Rückblick Saison 2020 – das Pandemiejahr
Das Packers FO hatte ja in der Offseason 2019 so tief in die Kriegskasse gegriffen und das Team mit Free Agents verstärkt, dass für einen ähnlichen Move vor der Saison 2020 absolut keine Luft mehr war. Aber das ist ja auch das Schöne in der NFL, es geht eben nicht immer alles und ein erfolgreicher Aufbau des Rosters bedarf halt viel Finesse und Fingerspitzengefühl. Außerdem kam man ja im ersten Jahr unter LaFleur bis ins CCG, die Schwachstellen im Team waren überschaubar. Es galt also, das Team nicht durch unnötige FA Abgänge zu schwächen und es eventuell über Verpflichtungen günstiger Free Agents und vor allem via Draft zu verstärken.
Die to-do waren klar, das Vorgehen wahrscheinlich auch, doch dann kam Covid. Die weltweite Verbreitung des Virus sorgte für eine (zum Glück) noch nie dagewesen Ausnahmesituation. Ich will da gar nicht zu sehr darauf eingehen und daher nur meinen Respekt zum Ausdruck bringen, wie gut und professionell sich die NFL und die Teams binnen kürzester Zeit auf die neuen Umstände eingestellt haben und so eine im Mai/Juni noch für fast undenkbar gehaltene, komplette Saison (wenn auch ohne Zuschauer) abgeliefert haben.
Aber zurück zum Thema: Trotzdem wieder mal die Packers Defense im CCG Loss gg. die 49ers vorgeführt wurde, hielt man an Pettine als DC fest. Auch ansonsten gab es keine nennenswerten Veränderungen beim Coaching Staff. Bei den eigenen Free Agents standen nur wenige große bzw. größere Namen auf der Liste. Angeführt wurde diese von OT Bulaga, ansonsten wären da vielleicht noch ILB Martinez und CB Williams zu nennen. Sowohl Bulaga als auch Martinez erhielten Verträge, die ich ihnen von ganzem Herzen gönne, für die ich sie aber in Green Bay nicht hätte halten wollen. Die entstanden Lücken versuchte man mit OT Wagner (ok) und ILB Kirksey (bust) zu füllen. Es kam außerdem noch WR Funchess, der aber aufgrund von Covid das opt-out in Anspruch nahm.
Was dann folgte, war wohl der denkwürdigste Packers Draft an den ich mich erinnern kann (und das sind schon einige). Selbst meiner Mutter war klar (und die schaut kein Football), dass es dem Team mindestens an fähigen ILB (Mehrzahl!) und einem echten #2 WR mangelte. Aber das FO hatte da ganz andere Pläne oder eine andere Ansicht. Es wurde nicht ein einziger Starter gedraftet. Man holte sich mit QB Love via leichtem Reach einen möglichen Nachfolger für Rodgers, was für viele eher 1 Jahr zu früh passierte, aber zumindest noch irgendwie erklärbar war. Danach kamen 2 extreme Reaches für RB Dillon und TE Deguara, 2 Spieler, die auf vielen Big Boards entweder ab Runde 6 oder gar nicht gerankt waren. Komplettiert wurde die Rookie Class durch ILB Martin, bis zu seiner schweren Verletzung im College durchaus mit einem 1st oder 2nd Round Tag versehen, und einigen Backups für die OLine. Die Bühne war also vorbereitet, das Drama konnte beginnen….doch dazu später mehr.
Nachdem die Pre-Season Spiele abgesagt worden sind, konnte die Saison aber wie geplant starten. Und die Packers starteten fulminant. Dem Sieg in der der Turnhalle um die Ecke folge ein weiterer gegen den nächsten Divisionsrivalen, einer in The Big Easy, abgerundet vom Heimsieg gg. die Falcons. Man stand zur frühen Bye Week also 4:0 und haute mir damit meine 2:2 Prognose gehörig um die Ohren. Nach der Bye ging es nach Tampa und irgendwie war das wie ein Déjà-vu zum 49ers Spiel 2019. Man kam aus der Bye Week und bezog bei einem anderen Contender (der zu dem Zeitpunkt noch nicht mal unbedingt einer war) furchtbare Prügel. 2 Wochen später gab es dann in einer wenig inspirierenden Vorstellung gg. die Vikings die 2. Niederlage der Saison. Aber abgesehen von einer ähnlichen Vorstellung in Indianapolis mit gleichem Ausgang gab man sich keine weitere Blöße mehr. Beeindruckend war vor allem die Weihnachtsvorstellung in der Frozen Tundra gg. die Titans, dem Coming-Out Spiel von RB Dillon in welchem die Packers D# mal gezeigt hat, dass sie durchaus den Run verteidigen kann. Am Ende sicherte man sich mit einem beeindruckenden 13:3 Record den #1 Seed in der NFC, einen Erfolg, den es glaube ich zuletzt in der Saison 2011 unter McCarthy gab. Da in dieser Saison erstmalig 7 Teams in die Playoffs kamen, war der Platz an der Sonne umso wertvoller, denn nur dieser garantierte dem Team eine Woche Pause am Wildcard Weekend. Ausgeruht fertigte man eine Woche später die LA Rams deutlich ab und erwartete im CCG die Buccaneers, also eben das Team, welches dem Pack die erste und leider sehr deutliche Saisonniederlage beigebracht hatte. Und nicht genug damit, die Gang rund um Brady schien sich seitdem von Woche zu Woche gesteigert zu haben. Im Gegensatz zum ersten Aufeinandertreffen war es aber ein Spiel auf Augenhöhe, welches die Packers durchaus hätten gewinnen können (müssen?). Für mich gab es 2 absolute Neckbreaker im Spiel: der eine nennt sich CB King und ja, meine Meinung mag da sehr subjektiv sein. Ging es eigentlich nur mir so, dass ich bei der Brady Entscheidung, vor der Halbzeit den 4ten Versuch doch zu gehen, nachdem es eigentlich so aussah, als würden sie punten, plötzlich massiv Bauchschmerzen bekam und sofort an unseren Umherirrer mit der #20 denken musste? Die andere spielentscheidende Situation war übrigens nicht die für das Field Goal (das war nur das Sahnehäubchen auf einen Drive, der mich meine letzten Haare gekostet hat), sondern Rodgers Spielweise im letzten Drive bei 1st/2nd/3rd&Goal. Man liest immer wieder mal, dass #12 in entscheidenden Situationen solch wichtiger Spiele „choked“ und mMn passierte genau das. Er übersah freie Receiver, weil er „locked in on Adams“ war, er sah nicht oder wollte nicht die Chance nehmen, den TD selber zu erlaufen, auch hier wohl ein „locked in on Adams“. Letztlich musste man sich zu Recht der Brady Bunch geschlagen geben und ging mit einem ganz bitteren Gefühl in die Offseason
Ergebnisse Saison 2020
@Vikings | W | 43-34 |
Lions | W | 42-21 |
@ Saints. | W | 37-30 |
Falcons | W | 30-16 |
bye | ||
@ Buccaneers. | L | 10-38 |
@ Texans. | W | 35-20 |
Vikings | L | 22-28 |
@ 49ers. | W | 34-17 |
Jaguars | W | 24-20 |
@ Colts. | L | 31-34 (OT) |
Bears | W | 41-25 |
Eagles | W | 30-16 |
@Lions | W | 31-24 |
Panthers | W | 24-16 |
Titans | W | 40-14 |
@Bears | W | 35-16 |
Statistiken
Wie immer nur die wichtigsten:
-
Offense
- 1. In Points per Game (31.8) / 5. In Yards per Game (389)
-
Defense
- 13. In Points per Game (23,1) / 9. In Yards per Game (334)
-
Give/Take Difference
- 7. Mit +7
Fazit:
Eine eigentlich extrem erfolgreiche Saison mit dem 3. MVP Titel für Rodgers hinterlässt trotzdem einen dicken Berg Enttäuschung. Man war zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres sehr nah am Einzug in den Super Bowl, so nahe, wie seit dem Spiel gegen die Seahawks 2014 nicht mehr. Gereicht hat es aber wieder mal nicht. Trotzdem sollte man auch die positiven Seiten sehen. Die Offense kam im Jahr 2 unter LaFleur so richtig ins Rollen, man verbesserte sich um durchschnittlich mehr als 6 Punkte und 40 Yards / Game und nahm damit in beiden Kategorien Spitzenplätze in der Liga ein. Auch die Defense lieferte deutlich verbesserte Zahlen, ca. 2 Punkte und 20 Yards / Game waren es weniger als noch 2019. Lediglich die Special Teams waren schlecht wie immer. Auf derart Kontinuität könnte ich aber gern verzichten.