• Die Impfpflicht gibt es doch schon für die Masern bei Kindern seit Anfang 2020. Zwar mit Einschränkung, aber die so gravierend sind, dass man ohne die Impfung das Kind sehr einschränken wird.

    Für Lehrer oder Erzieher ist eine Berufsausübung ohne Impfung auch nahezu unmöglich.


    Da halte ich ein "du darfst nicht in kulturelle Einrichtungen" für weniger eingreifen.

    Das von Dir angeführte Beispiel ist aber letztlich keine Impfpflicht. Das finde ich so dann durchaus akzeptabel, es gibt auch wahrlich keinen Grund sich der Masernimpfung zu verweigern. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass jeder Ungeimpfte gleiche Freiheiten haben soll, das sehe ich nämlich absolut nicht so. Ich finde nur den absoluten Zwang falsch.

    Individuelle Freiheitsrechte dürfen nicht eingeschränkt werden "egal, wie stark das Kollektiv betroffen ist"? Das halte ich schon für ein starkes Stück. Dann kann ich mir ja auch einen Kettenpanzer zulegen, um damit einkaufen zu fahren und dabei am besten mein Maschinengewehr auf dem Rücken tragen. Ist schließlich meine individuelle Freiheit, die durch ein betroffenes Kollektiv nicht eingeschränkt werden darf :madness Da würden mir jetzt noch 100 weitere Beispiele einfallen, warum individuelle Freiheit dort endet, wo die Freiheit der anderen Menschen beginnt.

    Sorry aber das starke Stück ist hier eher das zweckentfremden meiner Aussage. Die hatte mit Kettenpanzern nun nämlich nichts aber auch gar nichts zu tun sondern es bezog sich ganz konkret auf die Impfplicht und da ist das indivuduelle Freiheitsrecht eben ein hohes Gut, aber auch nur im dem Kontext "Impfzwang".

    Wir wollen jetzt das Impfproblem negieren, indem wir die Einwohnerstatistik in Frage stellen? Es geht ja hier nicht darum, ob wir 98% oder 99% Impfquote haben. Davon sind wir meilenweit entfernt.

    Nein aber wir wollen doch mal schauen ob sich wirklich 20 % der Erwachsenen nicht impfen lassen wollen. Ich kann nur aus eigener Beobachtung sagen, dass mich das stark wundern würde, da in meinem großen Bekanntenkreis praktisch jeder geimpft ist oder es vorhat oder gerade dabei ist (wartet auf die zweite Impfung). Gibt es Bevölkerungsgruppen die sich grundsätzlich verweigern? Sind diese groß? Mich wundert aktuell die Schärfe der Debatte im Verhältnis zu meinen eigenen Beobachtungen, nichts anderes habe ich gesagt und das unsere Ämter (nichts gegen Dich persönlich) hin und wieder mal gewaltig bei den Zahlen danebenliegen ist auch eine Möglichkeit.

    20 %, das wäre jeder 5te. Ich kann es mir wie gesagt aktuell einfach nicht vorstellen, dass dem so ist, ich würde es aber sehr schade finden wenn es am Ende wirklich bei 80 % endet, das wäre kein Ruhmesblatt für die Eigenverantwortung, das gebe ich dann unumwunden zu.

    Möglicherweise wird es im Herbst nochmal einen neuen Run geben wenn dann die Zahlen wieder steigen. Wie schätzt Du das im Bekanntenkreis ein d1sturbeD ? Wäre das eine Motivationshilfe für einige der lethargischeren Zeitgenossen?

  • Wurde ja hier glaub ich schon thematisiert, AGG und Hausrecht etc. Hatte Chief nicht dazu schon mal was ausgeführt?

    Ich habe nicht in Erinnerung, speziell zu diesem Thema etwas geschrieben zu haben. Aber ganz allgemein:

    Aus der Perspektive des Staates stellt sich die Frage, ob er beispielsweise eine Impfpflicht per Gesetz einführen dürfte.

    Grundsätzlich darf jeder tun und lassen, was er will. Das ist der Sinn der Grundrechte. Die Grundrechte sind sowohl von ihrer historischen Entwicklung als auch ihrer (zumindest primären) Intention nach Abwehrrechte gegen den Staat. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem "Dritten Reich" als totalitärem Staat hat man sie nicht umsonst an die Spitze des Grundgesetzes gestellt. Das Wesen der Freiheit liegt insbesondere darin, (in den Augen der anderen/Mehrheit) völlig blödsinnige Dinge tun zu dürfen.

    Gleichwohl sind Einschränkungen von Grundrechte durch Gesetz bzw. aufgrund von Gesetzen zulässig. Dies gilt allerdings nur, wenn 1. ein legitimer verfassungsrechtlicher Zweck verfolgt wird und 2. der Grundrechtseingriff verhältnismäßig ist, d. h. die Maßnahme muß zur Erreichung des Zwecks a) geeignet, b) erforderlich (= kein milderes, gleich geeignetes Mittel verfügbar) und c) angemessen (Eingriff steht nicht außer Verhältnis zum verfolgten Zweck) sein.

    Eine Impfpflicht stellt einen massiven Grundrechtseingriff dar. Es geht nicht nur um einen kleinen Nadelstich in die Schulter. Mit Impfungen sind Risiken verbunden, die prinzipiell bekannt sind. Bei neuartigen Impfverfahren/-stoffen haben wir zusätzlich das Risiko, dass sich unbekannte Gefahren und ggf. Langfristfolgen realisieren.

    Eine Impfpflicht ist nicht generell ausgeschlossen. Je mehr Erfahrungen man mit einem Impfstoff und einer Impfmethode hat, je geringer die Nebenwirkungen sind und je größer die Gefahr fehlender Impfung für die Allgemeinheit ist, desto eher kann man eine Impfpflicht in Betracht ziehen. Es ist in solchen Fällen schwer zu beurteilen, ob eine Corona-Impfpflicht vor dem Bundesverfassungsgericht standhalten würde. Ich hätte jedenfalls im Hinblick auf den derzeitigen Stand der Forschung und die sehr eingeschränkten Erfahrungen mit den Impfstoffen größte Bedenken.

    Unabhängig davon erscheint mir eine Impfpflicht auch politisch das falsche Signal zu sein. Das führt nur zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft.

    Soweit es nicht um eine Impfpflicht im formellen Sinne geht, sondern um Nachteile für Ungeimpfte, befindet man sich natürlich in einer Grauzone. Man kann erwägen, bestehende Einschränkungen für Geimpfte aufzuheben und für Ungeimpfte bestehen zu lassen. Aber das gilt nur, solange wirklich erhebliche Risiken bestehen. Es darf m. E. nicht auf einen faktischen Impfzwang im Sinne einer Bestrafung/Nötigung hinauslaufen.


    Eine völlig andere Frage ist, was private Anbieter tun dürfen. Zu Beginn meines Studiums war es noch relativ einfach - da wurde die Vertragsfreiheit noch als ein hohes Gut angesehen, und zwar im Hinblick auf ihre beiden Komponenten Vertragsabschlussfreiheit und Vertragsinhaltsfreiheit. Eine Differenzierung wäre also praktisch unter allen denkbaren Kriterien möglich gewesen.

    Ein Lehrbuchbeispiel aus dem ersten Semester: Eine türkische (für damalige Verhältnisse exotisch) Familie macht eine sonntägliche Wanderung. Nach Stunden kommen sie an einer Gaststätte vorbei und wollen etwas zu trinken bestellen. Der Gastwirt ist ein Neo-Nazi und sagt: Türken verkaufe ich nichts. Darf er das?

    Damalige Antwort: Grundsätzlich ja! Er darf Verträge schließen und nicht schließen, mit wem er will. Ausnahmefall: Wenn er ein de-facto-Monopol hat und der potentielle Vertragspartner auf ihn angewiesen ist, muss er ausnahmsweise zu den üblichen Konditionen einen Vertrag schließen. Wenn er also beispielsweise am Sonntag der einzige Gastwirt weit und breit ist, alle anderen Geschäfte geschlossen haben und der türkischen Familie Gefahr für Gesundheit oder gar Leben droht, dann muss er ihnen Getränke verkaufen. (Soweit die Theorie - ober das dann faktisch durchsetzbar wäre, steht auf einem anderen Blatt.).

    Heute hat man derartige Differenzierungen weitgehend verboten, z. B. durch das AGG. Allerdings verbietet auch das AGG nur "Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität". Daher vermute ich einfach mal, dass eine Differenzierung nach "geimpft" und "ungeimpft" grundsätzlich zulässig wäre. Das wird dann wieder kritisch, wenn sich jemand darauf beruft, wegen seiner Religion oder Weltanschauung eine Impfung abzulehnen. Hier eröffnet sich wieder eine Spielwiese für Juristen.

  • Sorry aber das starke Stück ist hier eher das zweckentfremden meiner Aussage.

    Du hast wortwörtlich geschrieben:

    aber ich bewerte individuelle Freiheitsrechte als ein unverhandelbares Gut, egal wie stark das Kollektiv betroffen ist.

    Wenn du mit individuellen Freiheitsrechten ausschließlich das Recht meinst, sich nicht impfen zu lassen, solltest du das auch schreiben.

  • Möglicherweise wird es im Herbst nochmal einen neuen Run geben wenn dann die Zahlen wieder steigen. Wie schätzt Du das im Bekanntenkreis ein d1sturbeD ? Wäre das eine Motivationshilfe für einige der lethargischeren Zeitgenossen?

    Wenn ich ehrlich bin glaub ich nicht, dass das bei denen aus meinem Bekanntenkreis da wirklich Bewegung rein bringen würde... Bei den meisten würde eher sowas a la "in den Biergarten darfst du nur als Geimpfter oder du musst den ganz ekelhaften Nasentest machen (kein Selbsttest)" funktionieren...

  • aber ich bewerte individuelle Freiheitsrechte als ein unverhandelbares Gut, egal wie stark das Kollektiv betroffen ist.

    Deine Bewertung der Freiheitsrechte ist allerdings nicht Verfassungskonform. Lt. Art 2 GG endet die persönliche Freiheit dort, wo die Rechte anderer eingeschränkt werden. Und das ist sehr wohl verhandelbar, ist es doch Aufgabe des Gesetzgebers festzulegen, wo die Rechte anderer beginnen und im Zweifelfall muss das Verfassungsgericht verhandeln, ob die Eingriffe in die persönliche Freiheit angemessen sind.

    Dieses immer wieder zu lesende Mantra von der unbegrenten Freiheit ist also schlicht und ergreifend nichts anderes als ein politischer Standpunkt und in meinen Augen ein ganz gefährlicher, wenn man das mal zuende denkt.

    Keep Pounding

  • Naja, man sollte dabei nur nicht vergessen das im Zeitraum Februar-Juli die Impfquote anfangs nun nicht so hoch war ... und selbst jetzt erst bei 50% liegt. Das relativiert es ziemlich und ist in meinen Augen etwas irreführend von der Art und Weise. Eine "belastbare" Erkenntnis lässt sich dadurch eher nicht gewinnen.

    Dennoch macht diese Statistik echt Hoffnung und ich hoffe wirklich das sich so viele wie möglich impfen lassen.

  • Naja, man sollte dabei nur nicht vergessen das im Zeitraum Februar-Juli die Impfquote anfangs nun nicht so hoch war ... und selbst jetzt erst bei 50% liegt. Das relativiert es ziemlich und ist in meinen Augen etwas irreführend von der Art und Weise. Eine "belastbare" Erkenntnis lässt sich dadurch eher nicht gewinnen.

    Dennoch macht diese Statistik echt Hoffnung und ich hoffe wirklich das sich so viele wie möglich impfen lassen.

    Ich verstehe nicht, warum das keine Aussagekraft haben soll und was das mit der Impfquote zu tun haben soll?

    Klar < 7000 symptomatisch infizierte sind keine hohe Grundgesamtheit, aber das ist nunmal das Problem was ein wirksamer Impfstoff mit sich bringt.

  • Ich sehe das etwas anders als einige hier. Sich nicht impfen zu lassen ist eben keine private, persönliche Entscheidung. Es gibt nur einen Bruchteil der Erwachsenen, wo eine Impfung nicht ohne weiteres möglich ist (Schwangere, Schwerkranke), aber diese sind für den Verlauf der Pandemie nicht entscheidend. Die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken ist ohne Impfung weitaus größer als mit (die eines schweren Verlaufs sowieso). Durch meine Entscheidung mich nicht impfen zu lassen, erhöhe ich somit automatisch das Risiko auch für alle anderen sich erneut anzustecken. Ein Impfschutz kann nie 100% sein, da jedes Immunsystem anders auf die Impfung reagiert. Die Länder, die hohe Durchimpfungsquoten haben (Israel, Gibraltar) haben zwar weiterhin Fälle, dafür aber nur sehr wenige schwere Verläufe oder Todesfälle.

    Sich nicht impfen zu lassen, obwohl dies möglich wäre, ist meiner Meinung nach daher ein egoistisches und nicht akzeptables Verhalten. Daher gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten damit umzugehen: Entweder die Impfung wird für Erwachsene zur Pflicht oder für Ungeimpfte gibt es Einschränkungen bei der gesellschaftlichen Teilhabe (Teilnahme an Veranstaltungen, Kinobesuch, PCR Test auf eigene Kosten). Da man Option 1 schon vor Beginn der Impfungen ausgeschlossen hatte (vielleicht verfrüht?), wird es wohl auf Option 2 hinauslaufen müssen.


    Mal unabhängig davon, ob eine Impfpflicht juristisch durchsetzbar wäre, stellt sich mir eine Frage zur Umsetzbarkeit des Ganzen:
    Sind alle geimpften Personen in einem zentralem Register vermerkt? Andernfalls wäre es doch im Grunde völlig unmöglich, die Ungeimpften überhaupt ausfindig zu machen oder vorzuladen.


  • Mal unabhängig davon, ob eine Impfpflicht juristisch durchsetzbar wäre, stellt sich mir eine Frage zur Umsetzbarkeit des Ganzen:
    Sind alle geimpften Personen in einem zentralem Register vermerkt? Andernfalls wäre es doch im Grunde völlig unmöglich, die Ungeimpften überhaupt ausfindig zu machen oder vorzuladen.

    Nein, ein zentrales Register mit personenbezogenen Daten zur Impfung gibt es bisher nicht. Theoretisch liegen diese Daten aber bei allen impfenden Stellen vor bzw. auch bei den überörtlich Zuständigen z.B. für die Impfzentren. Wenn man wirklich eine Impflicht einführen würde, müsste damit wohl eine Registrierung der Impfung stattfinden. Die Hürden wären sicherlich nicht unerheblich, daher gehe ich auch nicht davon aus, dass man dieses Fass nochmal aufmacht, nachdem man es seit Monaten ausschließt.

    Der Weg, den Druck über Einschränkungen für Ungeimpfte zu erhöhen, erscheint mir daher deutlich wahrscheinlicher. Selbst darüber ist man sich ja, aber derzeit nicht einig. Der künftige Bundeskanzler lehnt ja jedwede Einschränkung für Ungeimpfte ab (im Gegensatz etwa zu Söder). Er weiß natürlich auch, dass die 20 Mio. Ungeimpften im September auch wählen dürfen…

  • Das von Dir angeführte Beispiel ist aber letztlich keine Impfpflicht. Das finde ich so dann durchaus akzeptabel, es gibt auch wahrlich keinen Grund sich der Masernimpfung zu verweigern. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass jeder Ungeimpfte gleiche Freiheiten haben soll, das sehe ich nämlich absolut nicht so. Ich finde nur den absoluten Zwang falsch.

    Sorry aber das starke Stück ist hier eher das zweckentfremden meiner Aussage. Die hatte mit Kettenpanzern nun nämlich nichts aber auch gar nichts zu tun sondern es bezog sich ganz konkret auf die Impfplicht und da ist das indivuduelle Freiheitsrecht eben ein hohes Gut, aber auch nur im dem Kontext "Impfzwang".

    Nein aber wir wollen doch mal schauen ob sich wirklich 20 % der Erwachsenen nicht impfen lassen wollen. Ich kann nur aus eigener Beobachtung sagen, dass mich das stark wundern würde, da in meinem großen Bekanntenkreis praktisch jeder geimpft ist oder es vorhat oder gerade dabei ist (wartet auf die zweite Impfung). Gibt es Bevölkerungsgruppen die sich grundsätzlich verweigern? Sind diese groß? Mich wundert aktuell die Schärfe der Debatte im Verhältnis zu meinen eigenen Beobachtungen, nichts anderes habe ich gesagt und das unsere Ämter (nichts gegen Dich persönlich) hin und wieder mal gewaltig bei den Zahlen danebenliegen ist auch eine Möglichkeit.

    20 %, das wäre jeder 5te. Ich kann es mir wie gesagt aktuell einfach nicht vorstellen, dass dem so ist, ich würde es aber sehr schade finden wenn es am Ende wirklich bei 80 % endet, das wäre kein Ruhmesblatt für die Eigenverantwortung, das gebe ich dann unumwunden zu.

    Möglicherweise wird es im Herbst nochmal einen neuen Run geben wenn dann die Zahlen wieder steigen. Wie schätzt Du das im Bekanntenkreis ein d1sturbeD ? Wäre das eine Motivationshilfe für einige der lethargischeren Zeitgenossen?

    Wie divers ist denn Dein Bekanntenkreis? Wenn ich mich in meinem direkten Akademiker- Freundschafts - Kreis umgucke, haben wir eine Impfquote von 100 Prozent.

    Aber irgendwo müssen auch die 50 Prozent Ungeimpften sein. Und da wo die sind, sind in deren Wahrnehmung wahrscheinlich auch 100 Prozent ungeimpft

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Deine Bewertung der Freiheitsrechte ist allerdings nicht Verfassungskonform. Lt. Art 2 GG endet die persönliche Freiheit dort, wo die Rechte anderer eingeschränkt werden. Und das ist sehr wohl verhandelbar, ist es doch Aufgabe des Gesetzgebers festzulegen, wo die Rechte anderer beginnen und im Zweifelfall muss das Verfassungsgericht verhandeln, ob die Eingriffe in die persönliche Freiheit angemessen sind.

    Dieses immer wieder zu lesende Mantra von der unbegrenten Freiheit ist also schlicht und ergreifend nichts anderes als ein politischer Standpunkt und in meinen Augen ein ganz gefährlicher, wenn man das mal zuende denkt.

    Im Prinzip ist das weitgehend richtig, erweckt aber m. E. den falschen Eindruck, man dürfe Freiheiten nahezu beliebig aus politischen Gründen beschränken. Wenn man das dürfte, könnte man die Grundrechte auch gleich in die Tonne treten. Dann könnte die Mehrheit in der Demokratie machen, was sie will. Der Sinn der Grundrechte besteht aber gerade darin, den Einzelnen vor der Mehrheitsmacht zu schützen.

    Wo Du "dieses immer wieder zu lesende Mantra von der unbegren[z]ten Freiheit" hernimmst, ist mir ein Rätsel. Ich kenne niemanden, der solch einen Unsinn vertritt. Es gibt keine unbegrenzte Freiheit. Es kann schon deswegen keine unbegrenzte Freiheit geben, weil die Freiheit des einen früher oder später mit der Freiheit des anderen kollidiert. Insofern hat Du zwar Recht, aber nach meiner Wahrnehmung bekämpfst Du insoweit einen nicht existenten Gegner.

    Du hast auch Recht, dass der Gesetzgeber dort, wo Grundrechte kollidieren, eine Abwägung und einen Ausgleich herstellen sollte. Insoweit hat er auch einen relativ weiten Einschätzungs- und Gestaltungsspielraum. Richtig ist auch, dass letztlich das Bundesverfassungsgericht darüber entscheidet, ob der Grundrechtseingriff noch mit der Verfassung vereinbar ist oder nicht.

    Dennoch ist es wichtig, das Grundprinzip von der Ausnahme zu unterscheiden. Das Grundprinzip ist die Freiheit des Einzelnen. Die Ausnahme ist die Einschränkung dieser Freiheit. Die Einschränkung der Freiheit bedarf einer gesetzlichen Grundlage (sog. Gesetzesvorbehalt) und bedarf inhaltlich als Ausnahme der besonderen Begründung und Rechtfertigung. Auch wo Grundrechte unterschiedlicher Individuen kollidieren, muss man sich um eine allgemeine Regelung bemühen, die in der Summe der Anwendungsfälle möglichst viel individuelle Freiheit übrig lässt ("praktische Konkordanz" nach dem Verfassungsrechtler Konrad Hesse), auch wenn in der konkreten Kollisionssituation häufig im Ergebnis einer zurückstecken muss.

  • Dennoch ist es wichtig, das Grundprinzip von der Ausnahme zu unterscheiden. Das Grundprinzip ist die Freiheit des Einzelnen.

    ... solange es nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. Du kannst nicht einfach das halbe Grundprinzip weglassen.

    Keep Pounding

  • Dieser Ansatz gefiele mir gut. :thumbsup:

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  • Ich verstehe nicht, warum das keine Aussagekraft haben soll und was das mit der Impfquote zu tun haben soll

    Weil die Zahlen keinen Aufschluss darüber geben wie viele der knappen Million einen Impfschutz hatten ... das können 800.000, 250.000 oder auch nur 20.000 gewesen sein ... und dann eine riesige Prozentzahl hinzuschreiben ist eben ziemlich irreführend.

    Das Fazit mit den 90% ist ebenso wenig nachvollziehbar, auch wenn es in etwa hinkommen dürfte.

    Ich zweifle nicht die Tatsache an sondern ich kritisiere nur die Aufbereitung und die tatsächlich relevante Aussagekraft.

  • Weil die Zahlen keinen Aufschluss darüber geben wie viele der knappen Million einen Impfschutz hatten ... das können 800.000, 250.000 oder auch nur 20.000 gewesen sein ... und dann eine riesige Prozentzahl hinzuschreiben ist eben ziemlich irreführend.

    Von der "knappen Million" waren es 6125. Das kann dir hier jeder vorlesen. ;)

    Zitat

    Das Fazit mit den 90% ist ebenso wenig nachvollziehbar, auch wenn es in etwa hinkommen dürfte.

    Das ist eine beiläufige Information die, für mich nachvollziehbar, nicht aus vorliegenden Zahlen kommt.

    Zitat


    Ich zweifle nicht die Tatsache an sondern ich kritisiere nur die Aufbereitung und die tatsächlich relevante Aussagekraft.

    Nun ja. Ich sehe das zumindest anders.

  • Aber die allermeisten der "knappen Million" dürfte doch aufgetreten sein, als es hier in D noch gar keinen vollständigen Impfschutz geben konnte.

    Und in den letzten Monaten gab es eh ganz niedrige Inzidenzen. Von daher fänd ich die obigen Grafik bezogen nur auf die letzten beiden Monate z.B. deutlich aussagekräftiger.

    schaun mer mal

  • Von der "knappen Million" waren es 6125. Das kann dir hier jeder vorlesen. ;)

    Ich verstehe schon, was Darth-Cardus meint - ein anderes - sehr plakatives - Extrembeispiel wäre: In der ersten Welle letztes Jahr haben sich sogar 0% mit vollständigem Impfschutz angesteckt. Schon damals konnte man absehen, dass die Impfung Unglaubliches leisten wird. Und im Februar, der in dieser Statistik ja inbegriffen ist, gab es in Deutschland praktisch niemand, der vollständig geimpft war.

    Nichts desto trotz umfasst diese Statistik ja auch den Juli, und jetzt haben wir schon ne deutlich größere Impfquote. Ich finde die Statistik gibt einen guten Trend vor, interessanter sind aber die Zahlen wie sich das im Juli - September entwickeln wird. Und ich wette, dass man da ein ähnliches Bild sehen wird... ;)

  • Wie divers ist denn Dein Bekanntenkreis? Wenn ich mich in meinem direkten Akademiker- Freundschafts - Kreis umgucke, haben wir eine Impfquote von 100 Prozent.

    Aber irgendwo müssen auch die 50 Prozent Ungeimpften sein. Und da wo die sind, sind in deren Wahrnehmung wahrscheinlich auch 100 Prozent ungeimpft

    Schon ziemlich divers durch verschiedene soziale Schichten. Ich habe beruflich sowohl mit Lehrern, Hausmeistern, Verwaltungsangestellten, Küchenkräften usw. zu tun. Dort ist der allgemeine Tenor immer, dass der oder diejenige geimpft ist. Oftmals dreht sich der Smalltalk um mögliche Nebenwirkungen der Impfung usw.

    Ich hatte lediglich beobachtet, dass Astra Zeneca von 2 verschiedenen Hausmeistern stark abgelehnt wurde als Impfstoff zweiter Klasse. Aber sobald es die Chance auf Biontech gab haben die sich da bereitwillig draufgestürzt.

    Im privaten Freundeskreis sowie in der Nachbarschaft ist es weniger divers, sondern eher gutbürgerlich. Dort ist die Quote aber auch annähernd 100 %. Ich habe lediglich einen Freund im Freundeskreis, der früher starke Herzprobleme hatte und deswegen Angst vor der Biontech-Impfung hat. Das ist dann aber auch wirklich der einzige Fall von bestimmt 100 Leuten und das ist durchaus ein Stück weit nachvollziehbar bei der Medienberichterstattung zu den Nebenwirkungen (als ob es die bei anderen Impfungen nie gab).

  • aber ich bewerte individuelle Freiheitsrechte als ein unverhandelbares Gut, egal wie stark das Kollektiv betroffen ist.

    Das mag deine persönliche Meinung sein, ist aber nicht geltendes Recht.

    Beispiel: Das Nichtraucherschutzgesetz schränkt deine individuelle Freiheit ein, am Arbeitsplatz zu rauchen. Das ganze passiert auf Grundlage eines Gesetzes und hat einen guten Grund.

  • Schon ziemlich divers durch verschiedene soziale Schichten. Ich habe beruflich sowohl mit Lehrern, Hausmeistern, Verwaltungsangestellten, Küchenkräften usw. zu tun. Dort ist der allgemeine Tenor immer, dass der oder diejenige geimpft ist. Oftmals dreht sich der Smalltalk um mögliche Nebenwirkungen der Impfung usw.

    Ich hatte lediglich beobachtet, dass Astra Zeneca von 2 verschiedenen Hausmeistern stark abgelehnt wurde als Impfstoff zweiter Klasse. Aber sobald es die Chance auf Biontech gab haben die sich da bereitwillig draufgestürzt.

    Im privaten Freundeskreis sowie in der Nachbarschaft ist es weniger divers, sondern eher gutbürgerlich. Dort ist die Quote aber auch annähernd 100 %. Ich habe lediglich einen Freund im Freundeskreis, der früher starke Herzprobleme hatte und deswegen Angst vor der Biontech-Impfung hat. Das ist dann aber auch wirklich der einzige Fall von bestimmt 100 Leuten und das ist durchaus ein Stück weit nachvollziehbar bei der Medienberichterstattung zu den Nebenwirkungen (als ob es die bei anderen Impfungen nie gab).

    Die Argumentation von Leuten mit echter Angst aufgrund von Vorerkrankungen, schlechter Erfahrungen etc. lasse ich alle gelten. Das ist für mich überhaupt kein Problem.

    Aber wie gesagt: eine Nachbarin von mir ist der Prototyp-Fall von 0.0 Grund, sich nicht impfen zu lassen. Dafür aber für jeden Scheiß empfänglich, der kein größeres Nachdenken erfordert und Akademikern gegenüber sowieso skeptisch gegenüber.

    Aber hauptsache 3 x Urlaub im Süden jedes Jahr. Solche Leute bekommst Du nur über schmerzliche Konsequenzen.

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Aber wie gesagt: eine Nachbarin von mir ist der Prototyp-Fall von 0.0 Grund, sich nicht impfen zu lassen. Dafür aber für jeden Scheiß empfänglich, der kein größeres Nachdenken erfordert und Akademikern gegenüber sowieso skeptisch gegenüber.

    Aber hauptsache 3 x Urlaub im Süden jedes Jahr. Solche Leute bekommst Du nur über schmerzliche Konsequenzen.

    Wir haben im erweiterten Bekanntenkreis eine Frau, die sagt: wenn ihr Arbeitgeber Impfpflicht einführt, wird sie lieber arbeitslos. Wie willst Du so jemanden kriegen?

  • Wir haben im erweiterten Bekanntenkreis eine Frau, die sagt: wenn ihr Arbeitgeber Impfpflicht einführt, wird sie lieber arbeitslos. Wie willst Du so jemanden kriegen?

    Bei uns im Kindergarten ist auch ne Mutter (Altenpflegerin) die gekündigt hat weil sie weder ne Maske tragen noch sich impfen lassen will.

    Die größere Tochter geht seit 1,5 Jahren nicht mehr zur Schule weil sie keine Maske tragen soll

  • aber ich bewerte individuelle Freiheitsrechte als ein unverhandelbares Gut, egal wie stark das Kollektiv betroffen ist.

    Zusätzlich zu dem was Takeshi sagt, was passiert denn wenn das eine individuelle Freiheitsrecht - ich vermute wir reden hier über das Recht auf körperliche Unversehrtheit - das individuelle Freiheitsrecht, bspw. das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Anderen einschränkt? Hierfür gibt es eine Gesetzgebung und die schränkt immer auch deine individuellen Freiheitsrechte ein..

  • Wir haben im erweiterten Bekanntenkreis eine Frau, die sagt: wenn ihr Arbeitgeber Impfpflicht einführt, wird sie lieber arbeitslos. Wie willst Du so jemanden kriegen?

    Mit Arbeitslosigkeit.

    Maulheldentum

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Maulheldentum

    This

    Meine Frau erzählte mir auch neulich von einer Kollegin, die wochenlang Stimmung gegen impfen machte und vor kurzem meiner Frau kleinlaut offenbarte, dass sie sich nun doch impfen lies.