Nach dem Superbowl ist vor der Offseason. Daher versuche ich, einmal die Ausgangslage zusammen zu fassen.
Die Salary Cap der NFL für 2020 wird zwischen 196,8 Mio. $ und 201,2 Mio. $ erwartet. OTC kalkuliert derzeit mit knapp 198,27 Mio.
Nach aktuellem Stand zählen
DE Frank Clark mit 22,7 Mio.,
WR Sammy Watkins mit 21,0 Mio.,
WR Tyreek Hill mit 17,65 Mio.,
S Tyrann Mathieu mit 16,33 Mio.,
LT Eric Fisher mit 15,23 Mio.,
LB Anthony Hitchens mit 12,6 Mio.,
TE Travis Kelce mit 11,22 Mio.,
Mitchell Schwartz mit 10,82 Mio.,
RG Laurent Duvernay-Tardif mit 9,0 Mio.,
DE Alex Okafor mit 7,2 Mio.
LB Damien Wilson mit 5,38 Mio.
QB Patrick Mahomes mit 5,23 Mio.,
S Daniel Sorensen mit 4,75 Mio.,
OT Cameron Erving mit 4,68 Mio.
gegen die Salary Cap. Hinzu kommen jetzt schon 8,2 Mio. dead money, darunter 8 Mio. für Eric Berry. Das alleine wären ca. 172 Mio. für gerade einmal 14 aktive Spieler, obwohl QB Pat Mahomes derzeit quasi noch zum Schnäppchenpreis spielt. Würde man ihn zu einem realistischen Preis von 40 Mio. rechnen, dann hätten die Chiefs ihren gesamten Cap Space schon mehr als aufgebraucht. Man erkennt schon, wo das Problem liegt.
Hinzu kommt, dass die Chiefs 24 Free Agents haben. Die wichtigsten sind:
DL Chris Jones
Beide Seiten befinden sich schon lange in Vertragsverhandlungen. Man hat nicht den Eindruck, dass eine Annäherung stattgefunden hätte. Das Kernproblem soll Gerüchten zufolge sein, dass in der derzeitigen NFL Defensive Ends signifikant mehr Geld bekommen als Defensive Tackles. Die Chiefs sehen Jones als DT und sind wohl bereit, ihm für diese Position ein Top-Gehalt zu zahlen, wenngleich wohl nicht in einer Größenordnung wie Rams-DT Aaron Donald (135 Mio./6 Jahre). Jones sieht sich aber als DE und möchte ein Gehalt in einer Größenordnung, wie es Frank Clark in der letzten Offseason bekommen hat (104 Mio. für 5 Jahre). Nach aktuellen Schätzungen wird Chris Jones im FA-Markt auf gut 19 Mio. pro Jahr taxiert, also gut 95 Mio. für 5 Jahre. Ob die Chiefs sich das leisten können, ist fraglich. Hinzu kommt, dass DC Steve Spagnuolo in der Vergangenheit auf DT mit eher unbekannteren (und deutlich billigeren) Spielern gearbeitet hat und DE Frank Clark sein Wunschspieler gewesen sein soll.
CB Kendall Fuller
Fuller kam im Trade für QB Alex Smith aus Washington und galt als einer der besten Slot-CBs in der NFL. Aber er hatte Verletzungsprobleme und wurde von den Chiefs zuletzt vermehrt als Safety eingesetzt. Es wird erwartet, dass er die Chiefs verlässt.
DB Bashaud Breeland
Breeland hatte einen One-year-prove-it-deal mit den Chiefs abgeschlossen. Er stand in ca. 82,5 % aller Snaps auf dem Platz, wobei seine statistischen Zahlen nicht sonderlich gut waren.
DT Mike Pennel
Pennel kam im Oktober nach seiner Entlassung bei den Patriots zu den Chiefs. Gerade in den Playoffs kam er durchaus zu einiger Einsatzzeit und hat seine Stärken gegen den Lauf. Da er vermutlich nicht teuer sein wird, könnte er durchaus bei den Chiefs bleiben.
RB LeSean McCoy
McCoy kam nach seiner überraschenden Entlassung bei den Bills zu Saisonbeginn zu den Chiefs, wo er schnell die Rolle des Starters übernahm. Nach anfänglich guten Zahlen war von ihm in der zweiten Saisonhälfte kaum noch etwas zu sehen. Er war in einigen Spielen inaktiv, ohne dass ein klarer Grund dafür erkennbar wäre. Nach meinem Eindruck geht seine Karriere zu Ende.
DE Emmanuel Ogbah
Ogbah kam vor der Saison im Trade von den Browns. In der ersten Saisonhälfte war er mit 5,5 Sacks der erfolgreichste Pass-Rusher in einer bis zu diesem Zeitpunkt eher schwachen Chiefs-Defense. Anschließend landete er mit einem gerissenen Brustmuskel auf IR. Wenn er wieder gesund ist, wird es sicher Interessenten für ihn geben.
WR DeMarcus Robinson
Robinson hat immer mal wieder gute Spiele gezeigt, aber keine konstant guten Leistungen. Natürlich hatte er es hinter Hill und Watkins auch nicht leicht. Sein viertes Jahr war mit 32 catches für 449 yards zugleich sein bestes. Er wird ein Team suchen und finden, das auf ihn baut und ihm ein schönes Gehalt zahlt.
QB Chad Henne/QB Matt Moore
Henne war eigentlich als Backup für Mahomes vorgesehen, aber verletzungsbedingt übernahm schließlich Moore diese Rolle. Beide sind mit 35 bzw. 36 Jahren nicht mehr ganz jung. Vielleicht bleibt einer von beiden als Backup, vielleicht holt man einen Externen. Aus Kostengründen werden sich die Chiefs kaum beide leisten können, wobei Moore mit ca. 1 Mio. schon zum Schnäppchenpreis gespielt hat.
OG Andrew Wylie
Wylie ist ein Exclusive Right Free Agent, so dass die Chiefs ihn mit einer vergleichsweise niedrigen „tender offer“ für ein Jahr halten können. Solange er gesund war, war er der Starter auf LG, so dass dieser Move eigentlich ein „no brainer“ sein sollte.
DE Terrell Suggs
Suggs kam nach verletzungsbedingten Ausfällen zum Saisonende zu den Chiefs und war ohnehin nur als kurzfristige Lösung vorgesehen. Es ist zu vermuten, dass er seine Karriere beendet.
RB Spencer Ware
Ex-Chief Ware war eigentlich schon ausgemustert, bevor er zum Saisonende nach verletzungsbedingten Ausfällen erneut verpflichtet wurde. Auch bei ihm dürfte die Perspektive für einen längerfristigen Verbleib bei den Chiefs marginal sein.
OG Stefen Wisniewski
Wisniewski wurde gegen Ende der Saison wegen verletzungsbedingten Ausfällen in der O-Line verpflichtet und war der Ersatzmann für Wylie auf LG. Es erscheint aber eher fraglich, ob er eine Perspektive bei den Chiefs hat.
LB Reggie Ragland
Ragland war ein 2016er Zweitrundenpick der Bills und kam 2017 für einen Viertrundenpick zu den Chiefs. Er hat seine Stärken gegen den Lauf und hatte seinen Roster Spot zuletzt sicher. Aber da sein großer Durchbruch ausgeblieben ist und ich bei den LB eine Schwäche der Chiefs sehe, könnte er leicht ersetzt werden.
LB Darron Lee
Lee kam von den Jets, hatte einen Einjahresvertrag und gehört zur Gruppe der schwächelnden LB. Auch er steht eher auf der Kippe.
CB Morris Claiborne
Claiborne war aus meiner Sicht eine Verstärkung für die Passverteidigung der Chiefs. Aber auch er hatte nur einen Einjahresvertrag, und es erscheint fraglich, ob sich die Chiefs seine Dienste weiter leisten können.
Prioritäten
Die Chiefs würden gerne die Verträge mit DL Chris Jones und (vorzeitig) mit QB Pat Mahomes verlängern. Aber die Verhandlungen mit Jones waren bislang erfolglos, und bei Mahomes wird erwartet, dass er mindestens 40 Mio. jährlich bekommen wird.
Da stellt sich die Frage, wo man überhaupt Geld einsparen kann. Die Möglichkeiten sind sehr begrenzt:
DE Frank Clark, WR Tyreek Hill, S Tyrann Mathieu, RT Mitchell Schwartz wird man schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht cutten können, weil das nur Cap Space kosten würde; außerdem kommt das auch sportlich nicht ernsthaft in Betracht. Sportlich käme es weit eher bei LB Anthony Hitchens in Betracht, der gemessen an seinem Gehalt eine Enttäuschung ist, aber auch bei ihm würde ein Cut (geringfügig) Cap Space kosten, was m. E. keinen Sinn ergibt.
Top-Kandidat für einen Cut ist WR Sammy Watkins, bei dem man 14 Mio. einsparen könnte (7 Mio. dead money). Er hat zwar kürzlich geäußert, dass es die beste Entscheidung seines Lebens gewesen sei, zu den Chiefs zu wechseln, und er hat zumindest angedeutet, dass er zu etwas Gehaltsverzicht bereit wäre – aber letztlich fehlen den Chiefs die sinnvollen Alternativen, um Cap Space zu generieren.
Ein cut von LT Eric Fisher würde zwar 6,3 Mio. einsparen (bei 8,9 Mio. dead money), aber da sehe ich schon in Ermangelung eines sportlichen Ersatzes im Moment nicht, dass das passieren wird.
Ein Cut von TE Travis Kelce würde zwar knapp 7,3 Mio. einsparen (bei gut 3,9 Mio. dead money), aber das erscheint mir aus sportlichen Gründen fernliegend.
Laurent Duvernay-Tardif hatte m. E. Schon bessere Jahre. Sein cut würde 5 Mio. einsparen (bei 4 Mio. dead money). Aber auch hier bräuchte man erst einmal eine sportliche Alternative.
Ein Cut von DE Alex Okafor würde 3,2 Mio. einsparen (bei 4 Mio. dead money). Er war verletzt, hat aber davon ordentlich gespielt und wurde erst vor der abgelaufenen Saison verpflichtet.
Wirtschaftlich interessanter wäre ein Cut von LB Damien Wilson, der 4,5 Mio. einsparen würde (bei knapp 0,9 Mio. dead money).
Ein weiterer Cut-Kandidat ist S Daniel Sorensen (Sparpotential 3,75 Mio. bei 1 Mio. dead money). Dafür spricht, dass er schon vor der Saison ein Cut-Kandidat war und man mit Tyrann Mathieu und Juan Thornhill zwei gute Safeties hat. Andererseits hat Sorenson gerade in der zweiten Saisonhälfte starke Leistungen gezeigt. Selbst wenn es nicht bei den Chiefs sein sollte, dürfte seine Karriere in der NFL weitergehen.
Aus weiterer Cut-Kandidat sollte Cameron Erving sein (Sparpotential 3,2 Mio. bei 1,4 Mio. dead money). Für einen Backup-OL ist er m. E. einfach zu teuer, auch wenn er sehr flexibel einsetzbar ist.
Auch wenn es noch ein paar Monate bis zur Draft sind:
Nach derzeitigem Stand haben die Chiefs in den ersten fünf Runden der 2020er Draft jeweils einen Pick – als SB-Champion naturgemäß grundsätzlich am Rundenende.