Alkoholkonsum (und seine Folgen)

  • Bisher fehlt dazu ein Thema und ich halte es für gesellschaftlich wichtig sich darüber auszutauschen. Dazu haben mich das Hören von Podcasts gebracht, wo unkritisch über übermäßigen Alkoholkonsum geredet wird (gemischtes Hack) bzw auch gerechtfertigt wird ("gehört zum Stadionbesuch dazu" Fußball-Podcasts) oder auch dafür geworben wird ohne irgendwelche Warnhinweise (Footballerei).

    Was die Folgen von Alkoholkonsum betrifft, gibt es schon etliche Studienergebnisse, die aber bisher, meiner Meinung nach, nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind im Gegensatz zum Rauchen.

    Es enstehen volkswirtschaftliche Schäden
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/68…koholmissbrauch
    https://www.gesetzlichekrankenkassen.de/info/aktuelles…holkonsums.html
    durch Arbeitsaufall, Gesundheitsschäden, Straftaten (jede 10. unter Alkoholeinfluss)

    Nun kann man einwenden, dass der Staat und die Wirtschaft daran verdienen und das stimmt ja auch, aber gerade die Staatskassen machen dabei Verluste, die nicht von den rund 3 Milliarden € Einnahmen gedeckt werden. Die einzigen, die daran wirklich verdienen, sind die Produzenten und Werbetreibenden, die aber in keinster Weise für Schäden aufkommen.

    Weiterhin gibt es auch Aussagen, dass ein Glas Rotweim am abend irgendwelchen Erkrankungen vorbeugen soll, aber das gilt nur im Vergleich zu anderen Alkoholika. Kein Alokohl beugt am besten gegen Erkrankungen vor.
    http://www.euro.who.int/de/health-topi…-study-confirms
    https://www.zeit.de/wissen/gesundh…hung-grenzwerte


    Natürlich habe ich auch Alokohl getrunken und konnte als Jugendlicher es kaum erwarten endlich mein erstes Bier zu trinken. Das hat sich dann auch fortgesetzt mit den ersten Abschüssen und mit regelmäßigen Bierkonsum im Orchester auf Dorffesten. Nach einer Zeit ohne Bier konnte ich auch keins mehr runter bekommen und komm auch seitdem an Pilse nicht mehr ran. Aktuell trink ich maximal ein Bier pro Woche und/oder ein Glas Whiskey, Southern Comfort o.ä.


    Wenn ich aber dann sehe, dass manche Leute ihr Feierabendbier "brauchen" oder ich in der Kaufhalle eine Mutter mit Kind sehe, die 4 Kästen Bier wegbringt und neue holt oder Kollegen/Bekannte mittleren Alters mit ihren Konsum prahlen, stimmt mich das nachdenklich. Auch im TV wird immer mit einen guten Lebensgefühl bei Bier und harten Sache geworben ohne dass dazu ein Disclaimer gezeigt wird. Bei Werbung für Tabakprodukte hat man ja nun inzwischen das Werbeverbot fast komplett durchgesetzt. Bei Alkohol ist die einzige Einschränkung, glaube ich, dass es erst ab einer bestimmten Uhrzeit gesendet werden darf. In der Kaufhalle, vor allem Discountern, sind die Verkaufsmeter mit Bier, Wein und Spirituosen mindestens so lang, wie die für Süßigkeiten und nichtmal halb so groß, wie die für Gemüse und Obst. Ist vielleicht übertrieben, aber ich denke, ihr wisst worauf ich hinaus will. Alkohol ist ständig present und das viel zu oft unkritisch.


    Mein Plädoyer ist, dass dort auch ein Umdenken stattfinden muss und auch der gleiche Weg wie bei Tabak gegangen werden soll.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Mein Plädoyer ist, dass dort auch ein Umdenken stattfinden muss und auch der gleiche Weg wie bei Tabak gegangen werden soll.

    Dieses Passivtrinken ist gesellschaftlich so gefährlich und unvermeidbar, ich werde schon fahruntauglich, wenn jemand in fünf Metern Entfernung ein Bier aufmacht. :rolleyes:

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Man hört zum Thema Alkohol (und anderen Rauschmitteln) ja immer wieder den schönen Satz "Ich kann jederzeit aufhören". Ich habe das vor 5 Jahren durchgezogen und seitdem geht es mir deutlich besser. Kann ich nur empfehlen.

    Keep Pounding

  • Dieses Passivtrinken ist gesellschaftlich so gefährlich und unvermeidbar, ich werde schon fahruntauglich, wenn jemand in fünf Metern Entfernung ein Bier aufmacht. :rolleyes:

    War davon irgendwie die Rede? Mir ging es um die Ständige Präsenz von Alokhol und den unkritischen Umgang damit. Steht auch im Text. :rolleyes:

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Man hört zum Thema Alkohol (und anderen Rauschmitteln) ja immer wieder den schönen Satz "Ich kann jederzeit aufhören". Ich habe das vor 5 Jahren durchgezogen und seitdem geht es mir deutlich besser. Kann ich nur empfehlen.

    Das ist ja auch schön. Aber man kann viel zu leicht damit anfangen.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • War davon irgendwie die Rede? Mir ging es um die Ständige Präsenz von Alokhol und den unkritischen Umgang damit. Steht auch im Text. :rolleyes:

    Der Grund, warum Tabak zurückgedrängt wurde, ist allerdings nicht die Gefahr für einen selbst, die jeder freiwillig eingeht, sondern die Beschädigung seiner Mitmenschen durch Passivrauchen. Daher ergibt ein Vergleich mit Tabak aus dieser Perspektive wenig Sinn.
    Warum hat eigentlich jeder das innere Bedürfnis, einem erklären zu müssen, wie gut es einem ohne Fleisch/Tierprodukte/Alkohol/Tabak etc. geht? Als ob das irgendein Argument wäre.
    Der gesellschaftliche Alkholkonsum geht derzeit zudem sowieso von selbst runter, sehe also keine Veranlassung für den Staat, da nachhelfen zu müssen.

    Beverly Hills 90210, Cleveland Browns 3

  • Mit der Weigerung der Einführung einer Lebensmittelampel, den laschensten Tabakgesetzen EU-weit sowie der geringen Alkoholsteuer die erwiesenermaßen einen signifikanten Gesundheitsruck in der Bevölkerung hervorrufen würde, beschlich mich damals schon das Gefühl, dass es da entweder eine intensive Lobby geben muss die die Entscheidungsträger in Berlin korrumpiert oder, und das glaube ich eher, somit die Belastung in der Rentenkasse bewusst niedergier hält indem man die Bevölkerung nicht bewusst weiter vergesundet und somit nicht noch länger altern lässt.

    Grude Theorie? :madness

    Insbesondere die Lebensmittelampelablehnungsbegründung schien mir stark an den Haaren herbeigezogen.

  • Danke! Sehr interessantes, vielschichtiges und natürlich auch kontroverses Thema. Die Volksdroge Alkohol. Ich hoffe auf eine gute Diskussion, werde dazu auch gerne beitragen.

  • Mit der Weigerung der Einführung einer Lebensmittelampel, den laschensten Tabakgesetzen EU-weit sowie der geringen Alkoholsteuer die erwiesenermaßen einen signifikanten Gesundheitsruck in der Bevölkerung hervorrufen würde, beschlich mich damals schon das Gefühl, dass es da entweder eine intensive Lobby geben muss die die Entscheidungsträger in Berlin korrumpiert oder, und das glaube ich eher, somit die Belastung in der Rentenkasse bewusst niedergier hält indem man die Bevölkerung nicht bewusst weiter vergesundet und somit nicht noch länger altern lässt.

    Grude Theorie? :madness

    Insbesondere die Lebensmittelampelablehnungsbegründung schien mir stark an den Haaren herbeigezogen.

    Bei Alkoholischen Getränken gibt es ja noch nicht mal die Pflicht die Inhaltstoffe und Nährwerte anzugeben.
    Ok bei Mischgetränken schon ,aber nicht bei Hochprozentigen.

    Und ihr solltet nicht glauben das Wodka nach russischem original Rezept von Oma gemacht wird.

  • Das Hauptproblem ( mal von der direkten Krankheit Alkoholismus abgesehen ) ist das Gleiche wie aktuell bei Corona. Es liegt in der Verantwortung des Einzelnen wie er damit umgeht. Manche können das richtig gut und andere eher schlecht. Aber das liegt eben auch an jedem selbst. Wiege ich 100 kg oder 150 kg ? Esse ich jeden Tag viel Zucker oder wenig ? Trinke ich ein Bier oder acht ? Bewege ich mich regelmäßig oder nur vom Bett auf die Couch ?
    Ich bin kein Freund davon, das alles staatlich zu regeln. Jeder muss selbst wissen, was er mit seinem Leben macht

  • Aber für Corona wird keine Werbung gemacht und da verdient auch keine große Industrie bisher damit. Hier wird eben für ein Suchtmittel unkritisch geworben. Und es entstehen nun mal nicht nur Schäden bzw Nachteile beim Konsumenten.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Spannendes Thema.
    Es gibt ja gerade ein interessantes Experiment in Südafrika, wo im Kampf gegen die Pandemie ein Verbot von Alkohol und Tabak ausgesprochen wurde. Hier ein Artikel aus der taz von Ende April.

    Zitat von taz

    JOHANNESBURG taz | Mit seiner Ausgangssperre gegen das Coronavirus will Südafrika zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Es geht nicht nur um das unsichtbare Virus, sondern auch um den nur allzu sichtbaren Alkoholismus, der in Südafrika so viele Tote durch Krankheiten, Verkehrsunfälle, Mord und Gewalt fordert, dass das Land weltweit mit an der Spitze der Verbrechensstatistiken steht und 10.000 Menschen pro Jahr an alkoholbedingten Krankheiten sterben.
    Seit fünf Wochen herrscht jetzt nicht nur Ausgangssperre, sondern auch ein Verbot des Alkoholverkaufs. Die erste Folge war vorhersehbar: Die bestehenden Ladenbestände an alkoholischen Getränken wurden geplündert, teils in Zusammenarbeit mit als korrupt bekannten Polizisten.

    Die zweite Folge: ein Schwarzmarkt für Alkohol sowie die ebenfalls verbotenen Tabakwaren entstand, trotz angedrohter Haftstrafen. Beim Vorgehen dagegen hat es Übergriffe von Polizisten und Soldaten gegeben, allerdings auch von Konsumenten mit erhöhtem Rauschpegel.
    Der Getränkewirtschaftsverband der bevölkerungsreichsten Provinz Gauteng, „Gauteng Liquor Forum“, zog daher vor das Verfassungsgericht. Das Alkoholverbot sei „das Epizentrum der Probleme unserer Kunden“, so der Verband, der 20.000 Unternehmer vertritt, einschließlich der als „shebeens“ bekannten informellen Township-Bars. Diese Geschäftsleute hätten jetzt kein Einkommen.

    Auch Südafrikas Bierverband hat Präsident Cyril Ramaphosa aufgefordert, das Verbot aufzuheben. Aber er lehnt das ab. „Die Einschränkungen werden bleiben“, erklärte das Büro der Präsidentschaft, und die Staatsanwaltschaft trat der Klage des Gauteng-Verbandes offiziell entgegen: „Alkohol ist an sich kein lebenswichtiges Gut, sondern tatsächlich ein Hindernis im Kampf gegen das Coronavirus“, so ihre Stellungnahme.
    Der nationale Coronavirus-Rat NCCC (National Coronavirus Command Council) steht hinter dem Alkoholverbot, das nachweislich bereits zu einem Rückgang von Gewaltkriminalität und Straßenunfällen geführt habe. Dies entlaste Krankenhäuser und Notaufnahmen und vergrößere damit die Kapazitäten zur Behandlung von Covid-19-Patienten.

    Mit aktuell 3.635 bestätigten Infektionsfällen und 65 Toten ist Südafrika das am stärksten von der Pandemie betroffene Land Afrikas hinter Ägypten. „Die Erfahrungen aus dem Rest der Welt zeigen uns, dass Krankenhäuser darauf vorbereitet sein müssen, große Zahlen an Covid-19-Patienten aufzunehmen, zu behandeln und sie von nichtinfizierten Patienten zu isolieren“, so das NCCC.
    Laut Polizeiminister Bheki Cele gab es im vergangenen Monat nur noch 94 Morde in Südafrika, verglichen mit 326 im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Vergewaltigungen seien von 699 auf 101 zurückgegangen, gewaltsame Überfälle von 2.673 auf 456. Laut Verkehrsminister Fikile Mbalul starben im österlichen Straßenverkehr dieses Jahr nur 28 Menschen – Ostern 2019 waren es 162.

    Das finde ich durchaus bemerkenswert.

  • Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber in meiner Jugend auf dem Land war Alkohol allgegenwärtig. Mein erstes Bier habe ich mit 13 auf einem Polterabend getrunken, bei dem es zwar mehrere Gäste in meinem Alter gab, allerdings keine alkoholfreien Getränke. Es war auch mit 14 oder 15 nie ein Problem an Alkohol zu kommen, egal ob in Kneipen, auf Festen oder im Einzelhandel. Ich war echt überrascht, als mich mit 17 mal jemand nach meinem Ausweis fragte, als ich in der Stadt mal ein Bier bestellte. Alkohol gab es zu allen Gelegenheiten, unter der Woche nach dem Fußballtraining, Sonntagnachmittag, wenn die Erste spielte, wenn ich auf dem Bau ausgeholfen habe morgens um 11 usw. Besonders hübsch waren Hochzeiten, boten sie doch mit grün holen, Blumen und Kränze machen, Kranz aufhängen, Polterabend, Hochzeit und abkränzen gleich 6 Gelegenheiten zum gemeinschaftlichen Alkoholkonsum. Gab auch keinen von einem Kumpels, der nicht getrunken hat.

    Keep Pounding

  • Der Grund, warum Tabak zurückgedrängt wurde, ist allerdings nicht die Gefahr für einen selbst, die jeder freiwillig eingeht, sondern die Beschädigung seiner Mitmenschen durch Passivrauchen. Daher ergibt ein Vergleich mit Tabak aus dieser Perspektive wenig Sinn.

    Spätestens wenn du siehst wie viele Menschen dann besoffen ins Auto einsteigen solltest du erkennen dass auch Alkohol eine Beschädigung von Mitmenschen zur Folge haben kann. Aber für den reinen Konsum im öffentlichen Bereich hinkt der Vergleich etwas, da gebe ich dir recht.

    Es liegt in der Verantwortung des Einzelnen wie er damit umgeht. Manche können das richtig gut und andere eher schlecht. Aber das liegt eben auch an jedem selbst. ...
    Ich bin kein Freund davon, das alles staatlich zu regeln. Jeder muss selbst wissen, was er mit seinem Leben macht

    Gerade bei Rauschmitteln ist aber die Eigenverantwortung (auch durch Suchtpotential sowie sogar Veranlagungen) nochmals anders zu beurteilen finde ich. Ich denke es geht hier auch keinem um ein Verbot, sondern um Massnahmen die Bevölkerung zu einem bewussteren und verantwortlicheren Umgang zu bringen. Das können neben (auch schon vorhandenen) Werbebeschränkungen durchaus auch Kampagnen sein die auf die Folgen hinweisen oder vor allem eben auch eine höhere Steuer und damit höherer Preise.

  • Warum beim Alkohol aufhören? Alle Genussmittel (z.B. Süßigkeiten) gehören reglementiert - not.

    Seid mir nicht böse, aber da beim Alkohol meines Wissens nach kein "Passiv-Konsum" entsteht welcher andere Menschen gefährdet, sehe ich hier keinen Anlass, dass der Staat eingreifen muss. Klar sollten wir uns alle gesund ernähren, Alkohol, Fleisch, Süßigkeiten uvm so gut als möglich meiden - aber irgendwo gibt es auch etwas, dass sich "Eigenverantwortung" nennt. Man kann halt niemanden zwingen, gesund zu leben und nicht zu saufen, so wie man auch niemanden zwingen kann, nicht Spielsüchtig, Gamesüchtig, Sexsüchtig usw zu werden.

    Ich persönlich würde mich schon sehr in meiner Freiheit eingeschränkt sehen, wenn das Bier mit Freunden plötzlich reglementiert wird. Von Alkopops und dem ganzen Scheiß, der auf die Jugend abzielt halte ich zwar auch wenig, aber hier haben mMn die Eltern die Verantwortung. Kinder/Jugendliche sollten schon in die richtige Richtung erzogen werden (können), auch wenn das leichter gesagt ist wie getan.

    Ich seh jedoch auch, dass man in der Lebensmittelbranche endlich einheitlich Herkunft & Qualität einführen sollte, damit der Konsument nicht getäuscht wird von Aufmachung und Co. - das ist aber eine andere Baustelle.

    Einmal editiert, zuletzt von ExMem021 (29. Mai 2020 um 13:28)

  • Warum beim Alkohol aufhören? Alle Genussmittel (z.B. Süßigkeiten) gehören reglementiert - not.

    Seid mir nicht böse, aber da beim Alkohol meines Wissens nach kein "Passiv-Konsum" entsteht welcher andere Menschen gefährdet, sehe ich hier keinen Anlass, dass der Staat eingreifen muss. Klar sollten wir uns alle gesund ernähren, Alkohol, Fleisch, Süßigkeiten uvm so gut als möglich meiden - aber irgendwo gibt es auch etwas, dass sich "Eigenverantwortung" nennt. Man kann halt niemanden zwingen, gesund zu leben und nicht zu saufen, so wie man auch niemanden zwingen kann, nicht Spielsüchtig, Gamesüchtig, Sexsüchtig usw zu werden.

    Ich persönlich würde mich schon sehr in meiner Freiheit eingeschränkt sehen, wenn das Bier mit Freunden plötzlich reglementiert wird. Von Alkopops und dem ganzen Scheiß, der auf die Jugend abzielt halte ich zwar auch wenig, aber hier haben mMn die Eltern die Verantwortung. Kinder/Jugendliche sollten schon in die richtige Richtung erzogen werden (können), auch wenn das leichter gesagt ist wie getan.

    Ich seh jedoch auch, dass man in der Lebensmittelbranche endlich einheitlich Herkunft & Qualität einführen sollte, damit der Konsument nicht getäuscht wird von Aufmachung und Co.

    Wer sagt was davon, dass er Verkauf reglementiert werden soll? Ist er außerdem schon durch das Mindestalter bei Abgabe. Aber eine höhere Besteuerung und Werbebeschränkungen sind keine Reglementierung, die dich in deiner Freiheit einschränken.

    Dass es hier keinen direkten "Passiv-Konsum" gibt, liegt zwar auf der Hand, aber es entstehen genug andere Schäden durch Alkoholkonsum (siehe Ausgangspost). Durch Zuckerrausch entstehen meines Wissens nach keine oder kaum Straftaten. Die Industrie ist natürlich an keinerlei Einschränkungen interessiert.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Warum hat eigentlich jeder das innere Bedürfnis, einem erklären zu müssen, wie gut es einem ohne Fleisch/Tierprodukte/Alkohol/Tabak etc. geht? Als ob das irgendein Argument wäre.

    Ich glaube gar nicht das das so sehr ein inneres Bedürfnis ist, sondern eher die Reaktion auf den ständigen Druck sich rechtfertigen zu müssen.

    Als meine Tochter noch klein war hatte ich Hemmungen Alkohol zu trinken wenn sie dabei war. Da bin ich gerade bei Familienfeiern immer wieder in die Situation geraten das ich mich rechtfertigen musste warum ich nicht einen mittrinke.

    Seit ich vor 4 Jahren vom Tabakrauchen aufs Dampfen umgestiegen bin muss ich mir deutlich öfter anhören wie ungesund das ist als noch uu Raucherzeiten.

    Und ganz extrem ist es seit ich vor einem guten halben Jahr auf vegane Ernährung umgestiegen bin. Auf einmal ist jeder der sich sich sonst hauptsächlich von Burgern, Döner, Currywurst und Pizza ernährt zum Ernährungsexperten geworden der mir erklären will welche Nährstoffe mir alle fehlen.

    Ich versuche bewusst nicht anderen ständig zu erkären wie gut es mir ohne Tierprodukte geht, aber da ich ständig darauf angesprochen werde, bleibt mir ja keine andere Wahl.

  • In Schweden (ich weiß einige User beginnen jetzt zu hyperventilieren :mrgreen: ) ist der Verkauf von Alkohol mit mehr als 3,5 Vol% ja komplett in staatlicher Hand (Systembloaget) und dieser ist dort um einiges teurer als bei uns. Auch haben die Schweden ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Alkohol. Zum Beispiel ist das Glas Wein oder Bier zum Abendessen verpönt. Da wurden wir teilweise schräg angeschaut. Waren die Kollegen aus Schweden allerdings in Deutschland, so haben sie beim Abendessen erst ein Mal ein Bier geordert. Alkohol von Montag bis Donnerstag geht für Viele in Schweden gar nicht, aber am Wochenende wird dann exzessiv "gesoffen".


    siehe auch: Alkohol in Schweden

    Wer sagt was davon, dass er Verkauf reglementiert werden soll? Ist er außerdem schon durch das Mindestalter bei Abgabe. Aber eine höhere Besteuerung und Werbebeschränkungen sind keine Reglementierung, die dich in deiner Freiheit einschränken.


    Es gibt in der Tat einige Genussmittel, die eigentlich zu günstig sind. Neben Alkohol und Tabak, sind dies m.E. in erster Linie stark zuckerhaltige Lebensmittel und Getränke sowie Fleisch und Wurst. Da hierdurch unser Gesundheitssystem stark belastet wird, sollte dieses über eine entsprechende Besteuerung (zumindest teilweise) gegenfinanziert werden.

    Einmal editiert, zuletzt von El_hombre (29. Mai 2020 um 13:05)

  • Mir ging es um die Eigenverantwortung

    Moment. Bei Alkohol und Tabak geht das sicherlich. Beiden Lebensmitteln mit der Weigerung der Einführung einer Lebensmittelampel aber nicht. Es geht erstmal um das Möglichmachen der Kunden ihre Verantwortung selbst wahrnehmen zu können und das auf einfache Art und Weise in Form einer Ampel.
    Als ernährungsbewusster und sportlicher Mensch würde ich sehr gern in Eigenverantwortung meinen Einkaufswagen füllen. Jedoch gelingt das nur, wenn ich weiß wie viele Inhaltsstoffe von Salz, Fette, Zucker und Co. drin sind und ich die Grenzen der WHO kenne. Sind die eigentlich von Produkt zu Produktkategorie (Getränke, Grundnahrungsmittel, Spirituosen) gleich oder wird es unterschiedlich gewertet? Zucker ist ja zB auch nicht gleich Zucker.

    Es ginge wenn man nur wolle. Doch ich fühle mich mit der aktuellen Regelung im Supermarkt bei der Wahl der Produkte nach Kategorisierung der Inhaltsstoffe so, als wenn man im Straßenverkehr die Regelung aufstellen würde "Sie haben Vorfahrt, außer es kommt blauer LKW von rechts, während es schneit und schon dunkel ist. Verwirrend und in dieser Hinsicht nicht verbraucherfreundlich, wenngleich es wichtig ist, dass die Inhaltsstoffe angegeben sein müssen.

  • ... aber irgendwo gibt es auch etwas, dass sich "Eigenverantwortung" nennt. Man kann halt niemanden zwingen, gesund zu leben und nicht zu saufen, so wie man auch niemanden zwingen kann, nicht Spielsüchtig, Gamesüchtig, Sexsüchtig usw zu werden.

    Das ist ja ein beliebtes Argument, was immer wieder im Zusammenhang mit der Einschränkung von irgendwas gemacht wird. Ob nun Corona, Alkohol, Geschwindigkeitsbegrenzungen usw..
    Aber wirklich "durchgezogen " würde Verantwortung an den Einzelnen zu übertragen eben mehr bedeuten, als im Freiheiten zu übergeben. Dann müssen auch die Folgen und das Risiko des Handelns übertragen werden.

    Und nein, bevor dass falsch herüber kommt: Das ist kein System, welches ich befürworte. Aber genau deswegen finde ich Eingriffe von aussen in bestimmte persönliche "Freiheits-"rechte völlig in Ordnung.

  • Von einem Komplettverbot oder Einschränkungen beim Verkauf halte ich nicht viel, auch weil die Beispiele anderer Länder zeigen, dass das eher kontraproduktiv ist.

    Die Prohibition in den USA führte zum Entstehen eines riesigen Schwarzmarktes, von dem in erster Linie die Mafia profitierte. Bei einem völligen Alkoholverbot würde sich der Konsum wahrscheinlich auch eher in Richtung harte Alkoholika entwickeln. Es ist leichter eine Flasche Schnaps einzuschmuggeln, als einen Kasten Bier.

    Die beschränkte Ausschank für britische Pubs bis 22 Uhr führte dazu, dass "Druckbetankung" ein fester Bestandteil der britischen Trinkkultur geworden ist.
    Und in den nordeuropäischen Ländern mit extrem hohen Steuern auf Alkohol soll Schwarzbrennerei weit verbreitet sein.

    Ich bin da eher für einen offenen Umgang mit dem Thema und einer intelligenten Steuerung durch Reduzierung der Präsenz (Werbeverbot) und ein Preisniveau das irgendwo zwischen dem in Deutschland und dem in nordeuropäischen Ländern liegt. Alkohol ist hierzulande zu billig. Es ist erschreckend, für wie wenig Geld man sich hier abschießen kann.

  • Was ich beim Trinken nie verstanden habe ist dieses "Trinken um des Trinkens Willen". Dieses Selbstverständnis, dass man sich quasi selbst aus dem Leben pflastern muss. Das ganze gepaart mit einem gewissen Gruppeneffekt, wo dann permanent einer verschwindet und dann mit 20 Bier/Schnäpsen wiederkommt. Furchtbar. Ja, ich trinke gerne mal etwas und wenn der Abend mal gut läuft und es total nett ist, dann kann das auch mal "ausarten" (wobei das äußerst selten vorkommt und mein Körper irgendwann dann auch selber abschaltet). Aber das wäre für mich niemals etwas, was ich mir schon "vornehmen" würde oder als "Zwangsläufigkeit" akzeptieren würde.
    Ich hatte mal eine Freundin, deren Eltern in einem kleinen Dorf im Münsterland lebten. Was die sich da am Wochenende reingepfeffert haben, war jenseits von Gut und Böse. Und dann unter den fadenscheinigsten Gründen ("Der Cousin der Schwester des Nachbarn vom Bauern nebenan hat gestern 2 Kälbchen auf die Welt gebracht....") Sorry: dann sollte man sich nicht auch noch fadenscheinige Gründe suchen, um sich volllaufen zu lassen!

    Dann mach ich eben mein eigenes Forum auf...mit Blackjack und Nutten!

  • Als meine Tochter noch klein war hatte ich Hemmungen Alkohol zu trinken wenn sie dabei war. Da bin ich gerade bei Familienfeiern immer wieder in die Situation geraten das ich mich rechtfertigen musste warum ich nicht einen mittrinke.

    Das kann ich gut nachvollziehen, denn mir ging es genauso.

    Ich war jemand der eigentlich nie "nein" zu einem Bierchen gesagt hat, war "Gesellschaftstrinker" mit guter Laune. Irgendwann ist dann das tägliche Feierabendbier immer "wichtiger" geworden und ich habe schon auch mal aus Frust getrunken, um Stress abzubauen (das dritte Kind war knapp vor der Geburt und den Job habe ich dann auch kurz später gewechselt). Als ich das realisiert habe hab ich (interessanterweise genau heute vor 3 Jahren) mal die Notbremse gezogen und von heute auf morgen das Trinken komplett aufgehört um aus dem Trott rauszukommen. Und auch im Freundeskreis so mitgeteilt, einfach dass sich keiner wundert. Es war dann unglaublich wie oft ich auch von guten Freunden immer wieder gehört habe "aber eins geht doch schon", "naja, aber heute wo wir uns endlich mal wieder sehen", etc. - da merkt man erstmal wie "normal" das einerseits ist, aber auch wie groß der gesellschaftliche Druck sein kann.

    Mittlerweile trinke ich "kontrolliert", d.h. ich habe mir Regeln auferlegt (nicht alleine, nicht aus Frust, nicht öfter als 2mal die Woche, nicht mehr als 3 Bier) und das funktioniert super als "Zwischenweg" für mich.

  • Was hab' ich ein Glück, ich kann Bier nicht ausstehen :D

    Außer ein gutes Colaweizen natürlich :tongue2: - aber das mische ich mir dann alkoholfrei und mit Coke Zero :bier::xmargevic

    Ansonsten alle Jubejahre mal ein Glas Sekt oder Wein, wenn sich ein Anlass findet. Im Alltag keinen Tropfen, noch nie - wozu auch? :madness

    Minnesota Vikings 2022:

    13-5 - one and done. Meh.

  • Verbote klares nein - damit erreicht man nur das Gegenteil bzw. fördert illegale Strukturen
    mehr Aufklärung und höhere Steuern auf hochprozentigen Alkohol klares ja - würde meiner Meinung nach ähnlich wie beim Rauchen dazu führen das der Konsum stark zurückgeht

  • Verbote klares nein - damit erreicht man nur das Gegenteil bzw. fördert illegale Strukturen
    mehr Aufklärung und höhere Steuern auf hochprozentigen Alkohol klares ja - würde meiner Meinung nach ähnlich wie beim Rauchen dazu führen das der Konsum stark zurückgeht

    Nicht nur hochprozentiges. Bier bekommt man für weniger als 50 Cent die Flasche inklusive Pfand und ist als Einstieg damit viel zu günstig.

    "Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt ... Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen." - Arthur Schopenhauer

  • Das Grundthema des Threads finde ich persönlich interessant und die Folgen des Alkoholkonsums sind sicherlich alles andere als positiv. Aus persönlichen Gesprächen heraus glaube ich übrigens, dass heute sogar tendenziell deutlich weniger getrunken wird als früher. Im Handwerk beispielsweise war es früher üblich während der Arbeit Bier zu trinken, ein Autohaus in dem ich früher gearbeitet hatte galt damals scherzhaft als "Kneipe die auch Autos repariert".

    Die diskutierten Maßnahmen, nämlich Erhöhung der Alkoholsteuer, Werbeverbot und weitere Aufklärung halte ich für überlegenswert. In Deutschland ist Alkohol tatsächlich verhältnismäßig günstig, sollte man da aber zu deutlich erhöhen dann wird als Folge dessen die Schwarzbrennerei vermutlich wirklich erstarken. Das dürfte recht schnell gehen und ist dann eher noch gefährlich, weil dabei immer wieder gepanschter Alkohol entsteht, dessen Konsum leider tödlich enden kann.
    Ein Werbeverbot würde sicherlich Sinn machen, da denke ich gibt es wenig Argumente dagegen. Man sollte vielleicht noch einmal nach den Erfahrungen beim Thema Zigaretten schauen, ob es da Studien gibt welche Wirkung Werbeverbote erzielt haben.
    Aufklärungskampagnen gibt es ja schon etliche, inwieweit ein Ausbau da wirklich hilfreich ist sollen Fachleute beurteilen. Ich bezweifele ob da dann viel auch wirklich viel hilft oder ob die relevanten Zielgruppen dann schlichtweg wegschalten.

    Im Zuge der Alkoholdiskussion finde ich es aber auch wichtig festzuhalten, dass es eben auch ein Recht auf Unvernunft gibt. Diese persönliche Freiheit muss man jedem zugestehen, denn ansonsten stellt sich auch die pragmatische Frage wo fange ich an und wo höre ich auf? Ich selbst habe mal rund 1,5 Jahre fast keinen Zucker gegessen und dass war erstens gar nicht einfach weil das Zeug wirklich fast überall in rauhen Mengen drin ist und zweitens habe ich festgestellt, dass das in jedem Fall auch eine Art Droge ist, denn es hat Einfluss auf das Belohnungszentrum im Gehirn und die Folgen von übermäßigem Konsum sind ebenfalls mit volkswirtschaftlich hohen Kosten verbunden.

    Dann gibt es auch noch viele weitere ungesunde Verhaltensweisen wie Bewegungsmangel, Lichtmangel, Schlafmangel, ungesunder Tag- Nacht-Rhythmus, zuviel Sport, zuwenig Sport, Spielsucht, Magersucht, diverse weitere psychische Themen, da kommt man an kein Ende wenn man zuviel vorschreiben bzw. angehen will, was im persönlichen Entscheidungsbereich liegt. Dazu kommt, dass es eben auch persönliche Freiheit gibt und dass ist auch gut so :)