Befristete Arbeitsverträge

  • Aber eine Lebenszeiternennung ist eben auch etwas ziemlich langfristiges für den Arbeitgeber (und ein toller Benefit für den Arbeitnehmer).

    Die Lebenszeiternennung ist ein Relikt aus einer Zeit, als der Staat aufgrund eines Angebots-Arbeitsmarktes kaum in der Lage war, Personal zu rekrutieren. Daher Lebzeitmodelle, Pensionsansprüche, Krankenversicherungsvorteile usw.
    Dumm nur, dass bereits seit langem der Arbeitsmarkt ganz anders aussieht, ein (im Moment kleiner werdender) Nachfrageüberhang. Daher sind diese klassischen Beamtenstellen z.B. in einer städtischen Verwaltung überhaupt nicht mehr notwendig, werden aber von der starken Beamtenlobby erhalten. Schön für die, die es betrifft, alle anderen fassen sich an den Kopf, was dort für Zustände (im Vergleich zur freien Wirtschaft) akzeptiert werden.
    Von daher sollte dieses Lebzeitmodell nur für eine kleine Gruppe von Staatsdienern geltern (Richter, Polizisten), in der freien Wirtschaft hat das mMn. nichts verloren.

  • Aber eine Lebenszeiternennung ist eben auch etwas ziemlich langfristiges für den Arbeitgeber (und ein toller Benefit für den Arbeitnehmer).

    Stimmt. Wenn da wirklich noch viel zu erproben wäre, hätte ich auch Verständnis dafür. Aber wenn ich mal bei dem Beispiel der Richter und Staatsanwälte bleibe: Gibt es wirklich noch so viel zu erproben, wenn jemand zwei Examina mit weit überdurchschnittlichen Noten abgelegt hat und nicht selten auch schon Berufserfahrung mitbringt? (Bei den Probe-Richtern kommt hinzu, dass man deren Rechtsauffassungen nicht einmal zum Gegenstand der Beurteilung machen darf.) Nach meiner Erfahrung würde ein Jahr Probezeit ausreichen, zumal Du auch heute schon nach diesem Jahr besondere Gründe benötigst, um jemanden später nicht auf Lebenszeit zu ernennen.

    In der Praxis dient die "Probezeit" (jedenfalls in meinem Bereich) dazu, personelle "Verschiebemasse" vorrätig zu haben, denn einen Richter auf Lebenszeit kannst Du nicht gegen seinen Willen an ein anderes Gericht versetzen. Das ist ein nachvollziehbares Motiv, aber eigentlich nicht Sinn einer Probezeit.

  • Da ist es aber nicht möglich, jemanden nach dem Modell "Bleibe eine Woche arbeitslos daheim und komm wieder") erneut einzustellen.

    Die Zeiten, seit denen ich mich mit Arbeitsrecht näher beschäftigt habe, liegen leider schon > 10 Jahre zurück. Aber ich würde mich wundern, wenn ein solches "Modell" vor Gericht Bestand hätte.

  • Die Lebenszeiternennung ist ein Relikt aus einer Zeit, als der Staat aufgrund eines Angebots-Arbeitsmarktes kaum in der Lage war, Personal zu rekrutieren. Daher Lebzeitmodelle, Pensionsansprüche, Krankenversicherungsvorteile usw.Dumm nur, dass bereits seit langem der Arbeitsmarkt ganz anders aussieht, ein (im Moment kleiner werdender) Nachfrageüberhang. Daher sind diese klassischen Beamtenstellen z.B. in einer städtischen Verwaltung überhaupt nicht mehr notwendig, werden aber von der starken Beamtenlobby erhalten. Schön für die, die es betrifft, alle anderen fassen sich an den Kopf, was dort für Zustände (im Vergleich zur freien Wirtschaft) akzeptiert werden.
    Von daher sollte dieses Lebzeitmodell nur für eine kleine Gruppe von Staatsdienern geltern (Richter, Polizisten), in der freien Wirtschaft hat das mMn. nichts verloren.

    Da musste ich neulich etwas lachen, als ich es mit einem NRW BLB zu tun hatte (Bau- und Liegenschaftsbetrieb). Diese sind ja aus den klassischen Staatshochbauämtern hervorgegangen und wurden dann im Zuge einer Strukturreform "schlanker und dynamischer" aufgestellt, damit Sie auch wettbewerbsfähiger sind und mitunter (bei personelle Verfügbarkeit) auch Aufträge aus der Privatwirtschaft prozessieren können, um ggf. den Haushalt zu entlasten.
    Problem ist nur: JEDER von denen würde in der Privatwirtschaft genau eine Woche überleben :lol1
    Mit denen zu arbeiten hatte ungefähr die Dynamik einer Super-SloMo. Wenn das früher NOCH langsamer abging, müssten die eigentlich rückwärts gelaufen sein

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Die Lebenszeiternennung ist ein Relikt aus einer Zeit, als der Staat aufgrund eines Angebots-Arbeitsmarktes kaum in der Lage war, Personal zu rekrutieren. Daher Lebzeitmodelle, Pensionsansprüche, Krankenversicherungsvorteile usw.Dumm nur, dass bereits seit langem der Arbeitsmarkt ganz anders aussieht, ein (im Moment kleiner werdender) Nachfrageüberhang. Daher sind diese klassischen Beamtenstellen z.B. in einer städtischen Verwaltung überhaupt nicht mehr notwendig, werden aber von der starken Beamtenlobby erhalten. Schön für die, die es betrifft, alle anderen fassen sich an den Kopf, was dort für Zustände (im Vergleich zur freien Wirtschaft) akzeptiert werden.
    Von daher sollte dieses Lebzeitmodell nur für eine kleine Gruppe von Staatsdienern geltern (Richter, Polizisten), in der freien Wirtschaft hat das mMn. nichts verloren.

    Ich stimme Dir zu, dass man in der Tat diskutieren kann, ob es so vieler Beamtenstellen bedarf. Allerdings sollte man folgendes nicht unterschätzen:

    • Faktisch haben auch Angestellte nach ein paar Jahren eine Lebenszeitstellung (z. B. aufgrund tarifvertraglicher Regelungen)
    • Wo Arbeitnehmer die Wahl haben, ob sie Beamte oder Angestellte sein wollen, wählen sie überwiegend das Angestelltenverhältnis ("mehr netto").
    • Der Staat hat - jedenfalls in "meinem" Bereich der Justiz - größte Schwierigkeiten, noch ausreichendes Personal zu rekrutieren. Denn unabhängig davon, dass man bewusst zu wenig Personal einstellt, als nach den eigenen Erhebungen ("Pebb§y") erforderlich wäre, findet man - gerade im Bereich der Justizangestellten - selbst dann nicht mehr ausreichend Leute, wenn man sie einstellen will.
  • Ich stimme Dir zu, dass man in der Tat diskutieren kann, ob es so vieler Beamtenstellen bedarf. Allerdings sollte man folgendes nicht unterschätzen:

    • Faktisch haben auch Angestellte nach ein paar Jahren eine Lebenszeitstellung (z. B. aufgrund tarifvertraglicher Regelungen)
    • Wo Arbeitnehmer die Wahl haben, ob sie Beamte oder Angestellte sein wollen, wählen sie überwiegend das Angestelltenverhältnis ("mehr netto").
    • Der Staat hat - jedenfalls in "meinem" Bereich der Justiz - größte Schwierigkeiten, noch ausreichendes Personal zu rekrutieren. Denn unabhängig davon, dass man bewusst zu wenig Personal einstellt, als nach den eigenen Erhebungen ("Pebb§y") erforderlich wäre, findet man - gerade im Bereich der Justizangestellten - selbst dann nicht mehr ausreichend Leute, wenn man sie einstellen will.

    Och...Besoldungsgruppe ab B2 und die deutlich geringeren Abzüge + andere Benefits...so schlecht ist das nicht

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Mit denen zu arbeiten hatte ungefähr die Dynamik einer Super-SloMo. Wenn das früher NOCH langsamer abging, müssten die eigentlich rückwärts gelaufen sein

    Faktisch haben auch Angestellte nach ein paar Jahren eine Lebenszeitstellung (z. B. aufgrund tarifvertraglicher Regelungen)

    es ist schwierig, hier zu "pauschalieren", ohne gleich jeden Vertreter einer Seite in Sippenhaft zu nehmen, aber auf der Seite der freien Wirtschaft (in einem Großunternehmen) stehend - und gleichzeitig zwei Praktika in Stadtverwaltungen gemacht habend - muss ich sagen, dass sich beide Bereiche wie Tag und Nacht unterscheiden.
    Ja, auch in der freien Wirtschaft wird nicht von morgens bis abends geschuftet, aber das Arbeitstempo ist um ein vielfaches höher. Wenn ich das dauerhaft nicht mitgehen kann oder will, dann hilft mir das gar nichts, es sei denn ich wechsle auf eine Betriebsratsstelle. Bei uns wird nach Leistungszielen gemessen, wenn ich mehr als 3 Jahre diese nicht erreiche (und keine Verbesserung zeige), dann hilft mir auch kein Tarifvertrag. Dann geht es nur noch um Abfindung.
    Wie oben jemand geschrieben hat, als Beamter kannst du nur beim Klauen der goldenen Löffel deinen Status gefährden.

    • Der Staat hat - jedenfalls in "meinem" Bereich der Justiz - größte Schwierigkeiten, noch ausreichendes Personal zu rekrutieren. Denn unabhängig davon, dass man bewusst zu wenig Personal einstellt, als nach den eigenen Erhebungen ("Pebb§y") erforderlich wäre, findet man - gerade im Bereich der Justizangestellten - selbst dann nicht mehr ausreichend Leute, wenn man sie einstellen will.

    Ja, der Staat hat sicherlich in einigen Gebieten Probleme mit dem Nachwuchs. Uns ist dieses Jahr kurzfristig ein Auszubildener abgesprungen, weil die Zolldirektion Hamburg scheinbar 1.500 EUR Ausbildungsvergütung im Monat bezahlt. Auch wenn es Staatsgelder sind. Aber das machen die sicher nicht aus reiner Großzügigkeit.

  • Da ist es aber nicht möglich, jemanden nach dem Modell "Bleibe eine Woche arbeitslos daheim und komm wieder") erneut einzustellen. Wer z.B. beim Freistaat Bayern einmal befristet war, darf nur nach einer "Pause" von (ich glaube) 3 Jahren wieder befristet eingestellt werden. Wenn sich also hier an der Uni jemand bewirbt, der kurz vorher bei der Regierung befristet eingestellt war, dann kann ich den nur unbefristet einstellen. Auch die klassischen Ketten-Verträge sind hier nicht zulässig. Einmal sachgrundlos ja, danach immer unbefristet oder eben mit Sachgrund. Für die Wissenschaft gibt es Ausnahmen.

    Also in Hessen war das zumindest früher gang und gebe (Evtl ist es mittlerweile mittlerweile nicht mehr so?) , aber nach der Uni hatte meine Frau als Lehrern immer nur ein Vertrag der vom Schulanfang bis Schulende ging und in den Sommerferien musste sie sich dann Arbeitslos melden.

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • Vielleicht wars mit Sachgrund? Vertretung Elternzeit ist z.B. ein Sachgrund und das kann ich mir bei einem Lehrerkollegium durchaus vorstellen.

    Thank you 62

  • Och...Besoldungsgruppe ab B2 und die deutlich geringeren Abzüge + andere Benefits...so schlecht ist das nicht

    Ich habe auch nicht behauptet, dass irgendwas "schlecht" wäre, aber es ist ja immer die Frage, was die Alternativen sind. Ja, "Besoldungsgruppe ab B2" ist wirklich nicht schlecht, aber wer kriegt das? In der Justiz entspricht das ungefähr einem Vorsitzenden Richter am Oberlandesgericht (Besoldungsgruppe R3). Das zählt schon zu den "höheren Weihen". Über dessen Gehalt, von dem er sich sicherlich zwei warme Mahlzeiten täglich leisten kann, lachen allerdings schon die Partner einer mittelgroßen Anwaltskanzlei, obwohl sie ihm fachlich sicherlich im Durchschnitt nicht gerade überlegen sind.

    Ich meinte allerdings eher "normale" Stellen, bei denen der Staat sowohl Beamte als auch Angestellte für die mehr oder minder gleiche Tätigkeit einstellt. Da habe ich noch nie gehört, dass jemand freiwillig das "Beamtendasein" gewählt hätte, auch wenn das im Einzelfall mal so sein kann. Und auch sonst kann der Staat - jedenfalls in der Justiz - finanziell nicht mit der Privatwirtschaft konkurrieren, und zwar auf allen Ebenen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (13. September 2017 um 16:36)

  • Vielleicht wars mit Sachgrund? Vertretung Elternzeit ist z.B. ein Sachgrund und das kann ich mir bei einem Lehrerkollegium durchaus vorstellen.

    Ob das jetzt in istens Fall so war kann ich nicht beurteilen, aber das man gerade auf dem Lehrermarkt momentan verstärkt so handelt - Vertrag nicht verlängern und dann . nach den Sommerferien einstellen um Kosten zu sparen ist bekannt
    http://www.sueddeutsche.de/bildung/tausen…erien-1.3136849

    Da ist es aber nicht möglich, jemanden nach dem Modell "Bleibe eine Woche arbeitslos daheim und komm wieder") erneut einzustellen. Wer z.B. beim Freistaat Bayern einmal befristet war, darf nur nach einer "Pause" von (ich glaube) 3 Jahren wieder befristet eingestellt werden. Wenn sich also hier an der Uni jemand bewirbt, der kurz vorher bei der Regierung befristet eingestellt war, dann kann ich den nur unbefristet einstellen. Auch die klassischen Ketten-Verträge sind hier nicht zulässig. Einmal sachgrundlos ja, danach immer unbefristet oder eben mit Sachgrund. Für die Wissenschaft gibt es Ausnahmen.

    Völlig klar, mein Punkt war letztlich auch nur der: Das Thema wird ja momentan im Wahlkampf auch behandelt und auch gerade von "Linker Seite" gefordert hier was zu ändern. Hier hab ich auch kein Problem mit. Ein Problem wird es für mich, wenn der "Staat" (und zwar gerade in Regierungen wo auch diese Parteien vertreten sind ) komplett anders handelt, als es gefordert wird. Ergo bevor ich hier neue Reglungen erlasse kann ich ja erstmal selber so handeln.

    Das Problem an der Befristung (ich hab auch selbst 2 mal befristet gearbeitet) ist doch erstmal nicht die Befristung an sich. (Vertretung, Auftragsspitzen usw.) sollten da einleuchten. Problem ist doch eher, dass eine eigentlich durchaus sinnvolle Reglung in diversen Branchen zu Missbrauch führt. Es wäre ergo doch sinnvoller zu gucken kann, was man hier tun kann.(leicht geschrieben, schwer getan)

    Von daher ist es jetzt (m.E.n) auch ziemlich überflüssig darüber zu diskutieren, ob wie in MMs Beispiel die Firma erstmal nur 1 Jahresverträge raushaut um sich die Leute 1 Jahr anzusehen und dann (wie er es ja auch gesagt hat ) Leute unbefristet übernimmt, oder ob das eine Firma eigentlich in 6 Monaten sehen sollte (bin da auch eher bei Robbes). Zum Problem wird es doch erst, wenn mit dieser Reglung Missbrauch betrieben wird um Lohnkosten dauerhaft zu senken usw.

    Die Zeiten, seit denen ich mich mit Arbeitsrecht näher beschäftigt habe, liegen leider schon > 10 Jahre zurück. Aber ich würde mich wundern, wenn ein solches "Modell" vor Gericht Bestand hätte.

    Nun ja das Problem wird ja eher sein zu seinem Recht zu kommen. Natürlich kann man Firma X verklagen, wenn diese so handelt. Man bekommt vor einem Arbeitsgericht wahrscheinlich auch recht. Nur das man dann nicht alt wird in der Firma sollte klar sein...

    #FIREJOSEPH

  • Da ist es aber nicht möglich, jemanden nach dem Modell "Bleibe eine Woche arbeitslos daheim und komm wieder") erneut einzustellen. Wer z.B. beim Freistaat Bayern einmal befristet war, darf nur nach einer "Pause" von (ich glaube) 3 Jahren wieder befristet eingestellt werden. Wenn sich also hier an der Uni jemand bewirbt, der kurz vorher bei der Regierung befristet eingestellt war, dann kann ich den nur unbefristet einstellen. Auch die klassischen Ketten-Verträge sind hier nicht zulässig. Einmal sachgrundlos ja, danach immer unbefristet oder eben mit Sachgrund. Für die Wissenschaft gibt es Ausnahmen.

    Auch in der freien Wirtschaft ist das eigentlich so, das man nicht einfach jemanden einfach nach mehreren Verlängerungen kurz heimschicken kann und erneut einstellt. Auch hier gilt eigentlich die 3 Jahre Pause Regel. Ich war ja in der Situation und habe mich juristisch beraten lassen.

    Das Problem ist dann aber nur: Was will ich mich in eine Arbeitsstelle reinklagen? Da hätte ich sicherlich viel Spaß...

    Das traurige daran: Früher gab es genügend Therapeuten( ich bin Physiotherapeut), heute herrscht extremster Fachkräftemangel. Früher wurde nur befristet eingestellt, heute gibt es das nicht mehr. Heute hat man lieber einen Therapeuten zu viel, mit dem Risiko, das evtl. Mal kurzzeitig nicht genügend Arbeit da ist und die ein oder andere bezahlte Lücke im Plan des Therapeuten entsteht.

    Das geht ab vom Gewinn des Chefs, aber plötzlich ist das möglich, was früher undenkbar war. Warum wurde ( in unserer Branche, kann da nicht für andere sprechen!), also befristet? Um Angestellte schnell entsorgen zu können, um Ängste zu schüren, den Arbeitsplatz zu verlieren (man zeigt mehr Engagement, geht krank auf Arbeit, verlangt weniger Geld, sagt mehr ja und Amen,...) und um insgesamt den Profit zu steigern. Den weder die Krankenhäuser, noch die Praxen haben seitdem signifikant mehr Patientenzahlen.

    Genauso übrigens bei der Bezahlung. Plötzlich werden Gehälter gezahlt, die noch vor 5 Jahren utopisch waren.

    Also, in vielen Branchen sind Befristungen ein wunderbares Mittel des Kapitalismus um Kapital zu mehren. Sonst nichts.

  • Das traurige daran: Früher gab es genügend Therapeuten( ich bin Physiotherapeut), heute herrscht extremster Fachkräftemangel. Früher wurde nur befristet eingestellt, heute gibt es das nicht mehr. Heute hat man lieber einen Therapeuten zu viel, mit dem Risiko, das evtl. Mal kurzzeitig nicht genügend Arbeit da ist und die ein oder andere bezahlte Lücke im Plan des Therapeuten entsteht.

    Das geht ab vom Gewinn des Chefs, aber plötzlich ist das möglich, was früher undenkbar war. ...

    Genauso übrigens bei der Bezahlung. Plötzlich werden Gehälter gezahlt, die noch vor 5 Jahren utopisch waren.

    Also, in vielen Branchen sind Befristungen ein wunderbares Mittel des Kapitalismus um Kapital zu mehren. Sonst nichts.

    Was Du beschreibst, ist - abstrakt betrachtet und natürlich ohne Kenntnisse individueller Details - das Gesetz von Angebot und Nachfrage:

    • Wo es viel Konkurrenz unter den Arbeitnehmern gibt, kann der Arbeitgeber günstige Bedingungen für sich herausschlagen.
    • Wo viele Arbeitgeber sich um wenige Arbeitnehmer streiten, können die Arbeitnehmer günstige Bedingungen für sich herausschlagen.

    Was davon "gut und gerecht" ist, hängt davon ab, auf welcher Seite man steht ;)

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (13. September 2017 um 17:49)

  • Auch in der freien Wirtschaft ist das eigentlich so, das man nicht einfach jemanden einfach nach mehreren Verlängerungen kurz heimschicken kann und erneut einstellt. Auch hier gilt eigentlich die 3 Jahre Pause Regel. Ich war ja in der Situation und habe mich juristisch beraten lassen.
    Das Problem ist dann aber nur: Was will ich mich in eine Arbeitsstelle reinklagen? Da hätte ich sicherlich viel Spaß...

    Das traurige daran: Früher gab es genügend Therapeuten( ich bin Physiotherapeut), heute herrscht extremster Fachkräftemangel. Früher wurde nur befristet eingestellt, heute gibt es das nicht mehr. Heute hat man lieber einen Therapeuten zu viel, mit dem Risiko, das evtl. Mal kurzzeitig nicht genügend Arbeit da ist und die ein oder andere bezahlte Lücke im Plan des Therapeuten entsteht.

    Das geht ab vom Gewinn des Chefs, aber plötzlich ist das möglich, was früher undenkbar war. Warum wurde ( in unserer Branche, kann da nicht für andere sprechen!), also befristet? Um Angestellte schnell entsorgen zu können, um Ängste zu schüren, den Arbeitsplatz zu verlieren (man zeigt mehr Engagement, geht krank auf Arbeit, verlangt weniger Geld, sagt mehr ja und Amen,...) und um insgesamt den Profit zu steigern. Den weder die Krankenhäuser, noch die Praxen haben seitdem signifikant mehr Patientenzahlen.

    Genauso übrigens bei der Bezahlung. Plötzlich werden Gehälter gezahlt, die noch vor 5 Jahren utopisch waren.

    Also, in vielen Branchen sind Befristungen ein wunderbares Mittel des Kapitalismus um Kapital zu mehren. Sonst nichts.

    Eine ähnliche Entwicklung erwarte ich übrigens auch in der Pflege

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Was erkennt man den nach z.B. 9 Monaten, was man nicht auch innerhalb der ersten 6 Monate schon sehen hätte können? Wenn jemand sich verstellt, kann er das Schauspiel ja auch noch ein halbes Jahr länger durchhalten. Ich empfinde es als Schikane, sonst nix.

    Das hängt davon ab, wie schnell man den Job erlernen kann.

    Beispiel: In meiner aktuellen Einstellungsrunde sind 2 Teilzeit-Muttis dabei. Eine Vollzeitkraft kann unbegleitet nach rund 2 Monaten frühestens auf Kunden losgelassen werden. Bei den TZ Kolleginnen mit 50% Arbeitszeit verlängert sich der Zeitraum auf 4-5 Monate. Lass da noch eine Abwesenheit wegen Krankheit dazukommen und es wird unglaublich schwer, zum Stichtag 6.Monat eine abschließende Prognose zu treffen, die halbwegs fundiert ist.

    In meiner Praxis hat die 1 Jahres Befristung auch schon Leute "gerettet". Ich habe 3-4 Kollegen vor Augen, die einen langsamen Start hatten. Hätte ich nach 6 Monaten entscheiden müssen, wären die heute nicht mehr bei uns. In ihrem 2.HJ sind die dann angekommen und nach 1 Jahr hab ich sie gern entfristet.

    Just Win Baby

  • Eine ähnliche Entwicklung erwarte ich übrigens auch in der Pflege

    Nicht nur ähnlich, sondern eher sogar noch ein wenig stärker wird die Entwicklung in der Pflege vonstatten gehen. Und auch in vielen anderen Medizinischen Hilfsberufen. Dort wurden jahrzehntelang Mißstände von der Politik nicht behoben, und jetzt stehen wir an einem Scheideweg. Wenn sich, vor allem im Rahmen der Bezahlung, nichts großartig verändert, werden wir in wenigen Jahren vor den Trümmern des Gesundheits- und Pflegewesens stehen, wie wir es kennen. Und das macht mir Angst.


    Was Du beschreibst, ist - abstrakt betrachtet und natürlich ohne Kenntnisse individueller Details - das Gesetz von Angebot und Nachfrage:

    • Wo es viel Konkurrenz unter den Arbeitnehmern gibt, kann der Arbeitgeber günstige Bedingungen für sich herausschlagen.
    • Wo viele Arbeitgeber sich um wenige Arbeitnehmer streiten, können die Arbeitnehmer günstige Bedingungen für sich herausschlagen.

    Was davon "gut und gerecht" ist, hängt davon ab, auf welcher Seite man steht ;)

    Ja, das ist schon richtig. Aber wenn der Arbeitgeber das Gesetz von Angebot und Nachfrage einseitig ausnutzt, solange das Pendel in seine Richtung schwenkt... Ist das in meinem Augen (gerade in einem sozialen Beruf wie dem meinigen) einfach Unsozial.

    Jetzt schlägt das Pendel in die Richtung des Arbeitnehmers aus. Da könnte ich ja auch anfangen einmal im Monat eine Woche blau zu machen. Weil, hey, der Arbeitgeber ist ja auf mich angewiesen. Und er würde mich selbst dann behalten, da bin ich mir sicher. Also warum hole ich nicht das beste für mich raus, so wie es die Arbeitgeber Jahrzehntelang für sich gemacht haben. Weil ich dumm bin? Oder vielleicht weil ich den Begriff "Sozial" einfach leben möchte?

    Es muss sich alles die Waage halten und dann schimpfe ich auch nicht. Aber einseitige Übervorteilung empfinden ich als massiv ungerecht und lähmend für unser gesamtes Systems.


    Das hängt davon ab, wie schnell man den Job erlernen kann.
    Beispiel: In meiner aktuellen Einstellungsrunde sind 2 Teilzeit-Muttis dabei. Eine Vollzeitkraft kann unbegleitet nach rund 2 Monaten frühestens auf Kunden losgelassen werden. Bei den TZ Kolleginnen mit 50% Arbeitszeit verlängert sich der Zeitraum auf 4-5 Monate. Lass da noch eine Abwesenheit wegen Krankheit dazukommen und es wird unglaublich schwer, zum Stichtag 6.Monat eine abschließende Prognose zu treffen, die halbwegs fundiert ist.

    In meiner Praxis hat die 1 Jahres Befristung auch schon Leute "gerettet". Ich habe 3-4 Kollegen vor Augen, die einen langsamen Start hatten. Hätte ich nach 6 Monaten entscheiden müssen, wären die heute nicht mehr bei uns. In ihrem 2.HJ sind die dann angekommen und nach 1 Jahr hab ich sie gern entfristet.

    Ok, kann ich soweit nachvollziehen und ist aus Sicht des Peraonalers und des Betriebs sicher auch richtig. Wenn es denn dann schlussendlich dazu führt, das die Leute bei guter Leistung auch entfristet werden und nicht weiter und weiter geprüft werden indem man sie immer weiter befristet, ist es etwas, das ich für mich nicht unbedingt gutheißen kann, wo ich aber den Sinn dahinter sehe und es eben auch so akzeptieren kann, gerade wenn dann auch noch Mütter dadurch eingestellt werden. Schöner fände ich es aber natürlich trotzdem, wenn ihr sie direkt festeinstellen würdet. ;) Aber danke für die Ausführung! :bier:

  • Ja, das ist schon richtig. Aber wenn der Arbeitgeber das Gesetz von Angebot und Nachfrage einseitig ausnutzt, solange das Pendel in seine Richtung schwenkt... Ist das in meinem Augen (gerade in einem sozialen Beruf wie dem meinigen) einfach Unsozial.
    Jetzt schlägt das Pendel in die Richtung des Arbeitnehmers aus. Da könnte ich ja auch anfangen einmal im Monat eine Woche blau zu machen. Weil, hey, der Arbeitgeber ist ja auf mich angewiesen. Und er würde mich selbst dann behalten, da bin ich mir sicher. Also warum hole ich nicht das beste für mich raus, so wie es die Arbeitgeber Jahrzehntelang für sich gemacht haben. Weil ich dumm bin? Oder vielleicht weil ich den Begriff "Sozial" einfach leben möchte?

    Es muss sich alles die Waage halten und dann schimpfe ich auch nicht. Aber einseitige Übervorteilung empfinden ich als massiv ungerecht und lähmend für unser gesamtes Systems.

    Laut deiner Theorie nutzt also jeder Arbeitgeber die Gesetze rücksichtslos und ausschließlich zu seinem Vorteil, während der Arbeitnehmer das natürlich nicht tut und stets sozial an die Allgemeinheit denkt. Deine schlechten Erfahrungen in Ehren, allerdings ist nicht jeder Arbeitgeber böse, nur weil du vielleicht mal an den falschen geraten bist.

    Gibt es Arbeitgeber die die Grenzen ihrer Möglichkeiten und vielleicht sogar über das Ziel hinaus schießen? Klar, es gibt sogar viele. Aus meiner beruflichen Praxis kann ich dir aber auch sagen, dass viele Arbeitnehmer mindestens ähnlich große Arschlöcher sind...

  • Laut deiner Theorie nutzt also jeder Arbeitgeber die Gesetze rücksichtslos und ausschließlich zu seinem Vorteil, während der Arbeitnehmer das natürlich nicht tut und stets sozial an die Allgemeinheit denkt. Deine schlechten Erfahrungen in Ehren, allerdings ist nicht jeder Arbeitgeber böse, nur weil du vielleicht mal an den falschen geraten bist.
    Gibt es Arbeitgeber die die Grenzen ihrer Möglichkeiten und vielleicht sogar über das Ziel hinaus schießen? Klar, es gibt sogar viele. Aus meiner beruflichen Praxis kann ich dir aber auch sagen, dass viele Arbeitnehmer mindestens ähnlich große Arschlöcher sind...

    Ich habe mich jetzt explizit auf meine Branche, bzw. sogar auf das Gesundheitswesen im ganzen bezogen. Und ich hatte nun schon 4 verschiedene Arbeitgeber und dort gab es immer eine Übervorteilung des Arbeitnehmers. Bei meiner Frau (Sozialarbeiterin) ähnliches. Selbst im öffentlichen Dienst und bei kirchlichen Trägern...

    Klar gibt es sicherlich auch anständige Chefs, viele sogar. Und sicherlich gibt es genügend Arbeitnehmer, die ich als Chef auch nicht angestellt haben möchte. Definitiv.

    Aber gerade in den so genannten Sozialen Berufen geht es teils so unsozial zu, das es zum weinen ist.

    Von daher hast du schon Recht, das ich es hier zu sehr verallgemeinert habe, aber im Kern stehe ich zu meinen Ansichten. :bier:

  • Ich muss gestehen, dass ich sehr nah an der Arbeitgeber Seite bin und auch inzwischen häufiger Vorstellungsgespräche führe. Bei uns wird sehr häufig erstmal befristet und nach dem ersten Jahr dann unbefristet übernommen. Es gibt einfach deutlich mehr Sicherheit, ob man zusammen passt. Unser Geschäft hat saisonal Schwankungen, man ist sich nicht bei jeder Einstellung zu 100% sicher, ob alles passt. Hätte ich die Chance der Befristung nicht mehr, würde ich den ein oder anderen Wackelkandidaten eher nicht einstellen. Mit einem Jahresvertrag kann man im Zweifel auch mal einstellen und dann ein Jahr sich intensiv kennen lernen und das nicht nur in einer eher arbeitsextensiven Zeit, sondern auch in arbeitsintensiven Phase. Dazu kommt, dass das Aufgabenspektrum von vielen Mitarbeitern bei uns relativ breit ist und man vieles beherrschen muss. All das kann man im Arbeitsalltag in 6 Monaten nur schwer erfassen.

    Wir befristet aber nicht um Mitarbeiter unter Druck zu setzen, bzw. um Mitarbeiter wieder schnell loswerden zu lassen. Unser Unternehmen funktioniert nur, wenn wir Mitarbieter haben, die mittel- und langfristig im Unternehmen bleiben, Beziehungen zum Kunden aufbauen und auch zu Lieferanten Kontakte aufbauen. Daher sind wir immer daran interessiert, Mitarbeiter einzustellen, wo die klare Perspektive besteht nach einem Jahr einen unbefristeten Vertrag zu erhalten.

    Das es Arbeitgeber gibt, die dieses Thema schamlos ausnutzen, ist mir dabei bewusst. Aber wenn man es vernünftig legt, gibt es für beide Seiten auch Vorteile.

    "Einmal Borusse, immer Borusse!" (Alois Scheffler)

    Einmal editiert, zuletzt von urlacher54 (13. September 2017 um 20:42)

  • Es mag Unterschiede geben. Hier in Hessen weiß ich es jedenfalls aus eigener Anschauung für Staatsanwälte (Beamte) und Richter, dass Lebenszeiternennungen selten nach 3 Jahren erfolgen. Aber unabhängig davon: Auch drei Jahre Probezeit sind enorm.

    Im Schulbereich in Hessen ist die Lebenszeitverbeamtung nach drei Jahren auch die Regel. Gibt es einen speziellen Grund, dass dies bei Richtern und Staatsanwälten anders ist?

    Da ist es aber nicht möglich, jemanden nach dem Modell "Bleibe eine Woche arbeitslos daheim und komm wieder") erneut einzustellen. Wer z.B. beim Freistaat Bayern einmal befristet war, darf nur nach einer "Pause" von (ich glaube) 3 Jahren wieder befristet eingestellt werden. Wenn sich also hier an der Uni jemand bewirbt, der kurz vorher bei der Regierung befristet eingestellt war, dann kann ich den nur unbefristet einstellen. Auch die klassischen Ketten-Verträge sind hier nicht zulässig. Einmal sachgrundlos ja, danach immer unbefristet oder eben mit Sachgrund. Für die Wissenschaft gibt es Ausnahmen.

    Das ist sehr anständig vom Freistaat Bayern. In anderen Bundesländern ist das leider nicht ganz so nett.
    Gerade im Schulbereich ist in vielen Bundesländern die befristete Einstellung mit Arbeitslosigkeit in den Sommerferien und anschließender Wiedereinstellung an der gleichen Schule keine Seltenheit.

    NFL-Talk A-Liga
    Eltviller Wildsäue: 10-7-0
    FF World Champion 2016

  • Im Schulbereich in Hessen ist die Lebenszeitverbeamtung nach drei Jahren auch die Regel. Gibt es einen speziellen Grund, dass dies bei Richtern und Staatsanwälten anders ist?

    Das ist sehr anständig vom Freistaat Bayern. In anderen Bundesländern ist das leider nicht ganz so nett.Gerade im Schulbereich ist in vielen Bundesländern die befristete Einstellung mit Arbeitslosigkeit in den Sommerferien und anschließender Wiedereinstellung an der gleichen Schule keine Seltenheit.

    Bekommen die Lehrer dann in den Sommerferien nur ALG 1 (also 80 Prozent)? Wie asozial ist das denn??

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Ich kann mal als relativ "junger Mensch" mit 26 Jahren meinen Senf dazu geben.

    Nachdem ich meine Ausbildung bei Henkel 2013 abgeschlossen habe und dort nicht übernommen wurde habe ich mich erstmal fast ausschließlich auf Stellen beworben, wo keine Befristung vorlag. Nach 4 Monaten Erfolglosigkeit habe ich dann auch angefangen mich auf Stellen zu bewerben, die von vornherein befristet waren. Und siehe da: 2 Monate später hatte ich einen Job. Die Stelle war ausgeschrieben als befristet für 24 Monate. Ohne Grund. Im Bewerbungsgespräch wurde mir dann klar, dass das Unternehmen (ein großes Immobilienunternehmen in Düsseldorf) wohl schon öfter Fehlschläge hatte mit Neueinstellungen.

    Ich fing also mit einem 24 Monatsvertrag und 6 Monaten Probezeit an. Die Probezeit wurde schon nach 3 Monaten beendet (Im Vertrag war eine Gehaltssteigerung nach der Probezeit verankert) und die Befristung nach ca. einem dreiviertel Jahr aufgehoben. Mittlerweile bin ich seit fast 4 Jahren im Unternehmen und konnte seitdem auch mein Einkommen um 30% steigern. Das Unternehmen samt Töchter stellt übrigens nur befristet ohne Grund ein.

    Ich bin eigentlich kein Fan davon, muss aber im gleichen Atemzug sagen, dass ich wohl ohne die Befristung den Job erstmal nicht bekommen hätte.

    Ein schwieriges Thema.

  • Bekommen die Lehrer dann in den Sommerferien nur ALG 1 (also 80 Prozent)? Wie asozial ist das denn??

    Jup. und AL 1 sind auch nicht 80 % sondern 60 % . 67 ab 1 Kind.
    Teilweise gibt es dann noch den Sommerferien wieder die gleiche Schule+Klasse...

    Selbst im öffentlichen Dienst und bei kirchlichen Trägern...

    Ich frag mich, was an dieser Tatsache so überraschend sein soll. Es wurde hier mehrfach darauf hingewiesen, dass ironischerweise gerade in diesem Segment die meisten befristen Arbeiten, obwohl es ja gerade hier ohne Gesetztesänderung zu ändern wäre.


    Um es auch mit Daten zu unterfüttern

    "Seither ist der Befristungsanteil auf 10,4 Prozent gesunken und liegt damit auf dem Niveau des Jahres 2005. Der Befristungsanteil liegt damit bis zu vier Prozentpunkte über dem der Privatwirtschaft".

    Nimmt man jetzt die wissenschaftlich Beschäftigten raus , dann liegt der öffentliche Dienst immer noch 1 % über der freien Wirtschaft.

    http://doku.iab.de/forschungsbericht/2015/fb1215.pdf

    Und was die kirchlichen Träger angeht:
    Nun auch das ist für mich kaum verwunderlich. Auch wenn auf einer Einrichtung kirchlich steht,so wird diese i.d.r zu 90 % via Staatsknete finanziert. Ergo...

    Das ist sehr anständig vom Freistaat Bayern. In anderen Bundesländern ist das leider nicht ganz so nett.

    Trotz der bösen CSU... ;)

    #FIREJOSEPH

  • Vielleicht wars mit Sachgrund? Vertretung Elternzeit ist z.B. ein Sachgrund und das kann ich mir bei einem Lehrerkollegium durchaus vorstellen.

    :madness Da das schon über 10 Jahre her ist, weiß ich das nicht mehr.

    Jup. und AL 1 sind auch nicht 80 % sondern 60 % . 67 ab 1 Kind.

    Kommt noch besser, man kann ja nur in den Ferien Urlaub machen, da wurde dann aber direkt vom Arbeitsamt das Geld für die Urlaubszeit gekürzt.

    Gruß isten

    SB50 Champion Anderson Barrett Brenner Brewer Bush Caldwell Colquitt Daniels T.Davis V.Davis Doss Ferentz Fowler Garcia Green C.Harris R.Harris Hillman Jackson Keo Kilgo Latimer Manning Marshall Mathis McCray McManus Miller Myers Nelson Nixon Norwood Osweiler Paradis Polumbus Ray Roby Sanders Schofield Siemian Smith Stewart Talib Thomas Thompson Trevathan Vasquez Walker Ward Ware Webster S.Williams Wolfe Anunike Bolden Bruton Clady Heuerman Sambrailo K.Williams

  • Das mit Bayern erklärt sich halt auch damit , das die Arbeitslosenquote bei 3% liegt. Man also Vollbeschäftigung hat.

    Bin öfters bei einem unserer Standorte in Bayern und dort merkt man , das die Betriebe dort Probleme haben Fachkräfte zu bekommen. Deswegen halte ich es nicht für verwunderlich , das man in Bayern schneller verbeamtet wird.

  • Im Schulbereich in Hessen ist die Lebenszeitverbeamtung nach drei Jahren auch die Regel. Gibt es einen speziellen Grund, dass dies bei Richtern und Staatsanwälten anders ist?

    Okay, dann scheint es wohl ein spezifisches Problem der Justiz (und nicht der Beamten allgemein) zu sein.

    Ich kenne die Antwort auf Deine Frage nicht, aber folgende (bereits angedeutete) Vermutung liegt nahe: Jedenfalls Richter können nach ihrer Ernennung auf Lebenszeit nicht mehr gegen ihren Willen an ein anderes Gericht versetzt werden (einzige - praktisch wenig relevante - Ausnahme: Man schließt das Gericht.) Grund hierfür ist die richterliche Unabhängigkeit - sonst könnte man einen Richter quasi "bestrafen", wenn er missliebige Entscheidungen trifft.

    Damit bleiben als flexible "Verschiebemasse" nur die "Probe-Richter" übrig. Für Richter auf Probe gilt das "Unabhängigkeits-Argument" zwar eigentlich auch, aber man rechtfertigt die "Verschiebbarkeit" von Proberichtern damit, dass man sie an verschiedenen Einsatzmöglichkeiten erproben will (z. B. Amtsgericht, Landgericht, Staatsanwaltschaft). Es ist sehr stark zu vermuten, dass die Lebenszeiternennungen in der Praxis hinausgezögert werden, um möglichst viel Verschiebemasse zu erhalten und flexibel auf Ausfälle (z. B. längere Erkrankung, Mutterschutz, Elternzeit) reagieren zu können.

    Ob es darüber hinaus auch noch finanzielle Anreize für den Staat als Arbeitgeber gibt, weiß ich nicht. Als ich Richter auf Probe war, schien das nicht so zu sein, wenn man einmal von der verbesserten Absicherung nach Lebenszeiternennung für den Fall der Dienstunfähigkeit absieht. Die jungen Kollegen beklagen sich derzeit aber über (angebliche) Nachteile bei der Vergütung. Ob das allerdings am Probe-Status hängt, weiß ich nicht.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (14. September 2017 um 09:00)

  • Ich muss gestehen, dass ich sehr nah an der Arbeitgeber Seite bin und auch inzwischen häufiger Vorstellungsgespräche führe. Bei uns wird sehr häufig erstmal befristet und nach dem ersten Jahr dann unbefristet übernommen. Es gibt einfach deutlich mehr Sicherheit, ob man zusammen passt. Unser Geschäft hat saisonal Schwankungen, man ist sich nicht bei jeder Einstellung zu 100% sicher, ob alles passt. Hätte ich die Chance der Befristung nicht mehr, würde ich den ein oder anderen Wackelkandidaten eher nicht einstellen. Mit einem Jahresvertrag kann man im Zweifel auch mal einstellen und dann ein Jahr sich intensiv kennen lernen und das nicht nur in einer eher arbeitsextensiven Zeit, sondern auch in arbeitsintensiven Phase. Dazu kommt, dass das Aufgabenspektrum von vielen Mitarbeitern bei uns relativ breit ist und man vieles beherrschen muss. All das kann man im Arbeitsalltag in 6 Monaten nur schwer erfassen.

    Wir befristet aber nicht um Mitarbeiter unter Druck zu setzen, bzw. um Mitarbeiter wieder schnell loswerden zu lassen. Unser Unternehmen funktioniert nur, wenn wir Mitarbieter haben, die mittel- und langfristig im Unternehmen bleiben, Beziehungen zum Kunden aufbauen und auch zu Lieferanten Kontakte aufbauen. Daher sind wir immer daran interessiert, Mitarbeiter einzustellen, wo die klare Perspektive besteht nach einem Jahr einen unbefristeten Vertrag zu erhalten.

    Das es Arbeitgeber gibt, die dieses Thema schamlos ausnutzen, ist mir dabei bewusst. Aber wenn man es vernünftig legt, gibt es für beide Seiten auch Vorteile.

    Ich kann mal als relativ "junger Mensch" mit 26 Jahren meinen Senf dazu geben.

    Nachdem ich meine Ausbildung bei Henkel 2013 abgeschlossen habe und dort nicht übernommen wurde habe ich mich erstmal fast ausschließlich auf Stellen beworben, wo keine Befristung vorlag. Nach 4 Monaten Erfolglosigkeit habe ich dann auch angefangen mich auf Stellen zu bewerben, die von vornherein befristet waren. Und siehe da: 2 Monate später hatte ich einen Job. Die Stelle war ausgeschrieben als befristet für 24 Monate. Ohne Grund. Im Bewerbungsgespräch wurde mir dann klar, dass das Unternehmen (ein großes Immobilienunternehmen in Düsseldorf) wohl schon öfter Fehlschläge hatte mit Neueinstellungen.

    Ich fing also mit einem 24 Monatsvertrag und 6 Monaten Probezeit an. Die Probezeit wurde schon nach 3 Monaten beendet (Im Vertrag war eine Gehaltssteigerung nach der Probezeit verankert) und die Befristung nach ca. einem dreiviertel Jahr aufgehoben. Mittlerweile bin ich seit fast 4 Jahren im Unternehmen und konnte seitdem auch mein Einkommen um 30% steigern. Das Unternehmen samt Töchter stellt übrigens nur befristet ohne Grund ein.

    Ich bin eigentlich kein Fan davon, muss aber im gleichen Atemzug sagen, dass ich wohl ohne die Befristung den Job erstmal nicht bekommen hätte.

    Ein schwieriges Thema.

    In beiden Fällen scheint da von vornherein auf Arbeitgeberseite vernünftig kommuniziert worden zu sein, als Arbeitnehmer kommt da wahrscheinlich garnicht erst das Gefühl auf das die Befristung nur dazu dienen soll um einen auf einfachstem Wege wieder los werden zu können, mMn vorbildlich.