Fußball: Fans, Emotionen und Kommerz ?

  • Und da haben wir nicht mal im Ansatz darüber diskutiert, was passieren sollte, verlöre Mateschitz sein Interesse an Leipzig ähnlich wie an Servus TV.


    nur weil Mateschitz sein Interesse verlöre hören die Fans ja nicht plötzlich auf ins Stadion zu gehen - man müsste dann natürlich wesentlich kleinere Brötchen backen
    bei Hoffenheim klappts doch auch ohne das Hopp jede Saison Millionen reinbuttert ...

  • Ich sehe das ganze Konstrukt "RB Leipzig" auch sehr kritisch, finde aber, dass man die "Fans" als letztes anprangern sollte.

    Ist es nicht das normalste auf der Welt, sich zu einem Verein hingezogen zu fühlen, der aus der eigenen Region kommt (Sagte der Gladbach-Fan aus Würzburg :mrgreen: )? Was hat die Tradition für solche Leute damit zu tun. Angenommen jemand ist 20 Jahre alt. Da ist es doch rein theoretisch ganz gleich ob man beispielsweise Schalke oder RB Leipzig Fan ist. Von der "Tradition" hat man fast genau so viel bewusst miterlebt. Klar, auch ich bin stolz auf die Vergangenheit meiner Borussia ohne dabei gewesen zu sein, aber es ist bestimmt nicht das gleiche wie bei meinem Vater, der alles miterlebt hat. Deswegen verstehe ich vor allem junge, ostdeutsche die sich zu Leipzig hingezogen fühlen. Und bei den älteren ist es das andere Argument. Man ist ja nicht Fan von der Marke Red Bull, sondern vom Team aus der Stadt Leipzig, bzw. aus dem Osten generell.

    Ich merke das bei mir bei den Würzburger Kickers, meinem zweiten Lieblingsteam. Ich stehe ganz offen dazu, dass ich erst seit der vierten Liga die Mannschaft regelmäßig verfolge. Aber seitdem gehe ich regelmäßig ins Stadion, lese alle Artikel zu der Mannschaft und kenne sie wirklich gut. Und in den jetzt fast 3 Jahren, in denen ich das tue, sind mir die Kickers immer mehr ans Herz gewachsen. Und ich bezeichne mich schon seit einiger Zeit als Fan, auch wenn das Andere wohl anders sehen würden. Es ist einfach schön, sich über eine Mannschaft zu unterhalten, die aus der eigenen Stadt kommt. Es ist spannend Spielern und Trainer in der Stadt über den Weg zu laufen, es löst eine Art Lokalpatriotismus aus, weil man sich auf Anhieb mit dem Heimatverein identifizieren kann. In meiner Heimat sind fast alle, die keine Bayern-Fans sind, in erster Linie Nürnberg-Fans und auch ich bin großer Glubb-Sympathisant. Und ich denke das liegt weniger an der Tradition des Vereins (die natürlich lange und groß ist), als an der reinen geographischen Lage.

  • Man kann das gut und richtig finden. Man kann das auch begrüßen. Man kann mir aber nicht ohne Agenda erklärlich machen, wie das die Liga belebt.

    Sportlich belebt ein "Investor-Verein" die Liga sicher weitaus mehr als die anderen Vereine mit Aufstiegschancen in Liga 2. Was sind die denn realistisch mehr als die Abstiegskandidaten der nächsten Saison? Und Storyline-technisch ist der verhasste RB Leipzig ne weitaus größere Belebung als die meisten anderen.

    Wen juckt denn ehrlichweise das Duell Bayern vs. Traditionsverein X (nach 10 Jahren Daueraufenthalt in Liga 2/3). Das könnte man sich doch höchstens noch für St. Pauli zurechtreden. Mit dem Rest kommen wir dann in Gefilde von a) eigener Präferenz (das man sich den eigenen Verein in der Bundesliga wünscht), b) lokaler Rivalitäten (das man vielleicht als Mainzer, Lautern in der Liga haben will) oder c) von Traditionalisten, die gerne die Bundesligavereine anno '86 allesamt wieder in der Bundesliga haben möchte. Da sind wir dann auch bei den oft angebrachten Fanstrukturen. Die Vereine die damals in der Liga waren, die haben solche eben und wer damals in Liga 3 oder 4 rumgegurkt ist, der hat sowas selten. Profifussball ist nicht nur in der Spitze eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, wo die Stärksten immer noch stärker werden; er ist es auch am unteren Ende. Das ganze System ist nicht wirklich durchlässig und man kommt in den meisten Fällen nur durch wenn man entweder sehr gute Arbeit macht, oder von irgendwo Geld reingeschoben bekommt. Und über das "sehr gute Arbeit machen" kann man sich noch streiten, wenn man überhaupt keinen Ausgangs- bzw. Ansatzpunkt hat, wie z.B. in einer Stadt wie Leipzig.

    Wenn ich mir einige Auswüchse angucke: Gestern der Platzsturm der Übergewichtigen in Stuttgart, oder heute ein Überfall von Dortmundern auf einen Schalkebus, dann bin ich einem Kunstverein jedenfalls nicht mehr ganz so abgeneigt wie vorher, zumal sich auch bei dem was entwickeln kann, auch wenn sich dort in die andere Richtung bemüht wird.
    Ich kann halt mit dem "am wichtigsten sind die Hardcorefans, je mehr desto besser", nix anfangen. Für mich ist der eine Stadionbesucher so gut wie der nächste und das "dann haste keine Stimmung mehr" glaub ich auch nicht, und schon garnicht das das der Bundesliga groß schaden würde. Selbsterhaltungsargumentation.

    Die einzige wirkliche Kategorie, in der ich das als unfair empfinde, ist die der sportlichen Durchlässigkeit. Mit jedem Investorenverein zusätzlich, nimmt man zugegebenerweise einem "normalen und ehrlichen" Verein die Chance sich sportlich durchzusetzen, sich in der Liga durch gute Arbeit festzusetzen und sich dann nach oben durchzuarbeiten. Diese Ungerechtigkeit schlucke ich aus (bereits erwähnten) "affirmative action"-Gründen.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

    Einmal editiert, zuletzt von Doylebeule (8. Mai 2016 um 21:47)

  • Als alter Westkurven-Asi meine Meinung : :xywave:
    Was waren die Fußball Ereignisse 2016:
    Aus meiner Sicht ganz klar Liverpool - BVB und Leicester City.
    Warum? Emotionen pur.
    Deshalb liebe ich Fußball.

    Bayern Meister? Interessiert sie ja selbst schon nicht mehr.

    War mal jemand in letzter Zeit bei einem Länderspiel? Da kann man sie schon spüren, die neue Fußballwelt. Diese weichgespülte klatschpappen Zukunft. Die neue Generation der Fußballfans wird es in ein paar Jahren gar nicht mehr anders kennen. Die neuen EM Fanartikel und Trikots liegen wie Blei in den Regalen, war dieser Tage zu lesen. Warum? Die emotionale Bindung ist meiner Meinung nach verloren gegangen im Marketing und Jogi-und-Olli weichspül Overkill. Na ja vielleicht kann die BILD ja noch was hinbiegen. Macht sie ja mit RB auch.

    Und nein, ich bin kein neidischer Motzer aus der Traditions-Ecke. Vieles ist mir einfach schon egal. Soll RB ruhig Champions League spielen, oder Wolfsburg. Ist mir egal. Emotionen oder Kommerz lautet die Überschrift. Der Kommerz gewinnt, zumindest kurzfristig. Mein Sky Abo ist schon gekündigt.

  • Diese "Platzstürme" sind jetzt aber auch nichts mehr ganz neues. Und ganz ehrlich was passiert da? In der Regel bis auf ein wenig Pöbelei von ein paar Halbstarken nicht ganz viel. Das dies trotzdem nicht in Ordnung ist, steht außer Frage. Aber es wird häufig so getan als würden dabei ganze Städte in Schutt und Asche gelegt und Menschen um ihr Leben fürchten müssen.

    Dortmunder überfallen Blaue? Das dies Fans waren, möchte ich noch nicht wirklich glauben. Es gibt überall in Fußballstädten eine absolute Minderheit von Menschen, die die Farbe des heimischen Vereins missbrauchen um sich zu prügeln. Die hat es vor 30 Jahren in noch viel größerer Anzahl gegeben.

    Beides Themen die mit Sicherheit nicht toll sind, aber darum das Kunstprodukt RB gut zu heißen? Ne sorry, ist mir dann doch ein wenig dünn.

    Ich kann das was mein Vorredner beschrieben hat auch beobachten. Die Emotionen gehen häufig einfach verloren. Auch bei mir im Freundeskreis gibt es auf einmal Leute die ihre Dauerkarte in GE abgeben und Sky kündigen. Und das sind weniger die Gelegenheitsfans, sondern meist die ihrem Verein verfolgen seitdem sie denken können. In den letzten Jahren unzählige auswärtsfahrten quer durch Europa gemacht haben und in einem Fall sogar bis vor 5 Jahren gemäßigtes Mitglied der UGE waren.

    Auch bei mir fängt es langsam an. Weniger bei der Borussia, aber bei allem was drum herum ist. CL Gruppenphase schenk ich mir in der Regel. Möglichst viele Buli Spiele am WE gucken? Nö, gibt auch andere schöne Dinge. Dieses WE fand ich optimal. Schön alles kompakt um 15:30 und fertig. Länderspielwochen? Sind fussballfreie Wochen. EM und WM? Nett um sich mit dem Freundeskreis zu treffen und zu grillen. Wenn man weit kommt, schön. Wenn nicht? Auch ok.

    "Einmal Borusse, immer Borusse!" (Alois Scheffler)

    3 Mal editiert, zuletzt von urlacher54 (9. Mai 2016 um 07:18)

  • Zum Thema RB Leipzig:

    Lieber die Kommerz-Fans im "Plastik-Club" RB Leipzig in der ersten Liga, als igendwelche Randalemacher oder Ultra- und Hooligantruppen aus dem rechten Milieu mit denen einige Erstligisten immer noch Probleme haben.

    Ich sehe es ja auch beim unterklassigen Fussball in unserer Region, wieviele Polizisten da rangekarrt werden um die Sicherheit sicher zu stellen.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Auch bei mir fängt es langsam an. Weniger bei der Borussia, aber bei allem was drum herum ist. CL Gruppenphase schenk ich mir in der Regel. Möglichst viele Buli Spiele am WE gucken? Nö, gibt auch andere schöne Dinge. Dieses WE fand ich optimal. Schön alles kompakt um 15:30 und fertig. Länderspielwochen? Sind fussballfreie Wochen. EM und WM? Nett um sich mit dem Freundeskreis zu treffen und zu grillen. Wenn man weit kommt, schön. Wenn nicht? Auch ok.

    Könnte das eventuell auch ein wenig mit dem fortschreitenden Alter der Protagonisten zusammenhängen? ;)

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

    Einmal editiert, zuletzt von Johnny No89 (9. Mai 2016 um 11:44)

  • Zum Thema RB Leipzig:

    Lieber die Kommerz-Fans im "Plastik-Club" RB Leipzig in der ersten Liga, als igendwelche Randalemacher oder Ultra- und Hooligantruppen aus dem rechten Milieu mit denen einige Erstligisten immer noch Probleme haben.

    Ich sehe es ja auch beim unterklassigen Fussball in unserer Region, wieviele Polizisten da rangekarrt werden um die Sicherheit sicher zu stellen.

    Schwarz weiß Malerei ? Natürlich gibt es Probleme mit manchen "Fan" Gruppen, aber der normale Fan unterstützt sein Team und haut sich nicht. Und diese Fans fehlen irgendwann. Weil sie keinen Bock auf Teams wie Wolfsburg oder Leipzig haben.

  • Nun ich denke beimThema Leipzig gibts ein paar größe Missverständnis(m.E.)

    Niemand missbilligt es jemanden das was dort passiert toll zu finden.

    Allerdings wird in der Berichterstattung gerne einiges durcheinander gebracht.

    Was die meisten Leute an Leipzig stört, ist nicht das es hier einen Sponsor X gibt der Millionen in Verein X buttert, sondern wie er es tut.
    Red Bull genügt es nicht nur Sponsor zu sein, die wollen gleich alles.
    Das muss man nicht schlecht finden, aber für viele ist es augenscheinlich zu viel Kommerz (in einer eh schon kommerzielen Sportart)

    Das kann man epochal wahrscheinlich mit der Diskussion um die Einführung des Profitums Anfang der 20er vergleichen.

    Was mich aber am meisten stört ist aber die Tatsache, dass sie es augescheinlich nicht mal zugeben.

    Das ganze wird dann in so schöne Worthülsen wie Nachhaltigkeit, junge Mannschaft, Aufbauhilfe Ost etc. gepackt. Ums halt nicht nachdem was es ist aussehen zu lassen.

    Malschnitz will Meister werden und die CL gewinnen. Vorher wird keine Ruhe sein.


    Dann noch ein Wort zum Thema Ostvereine:

    Das hier nach der Wende Fehler begannen wurden, (Calli Calmund sagt Hallo) darüber brauch man nicht diskutieren.

    Alllerdings ist seitdem auch eine Menge Geld in Richtung Osten geflossen.

    Energie Cottbuss war Mitte der 200er jahrelang im Oberhaus (Liga 1 und 2) und die Mittel dort waren sicherlich nicht besser, als in Dresden (Verein mit riesigem Potenzial) und Leipzig (WM Stadion 2006) . DD ist ja wieder auf einem guten Weg, nur in Leipzig haben es weder der VFB noch Lok hinbekommen. In diese Lücke konnte der Didi stoßen...

    #FIREJOSEPH

  • Wenn ich mir einige Auswüchse angucke: Gestern der Platzsturm der Übergewichtigen in Stuttgart, oder heute ein Überfall von Dortmundern auf einen Schalkebus, dann bin ich einem Kunstverein jedenfalls nicht mehr ganz so abgeneigt wie vorher, zumal sich auch bei dem was entwickeln kann, auch wenn sich dort in die andere Richtung bemüht wird.

    Ich kann halt mit dem "am wichtigsten sind die Hardcorefans, je mehr desto besser", nix anfangen. Für mich ist der eine Stadionbesucher so gut wie der nächste und das "dann haste keine Stimmung mehr" glaub ich auch nicht, und schon garnicht das das der Bundesliga groß schaden würde. Selbsterhaltungsargumentation.

    Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet Du erst jemandem "logisch abgeriegelte Konstrukte" und Voreingenommenheit vorwirfst, um dann selbst derart selektiv zu argumentieren. :)

    Na klar hast Du überall Idioten. Die gibt's aber bereits auch in Leipzig und Hoffenheim, bei Vereinen also, die in bestem SED-Sinne meinungstechnisch als abgeriegelt angesehen werden müssen. Siehe exemplarisch gern hier oder hier. Es entwickelt sich also in Leipzig anscheinend eine "Szene" trotz der Tatsache, dass Mateschitz den Laden in Sachen Partizipation und Meinungsfreiheit wie eine nordkoreanische Enklave führt. Es ist ja auch albern anzunehmen, dass diejenigen, die auf Krawall und eine Bühne aus sind, RB deswegen meiden, weil sie den Österreicher, sein Produkt oder Rangnick doof finden. Genauso albern ist es übrigens anzunehmen, dass es den Spinnern, die da einen Fanbus der Schalker zum Halt gezwungen haben, um Fußball oder - vorausgesetzt es waren tatsächlich Dortmunder Ultras - um den BVB gegangen ist. Das ist zwar eine gern genommene Argumentation in Sicherheitskreisen, die aber wenig mit der Realität zu tun hat, wie Dir Leute Feltes und andere gern belegen.

    Am wichtigsten sind übrigens nicht die Hardcore-Fans, sondern vernünftige partizipatorische Strukturen rund um den Träger-Verein. In Deutschland ist die Vergabe der Lizenz zwingend an die Existenz eine gemeinnützigen Vereins gebunden, auch bei AGs wie dem BVB oder dem FCB. Innerhalb dieses e.V.s, der über die 50+1 -Regel die Kontrolle über die outgesourcete Profiabteilung hat, haben sich bei fast allen Vereinen Strukturen entwickelt, die a) tatsächlich gemeinnützig arbeiten und b) auch ein gutes Stück weit die Meinung im Verein beugen oder beeinflussen. Dass der BVB beispielsweise endlich massiv gegen die Faschos auf der Süd vorgeht ist unter anderem dem Mitwirken und dem Druck der Fanabteilung zu verdanken, die über das Präsidium des Vereins Einfluss auf die Geschäftsführung der KGaA genommen hat. Soziales Engagement in der Kommune, Beteiligung an Bürgerfesten, Organisation von Aktionen rund um die Flüchtlingshilfe - als das sind Aktionen, die aus diesen partizipatorischen Strukturen heraus entstehen, die die Strahlkraft des Vereins nutzen um tatsächlich gutes zu tun und die auch der Verantwortung eines Vereins wie dem BVB innerhalb der Stadt Dortmund gerecht werden. Darüber hinaus die Organisation von Interessensgruppen wie "Unsere Kurve", Aktionen wie "Kein Zwanni fürn Steher" usw.: All das funktioniert bei RB nicht, bewusst gesteuert nicht, und soll auch nicht funktionieren. Man will expressis verbis Klatschvieh im Stadion, keine mündigen Fans, was in meinen Augen Dein Argument von der Integration des Ostens in die Landschaft der Buli komplett konterkariert: Hier wir die zweifelsfreie BuLi-Ödnis des Ostens argumentativ genutzt, um ein Produkt an den Markt zu bringen. Dass man eine solche Struktur auch - wie in Dortmund oder Gelsenkirchen - dazu nutzen kann, dämpfend auf die Idioten einzuwirken, lasse ich mal argumentativ dabei außen vor.

    Und zur Stimmung: Ich denke, das letzte Heimspiel der Nationalmannschaft gegen England hat eindrucksvoll gezeigt, wo wir ohne Fankultur hinkommen. Wenn Du das als erstrebenswert ansiehst - bitte.

    Ergänzung: Damit man mich nicht wieder falsch versteht: Es ist vollkommen legitim, ins Stadion zu gehen und sich ausschließlich für Fußball zu interessieren. Aber a priori jegliche Möglichkeit des Engagements zu unterbinden - und das auch noch öffentlich so zu sagen - ist eine Schande.

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

    Einmal editiert, zuletzt von datajunk (9. Mai 2016 um 10:20)

  • Dann sind wir wieder bei meinem Ausgangspunkt: wie wird das Erlebnis Bundesliga für die Fans in Leipzig? Durch die unschönen Umstände sind das ja schon bemitleidenswerte Personen, oft sogar ahnungslose Eventfans, die garnicht wissen wie ihnen geschieht, wenn ihnen der Hass entgegenschlägt. Alles was vorraussichtlich passieren wird von Fremdfanseite, wird nix daran ändern das RB in der 1. Liga bleibt, man wird schlimmstenfalls nur die Leipziger antagonisieren. Was kann der konstruktive Plan der restlichen Fanorganisationen sein, auf das Geschehen in Leipzig positiv einzuwirken? Weil einfach nur die Anti-Schiene zu fahren, das wirkt für mich dann sehr nach dem "wir zeigen wie geil wir sind!", aber ändern tut es nix.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Selbst wenn die Leipziger Fans plötzlich ihre Stimme entdeckten und sich mit "Unsere Kurve" oder anderen Gruppen solidarisieren würden: Es gibt keine reelle Möglichkeit der Einflussnahme, weil man bei der Konstruktion von RB diese Möglichkeit exkludiert hat. Solange Mateschitz keinen Bock darauf hat - und es nicht anzunehmen, dass da was passieren wird - wird sich nichts an den Strukturen ändern. Er hat ja schon in Salzburg gezeigt, dass ihm auch gegebenenfalls wegbleibende Zuschauer komplett egal sind. Sollte sein Weg nicht funktionieren, dann sucht er sich eben ein neues Spielzeug und Rasenball verschwindet wieder in den Niederungen, aus denen es gekommen ist. Daher ist auch eine Suche nach "konstruktiven Plänen" hinfällig. Das Kind liegt längst schon unwiderruflich im Brunnen. Und auch von Funktionärsseite ist kein weiterer Druck zu erwarten, da DFB und DFL latent Angst haben, dass jemand wie Mateschitz wegen 50+1 vor Gericht zieht und damit die Regelung implodieren lassen könnte. Rauball selbst vertritt - off record versteht sich - die Ansicht, dass 50+1 maximal nur solange hält, bis jemand damit vor den EGH zieht. Deswegen hat man ja auch Kind agieren lassen.

    Ich sehe keinen Spielraum für "konstruktive Pläne", oder vielleicht du?

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  • Selbst wenn die Leipziger Fans plötzlich ihre Stimme entdeckten und sich mit "Unsere Kurve" oder anderen Gruppen solidarisieren würden: Es gibt keine reelle Möglichkeit der Einflussnahme, weil man bei der Konstruktion von RB diese Möglichkeit exkludiert hat. Solange Mateschitz keinen Bock darauf hat - und es nicht anzunehmen, dass da was passieren wird - wird sich nichts an den Strukturen ändern.

    Bei Servus TV hat man ja deutlich gesehen was Mateschitz von Mitspracherechten hält, als er den Sender nach Ankündigung der Gründung eines Betriebsrates sofort zusperren wollte.

    Nachdem die Mitarbeiter auf einen Betriebsrat verzichteten, war auch die Schließung des Senders wieder vom Tisch.

    Link 1

    Link 2


    Eine echte Bereicherung für die Liga.

  • Ich würde mir halt wünschen das man bei den "Aktionen gegen RB" vorsichtig ist. Man hat schon jetzt eine gewisse Dynamik an den Rändern, wo sich einige ständig aufgefordert sehen sich gegenseitig zu überbieten und das könnte dann in Leipzig darauf hinauslaufen, das sich da Leute zu noch krasseren Aktionen inspirieren lassen um ihr "Fandasein" zu legitimieren. Was bringt es wenn das Westfalenstadion 90min "Scheiss RB" schreit? Damit verdrängt man den Ösi nicht, man provoziert höchstens die "Gegenseite" der Fans, sich das nicht bieten zu lassen. Es kann vielleicht darum gehen die positiven Möglichkeiten der Partizipation herauszustellen, was du ja auch gemacht hast. Das herauszustellen was ein Fussballverein für eine Stadt mehr bedeuten kann als die Möglichkeit zum live-Fussballgucken. Da gibs dann auch die negativen Seiten dieser Medaille, die in Leipzig ja momentan (noch) kein Problem sind, deswegen wird die Vermittlung für die breite Öffentlichkeit auch kein leichtes Unterfangen. Das wäre sicher leichter, wenn sich die Fangruppen öfter "einwandfrei" benommen hätten.

    Es ist jedenfalls diese Negativität, von der ich mir absolut nichts erwarte und die wird es sein, die wir in der Mehrheit sehen werden. Man wird mit RB Leipzig in der 1. Liga leben müssen. Ich kenne den Organisationsgrad in Leipzig nicht, aber was spricht dagegen das man sich abseits vom Verein dafür einsetzt, das einige positive Entwicklungen angeschoben werden? Den Versuch würde ich jedem hoch anrechnen. Oder zumindest, das man bei seinen Aktionen mal einen anderen Weg geht als "aggressiv negativ", mit Witz und Ironie arbeitet. Das würde auch den ständigen Eindruck abmildern, das man sich selbst oft viel zu wichtig nimmt.

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  • Oder zumindest, das man bei seinen Aktionen mal einen anderen Weg geht als "aggressiv negativ", mit Witz und Ironie arbeitet. Das würde auch den ständigen Eindruck abmildern, das man sich selbst oft viel zu wichtig nimmt.

    Ich bin der festen Überzeugung, dass diejenigen, die meinen, dass man sich zu wichtig nehmen würde, in der Regel kaum eine konkrete Verstellung davon haben, was tatsächlich hinter den Kulissen so passiert, welche Dinge da angeschoben werden und wo man als aktiver Fan von Seiten der DFL, der Geschäftsführungen, der Cops etc. regelmäßig an der Nase herum geführt wird. Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung aus etlichen Jahren Fanarbeit.

    Was die Fanreaktionen auf RB in Liga 1 hin anbelangt: Da mache ich mir keine Illusionen. Man hat lange versucht, konstruktiv einzuwirken, weitestgehend ohne Erfolg. Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass es nächste Saison sehr ungemütlich werden wird und der Sturm der Entrüstung, der Hopp entgegen schlug, nur ein seichter Vorgeschmack auf das war, was nun mit RB passiert. Dazu ist auch gerade für die Spinner in der aktiven Szene die Bühne einfach viel zu groß.

    Wie gesagt: Wie das eine Bereicherung darstellen soll ist mir nicht erklärlich.

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  • Könnte das eventuell auch etwas mit dem fortschreitenden Alter der Protagonisten zusammenhängen? ;)


    Mag ein Randaspekt sein, aber Vielen mit denen man redet geht die Entwicklung komplett in die falsche Richtung. Da ist keiner so romantisch und träumt von "den alten Zeiten" mit einer Eintrittskarte für 15 Mark, eine Stadionwurst vom Metzer um die Ecke oder ähnliches. Jedem ist bewusst, dass die Bundesliga keine Kreisliga ist sondern hartes Business. Aber es gibt bei Vielen subjektive Grenzen und die werden in der letzten Zeit immer weiter verschoben und die Spirale dreht sich gefühlt auch immer schneller.

    "Einmal Borusse, immer Borusse!" (Alois Scheffler)

  • Ich würde mir halt wünschen das man bei den "Aktionen gegen RB" vorsichtig ist. Man hat schon jetzt eine gewisse Dynamik an den Rändern, wo sich einige ständig aufgefordert sehen sich gegenseitig zu überbieten und das könnte dann in Leipzig darauf hinauslaufen, das sich da Leute zu noch krasseren Aktionen inspirieren lassen um ihr "Fandasein" zu legitimieren. Was bringt es wenn das Westfalenstadion 90min "Scheiss RB" schreit? Damit verdrängt man den Ösi nicht, man provoziert höchstens die "Gegenseite" der Fans, sich das nicht bieten zu lassen. Es kann vielleicht darum gehen die positiven Möglichkeiten der Partizipation herauszustellen, was du ja auch gemacht hast. Das herauszustellen was ein Fussballverein für eine Stadt mehr bedeuten kann als die Möglichkeit zum live-Fussballgucken. Da gibs dann auch die negativen Seiten dieser Medaille, die in Leipzig ja momentan (noch) kein Problem sind, deswegen wird die Vermittlung für die breite Öffentlichkeit auch kein leichtes Unterfangen. Das wäre sicher leichter, wenn sich die Fangruppen öfter "einwandfrei" benommen hätten.

    Es ist jedenfalls diese Negativität, von der ich mir absolut nichts erwarte und die wird es sein, die wir in der Mehrheit sehen werden. Man wird mit RB Leipzig in der 1. Liga leben müssen. Ich kenne den Organisationsgrad in Leipzig nicht, aber was spricht dagegen das man sich abseits vom Verein dafür einsetzt, das einige positive Entwicklungen angeschoben werden? Den Versuch würde ich jedem hoch anrechnen. Oder zumindest, das man bei seinen Aktionen mal einen anderen Weg geht als "aggressiv negativ", mit Witz und Ironie arbeitet. Das würde auch den ständigen Eindruck abmildern, das man sich selbst oft viel zu wichtig nimmt.

    11freunde dazu: http://www.11freunde.de/artikel/rb-lei…-bundesliga-auf :D

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Mag ein Randaspekt sein, aber Vielen mit denen man redet geht die Entwicklung komplett in die falsche Richtung. Da ist keiner so romantisch und träumt von "den alten Zeiten" mit einer Eintrittskarte für 15 Mark, eine Stadionwurst vom Metzer um die Ecke oder ähnliches. Jedem ist bewusst, dass die Bundesliga keine Kreisliga ist sondern hartes Business. Aber es gibt bei Vielen subjektive Grenzen und die werden in der letzten Zeit immer weiter verschoben und die Spirale dreht sich gefühlt auch immer schneller.

    Kann dieser ganze Prozess auch mit einer gewissen Übersättigung zusammenhängen, resultierenden aus der immer größer werdenden Anzahl an Spielen? Gefühlt gibt es ja gerade in WM/EM-Jahren fast keine Zeit mehr im Jahr in der man wieder eine gewisse Spannung/Vorfreude entwickeln kann weil immer noch irgendein Wettbewerb am laufen ist.

    Bruder Zebedäus

  • Mag ein Randaspekt sein, aber Vielen mit denen man redet geht die Entwicklung komplett in die falsche Richtung. Da ist keiner so romantisch und träumt von "den alten Zeiten" mit einer Eintrittskarte für 15 Mark, eine Stadionwurst vom Metzer um die Ecke oder ähnliches. Jedem ist bewusst, dass die Bundesliga keine Kreisliga ist sondern hartes Business. Aber es gibt bei Vielen subjektive Grenzen und die werden in der letzten Zeit immer weiter verschoben und die Spirale dreht sich gefühlt auch immer schneller.

    Runter gerechnet aufs Jahr kostet meine Dauerkarte etwa so viel. Und die Wurst ist auch prima :thumbsup: Come to Gladbach

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Wurst aus Pony-Fleisch? Altes Bier? Ne Wellblechhütte als Stadion? Und dann noch ne falsche Borussia? Habt ihr Eure Trikots auch von KIK? ;)

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • @urlacher54, grundsätzlich stimme ich dir völlig zu. Aber:

    Dortmunder überfallen Blaue? Das dies Fans waren, möchte ich noch nicht wirklich glauben. Es gibt überall in Fußballstädten eine absolute Minderheit von Menschen, die die Farbe des heimischen Vereins missbrauchen um sich zu prügeln. Die hat es vor 30 Jahren in noch viel größerer Anzahl gegeben.

    Ich halte es für nicht zielführend, dass Hooligans oder anderen Erlebnisorientierten gerne und schnell das Fantum abgesprochen wird (also wörtlich gesehen: sie sind keine Fanatics :paelzer: ). Damit kann man zwar den eigenen Verein ein wenig aus der Schusslinie nehmen, aber um derartige Probleme anzugehen (die wohlgemerkt bei quasi allen Vereinen in allerdings unterschiedlicher Schwere existieren), sollte man sich der Verantwortung schon stellen. Natürlich sind dies in den allermeisten Fällen Fans des Vereins - und (leider) oftmals durchaus treue.

    Richtig ist allerdings auch, dass wir uns heutzutage in und um Stadien in einer absoluten Wohlfühloase befinden, wenn man dies mal mit den 80ern, aber sogar auch noch mit den 90ern vergleicht. Dennoch führt die strategische verbale Exkludierung von Hools und Co. IMO nicht sonderlich weit.

  • Wurst aus Pony-Fleisch? Altes Bier? Ne Wellblechhütte als Stadion? Und dann noch ne falsche Borussia? Habt ihr Eure Trikots auch von KIK? ;)

    Pft...ein Stadion, wo man einst die Ecken vergessen hat, Plörre-Pils aus heimischer Herstellung und eine graue Maus zu der Zeit, als der einzig wahre Mythos (zu finden unter http://www.borussia.de) schon 2 Sterne auf der Brust hatte :hinterha:

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Pft...ein Stadion, wo man einst die Ecken vergessen hat, Plörre-Pils aus heimischer Herstellung und eine graue Maus zu der Zeit, als der einzig wahre Mythos (zu finden unter http://www.borussia.de) schon 2 Sterne auf der Brust hatte :hinterha:

    Haha... Wir waren schon Europapokalsieger als ihr noch holländisch gesprochen habt... :)

    "Players don't know how lucky they are, I think, to be in a place like Philly. I would've - if I could've kept playing a long time there, I would've played 'til the wheels fell off." - Chris Long

  • Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass es nächste Saison sehr ungemütlich werden wird und der Sturm der Entrüstung, der Hopp entgegen schlug, nur ein seichter Vorgeschmack auf das war, was nun mit RB passiert.

    das ist etwas, was ich nicht verstehe: Der Gegenwind, den Hoffenheim (und wie alle erwarten auch RB) bekommt, und gleichzeitig werden Vereine wie Leverkusen und Wolfsburg "akzeptiert".
    Ehrliche Frage: Was ist der große Unterschied zwischen Leverkusen (als langjährigem Werksclub mit Weltkonzern im Rücken), und einem Hoffenheim (die durch den Chef eines anderen Weltkonzerns hochgehievt wurden, aber inzwischen in meiner Sicht wie ein normaler Verein, und nicht wie ein Milliardärsclub wirtschaften)? Ist es die Tatsache, dass Bayer einfach schon 30 Jahre dabei ist?

  • das ist etwas, was ich nicht verstehe: Der Gegenwind, den Hoffenheim (und wie alle erwarten auch RB) bekommt, und gleichzeitig werden Vereine wie Leverkusen und Wolfsburg "akzeptiert".
    Ehrliche Frage: Was ist der große Unterschied zwischen Leverkusen (als langjährigem Werksclub mit Weltkonzern im Rücken), und einem Hoffenheim (die durch den Chef eines anderen Weltkonzerns hochgehievt wurden, aber inzwischen in meiner Sicht wie ein normaler Verein, und nicht wie ein Milliardärsclub wirtschaften)? Ist es die Tatsache, dass Bayer einfach schon 30 Jahre dabei ist?

    Ich bin bei Leverkusen ja auch einer, der im Völler-Ärger gerne mal unreflektiert von den traditionslosen Pillen schwadroniert und ohne Bayer im Hintergrund könnte dieser Verein auch nicht überleben mit seinem kleinen Stadion, dass er nicht vollkriegt.
    Aber trotzdem ist es was anderes als das frühe BuLi-Hoffenheim, das derzeitige Wolfsburg oder RBL. Leverkusen benimmt sich nämlich nicht wie einer dieser Plastikclubs, solche Mega-Ablösen wie die Wölfe haben die nie bezahlt und eine solche Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben wie in Hoffenheim im Zweitliga- bzw. dem ersten Erstligajahr gab es da auch noch nie. Hoffenheim benimmt sich ja mittlerweile, wie Du schon schriebst, wie ein normaler Mittelklasseclub und da hat sich meine Haltung von Abneigung in relative Gleichgültigkeit gewandelt. Schadenfreude, wenn die abstiegen, würde ich aber trotzdem noch empfinden, genauso wie bei den peinlichen Leistungen von Wolfsburg momentan.

    Liegt bei Leverkusen aber vielleicht auch daran, dass Leverkusen (und damals auch Uerdingen) schon in der Bundesliga gespielt haben, bevor ich angefangen habe, mich dafür zu interessieren und mich auch in dieser Tiefe mit Clubs, ihrer Finanzierung und ihrem Geschäftsgebahren zu beschäftigen. Antipathie kriegen die momentan von meiner Seite aus mehr wegen der handelnden Personen und nicht wegen des Club-Konstrukts.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3