Veränderung Verhältnis zum Fußball

  • Ist bei mir seit ca. 2013 immer weiter zurück gegangen. Ich bin auch bis heute davon überzeugt, dass der "Fußballboom" in seiner heutigen Form ohne den WM-Titel 2014 schon lange wieder vorbei wäre. Sicher, er wäre immernoch deutlich Nr.1, aber die Zuschauerzahlen und TV-Gelder wären in D inzwischen sicher (und wenn auch nur leicht) eher rückläufig.

    Früher hatte ich jahrelang eine DK bei der Eintracht (SGE), war auch 5-6 mal pro Saison auswärts dabei und hab im TV gerne mal Montagsspiele der 2.Liga, EL, CL und N11 geguckt.

    Heute gucke ich 80% der Eintrachtspiele, an ca. 20-22 Spieltagen die Konferenz, die entscheidenden Qualispiele der N11 sowie wie WM und EM. Ohne und die Relegationsspiele am Ende der Saison, auch 2.L <-> 3.L

    Der Rest lässt mich vollkommen kalt. Dafür sehe ich mir 10-12 Spiele meines Heimatvereins (7.Liga) pro Saison an und da bin ich auch mit Herzblut dabei.

    Es gibt einfach viel zu viel Fußball im TV und vieles davon ist mehr schlecht als Recht. Und natürlich ist allein eine Bundesliga mit WOB, HOFF und RBL nicht so prall.

    Gruß JFL

    New Yorks finest - Go New York Go New York Gooo!

  • Völlig gegensätzlich ist doch heute das Verhältnis zwischen Angebot und verfügbarer Zeit. Noch vor überschaubaren Zeiten gab es am Wochenende nur die Chance durch Stadienbesuch und Sportschau irgendwie an der Bundesliga dran zu sein. Später einzelne Spiele bei Premiere und Fußballshows bei RTL und später SAT.1. Heute gibt es die ersten drei Ligen komplett live, ebenso CL & EL plus die großen Ligen aus England, Spanien, Italien und Frankreich. Ehrlich gefragt: wer soll das alles schauen?

    Ich denke, dass ist auch ein wichtiger Punkt - der Markt ist total übersättigt, dank der Zerstückelung der Spieltage und Europacup kannst du beinahe keinen Tag den TV anmachen, ohne das irgendwo Fußball läuft. Da schalte ich zumeist auch immer öfter weg. Die meisten Fußballspiele lasse ich nur nebenher laufen, schau sie aber nicht bewusst. Nur der MSV liegt mir weiterhin sehr am Herzen. Dazu das ein oder andere spannende Spiel, Konferenz schau ich auch gerne noch mal, sofern da interessante Clubs spielen.

    Beim Football ist es aufgrund der kurzen Saison schon etwas anderes, hier will ich auch wenig verpassen, weil es halt nur 17 Wochen Football gibt.

    Einmal editiert, zuletzt von Lion02 (29. Januar 2018 um 09:26)

  • Man muss natürlich betrachten, welch Entwicklung der Fußball in den letzten 20-30 Jahren genommen hat. In den 80ern war es eher die Ausnahme, wenn ein Stadion ausverkauft war. Dazu die ständig gestiegene Medienpräsenz. Irgendwann ist das Wachstumspotential ausgeschöpft. Die Clubs haben das schon erkannt und versuchen im Ausland Werbung für sich zu machen.

    Es ist eigentlich nicht so schlimm, wenn sich ein paar Ältere vom Fußball abwenden. Es stellt sich nur die Frage, ob es in Zukunft gelingen wird, immer die Kinder/jugendlichen für den Fußball zu begeistern. Da heißt die Konkurrenz nicht mehr nur Handball, Leichtathletik und Tennis, da sind jetzt auch Football, Darts und E-Sport in der Verlosung drin.

    Persönlich bin ich nur noch bei Pflichtspielen der Nationalmannschaft am TV, von Werder registriere ich noch eben die Ergebnisse und bin ansonsten schon genervt von der Dauerpräsenz der Sportart. Ernsthaft, einen Fußballfrühschoppen, Jugendspiele und 4. Liga im TV, Hallenturniere der Traditionsmannschaften, argentinische, japanische und indische Liga? So viel Fußball wollte ich nichtmal in meiner Kindheit sehen, als ich noch völlig fußballfixiert war.

    Keep Pounding

  • Mir geht es seit 1-2 Jahren auch immer mehr so. Vor Jahren noch hatte ich eine Saisonkarte für mein Team (in der Schweiz). Verfolgte sehr aktiv die Bundesliga und Premier League. Dazu natürlich CL, EM und WM.

    Heute ist es mir je länger je mehr gleichgültig, schaue noch wenn möglich die Liverpool Spiele, gehe an 1-2 Heimspiele vor Ort und ab und an gibt es noch die Sportschau. CL frühestens ab der KO-Phase wenn überhaupt und auch nur wenn es sich gerade ergibt.

    Als Gründe sehe ich bei mir vor allem das Verhalten vieler Spieler auf und neben dem Platz (Respektlosigkeiten gegenüber Spielern/Schiedsrichtern, simulieren, Wechsel erpressen, etc.), die Dominanz einzelner Teams in den verschiedenen Ligen (Thema: langweilig) und die Attraktivität des Sports an und für sich. Ich weiss nicht genau warum aber es ist mir irgendwie etwas verleidet. Am Alter liegt es eher nicht. Ich schaue nach wie vor viel Sport sowohl vor Ort als auch im TV. Die Priorität verschiebt sich einfach je länger je mehr weg vom Fussball da ich mich je länger je weniger mit diesen Sportlern und dem Sport identifizieren will und kann. Es liegt für mich nicht mehr viel Ehrlichkeit in dem Ganzen.

    Einmal editiert, zuletzt von Troy43 (29. Januar 2018 um 09:52)

  • Ich hatte mir 'ne ganze Menge vom Videobeweis versprochen, um das Ganze wieder interessanter und aussagekräftiger zu machen.
    So bleibt weiterhin ein "G'schmäckle" und die Gewissheit, daß nicht immer alles so bewertet wird, wie es bewertet werden müßte - und das stört mich am Ende doch gewaltig.
    Die Kids werden die WM wieder wegsaugen und Sammelalben geklebt werden, aber auf lange Sicht, hoffe ich, daß sich auch hier eine Liebe zum Football und Hockey (weiter) entwickelt.
    Die BuLi-Meisterschaft ist an Langeweile nicht mehr zu überbieten - der Wettkampf um Platz 1 ist komplett im "Arsch"!
    Meine Rot-Weißen und die Leipziger genießen weiterhin volle Aufmerksamkeit - schade, daß die 3. Liga (nun) bei der Telekom exklusiv läuft.
    So bleibt Fussi nichts anderes, als Lückenfüller, wenn NFL und NHL nicht präsent sind!
    ...und in Zeiten, wo man sich gemütlich beim morgendlichen Kaffee die Spiele anschauen kann, ist das einfach auch bequem möglich.
    Unvergessen, die Zeiten, als man in den 90ern morgens hechelnd den Videotext anschmiß, um zu sehen, was die Penguins getrieben haben und man sich freute, wenn noch ein kurzer Text dabei war. :rotfl:

    - お父さん穀物 -

    I will give you every place where you set your foot! - Joshua 1, 3

  • Bei mir ist es tatsächlich eine Frage der Prioritäten. Da geht die Familie einfach vor und da wird Samstags Nachmittags dann doch meistens was anderes gemacht. Ab und zu gucken wir da auch Fußball (mein Kleiner entwickelt langsam Interesse) aber mehrheitlich eher nicht. Da ist Sonntag Abend doch die freundlichere Zeit, um Football zu gucken.

    Früher habe ich mir wirklich jedes UEFA-Cup bzw. EuropaLeague-Spiel gegeben, mittlerweile gucke ich nur die für mich interessanten Spiele. Vorwiegend halt den VfL Wolfsburg, aber auch da nicht alle. CL gucke ich ab und zu Konferenz. Wie viele schon gesagt haben, ist es einfach mittlerweile zu viel. Meine Partnerin sagt immer: "Irgendwie läuft doch jeden Tag irgendwo Fußball" und damit hat sie nicht unrecht. Wenn ich Football-Junkie wäre, könnte ich mir meine Woche doch sehr gut füllen:
    - Montag Topspiel zweite Liga (mittlerweile ja nun auch Bundesliga)
    - Dienstag Champions-League (manchmal auch Pokal oder Bundesliga englische Woche)
    - Mittwoch Champions-League (manchmal auch Pokal oder Bundesliga englische Woche)
    - Donnerstag EuropaLeague
    - Freitag Bundesliga
    - Samstag Bundesliga
    - Sonntag Bundesliga

    Und da sind dann so Veranstaltungen wie EM, WM, Supercups, diverse Freundschaftsspiele etc. noch gar nicht mit drin. Selbst wenn ich es wirklich wollen würde und das Interesse hätte, könnte ich das gar nicht schaffen. Ich bin zwar immer noch mit dem wichtigsten auf dem Laufenden, aber wenn ich doch mal Spiele des VfL sehe, kenne ich einen Großteil der Gegenspieler gar nicht mehr.

    Beim Football ist das anders. Der Spieltag konzentriert sich auf den Sonntag, von den paar Late-Games und so Geschichten wie an Thanksgiving mal abgesehen. Des weiteren ist es aufs Jahr gesehen nur eine kurze Spanne, in der überhaupt Football läuft. Dem entsprechend kann ich in der Zeit nicht genug bekommen und versuche, alles mitzukriegen (Spiele der Packers und Raiders sowie gern auch Redzone). Klar schaffe ich auch das nicht immer (Sport wird nie das Wichtigste im Leben für mich sein) aber das geht doch wesentlich besser als beim Fußball.

  • Komisch bei mir ist die Entwicklung zur Zeit eine ganz andere. Nachdem ich in der Kindheit und als junger Erwachsener eigentlich alles konsumiert habe was es an Fussball zu sehen gab (so viel war das nicht) ging das Interesse dann mit Mitte zwanzig deutlich zurück. Zwischen 2000 und 2005 habe ich fast überhaupt kein Fußball geschaut, danach mal hin und wieder und seit 2010 stieg der Konsum dann wieder deutlich an. Ich schaue wenn es geht jedes FCB Spiel (wenn ich nicht selbst im Stadion bin, wozu mir im Moment allerdings die Zeit fehlt) , BL Konferenz wenn der FCB nicht gleichzeitig spielt, so viel PL wie möglich, dazu Barca, Real, Bristol City, ein wenig Ligue 1 und Serie A. Dazu sind CL Spieltag wenn es sich einrichten lässt absolute Pflicht auch in der Gruppenphase.

    Der NM Käse interessiert mich nicht die Bohne, lediglich die letzten beiden Quali Spieltage und Playoffs werden angeschaut (aber nicht die deutschen Spiele, da gehts ja um nix). WM und EM ist für mich ein netter Bespassungseffekt den ich völlig emotionslos verfolge.

    Dafür geht mein Football Konsum deutlich zurück, mir ist es einfach zu viel Zeit mit viel zu viel Unterbrechungen in denen nix passiert die für ein Spiel drauf gehen. Wobei mir in den letzten Jahren die College Spiele gegenüber der NFL deutlich wichtiger waren.

    Vielleicht ist einfach der Lebensabschnitt zwischen 25 und 50 mit so vielen anderen Dingen ausgefüllt, das einem schlicht und ergreifend auch die Zeit fehlt? Jetzt sind die Kinder groß, niemand muss mehr bespasst, irgendwo hin und wieder zurück gefahren werden und es stehen auch keinerlei Krisensitzungen mehr an und man hat wieder viel mehr Zeit für andere Dinge.

  • Ist mein Fussballkonsum weniger geworden ? eher nicht. Durch den Wegfall zweier Erstligisten hier in Hamburg (Eishockey/ Handball), bei denen ich hin und wieder live vor Ort war, bzw. deren Spiele ich mir live on TV angesehen habe, sind die Stunden, bei dem jetzt Fussball läuft leicht gestiegen. Nur ist es halt sehr oberflächlich geworden. Es läuft oft halt so nebenbei, auf dem PC. Da ich kein Sky habe, sehe ich dieses entweder über DAZN oder psst Streams.

    Obwohl es zum Widerspruch zum Konsum steht, merke ich auch, dass das Desinteresse am Fussball steigt, dazu trägt der HSV auch dazu bei. Früher hatte ich fast den kompletten nächsten BL-Spieltage im Kopf, heute weiß ich mit Ach und Krach den nächsten Gegner des HSV. Den aktuellen Kader des HSV bekomme ich auch nicht zusammen. Ein Glück es gibt bei jedem Heimspiel des HSV ein Programmheft, dann kann ich wenigsten nachsehen, welcher Spieler welche Nr. trägt. :madfan:
    Aber was auch mich völlig beim Fussball nervt sind die z.T. überhöhten Gehälter und natürlich die völlig aus dem Ruder gelaufenen Ablösesummen. Dafür kann halt Bayern nichts, dass außerdem die nächsten 10 Meistertitel feststehen. :cursing::thumbdown:

    Vom Football kann ich nicht genug bekommen, komischer Weise. Zu den ca. 80 NFL Spielen, incl. PO und SB, live on TV, kommen ca. 15-20 GFL/GFL II Spiele live vor Ort dazu.

  • ich kann mich letztlich einreihen, auch bei mir ähnlich, wobei ich eigentlich schon seit 15 Jahren nichtFan eines bestimmten Teams bin, sondern "nur" allgemein Fußball verfolgt habe. Abgesehen von den Spielen der deutschen NM bei den Turnieren (inzwischen Einschränkung, gemeint ist EM und WM) ist bei mit wenig Emotion im Spiel, da muss schon ein Bayern oder BVB im CL Halbfinale begeisternde Spiele abliefern. Gründe bei mir:
    - Zerstückelung der Spieltage
    - Langeweile durch Dominanz der immer gleichen Teams. Unser "Meisterschaftsrennen-Problem" aus Deutschland gibt es auch in anderen Ländern. Frankreich und Italien, in Spanien sind es 2 Teams. Die Emotionalität des Abstiegskampfs nimmt viel viel weniger mit als ein spannendes Meisterschaftsrennen. Und ich wage die Behauptung, dass ein großer Teil der von den Spielern zur Schau gestellten Emotionen aufgesetzt sind.
    - Der ungebremste wahnsinnige Geldkreislauf.
    - Reformunfähigkeit des Sports, der letztlich nur aus der dominanten Stellung heraus kommt. ALLE anderen Sportarten passen sich an und suchen nach Verbesserungspotentialen, im Fußball nörgeln die ewigen Fans schon über das Freistoßspray, dass ihr Traditionssport verschandelt wird.
    - Schauspielerei auf dem Feld

    - und parallel dazu sind andere Sportarten gekommen, die bei festem Zeitbudget für TV-Sport mir viel Spaß machen (neben dem US-Sport z.B. Snooker, Wintersport/Biathlon, Tennis-Golf-Majors).

  • Krass ist dieses Jahr, dass im Prinzip in fast allen großen Ligen der Meister schon feststeht, wenn nicht gerade ein Rieseneinbruch eintritt:
    Deutschland: Bayern 16 Punkte Vorsprung
    England: ManCity 12 Punkte Vorsprung
    Spanien: Barca 11 Punkte Vorsprung
    Frankreich: Paris 11 Punkte Vorsprung

    In Russland sinds 8 Punkte und in den Niederlanden 7 Punkte Differenz zum Zweiten. In den anderen "kleinen" Ligen geht's wenigstens enger zu. Lediglich Italien sticht da bei den Großen heraus, da sind immerhin zwei Teams im Titelrennen mit einem Punkt Unterschied.

    Insgesamt ist das Meisterschaftsrennen doch ziemlich langweilig. :madness

  • Krass ist dieses Jahr, dass im Prinzip in fast allen großen Ligen der Meister schon feststeht, wenn nicht gerade ein Rieseneinbruch eintritt:
    Deutschland: Bayern 16 Punkte Vorsprung
    England: ManCity 12 Punkte Vorsprung
    Spanien: Barca 11 Punkte Vorsprung
    Frankreich: Paris 11 Punkte Vorsprung

    In Russland sinds 8 Punkte und in den Niederlanden 7 Punkte Differenz zum Zweiten. In den anderen "kleinen" Ligen geht's wenigstens enger zu. Lediglich Italien sticht da bei den Großen heraus, da sind immerhin zwei Teams im Titelrennen mit einem Punkt Unterschied.

    Insgesamt ist das Meisterschaftsrennen doch ziemlich langweilig. :madness

    Frankreich und Deutschland ist kein Wunder. Beim Rest wechselt es zumindest ab und zu.

  • Frankreich und Deutschland ist kein Wunder.

    Ich vermute, dass du dies mit der Übermacht der Bayern begrüngdest und damit sicherlich nicht unrecht hast. Andererseits, und das muss man den 18 anderen Teams ankreiden, ist des mit Leverkusen am Sonntag erstmalig einem Zweitplatzierten gelungen einen Sieg zu erzielen. Erstmalig seit Bayern München.

  • Ich vermute, dass du dies mit der Übermacht der Bayern begrüngdest und damit sicherlich nicht unrecht hast. Andererseits, und das muss man den 18 anderen Teams ankreiden, ist des mit Leverkusen am Sonntag erstmalig einem Zweitplatzierten gelungen einen Sieg zu erzielen. Erstmalig seit Bayern München.

    Völlig richtig, hinter den Bayern herrscht viel Mittelmaß. Ich will auch gar nicht die Stammtischparolen auspacken, aber es ist auch schwierig sich zu entwickeln wenn die Topspieler dann doch wieder weg sind. An sich ist die Kiste von oben (UEFA ) gesteuert und wird auch so erhalten bleiben.

  • Dann auch noch meine 2 Cents zu dem Thema, da es mir doch sehr am Herzen liegt und ich in den letzten Jahren da doch mehrere Gedanken dran verschwendet habe.

    Ich bin in einer Fußballerfamilie aufgewachsen, habe meinem alten Herren von klein an beim Spielen zugesehen und dann selber 25 Jahre aktiv gespielt. Seit 15 Jahren fahre ich regelmäßig zum 1. FC Köln ins Stadion. Die Spiele pro Saison liegen in dieser Zeit zwischen einem Mindestwert von 17 bis zu einem Höchstwert von 28. Sonntags musste ich ja häufig selbst ran und daran ist dann ein 34er leider immer gescheitert. Meine Freundin habe ich ganz charmant vor 10 Jahren kennengelernt und ihr mitgeteilt, dass sie sich nach meiner Familie und meinen Freunden auch noch hinter dem Fußball und dem 1. FC Köln anstellen muss - wenn das für sie ok sei, dann könnten wir es mal miteinander versuchen. Wir sind noch heute zusammen und ihre Zügel sind immer noch kein bisschen mehr angezogen als nach dieser herzlichen Ansage von damals. :mrgreen:

    In den ganzen Jahren hat man beim Fußball viel erlebt. Abstiege, Aufstiege, Tränen vor Freude, Tränen vor Leid, echte Typen, unfassbare Pussies, geniale Spielzüge und absolut grottenschlechte Auftritte. Zuletzt EL Abriss im Emirates Stadium, aber ebenso unvergessen das Ausscheiden im Pokal bei 40 Grad auf der Stahlrohrtribüne vom Bieberer Berg bei den Kickers aus Offenbach vor vielen Jahren. Ich habe wirklich geile Touren mit dem FC gehabt. Auswärts war es häufig lustiger als daheim und aufgrund der wechselnden Ligazugehörigkeit sind wir auch in Deutschland gut rumgekommen. Fußball ist so ein unglaublich genialer Sport und ich finde es traurig, dass mir die Faszination dafür in den letzten Jahren etwas abhanden gekommen ist.

    Vor 5 Jahren noch hätte sich für mich ein Sky-Abo gelohnt, wenn ich nicht sowieso immer im Stadion gewesen wäre. Ich hatte Bock auf Fußball aus aller Welt. In erster Linie FC, aber ich wollte auch England, Spanien und Co. Inzwischen schaue ich nicht einmal mehr die Sportschau, obwohl ich zu Hause bin. Zwar hat mich jetzt die Europa League Teilnahme nochmal in die Pflicht genommen auswärts zu fahren und ich war bei allen 6 EL Spielen, darüber hinaus auch in der Bundesliga bei 1-2 Auswärtsspielen und fast allen bisherigen Heimspielen, aber die Begeisterung mit dem FC durch das Land zu reisen hat schwer abgenommen. Normalerweise würde ich sagen das es daran liegt, das ich vor zwei Jahren Vater geworden bin. Die Entwicklung hat aber schon etwas früher eingesetzt und wie man hier sieht, geht es ja auch nicht nur mir so. Die Bundesliga klagt ebenfalls über zurückgehende Zuschauerzahlen in den Stadien.

    Faktoren:
    - Geld (immer teurer werdende Karten)
    - Zeit (Aufsplittung der Spieltage erfordert teilweise die Inanspruchnahme von Urlaubstagen; zusätzlich für mich persönlich bei Auswärtsspielen der Fakt, dass ich fast den ganzen Tag von der Familie weg bin)
    - fehlende Spannung (ist jetzt auf die Allgemeinheit 'Bundesliga' bezogen - für mich ist das beim FC immer spannend genug, aber auch das zeigt ja eigentlich, dass mich außer das Abschneiden vom FC nichts interessiert)
    - kein "echter Fußball" mehr (die angesprochenen Schwalben gehören dazu, aber ebenso auch der Videoschiri, die weichgespülten Profis, häufig fehlender Kampf und Leidenschaft auf dem Platz bei den Profis)

    Bei mir sind es denke ich am ehesten noch die Zeit und der fehlende "echte Fußball". Als ich neulich in England beim Spiel Millwall FC - Birmingham City war, da habe ich es wieder gespürt. Kampf, Grätschen, ekelhafte Befreiungsschläge, aber pure Leidenschaft, über Phasen dann auch mal gute Spielzüge und Fans auf den Rängen denen es ausreicht sowas zu sehen. Du konntest den Fußball förmlich riechen. Nach dem Spiel habe ich mir vorgenommen viel häufiger unterklassigen Fußball anzuschauen. Neben meinem FC natürlich. Da war gegen Mönchengladbach im Derby übrigens auch nochmal dieser Biss drin den ich so liebe. Mehr Kreisliga und weniger professionell täte der Bundesliga in meinen Augen gut. Aber diese Entwicklung wird es nicht geben und in ein paar Jahren ist es dann sicherlich ganz vorbei. :marge

  • Bei mir ist die Leidenschaft zum Fußball nicht weniger, sondern nur fokussierter geworden. Ich bin seit mehr fast 25 Jahren DK-Besitzer bei St. Pauli und 1-2 pro Jahr auch auswärts unterwegs. Das Mitfiebern hat und wird sich nicht ändern. Ich bilde mir ein, dass der von Funkie beschriebene "echte Fußball" bei St. Pauli noch da ist, auch wenn viele die zunehmende Kommerzialisierung anprangern. Aber ich will halt auch nicht nur 4. Liga-Fußball sehen.

    Was ist nicht mehr mache, ist mir das zu Hause im TV anzuschauen. Ich habe keinen Bock, von Werbepausen durchzogene Fußballschnipsel zu sehen, die dann eventuell noch von Grinspuppen moderiert werden, denen man das Botox auch bei Bildstörung ansieht. Ich höre viel Radio live (früher sport 1 fm und jetzt amazon prime). Das ist direkt und ehrlich. 4min-Clips gibt es dann, wenn ich will, bei DAZN. Und es geht nichts über ein schönes Auswärtsspiel mit Freunden in der Kneipe.

    Ich freue mich wie Bolle auf die WM, aber sämtliche Vorbereitungsspiele und die Quali gegen Aserbaidschan sind mir völlig schnuppe.

    Es gehen immer noch wahnsinnig viele Leute ins Stadion (alle deutsche Ligen !!). Die TV-Einnahmen gehen in D und UK durch die Decke, dh. es gucken auch viele TV. Wird das mal zu Ende gehen ? ich denke ja. Italien hat als erste große Liga Angebote der Fernsehsender, die unter den Preisen der Vorjahre liegen. Italien hat natürlich hausgemachte Probleme, aber vielleicht geht auch in Europa der Trend zu ein oder zwei Ligen, die groß absahnen, und der Rest, der dann mit dem zitierten "ehrlichen" lokalen Fußball versucht über die Runden zu kommen. Vielleicht wird dann die Premier League oder so etwas wie eine European League für den Fußball, was die NFL für den American Football ist - Alleinstellungsmerkmal.

    "What does it mean to be a 'Cane ? It's my life, man. It's my life." - Ed Reed

  • Ich muss sagen seit dem ich selber kein Fußball mehr spiele (2012) hab ich bis auf Nationalmannschaftspiele kaum ein Spiel komplett gesehen. Früher hatte ich auch mal Sky und hab da jeden Samstag Nachmittag geschaut. Aber das auch schon mindestens 10 Jahre her.
    Die Prioritäten haben sich klar verschoben. Das merke ich zum Beispiel auch beim Football. Mittlerweile schaue ich in der Regular Season nur Redzone, ein einzelnes Spiel ist mir da einfach zu wenig Action. Genauso war das damals auch beim Fussball, da schaute dann irgendwann auch nur noch Konferenz.

  • Ich bilde mir ein, dass der von Funkie beschriebene "echte Fußball" bei St. Pauli noch da ist

    Es war sicherlich auch bei euch mal anders, aber ich denke wenn man in Deutschland in den oberen Ligen sowas wie den echten Fußball sucht, dann findet man ihn am ehesten noch bei Klubs wie St. Pauli, Dynamo oder Union. In der ersten Liga vielleicht noch Freiburg, aber da ist die Stimmung vergleichsweise nicht so prall. Dort werden aber Fußballpartien noch leidenschaftlich geführt. Zumindest war das vor einigen Jahren noch so, wo ich mir das noch deutschlandweit reingezogen habe. Heute kann ich das fast nur noch für meinen FC beurteilen und da ist es leider von Spiel zu Spiel unterschiedlich. Jetzt wo man mit dem Rücken zur Wand steht geht es urplötzlich auch wieder eher. Da kann mir keiner sagen, die Profis würden sich nicht auch mal phasenweise auf ihren Lorbeeren ausruhen.

  • Ich weiss nicht ob es an der Übersättigung des Fussballs liegt, kann ich mir nicht vorstellen.
    Also mich zwingt niemand Fussball zu schauen, es gibt doch 1000 Alternativen. 100 andere Sender, Serien, Filme, Amazon Prime, Netflix und wie sie alle heissen
    Ich glaube eher es kommt auf die Attraktivität der Liga an.
    Ich bin Bayern Fan, schaue jedes Spiel im TV wenn ich kann, und ab und an mal auch vor Ort. Ich hab mich sogar gefreut als Hoffe 2:0 in Führung gegangen ist, weil ich wusste jetzt wirds mal interessant.
    Die besten Zeiten waren für mich Ende der 90er die Duelle gegen den BVB, das waren so richtige Kracher Spiele. Da hast du dich schon Tage vorher darauf gefreut. Danach die Duelle gegen Schalke und Vizekusen. Dann kam eine Flaute die nur durch die WM 2006 wieder angefacht wurde. 2012-14 dann wieder der BVB mit dem Krönenden Abschluss des CL Sieges und der WM
    Natürlich will ich Meister werden, aber 6 mal Hintereinander ist doch auch Langweilig. Ja jetzt kommen wahrscheinlich wieder welche angekrochen aber es ist einfach nichts mehr besonderes. :madness
    Sowas wie Lautern, Stuttgart, Wolfsburg, Leicester wird es immer mal geben wenn alles passt aber bleibt die Ausnahme weil die Teams dann sofort aufgekauft werden

    Ich habs hier schonmal geschrieben, ich sehe wer in die Liga kommt und wer aus der Liga geht, die Entwicklung geht schon seit 2-3 Jahren abwärts und die Quittung bekommen wir jetzt.
    Die Nationalelf trägt auch einen grossen Teil dazu bei, weil sie erfolgreich ist. Lass die mal wieder 2-3 mal bei wichtigen Turnieren ausscheiden dann hörst du wieder was vom Tiefpunkt
    Würde mich nicht wundern wenn die Zuschauerzahlen weiter zurückgehen

    Man sollte die Frage mal einem 15 Jährigen englischen Jungen aus Manchester stellen. Ich könnte Wetten das sein Feuer erst so richtig entfacht ist und er sich freut auf alles was jetzt kommt. Und den interessiert kein Kommerz oder Ultras oder sonst was, der will einfach die besten Spieler der Welt in seinem Team sehen

    3 Mal editiert, zuletzt von Pick-Six (2. Februar 2018 um 18:36)

  • Ich weiss nicht ob es an der Übersättigung des Fussballs liegt, kann ich mir nicht vorstellen.
    Also mich zwingt niemand Fussball zu schauen, es gibt doch 1000 Alternativen. 100 andere Sender, Serien, Filme, Amazon Prime, Netflix und wie sie alle heissen

    Klar muss ich nicht schauen, allerdings empfinde ich die schiere Omnipräsenz des Fussballs mehr als erdrückend. Dadurch geht mir die Lust dran auch verloren, weil ich einfach genervt bin.

  • Bei mir ist es ähnlich wie bei vielen hier. War (bin) seit meines 6 Lebensjahr leidenschaftlicher Eintracht Frankfurt und Fußball Anhänger im allgemeinen. Es wurde alles geschaut, Hauptsache Fussball.

    Nach der Geburt des ersten Kindes wurde dann angefangen zu selektieren. Zuerst fiel der Europacup der Schere zum Opfer (ausser alle Jubeljahre wenn die Eintracht Mal dabei war). Danach Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft. Dann CL. Danach Quali Spiele der Nationalmannschaft. Danach alle Bulispiele ohne Eintracht Beteiligung... Mittlerweile, vor 5 Jahren noch unvorstellbar, brauche ich auch diese Spiele nicht mehr zu sehen. Meist langt mir das Ergebnis oder ein Liveticker.

    Warum? Das Frage ich mich die letzte Zeit öfters.

    Kommerzialisierung? Eigentlich ist "mein" Verein ja zum Teil noch eine Trutzburg gegen die Kommerzialisierung. Über 100 Mio Ablöse schüttel ich den Kopf und fur sich aus dem Vertrag streikende Söldner empfinde ich ehrlich gesagt Mitleid. Sind für mich charakterliche Nullen. Aber jeder so wie er meint.

    Bayerdominanz? Mir eigentlich egal, denn solange es meine Eintracht nicht betrifft, ist mir das Meisterschaftsrennen eh egal.

    "Plastikvereine"? Ja, ich mag sie nicht und wünsche ihnen nichts gutes... Aber ich habe mich an Bayer gewöhnt, dann werde ich diese Pillen auch noch schlucken...

    Ich denke einfach, das ein Punkt der Übersättigung erreicht ist. Ich habe alles gesehen, mehrfach. Dazu kommt definitiv der Zeitfaktor. Lieber verbringe ich Samstags mit der Family, als vor der Glotze zu hängen.

    Football hat da halt doch Familienfreundlichere Zeiten, vor allem dank des Gamepass kann man ja die Spiele gucken wann und in welcher Länge man will. Perfekt.

    Desweiteren habe ich halt trotz meiner jahrelangen Football Leidenschaft hunderte, wenn nicht sogar tausende Stunden mehr mit Fussball verbracht, als mit Football. Desweiteren verändert sich auch der Football schneller, in taktischen Dingen. Ebenso kommt die lange Pause dazu. So tankt man wieder richtig Lust auf Football und ich freue mich auf Mai/Juni wenn ich GFL/GFL 2 oder unterklassigen Football in der Umgebung schauen kann, als Appetizer sozusagen.

    All das spricht für mich klar für eine allgemeine Übersättigung des Fussballs bei mir.

    Football ist so ein bisschen wie die heimliche Geliebte. Frisch, verführerisch, attraktiv. Fussball dagegen wie die Ehefrau mit der ich 30 Jahre verheiratet bin. Bekannt, man ist dran gewöhnt, man weiß man hat, aber es prickelt nicht mehr.

    Fussball werde ich nie aus den Augen verlieren, aber im Laufe der Jahre hat sich Football vorbeigeschlichen, und hat sich zum sportlichen Zeitfresser Nr.1 gemausert.

    Ich gebe nicht dem veränderten Fussball die Schuld, sondern eher meiner veränderten Zeiteinteilung und meinen veränderten Blick auf die Dinge, die mir wichtig sind. Also, einfach einer Veränderung, die jeder im Leben früher oder später mitmacht.

  • Ich frage mich, wo diese Omnipräsenz sein oder die Übersättigung herkommen soll?

    In der Bundesliga gibt es seit Jahrzehnten 34 Spieltage. Die CL und EuropaLeague sind seit Ewigkeiten im gleichen bzw. sehr ähnlichen System ohne zusätzliche Spiele. Der DFB Pokal hat sich nicht verändert, die Nationalmannschaft hat nicht mehr Spiele, sondern mehr Eventcharakter. Im Fernsehen läuft auch nicht wirklich mehr Fussball. Ob Sportschau, Sportstudio, ran oder Doppelpass. Das ist seit Jahrzehnten das gleiche. Vielleicht mal 2 oder 3 WM Quali Spiele mehr auf Nitro, aber was noch? Diese komische Europa Liga wird auch nicht für mehr Spiele sorgen, sondern ersetzt einfach ein paar Testspiele.

    Das Einzige was sich geändert hat, ist die Zugänglichkeit aufgrund der Digitalisierung. Es ist heute leichter für weniger Geld an fast jeden Content zu kommen, den man konsumieren will. Premier League, La Liga etc. Das bleibt aber jedem selbst überlassen und das ist in anderen Sportarten nicht anders. Die Leute hier feiern die Tatsache, dass sie sich über die NFL nicht mehr Montag morgens im Videotext informieren müssen, sondern alles Live und on Demand über den Game Pass gucken können. Wo ist da die Übersättigung?

    Ich glaube viel mehr (und das sehe ich auch bei mir selbst) das der fehlende bzw. als ungerecht empfundene Wettbewerb der Grund für das Desinteresse ist. *pauschalmodus an* Die Engländer sind die Krösusse und kaufen die besten Spieler weg, Scheichs buttern mal kurz hunderte von Millionen in den Markt und sorgen für explodierende Ablösesummen, die Bayern sind endgültig enteilt und werden auf Jahre die deutsche Meisterschaft gewinnen etc. *pauschalmodus aus*. Das ist nicht schön, aber völlig normal für ein dereguliertes System. Irgendwann entfliehen die Starken den Schwachen, bis diese dann nur noch unter sich sein wollen (Europa Liga) um zumindest für sich selbst ein bisschen Wettbewerb zu schaffen. Wenn man selbst zu den Schwächeren zählt, hat man auf Dauer keine Lust mehr, nur noch den Staub der anderen zu schlucken, bis auch dieser nicht mal mehr erreichbar ist. Manche bleiben noch aus Ideologie oder Gewohnheit bei ihren Clubs, die dann in zweitklassigen Wettbewerben im besten Fall noch als Ausbildungsclubs der Elite fungieren.

    Man muss dann selbst für sich entscheiden, ob man dieses Produkt dann noch weiterverfolgt oder sich anderen (wichtigeren) Sachen widmet.

  • Ich frage mich, wo diese Omnipräsenz sein oder die Übersättigung herkommen soll?

    Wenn man mal 30 Jahre zurück blickt, dann hat sich so einiges verändert. Da gab es keine Live-Spiele der Bundesliga, sondern nur Sportschau und Sportstudio. Europapokal gab es Mittwochs auch nur eine Zusammenfassung der Spiele. Ganze Spiele waren nur von der Nationalmannschaft, vom Halbfinale und Finale im DFB-Pokal und von den Finals im Europapokal zu sehen. Und auch ohne Sky und Dazn hat man heute eine ganze Menge mehr Fußball im TV.

    Keep Pounding

  • Ich frage mich, wo diese Omnipräsenz sein oder die Übersättigung herkommen soll?

    In der Bundesliga gibt es seit Jahrzehnten 34 Spieltage. Die CL und EuropaLeague sind seit Ewigkeiten im gleichen bzw. sehr ähnlichen System ohne zusätzliche Spiele. Der DFB Pokal hat sich nicht verändert, die Nationalmannschaft hat nicht mehr Spiele, sondern mehr Eventcharakter. Im Fernsehen läuft auch nicht wirklich mehr Fussball. Ob Sportschau, Sportstudio, ran oder Doppelpass. Das ist seit Jahrzehnten das gleiche. Vielleicht mal 2 oder 3 WM Quali Spiele mehr auf Nitro, aber was noch? Diese komische Europa Liga wird auch nicht für mehr Spiele sorgen, sondern ersetzt einfach ein paar Testspiele.

    Ich für meinen Teil kann mich noch lebhaft daran erinnern, das man früher nur die Sportschau hatte. 2 Std Fussball Samstags.

    Und man hat sich gefreut, wenn Mal ein UEFA Cup Spiel oder eines aus dem Pokal der Landesmeisterschaft gesendet wurde. Das waren nämlich nicht alle, die dort gezeigt wurden. Vor allem: KO Runde, keine Gruppenphase, vorher noch Qualifikationen und was weiß ich. Das war es dann aber schon.

    Irgendwann hat dann Premiere EIN Buli Livespiel pro Woche gezeigt. War das ein Hammer. Plötzlich gab es Ranissimo, italienische Liga in der Zusammenfassung. Das war damals unglaublich.

    Dann hat die Salamisierung der Spieltage begonnen, die Pay TV Überdosis, Champions League Reform und jetzt wie du sagst die Digitalisierung des ganzen und ich kann zum Frühstück Tokio gegen Urawa auf DAZN gucken. Wenn das keine Omnipräsenz ist, die sich entwickelt hat, was dann? Ganz davon abgesehen das für König Fussball fast alle anderen Sportarten vom Bildschirm verschwunden sind...

    Muss man es mitmachen? Nein. Und ich denke, das wird der Fussball auch spüren. Mir geht es mit Fussball wie mit einer Daily Soap. Nach tausend Folgen hast du alles gesehen und kennst alle möglichen Storylines. Du schaust aus Gewohnheit und konsumierst nur noch, lebst es aber nicht mehr. Und irgendwann ist die Luft raus und du schaltest nicht mehr ein... Schade drum, aber selbst schuld, wer immer mehr Geld scheffeln will, gräbt sich früher oder später sein eigenes Grab...

  • Wenn man mal 30 Jahre zurück blickt, dann hat sich so einiges verändert. Da gab es keine Live-Spiele der Bundesliga, sondern nur Sportschau und Sportstudio. Europapokal gab es Mittwochs auch nur eine Zusammenfassung der Spiele. Ganze Spiele waren nur von der Nationalmannschaft, vom Halbfinale und Finale im DFB-Pokal und von den Finals im Europapokal zu sehen. Und auch ohne Sky und Dazn hat man heute eine ganze Menge mehr Fußball im TV.

    Und beim Football ist das gut, aber beim Fussball schlecht?

    Dann hat die Salamisierung der Spieltage begonnen, die Pay TV Überdosis, Champions League Reform und jetzt wie du sagst die Digitalisierung des ganzen und ich kann zum Frühstück Tokio gegen Urawa auf DAZN gucken. Wenn das keine Omnipräsenz ist, die sich entwickelt hat, was dann? Ganz davon abgesehen das für König Fussball fast alle anderen Sportarten vom Bildschirm verschwunden sind...

    Niemand zwingt dich dafür Geld zu bezahlen um mehr sehen zu können. Der Content an sich hat sich im frei empfangbaren TV kaum verändert und wird ab nächstem Jahr noch weniger, wenn die CL und Europa League komplett verschwinden. Was du nun aber hast, ist die Wahl, welches Maß an Fußball du konsumieren willst, aber scheinbar ist das dann auch wieder nicht gut. :) Dementsprechend sehe ich auch nicht, wo anderer Sport im TV verschwindet? Im Winter laufen in den Öffis jedes Wochenende 8 Stunden Wintersport pro Tag. Es wird nicht weniger Leichtathletik gezeigt, nicht wirklich weniger Handball oder Basketball, den dieser Content war sowieso nie wirklich vorhanden.

    Wie gesagt, ich bleibe weiter dabei, dass es eher am fehlenden Wettbewerb bzw. der bereits angesprochenen Veränderung der Lebensumstände liegt. Früher war alles besser, als es noch einmal die Woche im TV-Schnipsel gab? Im Leben nicht! Fragt mal in England nach. Da dürfte die Meinung eher in eine andere Richtung gehen...woran das wohl liegen mag? ;)

    3 Mal editiert, zuletzt von Robbes (3. Februar 2018 um 22:02)

  • Und beim Football ist das gut, aber beim Fussball schlecht?

    Ich wollte keine Wertung vornehmen, nur die Entwicklung aufzeigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einigen Amerikanern gerade andersherum geht, dass sie des Footballs überdrüssig werden und den Fußball für sich entdecken.

    Keep Pounding

  • Der fehlende Wettbewerb spielt hier eine große Rolle. Das höre ich in meinem Bekanntenkreis sehr oft. „Die Meisterschaft ist doch eh schon erledigt. Warum sollte ich mir das noch angucken“ ist so ein Satz, der ziemlich häufig fällt.

    Wenn wir ehrlich sind, ist doch nur noch der Abstiegskampf in der 1. Liga wirklich spannend. Klar, wenn der eigene Verein z.B. noch um die EL spielt, bleibt die Saison auch spannend, aber das Meisterschaftsrennen ist doch nur noch zum gähnen.

    Ich war sogar froh, als mein Verein vor nicht allzu langer Zeit mal wieder in die 2. Liga abgestiegen ist. Denn endlich ging es mal wieder in der darauffolgenden Saison um etwas. Da kam dann bei mir auch wieder diese Spannung auf. Ich habe andere Ergebnisse gecheckt, im Kopf die nächsten Spiele durchkalkuliert und und und. Nachdem der direkte Wiederaufstieg gelungen ist, ist bei mir die Spannung in der aktuellen Saison direkt wieder abgeflacht.

  • M. E. muss man unterscheiden zwischen der persönlichen und der allgemeinen Entwicklung.

    Individuell ist es vollkommen naheliegend, dass das Ausmaß des Sportkonsums im Allgemeinen und des Fußballkonsums im Besonderen nachläßt. Rückblickend hat man als Kind/Jugendlicher nun mal viel Zeit, auch wenn man das damals nicht so empfunden hat, und man nimmt Sport ungeheuer wichtig.

    Ich bin Sportfan, seitdem ich in die Schule gekommen bin. Es ging Anfang der 80er los mit Bayern München (Rummenigge als der aufstrebende deutsche Stürmer), SV Darmstadt 98 (Lokalpatriotismus), aber auch zahllose Vereine und Sportler aus dem Ausland und aus anderen Sportarten, oft aus völlig irrationalen Gründen.

    Damals hatten wir 3 "klar" empfangbare Sender. Ich habe alles geschaut, was meine Eltern erlaubt haben, vor allem natürlich die (werbefreie) Sportschau. Von "meiner ersten WM" 1982 dürfte ich mehr oder weniger jedes Spiel gesehen haben - und ich weiß heute noch viele Details. Auch beispielsweise olympische Spiele, Leichtathletik-WM/EM, Vierschanzentournee, generell Wintersport habe ich von vorne bis hinten geguckt, soweit das möglich war.

    Vieles war für mich hochemotional. Ich war von jeder Niederlage der Bayern und der Nationalmannschaft ins Mark getroffen. Das ist heute alles deutlich reduziert. Am stärksten bin ich noch der Nationalmannschaft emotional verbunden.

    Aber mit der Zeit gab es immer mehr Interessengebiete und Verpflichtungen. Die Prioritäten verschieben sich. Anfang der 90er Jahre kam für mich American Football dazu. Fußball läuft inzwischen überall und immer. Ich verliere häufig den Überblick.

    Früher habe ich meinen Tagesablauf um den Konsum von Sportereignissen herum geplant. Ich hätte z. B. keine Minute eines Europapokalspiels verpasst. Heute haben diesen Stellenwert nur noch Turnierspiele der Nationalmannschaft und der Superbowl. Ähnliches gilt für die NFL im Allgemeinen, wobei ich Dank Gamepass auch mal etwas zeitversetzt schaue. Manches hat noch eine relativ hohe Priorität (z. B. olympische Spiele), aber längst nicht mehr wie früher. Ansonsten gucke ich halt, wenn ich Zeit habe und es passt. Wenn ich zu Hause bin, CL im Free TV läuft und ich es mitkriege, ja, dann schaue ich schon zu, wobei ich meistens parallel noch irgendwas anderes mache.

    Generell hat das Interesse wohl kaum nachgelassen. Die Vermarktung läuft immer besser. Die Umsätze der Profivereine gehen in astronomische Höhen. In meiner Kindheit waren weniger als 20.000 Zuschauer im Schnitt in der Bundesliga völlig normal. Mit einem Schnitt von 35.000 war man das Maß aller Dinge - und da lief nichts live im Fernsehen. Seither ist es gelungen, das "Produkt" Fußball viel besser zu verkaufen. Natürlich haben alle traditionellen Sportarten das Problem zunehmender Konkurrenz, aber das wird m. E. durch die zunehmende Verfügbarkeit überkompensiert.

    Was mich aber ebenso nervt, ist die "früher war alles besser"-Mentalität. Über die "zunehmende Kommerzialiserung" im Fußball haben schon meine Eltern- und Großelterngeneration gejammert. Genauso über Schwalben, Fouls und Spielverzögerungen der Italiener und Spanier.

    Mich stört die allgemeine Kommerzialisierung normalerweise nicht. Mich stören einzelne Aspekte, z. B. dass die Sportschau eine Dauerwerbesendung mit kurzen Fußballunterbrechungen ist. Aber ich brauche sie ja nicht zu gucken.

    Die mangelnde Konkurrenz um den Meistertitel für die Bayern ist in der Tat aus der Perspektive des Gesamtsystems nicht schön, auch wenn sie meine persönlichen Nerven schont. Aber das liegt im Moment auch daran, dass die potentielle Konkurrenz schwächelt. In der Hinrunde war Dortmund noch Tabellenführer. Die Bayern mögen (derzeit) in Deutschland dominant sein, aber das muss nicht so (extrem) bleiben. In der CL sieht man, dass sie noch besser werden müssen. International ist kein Verein dominant. National gibt es so viele "Zwischenwertungen" (z. B. CL-Quali, EL-Quali, Abstiegskampf), dass immer genügend spannende Spiele existieren.

    Wenn ich die Zeit hätte, würde ich wieder mehr Sport gucken, auch mehr Fußball. Aber ich habe sie nicht. Es gibt berufliche und private Verpflichtungen, und es gibt andere Interessengebiete. Der Tag hat leider nicht 48 Stunden.

    5 Mal editiert, zuletzt von Chief (4. Februar 2018 um 00:57)