Hochseesegeln

Endergebnis:

1. Yannich Bestaven 80d 3h 44m (inklusive 10h 15m Zeitgutschrift)
2. Charlie Dalin 80d 6h 15m
3. Louis Burton 80d 10h 25m
4. Thomas Ruyant 80d 15h 22m

Boris Herrmann befindet sich aktuell 24 nm vor dem Ziel und sollte am späten Vormittag ankommen. Mit Zeitgutschrift sollte er dann knapp hinter Ruyant auf dem 5 Platz landen. Extrem ärgerlich, so ein Unfall kurz vorm Ziel. Aber wie @Bilbo schon sagte, mehr als Platz 2 hätte es nicht werden können.

Entscheidend für den Sieg Bestavens war am Ende die nördliche Option, die er bei den Azoren gewählt hat. Das war auch die Variante, die bei der virtuallen Regatta die schnellste war. Neben guten stabilen Winden aus der richtigen Richtung war der Vorteil einfach, dass man direkt Richtung Ziel steuern konnte und nicht wie Dalin kurz vorm Ziel noch dreimal wenden muss.

Glückwunsch an Yannick Bestaven und sein Team von der Maitre Coq IV. Er war über weite Strecken der überlegene Segler und ohne das Flautenpech vor der brasilianischen Küste wäre sein Sieg viel deutlicher ausgefallen. Ein verdienter Sieger.

Noch 0 bis 6250 nm bis zum Ziel

Zitat von Bilbo

Bei NDR Info kam gerade die Information das alle Warnsysteme nicht Alarm geschlagen hatten und es daher zur Kollision gekommen ist.

Er hat daraufhin Mast und Boot soweit gesichert das er mit reduzierter Fahrt weiter fahren kann.

Das ganze nochmal direkt von Boris:

Boris Zieleinfahrt jetzt live:

Jean Le Cam ist gerade auch im Ziel nd hat sich dank Zeitgutschrift noch an Boris Herrmann vorbei auf den vierten Platz geschoben. Dadurch ergibt sich folgendes Ranking.

1. Yannich Bestaven 80d 3h 44m (inklusive 10h 15m Zeitgutschrift)
2. Charlie Dalin 80d 6h 15m
3. Louis Burton 80d 10h 25m
4 Jean Le Cam 80d 13h 44m (inklusive 16h 15m Zeitgutschrift)
5. Boris Herrmann 80d 14h 59m (inklusive 6h Zeitgutschrift)
6. Thomas Ruyant 80d 15h 22m
7. Damien Seguin 80d 21h 58m
8. Giancarlo Pedote 80d 22h 42m

17 Boote sind noch auf See, die hoffentlich ohne größere Zwischenfälle in den nächsten Tagen bzw. Wochen das Ziel erreichen.

Ich schreib morgen nochmal ein Schlußfazit, werde jetzt aber aufhören, im Dreistundentakt auf den Tracker und in die News zu schauen. Die anderen Finisher werde ich noch nachtragen, werde dabei aber wohl nicht mehr tagesaktuell sein.

Wer wie die Blöd erst jetzt aufs Thema aufspringt hat eine ganze Menge verpasst und wird es auch nicht schaffen seinen Lesern zu vermitteln, was da passiert ist. Den Gedanken hatte ich vorgestern auch beim NDR-Livestream. Da segelt ein Boot bei Dunkelheit alleine über eine Ziellinie und die Kommentatoren erzählen dann was von so spannend wie nie. Das ist für jemanden, der erst an Tag 80 zur Vendee Globe kommt einfach nicht greifbar.

Als ich vor knapp 3 Monaten das Thema Segeln hier im Forum angesprchen habe, hätte ich nicht damit gerechnet, dass sich so eine Dynamik daraus entwickelt. Ehrlich gesagt habe ich nicht geglaubt, dass die Sportart hier noch jemand anderen außer mir interessiert.

Boris Herrmann ist ja hier in Odenburg aufgewachsen, weshalb ich schon recht früh durch die Lokalpresse auf ihn aufmerksam geworden bin. Nach seinem Sieg im Portimao Ocean Race 2009 hatte ich ihn dann fest im Blick und das Barcelona World Race 2010 war das erste Rennen, dass ich regelmäßig am Tracker verfolgt habe. Seitdem habe ich immer mal wieder recherchiert, welche Projekte Boris gerade am Laufen hat. Seit ich vor etwa 2 Jahren mitbekommen habe, dass er es endlich geschafft hat, eine Vendee Globe Kampagne auf die Beine zu stellen, habe ich auf den Start der Regatta hingefiebert. Nebenbei habe ich mich in den letzten 10 Jahren mit sehr überschaubarem Erfolg sporadisch in der e-Sport Variante des Offshorssegelns versucht. Auch wenn ich da nie ein Rennen gewinnen werde, habe ich dadurch doch eine ganze Menge über Windsysteme, Winkel, Taktiken etc gelernt. Ist wahrscheinlich vergleichbar mit dem Lerneffekt den Madden beim Football bringt.

Als hier die Frage aufkam, ob ich die Community auf dem Laufenden halten kann, dachte ich mir so, dass das ja nicht so ein großer Aufwand wird. Alex Thompson und Jérémie Beyou würden sich schnell vom Feld absetzen und das Rennen unter sich ausmachen und ich bräuchte dann nur die Zwischenstände am Äquator und an den Caps posten. Das hat sich dann ja doch sehr schnell anders entwickelt. Und so sehr ich Alex Thompson den Sieg auch gegönnt hätte, so wars viel geiler.

- Yannick Bestaven und Charlie Dalin haben die Regatta über weite Teile des Rennens angeführt und sichd für mich verdientermaßen so weit vorne gelandet. Ohne diese heftige Flaute hätte Bestaven das Rennen wesentlich deutlicher gewonnen.
- Louis Burton ist von Anfang das größte Risiko gegangen. Zeigte sich schon am Start, als er zu früh über die Linie gegangen ist und dafür eine fünfstündige Strafe eingehandelt hat (die hat erunterwegs irgendwo abgesessen). Vor allem aber sein Kurs direkt an der Eisgrenze im indischen Ozean und die sehr westliche Option auf dem Rückweg nördlich des Äquators haben ihn aufs Podium gebracht.
- Damien Seguin ist ja auch im wörtlichen Sinne Einhandsegler. Dass er es mit der Behinderung überhaupt schafft diese Weltumseglung zu schaffen ist schon beachtlich. Dass er dabei noch mit einem nicht mit Foils ausgerüsteten Boot auf dem siebten Platz einkommt, macht seine Leistung nur noch bemerkenswerter.
- Jean Le Cam hat es mit einem Boot der gleichen Generation wie Seguins Groupe APICIL sogar auf den vierten Platz geschafft. Und das als Veteran im Feld mit 61 Jahren und quasi nebenbei noch Kevin Escoffier das Leben gerettet. Ich verneige mich.

Noch ein paar Worte zu Boris Herrmann. Das Ziel für Boris war von Anfang an überhaupt anzukommen. Dementsprechend defensiv ist er im Southern Ocean gesegelt und fast hätte diese Taktik sogar zum Gesamtsieg geführt. Bezeichnend, dass er in dem Moment, wo er sein Boot so richtig fliegen lässt, einen Fischtrawler rammt. Aber gut, auch ohne den Unfall hätte Boris das Rennen nicht gewonnen. Es wäre aus der Position der zweite oder dritte Platz geworden. Am Ende ist es dann Platz 5 geworden, Auch das ist aller Ehren wert. Zumindest ist er durch diese Leistung in Deutschland wesentlich bekannter geworden und hat der Sportart Segeln zu mehr Aufmerksamkeit verholfen. Das dürfte ihm auch die Fianzierung kommender Projekte erleichtern. Ob das nun die Vendee Globe in vier Jahren oder was anderes wird, steht noch nicht fest. In der Pressekonferenz erwähnte er das Volvo Ocean Race. Das würde Ende nächsten jahres starten.
Was den Unfall mit dem Fischtrawler betrifft, behaupten ja beide Beteiligt, dass sie das AIS in Betrieb hatten. Keine Ahnung, warum der Autopilot der Seaexplorer dann keinen Ausweichkurs gesteuert hat. Wird wohl menschliches oder technisches Versagen gewesen sein. Zu den Verschwörungsphantasien bzgl. Sabotage muss ich mich wohl nicht äußern.

Danke fürs lesen, kommentieren, liken, fragen, diskutieren und mitfiebern. Es war mir eine Freude.

Vendee Globe:

9. Benjamin Dutreux 81d 19h 45m
10. Maxime Sorel 82d 14h 30m

Gerade zieht über der Biskaya ein richtig fetter Sturm auf, weshalb derauf Platz 11 liegende Armel Tripon erstmal wieder Richtung Süden abgedreht hat, um da nicht hineinzugeraten.