Unabhängigkeit Katalonien

  • Das katalanische Parlament hat gerade, wenn auch ohne die Opposition, die Unabhängigkeit ausgerufen. Klar, dass jetzt Madrid den Artikel 155 zieht. Ich bin gespannt, was sich in den nächsten Tagen / Wochen so alles in Spanien abspielt. Ich hoffe es bleibt ruhig, ich sag nur Baskenland und ETA, sowie Galizien, die auch schon lange weg von Spanien wollen.

  • Naja, so weit ist es noch nicht, dass die Unabhängigkeit ausgerufen wurde. Es wurde über eine Resolution abgestimmt, die einen Prozess in Richtung eines unabhängigen katalonischen Prozesses beginnen soll.

    Das ist natürlich nicht so reißerisch, wie die ganzen aktuellen Überschriften.

    Und ist bisher auch "nur" weiteres Säbelrasseln als Gegenreaktion auf die (rechtmäßige) Entmachtung der Regionalregierung.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Das katalanische Parlament hat gerade, wenn auch ohne die Opposition, die Unabhängigkeit ausgerufen. Klar, dass jetzt Madrid den Artikel 155 zieht. Ich bin gespannt, was sich in den nächsten Tagen / Wochen so alles in Spanien abspielt. Ich hoffe es bleibt ruhig, ich sag nur Baskenland und ETA, sowie Galizien, die auch schon lange weg von Spanien wollen.

    Dazu stellt sich dann ja die Frage wie genau die entsprechenden Regionen aussehen. Die Balearen haben meines Wissens ja auch einen ziemlich engen Bezug zu Katalonien. Am Ende wollen die vielleicht gleich mitziehen...

    Aber nicht nur da könnte es entsprechende Bewegungen befeuern, auch Europaweit hätte das sicherlich einige Auswirkungen. Schottland ist ja schon irgendwie auf dem Weg, in Südtirol gibt es sicherlich auch solche Gedanken, in Belgien hat man ja längst eine massive Spaltung und wer weiß was in Deutschland passiert, wenn am Ende eine Partei wie die AfD in Sachsen eine deutliche Mehrheit erlangt (hoffentlich nicht...).

  • wer weiß was in Deutschland passiert, wenn am Ende eine Partei wie die AfD in Sachsen eine deutliche Mehrheit erlangt (hoffentlich nicht...)

    :jeck::jeck::jeck:

    eine deutliche Mehrheit von über 50% der Stimmen wird von den Träumern vom großdeutschen Reich natürlich genutzt um Sachsen abzuspalten.

    Da halte ich es für wahrscheinlicher, das bei AfD-Umfragewerten rund um 20% und der damit unmittelbaren Gefahr der Machtergreifung, hier die antifaschistische (Räte-)Republik Friedrichshain-Kreuzberg ausgerufen wird.

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    It is time for us to do what we have been doing and that time is every day.

  • Aber nicht nur da könnte es entsprechende Bewegungen befeuern, auch Europaweit hätte das sicherlich einige Auswirkungen. Schottland ist ja schon irgendwie auf dem Weg, in Südtirol gibt es sicherlich auch solche Gedanken, in Belgien hat man ja längst eine massive Spaltung und wer weiß was in Deutschland passiert, wenn am Ende eine Partei wie die AfD in Sachsen eine deutliche Mehrheit erlangt (hoffentlich nicht...).

    Ja da hast du recht (außer mit Sachsen vllt ;) ).

    Ich denke das liegt, wie die meisten gesellschaftlichen Probleme momentan, an der Globalisierung und daran, dass der Mensch ein gewisses Zugehörigkeits- und Heimatgefühl braucht. Wenn man die Nachrichten anschaut ist das meist weit weg von den Leben der einzelnen Menschen. In Brüssel wird das und das entschieden in Berlin/Madrid/London/.. das und das. Dazu dann noch die Kriege, Flüchtlinge, Katastrophen, Krisenherde überall. So etwas verunsichert die Menschen und sie wünschen sich eine einfachere Welt. In der Konsequenz heißt das dann für viele klare Grenzen zu wollen innerhalb derer sich jede Nation/Region um sich selbst kümmert. In meinen Augen ist dieses Unabhängigkeitsstreben nämlich auch nichts anderes als eine andere Form des Nationalismus..

    Um solche Probleme und Konflikte dauerhaft zu lösen, ist aber ein radikales Umdenken notwendig. Natürlich kann man die Globalisierung nicht mehr rückgängig machen. Aber wenn man so weiter macht wie bisher führt das auf kurz oder lang wieder zu Spannungen und vielleicht sogar Kriegen, wie wir sie eigentlich nicht mehr haben wollten.

  • :jeck::jeck::jeck:
    eine deutliche Mehrheit von über 50% der Stimmen wird von den Träumern vom großdeutschen Reich natürlich genutzt um Sachsen abzuspalten.

    Da halte ich es für wahrscheinlicher, das bei AfD-Umfragewerten rund um 20% und der damit unmittelbaren Gefahr der Machtergreifung, hier die antifaschistische (Räte-)Republik Friedrichshain-Kreuzberg ausgerufen wird.

    Natürlich war das gänzlich übertrieben formuliert und ist sehr sehr unwahrscheinlich. Aber ich würde nicht ausschließen, dass es einzelne Personen, die sowieso schon eine absurd verquere Einstellung haben (Reichsbürger...) in eine noch radikalere Richtung abrutschen

  • Ja da hast du recht (außer mit Sachsen vllt ;) ).
    Ich denke das liegt, wie die meisten gesellschaftlichen Probleme momentan, an der Globalisierung und daran, dass der Mensch ein gewisses Zugehörigkeits- und Heimatgefühl braucht. Wenn man die Nachrichten anschaut ist das meist weit weg von den Leben der einzelnen Menschen. In Brüssel wird das und das entschieden in Berlin/Madrid/London/.. das und das. Dazu dann noch die Kriege, Flüchtlinge, Katastrophen, Krisenherde überall. So etwas verunsichert die Menschen und sie wünschen sich eine einfachere Welt. In der Konsequenz heißt das dann für viele klare Grenzen zu wollen innerhalb derer sich jede Nation/Region um sich selbst kümmert. In meinen Augen ist dieses Unabhängigkeitsstreben nämlich auch nichts anderes als eine andere Form des Nationalismus..

    Um solche Probleme und Konflikte dauerhaft zu lösen, ist aber ein radikales Umdenken notwendig. Natürlich kann man die Globalisierung nicht mehr rückgängig machen. Aber wenn man so weiter macht wie bisher führt das auf kurz oder lang wieder zu Spannungen und vielleicht sogar Kriegen, wie wir sie eigentlich nicht mehr haben wollten.

    Die Globalisierung als Grundkonflikt in so mancher politischer Entwicklung scheint mir ein wenig überstrapaziert. Der arme Globi war jetzt schon an Trump, Brexit und der AfD schuld.

    Ich möchte ihn nicht ganz freisprechen, aber ich würde immer zuerst drauf hören was die jeweils "schuldigen" Gruppen so zu sagen haben über ihre Motivation. Eigentlich haben sich nur viele Trumpwähler wirklich explizit über Globalisierung beschwert und die lagen mit der Einschätzung über ihre ehemaligen Arbeitsplätze auch noch einigermaßen falsch. Den Briten ging es dem Vernehmen nach um die Fremdbestimmung aus der EU (besonders mit dem Blick auf die Zuwanderung) und den AfD-Wählern konnten die Meinungsforscher nun auch kein wirkliches Veto gegen die Globalisierung abringen. Ich wäre da dann insgesamt vorsichtig mit dem Zuschreiben von Motivationen. Nur weil bestimmte Teile des Establishments die Globalisierung gerne als weltbildkonformes Feindbild haben wollen, muss es das noch nicht wirklich sein.

    Katalonien hat eine teilweise dunkle Vergangenheit mit der gefühlten (und geschichtlich ja irgendwo vorhandenen) "Fremdbestimmung" durch Madrid. Für spanische Nationalisten war Katalonien immer eine dankbare Projektionsfläche, wo sie den harten Mann spielen durften. Auch in Süddeutschland ist man nicht glücklich darüber, das man mehr Geld in den Bundesstaat pumpt, als man herausbekommt. Während das hierzulande aber ein Pfeifen im Walde ist, kommen in Spanien eben geschichtliche Bürden dazu, die den Konflikt vergrößern. Die Katalonen wollten eigentlich nur ein Sonderbehandlung, wie sie anderen Regionen in Spanien ja gegenwärtig zusteht. Aber weil die harten Jungs aus Madrid die Arschbacken da ganz feste zusammengekniffen haben, hat sich der Konflikt hochgeschaukelt. Man muss da die Geltungssucht einiger katalonischer Politiker aber auch entsprechend kritisch bewerten.
    Jedes Entgegenkommen bei scheinbar nichtigen Angelegenheiten wäre Gold wert gewesen, von beiden Seiten. Jetzt hat man den Salat. Mit Globalisierung hat das meiner Einschätzung nach aber fast überhaupt nichts zu tun.

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  • Die Globalisierung als Grundkonflikt in so mancher politischer Entwicklung scheint mir ein wenig überstrapaziert. Der arme Globi war jetzt schon an Trump, Brexit und der AfD schuld.
    Ich möchte ihn nicht ganz freisprechen, aber ich würde immer zuerst drauf hören was die jeweils "schuldigen" Gruppen so zu sagen haben über ihre Motivation. Eigentlich haben sich nur viele Trumpwähler wirklich explizit über Globalisierung beschwert und die lagen mit der Einschätzung über ihre ehemaligen Arbeitsplätze auch noch einigermaßen falsch. Den Briten ging es dem Vernehmen nach um die Fremdbestimmung aus der EU (besonders mit dem Blick auf die Zuwanderung) und den AfD-Wählern konnten die Meinungsforscher nun auch kein wirkliches Veto gegen die Globalisierung abringen. Ich wäre da dann insgesamt vorsichtig mit dem Zuschreiben von Motivationen. Nur weil bestimmte Teile des Establishments die Globalisierung gerne als weltbildkonformes Feindbild haben wollen, muss es das noch nicht wirklich sein.

    Ja die Globalisierung hat zu Trump, Brexit und AfD beigetragen. Ist ja auch irgendwo alles die gleiche Krankheit in unterschiedlichen Ausprägungen.

    Ich meine auch nicht, dass sich die Leute aktiv gegen die Globalisierung wehren. Vielen ist es sicherlich auch nicht mal bewusst, dass diese die Ursache für viele ihrer Sorgen und Ängste ist. Stattdessen manifestiert sich bei vielen ein Gefühl von Unbehagen und Ungewissheit, dass sich dann je nach aktueller politischer Lage einen Schuldigen sucht (Merkel, Lügenpresse, Flüchtlinge, EU, Obama, ...).

  • Ja die Globalisierung hat zu Trump, Brexit und AfD beigetragen. Ist ja auch irgendwo alles die gleiche Krankheit in unterschiedlichen Ausprägungen.
    Ich meine auch nicht, dass sich die Leute aktiv gegen die Globalisierung wehren. Vielen ist es sicherlich auch nicht mal bewusst, dass diese die Ursache für viele ihrer Sorgen und Ängste ist. Stattdessen manifestiert sich bei vielen ein Gefühl von Unbehagen und Ungewissheit, dass sich dann je nach aktueller politischer Lage einen Schuldigen sucht (Merkel, Lügenpresse, Flüchtlinge, EU, Obama, ...).

    Ich bin mir nicht sicher, ob es die Globalisierung generell oder eher die Geschwindigkeit der Globalisierung ist?

  • Viele Spanier und europäische Freunde des spanischen Unionismus hatten ja mit Hohn die Äusserungen von Xavier Sala i Martin rekapituliert als der Ende September anmerkte, dass selbst im Irak die Kurden ohne polizeiliche Repressionen ihr Unabhängigkeitsvotum abgeben konnten. Am 16.10 wurde dann immerhin durch die ethnischen Säuberungen von Kirkuk und Vergewaltigungen mancher Kurdinnen beim Einmarsch der irakischen Armee und schiitischen Milizen dann wieder der Unterschied zwischen einem EU-Staat und einem Regime im Nahen Osten deutlich.

    Allerdings hat mir Amina Hussein vor einigen Stunden auf Twitter erzählt, dass bis jetzt niemand von der kurdischen Regierung verhaftet worden ist von der Bagdader Regierung. Mal sehen wie lange Bagdad da warten will mit der Verhängung der Todesstrafe für Barzani um die Relationen wieder gerade zu rücken, die aber natürlich schon existieren, wie die Rajoy-Fans im linken deutschen Politspektrum ja oft anmerkten bei jungle world und co als den Katalanen vorgeworfen würden über den Witz sich unterdrückt zu fühlen, könnten die Kurden ja nicht lachen.

    Wobei man ja bei den irakischen Kurden auch nicht unbedingt davon sprechen konnte, dass sie vor dem Ende September angesetzten ausgetragenen Referendum wirklich wenig im irakischen Staat hatten.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob es die Globalisierung generell oder eher die Geschwindigkeit der Globalisierung ist?

    Eine immer schneller werdende Globalisierung steht zur Globalisierung, wie nasses Wasser zum Wasser.

  • die globalisierungskritischte Bewegung in Katalonien ist außerdem derzeit imho auch die Tourismusphobie und nicht der Separatismus.
    Die Proteste gegen die negativen Folgen des Massentourismus gab es diesen Sommer natürlich in ganz Spanien das erste Mal in spürbarer Form, aber in Katalonien wohl noch intensiver als anderswo mit der Menschenkette am Strand von Barceloneta etc.
    Da es die Konflikte zwischen den Regierungen von Barcelona und Madrid schon lange vor der Globalisierung gab und z.b. auch in der spanischen Republik der 30er Jahre die katalanische Regierung mal verhaftet war kann man das schwer als explizite Globalisierungsfolge subsummieren genau wie den schottischen Separatismus, wenn man bedenkt, dass Schottland von den 4 Nationen Großbritanniens deutlich am EU-freundlichsten abgestimmt hat beim Brexit Referendum mit guten Abstand zu England, Wales und Nordirland.

    Die Zeiten von Seattle 1999 und Genua 2001 als die Globalisierungskritik-oder feindlichkeit in der öffentlichen Wahrnehmung ein linkes Antlitz hatte sind ja jetzt trotz des G20 in Hamburg längst passe nachdem heute Brexit, Trump und Pegida mit der Globalisierungsgegnerschaft assoziiert werden in der medialen Wahrnehmung.

    Obwohl natürlich manche Analysten und Beobachter insistieren sich links oder rechts vom politischen Mainstream zu entfernen wäre die gleiche Chose und wenn die Linksaußen des spanischen und katalanischen Politspektrums Podemos und Cup z.b. gegen ein EU-Freihandelsabkommen mit Kanada posiitioniert sind genau wie die immigrationsfeindlichen Europagegner auf der rechten Seite wäre das ein Beleg dass sie sich sehr ähnlich wären wie Donald Trump und Bernie Sanders. Aber naja Sahra Wagenknecht war ja auch bei der Flüchtlingsfrage ambivalent. Die spanischen und katalanischen parlamentarischen Linken natürlich nicht.