Kansas City Chiefs Season Preview 2019

  • Rückblick:
    Nach langen Jahren der Tristesse begann die aktuelle, erfolgreiche Phase der Chiefs 2013 mit der Verpflichtung von President Mark Donovan, GM John Dorsey und HC Andy Reid. Dorsey ist inzwischen in gleicher Funktion dabei, die Browns auf die Erfolgsspur zu bringen – GM der Chiefs ist Brett Veach. Inzwischen konnten die Chiefs sechs winning seasons in Folge erreichen: 2013 (11-5), 2014 (9-7), 2015 (11-5), 2016 (12-4), 2017 (10-6) und 2018 (12-4).

    2018
    #1 @ Los Angeles Chargers 38-28
    #2 @ Pittsburgh 42-37
    #3 SAN FRANCISCO 38-27
    #4 @ Denver 27-23
    #5 JACKSONVILLE 30-14
    #6 @ New England 40-43
    #7 CINCINNATI 45-10
    #8 DENVER 30-23
    #9 @ Cleveland 27-21
    #10 ARIZONA 26-14
    #11 @ Los Angeles Rams 51-54
    #12 bye
    #13 @ Oakland 40-33
    #14 BALTIMORE 27-24 (OT)
    #15 LOS ANGELES CHARGERS 28-29
    #16 @ Seattle 31-38
    #17 OAKLAND 35-3

    Wildcard Game: bye
    Divisional Playoffs: COLTS 31-13
    AFC Championship: PATRIOTS 31-37 (OT)

    Die Story der 2018er-Saison war ohne Zweifel QB Pat Mahomes, der nach dem Wechsel von Alex Smith zu den Redskins seine erste Saison als Starter spielte und auch die größten Hoffnungen so sehr übertraf, dass er anschließend mit dem MVP-Award belohnt wurde. Unter seiner Führung erzielte die Offense in keinem Spiel weniger als 26 Punkte, so dass trotz meist unerfreulicher Verteidigungsleistungen zahlreiche Siege eingefahren wurden. Nach fünf Auftaktsiegen – mit durchaus knappen Spielen bei den Steelers und Broncos – gab es in einem ersten Shootout eine unglückliche Niederlage bei den Patriots. Dann folgten jedoch vier meist souveräne Erfolge, bevor die Chiefs im zweiten Shootout bei den Rams wieder knapp und unglücklich unterlagen. Nach der Bye-Week folgten vier wenig überzeugende Vorstellungen mit zwei Siegen und zwei Niederlagen, wodurch angesichts der starken Chargers der Divisionstitel in Gefahr geriet. Aber letztlich setzte man sich am letzten Spieltag souverän gegen die Raiders durch und errang sogar den #1-Seed in der AFC.
    Nachdem man dadurch in der ersten Playoffrunde spielfrei war, errangen die Chiefs in der zweiten Runde relativ souverän ihren ersten Playoff-Heimsieg seit 1993. Im Championship Match gelang es dann den Patriots sensationell, die Chiefs über eine Halbzeit lang bei null (!) Punkten zu halten. Im Schlussviertel kamen die Chiefs gleichwohl durch eine deutliche Steigerung wieder heran und die Führung wechselte noch viermal. Das Drama wurde durch eine Verlängerung gekrönt, in welcher die Chiefs wieder einmal unterlagen.

  • Offseason:

    Die Offseason war – abgesehen von den üblichen Themen „Draft“ und „Free Agency“ – vor allem durch zwei Themen geprägt:
    Erstens wurden Konsequenzen aus der zweiten defensivschwachen Saison in Folge gezogen und in Bezug auf die Abwehr praktisch die gesamte Coaching Staff (und eine Reihe von Spielern) ausgetauscht.
    Außerdem erlitt der kleine Sohn von WR Tyreek Hill einen Armbruch, und Hill geriet in den Verdacht, sich insoweit eines Körperverletzungsdelikts schuldig gemacht zu haben. Nachdem die Ermittlungen nach einiger Zeit ohne Ergebnis eingestellt worden waren, tauchte am Folgetag eine Tonbandaufnahme auf, welche den Verdacht erneut auf Hill lenkte. Letztlich wurden die Ermittlungen aber nach einiger Zeit wieder eingestellt. Nach der verlautbarten Einschätzung der Staatsanwaltschaft soll der Junge zwar Opfer einer Straftat geworden sein, doch sei der Nachweis, wer hierfür verantwortlich sei, nicht gelungen. Nach eigenen Ermittlungen gab schließlich auch die NFL bekannt, Hill nicht sperren zu wollen. Damit steht – vorbehaltlich neuer Erkenntnisse – den Chiefs eine ihrer „Hauptangriffswaffen“ von Anfang an wieder zur Verfügung.

    Trades (außer reinen Draft-Trades):
    Zweitrundenpick 2020 für OLB/DE Dee Ford (zu 49ers)
    DE Emmanuel Ogbah (Browns) gegen S Eric Murray.
    DE Frank Clark (Seahawks) gegen 2019er Erstrundenpick und 2020er Zweitrundenpick (bei gleichzeitigem Tausch der Drittrundenpicks 2019)
    LB Darron Lee (Jets) gegen Sechstrundenpick 2020
    Siebtrundenpick 2020 für CB Mark Fields (zu Vikings)
    OL Martinas Rankin (Texans) für RB Carlos Hyde

    Draft:
    Die Chiefs verfügten nach diesen (und weiteren Draft-) Trades wie schon in den beiden Vorjahren nur über sechs Draftpicks, welche dieses Mal je zur Hälfte auf Offense und Defense verwendet wurden:

    # 56 (Runde 2): WR Mecole Hardman (Georgia) – Hardman war am College zunächst CB, wurde dann aber zum WR umfunktioniert und auch als Returner eingesetzt. Seine phänomenale Geschwindigkeit wird häufig mit Tyreek Hill verglichen (und zum Draft-Zeitpunkt gingen viele Beobachter davon aus, dass sich die Chiefs durch seine Wahl gegen eine befürchtete Inhaftierung bzw. Sperre in Bezug auf Hill absichern wollten). Es lohnt sich, mal ein Highlight-Video von ihm anzuschauen, denn er ließ am College die Verteidiger reihenweise stehen, als wäre er der einzige Erwachsene unter lauter kleinen Jungs. Dennoch war erwartet worden, dass er erst viel später gepickt würde, weil er alles andere als fangsicher ist. Spötter behaupten, es habe schon seinen Grund, warum er vorher als CB eingesetzt gewesen sei. Letztlich scheint es ein „boom-or-bust“-Pick zu sein. Ich vermute, dass er schon früh, aber erstmal nur in beschränktem Umfang (Returner, einzelne Spielzüge als (Slot-)WR) zum Einsatz kommen wird.

    # 63 (Runde 2): S Juan Thornhill (Virginia) – Thornhill war zuvor ebenfalls CB und ist ein außergewöhnlich athletischer Spieler mit großer Geschwindigkeit und Reichweite und dem nötigen Instinkt für die eine oder andere Interception. Als Senior hatte er 98 Tackles, 6 Interceptions und 7 abgewehrte Pässe.Er gilt als sehr solider Pick, wird grundsätzlich als Free Safety spielen, kann aber insbesondere Slot Receiver und TEs in Manndeckung nehmen.Am Tackling muss er noch etwas arbeiten, wobei das weniger ein Problem mangelnden Willens als noch ausbaufähiger Technik ist. Daneben muss er als Safety natürlich seinen Instinkten die nötigen Kenntnisse über Offensivspielzüge an die Seite stellen und viel lernen.

    # 84 (Runde 3): DT Khalen Saunders (Western Illinois) – Saunders hat enorme physische Qualitäten, gilt aber als „raw“. Manche sehen in ihm einen ähnlichen Spielertyp wie Derrick Nnadi, den die Chiefs im Vorjahr gedraftet hatten. Ich schätze aber, dass die Chiefs in ihm eher einen Spieler sehen, der disruptive Fähigkeiten hat und sich etwas in Richtung von Chris Jones entwickelt. Einig ist man sich, dass er Zeit benötigt, um den Sprung in die NFL zu schaffen.

    # 201 (Runde 6): CB Rashad Fenton (South Carolina)
    Dieser Pick wird überwiegend kritisch gesehen. Am College wechselten sich Highlights und Lowlight (z. B. häufige Penalties) ab. Die Combine lief nicht gut für ihn. Aber er könnte zunächst einmal seine Nische als ST-Player finden.

    # 214 (Runde 6): RB Darwin Thompson(Utah State)
    Thompson ist ein kleiner (5-8, 200 pounds), beweglicher und schneller RB von einer kleinen Uni in einer schwachen Division. Er hatte eine tolle Senior-Saison (6,8 yards/Lauf; über 1.100 yards insgesamt) und gilt als potentieller Steal. Die Frage ist, ob er sich angesichts seiner nicht gerade furchteinflößenden körperlichen Statur dauerhaft durchsetzen kann.

    # 216 (Runde 7): OG/CNick Allegretti(Illinios)
    Siebtrundenpicks haben praktisch immer einen spekulativen Charakter. Aber Allegretti war an der Uni Team Captain und hatte 36 Starts in Folge. Ihm werden für einen derart späten Draftpick gute Chancen eingeräumt, den Weg in die NFL zu schaffen.

    Anmerkung: Zunächst einmal haben es alle Draftpicks in den 53er-Kader geschafft.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 10:46)

  • Coaching Staff/Front Office
    Das Front Office und die Coaching Staff im Bereich Headcoach, Offense und Special Teams ist unverändert. Insbesondere wurde ST-Coordinator und Ass. Headcoach Dave Toub erneut nicht zum Headcoach eines anderen Teams ernannt und bleibt den Chiefs erhalten.
    Dagegen blieb in Bezug auf die Defense kaum ein Stein auf dem anderen. DC Bob Sutton, der bis vor zwei Jahren aufgrund der guten Leistungen seiner Abwehrformationen noch als potentieller Headcoach anderer Teams gehandelt worden war, musste nach zwei enttäuschenden Jahren in Folge seinen Hut nehmen. Er wurde durch Steve Spagnuolo ersetzt, der auf seinen zahllosen Coaching-Stationen u. a. DC der Giants und Saints sowie HC der Rams und interim HC der Giants war. Dieser bevorzugt als Grundsystem eine 4-3-Defense, so dass die Chiefs ihre Basisverteidigung entsprechend umstellen werden.
    Von den bisherigen Defensiv-Assistenten haben OLB-Coach Mike Smith (nunmehr Packers), ILB-Coach Mark DeLeone (nunmehr Bears), DB-Coach Emmitt Thomas (retired) und DB/CB-Coach Al Harris den Verein verlassen. Geblieben ist nur Britt Reid, der jetzt allerdings nicht mehr für die DL, sondern für die OLB zuständig ist. Neu in der Coaching Staff sind Brendan Daly (DL, zuletzt Patriots), Matt House (LB, zuletzt DC von Kentucky), Dave Merritt (DB, zuletzt Cardinals) und Sam Madison (DB/CB, erste Coaching-Station, bekannt als Ex-CB der Dolphins/Giants).

    Die wichtigsten Personen (Neubesetzungen fett):

    Front Office:
    Chairman/CEO Clark Hunt
    President Mark Donovan
    GM Brett Veach

    Coaching Staff:
    HC Andy Reid
    OC Eric Bieniemy
    QB Mike Kafka
    RB Deland McCullough
    TE Tom Melvin
    WR Greg Lewis
    OL Andy Heck
    DC Steve Spagnuolo
    DL Brendan Daly
    LB Matt House
    OLB Britt Reid
    DB Dave Merritt
    DB/CB Sam Madison
    ST/Ass.HCDave Toub

  • Spieler (wichtige Verträge, Trades und Entlassungen)

    Neuverpflichtungen
    RB Carlos Hyde (1 Jahr/2,8 Mio., Jaguars, bereits getradet gegen OL Martinas Rankin (s. o.))
    S Tyrann „Honey Badger“ Mathieu (3 Jahre, 42 Mio., Texans)
    LB Damien Wilson (2 Jahre/5,75 Mio., Cowboys)
    DE Alex Okafor (3 Jahre/18 Mio., Saints)
    CB Bashaud Breeland (1 Jahr, laut Rapaport inklusive Boni bis zu 5 Mio., laut OTC 2 Mio., Packers)
    TE Blake Bell (1 Jahr/0,8 Mio., Jaguars)
    CB Keith Reaser (1 Jahr/0,8 Mio., Orlando Apollos [AAF], davor Chiefs) – auf IR (Achillessehnenriss)
    OL Jeff Allen (1 Jahr/2,4 Mio., Texans)
    QB Matt Moore (1 Jahr, 1,0 Mio.,Dolphins)
    RB LeSean McCoy (1 Jahr/3 Mio. + 1 Mio. potentieller Boni, Bills)


    Vertragsverlängerungen
    FB Anthony Sherman (1 Jahr/1 Mio.)
    WR/RB De’Anthony Thomas (1 Jahr, 0,9 Mio.)
    OT Mitchell Schwartz (Jahr 2021/11,255 Mio.)
    WR Tyreek Hill (3 Jahre (bis 2022)/54 Mio.)

    RFA (Tender)
    FS Jordan Lucas (1 Jahr/1,3 Mio.)

    ERFA (Tender)
    K Harrison Butker (zunächst 1 Jahr/0,65 Mio. Tender, später 5 Jahre/20,3 Mio.)
    WR Marcus Kemp (1 Jahr/0,6 Mio.)


    Entlassung/keine Vertragsverlängerung
    OLB Justin Houston (Colts, 2 Jahre/24 Mio.)
    S Eric Berry
    DE Allen Bailey (Falcons, 2 Jahre/10,5 Mio.)
    WR Kelvin Benjamin
    WR Chris Conley (Jaguars, 2 Jahre/4,6 Mio.)
    OL Jordan Devey (Raiders, 1 Jahr/0,9 Mio.)
    TE Demetrius Harris (Browns, 2 Jahre/6 Mio.)
    C Mitch Morse (Bills, 4 Jahre/44,5 Mio.)
    CB Steven Nelson (Steelers, 3 Jahre/25,5 Mio.)
    CB Orlando Scandrick
    RB Spencer Ware (Colts, 1 J/1,3 Mio.)
    RB Charcandrick West
    LB Frank Zombo
    LB Terrance Smith

  • Kader (voraussichtliche Starter in Fettdruck)

    Offense

    QB (#15 Pat Mahomes, #6 Matt Moore [#4 Chad Henne])
    Nach den Eindrücken der letzten Saison kann man zusammenfassen: Die Chiefs haben mit QB Pat Mahomes in der 2017er Draft einen Volltreffer gelandet. Als Fan möchte man sich jeden Moment kneifen lassen, weil es eigentlich zu schön ist, um wahr zu sein. In 2018 brachte Mahomesin der regulären Saison 383/580 Pässe (66 %) für 5.097 yards, 50 TDs bei nur 12 INTs zu den Mitspielern (Rating: 113,8). 60 Läufe für 272 yards und 2 TDs gab es obendrauf. Aufgrund seiner überragenden physischen Fähigkeiten kann er praktisch „überall“ hinwerfen, so dass die Gegner sich nicht einfach auf die Verteidigung der Kurz- und Mitteldistanzen beschränken können. Die Stärke des Wurfarms – streng genommen beider Arme, denn notfalls wirft er auch mal mit links – kombiniert mit seiner Beweglichkeit entlasten die O-Line und sorgen für relativ wenige Sacks. Er scheint die Bodenhaftung nicht verloren zu haben und zeigt eine geradezu kindliche Begeisterung für das Spiel, wie sich z. B. beim Anfeuern der eigenen Defense zeigt. Auch außerhalb des Platzes gibt es bislang keine negative Schlagzeile.
    Es wäre vermessen, wieder die gleichen statistischen Werte in der kommenden Saison zu erwarten. Die gegnerischen Defensivcoaches werden in der Offseason gewiss nicht einfach Däumchen gedreht haben, um sich auch 2019 erneut „abschlachten“ zu lassen. Es wird auch spannend, wie Mahomes damit umgehen wird, wenn es einmal nicht zu läuft. Im AFC Championship schienen die Patriots vorübergehend eine Lösung gefunden zu haben. Aber andererseits erscheint er extrem lernwillig und hat – bei einem MVP geradezu unglaublich – angesichts des Umstandes, dass er sich erst am Anfang seiner NFL-Karriere befindet, sicher noch Entwicklungspotential. Wenn er gesund und in KC bleibt, könnte den Chiefs ein goldenes Jahrzehnt bevorstehen.
    Sein Backup wäre eigentlich wie im Vorjahr Chad Henne, der aber verletzungsbedingt auf IR gesetzt werden musste. Da er aber zunächst im 53er-Roster belassen worden war, darf er frühestens ab der sechsten Woche wieder mit dem Team trainieren und ab der achten Woche wieder spielen. Hierauf scheinen die Chiefs zu bauen.
    Sein Vertreter als Backup ist der NFL-Veteran Matt Moore, der bereits seit 2007 in der NFL – meist als Ersatzmann – aktiv ist. Von ihm wären im Fall der Fälle natürlich keine Wunder zu erwarten.
    Der ungedraftete Rookie Kyle Shurmur (Vanderbilt) hat in der Preseason einen ordentlichen Eindruck hinterlassen und befindet sich auf der Practice Squad, muss aber sicher noch eine Menge lernen.
    Solange Mahomes gesund ist und auch nur annähernd spielt, wie in der Vorsaison, sind die Chiefs auf dieser wichtigsten Position perfekt aufgestellt. Die Backups sind solide, fallen aber natürlich – wie bei nahezu jedem Team – deutlich dahinter ab.

  • RB (#26 Damien Williams, #25 LeSean McCoy, #34 Darwin Thompson, #31 Derrel Williams,)FB #42 Anthony Sherman)

    Der hoffnungsvolle junge RB Kareem Hunt wurde im Verlauf der 2018er Saison entlassen, nachdem er nicht nur in einem Hotelflur eine körperliche Auseinandersetzung mit einer jungen Frau hatte. Das hätte ihn vermutlich nicht den Job gekostet, wenn er den Vorfall nicht seinem Arbeitgeber gegenüber auch noch wahrheitswidrig in Abrede gestellt hätte. Besonders blöd ist das, wenn dann ein Video auftaucht ...
    Als Starter ist wohl Damien Williams vorgesehen, der vor der letzten Saison von den Dolphins kam und bei den Chiefs in seiner ersten Saison erheblich bessere Statistiken (5,0 yards/Lauf) erzielen konnte als in vier Jahren zuvor (zwischen 3,3 und 3,9). Er ist daneben auch ein guter Passfänger. Fraglich ist, ob er in der Lage ist, solche Leistungen dauerhaft – zunächst einmal über eine gesamte Saison – zu zeigen.
    In der depth chart als zweiter RB wird der erst kürzlich verpflichtete LeSean McCoy geführt, den die Bills nach einer enttäuschenden 2018er Saison – wohl primär aus finanziellen Gründen – entlassen hatten. Er könnte ein künftiger Hall-of-Famer sein, hat aber für einen RB auch schon eine sehr lang NFL-Karriere hinter sich und wurde bereits 2009 von den Eagles gedraftet, als dort ein gewisser Andy Reid noch Headcoach war. Er ist generell bekannt für einen beweglichen Laufstil mit vielen Richtungswechseln (wie einst Barry Sanders), weist einen Karriereschnitt von 4,5 yards/Lauf auf und ist ebenfalls ein guter Passempfänger. Allerdings waren die 3,2 yards/Lauf aus dem Vorjahr mit weitem Abstand seine schlechtesten Werte. Ob das primär an seinen nachlassenden Fähigkeiten oder an der O-Line der Bills lag, wird sich vermutlich bald zeigen.
    Damit ist Rookie Darwin Thompson an die dritte Position zurückgefallen, obwohl er im Sommer vielleicht am meisten beeindruckt hat. Er war zuerst am Junior College und dann bei Utah, wo er eine tolle letzte Saison hatte, allerdings in einer schwachen Conference. Er ist ein weiterer sehr schneller Spieler im Team.
    Hinter ihm ist Darrel Williams, der letztes Jahr als ungedrafteter Rookie von LSU den Sprung in den Kader geschafft hatte, aber nur in überschaubarem Umfang zum Einsatz kam, die Nummer vier. Er hätte sich wohl gegen den im Frühjahr verpflichteten Carlos Hyde durchgesetzt, weswegen dieser kürzlich getradet wurde. Gleichwohl muss er sicherlich um seinen Roster Spot bangen.
    Daneben sind die Chiefs eines der wenigen Teams, das sich einen hauptamtlichen Fullback leistet. Mit Anthony Sherman hat man einen sehr guten Vorblocker, soliden Passempfänger und guten Special Teamer, weswegen mit ihm zu für NFL-Verhältnisse günstigen Bedingungen um ein Jahr verlängert wurde.

    Fazit: Die Chiefs haben keinen Star-RB wie Gurley, Barkley oder Elliott, aber die Spieler entsprechen alle dem typischen Anforderungsprofil von Andy Reid (gute Ballträger und gute Passempfänger) und werden ihre Funktion in dem Angriffssystem erfüllen. Insgesamt scheint man hier gut und breit aufgestellt zu sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 10:54)

  • WR (#10 Tyreek Hill, #14 Sammy Watkins, #17 Mecole Hardman, #11 Demarcus Robinson, #13 Byron Pringle [De’Anthony Thomas - Markus Kemp; Gehrig Dieter]) – TE (#87 Travis Kelce, #82 Deon Yelder, #81 Blake Bell)
    Tyreek Hill ist nach Auffassung vieler der gefährlichste Spieler in der NFL, wenn es darum geht, big plays zu machen. Als Ex-Sprinter ist „Cheetah“ vermutlich der schnellste Spieler der NFL und ein „homerun threat“ der aus jeder Berührung des Balles einen TD machen kann. Schon manches Team musste feststellen, dass es nicht erfolgversprechend ist, einfach nur den besten CB gegen ihn zu stellen. Zudem hat er seine Fähigkeit, Passrouten zu laufen, sukzessive verbessert. Daneben eröffnen seine Fähigkeiten auch die Möglichkeit, ihn im Rahmen von Lauf- und/oder Trickspielzügen zum Einsatz zu bringen. In der letzten Saison brachte die „Allzweckwaffe“ es auf 87 Catches für 1.479 yards und 12 TDs, 22 Läufe für 151 yards sowie einen TD. Es bleibt zu hoffen, dass ihn keine Off-the-field-Problems einholen. Die Chiefs scheinen auch insoweit optimistisch zu sein, da sie kurz vor Saisonstart seinen Vertrag um drei Jahre (2020-2022) und 54 Mio. verlängert haben.
    Sammy Watkins konnte in seiner ersten Saison bei den Chiefs verletzungsbedingt nur in 10 Spielen der regulären Saison zum Einsatz kommen. Auch wenn er bislang verletzungsbedingt sein Gehalt (48 Mio./3 Jahre) nicht wert war, bildet er in gesundem Zustand mit Hill ein hochgefährliches Duo und wäre vermutlich in vielen Teams der Top-Receiver.
    Leider hat schon früh das Verletzungspech zugeschlagen: Sowohl von Marcus Kemp als auch von Gehrig Dieter hatte man sich deutliche Fortschritte und eine verstärkte Rolle im Receiver-Corps der Chiefs erwartet, aber beide sind bereits auf IR und fallen für die gesamte Saison aus. Damit dürfte Demarcus Robinson die solide dritte Option sein.
    Besonders gespannt kann man darauf sein, ob Rookie Mecole Hardman schon gelernt hat, halbwegs zuverlässig Bälle zu fangen. Angesichts seiner enormen Geschwindigkeit wäre dann ein Trio Hill/Watkins/Hardman für die Gegner ein Albtraum. Natürlich muss er das Laufen der Passrouten noch deutlich verbessern. Aber beispielsweise für den „Jet Sweep“ ist er eine echte Alternative zu Hill.
    Eine „Wundertüte“ ist Byron Pringle, der im letzten Jahr als ungedrafteter Rookie Free Agent im Camp einen guten Eindruck hinterließ, sich aber im letzten Preseason-Game verletzte und die ganze Saison ausfiel. Für ihn spricht jedenfalls, dass er sich gegen die WR Jody Fortson und Cody Thomson – nunmehr beide auf der Practice Squad – durchgesetzt hat, obwohl diese in der Preseason ebenfalls keinen schlechten Eindruck hinterlassen haben. In der ersten Woche gesperrt ist RB/WR De‘Anthony Thomas, der seit Jahren einer der großen Kandidaten ist, nicht auf dem Roster zu landen, es dann aber über seine ST-Fähigkeiten in letzter Sekunde immer wieder schafft.

    Auf TE sind die Chiefs nach wie vor auf der Starter-Position exzellent besetzt. Travis Kelce ist einer der besten TEs der Liga, ein riesiges Matchup-Problem für jeden Gegner und obendrein ein bärenstarker Blocker. Statistisch hat er im vergangenen Jahr noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht und 103 Pässe für 1.336 yards und 10 TDs gefangen.
    Sein Backup war in den letzten Jahren Demetrius Harris, ein guter Blocker, der sich auch hervorragend freilaufen konnte, dann aber nicht selten Schwierigkeiten mit dem Passfang hatte, obwohl man von einem Ex-Basketballer anderes erwarten würde. Nach seinem Abgang sind die Backups wenig bekannte Namen.
    Deon Yelder hatte sich im Verlauf der vergangenen Saison als ungedrafteter Rookie einen Platz im Kader der Chiefs erkämpft. Da Andy Reid gerne mit zwei TEs spielen lässt, traut man ihm offenbar einiges zu. Zunächst hatte man aufgrund einer Knöchelverletzung im Preseason-Game gegen die Steelers große Sorgen, ob er längerfristig ausfallen könnte, aber nun sieht es so aus, als sei er zum Saisonstart schon wieder dabei.
    Hinter ihm ist Blake Bell, der seit 2015 in der Liga ist (49ers/Vikings/Jaguars), der Dritte im Bunde, wobei Yelder und Bell wohl fast auf Augenhöhe agieren. Dahinter wartet Nick Keizer, der in seiner ersten Saison bei den Ravens auf der practice squad war, nun an gleicher Stelle bei den Chiefs auf seine Chance.

    Fazit: Mit Hill, Watkins und Kelce haben die Chiefs im Grunde gleich drei Spieler, die jeder gegnerische DC gerne in Doppeldeckung nehmen würde. Glücklicherweise ist das praktisch nicht möglich. Solange alle drei einsatzbereit sind, sind die Chiefs auch insoweit grandios aufgestellt. Dahinter ist Robinson noch ein guter Receiver, bei den anderen muss man erstmal abwarten.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 10:57)

  • OL (#72 LT Eric Fisher, #77 LG Andrew Wylie, C #62 C Austin Reiter, #76 RG Laurent Duvernay-Tardif, #71 RT Mitchell Schwartz, #60 OG Ryan Hunter, 73 C/G Nick Allegretti, # 79 OL Jeff Allen, #75 OT/OG Cam Erving, #74 OL Martinas Rankin
    Die O-Line hat trotz einiger Verletzungsprobleme eine gute Saison hinter sich. Wie schon zur letzten Saison hin gibt es nur eine echte Veränderung in der Startformation. Da gerade in Bezug auf die O-Line eine eingespielte Formation besonders wichtig ist, sehe ich in der Kontinuität einen eigenständigen Pluspunkt. Außerdem profitiert die O-Line statistisch von der Beweglichkeit des QBs Pat Mahomes.
    Die Bills haben C Mitch Morse zum bestbezahlten Spieler auf seiner Position gemacht, was ich trotz seiner guten Leistungen für überzogen halte. Ihn ersetzt voraussichtlich der vor der letzten Saison verpflichtete Austin Reiter, bei dem zu hoffen bleibt, dass er seine Verletzungshistorie aus den Jahren bis 2017 überwunden hat.
    LT Eric Fisher hat die Erwartungen, die man in ihn als #1-overall-Pick gesetzt hatte, nie erfüllt, ist aber ein mindestens ordentlicher LT, der seine Stärken tendenziell im Passblock hat, aber immer mal wieder gegen einzelne Gegenspieler nicht gut aussieht und relativ strafenanfällig ist.
    Als LG wird Andrew Wylie als Starter erwartet, der Mitte der 2017er Saison auf der Practice Squad aufgetaucht war, sich vor der 2018er Saison überraschend souverän in den Kader spielte und nun locker den 53er-Kader erreicht hat. Vermutlich ist er gleichwohl der Wackelkandidat unter den Startern und könnte seinen Job auch an Cameron Erving verlieren. Letzterer war einmal ein Erstrundenpick der Browns, hat aber die in ihn gesteckten Erwartungen nie erfüllen können. Auch bei den Chiefs reißt er – gerade auch statistisch – keine Bäume aus, hat aber nicht zuletzt aufgrund seiner Flexibilität (G/T) bei den Coaches einen Stein im Brett und wird zumindest als erster Backup auf beiden Guard-Positionen erwartet.
    Seinen Job als RG sicher haben dürfte Dr. Laurent Duvernay-Tardif, der sich seit dem Abschluss seiner Arztausbildung nun seit letztem Jahr vollständig auf die Footballkarriere konzentrieren kann und unterdurchschnittliche Physis mit überdurchschnittlicher Technik wettmacht.
    Bei vielen völlig unter dem Radar fliegt RT Mitchell Schwartz, der bislang keinerlei Verletzungsanfälligkeit zeigt und immer besser wird. Er bekam zwar keine Probowl-Einladung, aber etliche Statistik-Freaks hatten ihn als besten OT der gesamten NFL eingeordnet. Jedenfalls ist er der beste Lineman der Chiefs und hat den besonderen Vorteil, nicht verletzungsanfällig zu sein. Er wurde teilweise als massiv unterbezahlt eingeschätzt, obwohl er schon bislang nicht am Hungertuch nagen musste (33 Mio./5 Jahre). Zum Dank für seine Leistungen haben die Chiefs mit ihm frühzeitig seinen ursprünglich bis 2020 laufenden Vertrag um ein Jahr und gut 11 Mio. verlängert.

    Bei den Backups gibt es neben etwas Schatten vor allem viel Licht:
    Leider hat Kahlil McKenzie, den man im Vorjahr ohne Einsatzzeit auf dem Roster mitgeschleppt hatte, auch bis zum Beginn seiner zweiten NFL-Saison ganz offensichtlich die Umstellung von der DL zur OL nicht (vollständig) geschafft. Er wurde kurz nach seiner Entlassung von den Seahawks verpflichtet, wo er sich auf der practice squad versucht.
    Rookie-C Nick Allegretti hat es hingegen als Siebtrundenpick in den Kader geschafft und fungiert als Backup für Austin Reiter, wobei er auch als Guard eingesetzt werden kann.
    Jeff Allen ist flexibel einsetzbar. Der 2012er Zweitrundenpick der Chiefs war schon bis 2015 im Kader, ehe er für viel Geld zu den Texans wechselte. Dort konnte er die Erwartungen – auch aufgrund von Verletzungen – nicht erfüllen. Inzwischen ist er wieder im Kader der Chiefs, wobei er zuletzt verpflichtet, wenige Tage später entlassen und kurz darauf wieder verpflichtet wurde. Offenbar gehört er quasi zum „erweiterten Kader“.
    Erster Backup-OT dürfte schließlich Martinas Rankin sein, den die Chiefs kurz vor Toresschluss gegen Carlos Hyde ertradet haben, was ich für ein Schnäppchen halte. Er war im letzten Jahr als Drittrundenpick der Texans in die NFL gekommen und hatte letztes Jahr keine schlechten Ansätze gezeigt. Er ist extrem flexibel und kann alle (!) Positionen in der O-Line spielen.
    [Nachtrag: In der ursprünglichen Fassung hatte ich OG Ryan Hunter vergessen. Er ist ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, hat 2018 als ungedrafteter Rookie auf der Practice Squad verbracht, soll dort aber sukzessive Fortschritte gemacht haben, weswegen der Vertrag mit ihm gleich im Januar verlängert wurde. Nun hat er es in den Kader geschafft. Für ein weitergehende Beurteilung ist es mangels jeglicher Einsätze naturgemäß zu früh.]

    Insgesamt haben die Chiefs keine dominante, aber eine überdurchschnittlich gute O-Line. Nach den letzten Verpflichtungen von Allen und Rankin dürfte man auch auf den Backup-Positionen sehr solide aufgestellt sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (9. September 2019 um 09:07)

  • Defense
    Das Problem der Vorsaison war eindeutig die Defense, welche nur in drei Spielen 20 Punkte oder weniger, in den Niederlagen aber durchschnittlich mehr als 40 Punkte zugelassen hatte. Die Chiefs haben defensiv eine runderneuerte Coaching Staff, eine neue Base-Defense (4-3) und einen erheblichen Spielertausch zu verzeichnen. Namhafteste Abgänge sind DE/OLB Dee Ford (2018: 13 Sacks, 7 Forced Fumbles)und Justin Houston (2018: 9 Sacks, 5 Forced Fumbles und 1 INT in 12 Spielen), S Eric Berry und (mit Abstrichen) CB Steve Nelson. Wichtigste Neuzugänge sind wohl DE Frank Clark und S Tyrann Mathieu (der „Honey Badger“). Angesichts dieser gravierenden Veränderungen sind alle Prognosen mit großen Unsicherheiten verbunden. Insbesondere ist schwer zu beurteilen, wie sich die veränderte Basisformation auswirkt, zumal faktisch wohl die Nickel-Defense ohnehin die am häufigsten verwendete Formation ist.

    D-Line (# 55 DE Frank Clark, # 95 DT Chris Jones, # 91 DT Derrick Nnadi, # 97 DE Alex Okafor, # 90 DE Emmanuel Ogbah, # 92 DE Tanoh Kpassagnon, # 93 DT Joey Ivie, # 98 DT Xavier Williams, # 99 DT Khalen Saunders; [Breeland Speaks])
    Die Chiefs haben sich von ihren beiden Top-Passrushern der abgelaufenen Saison getrennt. Justin Houston hätte man gerne behalten, aber nicht zu seinem (exorbitant hohen) Gehalt. Leider war er zu einem Paycut nicht bereit und spielt nun für die Colts. Dee Ford hatte in der vergangenen Saison endlich seinen Durchbruch geschafft und wollte nun einen dicken Vertrag, den ihm die Chiefs aber nicht geben wollten, wohl auch weil man unsicher war, ob er diese Leistung dauerhaft – noch dazu in einer veränderten Defense – würde bringen können und wollen. Er hat nun bei den 49ers eine neue Heimat gefunden. Ebenfalls nicht mehr mit dabei ist DE Allen Bailey, dem man wohl einen niedriger dotierten Vertrag angeboten hatte, was aber nicht auf ausreichend Gegenliebe stieß.
    Einziger verbliebener Star ist der bisherige (3-4-)DE Chris Jones, der nun als (4-3-)DT eingeplant ist. Er hat sich wunderbar entwickelt und ist ein starker, schneller, disruptiver Spieler, der auch den gegnerischen QB jagen kann. Er könnte der zweitbeste Passrusher unter den interior linemen hinter Aaron Donald sein. 15,5 Sacks in der vergangenen Saison sprechen eine deutliche Sprache.
    Als zweiter Schlüsselspieler ist DE Frank Clark vorgesehen, der offenbar der Wunschspieler von Spagnuolo war und für viel Geld und mehrere hohe Draftpicks von den Seahawks geholt wurde. Der einstige Zweitrundenpick erzielte in den letzten drei Jahren 10, 9 und 13 Sacks und soll den Passrush der Chiefs anführen. Er ist sicher ein sehr guter Spieler, aber es bleibt abzuwarten, ob er das gewaltige Gehalt rechtfertigen kann. Solange Clark und Jones gesund sind, wird es den Gegnern jedenfalls schwer fallen, beide zu doppeln. Neben dem Passrush besteht Clarks Stärke in seiner ungeheuren Beweglichkeitin allen Richtungen.
    Während Clark einen Fünfjahresvertrag über 105,5 Mio. unterschrieben hat, konnten sich die Chiefs mit Chris Jones bislang nicht über eine Vertragsverlängerung einigen. Jones sieht sich (entsprechend seiner bisherigen Rolle) als DE und will ein ähnliches Gehalt wie Clark, während die Chiefs ihn (entsprechend seiner künftig eingeplanten Rolle) als DT sehen und ihm weniger bezahlen wollen.
    Als zweiter DT ist der letztjährige Rookie Derrick Nnadi vorgesehen, der die Erwartungen erfüllt und Xavier Williams in der Startformation verdrängt hat. Anders als Jones hat Nnadi seine Stärken gegen den Lauf, was in abgeschwächter Form auch für den in Kansas City geborenen Williams gilt, der seinen Job trotz seines für einen Backup substantiellen Gehaltes erst einmal behalten hat.
    Weiterer DT-Backups sind Joey Ivie und Khalen Saunders. Ivie ist ein Journeyman und hat überraschend höher gehandelte Spieler wie Justin Hamilton ausgestochen. Wie viel Einsatzzeit Saunders als Rookie bekommen wird, bleibt erst einmal abzuwarten. Er hat enormes körperliches Potential, weswegen manche schon die Tage zählen, an denen er größere Einsatzzeiten bekommt, aber er ist auch sehr „raw“, weswegen andere davon ausgehen, dass er im Grunde einen Roster-Spot blockiert, ohne 2019 ernsthaft zum Einsatz zu kommen.
    Als zweiter Starting-DE wird Alex Okafor erwartet, der 2013 ein Viertrundenpick der Cardinals war und in den letzten beiden Jahren bei den Saints in allen Spielen als Starter zum Einsatz kam, aber gleichwohl ein Jahr vor Vertragsende entlassen wurde. Während 2017 bis zu seinem Achillessehenriss in 10 Spielen immerhin 4,5 Sacks verbucht werden konnten, gelangen ihm 2018 in 16 Spielen nur noch vier Sacks. Es bleibt zu hoffen, dass er nach vollständiger Gesundung wieder ans die 2017er-Leistungen anknüpfen kann.
    Seine Position wird ihm allerdings durch Emmanuel Ogbah und Tanoh Kpassagnon streitig gemacht.
    Ogbah war der 2016er Zweitrundenpick der Browns, also an #32 ein „halber Erstrundenpick“, konnte aber die Erwartungen dort nicht erfüllen. Gerade im Passrush vermochte er bislang nicht zu überzeugen, war aber solide gegen den Lauf. Er ist ein typisches Beispiel für die Strategie von GM Veach, ehemalige hohe Draftpicks unter Vertrag zu nehmen in der Hoffnung, dass diese den Durchbruch doch noch schaffen. Er steht jedenfalls im letzten Jahr seines Rookie-Vertrages und muss nun schon im eigenen Interesse alles in die Waagschale werfen, um im nächsten Jahr einen guten Vertrag zu bekommen.
    Noch ein Jahr mehr Zeit hat theoretisch Tanoh Kpassagnon, der 2017er Zweitrundenpick der Chiefs. Auch er hat bislang die in ihn gesteckten Hoffnungen nicht erfüllen können, obwohl zu lesen war, dass er zu den trainingsfleißigsten Spielern zählt.
    Der letztjähre Zweitrundenpick Breeland Speaks hätte eigentlich auch mit Okafor um den zweiten Starter-Platz auf DE kämpfen sollen, hat sich aber leider schwer verletzt und fällt auf IR für die gesamte Saison aus.

    Fazit: Die D-Line sollte leicht überdurchschnittliche Leistungen bringen, auch wenn in der AFC West wohl Chargers und Broncos insofern besser dastehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 11:05)

  • LB #53 Anthony Hitchens, #59 Reggie Ragland, #54 Damien Wilson, #44 Dorian O’Daniel, #50 Darron Lee, #56 Ben Niemann

    Geht man von einer klassischen 4-3-Defense aus, dann dürften Reggie Ragland als MLB, Anthony Hitchens als WLB und Damien Wilson als SLB einigermaßen gesetzt sein. Hitchens kam 2018 von den Cowboys und konnte im Vorjahr nicht an die in Texas gezeigten Leistungen anknüpfen. Von ihm muss nun eine deutliche Leistungssteigerung kommen, um sein Gehalt (45 Mio. für 5 Jahre) ansatzweise zu rechtfertigen. Allerdings hat er in Dallas in einer 4-3-Defense gespielt, so dass er von einem Wechsel des Grundschemas profitieren könnte.
    Ein Jahr später folgte ihm nun auf dem gleichen Weg Damien Wilson, ein 2015er Viertrundenpick der Cowboys, der dort seit Mitte der 2017er-Saison als Starter auflief. Die Ex-Cowboys-Combo dürfte wohl auf dem Platz bleiben, wenn die Nickel-Defense auf dem Feld steht, welche auf der Homepage der Chiefs bezeichnender Weise ohnehin als Basisformation erfasst ist.
    Dritter Mann im Bunde ist Ragland, ein 2016er Zweitrundenpick der Bills, der kurz vor der 2017er Saison zu den Chiefs kam, für sehr gute Arbeitseinstellung und harte Hits bekannt ist und seine Stärken eher gegen den Lauf hat.
    Die Starting-LB der Chiefs sind allesamt solide, aber nach den zuletzt gezeigten Leistungen auch keineswegs überragend. Das hat immerhin den Vorteil, dass die Backups dahinter kaum abfallen.
    Dies gilt insbesondere für Darron Lee als Neuverpflichtung. Der 2016er Erstrundenpick der Jets war seit der Mitte seiner Rookie-Saison Starter, was er auch bis 2018 blieb. Er erfüllte die Erwartungen zunächst nicht und wurde für 2016/17 zum Teil schon als „bust“ abgestempelt, bevor im 2018 dann doch ganz ordentlich spielte. Allerdings wurde er Anfang Dezember wegen „PED-Violations“ für vier Spiele gesperrt. Er könnte durchaus auch noch zum Starter werden.
    Lee hat jedenfalls die Nase vorn gegenüber dem letztjährigen Drittrundenpick Dorian O‘Daniel, der es aber ebenfalls in den Kader geschafft hat.
    Sehr erfreulich ist die Entwicklung des letztjährigen Rookie-Free-Agents Ben Nieman, der sich gut entwickelt hat, insbesondere durch hohe Motivation und sicheres Tackling auffällt und Backup als MLB ist. Was häufig übersehen wird, sind daneben seine überragenden Leistungen in den STs: Pro Football Focus (PFF) hat ihn im Vorjahr nach ihren Statistiken als den besten ST-Player der gesamten NFL ermittelt.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 11:07)

  • DB (#21 CB Bashaud Breeland, #35 CB Charvarius Ward, #29 CB Kendall Fuller,#39 CB Tremon Smith, #27 CB Rashad Fenton, [Keith Reaser] - #32 SS Tyrann Mathieu, #49 FS Daniel Sorenson,#22 FS Juan Thornhill, #23 SS Armani Watts, #24 SS Jordan Lucas)

    Zu den CBs:
    Die CBs sind nach bisherigem Stand der Schwachpunkt im Team der Chiefs. Das war schon im vergangenen Jahr so und hat sich mit dem Abgang von Steven Nelson, der von den Steelers einen überraschend gut dotierten Vertrag bekam, sogar noch weiter verschärft. Offizielle Starter sind voraussichtlich wohl zunächst einmal Charvarus Ward und Bashaud Breeland, aber hinter beiden stehen gewisse Fragezeichen:
    Breeland war ein 2014er Viertrundenpick der Redskins, wo er bis 2017 größtenteils Starter war. Anschließend unterschrieb er 2018 einen Dreijahresvertrag bei den Panthers, fiel aber durch den Gesundheitscheck, nachdem er sich am Fuß geschnitten und eine Infektion zugezogen hatte. Später spielte er – wohl auch aufgrund gesundheitlicher Probleme –mit lediglich gemischten Leistungen für die Packers und hat nun einen „Prove-it-Deal“ über ein Jahr bei den Chiefs abgeschlossen.
    Ward kam hingegen als ungedrafteter Rookie in 2018 zunächst zu den Cowboys, wo er einen guten Eindruck hinterließ, aber zu den Chiefs getradet wurde. Auch dort machte er im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte und hat sich nun – wenn auch bei mäßiger Konkurrenz – zum Starter vorgearbeitet. Spagnuolo schätzt vor allem seine Körpergröße. Gegen Ende der letzten Saison zeigte er gute Leistungen. Es bleibt abzuwarten, ob er hieran anknüpfen kann, wobei er noch sehr jung (23) ist, so dass durchaus auch Hoffnung auf weitere Steigerungen besteht.
    Geht man von der Nickel-Defense aus, dann ist Kendall Fuller der Dritte im Bunde. Er kam im Vorjahr von den Redskins zu den Chiefs und sollte wohl trotz seiner formalen Position als Nickelback faktisch der beste CB der Chiefs sein. Der 2016er Drittrundenpick galt schon vor dem Wechel als einer der besten Nickelbacks der Liga, konnte aber im Vorjahr die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Auch im Trainingscamp schien er (hoffentlich: noch) nicht in Topform zu sein.

    Mit Keith Reaser sucht man einen Hoffnungsträger vergeblich auf der Liste der CBs. Nachdem er die letzten beiden Jahre überwiegend auf der Practice Squad der Chiefs verbracht hatte, hatte er im Frühjahr bei den Orlando Apollos in der AAF auf sich aufmerksam gemacht. Aber ein Achillessehnenriss beendete Anfang August alle Hoffnungen für die 2019er Saison – er ist auf IR und fällt komplett aus.
    Kolportierte Versuche der Chiefs, einen starken #1-Cornerback zu verpflichten, waren in der Offseason nicht von Erfolg gekrönt. Entweder waren die Chiefs nicht bereit bzw. in der Lage, die gewünschten Gehälter zu bezahlen, oder die Verhandlungen wurden von den Spielern genutzt, um dem eigenen Club verbesserte Konditionen abzuringen. Damit stehen aktuell lediglich der 2018er Sechstrundenpick Tremon Smith – bislang hauptsächlich als ST-Player eingesetzt – und der 2019er Sechstrundenpick Rashad Fenton im Kader. Letzterer dürfte wohl nur im Notfall als CB zum Einsatz kommen. Etwas Mut macht, dass die Chiefs zuletzt sogar mit Mark Fields einen CB zu den Vikings getradet haben, obwohl man lange eher erwartet hatte, dass die Chiefs sich von den Vikings einen ertraden würden.
    Die größten Hoffnungen dürften auf dem in der Offseason verpflichteten Morris Claiborne ruhen. Er war der 2012er Erstrundenpick der Cowboys (#6 Overall) und von Anfang an ein Starter. Die letzten beiden Jahre spielte er bei den Jets. Er war durchweg ein guter, wenngleich nicht überragender CB, der zudem immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Er war vergleichsweise günstig (1,5 Mio. zuzüglich 1,5 Mio. möglicher Boni) für die Chiefs zu haben, auch weil er in den ersten vier Spielen wegen Verletzung der „substance abuse policy“ gesperrt ist.

    Zu den Safeties:
    Leider ist Publikumsliebling Eric Berry Geschichte. Er war sportlich wie charakterlich ein toller Typ, sportlich aber natürlich nur dann wertvoll, wenn er halbwegs gesund auf dem Feld stand, was leider viel zu selten der Fall war. Seine Karriere lässt sich im Grunde mit „ProBowl oder Totalausfall“ zusammenfassen, denn in neun Jahren stand er fünfmal im ProBowl und fiel vier Jahre praktisch komplett aus: Nach seiner guten 2010er Rookie-Saison (Ersatzspieler beim ProBowl) fiel er 2011 mit einem Kreuzbandriss komplett aus. Bezüglich der Saisons 2012 und 2013 erreichte er jeweils den ProBowl, bevor er 2014 mit einem bösartigen Tumor des Lymphsystems (Hodgkin-Lymphom) ausfiel und seine Karriere beendet schien. Aber schon 2015 hatte er die Krankheit überwunden, war die „Cinderella-Story“ der Saison, war Comeback Player of the year und erreichte erneut den Probowl. Letzteres erreichte er als Franchise Player auch in der 2016er-Saison, was mit einem Sechsjahresvertrag über 78 Mio. (40 Mio. garantiert) belohnt wurde. Im vielleicht besten Spiel seiner Karriere schaltete er zum Auftakt der 2017er-Saison den Patriots-TE Gronkowski nahezu völlig aus, bevor er sich gegen Spielende mit einem Achillessehnenriss erneut für die gesamte Saison verabschiedete. 2018 wurde schließlich das Haglund-Syndrom (in Form der Haglund-Exostose) festgestellt, eine (nicht im Zusammenhang mit dem Achillessehnenriss stehende) knöcherne Vergrößerung im Bereich des Achillessehnen-Ansatzes, die geradezu unerträgliche Schmerzen hervorrufen kann. Er war praktisch über die gesamte Saison als „day-to-day“ gelistet, konnte aber mangels ernsthafter Besserung lediglich in drei von 18 Spielen (inklusive Playoffs) zum Einsatz kommen. Da die Hoffnungen der Chiefs offenbar gering waren, wurde er im März entlassen und hat bis heute keinen neuen Verein gefunden.
    Trotz dieser traurigen Entwicklung sieht es bei den Safeties der Chiefs relativ gut aus. Man darf nicht vergessen, dass durch den Ausfall von Berry die Safety-Positionen eher eine Schwäche der Chiefs in 2018 waren. Das dürfte sich nun – vorbehaltlich erneuter Verletzungen – grundlegend ändern:
    Die Rolle von Berry soll nun – sowohl sportlich als auch als Team Leader – der „Honey Badger“ Tyrann Mathieu ausfüllen, der für 42 Mio./3 Jahre verpflichtet wurde. Er kam als 2013er Drittrundenpick der Cardinals in die Liga und galt eigentlich als Cornerback, wurde dann aber sogleich unter Bruce Arians zum Free Safety umfunktioniert, wobei er anfangs zugleich als Nickelback eingesetzt wurde. Bereits in seinem zweiten Spiel wurde er zum Starter. Die Saison endete für ihn aufgrund eines doppelten Kreuzbandrisses schon frühzeitig, aber er wurde von PFF gleichwohl zum first-team All-Pro als Slot-CB gewählt. Infolge der Verletzung auch Anfang der 2014er-Saison noch mit Trainingsrückstand, etablierte er sich Mitte der Saison wieder als Starter als Free Safety. 2015 erreichte er den Probowl und unterschrieb Anfang 2016 einen lukrativen Fünfjahresvertrag. Leider verletzte er sich zur Saisonmitte an der Schulter und war anschließend nicht mehr auf gewohntem Level. 2017 waren seine Leistungen wieder ordentlich, aber nicht seinem Gehalt entsprechend. Da er einen Paycut ablehnte, wurde er entlassen. Im letzten Jahr unterzeichnete er einen „Prove-it-Deal“ über ein Jahr (7 Mio.) bei den Texans, wo er auf 89 Tackles (+19 Assists), 3 Sacks, 8 abgewehrte Pässe und zwei INTs kam. Diese erfolgreiche Saison hat offenbar die Chiefs überzeugt, ihm noch einmal einen lukrativen Vertrag zu geben.
    Die Hoffnung war wohl, dass den anderen Safety-Spot der diesjährige Zweitrundenpick Juan Thornhill übernehmen sollte – jedenfalls gingen viele Kommentatoren hiervon als naheliegende Möglichkeit aus.Thornhill hat ohne Zweifel die nötigen „football instincts“ und hat seine Fähigkeiten als „ballhawk“ in Virginia unter Beweis gestellt, aber in der NFL muss man eben eine Defense lernen und Offenses lesen – und das zu lernen kostet Zeit.
    Jedenfalls zu Saisonbeginn scheint Daniel („Dirty Dan“) Sorenson noch die Nase vorn zu haben. Sorensen kam 2014 als ungedrafteter Rookie zu den Chiefs und schon in seiner ersten Saison in neun Spielen zum Einsatz. Durch die Verletzung von Eric Berry wurde er Anfang 2017 zum Starter und brachte ordentliche Leistungen. 2018 erlitt er kurz vor Saisonbeginn eine schwere Knieverletzung und verbrachte die halbe Saison auf IR. Danach kam er wieder zum Einsatz und brachte wechselhafte Leistungen. Er ist für viele Chiefs-Fans oft der Sündenbock, aber die Coaches sehen in ihm wohl eher einen soliden Profi.
    Ansonsten verfügen die Chiefs auf der Safety-Position mit Jordan Lucas (2016er Sechstrundenpick der Dolphins) und Armani Watts (2018er Viertrundenpick) noch über weitere Spieler, denen man einiges Talent nachsagt.

    Zusammenfassend muss man sich über die Safeties wohl (vorbehaltlich einer Verletzung von Mathieu) keine Sorgen machen. Dagegen haben die CBs auch in der Preseason nicht gut ausgesehen. Spekulationen über eine last-minute-Verpflichtung eines namhaften CBs haben sich nicht bewahrheitet – und mir ist auch nicht klar, wo man angesichts erfolgter und noch ausstehender Vertragsabschlüsse mit eigenen Top-Spielern wie Hill, Jones und (2020) Mahomes den Capspace dafür hernehmen sollte. Anders wäre es natürlich, wenn die Gespräche mit Jones zeitnah endgültig scheitern, was ich aber angesichts des wiederholt beiderseitig geäußerten Wunsches nach einer Verlängerung für unrealistisch halte. Immer denkbar ist natürlich die günstige Verpflichtung eines gecutteten Veteranen. Es wurde zuletzt sogar schon öffentlich spekuliert, coverstarke Safeties wie Mathieu mit CB-Vergangenheit als CBs einzusetzen. Ob das wirklich ernst zu nehmen ist, bleibt abzuwarten. Eine andere Überlegung ist, ob die Chiefs zumindest teilweise mit drei Safeties spielen. Ansonsten verbleibt die Hoffnung auf Morris Claiborne (ab Woche 5), der in der Preseason bei beschränkter Einsatzzeit einen guten Eindruck gemacht hat.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 11:15)

  • Special Teams
    #2 P/HDustin Colquitt, #7 Harrison Butker, #41 LS James Winchester, PR ???, KR ???

    Die Chiefs verfügen insgesamt über relativ gute Special Teams und konnten in den letzten Jahren in allen Bereichen gute Leistungen bringen. Hierfür dürfte insbesondere maßgeblich sein, dass die Chiefs über den m. E. besten ST-Coordinator der Liga verfügen und zudem bei der Zusammenstellung des Kaders auch über die reinen Spezialisten hinaus großen Wert auf Spieler legen, die vielseitig und insbesondere auch in den ST einsetzbar sind.
    Colquitt ist ein deutlich überdurchschnittlicher Punter – besonders wenn es darum geht, die Bälle innerhalb der gegnerischen Red Zone abzulegen. Im letzten Jahr kam er auf 44,9 yards/Punt, was exakt seinem Karriereschnitt entspricht. Allerdings musste er noch nie so selten punten (45 mal), was das Verdienst der Offense war. Im Camp hatte er zwar einen Konkurrenten (Fox), hat sich aber wohl klar durchgesetzt.
    Obwohl Hill der #1-Receiver ist, wird er offiziell als Punt Returner geführt. Er wäre vermutlich der beste PR/KR des Teams, aber aufgrund der Verletzungsgefahr vermute ich, dass eher sein offizieller Backup Mecole Hardman diese Rolle übernehmen wird. Wenn er die Bälle fängt, ist auch von ihm einiges zu erwarten. Als KR ist Tremon Smith eingeplant, wobei ich mir auch insoweit Hardman vorstellen könnte. Auf Hill würde man wohl eher in Notsituationen (oder in den Playoffs) zurückgreifen – ansonsten ist er für die Offense zu wichtig. Normalerweise sind CB Rashad Fenton und WR Byron Pringle weitere Kandidaten als Returner.
    K Harrison Butker war in seiner zweiten Saison mit 88,9 % der FGs und 94,2 % der XPs sogar geringfügig schlechter als in seiner ersten Saison (90,5 bzw. 100 %), hat aber im Kern seine Leistungen bestätigt und wurde – nach zwischenzeitlichem Signing der Tender Offer über 645.000 $ - mit einem Fünfjahresvertrag über 20,3 Mio. belohnt.
    Angesichts des hervorragenden ST-Coaches Toub rechne ich insgesamt auch weiterhin mit überdurchschnittlichen Leistungen der Chiefs in den Special Teams. Das ist ein erheblicher Pluspunkt, wobei die Bedeutung der Special Teams leicht unterschätzt wird.


    Sonstige
    # 20 CB Morris Claiborne (suspendiert, einsatzbereit ab Woche 5)
    # 80 WR Felton Davis (IR)
    # 12 WR Gehrig Dieter (IR)
    # 85 WR Davon Grayson (IR)
    # 47 OLB Darius Harris (NF-Injury)
    # 4 QB Chad Henne (IR)
    # 19 WR Marcus Kemp (IR)
    # 40 FB/TE John Lovett (IR)
    CB Keith Reaser (IR)
    # 57 DE Breeland Speaks (IR)
    WR/RB De’Anthony Thomas (suspendiert, einsatzbereit ab Woche 2)
    # 79 DE Tim Ward (NF-Injury)
    TE David Wells (IR)

    Practice Squad
    # 30 CB Alex Brown
    # 1 WR Jody Fortson
    # 48 TE Nick Keizer
    # 94 DE Cameron Malveaux
    # 38 RB Marcus Marshall
    # 45 CB Torry McTyer
    # 67 C Jimmy Murray
    # 9 QB Kyle Shurmur
    # 52 LB Emmanuel Smith
    # 83 WR Cody Thomson

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 11:24)

  • Schedule:
    #1 @ Jacksonville
    #2 @ Oakland
    #3 BALTIMORE
    #4 @ Detroit
    #5 INDIANAPOLIS
    #6 HOUSTON
    #7 @ Denver
    #8 GREEN BAY
    #9 MINNESOTA
    #10 @ Tennessee
    #11 @ Los Angeles Chargers
    #12 bye
    #13 OAKLAND
    #14 @ New England
    #15 DENVER
    #16 @ Chicago
    #17 LOS ANGELES CHARGERS

    Das Schedule ist m. E. sehr schwer. Mit der NFC North hat man für die Interconference-Spiele keine leichte Division erwischt. “Leichte” Gegner muss man mit der Lupe suchen. Am ehesten sind sie in den ersten Wochen zu erwarten. Es bleibt zu hoffen, dass die Chiefs gut aus den Startlöchern kommen und sich gleich mal ein gewisses Polster an Siegen verschaffen können.

    Prognose
    Die Offense hat keine echte Schwachstelle, einen der besten – möglicherweise den besten – QBs der NFL und mindestens drei hochgefährliche Anspielstationen, die jede Verteidigung gerne in Doppeldeckung nehmen würde. Weitere Spieler haben zumindest das Potential dazu. Andy Reid treibt die Gegner darüber hinaus mit einer Unzahl verschiedener Spielzüge in den Wahnsinn. Der Kader ist stark in der Spitze und hat eine enorme Breite (= Tiefe). Nach heutigem Stand fragt man sich, wie ein Gegner diese Offense überhaupt stoppen will.
    Natürlich kann sich das ändern. Man denke nur an das Verletzungspech der 49ers und Redskins im Vorjahr. Jeder Spielzug kann für jeden Spieler der letzte sein, für die Saison, vielleicht sogar für die gesamte Karriere. Die Offseason mit der Frage einer möglichen Inhaftierung oder zumindest Sperre von Tyreek Hill hat deutlich gemacht, dass Verletzungen nicht der einzige Grund dafür sind, weswegen Schlüsselspieler ausfallen können.
    Das alles sollte man im Hinterkopf behalten. Die Prognose hinsichtlich jedes Teams beruht im Grunde auf der Annahme, dass unersetzliche Schlüsselspieler nicht dauerhaft oder in den entscheidenden Spielen ausfallen.
    Ansonsten ist die einzige Sorge hinsichtlich der Chiefs-Offense, dass es den Patriots im CCG gelungen war, sie über drei Viertel relativ stark einzudämmen. Ich sehe darin aber bis zum Beweis des Gegenteils keinen Trend. Ebenso hat Mahomes im Rahmen seiner sehr beschränkten Einsätze in der Preseason einen guten Eindruck hinterlassen, so dass ihn zumindest annähernd auf Vorjahresniveau erwarte.
    Das ist aus meiner Sicht die beste Offense in der NFL, die an guten Tagen jeden Gegner überrollen kann.

    Völlig unklar ist hingegen, wo die Defense steht. Neue Trainer, neue Spieler, neues System – da fehlen einfach sinnvolle Erfahrungswerte. Als Leistungsträger sehe ich definitiv DT Chris Jones, der sich m. E. auch von der bislang (und möglicherweise dauerhaft) ungeklärten Vertragssituation nicht davon abhalten lassen wird, Leistung zu bringen. Starpotential haben natürlich DE Frank Clark und S Tyrann Mathieu, wobei immer die Gefahr eines Leistungsknicks nach Abschluss eines lukrativen Vertrages und/oder eines Vereinswechsels besteht.
    Von den Namen her erscheint die Defense eher schwächer als in den beiden Vorjahren – aber 2017 und 2018 hat man aus verschiedenen Gründen „die PS nicht auf die Straße gebracht“. Auch die Statistiken sind nicht immer aussagekräftig. So hatten die Chiefs zwar 2018 (gemeinsam mit den Steelers) die meisten Sacks (52), aber da die Gegner (notgedrungen) sehr viel auf Passspiel gesetzt haben, waren sie „nur“ auf Rang 8 in der sack percentage (7,6 %). Der Passrush (Jones, Ford, Houston) war also eine Stärke, wurde aber gleichwohl überschätzt. Umgekehrt haben die Chiefs 4.374 yards passing (#31) zugelassen, was katastrophal klingt. Aber das beruhte eben auch auf vielen Passspielzügen. Beispielsweise lag das gegnerische QB-Rating – bei allen Schwächen dieses statistischen Wertes – bei 92,7, womit die Chiefs (gemeinsam mit den Texans) immerhin #12 in der NFL waren – nicht großartig, aber doch solide. Zum Vergleich: Pat Mahomes hatte trotz der mäßigen Zahlen in den Playoffs insgesamt ein QB-Rating von 111,7!
    Auch nach anderen Durchschnittsstatistiken stand die Chiefs-Defense nicht so schlecht da, z. B. yards/Versuch (#16) oder Nettoyards/Passversuch (#12). Footballoutsiders hatte die Chiefs-Defense insgesamt nach ihrer Hauptstatistik (DVOA) auf #26, die Passverteidigung nur leicht unterdurchschnittlich. Kurioser Weise (und entgegen meinem subjektiven Eindruck) waren laut Footballoutsiders die Chiefs gegen die #1- und #2-Receiver der Gegner sogar überdurchschnittlich gut und hatten ihre Schwächen gegen die #3-Receiver, die TEs und die RBs. Möglicherweise waren daher die CBs gar nicht das Kernproblem, sondern die Safeties (Ausfall von Berry!) und die LB.
    Vielleicht gelingt es jetzt besser, das vorhandene Potential umzusetzen. Ich habe keine Zweifel an den Fähigkeiten von Spagnuolo als DC. Man hat in zwei Jahren den Umbruch vollzogen und (defensiv) einen relativ jungen Kader zusammen. Aus meiner Sicht sollte die D-Line leicht überdurchschnittlich, die LB durchschnittlich, die CB unterdurchschnittlich und die S überdurchschnittlich sein. Wenn die CBs nicht völlig versagen, sehe ich eine personell durchschnittlich besetzte Defense. Ein Pluspunkt ist aus meiner Sicht die außerordentliche Breite/Tiefe des Kaders, denn die Chiefs haben häufig noch Spieler als Backups, die bei anderen Teams Starter waren bzw. wären.

    Alles andere als überdurchschnittliche Leistungen der Special Teams wären für mich eine herbe Enttäuschung.

    Es widerspricht meiner Grundeinstellung, „Superbowl or Bust“ auszurufen. Das ist nicht meine Welt. Ich freue mich über jeden Sieg. In der NFL muss immer jemand verlieren, wo ein anderer gewinnt – es ist ein Nullsummenspiel. Die Chancen sind dank Draft und Salary Cap im Kern gleich. Daher ist grundsätzlich jede winning season ein Erfolg, erst Recht ein Erreichen der Playoffs.
    Gleichwohl bin ich optimistisch, wie ich es wohl in meinem gesamten Dasein als Chiefs-Fan (ab 1993) nie war, auch wenn die Jahre 1993/94 mit Joe Montana und einer starken Defense ebenfalls toll waren.
    Vorbehaltlich schwerer Verletzungen der Schlüsselspieler halte ich ein Ergebnis zwischen 10-6 und 14-2, im Mittel also um die 12 Siege für völlig realistisch, was hoffentlich für den #1- oder #2-Seed in der AFC ausreichen sollte. Manche Fans träumen schon von einer Perfect Season. Als Traum ist das schön, als Erwartungshaltung vermessen.
    Ich sehe kein Team, vor dem man sich fürchten müsste, aber die Patriots agieren bis zum Beweis des Gegenteils wohl auf Augenhöhe, und auch andere (z. B. die Steelers) haben komplette Teams zusammen.
    Dennoch: Man wagt es kaum auszusprechen, aber die Chiefs sind ein echter Superbowl-Contender.
    Allerdings sind mindestens die Chargers in der AFC West ein ebenfalls sehr starkes Team, so dass selbst der Divisionssieg – anders als für die Patriots – keineswegs sicher ist. Die Broncos sehe ich zwar insgesamt nicht als so stark an, aber sie haben weiterhin eine sehr gute Defense und können jedem ein Bein stellen. Von den Raiders hatte ich in der Offseason eine ganze Reihe von Schritten in die Richtige Richtung erwartet, aber alleine das Theater um Antonio Brown lässt gewaltig daran zweifeln. Sie sind m. E. noch mindestens ein Jahr davon entfernt, in höheren Regionen anzugreifen. Ich rechne daher wieder mit einem Zweikampf um den Titel in der AFC West, den die Chiefs hoffentlich gewinnen. Dann ist in den Playoffs alles möglich. Mit etwas Glück haben vielleicht in der Saison 2019 die Chiefs auch mal in knappen Spielen gegen andere Top-Teams die Nase vorn.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (8. September 2019 um 11:27)

  • Super Preview. In der AFC bin ich bei den Chiefs (und Browns). Ich hoffe, ihr versohlt den Pats mal den Hintern, wenn es drauf ankommt. Erst recht seit den heutigen News ...

  • Meinst du die Verpflichtung von Brown ?

    Ja. War ich bisher eher "neutral" den Pats gegenüber, finde ich diese Aktion voll daneben. Das stinkt mir zu sehr nach abgekartetem Spiel. In der AFC sehe ich außer den Chiefs niemanden, der den Pats mal ordentlich ans Bein treten kann. Und das auch nur an einem perfekten Tag, wenn ich mir die Chiefs D Leistung von gestern anschaue.

  • Vielen Dank an Chief für die hoch informative und ausführliche Preview. Hab´ sie mit Interesse gelesen. :thup:

    Ich vermute auch, dass man sich über die Offense wohl wenig Sorgen machen muss. Solange sie so funktioniert wie letztes Jahr, sind die Nachteile in der Defense noch zu vertreten. Gespannt bin ich wie sich der Honeybadger bei uns machen wird. Er gehörte zwar nie zu den schlechten DB´s in der NFl, an seine außergewöhnlichen Leistungen bei LSU konnte er aber nie so recht anknüpfen. Eine Verstärkung der secondary sollte er aber allemal sein.

    College Champion 1984: Brigham Young Cougars – Unbeaten & Untied.