Kansas City Chiefs 2021

  • Week 1: vs. Browns | 12.09.21 - 22:25 Uhr

    Week 2: at Ravens | 20.09.21 - 02:20 Uhr

    Week 3: vs. Chargers | 26.09.21 - 19:00 Uhr

    Week 4: at Eagles | 03.10.21 - 19:00 Uhr

    Week 5: vs. Bills | 11.10.21 - 02:20 Uhr

    Week 6: at Washington | 17.10.21 - 19:00 Uhr

    Week 7: at Titans | 24.10.21 - 19:00 Uhr

    Week 8: vs. Giants | 02.11.21 - 01:15 Uhr

    Week 9: vs. Packers | 07.11.21 - 22:25 Uhr

    Week 10: at Raiders | 15.11.21 - 02:20 Uhr

    Week 11: vs. Cowboys | 21.11.21 - 22:25 Uhr

    Week 12: Bye

    Week 13: vs. Broncos | 05.12.21 - 19:00 Uhr

    Week 14: vs. Raiders | 12.12.21 - 19:00 Uhr

    Week 15: at Chargers | 17.12.21 - 02:20 Uhr

    Week 16: vs. Steelers | 26.12.21 - 22:25 Uhr

    Week 17: at Bengals | 02.01.22 - 19:00 Uhr

    Week 18: at Broncos | 09.01.22 - 22:25 Uhr


    1966 : 1st / 11-02-1 / Lost SB

    1967 : 2nd / 09-05-0 /

    1968 : 1st / 12-02-0 / Lost Div.R.

    1969 : 2nd / 11-03-0 / Won SB

    1970 : 2nd / 07-05-2 /

    1971 : 1st / 10-03-1 / Lost Div.R.

    1972 : 2nd / 08-06-0 /

    1973 : 2nd / 07-05-2 /

    1974 : 3rd / 05-09-0 /

    1975 : 3rd / 05-09-0 /

    1976 : 4th / 05-09-0 /

    1977 : 5th / 02-12-0 /

    1978 : 5th / 04-12-0 /

    1979 : 5th / 07-09-0 /

    1980 : 3rd / 08-08-0 /

    1981 : 3rd / 09-07-0 /

    1982 : 4th / 03-06-0 /

    1983 : 5th / 06-10-0 /

    1984 : 4th / 08-08-0 /

    1985 : 5th / 06-10-0 /

    1986 : 2nd / 10-06-0 / Lost WC

    1987 : 5th / 04-11-0 /

    1988 : 5th / 04-11-1 /

    1989 : 2nd / 08-07-1 /

    1990 : 2nd / 11-05-0 / Lost WC

    1991 : 2nd / 10-06-0 / Lost Div.R.

    1992 : 2nd / 10-06-0 / Lost WC

    1993 : 1st / 11-05-0 / Lost Con.F.

    1994 : 2nd / 09-07-0 / Lost WC

    1995 : 1st / 13-03-0 / Lost Div.R.

    1996 : 2nd / 09-07-0 /

    1997 : 1st / 13-03-0 / Lost Div.R.

    1998 : 4th / 07-09-0 /

    1999 : 2nd / 09-07-0 /

    2000 : 3rd / 07-09-0 /

    2001 : 4th / 06-10-0 /

    2002 : 4th / 08-08-0 /

    2003 : 1st / 13-03-0 / Lost Div.R.

    2004 : 3rd / 07-09-0 /

    2005 : 2nd / 10-06-0 /

    2006 : 2nd / 09-07-0 / Lost WC

    2007 : 3rd / 04-12-0 /

    2008 : 4th / 02-14-0 /

    2009 : 4th / 04-12-0 /

    2010 : 1st / 10-06-0 / Lost WC

    2011 : 4th / 07-09-0 /

    2012 : 4th / 02-14-0 /

    2013 : 2nd / 11-05-0 / Lost WC

    2014 : 2nd / 09-07-0 /

    2015 : 2nd / 11-05-0 / Lost Div.R.

    2016 : 1st / 12-04-0 / Lost Div.R.

    2017 : 1st / 10-06-0 / Lost WC

    2018 : 1st / 12-04-0 / Lost Conf.F.

    2019 : 1st / 12-04-0 / Won SB

    2020 : 1st / 14-02-0 / Lost SB


    Wasp

    Einmal editiert, zuletzt von These Days (1. September 2021 um 19:19)

  • Dass Cornell Powell nicht den Kader geschafft hat, ist schon ein Ding.

    Sagt aber viel über den Spieler aus, wenn er bei einer nicht sonderlich tiefen Positionsgruppe als gedrafteter Spieler von Veach, den Kader nicht packt.

    Da muss er wirklich schwach gewesen sein.

  • Galt eigentlich als guter Pick.

    Vielleicht bessern wir da noch mal nach.

    Wie Chief schon geschrieben hat, wird Kemp wieder zurückkommen.

    Mir ist das aber trotzdem etwas dünn.

    Laß sich mal Hill oder Kelce verletzten.

    Gespannt bin ich auf die O-Line.

    Wenn die funktioniert, haben wir noch das Laufspiel um CEH als Option.

    Wasp

  • Man muss immer wieder betonen, dass (auch gute) Spieler aus dem College erstmal (gemessen an NFL-Maßstäben) lediglich Talent haben. Längst nicht jeder kann sich letztlich in der NFL durchsetzen.

    Natürlich ist es kein Ruhmesblatt für Powell, dass er es lediglich auf die PS geschafft hat. Allerdings ist die Kadertiefe (auch) auf WR relativ gut. Es fehlt m. E. eher die "Breite in der Spitze", d. h. eine klare #2 hinter Tyreek Hill. Aber Hardman, Robinson und Pringle sind für einen Fünftrundenpick nicht so leicht auszustechen. Fountain hatte eine überragende Offseason und ist sicherlich die große Überraschung im gesamten Kader. Nicht mal Kemp hat es (trotz guter Leistungen) formal in den Kader geschafft, auch wenn er de facto mit dazu gehört. Aktuell dürfte Powell daher maximal die #7 unter den Chiefs-WR sein.

  • Der Vertrag mit OG Andrew Wylie wurde umstrukturiert. Alle Details sind noch nicht bekannt, aber statt gut 2,1 Mio. sind jetzt nur noch knapp 1 Mio. garantiert. Dadurch wurden rund 1,2 Mio. Cap Space freigeschaufelt, so dass die Chiefs aktuell wohl etwa 3 Mio. freien Cap Space haben. Im Gegenzug hat man ihm angeblich seinen Roster Spot garantiert. Ob er den "Rest" des Gehalts über Boni wieder erreichen kann, habe ich bislang nicht herausfinden können.

  • Preview 2021

    Rückblick:

    Nach langen Jahren der Tristesse begann die aktuelle, erfolgreiche Phase der Chiefs 2013 mit der Verpflichtung von President Mark Donovan, GM John Dorsey und HC Andy Reid. Auch Eagles-Scout Brett Veach kam schon 2013 als „Pro and college personnel analyst“, mit zu den Chiefs, stieg 2015 zum „Co-Director of Player Personnel“ auf und löste 2017 Dorsey als GM ab. Inzwischen konnten die Chiefs acht winning seasons in Folge erreichen: 2013 (11-5), 2014 (9-7), 2015 (11-5), 2016 (12-4), 2017 (10-6), 2018 (12-4), 2019 (12-4) und 2020 (14-2).

    2020

    #1 TEXANS 34-20 (1-0)

    #2 @ Chargers 23-20 OT (2-0)

    #3 @ Ravens 34-20 (3-0)

    #4 PATRIOTS 26-10 (4-0)

    #5 RAIDERS 32-40 (4-1)

    #6 @ Bills 26-17 (5-1)

    #7 @ Broncos 43-16 (6-1)

    #8 JETS 35-9 (7-1)

    #9 PANTHERS 33-31 (8-1)

    #10 bye

    #11 @ Raiders 35-31 (9-1)

    #12 @ Buccaneers 27-24 (10-1)

    #13 BRONCOS 22-16 (11-1)

    #14 @ Dolphins 33-27 (12-1)

    #15 @ Saints 32-29 (13-1)

    #16 FALCONS 17-14 (14-1)

    #17 CHARGERS 21-38 (14-2)

    Wildcard Game: bye

    Divisional Playoffs: CLEVELAND BROWNS 22-17

    AFC Championship: BUFFALO BILLS 38-24

    Super Bowl LV TAMPA BAY BUCCANEERS 9-31

    Der Saisonstart dwar 2020 mit einem souveränen Sieg gegen Houston vielversprechend, zumal man damals noch davon ausging, dass die Texans – 2019 immerhin noch Playoff-Team – ein starker Gegner wären. In der Folge zeigten die Chiefs starke Leistungen gegen die vermeintlich starken Gegner (Ravens, Patriots, Bills), wohingegen man gegen die Chargers nur mit viel Glück obsiegte und gegen die Raiders fast schon sensationell unterlag. Bei den Broncos lief fast alles zu Gunsten der Chiefs, so dass der Sieg deutlich zu hoch ausfiel. Nach dem Pflichtsieg gegen die Jets gab es weitere siebe Siege in Folge, allerdings jeweils mit weniger als einem TD Differenz. Da war wiederholt auch das nötige Glück dabei. Mehr als einmal hatte man den Eindruck, dass die Chiefs zumindest partiell mit angezogener Handbremse spielten. Nach dem vorletzten Spieltag hatten die Chiefs mit 14-1 bereits den #1 Seed in der AFC sicher, so dass am letzten Spieltag fast nur Backups auf dem Platz standen und gegen die Chargers unterlagen.

    Nach einer Byeweek in den Playoffs schienen die Chiefs in der Divisional-Runde auch die Browns im Griff zu haben, ohne aber entscheidend wegzuziehen. Das hätte sich beinahe gerächt, nachdem Mahomes mit leichter Gehirnerschütterung ausschied und die Browns kurz vor der Sensation standen. Mit Glück und Geschick retteten sich die Chiefs über die Ziellinie. Im Championship Match gegen die Bills hatte man endlich den Eindruck, die „richtigen“ Chiefs zu erleben, die einen starken Gegner ernst nehmen und (mit dem wieder genesenen Mahomes) keine Gefangenen machen. Leider zog sich LT Eric Fisher gegen Spielende einen Achillessehenriss zu. Das sollte sich im Superbowl bitter rächen. Denn der Verlust von Fisher war für die durch Verletzungen ohnehin stark gebeutelte O-Line der Chiefs gegen die Bucs zu viel: Mahomes war im Superbowl ständig auf der Flucht, und wenn er doch den einen oder anderen brillianten Pass abfeuern konnte, ließen ihn die Receiver im Stich. So konnten die Chiefs ihren Titelgewinn aus dem Vorjahr nicht wiederholen.

  • Offseason:

    Nach der Saison und insbesondere der etwas überraschenden Niederlage im Superbowl bestand kein Zweifel daran, dass die O-Line einen Problembereich darstellte. Nur gab es zwei Interpretationsmöglichkeiten.

    Variante 1: Die O-Line war eigentlich ordentlich besetzt. Man hatte insbesondere mit LT Eric Fisher und RT Mitchell Schwartz sowie dem für ein Jahr verpflichteten LG Kelechi Osemele drei bärenstarke Spieler, dazu mit Mike Remmers einen Top-Backup. Angesichts dieser Umstände hätte man auch gut verkraften können, dass C Austin Reiter und RG Andrew Wylie bestenfalls NFL-Durchschnitt darstellen. Niemand konnte voraussehen, dass Osemele nach tollem Saisonstart mit einer „freak injury“ (Sehnenrisse in beiden Knien) ausfallen würde, die möglicherweise das Karriereende darstellt. Erst Recht war nicht absehbar, dass RT Mitchell Schwartz, der in seiner gesamten Karriere keinen einzigen Start verpasst hatte, wegen Rückenbeschwerden den größten Teil der Saison verpassen würde. Fishers Achillessehnenriss war dann die Krönung einer Pech-Strähne. Das kann passieren und ist kein Grund für grundlegende Umstrukturierungen, zumal Entlassungen von Fisher und Schwartz die Salary Cap erheblich belasten würden. Mit LG Laurent Duvernay-Tardif und dem 2020er Rookie-OT Lucas Niang (beide opt-out) wird der Kader ohnehin um einen Leistungsträger und ein Riesentalent ergänzt.

    Variante 2: Die O-Line war weder 2019 noch 2020 in der Lage, für adäquates Laufspiel zu sorgen. Der Vertrag von Osemele ist ausgelaufen. Die Verträge von Schwartz und Fisher laufen noch jeweils ein Jahr. Angesichts der Schwere der Verletzungen und des Alters der bisherigen Leistungsträger ist nicht absehbar, ob und ggf. wann sie wieder Top-Leistungen bringen können. Wenn man nicht kurzfristig reagiert, könnte man kurz vor Saisonbeginn vor einem Scherbenhaufen stehen. Ein Neuaufbau ist spätestens mittelfristig ohnehin erforderlich.

    Die Chiefs waren offenbar gewillt, „Nägel mit Köpfen“ zu machen und die O-Line von Grund auf neu aufzubauen. Fisher und Schwartz wurden entlassen, wodurch gut 18 Mio. Cap Space frei wurden. Osemele erhielt kein Angebot mehr. Reiter erhielt nur ein Angebot zu einem niedrigen Gehalt, welches er nicht annahm. Damit verblieb von der ursprünglichen Startformation aus 2020 gerade einmal noch RG Andrew Wylie – voraussichtlich als Backup – im Kader. Zudem wurde Remmers für seine überwiegend guten Leistungen mit einer Vertragsverlängerung um ein Jahr zu verbesserten Konditionen belohnt. Verschiedene Verträge (u. a. Mahomes) wurden umstrukturiert, um kurzfristig Cap Space freizuschaufeln. Der Versuch, mit LT Trent Brown den Top Free Agent für mehr als 20 Mio. jährlich zu verpflichten, scheiterte noch daran, dass die 49ers in letzter Sekunde ihr Angebot deutlich verbesserten. Aber die Chiefs verpflichteten die Free Agents LG Joe Thuney von den Patriots, C Austin Blythe von den Rams sowie den „vorübergehend zurückgetretenen“ OG Kyle Long (zuletzt Bears). Zudem ertradeten sie OT Orlando Brown jr. (sowie einen 2021er Zweitrundenpick und einen 2022er Sechstrundenpick) für den 2021er Erst-, Dritt- und Viertrundenpick sowie einen 2022er Fünftrundenpick von den Ravens. Schließlich drafteten die Chiefs mit C Creed Humphrey und OT Trey Smith noch zwei Talente. Zusammen mit den Rückkehrern LDT und Niang und ein paar weiteren Spielern war die Konkurrenz um die Kaderplätze im Bereich der O-Line damit so groß wie schon lange nicht mehr.

    Zudem entschlossenen sich die Chiefs, den Vertrag mit dem leider häufig verletzten #2-Receiver Sammy Watkins aus Kostengründen nicht mehr zu verlängern. Außerdem wechselte der #2-DE Tanoh Kpassagnon zu den Saints. Der Versuch, zu halbwegs günstigen Preisen einen adäquaten #2-Receiver oder einen erfahrenen DE zu verpflichten, blieben erfolglos. Dafür verpflichtete man DT Jarran Reed von den Seahawks.

    Der Kader der Chiefs zeichnet sich dadurch aus, dass man relativ viele teure Spieler, wenige Spieler im mittleren Gehaltssegment und zahlreiche Spieler im Bereich des Mindestgehalts hat. Die Chiefs haben durch Vertrags-Umstrukturierungen bereits in erheblichem Umfang die Salary Cap der folgenden Jahre „angezapft“. Kurzfristig dürfte der Kader insgesamt sehr stark sein. Es bleibt abzuwarten, wie das in den nächsten Jahren weitergeht.

    Erfreulich ist, dass nach aktuellem Stand kein Spieler der Chiefs für die neue Saison mit einer Sperre belegt wurde. Ganz ohne „off-the-field-problems“ ging es dann aber doch nicht: DE Frank Clark wurde wohl wiederholt (!) mit einer (Schuss-)Waffe im Auto angehalten, die er – so der Vorwurf – nicht hätte mit sich führen dürfen. Auch wenn es sich hierbei um keine sonderlich dramatischen Straftaten handeln sollte, könnte auch das noch ein Nachspiel haben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 02:08)

  • Draft:

    Die Chiefs verfügten, nachdem sie Orlando Brown jr. von den Ravens ertradet hatten, ebenso wie in den drei Vorjahren noch über sechs Draftpicks:

    Runde 2 (# 58) LB Nick Bolton (Missouri)

    Bolton war zwei Jahre Starter und sowohl 2019 als auch 2020 im 1st All-SEC-Team, davon im letzten Jahr zugleich 2nd-Team All-American. Er ist ein eher klassischer LB („Thumper“) mit enormer Beschleunigung „downhill“. Gelobt wird der Einsatz seiner Kraft gegen Blocker und Ballträger, so dass er als starker Tackler (mit zahlreichen TFL) gilt. Zudem ist er ein hervorragender „gap-Shooter“, kann also auch blitzen. Er war ein Leader, soll einen hohen „Football-IQ“ haben und war an der Uni für die defensive adjustments (playcalling) zuständig. Allerdings hatte er nicht nur einen schwachen pro day, sondern generell erhebliche Schwächen in Coverage. Die Geister scheiden sich daran, ob es sich hierbei um ein lösbares Problem handelt oder ob dies einer erfolgreichen NFL-Karriere grundlegend entgegen steht.

    Runde 2 (# 63) C Creed Humphrey (Oklahoma)

    Humphrey ist ein ehemaliger Ringer - sein Vater war in dieser Sportart sogar dreimaliger All-American. Der „Junior“ war 3 Jahre Starter, wobei er es 2018 ins 2nd All-Big 12 Team sowie 2019 und 2020 ins 1st All-Big 12 Team schaffte. Er gilt als athletischer, intelligenter und sehr beweglicher O-Liner mit guter Fußarbeit. Er soll ein harter Arbeiter und ebenfalls ein Leader sein. In seiner College-Karriere hat er keinen Sack zugelassen. Er kann mit beiden Händen snappen und auch Guard spielen. Probleme hat er am ehesten gegen Power. Die Meinungen über das Ausmaß seiner Schwächen (Aussetzer in Pass Protection, 2nd-level-Blocking, zu wenig „finisher“) gehen weit auseinander. Humphrey wird aufgrund seiner athletischen Fähigkeiten eine hohe Upside bescheinigt.

    Runde 4 (# 144) EDGE Joshua Kaindoh (FSU)

    Kaindoh ist ein ehemaliger 5-Star-Recruit und Top-5-Recruit seines Jahrgangs. Gemessen an diesen Vorschusslorbeeren vermochte er am College nicht vollständig zu überzeugen. Er ist ein guter Athlet und passt körperlich perfekt zu Steve Spagnuolos Vorstellung von einem DE (Größe/Länge (6‘6‘‘), Stärke). Er hat enormes Talent, das er bei FSU nicht allzu zählbar umsetzen konnte („raw talent“). Ihm wird angekreidet, seine körperlichen Fähigkeiten nicht effizient einzusetzen und oft zu langsam, zu aufrecht und mit gravierenden technischen Schwächen zu agieren, weswegen er bislang wenig pass-rush produzierte. Andererseits erfüllt er diszipliniert seine Aufgaben und gibt nie auf. Als Viertrundenpick war und ist er umstritten: Aufgrund seines athletischen Potentials ist seine Upside gigantisch, aber er hat auch erhebliches Bust-Potential.

    Runde 5 (# 162): TE Noah Grey (Duke)

    Grey ist ein kein klassischer TE, sondern „undersized“, aber sehr beweglich, weswegen er dem WR deutlich näher steht als einem O-Liner. Er läuft gute Passruten, beschleunigt nach den Cuts, ist fangsicher und nicht leicht zu Boden zu bringen. Da er viele kurze Pässe fängt, hatte er die meisten Passfänge eines TE in der Geschichte von Duke.

    An Grey scheiden sich die Geister. Manche sehen in ihm einen potentiellen Nachfolger von Kelce, der sich schon äußerst lobend über seinen jungen Mannschaftskollegen geäußert hat. Grey könnte insbesondere als „überdimensionaler Slot-Receiver“ für Matchup-Probleme sorgen und von der Kreativität eines Andy Reid profitieren. Andererseits verfügt er nicht über die Blocking-Skills eines „normalen“ TE.

    Runde 5 (# 181): WR Cornell Powell (Clemson)

    Powell ist ein physischer WR mit hochgelobter „work ethik“ und „high football character“, der sich durch hervorragende Detailarbeit auszeichnet. Er kam erst in seinem letzten Jahr an der Uni überhaupt nennenswert zum Einsatz. Er ist auch nicht der beste Athlet, weswegen er sich oft nicht vom Gegenspieler lösen konnte, gilt aber als ausgezeichneter Blocker und als fangsicherer guter route runner. Von allen Draftpicks ist er die größte Enttäuschung der Offseason: Man hatte ihm zwar keine riesige Upside bescheinigt, war aber davon ausgegangen, dass er als WR und ST-Player relativ sicher einen Platz im Kader finden würde. Powell konnte aber im Trainingscamp nicht ausreichend überzeugen, wurde gecuttet und befindet sich nun auf der Practice Squad.

    Runde 6 (# 226): OL Trey Smith (Tennessee)

    Smith ist ein ehemaliger 5-Star-Recruit und wurde teilweise als Top-O-Line-Recruit seines Jahrgangs angesehen. Er hat starke Hände und gilt aufgrund seiner Kraft als ideal für Power-Running, weil er Gegenspieler dominieren kann. Dementsprechend war er auch dreimal im All-SEC-Team. Nebenbei wurde er auch für „community work“ und „leadership“ ausgezeichnet.

    Allerdings waren seine Leistungen durchaus schwankend. Er gilt als wenig flexibler Spieler, der sich zu sehr auf seine Kraft verlässt und angesichts technischer Schwächen gerade mit schnellen Gegenspielern Probleme haben könnte. Er gilt gleichwohl weiterhin als Talent mit großem Potential. Dass er erst in der sechsten Runde gedraftet wurde, ist auf medizinische Probleme („blood knots“ in der Lunge) zurückzuführen.

    Gesamtfazit:

    Die Chiefs haben ihre Needs adressiert und einmal mehr überwiegend auf Spieler mit hoher Upside bei nicht unerheblichem Bust-Potential gesetzt. Wenn voraussichtlich mit Humphrey und Smith gleich zwei Rookies in der O-Line starten, ist das erst einmal ein tolles Ergebnis. Bei den übrigen Draftpicks muss man erst einmal abwarten, wie sie sich entwickeln.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 02:12)

  • Coaching Staff/Front Office

    Front Office und die Coaching Staff blieben erneut weitgehend unverändert. OC Eric Bienimy hat etwas überraschend immer noch keinen Job als Headcoach bekommen, was für ihn natürlich schade, für die Chiefs aber gut ist.

    Nicht verlängert wurde der Vertrag von OLB-Coach Britt Reid, dem Sohn von HC Andy Reid. Der Hintergrund ist allerdings nicht sportlicher Natur: Kurz vor dem Superbowl war Britt Reid unter Alkohol- und Medikamenteneinfluss an einem Verkehrsunfall beteiligt, bei dem ein fünfjähriges Mädchen schwer und voraussichtlich dauerhaft geschädigt wurde. Sein Nachfolger ist Ken Flajole, der über langjährige Coaching-Erfahrung am College (ab 1979) und in der NFL (ab 1998) verfügt und zuletzt LB-Coach der Eagles war.

    Einziger aus Chiefs-Sicht „unfreiwilliger“ Abgang ist RB-Coach Deland McCullough. Dieser kehrte in gleicher Position und zugleich als Assistent Head Coach an die Universität von Indiana zurück. Er wurde in einer Art Ringtausch intern ersetzt: Neuer RB-Coach ist Greg Lewis, der in den letzten vier Jahren die WR gecoacht hatte. Dessen Job übernimmt Joe Bleymaier, der seit 2016 bei den Chiefs ist und in den letzten drei Jahren als Pass Game Analyst & Assistant QB-Coach fungierte.

    Die wichtigsten Personen :

    Front Office:

    Chairman/CEO Clark Hunt

    President Mark Donovan

    GM Brett Veach

    Coaching Staff:

    HC Andy Reid

    OC Eric Bieniemy

    QB Mike Kafka (zugleich „Passing Game Coordinator“)

    RB Greg Lewis

    TE Tom Melvin

    WR Joe Bleymaier

    OL Andy Heck

    DC Steve Spagnuolo

    DL Brendan Daly (zugleich „Run Game Coordinator“)

    LB Matt House

    OLB Ken Flajole

    DB Dave Merritt

    DB/CB Sam Madison

    ST/Ass. HCDave Toub

    Generell verfügen die Chiefs weiterhin über eine Coaching Staff, bei der es nichts zu beanstanden gibt. Unverändert besteht das größte Risiko darin, bald die nächsten Coordinators zu verlieren. Toub und vor allem Bieniemy waren schon wiederholt als Kandidaten im Gespräch. Spagnuolo war bereits HC und hat die Chiefs-Defense deutlich verbessert. Für Bieniemy als wahrscheinlichsten HC-Kandidaten steht mit Mike Kafka sein designierter Nachfolger bereit. Allerdings gilt auch er als Kandidat für einen HC-Posten. Auch wenn man sich hier Worst-Case-Szenarien ausmalen kann, können die Chiefs sich zunächst einmal darüber freuen, dass die Coaching Staff im Kern schon über mehrere Jahre unverändert ist.

  • Spieler (wichtige Verträge, Trades und Entlassungen)

    Entlassung/keine Vertragsverlängerung

    LT Eric Fisher (Colts, 8,4 Mio./1 Jahr)

    RT Mitchell Schwartz (vertragslos)

    QB Matt Moore (wohl im Ruhestand)

    RB LeVeon Bell (vertragslos)

    RB Damien Williams (Bears, 1,5 Mio./1 Jahr)

    WR Sammy Watkins (Ravens, 5 Mio. [+ Incentives]/1 Jahr )

    OL Martinas Rankin (vertragslos)

    DE Tanoh Kpassagnon (Saints, 4,5 Mio./2 Jahre)

    DE Taco Charlton (vertragslos)

    DL Mike Pennel (Bears, 1,1 Mio./1 Jahr)

    LB Damien Wilson (Jaguars, 1,965 Mio./1 Jahr)

    CB Bashaud Breeland (Vikings, Einjahresvertrag für 1,1 Mio. garantiert, mit Boni maximal 4 Mio.)

    Trades (Abgänge)

    OL Yasir Durant (Patriots, für Siebtrundenpick 2022)

    Es war schon vor der 2020er Saison zu vermuten, dass einer der beiden OTs ein Jahr später durch den 2020er Drittrundenpick Lucas Niang ersetzt werden sollte. Dass es nun sowohl Fisher als auch Schwartz erwischt hat, ist sicherlich primär ihren gravierenden Verletzungen geschuldet, nicht den bislang gezeigten sportlichen Leistungen.

    Moore war bereits einmal im Ruhestand, bevor der nach der Verletzung von Backup-QB Chad Henne zu Beginn der 2019er Saison von Andy Reid reaktiviert wurde und auch punktuell zum Einsatz kam. 2020 war er nach der Rückkehr von Henne noch auf der Practice Squad. Jetzt dürfte er erneut den Football-Ruhestand angetreten haben.

    Bell wurde zu Beginn der 2020er Saison verpflichtet, nachdem ihn die Jets gecuttet hatten. Allerdings konnte er seine bei den Steelers so glorreich begonnene Karriere auch bei den Chiefs nicht wiederbeleben.

    Williams konnte nach einer tollen 2018er-Saison im Folgejahr nicht mehr an diese Leistungen anknüpfen, wobei er seine Fähigkeiten im Superbowl noch einmal aufblitzen ließ. Er kehrt nach einem „opt-out“-Jahr 2020 in die NFL zurück, wurde aber von den Chiefs entlassen.

    Watkins ist ein schwächerer #1-Receiver oder ein toller #2-Receiver – wenn er gesund ist. Das war er leider in den letzten Jahren viel zu selten. Auch in 2020 stand er nur für eine Handvoll Spiele auf dem Platz – zu wenig für die Chiefs, um ihn erneut zu verpflichten. Wenn er gesund bleibt, könnte er sich für die Ravens als Schnäppchen erweisen.

    Rankin ist ein talentierter O-Liner, der alle Positionen spielen kann. Er war 2019 Backup und wurde nach der Verletzung von Duvernay-Tardif zum Starter. Als solcher zeigte er gute Leistungen, bis er sich ebenfalls verletzte. Hiervon hat er sich nicht mehr richtig erholt.

    Kpassagnon war der 2017er Zweitrundenpick der Chiefs, konnte aber die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Selbst in seinem „Contract Year“ 2020 zeigte er lediglich solide Leistungen. Er ist immer noch gut genug für die NFL, aber viel mehr als das Mindestgehalt hätten die Chiefs wohl nicht gezahlt, weswegen er zu den Saints wechselte.

    Charlton war der 2017er Erstrundenpick der Cowboys, dort aber weitgehend eine Enttäuschung. Nach einer Zwischenstation bei den Dolphins kam er zu den Chiefs, wo er 2020 weitgehend auf der Practice Squad agierte und punktuell zum Einsatz kam. Man hatte eigentlich erwartet, dass er es dieses Mal in den Kader schaffen könnte, möglicherweise sogar als Starter, aber er wurde kurz vor der Saison gecuttet.

    Pennel ist ein solider Backup-DT. Auf dieser Position haben die Chiefs sich verstärkt, so dass für ihn kein Platz mehr frei war.

    Wilson war ein Viertrundenpick der Cowboys in 2015. Nach seiner Rookie-Saison wurde er von den Chiefs 2019 für 5,75 Mio./2 Jahre verpflichtet. Dort war er zwar meist Starter, konnte aber die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Da die Chiefs zwei hohe Draftpicks in Gay (2020) und Bolton (2021) investiert haben, konnte man ihn ziehen lassen.

    Breeland könnte man als bisherigen #1-Cornerback der Chiefs bezeichnen, wobei die Unterschiede zu Ward und Sneed marginal sein dürften. Bei den CBs setzen die Chiefs auf junge und günstige Spieler. Dennoch verwundert es etwas, dass er nun bei den Vikings unterschrieben hat, denn eine Größenordnung von 2 Mio. wäre auch bei den Chiefs möglich gewesen. Zwar klingt das Vertragsvolumen bei den Vikings (4 Mio.) erst einmal lukrativ, aber letztlich ist nur etwa 1 Mio. garantiert. Für die ersten 12 Spiele erhält er zusätzlich je 54.000 USD, für jedes weitere Spiel gut 250.000 USD. Breeland scheint sehr optimistisch zu sein, sämtliche Spiele bestreiten zu können, was ihm insgesamt rund 2,9 Mio. einbrächte. „Den Rest“ bekäme er nur, wenn er die NFL in Interceptions anführt – ein eher unwahrscheinliches Szenario. Aus meiner Sicht ist das ein guter Deal für die Vikings.

  • Vertragsverlängerungen/-umstrukturierungen

    QB Patrick Mahomes: Die Chiefs wandelten 21,7 Mio. Roster-Bonus in einen Signing Bonus („Restrukturierungs-Bonus“) um. Damit zählt der Betrag nicht vollständig, sondern zu je 4,34 M Mio. über 5 Jahre gegen die Salary Cap. Hierdurch wurden knapp 17,4 Mio. Cap Space für 2021 (zu Lasten der Folgejahre) „freigeschaufelt“.

    DL Chris Jones: In einer vergleichbaren Aktion wandelten die Chiefs 20 Mio. Roster-Bonus in einen Signing Bonus um, wodurch der Betrag für die Salary-Cap auf die letzten drei Vertragsjahre verteilt wird und kurzfristig 13,3 Mio. Cap Space frei wurden.

    TE Travis Kelce: In einer vergleichbaren Aktion wurde durch Umwandlung eines Roster-Bonus in einen Signing Bonus auch in Bezug auf Kelce 5,6 Mio. an Salary Cap frei.

    OL Mike Remmers (3,3 Mio./1 Jahr)

    S Daniel Sorenson (2,5 Mio./1 Jahr)

    WR Demarcus Robinson (gut 1,1 Mio./1 Jahr, zählt nur mit knapp 1 Mio. gegen Salary Cap)

    WR Marcus Kemp (0,85 Mio./1 Jahr)

    WR Byron Pringle (2,133 Mio./1 Jahr [Tender])

    OL Andrew Wylie (zunächst 2,133 Mio./1 Jahr [Tender] nicht garantiert, zuletzt reduziert auf 0,92 Mio./1 Jahr garantiert)

    CB Charvarius Ward (3,4 Mio./1 Jahr [Tender])

    DE Alex Okafor (gut 1,1 Mio./1 Jahr, zählt nur mit knapp 1 Mio. gegen Salary Cap)


    Offene Vertragsverhandlungen

    WR Tyreek Hill erklärte sich nicht mit einer Vertrags-Umstrukturierung einverstanden. Er strebt stattdessen eine Verlängerung seines bis einschließlich 2022 laufenden Vierjahresvertrages (über 56,5 Mio.) an.

    S Tyrann Mathieu: Sein Dreijahresvertrag über 42 Mio. läuft zum Saisonende aus. Beide Seiten sind stark an einer Verlängerung interessiert und haben bereits intensiv verhandelt, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre.

    LT Orlando Brown jr. Wurde de facto ungefähr für einen späten Erstrundenpick von den Ravens verpflichtet. Er hat bislang meist RT gespielt. Noch spielt er im Rahmen seines Rookie-Vertrages für „günstige“ 3,4 Mio. Sein Vertrag läuft aber zum Saisonende aus und er strebt einen Mega-Deal für einen LT an.

  • Neuverpflichtungen

    Free Agents

    CB Deandre Baker (0,85 Mio./1 Jahr; bereits gegen Ende der Vorsaison verpflichtet, zuvor Giants)

    LG Joe Thuney (80 Mio./5 Jahre, bislang Patriots)

    RG Kyle Long (1,5 Mio./1 Jahr, war retired, davor Bears)

    DT Jarran Reed (5,5 Mio./1 Jahr, bislang Seahawks)

    C Austin Blythe (1,0 Mio./1 Jahr, bislang Rams)

    RB Jerick McKinnon (1,0 Mio./1 Jahr [Salary Cap 0,85 Mio.]; bislang 49ers)

    FB Micheal Burton (1,0 Mio./1 Jahr [Salary Cap 0,85 Mio.]; zuletzt Saints)

    TE Blake Bell (1,1 Mio./1 Jahr [Salary Cap knapp 1 Mio.]; 2020 Cowboy, davor Chiefs)

    WR Daurice Fountain (0,85 Mio.; bislang Colts)

    Trades (Neuzugänge)

    CB Mike Hughes (1,8 Mio./1 Jahr; von Vikings; für 2022er Sechstrundenpick)

    LT Orlando Brown jr. (3,4 Mio./1 Jahr; von Ravens; zusammen mit Zweitrundenpick 2021 und Sechtsrundenpick 2022 gegen Erst-, Dritt- und Viertrundenpick 2021 ???)

    Baker war Erstrundenpick der Giants in 2019, konnte dort aber die Erwartungen nicht erfüllen. Als er dann im Mai 2020 auch noch wegen des Vorwurfs eines gemeinschaftlich begangenen bewaffneten Raubes verhaftet wurde, entließen ihn die Giants zu Saisonbeginn 2020. Nachdem die Vorwürfe fallen gelassen wurden, verpflichteten ihn die Chiefs im November 2020.

    Thuney war Drittrundenpick der Patriots in 2016. Er hat bislang in der NFL kein Spiel verpasst und ist die teuerste Neuverpflichtung der Chiefs in der Offseason.

    Long ist der Sohn des HOF-DE Howie Long und wurde 2013 in der ersten Runde von den Bears gedraftet. Nach drei Probowls (2013-2015) war er von 2016-2019 von Verletzungen geplagt und zuletzt nur noch ein Schatten seiner selbst, weswegen er seine Karriere beendete. Nach einem Jahr Pause will er es noch einmal wissen.

    Reed war Zweitrundenpick der Seahawks in 2016. Er zeigte gute Leistungen und erhielt 2020 eine Vertragsverlängerung um 2 Jahre (23 Mio.). Nach der Saison wurde er – wohl aus Kostengründen – entlassen.

    Blythe war Siebtrundenpick der Colts in 2016. Er wurde nach einer Saison entlassen und heuerte bei den Rams an, wo er teils als Guard und teils als Center zum Einsatz kam. Obwohl er dort Starter war, wurde sein Vertrag nicht verlängert.

    McKinnon war Drittrundenpick der Vikings in 2014. Nach dem Ende seines Rookie-Vertrages erhielt er bei den 49ers einen Vierjahresvertrag über 30 Mio., wobei er im lauflastigen Shanahan-System als Top-RB vorgesehen war. Ein Kreuzbandriss in 2018 und Probleme wegen der daraufhin erfolgten Knie-OP sorgten dafür, dass er 2018 und 2019 nicht zum Einsatz kam. 2020 kam er zwar in allen Spielen zum Einsatz, ohne aber durch seine Leistungen das Gehalt zu rechtfertigen.

    Burton war Fünftrundenpick der Lions in 2015. Als reiner Blocking-Back hat man es in der heutigen NFL naturgemäß schwer, einen der wenigen freien Jobs zu ergattern. Burton war 2015/16 bei den Lions, 2017/18 bei den Bears, 2019 in Washington und 2020 bei den Saints im Kader.

    Bell war Viertrundenpick der 49ers in 2015, wo er bis 2016 spielte. Nach jeweils einem Jahr bei den Vikings und Jaguars gewann er 2019 mit den Chiefs den Superbowl. Nach einem Jahr bei den Cowboys (zu einem für seine Verhältnisse üppigen Gehalt von 1,7 Mio.) ist er nun zu den Chiefs zurückgekehrt.

    Fountain war Fünftrundenpick der Colts in 2018, blieb dort aber weitgehend ein Practice-Squad-Player. Nach überraschend guten Leistungen in der Offseason ist er bei den Chiefs in aller Munde und hat vergleichsweise problemlos den Sprung ins Roster geschafft.

    Hughes war 2018er Erstrundenpick der Vikings, wo er aber – insbesondere auch aufgrund zahlreicher Verletzungen – die Erwartungen nicht zu erfüllen vermochte. Er will nun im letzten Jahr seines Rookie-Vertrages seine Karriere in Schwung bringen.

    Brown ist der Sohn des gleichnamigen langjährigen Browns-/Ravens-OT, der 2011 viel zu früh verstorben ist. Der „Junior“ war Drittrundenpick der Ravens in 2018, war vom ersten Tag an Starter auf RT und erhielt 2019 und 2020 Probowl-Nominierungen. Im Vorjahr kam er nach der Verletzung von Ronnie Staley auch als LT zum Einsatz – und damit auf der Position, die er eigentlich spielen will.

  • Kader (voraussichtliche Starter in Fettdruck)

    Offense

    QB (#15 Pat Mahomes, #4 Chad Henne)

    Pat(rick) Mahomes ist nach überwiegender Auffassung der beste Spieler auf der wichtigsten Position in der NFL. In drei Jahren als Starter erzielte er 8,39 Yards/Attempt und 114 TD-Pässe bei 23 INTs. Er ist ein sportlich hoch motivierter Leader und scheint auch neben dem Platz alles richtig zu machen. Obwohl es 2020 weder zum MVP (wie 2018) noch zum Superbowl/-MVP (wie 2019) reichte, kann man mit 14 Siegen in 15 Starts, 390/588 (66,3 %) für 4.740 yards und 38 TDs bei 6 INTS mehr als zufrieden sein, zumal Mahomes zusätzlich auch als Rusher mit 62 Läufen für 308 yards erfolgreich war. Gleichwohl haben die Playoffs gezeigt, wie leicht gesundheitliche Beschwerden (Zehenverletzung; Gehirnerschütterung) auch den besten QB einbremsen können. Im Superbowl gab ihm dann die verletzungsbedingt desolate O-Line den Rest, als er in rund 55 % aller Dropbacks unter Druck stand und einen Saisonrekord für „Yards auf der Flucht“ aufstellen durfte. Das letzte Preseason-Spiel hat gezeigt, dass er schon wieder in glänzender Form ist. Vorbehaltlich etwaiger Verletzungen darf man sich wieder darauf freuen, dass er mit Hilfe seines phänomenalen Wurfarms und seiner hohen Beweglichkeit ein Passfeuerwerk abbrennen und die Gegner zur Verzweiflung treiben wird.

    Backup ist erneut Chad Henne, der nach seinem verletzungsbedingten Ausfall in 2019 im Vorjahr punktuell zum Einsatz kam. Vergleichsweise viel Lob erhielt er im Rahmen des Divisional-Playoff-Sieges gegen die Browns, als er die knappe Führung über die Zeit rettete. Objektiv erscheint das Ausmaß des Lobes angesichts 6/8 für 66 yards und eine INT nur bedingt nachvollziehbar. Er ist gleichwohl ein guter Backup, der viele – meist kurze – Pässe an den Mann bringt.

    Fazit: Solange Mahomes gesund ist, sind die Chiefs auf QB perfekt aufgestellt. Henne kann jederzeit das Ruder übernehmen, wobei damit natürlich ein gravierender Leistungsverlust verbunden wäre. Generell profitieren die Chiefs davon, dass Andy Reid als „QB-Flüsterer“ bekannt ist und quasi jeden der von ihm gecoachten QBs um ein Level besser macht.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 02:19)

  • RB (#25 Clyde Edwards-Helaire, #31 Darrel Williams, #1 Jerick McKinnon) FB #45 Mike Burton)

    Die Chiefs sind unter Andy Reis ein passlastiges Team. Das gilt um so mehr, seitdem Mahomes das Ruder übernommen hat. Außergewöhnliche absolute Laufstatistiken sind daher unrealistisch.

    Aber gerade weil die Verteidigungsreihen sich auf das Passspiel der Chiefs konzentrieren, müssten die wenigen Laufspielzüge eigentlich zumindest hinsichtlich der Durchschnittswerte guten Ertrag bringen. Das war jedenfalls nach 2018 – dem Jahr, in dem Kareem Hunt Ende November entlassen wurde – nicht mehr der Fall. Weder Damien Williams noch LeSean McCoy (2019) noch Le‘Veon Bell (2020) vermochten das Laufspiel entscheidend zu beleben.

    Seit dem Vorjahr ist der 2020er Erstrundenpick Clyde Edwards-Helaire der Hoffnungsträger. Aber er konnte die hohen Erwartungen der Fans – er war vor der Saison ein häufig genannter Kandidat für den „Rookie of the year“ – nicht erfüllen: 181 Läufe für 803 yards (4,4 yards/carry) sind eher durchschnittlich. Das gilt um so mehr, wenn man berücksichtigt, dass dieses Zahlen durch das Auftaktspiel gegen die Texans (25 Läufe für 138 yards) und das Spiel gegen die nur mit 6 Verteidigern in der Box stehenden Bills (26 Läufe für 161 yards) deutlich geschönt werden. Entgegen der hochgesteckten Erwartungen wurden auch lediglich 54 Pässe in seine Richtung geworfen, von denen zudem nur 36 ihr Ziel fanden. Allerdings gilt für ihn, was im Vorjahr für alle Rookies galt: Es fehlte einfach eine normale Off-/Preseason. Es bleibt zu hoffen, dass er fangsicherer geworden ist und von der neu zusammengestellten O-Line profitiert. Jedenfalls soll er sich im Pass-Blocking verbessert haben. Seine großen Stärken sind seine Beweglichkeit, Explosivität und sein harten cuts.

    Als erster Backup wird meist Darrel Williams genannt, der sich 2018 als ungedrafteter Rookie von LSU in den Kader gearbeitet hatte. Er läuft eher mit Power als mit Übersicht und sukzessive Fortschritte gemacht. Allerdings lagen seine Werte im Lauf- und Passspiel 2020 noch geringfügig unter denen von Edwards-Helaire.

    Während man bei Williams weiß, was man bekommt, ist Jerick McKinnon eher eine Wundertüte. Im Laufspiel der 49ers vermochte er im Vorjahr (3,9 yards/carry bei 81 Versuchen) nach langer Verletzungspause noch nicht an alte Zeiten – bei den Vikings hatte er in den ersten beiden Jahren Durchschnittswerte von 4,8 und 5,2 yards/carry – anzuknüpfen, zeigte sich aber gewohnt fangsicher („soft hands“). Die Chiefs setzen auf seine Erfahrung und darauf, dass er seine im Vorjahr verlorene „Quickness“ wiedergewonnen hat. Aufgrund seiner Receiving Skills dürfte er vor allem als 3rd down back zum Einsatz kommen. Daneben spielt er in den Special Teams.

    Trotz guter Leistungen in der Preseason haben die Chiefs Derrick Gore gecuttet, aber in die Practice Squad aufgenommen. Abzuwarten bleibt, ob man – wie in den beiden Vorjahren im Hinblick auf McCoy und Bell nur mit beschränktem Erfolg – noch einmal auf dem FA-Markt zuschlagen wird. Bislang spricht jedenfalls nichts dafür.

    Daneben sind die Chiefs eines der wenigen Teams, das sich einen hauptamtlichen Fullback leistet. Nach acht Jahren ist Anthony „Sausage“ Sherman im Ruhestand. Mit ihm verlieren die Chiefs einen sehr guten Vorblocker, soliden Passempfänger und guten Special Teamer. Ihn ersetzen soll Mike Burton, der schon erfolgreich für höchst unterschiedliche RBs wie Adrian Peterson oder Alwin Kamara vorgeblockt hat. Er ist sehr flexibel und wurde auch schon als TE, Slot Receiver oder Outside-WR aufgestellt, was zu den kreativen Ideen von Andy Reid passt. Ich vermute allerdings, dass er öfter als bei den Saints auch in den Special Teams zum Einsatz kommen wird.

    Fazit: Bis zum Beweis des Gegenteils muss man das Laufspiel der Chiefs als unterdurchschnittlich einschätzen. Dennoch erwarte ich – vor allem aufgrund der runderneuerten O-Line – weiter verbesserte Statistiken.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 02:22)

  • WR (#10 Tyreek Hill, #17 Mecole Hardman, #11 Demarcus Robinson, #13 Byron Pringle, #82 Daurice Fountain, # 85 Marcus Kemp) – TE (#87 Travis Kelce, #81 Blake Bell, #83 Noah Gray, #88 Joseph Demarius („Jody“) Fortson jr.)

    Bei den Reiceivern sind die Chiefs etwas schlechter aufgestellt als zu Beginn der Vorsaison, weil man die bisherige Nummer 2 (Sammy Watkins) nicht adäquat zu ersetzen vermochte. Allerdings könnte sich der negative Effekt insoweit relativieren, als Watkins in den letzten Jahren ohnehin verletzungsbedingt nur sehr beschränkt zum Einsatz kam.

    Mit dem 27-jährigen Tyreek Hill („Cheetah“) als Top-Receiver sind die Chiefs weiterhin sportlich exzellent aufgestellt. Der 2016er Fünfrundenpick aus West Alabama ist neben Mahomes und Kelce die dritte herausragende Angriffswaffe der Chiefs. Er ist über die Jahre zu einem in vielerlei Hinsicht überdurchschnittlich guten NFL-Receiver gereift. Auch wenn ihn kaum jemand als den besten WR der NFL bezeichnen würde, erhält er nicht selten das Etikett des gefährlichsten WR der Liga. Er ist sicher nicht der körperlich größte Receiver. Er mag nicht der beste Route Runner sein, wobei er insoweit zumindest zur Spitzengruppe zählt. Vor allem aber ist er über seine „normalen“ Receiver-Fähigkeiten hinaus ein „Weltklassesprinter auf dem Football-Feld“, was ihn unter Matchup-Gesichtspunkten zu einem weiteren Albtraum für gegnerische Coaches macht. Das Preseason-Finale hat gezeigt, dass es weiterhin ein „tödliches“ Risiko darstellen dürfte, Hill in Einzeldeckung zu nehmen. Auch in das Laufspiel wird er (z. B. in Form des „Jet Sweep“) regelmäßig eingebunden. Er ist zudem regelmäßig der „Man in Motion“, was – soweit sich die Verteidigung auf ihn konzentriert – es Mahomes erleichtert, die Defense zu lesen. Hill erhielt bislang in jeder Saison eine Probowl-Einladung und konnte auch 2020 mit 87 Catches für 1.276 yards und 15 Receiving-TDs (sowie zwei weiteren Lauf-TDs) überzeugen. Solang ihn etwaige „Off-the-field-problems“ nicht einholen – in den letzten beiden Jahren blieb es glücklicherweise insoweit ruhig – ist er ein (leider teurer) Schlüsselspieler der Chiefs. Erfreulich ist zudem, dass er bislang weitgehend von Verletzungen verschont blieb und in 5 Jahren lediglich 5 Spiele verpasst hat.

    Einen „richtigen“ Nummer-2-WR haben die Chiefs leider nicht. Insbesondere war der Versuch, den Abgang von Sammy Watkins durch Juju Smith-Schuster zu kompensieren, nicht von Erfolg gekrönt, da dieser nicht „für ein paar Dollar mehr“ zu den Chiefs wechselte, sondern – sei es aus Nostalgie, sei es in der Hoffnung auf einen dicken Vertrag in 2022 – bei den Steelers blieb.

    Formal dürfte die Rolle damit dem 2019er Zweitrundenpick (aus Georgia) Mecole Hardman zufallen. Soweit dieser am College den Ruf von „Händen aus Stein“ hatte, hat sich das bei den Chiefs glücklicherweise nicht bestätigt. In seiner Rookie-Saison vermochte er seine ebenfalls weit überdurchschnittliche Geschwindigkeit bei lediglich 26 Catches für 538 yards (20,7 yards/catch!) zu nutzen. Vor diesem Hintergrund hatte man von ihm eigentlich schon im Vorjahr den Durchbruch erwartet, zu dem es dann aber – trotz der Verletzung von Watkins – mit 41 Catches für 560 yards nicht kam. Hardman hat seit jeher großes Potential. Selbst in der NFL kann er aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit die meisten Passverteidiger überlaufen, weswegen er schon zum Draft-Zeitpunkt als eine Art „Tyreek Hill zweiter Klasse“ qualifiziert wurde. Seine Probleme sind eindeutig in den Bereichen Beständigkeit und Zuverlässigkeit zu finden. Es bleibt nun zu hoffen, dass er in 2021 einen Schritt nach vorne machen kann.

    Der 2016er Viertrundenpick DeMarcus Robinson hat sich im Laufe der Jahre zu einem soliden WR entwickelt, ohne dass dem Neffen des langjährigen NFL-Receivers Marcus Robinson der große Durchbruch gelungen wäre. Nach 32 Catches für 449 yards in 2019 wurde er für sein 2020er Trainingscamp in den höchsten Tönen gelobt, aber 45 catches für 446 yards in 2020 stellten keine Verbesserung dar. Er hat für ein moderates Gehalt um ein weiteres Jahr bei den Chiefs verlängert. In der Preseason war er mit mehr als mäßigem Erfolg auch als Returner im Einsatz.

    Ihm zumindest dicht im Nacken dürfte Byron Pringle sitzen, der sich 2018 als ungedrafteter Rookie in den Kader kämpfte, dann aber verletzungsbedingt ausfiel. 2019 verbrachte er fast durchgängig im Roster, kam aber aufgrund der starken Konkurrenz nur wenig als WR zum Einsatz (12 Catches für 170 yards). Auch 2020 war formal kaum besser (13 Catches für 160 yards), aber er wurde wiederholt für seine Entwicklung gelobt und hat Aussicht auf vermehrte Einsatzzeiten.

    Daurice Fountain ist die Cinderella Story der Preseason: Der 2018er Fünftrundenpick der Colts war dort überwiegend auf der Practice Squad, hat aber nach seinem Wechsel zu den Chiefs im Trainingscamp offenbar einen hervorragenden Eindruck hinterlassen und sich vergleichsweise „locker“ einen Platz im Kader gesichert. Damit hat er sich insbesondere gegen den Fünftrundenpick Cornell Powell durchgesetzt, der es lediglich auf die Practice Squad geschafft hat.

    Trotz guter Leistungen in der Preseason musste sich auch Marcus Kemp hinter Fountain einordnen und wurde formal sogar gecuttet, wobei von Anfang an klar war, dass die Chiefs ihn zum ersten Spieltag wieder in den Kader aufnehmen würden. Er kam 2017 als ungedrafteter Rookie zu den Chiefs und war seither überwiegend überwiegend auf der Practice Squad der Chiefs. Als er 2019 Aussicht auf einen Platz im regulären Kader hatte, fiel er mit einem Kreuzbandriss aus. 2020 wurde er zunächst entlassen, kämpfte sich dann aber überraschend nach vorn und wechselte wiederholt zwischen Practice Squad und regulärem Kader, wobei er auch punktuell zum Einsatz kam. Nach einem Mini-Stint bei den Dolphins Ende Dezember 2020 ist er nun wieder zurück bei den Chiefs und hat vor allem Aussicht auf Einsätze als Gunner in den Special Teams.

    Auf TE sind die Chiefs nach wie vor auf der Starter-Position exzellent besetzt. Der 32-jährige Travis Kelce galt schon vor der 2020er Saison neben George Kittle (49ers) als bester TE der NFL. Nachdem er im Vorjahr seine persönlichen Rekorde für Catches (105), Receiving Yards (1.416 yards, zugleich NFL-Rekord für TEs) und TDs (11) nochmals verbessert hat, obwohl er im bedeutungslosen letzten Saisonspiel nicht zum Einsatz kam, kann man das nur noch einmal dick unterstreichen. Er ist als Receiver eine Mischung aus WR und TE, kann sich von Verteidigern lösen und seinen Körper einsetzen, um den Ball abzuschirmen und auch bei Contested Catches die Oberhand behalten. Er ist damit ein riesiges Matchup-Problem für jeden Gegner, was nicht selten auch für die beliebten „yards after catch“ sorgt. Zudem ist er – was angesichts seiner Leistungen als Receiver oft untergeht, ein exzellenter Blocker. Der 2013er Drittrundenpick der Chiefs dürfte auf dem geraden Weg in die Hall of Fame sein. Nach zwei guten Jahren 2014/15 erbringt er seit 2016 mit alljährlich über 80 Catches und über 1.000 yards herausragende Leistungen. Zudem ist er seit seiner Rookie-Saison nie verletzungsbedingt ausgefallen. Der Lohn sind zwischenzeitlich sechs Probowl-Einladungen in Folge. Wenn der Mahomes improvisieren muss, vermag Kelce sich oft freizulaufen und stellt seine wichtigste Anspielstation dar. Gelegentliche Drops bei dem an sich fangsicheren Kelce lassen sich am ehesten mit Konzentrationsmängeln erklären. Er spielt – gemessen an seinen Leistungen – für ein moderates Gehalt bei sehr teamfreundlich strukturiertem Vertrag und zeichnet sich durch einen außergewöhnlichen Ehrgeiz aus.

    Darüber hinaus verfügen die Chiefs auch über eine außergewöhnliche Tiefe auf der TE-Position, welche sich nicht zuletzt darin manifestiert, dass man erneut mit vier TEs in die Saison geht. Allerdings war man mit den Backups im Vorjahr nicht sonderlich zufrieden. Das wurde zwar nicht ausdrücklich so benannt, aber eine atypisch niedrige Quote von 12-personnel (18 % gegenüber jeweils 28 % in 2018 und 2019), 92,3 % five-man protection im Superbowl (trotz zweier Backup-Tackles) und der Austausch sämtlicher Backup-TEs sprechen eine deutliche Sprache. Formal die Nummer 2 ist Blake Bell, der nach einem Jahr bei den Cowboys zurückgekehrt ist. Der „Belldozer“ ist primär ein Blocking-TE, der in der Spielfeldmitte agiert, wobei er im Preseason-Finale bei einem TD-Catch auch seine Fähigkeiten als Passempfänger unter Beweis stellte.

    Formal die Nummer 3 ist der 2021er Fünftrundenpick Noah Grey, der ein „Zwitter“ zwischen WR und TE ist. Seine Stärken liegen eindeutig im Receiving sowie in seiner universellen Einsetzbarkeit. Allerdings muss er naturgemäß noch viel lernen. Es kann daher durchaus sein, dass er weniger Einsatzzeit erhalten wird als Jody Fortson, einer der Gewinner der Saisonvorbereitung. Er war ursprünglich WR und wurde zum TE umgeschult, weswegen er rund 20 lbs zulegte. Als Ex-WR liegt natürlich auch seine Stärke im Receiving. Nach seiner Zeit an einer unterklassigen Universität (Valdosta State) kam er 2019 als ungedrafteter Rookie zu den Chiefs, war in den ersten beiden Jahren auf der Practice Squad und hat es nun in den regulären Kader geschafft.


    Fazit: Die offensive Feuerkraft der Chiefs auf den Passempfänger-Positionen dürfte durch den Abgang von Watkins etwas nachgelassen haben, der aber im Vorjahr ohnehin nur in 5 regulären Saisonspielen zum Einsatz kam. Mit Hill und Kelce hat man weiterhin zwei Spieler, die jeder gegnerische DC gerne in Doppeldeckung nehmen würde. Es fehlt ein echter zweiter Receiver, wobei Hardman durchaus die Chance auf den Durchbruch hat. In der Breite sind die Chiefs auf WR und insbesondere auf TE gut besetzt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 10:23)

  • OL (#57 LT Orlando Brown jr., #62 LG Joe Thuney, C #52 Creed Humphrey, #65 RG Trey Smith, #67 Lucas Niang, #75 OT/OG Mike Remmers, #73 OG/C Nick Allegretti, # 66 C/OG Austin Blythe, #76 OG Laurent Duvernay-Tardif, #77 OG/OT Andrew Wylie [PUP: # 69 OG Kyle Long])

    Nach zwei – vor allem 2020 auch verletzungsbedingt – schwächeren Jahren haben die Chiefs ihre O-Line komplett umgebaut. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass man mit fünf neuen Startern – darunter zwei Rookies und ein de-facto-Rookie – ins Rennen geht. Das lässt sowohl individuell als auch im Zusammenspiel den einen oder anderen Fehler erwarten. Dennoch sieht die Situation bislang vielversprechend aus:


    Der 25-jährige Orlando Brown ersetzt auf LT den langjährigen Starter Eric Fisher. Brown war bei den Ravens primär als RT eingesetzt, konnte aber in der Vorsaison nach der Verletzung von Ronnie Staley auch auf LT sein Können unter Beweis stellen. Er erhielt in den letzten beiden Jahren jeweils Probowl-Einladungen, auch wenn er statistisch nicht durchweg Spitzenwerte produzierte. Während Fisher vor allem auf seine Athletik und Technik setzte und seine Stärken im Passblock hatte, ist Brown ein deutlich physischerer Spieler („Mauler“), was man typischerweise mit einem RT verbindet. Er sieht sich selbst aber als LT, wobei er sich in dieser Offseason erstmals gezielt auf diese Position vorbereiten konnte. Noch sind nicht alle davon überzeugt, dass er so gut ist, wie er selbst glaubt, aber immerhin haben die Chiefs de facto einen Erstrundenpick in ihn investiert. Bei den Ravens war das System generell wesentlich laufintensiver, wohingegen er nun im Team mit der höchsten Passquote der NFL regelmäßig tief droppen und seinen QB gegen Speed-Rusher verteidigen muss. Wenn ihm das gelingt, steht ihm eine große NFL-Karriere bevor. Die Preseason hat insoweit noch keine klare Tendenz erkennen lassen. Er ist noch jung und hat alle Veranlassung, die Beteiligten im letzten Jahr seines Rookie-Vertrages von seinen Fähigkeiten zu überzeugen, um dann einen Top-Vertrag abzustauben.

    Einen solchen Top-Vertrag hat der 28-jährige LG Joe Thuney in der Offseason von den Chiefs bereits erhalten. Er gilt als einer der besten Guards in der NFL. Thuney ist clever, vielseitig und zäh, was sich auch darin zeigt, dass er in fünf Jahren bei den Patriots durchgängig Starter war und kein Spiel verpasst hat. Im Vorjahr ließ verursachte er lediglich drei Penalties und ließ zwei Sacks zu. Aufgrund seiner Physis (6-5, 308 lbs) kann er insbesondere auch das Laufspiel voranbringen.

    Auf C scheint sich den Hoffnungen entsprechend Zweitrundenpick Creed Humphrey gegen den ebenfalls neu verpflichteten NFL-Veteranen Austin Blythe durchgesetzt zu haben. Das ist natürlich ideal, da Humphrey das größere Potential hat und so schon früh Einsatzzeit als Starter bekommt. In der Preseason hat er einen guten Eindruck hinterlassen, auch wenn er sich natürlich noch daran gewöhnen muss, in der NFL die Plays für die O-Line zu callen.

    Eine sehr positive Überraschung ist, dass sich auf RG mit Trey Smith ein weiterer Rookie durchgesetzt hat. Auch wenn er zunächst von Verletzungen der internen Konkurrenz profitiert haben mag, hat er in der Preseason ebenfalls einen guten Eindruck hinterlassen und – wohl auch vor dem Hintergrund seines formalen Status als Fünftrundenpick – bei den Beobachtern für wahre Begeisterungsstürme gesorgt.

    Im wohl spannendsten Duell scheint sich RT Lucas Niang gegen Mike Remmers durchgesetzt zu haben. Der Name des zeitweise in Genf aufgewachsenen Spielers spricht sich übrigens „eigentlich“ französisch aus, was aber die meisten US-Amerikaner vor unüberwindliche Hürden stellt. Nach seinem Opt-Out im Vorjahr ist der 2020er Drittrundenpick faktisch ebenfalls ein Rookie. Nach einer guten College-Saison 2018 hatte man in ihm einen der besten OTs des Landes in 2019 gesehen, aber eine Hüftverletzung beendete die Saison für ihn nach vielversprechendem Beginn vorzeitig. An der Uni gab er in insgesamt 28 Spielen als Starter keinen einzigen Sack ab, verursachte keinen einzigen false Start und lediglich zwei Holding Penalties. Ihm wird gewaltiges Potential nachgesagt, da er eine seltene Kombination aus körperlicher Größe, Reichweite und Mobilität aufweist und auch als „leader by example“ gilt. Wenn er die Hüftverletzung überwunden hat, könnten die Chiefs in ihm für viele Jahre einen starting OT gefunden haben.

    Außergewöhnlich ist das Leistungsniveau der Backups, die im Grunde alle Starter sein könnten und – eventuell mit Ausnahme von Duvernay-Tardif – auch alle auf unterschiedlichen Positionen zum Einsatz kommen könnten:

    Der 32-jährige Mike Remmers ist ein unspektakulärer Spieler, der aber (außer Center) auf jeder Position in der O-Line spielen kann. Er war bei den Panthers 2014-2016 Starter auf RT und punktuell auf LT. Bei den Vikings war er bis zu einer Verletzung zunächst Starter auf RT (2017) und dann als RG (2018). 2019 war er Starter als RT der Giants. 2020 kam er zu den Chiefs, wo er zwar formal „nur“ der Top-Backup war, aber aufgrund der verschiedenen Verletzungen zum Teil als LG, überwiegend als RT und zuletzt sogar als LT zum Einsatz. Dabei konnte er – mit Ausnahme des Superbowls, in dem allerdings die gesamte O-Line zusammenbrach – durch gute Leistungen überzeugen. In sämtlichen 7 Jahren als Starter erzielte er mindestens durchschnittliche statistische Werte (PFF). Selbst wenn er – wie es scheint – das Duell um den Starter-Job auf RT gegen Niang verloren haben dürfte, sollte er auch 2021 wieder als Top-Backup – zumindest auf den Tackle-Positionen – fungieren.

    Nick Allegretti war Siebtrundenpick der Chiefs in 2019, nachdem er bei seinen letzten 36 Spielen für die Illinois als Starter (Center) fungierte. Nachdem er während seiner Rookie-Saison kaum zum Einsatz kam, wurde er nach den Verletzungen von Osemele und Schwartz in der Vorsaison früh ins kalte Wasser geworfen und zeigte als LG solide Leistungen.

    Neuzugang Austin Blythe hat sich nach ein paar Jahren in der NFL nach vorne gearbeitet und war im Vorjahr Starter der Rams auf der Center-Position, wobei ihm mehr als ordentliche Leistungen (#13 bei PFF) bescheinigt wurden. Auch wenn er das Duell mit Humphrey um den Starter-Posten verloren zu haben scheint, stellt er einen sehr guten Backup dar, der zudem auch schon als Guard gespielt hat.

    Der Kanadier Laurent Duvernay-Tardif ist ligaweit vor allem dafür bekannt, dass er „ganz beiläufig“ neben der NFL-Karriere sein Medizinstudium abgeschlossen und promoviert hat. Auch mit seinem ebenfalls eigentlich französisch auszusprechenden Namen – er stammt aus Quebec – hat der gemeine US-Amerikaner so seine Probleme. Von Andy Reid wird er als „Larry“ bezeichnet, was wohl der teaminterne Spitzname ist. „LDT“ war der 2014er Sechstrundenpick der Chiefs. Auch wenn er gemessen an einem Normalbürger eine gewaltige Physis aufweist, ist er für einen NFL-Guard eher etwas „undersized“, was er durch überdurchschnittliche Technik wettmacht. Dennoch war seine 2019er Saison zugleich sein schwächstes (und erstes unterdurchschnittliches) Jahr. In 2020 war er der erste Spieler der NFL, der von der opt-out-Möglichkeit Gebrauch machte und als Arzt in einem Altenheim gegen Covid-19 kämpfte. Nun kehrt er hoch motiviert in seinem letzten Vertragsjahr zurück. Leider brach er sich im August die Hand, scheint nun aber zum Saisonbeginn früher als erwartet wieder einsatzfähig zu sein. Fraglich ist allerdings, ob er seinen Starter-Job von Trey Smith zurückerobern kann. Er war bereits Gegenstand von Trading-Gerüchten und ist der einzige Spieler in der O-Line, der auf eine konkrete Position (RG) festgelegt zu sein scheint.

    Andrew Wylie kam 2017 als ungedrafteter Rookie aus Eastern Michigan in die NFL. Nach einiger Zeit auf diversen Practice Squads verbesserte er sich bei den Chiefs sukzessive zum Backup (2018) und zum Starter (2019). In den beiden letzten Jahren kam er – soweit überhaupt in insgesamt 25 Spielen der regulären Saison einsatzfähig – jeweils als Starter zum Einsatz. Er ist im NFL-Quervergleich sicher kein Top-Spieler, aber flexibel jedenfalls auf beiden Guard-Positionen einsetzbar, wobei man ihn im Superbowl notgedrungen sogar auf RT einsetzte. In der Depth Chart ist er zurückgefallen, hat aber durch Gehaltsverzicht seinen Roster Spot gesichert.

    OG Kyle Long – langjähriger Starter der Bears – kam aus dem Ruhestand zurück, um für die Chiefs zu spielen. Der dreimalige Probowler wird erst im Dezember 33 Jahre alt, war aber jahrelang von Verletzungen geplagt, was mit dazu beitrug, dass er in seiner bislang letzten Saison (2019) der statistisch schwächste Guard mit mindestens 250 snaps (PFF) war. Leider setzte sich das Verletzungspech im Trainingscamp fort: Wegen einer Knieverletzung beginnt er die Saison erst einmal auf der PUP-Liste. Sollte er wieder einsatzfähig sein, wäre er nicht nur ein weiterer Kandidat für die Guard-Positionen, sondern könnte im Notfall auch RT spielen.

    Fazit:

    In Bezug auf die Startformation sollten die Chiefs gut aufgestellt sein. Nominell war man das im Vorjahr mit Fisher, Osemele und Schwartz auch, aber dann haben die Verletzungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Preseason weckt vor allem aufgrund der Leistungen der O-Line deutliche Hoffnungen auf ein verbessertes Laufspiel. Man muss allerdings berücksichtigen, dass in der Preseason typischerweise „plain vanilla“-Defense gespielt wird, so dass die richtige Prüfung der nicht richtig eingespielten Unit mit überwiegend jungen Spielern noch bevorsteht. Das könnte gerade in der ersten Saisonhälfte zu Problemen führen. Allerdings könnte man mit den Neuverpflichtungen und den diversen jungen Spielern auch die O-Line auf Jahre hinaus „gefixt“ haben. Die Kadertiefe ist gerade in diesem Bereich enorm, da jeder Spieler entweder als Starter erwartet wird oder bereits über substantielle NFL-Erfahrung als Starter verfügt. Im Rahmen des Möglichen ist man damit auch auf etwaige Verletzungen vorbereitet. Das größte Problem wäre es wohl, wenn man LT Orlando Brown ersetzen müsste. Generell kann ich mir aber gut vorstellen, dass die Chiefs noch den einen oder anderen Backup traden würden, wenn sich Interessenten fänden.

  • Defense

    Nachdem die Defense nach der Verpflichtung von DC Steve Spagnuolo zunächst runderneuert wurde, setzen die Chiefs nun auf Kontinuität und die Zufuhr von Talenten über die Draft. „Traditionell“ sind die Chiefs gegen den Lauf schwächer als gegen den Pass, was aber konzeptionell bedingt zu sein scheint, da Andy Reid das Laufspiel in der modernen NFL nicht mehr als so wichtig ansieht. Als große Stärke von Spagnuolo gilt, dass er konzeptionell in der Lage ist, dem Gegner seine größte Stärke zu nehmen, was immer das auch sein mag. 2020 war die Passverteidigung – möglicherweise wegen Sperren, Verletzungen sowie unzureichenden Drucks durch die Edge-Rusher – atypisch schwach, die Laufverteidigung hingegen verbessert. Insbesondere vermochten sich die LB nach schwachem Saisonstart ab dem zweiten Saisonviertel deutlich zu steigern.

    D-Line (# 55 DE Frank Clark, # 95 DE Chris Jones, # 91 DT Derrick Nnadi, # 55 DT Jarran Reed, #57 DE Alex Okafor, # 51 DE Mike Danna, #98 DT Tershawn Wharton, # 99 DT Khalen Saunders, #59 DE Joshua Kaindoh [#97 DE Malik Herring])

    Die D-Line hat mit LDE Tanoh Kpassagnon ihren schwächsten Starter (2020: 15 Starts, 1 Sack, 4 QB-Hits, 28 Tackles, davon 2 TFL) verloren und mit DT Jarran Reed einen bekannteren Spieler hinzugewonnen. Bemühungen um einen erfahrenen DE zu einem günstigen Preis waren offenbar erfolglos. Trotz dieser überschaubaren personellen Veränderungen dürften die meisten Beobachter mit Spannung auf die Entwicklung dieser Unit schauen.

    Die größte Enttäuschung stellt weiterhin der inzwischen 28-jährige RDE Frank Clark dar, den die Chiefs 2019 für hohe Draftpicks und viel Geld (105,5 Mio./5 J) aus Seattle verpflichtet hatten. Er ist natürlich kein schlechter Spieler, sondern verfügt über gleichermaßen Qualität gegen Lauf und Pass. Aber seine Produktion war aber schon in seiner ersten Saison bei den Chiefs (2019: 8 Sacks, 14 QB-Hits, 37 Tackles, davon 12 TFL) gemessen an den hohen Erwartungen enttäuschend. Nachdem man das mit verletzungsbedingt lediglich 11 Starts noch schönreden konnte, wurde es 2020 (6 Sacks, 15 QB-Hits, 29 Tackles (davon 8 TFL) in 15 Starts) nicht besser. Dabei haben seine sportlichen Leistungen auch unter Verletzungen und sonstigen gesundheitlichen Beschwerde gelitten. Immerhin konnte er in der Offseason wieder etwas Muskelmasse zulegen, war aber in der Preseason schon wieder angeschlagen und könnte zu Saisonbeginn nur eingeschränkt zum Einsatz kommen.

    In der Offseason soll er zweimal in Kalifornien bei Polizeikontrollen illegal Schusswaffen im Auto mit sich geführt haben. Im schlimmsten Fall drohen eine Haftstrafe und/oder eine Sperre durch die NFL. Ein Gerichtstermin ist für Oktober anberaumt, aber die letzten Prognosen gehen davon aus, dass man die Angelegenheit bis nach Saisonende verzögern wird bzw. es zu einer Einigung mit der Staatsanwaltschaft kommen könnte. Sofern er sich auch 2021 nicht deutlich zu steigern vermag, ist er schon aus finanziellen Gründen der erste Kandidat für eine Entlassung in 2022.

    Ihm gegenüber wird erstmals wohl primär Chris Jones aufgestellt sein. Der Star der Front 7 ist dabei, von DT auf DE „umzuschulen“. Der 2016er Zweitrundenpick hat bislang jegliche Erwartungen mehr als erfüllt und galt bislang als möglicherweise zweitbester DT (hinter Aaron Donald) der NFL. Auch wenn die Anzahl seiner Sacks in den letzten drei Jahren von 15,5 über 9 auf 7,5 gefallen ist, sprechen 28 QB-Hits und eine pressure rate von 13,6 % eine deutliche Sprache: Er war (als DT!) der mit Abstand beste Passrusher der Chiefs. Dies ist um so bemerkenswerter, als er in den letzten Jahren gelernt hat, sich im Sinne des Team-Nutzens auf andere Aufgaben als den reinen Passrush zu konzentrieren. Außerdem muss er sich regelmäßig mit 2 Blockern auseinandersetzen. Jones verhält sich in jeder Hinsicht vorbildlich und ist geradezu ein Wunder an Motivation und Trainingseifer. Er ist hochgradig disruptiv, sorgt mit seinen langen Armen für deflections, forciert Fumbles und schnappt sich dann doch gelegentlich einmal den gegnerischen QB. Durch die Neuverpflichtung von Jarran Reed besteht nun die Hoffnung, ihn verstärkt als DE einsetzen und damit gegnerische QBs noch stärker unter Druck setzen zu können. Angeblich soll er das beste Trainingscamp seiner NFL-Karriere gehabt haben.

    Soweit Jones hingegen als DT aufläuft, dürfte hauptsächlich Alex Okafor als LDE zum Einsatz kommen. Er kam 2019 von den Saints, wo er – soweit nicht verletzt – in den Jahren 2017/18 durchgehend Starter war. Auch bei den Chiefs zeigte er sich verletzungsanfällig und konnte sich im Vorjahr nicht mehr gegen Kpassagnon durchsetzen, wobei Okafor im Passrush (3 Sacks, 10 QB-Hits) dennoch erfolgreicher war. Allerdings rotieren die Chiefs ohnehin sehr stark in der D-Line, weswegen auch die Backups erhebliche Einsatzzeiten bekommen. Sein Vertrag wurde zu günstigen Konditionen um ein Jahr verlängert.

    Für die meisten Beobachter überraschend gut entwickelt hat sich DE Michael Danna. Als ihn die Chiefs als Fünftrundenpick 2020 auswählten, fragten sich die meisten Draft-Experten, was die Chiefs mit einem Spieler wollten, der als „Graduate Student“ 2019 nicht einmal gut genug für einen Starter-Job bei den Michigan Wolverines war und auch keine Einladung zur NFL Scouting Combine erhalten hatte. Den Chiefs war sein hohes athletisches Potential verbunden mit Explosivität und Geschwindigkeit aber einen Versuch wert, auch wenn er für einen DE eher „undersized“ ist. Im Vorjahr kämpfte er sich ins Team und kam in 13 Spielen immerhin auf 2,5 Sacks, 6 QB-Hits und 25 Tackles (4 TFL).

    Als weiterer DE ist mit Josuah Kaindoh der bereits beschriebene Rookie im Kader, bei dem allerdings abzuwarten ist, ob er in wesentlichem Umfang zum Einsatz kommen wird oder ob die erste Saison vor allem der Entwicklung seines „raw talent“ gilt.

    Auf der NFI-Liste ist schließlich noch DE Malik Herring vertreten, der damit nicht zum 53er-Kader zählt. Der ehemalige 4-Star-Recurit ist ein ungedrafteter Rookie aus Georgia. Aufgrund eines Kreuzbandrisses bei den Trainingseinheiten zum Senior Bowl konnte er bislang nicht trainieren und wird wohl – auch wenn es theoretisch möglich wäre – 2021 überhaupt nicht zum Einsatz kommen, sondern hoffentlich in der 2022er Offseason um einen Roster Spot kämpfen.

    Soweit Chris Jones auf DE aufläuft, haben die Chiefs keinen Star auf DT, wohl aber eine ganze Reihe sehr ordentlicher Spieler.

    Als funktionaler Ersatz für Jones ist DT Jarran Reed vorgesehen, der von den Seahawks zu den Chiefs kam. Er erzielte im Vorjahr für Seattle immerhin 6,5 Sacks, 14 QB-Hitzs und 38 Tackles (5 TLF), kann also auch als Interiour Lineman für einen gewissen Passrush sorgen.

    Demgegenüber ist neben ihm der 2018er Drittrundenpick DT Derrick Nnadi ein sehr solider klassischer NT, nicht so spektakulär, aber eine Stütze der tendenziell wackligen (Lauf-)Verteidigung. 2020 erreichte er 0 Sacks, 1 QB-Hit und 0 TFL, dafür aber mit 47 die meisten Tackles aller D-Liner, was auch statistisch den Schwerpunkt seiner Tätigkeit untermauert.

    Als Backup ganz vorne mit in der Rotation ist zunächst DT Tershawn Wharton, der sich im Vorjahr als ungedrafteter Rookie von Missouri S&T ins Roster gekämpft hatte. Entgegen allen Erwartungen musste er auch im Saisonverlauf nicht den Weg in die Practice Squad antreten, sondern stand aufgrund seiner guten Athletik und Auffassungsgabe bei rund 48 % aller defensiven Snaps auf dem Feld, wobei er 2 Sacks, 4 QB-Hits und 27 Tackles (4 TFL) erzielte und auch darüber hinaus gegnerische QBs häufiger unter Druck zu setzen vermochte.

    Seinen Durchbruch soll nun auch der 2019er Drittrundenpick Khalen Saunders von Western Illinois haben, der ursprünglich als sehr „raw“ galt, aber über lange Arme und eine sehr gute Athletik verfügt. Nach einem Lernjahr schien er Anfang 2020 „auf dem Sprung“ zu sein, sein enormes physisches Potential effizient zum Einsatz zu bringen, zog sich dann aber im Auftaktspiel einen ausgekugelten Ellenbogen zu, landete zunächst auf IR und wurde im Saisonverlauf – nicht zuletzt auch aufgrund der Leistungen von Wharton - nahezu überhaupt nicht eingesetzt. Auch er erhielt aber in der Offseason viel Lob und wird in der Rotation sicherlich Gelegenheit haben, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

    Fazit: Besonders spannend wird sein, wie oft und mit welchem Erfolg der bisherige Star-DT Chris Jones auch oder gar primär auf DE eingesetzt wird. Auch ohne ihn muss man sich auf DT erst einmal keine Sorgen machen, denn mit Reed, Nnadi, Wharton und Saunders ist man sehr solide aufgestellt. Kritischer ist die Situation auf DE, wo man zwar ebenfalls solide besetzt ist, aber schon in den vergangenen Jahren der zuverlässige Passrusher gefehlt hat. Das hat sich 2020 insbesondere in den beiden Spielen gegen die Raiders sehr negativ bemerkbar gemacht. Generell ist das Problem, dass die Chiefs von den DE-Positionen bislang zu wenig Druck auf den gegnerischen QB ausgeübt haben. Jones alleine kann die Last kaum stemmen. Es bestehen aber gute Aussichten, dass er verstärkte Unterstützung durch Reed und Wharton erhält. Zudem lässt der Umstand, dass die Chiefs DE Tim Ward trotz guter Leistungen in der Preseason gecuttet haben, darauf schließen, dass man zumindest mit Okafor und Danna recht zufrieden gewesen sein muss.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 02:35)

  • LB #53 Anthony Hitchens, #54 Nick Bolton, #44 Dorian O’Daniel, #56 Ben Niemann, #47 Darius Harris, [IR #50 Willie Gay Jr.]

    Die LB der Chiefs sind bislang eher der Schwachpunkt der Defense.

    Als every-down-LB gilt Anthony Hitchens. Ihn hatten die Chiefs 2018 nach dem Auslaufen seines Rookie-Vertrages für 45 Mio./5 Jahre von den Cowboys verpflichtet als Nachfolger für Derrick Johnson. Auch wenn er durchgängig Starter und schon positionsbedingt immer einer der beiden Top-Tackler der Chiefs war, vermochte er diese Vorschusslorbeeren nicht zu rechtfertigen. Gemessen an seinen Fähigkeiten als Tackler und in Coverage wirkt er deutlich überteuert. Nach PFF waren seine Statistiken seit 2017 nie überdurchschnittlich. Allerdings vermochte er sich in der Vorsaison zu steigern, auch wenn das in den Zahlen nicht wirklich zum Ausdruck kommt. Ein großer Pluspunkt aus Coaching-Sicht ist zudem, dass er aufgrund seiner Spielübersicht als „Quarterback der Defense“ durch dem Vernehmen nach hervorragende pre-snap-calls seinen Kollegen die Arbeit deutlich erleichtert. Gleichwohl gilt er neben DE Clark als der größte Cut-Kandidat für die nächste Offseason. Hitchens scheint jedenfalls alles daran zu setzen, sich weiter zu steigern: In der Offseason reduzierte er sein Gewicht und lernte fleißig die MIKE-Position innerhalb des Systems von Spagnuolo.

    Der Job von Hitchens ist vor allem in Gefahr, weil die Chiefs sowohl 2019 als auch 2020 jeweils einen hohen Draftpick in einen LB investiert haben.

    Der 2019er Zweitrundenpick LB Willie Gay Jr. wurde rein sportlich („speedy, strong, physical, athletic") zum Zeitpunkt der Draft mit Isaiah Simmons vergleichen, der als Top-LB an Position 8 ausgewählt wurde. Er verfügt sowohl gegen den Lauf als auch gegen den Pass über herausragendes Potential. Problempunkt waren massive „character concerns“, die ihn trotz seiner überragenden athletischen Fähigkeiten u. a. einen Großteil seiner College-Karriere gekostet hatten. Vor diesem Hintergrund hätte man eigentlich erwartet, dass er entweder gleich als Rookie den großen sportlichen Durchbruch haben oder aus nicht-sportlichen Gründen krachend scheitern würde.

    Beides blieb aus. Im sportlichen Bereich litt er besonders unter der coronabedingt weitgehend ausgefallenen Offseason, weil ihm das (bekanntermaßen komplizierte) Defense-Playbook von Spagnuolo noch längst nicht in Fleisch und Blut übergegangen war. Dies hatte zur Folge, dass ihm die nötigen Sekundenbruchteile zur Umsetzung seiner athletischen Fähigkeiten fehlten, weil er sich zu sehr auf seine „assignments“ konzentrieren musste. Dementsprechend spielte er nur ca. 25 % aller Snaps, bevor ihn in den Playoffs eine Meniskusverletzung außer Gefecht setzte. Hauptsächlich wurde er gegen lauforientierte Teams eingesetzt.

    Die Defizite im Hinblick auf das Playbook sind nun nach übereinstimmenden Angaben von Gay und den Coaches weitgehend behoben, so dass er „eigentlich“ nicht nur Starter gewesen wäre, sondern man von ihm auch einen deutlichen Leistungssprung erwartet hätte. Aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit („recovery speed“) kann er kleine eigene Fehler kompensieren oder Fehler der Teamkollegen ausbügeln. Allerdings verfolgen ihn weiter gesundheitliche Malaisen: Nachdem er zunächst im Hinblick auf das „concussion protocol“ für das erste Preseason-Game nicht zur Verfügung stand, zog er sich im letzten Preseason-Game eine Zehenverletzung zu, ist er zunächst einmal auf IR gelandet und fällt für mindestens drei Wochen aus.

    Damit hat der 2020er Zweitrundenpick Nick Bolton gute Aussichten, gleich als Starter in die Saison zu gehen. Seine Stärken sind bislang erwartungsgemäß in der geradlinigen („downhill“) Verteidigung gegen den Lauf. Zudem wird ihm ein hoher „Football-IQ“ bescheinigt, der auch zur Folge hat, dass er sich bislang wesentlich besser als befürchtet in der Zonenverteidigung schlägt. Probleme zeigt er (nicht ganz überraschend) dabei, sich von Blockern zu lösen. Zudem dürfte er seine Schwierigkeiten mit beweglichen/wendigen RBs haben.

    Wenn man von einer klassischen 4-3-Defense ausgeht, dürfte aktuell Ben Niemann der dritte Starter sein. Realistischer erscheint aber eine 4-2-Nickel-Defense als Basisformation. Niemann ist als LB individuell bestenfalls ein durchschnittlicher NFL-Spieler. Dennoch gönnt man ihm persönlich jeden Erfolg. Der Sohn eines Coaches hat gewiss nicht das größte Talent, hat sich aber seit 2018 als ungedrafteter Rookie ins Team gekämpft und diesen Platz in erster Linie aufgrund seiner herausragenden Leistungen in den Special Teams auch behalten. In seiner vierten Saison ist er bei den Chiefs-LB schon fast ein „Veteran“, der gerade jüngeren Spielern mit Rat und Tat zur Seite steht. Sein Potential ist sehr viel beschränkter als beispielsweise bei Gay. Tendenziell hat er seine Stärken in der Passverteidigung.

    Die Erwartungen bislang nicht erfüllen konnte mit Dorian O‘Daniel der 2018er Drittrundenpick der Chiefs aus Clemson. Der athletische und vielseitige LB hat sich gleichwohl im Kader behauptet und wird wohl auch weiterhin hauptsächlich in den Special Teams zum Einsatz kommen.

    Gleiches dürfte auch für Darius Harris gelten, 2019 ungedraftet zu den Chiefs kam und bislang überwiegend auf der practice squad zu finden war. Es kann gut sein, dass er dort auch wieder landet, wenn Gay von seiner Verletzung zurückkehrt.

    Fazit: Die LB waren bislang der Schwachpunkt, weisen aber erhebliches Potential auf. Hitchens wird kein Superstar mehr, könnte sich aber noch einmal einen Schritt verbessert haben. Wenn sich die Zehenverletzung von Gay nicht als hartnäckig erweist, erwarte ich von ihm einen gravierenden Leistungssprung. Bolton wird Rookie-Fehler produzieren, aber aufgrund seiner Spielintelligenz vermutlich nicht allzu viele. In Gay und – mit Abstrichen – Bolton haben die Chiefs zwei junge Spieler mit hohem Potential. Daher könnte die Einordnung der LB als Schwachpunkt bald der Vergangenheit angehören. Die Backups sind in erster Linie für die Special Teams wichtig. Die LB-Unit sollte insgesamt athletischer geworden sein und damit in Coverage besser aussehen.

  • DB (#35 CB Charvarius Ward, #38 CB L‘Jarius Sneed, #21 CB Mike Hughes, #27 CB Rashad Fenton, #26 CB Chris Lammons, #30 CB Deandre Baker - [#32 SS Tyrann Mathieu], #22 FS Juan Thornhill, #23 SS Armani Watts, #49 FS Daniel Sorenson)

    Zu den CBs:

    Vermutlich ist bei keiner Unit das Preis-Leistungs-Verhältnis so gut wie bei den CBs, die im Vorjahr positiv überrascht haben. Trotz des Abgangs von Bashaud Breeland und des Fehlens eines bekannten Namens muss man sich keine Sorgen machen.

    Der 25-jährige Charvarius Ward ist der Veteran unter den CBs. Er war 2018 noch ungedrafteter Rookie der Cowboys und wechselte noch vor Saisonbeginn zu den Chiefs. Ende 2018 wurde er erstmals Starter. Ende 2019 wurde er von vielen schon als bester CB der Chiefs angesehen. Seine außergewöhnlich gute Entwicklung kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass die Chiefs ihn für 3,4 Mio. „getendert“ haben. Er ist als Outside Corner gesetzt, wird nach der Saison Free Agent und daher alles daran setzen, sich für einen lukrativen Vertrag (mutmaßlich bei einem anderen Team) in Position zu bringen.

    Einen Volltreffer haben die Chiefs mit ihrem 2020er Viertrundenpick L‘Jarius Sneed gelandet, der ab dem ersten Spieltag Starter als Outside Corner war und für einen Rookie herausragende Leistungen zeigte. Versuche, den „Frischling“ hereinzulegen, blieben durchweg erfolglos und führten bereits im ersten Spiel zu seiner ersten INT in der NFL. Insgesamt erwies er sich nicht nur als zuverlässiger Passverteidiger, sondern strahlte aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit auch als Blitzer erhebliche Gefahr aus. Rückblickend würde ihn wohl jeder GM in der ersten Hälfte der ersten Draft-Runde picken. Obwohl er durch einen Schlüsselbeinbruch für einige Wochen außer Gefecht gesetzt war und dann vorsichtshalber erst einmal langsam wieder herangeführt wurde, erzielte er in 9 Spielen (6 Starts) in 2020 immerhin 3 INTs, 2 Sacks und 2 TFL. Dabei bewies er seine Vielseitigkeit, als er nach seiner Rückkehr als Slot-Cornerbach eingesetzt wurde, ohne an Qualität einzubüßen.

    Während ich Ward und Sneed als klare Starter benennen würde, ist die Reihenfolge dahinter schwer einzuschätzen.

    Überwiegend wird wohl Mike Hughes als dritter CB erwartet. Der 2018er Erstrundenpick kam von den Vikings, wo er sich – insbesondere auch verletzungsbedingt – nicht seinem Potential entsprechend in Szene setzen konnte. Er ist für einen Spagnuolo-Verteidiger eher atypisch (undersized), macht das aber durch Geschwindigkeit, Beweglichkeit, Athletik und „ball skills“ wieder wett. Sogar als Returner könnte man ihn einsetzen. Auch er ist ein Spieler mit großem Potential. Die Hauptfrage ist aktuell, ob er gesund bleiben kann.

    Ebenfalls über enormes, aber bislang nicht gehobenes Potential verfügt Deandre Baker – 2019er Erstrundenpick der Giants. Als Pluspunkte wurden damals vor allem seine Spielintelligenz, sein Einsatz am Catch-Point und generell sein Talent in Press-Coverage genannt. Er wurde gegen Ende der letzten Saison verpflichtet und kam insbesondere im bedeutungslosen letzten Spiel als Starter zum Einsatz, wo er sich nach vielversprechendem Beginn auf skurrile Weise in einem „non-contact play“ den Oberschenkelknochen brach. In der Preseason machte er – vor allem im ersten Spiel gegen die 49ers, in dem er keinen catch zuließ, – einen guten Eindruck. Manche erwarten von ihm den großen Durchbruch und sehen ihn schon als Starter, andere hingegen aktuell auf dem letzten Platz in der depth chart.

    Auf jeden Fall dürfte der 2019er Sechstrundenpick Rashad Fenton seine Einsatzzeiten erhalten, möglicherweise sogar als dritter CB. Seine Entwicklung hat die ursprünglich harsche Kritik an seinem Pick verstummen lassen. Schon in seiner Rookie-Saison konnte er sich als Slot-CB etablieren. In 2020 war er in allen Spielen dabei, wenn auch nur dreimal als Starter.

    Chris Lammons, der ursprünglich 2018 als ungedrafteter Rookie in die Liga kam, wechselte von den Dolphins zu den Chiefs und dürfte seine Einsatzzeiten in erster Linie in den Special Teams erhalten, da er als guter Gunner gilt.

    Zu den Safeties:

    Emotionaler Anführer der Defense ist der 2019 für 42 Mio./3 J. verpflichtete „Honeybadger“ bzw. „Landlord“ Tyrann Mathieu. Nachdem er zu College-Zeiten noch wegen wiederholten Drogenkonsums aus dem Footballprogramm von LSU geworfen wurde, beschränkten sich zu Profi-Zeiten negative Schlagzeilen allein auf wiederholte Verletzungen. Bei den Chiefs war er bislang weitgehend gesund, wurde schon im ersten Jahr zum Publikumsliebling und zeigte hervorragende Leistungen, was sich auch in zwei Probowl-Nominierungen widerspiegelt. In der ersten Saisonhälfte 2020 musste er aufgrund zahlreicher Ausfälle in der Passverteidigung vermehrt Lücken stopfen und konnte so nicht wie gewohnt agieren, worunter seine Statistiken litten. Nachdem sich das Lazarett lichtete, war er wieder ganz der Alte. Mathieu gilt als einer der besten Safeties der Liga, wobei seine besondere Stärke in seiner unglaublichen Vielseitigkeit liegt. So führte er in den letzten Jahren die Chiefs jeweils in Interceptions (4 bzw. 6) an, kann in Zonen- oder Manndeckung covern, blitzen oder als Quasi-Linebacker fungieren. Das einzige Problem war, dass er seit der Vorwoche auf der Covid-19-Liste stand. Glücklicherweise konnte er einen Tag vor dem Saisonstart wieder aktiviert werden.

    Aktuell wird als zweiter Starter "Dirty“ Dan(iel) Sorenson erwartet. Er kam 2014 als ungedrafteter Rookie von BYU zu den Chiefs und ist seit 2017 an der Grenze zwischen Starter und Backup. Für die Fans fungierte er schon wiederholt als Sündenbock, hat aber jederzeit den Rückhalt der Coaches. Er hat nicht das größte Talent, zeigt aber eine ungeheure Einsatzbereitschaft. Er ist der Typ Spieler, der dem gegnerischen Ballträger über den halben Platz hinterher jagt, um ihn noch an der 1-yard-Linie ins Aus zu tackeln. Dazu passt, dass Sorenson seine Stärken ohnehin im Tackling hat und den LB näher steht als den CBs. Im Vorjahr kam er auf 15 Spiele (11 Starts), wobei er das Team in Tackles (91) anführte. 3 INTs und 4 QB-Hits zeigen allerdings, dass er durchaus mehrdimensional agiert. Ganz nebenbei ist er auch zentraler Bestandteil der Special Teams.

    Die Alternative als zweiter Starter wäre grundsätzlich der 2019er Zweitrundenpick Juan Thornhill. Er bewies in seiner sehr guten Rookie-Saison, dass er außergewöhnlich athletisch und schnell ist und den nötigen Football-Instinkt mitbringt. Der im letzten Saisonspiel zugezogenen Kreuzbandriss kostete ihn aber nicht nur die Playoffs und einen Großteil der Saisonvorbereitung 2020, sondern führte mutmaßlich auch dazu, dass er im Vorjahr – obwohl in allen Spielen im Kader, davon die Hälfte als Starter – weitgehend nicht an diese Leistungen anknüpfen konnte. In den Playoffs sah er dann schon wieder etwas besser aus. Die Off-/Preseason war uneinheitlich. Auch wenn er in der Depth Chart aktuell noch etwas zurückliegt, könnte er sich zu einem Top-Safety entwickeln.

    Der 2018er Viertrundenpick Armani Watts von Texas A&M kam in seinen drei Jahren nur beschränkt als Backup zum Einsatz, war 2020 aber immerhin in jedem Spiel im Kader. Auch er zählt zu den Stützen der Special Teams.

    Fazit:

    Mit der Strategie, junge Spieler ohne hervorstechendes Talent auf den CB-Positionen zu entwickeln, hatten die Chiefs in den letzten Jahren sehr viel Erfolg. Dabei legt Spagnuolo vor allem Wert auf Geschwindigkeit – getreu dem Motto: You can‘t teach speed“. Nun hat man mit Hughes und Baker zumindest für ein Jahr sogar zwei Spieler mit erkennbar hohem Potential mit an Bord. Mit Ausnahme von Lammons, den ich als Special Teams-Player sehe, kann jeder als Starter fungieren. Darüber hinaus haben die Chiefs einen herausragenden und zwei gute Safeties, wobei Thornhill das größere Potential, aber auch das größere Fragezeichen aufweist. Gleichgültig wie viele CBs und Safeties im Einzelfall auf dem Platz stehen, sollten die Chiefs jederzeit über eine adäquate Passverteidigung verfügen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 02:47)

  • Special Teams

    #5 P/H Tommy Townsend, #7 Harrison Butker, #41 LS James Winchester

    P Tommy Townsend kam als ungedrafteter Rookie 2020 ins Team. Seine Leistungen waren nicht ganz so gut wie erhofft. Er produzierte Zahlen im Mittelfeld der Liga und überzeugte vor allem durch gelungene Punts innerhalb der gegnerischen 20-yard-Linie. Vor allem im Superbowl erwischte er einen rabenschwarzen Tag. Dennoch sind die Chiefs von ihm überzeugt, was sich schon daraus ergibt, dass man nicht für „Competition“ im Trainingscamp sorgte.

    K Harrison Butker ist seit vier Jahren der unumstrittene Kicker der Chiefs mit einer FG-Trefferquote von rund 90 %. Im Vorjahr kam er sogar auf 92,6 % (25/27) mit einer hundertprozentigen Trefferquote über 50 yards (4/4). Um so kurioser ist es, dass er bei den Extrapunkten lediglich auf 88,9 % (48/54) kam. Ob das nun Konzentrationsmängel oder statistische Ausreißer sind, ist von außen schwer zu beurteilen.

    Fun fact: Butker bescherte dem gesamten Team einen trainingsfreien Montag vor dem ersten Saisonspiel, als er im Training aus 64 yards traf, wobei der Kick wohl auch für 68 yards gereicht hätte.

    LS James Winchester kam 2013 als ungedrafteter Rookie in die NFL und spielt seit 2015 für die Chiefs. Er fällt seit Jahren meist dadurch auf, dass er nicht auffällt – bei seiner Position eine positive Eigenschaft.

    Als Kick- und Puntreturner werden aktuell quasi überall Tyreek Hill, Mecole Hardman und Byron Pringle geführt. Aufgrund der damit verbundenen Verletzungsgefahr möchte ich Hill allerdings vor den Playoffs fast sicher ausschließen. Auch im Vorjahr kam er nur für einen fair catch auf den Platz. Als Puntreturner fungierte hauptsächlich Hardman (25 Returns), der sich zudem mit Pringle die Kickreturns weitgehend teilte. Da Demarcus Robinson weder in der Vorsaison noch in der Preseason irgendwelches Return-Talent erkennen ließ, würde ich ihn ausschließen. Nach den letzten Äußerungen von Dave Toub dürften als PR Hardman oder Hughes in Betracht kommen, bei den KR tippe ich auf Hardman oder Pringle.

  • injured reserve

    #30 LB Willie Gay jr. (kann frühestens ab Woche 4 einsteigen)

    physically unable to perform (PUP)

    # 69 OL Kyle Long (kann frühestens ab Woche 7 einsteigen)

    non football injury (NFI)

    #97 DE Malik Herring

    Practice Squad

    QB Shane Buechele

    RB Derrick Gore

    WR Gehrig Dieter

    WR Cornell Powell

    WR Maurice Ffrench

    OL Prince Tega Wanogho

    C Darryl Williams

    DE Austin Edwards

    DE Demone Harris

    DT Cortez Broughton

    LB Omari Cobb

    LB Christian Rozeboom

    LB Elijah Sullivan (neu)

    CB Dipaprio Bootle

    CB Shakur Brown (entlassen)

    FS Zayne Anderson (für Spiel 1 in den Hauptkader aufgenommen)

    FS Devon Key


    Schedule:

    #1 CLEVELAND

    #2 @ Baltimore

    #3 LA CHARGERS

    #4 @ Philadelphia

    #5 BUFFALO

    #6 @ Washington

    #7 @ Tennessee

    #8 NEW YORK GIANTS

    #9 GREEN BAY

    #10 @ Las Vegas

    #11 DALLAS

    #12 bye

    #13 DENVER

    #14 LAS VEGAS

    #15 @ LA Chargers

    #16 PITTSBURGH

    #17 @ Cincinnati

    #18 @ Denver

    Das Schedule ist für einen Superbowl-Teilnehmer nicht extrem schwer, auch wenn der Saisonstart hart ist und man sich auch ein einfacheres Bonus-Spiel als gegen Green Bay hätte vorstellen können. Die NFC East hätte man sich in der Vorsaison gewünscht, aber immerhin hatten von den 5 NFC-Kontrahenten nur die Packers einen winning record. Starke Gegner sind vermutlich Cleveland, Baltimore, Buffalo, Tennessee, Green Bay und vielleicht auch Pittsburgh. Innerhalb der Division haben sich alle Rivalen viel vorgenommen, wobei aktuell den Chargers am meisten zugetraut wird.

  • Prognose

    Die Prognose hinsichtlich jedes Teams beruht im Grunde auf der Annahme, dass unersetzliche Schlüsselspieler nicht dauerhaft oder in den entscheidenden Spielen ausfallen.

    Die Chiefs verfügen über außergewöhnlich viele (teure) Star-Spieler. In der Offense ist vor allem an QB Mahomes, WR Hill und TE Kelce, aber auch an OG Thuney und eventuell OT Brown zu denken. In der Defense kommen zumindest DL Jones und S Mathieu hinzu. Auch wenn man sich berechtigt die Frage stellen muss, wie lange das (salary-cap-technisch) gut gehen kann, ist es rein sportlich betrachtet erst einmal eine hervorragende Ausgangsposition für 2021. Hinzu kommen eine Vielzahl guter und günstiger, häufig auch junger Spieler. Hinzu kommt, dass die Chiefs inzwischen auch über einen außergewöhnlich breiten („tiefen“) Kader verfügen, wobei der Kader insbesondere im Bereich der O-Line und der CBs geradezu überquillt.

    Nach heutigem Stand sollten die Chiefs weiterhin eine herausragend gute Offense haben. Auf den Skill Positions hat man etwas Federn lassen müssen, weil ein echter #2-Receiver fehlt. Dennoch ist es sicher kein Spaß, gegen Mahomes, Edwards-Helaire, Kelce, Hill und Hardman verteidigen zu müssen. Die O-Line dürfte zumindest de facto etwas verbessert sein, auch wenn man nominell im Vorjahr ebenfalls nicht schlecht aussah, bis die Verletzungen von Osemele, Schwartz und Fisher einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Insgesamt rechne ich aufgrund der O-Line mit verbessertem Laufspiel. Auf den ersten Blick sollte das Passspiel wegen des fehlenden #2-Receivers etwas schwächer sein. Das könnte sich aber als Trugschluss erweisen, denn ich könnte mir durchaus vorstellen, dass die Chiefs im Passangriff auf eine erhöhte Produktivität der RBs und Backup-TEs setzen können. Die Chiefs haben aus meiner Sicht weiterhin die beste Offense in der NFL, die an guten Tagen jeden Gegner überrollen kann. Im Vorjahr gab es trotz der meisten Yards nur die sechstmeisten Punkte, was ich auf eine ungewöhnlich schwache Red Zone Offense zurückführe. Insofern dürfte aufgrund der gerade für Laufspielzwecke verbesserten O-Line und der verstärkten Riege der TEs mit einer Verbesserung zu rechnen sein. Insgesamt sollte daher – einen gesunden Mahomes vorausgesetzt – im Mittel pro Spiel vergleichbar viele Yards, aber mehr Punkte erzielt werden. Meine größte Sorge ist, dass die Chiefs zu stark auf den Lauf setzen könnten.

    Wesentlich schwieriger ist die Defense zu beurteilen, wobei ich mit einer moderaten Verbesserung rechne: In der D-Line dürfte Reed für Kpassagnon ein Upgrade sein; zudem haben junge Spieler wie Wharton, Saunders und Danna natürliches Steigerungspotential. Bei den LB hat man mit Gay und Bolton zwei sehr talentierte Spieler gedraftet, deren Potential noch größer ist. Auch in der Passverteidigung verfügen die Chiefs sowohl in der Spitze als auch in der Breite über sehr viel Qualität, wobei mit Ausnahme von Mathieu und Sorenson auch hier alle noch jung sind und sich realistisch steigern können. Natürlich wird nicht jeder alle Hoffnungen erfüllen, aber eine Verbesserung zu einer Top-10-Defense halte ich für realistisch.

    Bei den Special Teams erwarte ich dank Dave Toub ohnehin immer überdurchschnittliche Leistungen, zumal die Chiefs großen Wert darauf legen, gute ST-Player in ihren Reihen zu haben. Das hat im Vorjahr ausnahmsweise einmal nicht wie gewohnt funktioniert. Insoweit rechne ich mit einem Schritt nach vorne.

    Ich werde nicht müde zu betonen, dass ich mich über jeden Sieg freue und nichts von einer „Superbowl or Bust“-Maxime halte. Aber natürlich gehe ich mit großem Optimismus in die Saison. Auch wenn die Bucs im Superbowl verdient gewonnen haben, sind die Chiefs aus meiner Sicht der (knappe) Titelfavorit. Für die reguläre Saison werden je nach Quelle 12-5 bis 14-3 prognostiziert. Wenn die Chiefs von gravierendem Verletzungspech verschont bleiben, sollten es m. E. mindestens 13 Siege werden. Mahomes hat sich jedenfalls nach eigenen Angaben – einschließlich des Superbowls – 20 Siege vorgenommen.

    Als Hauptkonkurrenten um den Divisionssieg sehe ich nach der tollen Rookie-Saison von QB Justin Herbert die Chargers, die ihre O-Line verstärkt haben. Broncos und Raiders fehlt vor allem ein Top-QB. Die Broncos haben davon abgesehen ein sehr junges und starkes Team und werden m. E. unterschätzt, aber das obere Limit sollte ein Wildcard-Spot sein. Die Raiders sind selbsternannter Playoff-Kandidat, was mir zu glauben bislang schwer fällt. Sie haben sich im Vorjahr als Stolperstein erwiesen und könnten es auch 2021 wieder sein, aber die O-Line ist geschwächt und die Defense eher schwach.

    Im Rest der AFC sehe ich normalerweise Ravens und Bills als Hauptkonkurrenten an. Beide haben große Qualität im Kader und ein sehr gutes Coaching. Allerdings scheinen die Bills bislang den Chiefs zu liegen. Die Ravens sind relativ lauflastig und kämpfen schon jetzt mit unfassbarem Verletzungspech: Drei RBs (J. K. Dobbins, Justice Hill und Gus Edwards) sowie Ex-Chief-CB Marcus Peters fallen mit schweren Verletzungen (3x Kreuzbandriss, 1x Achillessehnenriss), die sie im letzten Preseasonspiel und danach erlitten haben, für die gesamte Saison aus.

    Mit im Rennen sind die übrigen Playoffteilnehmer des Vorjahres (Titans, Colts, Steelers und Browns), die aber alle größere Fragezeichen aufweisen: Titans und ggf. Colts profitieren erst einmal von einer schwachen Division. Die Titans haben im Vorjahr viele Spiele knapp gewonnen. Sie haben nun einen neuen OC und waren bislang stark von Travis Henry abhängig, der jahrein jahraus eine hohe Workload trägt. Ob die Verpflichtung des alternden Julio Jones das ändern kann? Die Colts setzen darauf, dass QB-Flüsterer Frank Reich aus QB Carson Wentz wieder einen Top-QB macht. Hieran ist sowohl aufgrund der zuletzt gezeigten sportlichen Leistungen als auch aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit Skepsis angebracht. Selbst bei günstigem Verlauf dürften die Colts nach dem Rücktritt von Rivers schwächer besetzt sein. In der AFC North ist demgegenüber das Konkurrenzniveau hoch. Die Browns sind gerade offensiv sehr gut besetzt, aber die gute Bilanz in 2020 war – gemessen an dem Verhältnis von erzielten zu kassierten Punkten – ein statistischer Ausreißer, so dass selbst eine weitere Leistungssteigerung nicht unbedingt eine höhere Siegquote bedeuten muss. Bei den Steelers ist die Bandbreite möglicher Ergebnisse groß. Zwar sah der 39-jährige Big Ben in der Preseason wieder recht gut aus, aber ob er das Niveau noch einmal über eine ganze Saison zeigen und ob die geschwächte O-Line ihn zuverlässig schützen kann, ist fraglich.

    Playoff-Kandidaten sind auch die Dolphins, die schon auf Grundlage mäßiger QB-Leistungen im Vorjahr auf 10 Siege kamen. Nun wirkte Tagovailoa in der (allerdings allgemein wenig aussagekräftigen) Preseason deutlich verbessert. Schließlich wäre ich sehr überrascht, wenn die Patriots (mit der Rückkehr zahlreicher Spieler nach opt-outs und einigen Neuverpflichtungen) nicht deutlich verbessert wären und wieder trotz Rookie-QBs um die Playoffs mitspielen würden.

    Fazit: Nach heutigem Stand sind die Chiefs erneut der Favorit in der AFC, aber eben nicht in dem Sinne, wie Bayern München Favorit in der Fußball-Bundesliga ist. Ohne gravierendere Verletzungen halte ich ein Ergebnis in einer Größenordnung von 14 Siegen für realistisch.

    2 Mal editiert, zuletzt von Chief (12. September 2021 um 02:55)

  • Speziell zum injury report für das erste Spiel gegen die Browns:

    Backup-C Austin Blythe ist out (abdomen)

    DE Frank Clark (hamstring) und DT Derrick Nnadi (hip) haben diese Woche nur eingeschränkt trainiert und sind questionable.

    Abgesehen davon fallen natürlich RG Kyle Long (PUP) und LB Willie Gay (IR) für mehrere Wochen aus.

  • Inaktive für das Browns-Spiel:

    CB DeAndre Baker
    S Tyrann Mathieu
    DE Frank Clark
    OL Austin Blythe
    G Laurent Duvernay-Tardif
    WR Daurice Fountain

    Mathieu ist etwas überraschend, nachdem er gestern von der Covid-19-Liste aktiviert wurde, aber die Coaches wollten wohl nun doch kein Risiko eingehen. Das ist langfristig sicher vernünftig, aber der Ausfall eines der beiden Superstar-Verteidiger könnte für das Auftaktspiel eine erhebliche Schwächung darstellen. Das gilt mit deutlichen Abstrichen auch für den Ausfall von Clark. Blythe leidet noch an den Folgen einer Leistenbruch-OP, LDT an den Folgen einer gebrochenen Hand.

    Interessant ist, dass alle vier TEs und der gerade aktivierte Practice-Squad-Safety Zayne Anderson aktiv sind.