei ohne großflächigen Durchbruch ... ebenso die FDP, die immer noch im Unternehmer/Marktwirtschaft-Grundsatz mit gelegentlichen Streubomben (Digitalisierung) agiert ... eine SPD im Niedergang + eine CDU/CSU-Koalition, der man die Lösung nicht mehr einheitlich zutraut ...

    neben der Flüchtlingsproblematik sind eben diese parteiinternen Krisenherde weitere Brandbeschleuniger (no pun intended) für den AfD-Zuspruch.

    Vielleicht hätte sich die Partei sogar tasächlich als eine ernsthafte Alternative zum etablierten Parteienspektrum entwickeln können ... aber eben nur dann, wenn der originäre Lucke-Kurs bzw. von mir aus auch noch die gemäßigte Petry-Linie gehalten worden wäre. Der Rechtsruck innerhalb der Organisation + der parallele Aufstieg von Protagonisten wie Gauland, Höcke oder Poggenburg hat das aber aus meiner Sicht langfristig unmöglich gemacht und es wird tatsächlich zu beobachten sein, wie sich die Partei in den vier Jahren als Oppositionsführer geriert bzw. das Auftreten und die Handlungsweise im alltäglichen Parlamentsbetrieb gestaltet wird.

    Dazu werden die Landtagswahlen in Bayern und Sachsen weitere Hinweise auf die Entwicklung und Akzeptanz der AfD geben ... auch wenn man teilweise den Eindruck hat, dass es die Sachsen-CDU und vor allem die CSU mit Seehofer schon etwas mit der Hysterie hinsichtlich dieser Wahlen übertreiben ... aber da sind sie ja nicht die Ersten oder Einzigen, die in Sachen medialem Umgang mit der AfD von einem ins andere Fettnäpfchen tapsen und so ziemlich jedes Stöckchen überspringen, was ihnen vorgehalten wird.


  • Zitat von DarthRaven

    Für mich war, ist und bleibt diese Gruppierung vor allen Dingen eine Protestpartei und ihre Wähler daher überwiegend auch Protest-Bekundler. Ablesbar an den Wanderungsbewegungen zur Bundestagswahl ...

    Irgendwie sehe ich hier keine Protestpartei. Ich weiß nicht genau wo ich die Grenze ziehen kann, aber ich würde die AfD als destruktive Wut- und Frustbürgerpartei sehen. Die Grünen waren in ihren Anfängen eine Protestpartei. Nicht immer konstruktiv, jedoch eine Partei die etwas positives erreichen wollte. Auch die Linken waren bzw. sind deutlich eher eine Protestpartei. Ich denke da gibt es schon Unterschiede.

  • Daher wird sie, die AfD, wenn sie sich vorher eben nicht selbst zerlegt, mittel- bis langfristig auch nie über den Status einer Oppositionspartei hinauskommen, geschweige denn regionale Regierungsverantwortung übernehmen (müssen), auch wenn CDU-Kretschmer in Sachsen schon ganz aufgeregt ist.


    Über den Status wird die Partei solange nicht hinauskommen, bis sie die Stammwähler einer Großpartei ansprechen.
    Das hat man hierzulange in Österrei:ch gesehen, über die letzten Jahrzehnte ist sind große Teile der Arbeiter, DIE Stammwähler der Sozialdemokraten, zu der FPÖ übergewandert.
    Die Ziellosigkeit der SP und aktuell praktisch nicht vorhandene Grüne (andere Linkskräfte haben wir nicht) hatten dem letztendlich wenig entgegenzusetzen, dass ist natürlich nicht 1:1 auf Deutschland übertragbar, dazu kenne ich mich zuwenig in der deutschen Innenpolitik aus.
    Aber der BND weiß ja sicher sowieso alles über unsere innenpolitischen Details. :paelzer::P

    GO Irish!

    Einmal editiert, zuletzt von Rupi#57 (18. Juni 2018 um 23:05)

  • @DarthRaven: interessanter Beitrag. Nur zwei Anmerkungen : Man sollte bzgl. Der Linkspartei speziell die Wählerwanderung in Ostdeutschland anschauen. Hier könnte es eindeutiger werden, dass sich das Klientel in seiner Einstellung ähnelt. Ich habe dazu vor einer Weile eine sehr interessante Wähleranalyse aller Parteien gelesen, in der das c festgestellt worden ist. Leider habe ich sie nicht mehr zur Hand.

  • Irgendwie sehe ich hier keine Protestpartei. Ich weiß nicht genau wo ich die Grenze ziehen kann, aber ich würde die AfD als destruktive Wut- und Frustbürgerpartei sehen. Die Grünen waren in ihren Anfängen eine Protestpartei. Nicht immer konstruktiv, jedoch eine Partei die etwas positives erreichen wollte. Auch die Linken waren bzw. sind deutlich eher eine Protestpartei. Ich denke da gibt es schon Unterschiede.


    Ja, das mit den Unterschieden stimmt schon. Protest vielleicht nur in dem Sinne, um die Flüchtlingsproblematik als Aufhänger und Ventil für den angesprochenen Wut und Frust zu kanalisieren. Bei der AfD kommt dann eben ganz entscheidend dazu, dass sie eben eine Protest/Wut/Frust-Bewegung vom mittlerweile rechtsgerichteten Rand der (konservativen) Mitte zu sein scheint. Nach vereinzelten Strohfeuern von DVU/NPD/Republikanern die erste rechtspopulistisch ausgerichtete Partei, die flächenübergreifend in den Landtagen sitzt und nun sogar Oppositionsführer im Bundestag ist. Das ist was neues ... und wie damit (und ihren Wählern) medial, öffentlich und gesellschaftlich umgegangen werden soll eben weiterhin ein ungelöstes Problem ... was einen Keil in die Gesellschaft treibt.

    Hier die AfD-Wählerschaft in einer teilweise (selbst)inszenierten und gern auch angenommenen Opferrolle - dort die Gegnerschaft, die nicht so richtig weiß, wie man sich nun mit denen auseinandersetzen soll ... reden, nicht reden, verdammen, bekämpfen, Hintertür offenlassen, um Unentschlossene nicht dorthin abwandern zu lassen?

    Ein vorhandenes Problem ... was eben trotz dennoch immer noch überschaubarer 15% dieser Partei nicht so schnell verschwinden wird.


    @DarthRaven: interessanter Beitrag. Nur zwei Anmerkungen : Man sollte bzgl. Der Linkspartei speziell die Wählerwanderung in Ostdeutschland anschauen. Hier könnte es eindeutiger werden, dass sich das Klientel in seiner Einstellung ähnelt. Ich habe dazu vor einer Weile eine sehr interessante Wähleranalyse aller Parteien gelesen, in der das c festgestellt worden ist. Leider habe ich sie nicht mehr zur Hand.


    Leider hab ich keine Statistik nach Bundesländern gefunden ... aber im Osten wurde und wird die Linkspartei immer noch überwiegend von einer älteren Klientel gewählt, wo ich mir auch schwerlich vorstellen kann, dass diese nur aufgrund einer immer noch gemäßigten Rhetorik von Frau Wagenknecht plötzlich zur AfD umschwenken.

    Für mich ist da eher die massive Identitätskrise der Partei (ähnlich bei der SPD) mitsamt den unsäglichen Personalrochaden dafür maßgeblich verantwortlich, dass deren Wähler so massiv abwandern. Warum dann gleich zur AfD? Wo wir dann wieder beim Thema Protest wären.


  • Kein Ding, glaub ich Dir.

    Rein allgemein ist für mich eine komplette 180-Grad Wende bei einer politischen Wahlentscheidung aus reinen Protestmotiven ... nun ja, sagen wir mal ... faszinierend.


  • Rein allgemein ist für mich eine komplette 180-Grad Wende bei einer politischen Wahlentscheidung aus reinen Protestmotiven ... nun ja, sagen wir mal ... faszinierend.

    Geht mir auch so, aber ich habe mir das bisher immer so erklärt, dass die Linkspartei im Osten von vielen nicht primär wegen ihrer "linken" Inhalte gewählt wird, sondern weil sie als regionale Volkspartei gilt, die sich mehr als andere für ostdeutsche Belange einsetzt – so ähnlich wie die CSU in Bayern, die wahrscheinlich auch einen guten Anteil ihrer Stimmen daher zieht, dass die Wähler (vermutlich mit Recht) glauben, eine starke CSU stärke Bayerns Rolle auf Bundesebene. Wenn man aber eine Partei nur wegen der regionalen Belange wählt und nicht wegen der weltanschaulichen Inhalte, dann ist die Schwelle weitaus niedriger, irgendwann eine inhaltlich komplett anders ausgerichtete Partei zu wählen, wenn man sich von deren Themen gerade angesprochen fühlt.

  • Logisch erscheint einem das wirklich nicht, aber das Wort Nationalsozialismus ist ja auch irgendwie entstanden.
    Persönlich glaube ich, dass viele Leute im Osten immer noch vielfach enttäuscht sind über den Status Quo. Vielfach sind es ja auch die "zurück gebliebenen",die sich nicht in den Westen aufgemacht haben. Ich denke, da ist der "Protest" (egal wie) schon eine Hauptmotivation. An den paar Ausländern kann es definitiv nicht liegen.

    Wobei das eigentlich schade ist. War neulich noch in Thüringen und war total begeistert, wie schön das dort tatsächlich ist. So eine Infrastruktur, Sauberkeit würde ich mit im Ruhrgebiet mal wünschen

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Soweit ich es noch weiß, gab es vor allem in der Haltung zum Leben, der Zukunft, etc. starke Überschneidungen. Aber leider finde ich sie einfach nicht mehr.

  • Zu der Links/Rechts-Diskussion fällt mir da immer Sebastian Haffner ein, der in seinen "Anmerkungen zu Hitler" von 1978 hierzu sehr interessante Ausführungen gemacht hat:

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Toller Artikel, danke schön

    Das ist ein Buch :)

    Gibt's z.B. auch von ihm selbst gelesen bei Audible, da macht es zusätzlich auch noch Spaß zuzuhören (finde ich ;) ). Ich fand es faszinierend, wie er einfach, klar und dabei dennoch stringent und nachvollziehbar argumentiert. Das soll nicht heißen, dass man jedem seiner Argumente unbedingt folgen muss, aber er hat bei mir durchaus Denkanstöße gesetzt, einiges kritischer zu betrachten, was auch heute noch allgemeiner Konsens in der Hitlerforschung zu sein scheint.

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Das ist ein Buch :)
    Gibt's z.B. auch von ihm selbst gelesen bei Audible, da macht es zusätzlich auch noch Spaß zuzuhören (finde ich ;) ). Ich fand es faszinierend, wie er einfach, klar und dabei dennoch stringent und nachvollziehbar argumentiert. Das soll nicht heißen, dass man jedem seiner Argumente unbedingt folgen muss, aber er hat bei mir durchaus Denkanstöße gesetzt, einiges kritischer zu betrachten, was auch heute noch allgemeiner Konsens in der Hitlerforschung zu sein scheint.

    Ich finde das Thema grundsätzlich interessant, aber man wird ja wirklich zugeballert, sei es mit Büchern oder endlosen Berichten von Guido Knopp und Konsorten ;) . Aber dieser Ansatz war mir relativ neu. Werde ich mal auf dem Schirm behalten :)

  • Ich finde das Thema grundsätzlich interessant, aber man wird ja wirklich zugeballert, sei es mit Büchern oder endlosen Berichten von Guido Knopp und Konsorten ;) . Aber dieser Ansatz war mir relativ neu. Werde ich mal auf dem Schirm behalten :)

    Dabei ist der Guido schon seit fünf Jahren im Ruhestand :tongue2:

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Also die Aussagen sind in der Geschichtswissenschaft hoch umstritten. Zum einen die Struktur der NSDAP, oder ob es ein Konglomerat an verschiedenen starken Persönlichkeiten war oder Hitler dominierte, ob die wirtschaftliche Aussichtung der NSDAP nicht eher als merkantilistisch gesehen gab (Wenn es überhaupt eine gab, ich sage nur Strassner, etc.). Hochinteressantes Themengebiet.

  • Geht mir auch so, aber ich habe mir das bisher immer so erklärt, dass die Linkspartei im Osten von vielen nicht primär wegen ihrer "linken" Inhalte gewählt wird, sondern weil sie als regionale Volkspartei gilt, die sich mehr als andere für ostdeutsche Belange einsetzt – so ähnlich wie die CSU in Bayern, die wahrscheinlich auch einen guten Anteil ihrer Stimmen daher zieht, dass die Wähler (vermutlich mit Recht) glauben, eine starke CSU stärke Bayerns Rolle auf Bundesebene. Wenn man aber eine Partei nur wegen der regionalen Belange wählt und nicht wegen der weltanschaulichen Inhalte, dann ist die Schwelle weitaus niedriger, irgendwann eine inhaltlich komplett anders ausgerichtete Partei zu wählen, wenn man sich von deren Themen gerade angesprochen fühlt.

    Das ist sicher richtig, aber ich denke es kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Die "die da oben", "Systempresse" usw. Attitüde die AFD verbreitet , fand sich in anderen Slogans auch immer bei der Linken wieder. Und auch wenn der Flügel um Wagenknecht und Lafo beim Parteitag einen Dämpfer bekommen hat, so gibt’s diese Strömungen in der Linken auch nicht erst seit gestern. Lafo hat das Wort Fremdarbeiter bereits 2005 (!) verwendet um sich entsprechendes Wählerpotenzial zu sichern.

    #FIREJOSEPH

  • Also die Aussagen sind in der Geschichtswissenschaft hoch umstritten. Zum einen die Struktur der NSDAP, oder ob es ein Konglomerat an verschiedenen starken Persönlichkeiten war oder Hitler dominierte, ob die wirtschaftliche Aussichtung der NSDAP nicht eher als merkantilistisch gesehen gab (Wenn es überhaupt eine gab, ich sage nur Strassner, etc.). Hochinteressantes Themengebiet.

    Ich hab' ja nun mein Geschichtsstudium nur beendet und nicht abgeschlossen :tongue2: , aber gibt es tatsächlich noch Zweifel daran, dass Hitler derjenige war, der alles zusammenhielt? Der seinen Untergebenen immer nur gerade so viel Macht gab, dass sie nicht "überschnappten" und dass er mit seiner Vergabe von konkurrierenden Kompetenzen stets dafür sorgte, dass sich seine Gefolgsleute hauptsächlich miteinander stritten und quasi alles dafür gaben, in seiner Gunst am höchsten zu stehen und ihre Nebenbuhler auszutstechen?

    Natürlich hatte Hitler auch "schwache" Momente (vor dem "Anschluss" Österreichs z.B., als Göring der treibende Faktor war), aber das waren einige wenige Ausnahmen.


    Sorry, wird ziemlich OT jetzt...halte mich zurück :saint:

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Logisch erscheint einem das wirklich nicht, aber das Wort Nationalsozialismus ist ja auch irgendwie entstanden.
    Persönlich glaube ich, dass viele Leute im Osten immer noch vielfach enttäuscht sind über den Status Quo. Vielfach sind es ja auch die "zurück gebliebenen",die sich nicht in den Westen aufgemacht haben. Ich denke, da ist der "Protest" (egal wie) schon eine Hauptmotivation. An den paar Ausländern kann es definitiv nicht liegen.

    Wobei das eigentlich schade ist. War neulich noch in Thüringen und war total begeistert, wie schön das dort tatsächlich ist. So eine Infrastruktur, Sauberkeit würde ich mit im Ruhrgebiet mal wünschen

    Thüringen ist schön, keine Frage und die Menschen auch nett, hilfsbereit etc. Man müsste dann nur das klitzekleine Problem „Bernd“ lösen.

  • Ich hab' ja nun mein Geschichtsstudium nur beendet und nicht abgeschlossen :tongue2: , aber gibt es tatsächlich noch Zweifel daran, dass Hitler derjenige war, der alles zusammenhielt? Der seinen Untergebenen immer nur gerade so viel Macht gab, dass sie nicht "überschnappten" und dass er mit seiner Vergabe von konkurrierenden Kompetenzen stets dafür sorgte, dass sich seine Gefolgsleute hauptsächlich miteinander stritten und quasi alles dafür gaben, in seiner Gunst am höchsten zu stehen und ihre Nebenbuhler auszutstechen?
    Natürlich hatte Hitler auch "schwache" Momente (vor dem "Anschluss" Österreichs z.B., als Göring der treibende Faktor war), aber das waren einige wenige Ausnahmen.


    Sorry, wird ziemlich OT jetzt...halte mich zurück :saint:

    1. War mir nicht bekannt, dass du Geschichte studiert hast.

    2. War es das, was ich in einigen Beiträgen gelesen habe. Ich bin kein studierte Historiker, daher kann es gut sein, dass du Recht hast - ich weiß es schlichtweg nicht.

  • Geht mir auch so, aber ich habe mir das bisher immer so erklärt, dass die Linkspartei im Osten von vielen nicht primär wegen ihrer "linken" Inhalte gewählt wird, sondern weil sie als regionale Volkspartei gilt, die sich mehr als andere für ostdeutsche Belange einsetzt – so ähnlich wie die CSU in Bayern, die wahrscheinlich auch einen guten Anteil ihrer Stimmen daher zieht, dass die Wähler (vermutlich mit Recht) glauben, eine starke CSU stärke Bayerns Rolle auf Bundesebene. Wenn man aber eine Partei nur wegen der regionalen Belange wählt und nicht wegen der weltanschaulichen Inhalte, dann ist die Schwelle weitaus niedriger, irgendwann eine inhaltlich komplett anders ausgerichtete Partei zu wählen, wenn man sich von deren Themen gerade angesprochen fühlt.


    Ein guter Gedanke, der die Wanderungsbewegung erklären könnte.

    Was gleichzeitig natürlich auch ein Makel bzw. Hinderungsgrund für die Linke sein könnte, den endgültigen Durchbruch auf Bundesebene zu schaffen. Eben diese Rezeption in der Öffentlichkeit als weiterhin ostdeutsche Regionalpartei oder zumindest ostdeutsch dominierte Gruppierung, die einen gewissen DDR-Schleier nicht ablegen kann.

    Was nun aber bei genauerer Betrachtung eigentlich auch nicht sein dürfte, da a) 1989 nun ja doch schon ein gewaltiges Stück entfernt ist und b) spätestens der Zusammenschluß mit der WASG zu einer gesamtdeutschen Wahrnehmung als eine linke Bewegung hätte führen müssen.

    Dies ist jedoch überraschenderweise nie so richtig passiert ... und solange diese Emanzipation der LP selbst nicht gelingt, wird sie, garniert von den parteiinternen Machtspielchen zwischen Kipping, Wagenknecht und sonstigen, auch nicht vom linken Wählerpotential profitieren, was aus meiner Sicht, gerade in dieser Zeit, unzweifelhaft vorhanden ist.


  • auch nicht vom linken Wählerpotential profitieren, was aus meiner Sicht, gerade in dieser Zeit, unzweifelhaft vorhanden ist.

    Denke man müsste erstmal klar defenieren was linkes Wähperpotenzial den faktisch bedeutet. Das linke Wähperpotenzial des Prenzlauerbergs ist ein anderes als das aus Eisenhüttenstatt oder Bottrop.

    Ich würde sogar behaupten- dass die Interessenslagen dieser beiden Wählergruppen -obwohl man sie beide als Linke Zielgruppen bezeichnen würde- diametral gegeneinanderlaufen.

    ----
    Zurück zum Thema
    Macron sagt Merkel Hilfe im Asylstreit zu
    http://www.spiegel.de/politik/auslan…-a-1213843.html

    Ich find die Überschrift ja putzig, genau wie die Berichte - die man heute auf WDR 5 oder DLF hören konnte, wo so getan wird als sei Macron da inhaltlich ein verbündeter von Merkel ...

    Inhaltlich geht Macron weit über Seehofer hinaus.Bzw. praktiziert Seehofer schon...
    http://www.spiegel.de/politik/auslan…-a-1194709.html

    #FIREJOSEPH

  • Denke man müsste erstmal klar defenieren was linkes Wähperpotenzial den faktisch bedeutet. Das linke Wähperpotenzial des Prenzlauerbergs ist ein anderes als das aus Eisenhüttenstatt oder Bottrop.
    Ich würde sogar behaupten- dass die Interessenslagen dieser beiden Wählergruppen -obwohl man sie beide als Linke Zielgruppen bezeichnen würde- diametral gegeneinanderlaufen.

    ----
    Zurück zum Thema
    Macron sagt Merkel Hilfe im Asylstreit zu
    http://www.spiegel.de/politik/auslan…-a-1213843.html

    Ich find die Überschrift ja putzig, genau wie die Berichte - die man heute auf WDR 5 oder DLF hören konnte, wo so getan wird als sei Macron da inhaltlich ein verbündeter von Merkel ...

    Inhaltlich geht Macron weit über Seehofer hinaus.Bzw. praktiziert Seehofer schon...
    http://www.spiegel.de/politik/auslan…-a-1194709.html

    Man kann nur ernsthaft hoffen, dass da nicht wieder so ein "großartiger" Kompromiss dabei rauskommt, dass die anderen Länder sich dazu verpflichten, Flüchtlinge aus Deutschland aufzunehmen... *allerdings nur Akademiker mit Fremsprachenkenntnissen, die nachweislich aus Bürgerkriegen kommen und ihre Familie schon dabei haben

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • 68 Mio Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Armut etc. So viel wie seit dem 2. WK nicht mehr. Europa (bzw. diverse Kräfte hier) will dicht machen, TrUSAmp trennt Eltern von ihren Kindern. Die Welt ist so was von beschissen mitleidslos geworden. Es kotzt mich nur noch an :marge:abge

  • Nenne es Zynismus, aber wirklich "bessere" Zeiten gab es nicht. Es ist immer die Frage, wie man es definiert.

    Denke man müsste erstmal klar defenieren was linkes Wähperpotenzial den faktisch bedeutet. Das linke Wähperpotenzial des Prenzlauerbergs ist ein anderes als das aus Eisenhüttenstatt oder Bottrop.
    Ich würde sogar behaupten- dass die Interessenslagen dieser beiden Wählergruppen -obwohl man sie beide als Linke Zielgruppen bezeichnen würde- diametral gegeneinanderlaufen.


    Vollkommen richtig. Links ist nicht gleich links. Es gibt nicht ohne Grund linke Parteien in anderen Ländern, die jeweils dieses unterschiedliche Wählerklientel bedienen. Als grobe Einteilung finde ich die Aufgliederung in "gesellschaftlich" liberal und autoritär als auch "wirtschaftlich" links und rechts am sinnvollsten.

  • Denke man müsste erstmal klar defenieren was linkes Wähperpotenzial den faktisch bedeutet. Das linke Wähperpotenzial des Prenzlauerbergs ist ein anderes als das aus Eisenhüttenstatt oder Bottrop.

    Ich würde sogar behaupten- dass die Interessenslagen dieser beiden Wählergruppen -obwohl man sie beide als Linke Zielgruppen bezeichnen würde- diametral gegeneinanderlaufen.


    Da haste natürlich recht, dass sich die Motive linksorientierter Wählergruppen regional durchaus unterscheiden können, aber ist das denn bei anderen "Nischenparteien" wie Grüne oder FDP anders?

    Allgemein würde ich schon denken, dass übergeordnete und gemeinsame Leitmotive eine gerechtere Solidargemeinschaft, Bestärkung des Sozialstaates und Betonung der Friedensabsicht (Abbau der Streitkräfte/Überdenkung ausländischer Militäreinsätze) sein könnten ... inwieweit das dann wirklich mit der Realität bzw. den politischen und vor allem finanziellen Rahmenbedingungen vereinbar ist, steht dann natürlich auf einem anderen Blatt.

    (Absichtlich realitätsferne Intentionen wie nicht immer gewaltloser Widerstand oder gar ein Systemumsturz von radikalen Splittergruppen wie der Kommunistischen Plattform oder Antifa sind zwar auch in diesem Spektrum zu finden, gelten aber wohl sicher nicht als mehrheitsfähig)


  • 68 Mio Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Armut etc. So viel wie seit dem 2. WK nicht mehr. Europa (bzw. diverse Kräfte hier) will dicht machen, TrUSAmp trennt Eltern von ihren Kindern. Die Welt ist so was von beschissen mitleidslos geworden. Es kotzt mich nur noch an :marge:abge

    Die Welt war schon immer so. Kann mich noch an die 80er Jahre erinnern, als es in Afrika diverse Hungerkatastrophen gab, die in Europa auch wenig Leute interessiert haben. Karl Heinz Böhm hat das ja damals als Gesicht bekannt gemacht. Man nimmt es heute nur mehr wahr, weil die Bilder um die Welt gehen.

  • Da haste natürlich recht, dass sich die Motive linksorientierter Wählergruppen regional durchaus unterscheiden können, aber ist das denn bei anderen "Nischenparteien" wie Grüne oder FDP anders?

    Ne anders ist das nicht. aber ums mal etwas salopp auszudrücken, der grüne Wähler aus Prenzlau der "die Welt" besser machen möchte hat mit den Auswirkungen der m.E.- völlig vergurkten Energiewende keinerlei Probleme, da er sich den Mehrpreis auf den Strom locker leisten kann. Bei der klassischen typischen SPD Klientel sieht das anders aus.


    68 Mio Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Armut etc. So viel wie seit dem 2. WK nicht mehr. Europa (bzw. diverse Kräfte hier) will dicht machen, TrUSAmp trennt Eltern von ihren Kindern. Die Welt ist so was von beschissen mitleidslos geworden. Es kotzt mich nur noch an

    Ich kann die Wut über diesen Mangel an Empathie durchaus verstehen, aber man sollte trotzdem nüchtern - soweit das möglich ist- versuchen zu diskutieren, was den jetzt die Folgen daraus sind.

    Ich nehme jetzt nur mal die zwei Fluchtbewegungen die "uns" seit 2015 (in Wirklichkeit schon vorher.) treffen. Nämlich die aus dem Nahen Osten (Syrien) und die aus Afrika.

    zu 1) Dem Treiben des islamischen Staat und dem Bürgerkrieg in Syrien haben in Europa und in den USA mehr oder minder alle beteiligten weitestgehend planlos zugeschaut. beim Völkermord an den Jesiden hat man sich erst als es fast zu spät war entschlossen die Kurden zu unterstützen (und selbst dieses wurde dann vom pazifistischen Teil der Linken noch als Spirale der Gewalt angesehen) (und als Dank dafür den Kurden natürlich den klassischen westlichen Arschtritt verpasst). Vom überschreiten diverses Rote Linien fange ich erst gar nicht an.
    Es ist - das will ich gar nicht verhehlen- auch nicht so einfach, dass eine wie auch immer gerate Intervention hier wesentlichen Erfolg gehabt hat, nur ich finde es genauso zynisch auf der eine Seite das entstehen von Flucht und Vertreibung mit einem überspitzt formuliert "Wir müssen mit beiden Seiten reden" oder es entsteht ein Flächenbrand (obwohl bereits lichterloh brennt) zu goutieren um dann im Schritt 2 zu sagen wir müssen diesen Menschen helfen alles andere ist unmenschlich, nachdem man sie vorher genauso hat im regen stehen lassen)

    zu 2) Was die Fluchtbewegungen aus Afrika angeht würde es m.E. dringend geboten gehören sich in dieser Debatte ehrlich zu machen.

    Deutschland/Europa wird die Probleme die dieser Kontinent hat nicht lösen können.
    Wenn man den Hybridindex des Economist zu Grunde legt, dann gibt’s bis auf die südlichen Afrikanischen Staaten +Tunesien und 1-2 andere afrikanische Staaten keinerlei funktionierende demokratische Strukturen. Im bestenfalls sind es noch hybride Mischformen m schlechtesten Fall autoritäre Regime.
    Man wird die Demokratie dort nicht hinwerfen / oder hinkaufen können( ich verweise da mal nur auf den von Disa im WM Thread anhand Nigerias aufgezeigten Problem was die verschiedenen ehtnischen Gruppen angeht um zu zeigen wie kompliziert das ist).

    Und der mangel an eben diesen Strukturen ist und bleibt das Hauptproblem dieses Kontinents.


    Jetzt gibt verschiedene Methoden wie man damit umgehen kann.

    Ein in wesentlichen Staaten immer wieder favorisiertes Modell ist de Entwicklungshilfe.

    Das hört sich gut an ist aber- m.e. ein äußerste ineffektives Modell und gehört dringend reformiert.

    Um das nur mal Beispielhaft zu verdeutlichen


    Weiter da haben "Linke" Gruppen völlig recht, gehört der Handel dringend reformiert.

    aus dem selben Artikel


    Weitere Tipps zu diesem Artikel.

    http://www.faz.net/aktuell/wirtsc…en-1437005.html


    https://www.arte.tv/sites/de/das-a…ird-armregiert/

    #FIREJOSEPH

  • Deutschland/Europa wird die Probleme die dieser Kontinent hat nicht lösen können.

    Hab ich neulich auch schonmal geschrieben, aber das ist mMn nicht der Kern. Man hat den Kontinent ausgebeutet und klein gehalten und das seit der Kolonialzeit. Und bei allem Engagement das ich sehr gut finde, würde es trotzdem wenige Leute in Europa interessieren, wie man diesen Menschen dauerhaft ein besseres Leben verschaffen kann, wenn sie nicht in Massen zu uns kämen. Und die gängigen Muster greifen weiterhin. Grenzen zu und Geld geben, damit sie dann hoffentlich nicht mehr in Massen kommen. Oder am Besten ist die Überfahrt so schwierig, das sie es erst gar nicht probieren ( Achtung Zynismus ).