• Wenig überraschend spielen die favorisierten Männer heute gegen Bulgarien mit Weiß an 1 und 3 in der Aufstellung

    1. Vincent Keymer (gegen Arkadij Naiditsch)

    2. Rasmus Svane (gegen Martin Petrov)

    3. Dimitrij Kollars (gegen Radoslav Dimitrov)

    4. Frederik Svane (gegen Kiril Georgiev)


    Die Frauen haben es (ebenfalls mit Weiß an 1 und 3) mit den favorisierten Polinnen zu tun und spielen in der Aufstellung

    1. Dinara Wagner (gegen Alina Kashlinskaya)

    2. Josefine Safarli (gegen Alksandra Maltsevskaya)

    3. Lara Schulze (gegen Oliwia Kiolbasa)

    4. Kateryna Dolzhykova (gegen Monika Socko)

  • Sehr treffend beschrieben. :top:


    Ich habe gerade nachgeschaut. Sein letztes Video auf YT wurde vor 1 Monat hochgeladen. Keine Ahnung wie er auf anderen Plattformen unterwegs ist, aber ich denke wir haben hier angesichts seines Niveaus jetzt schon zu viele Worte über ihn gewechselt.

    Ich störe mich an der Beschreibung etwas. Vielleicht, wenn man mit "Schachprofis" vergleicht, aber das klingt so, als könne er kaum Schachspielen. Hat der nicht iwie n 1900er Rating im Rapid/Blitz auf Lichess? Davon können viele nur träumen.

    Gruß Bay

  • Ich störe mich an der Beschreibung etwas. Vielleicht, wenn man mit "Schachprofis" vergleicht, aber das klingt so, als könne er kaum Schachspielen. Hat der nicht iwie n 1900er Rating im Rapid/Blitz auf Lichess? Davon können viele nur träumen.

    Er spielt bestenfalls auf dem Niveau eines durchschnittlichen Vereinsspielers. Das ist natürlich völlig okay. Aber viele finden es befremdlich, dass jemand mit völlig durchschnittlichen Fähigkeiten öffentlich "auftritt", und noch befremdlicher, dass er in vielerlei Hinsicht so agiert, als sei er kompetent.

  • Er spielt bestenfalls auf dem Niveau eines durchschnittlichen Vereinsspielers. Das ist natürlich völlig okay. Aber viele finden es befremdlich, dass jemand mit völlig durchschnittlichen Fähigkeiten öffentlich "auftritt", und noch befremdlicher, dass er in vielerlei Hinsicht so agiert, als sei er kompetent.

    Was soll denn daran befremdlich sein, dass er öffentlich auftritt? Wüsste jetzt nicht warum das ausschließlich der Elite vorbehalten sein sollte. Und die Kompetenz ist wie schon gesagt wurde ja relativ.

  • Wenn einmal der Wurm drin ist ... Das Open-Team kommt über ein 2:2 gegen Bulgarien nicht hinaus und dümpelt daher weiterhin im Mittelfeld herum. Rasmus Svane konnte mit Schwarz früh ausgleichen und es kam zu einem Remis durch Zugwiederholung. Aber Dmitrij Kollars ließ sich mit Weiß in einem anfänglich noch vorteilhaften damenlosen Mittelspiel relativ sang- und klanglos von einem deutlich schwächeren Gegner überspielen. Leider gelang es Vincent Keymer mit den weißen Steinen diesmal nicht, ernsthafte Siegchancen zu erarbeiten, obwohl seine Stellung anfangs minimal besser war. Immerhin konnte Frederik Svane dieses Mal seinen Spielstärke-Vorteil auch mit Schwarz umsetzen und überspielte seinen Gegner vollständig im Endspiel - quasi ein Spiegelbild der Niederlage von Kollars. Letztlich entsprach das Ergebnis dem Spielverlauf.

    Bei den Frauen gab es mit 1,5:2,5 gegen Polen die erste Niederlage. Es konnte mit den Sensationen ja nicht täglich weitergehen, auch wenn es natürlich schön gewesen wäre. Leider wurde Lara Schulze völlig überspielt, so dass ihre Niederlage schon früh absehbar war. Josefine Safarli und Kateryna Dolzhykova konnten jeweils mit Schwarz sehr solide Remis halten, hatten aber auch keine Gewinnchancen. Dinara Wagner hatte am Spitzenbrett nach einem gefährlichen Figurenopfer ihre liebe Müh' und Not mit dem Angriff der Gegnerin, geriet in eine schlechtere Position, konnte dann aber ein interessantes und objektiv ausgeglichenes Endspiel erreichen. An einer Stelle hätte sie sogar gewinnen können, aber die Lösung war schwierig zu finden. Insgesamt haben sich die Frauen - an allen Brettern mit unterlegener Wertungszahl - sehr achtbar aus der Affäre gezogen.

  • Was soll denn daran befremdlich sein, dass er öffentlich auftritt? Wüsste jetzt nicht warum das ausschließlich der Elite vorbehalten sein sollte. Und die Kompetenz ist wie schon gesagt wurde ja relativ.

    "O tempora, o mores". Ja, für einen VHS-Kurs, in dem er Anfängern die Regeln erklärt, wäre er hinreichend kompetent.

  • "O tempora, o mores". Ja, für einen VHS-Kurs, in dem er Anfängern die Regeln erklärt, wäre er hinreichend kompetent.

    Ich habe ihn bisher nur auf Twitch verfolgt und nie Videos von ihm gesehen.

    Aber dort kam er mir nie vor als Spieler, welcher Dinge erklären oder Zuschauer verbessern will. Für mich ist das ein reiner Unterhaltungschannel und ich hatte auch nie den Eindruck, dass er sich für einen Elitespieler hält. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt und das ganze ein wenig locker und ironisch sieht. Mag ihn eigentlich ganz gerne.

  • "O tempora, o mores". Ja, für einen VHS-Kurs, in dem er Anfängern die Regeln erklärt, wäre er hinreichend kompetent.

    So weit ich weiß, wird keiner gezwungen ihn sich anzuschauen - was ich übrigens nicht mache -, aber was daran befremdlich sei soll, habe ich immer noch nicht verstanden.

  • Ich habe ihn bisher nur auf Twitch verfolgt und nie Videos von ihm gesehen.

    Aber dort kam er mir nie vor als Spieler, welcher Dinge erklären oder Zuschauer verbessern will. Für mich ist das ein reiner Unterhaltungschannel und ich hatte auch nie den Eindruck, dass er sich für einen Elitespieler hält. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, dass er sich selbst nicht zu ernst nimmt und das ganze ein wenig locker und ironisch sieht. Mag ihn eigentlich ganz gerne.

    So weit ich weiß, wird keiner gezwungen ihn sich anzuschauen - was ich übrigens nicht mache -, aber was daran befremdlich sei soll, habe ich immer noch nicht verstanden.

    "In meiner Welt" tritt man öffentlich auf, wenn man etwas fachlich vermitteln will, weil man in Relation zu den Adressaten deutliche Kompetenzvorteile aufweist (z. B. Fachvortrag eines Experten), oder wenn man etwas Unterhaltsames präsentiert, bei dem man außergewöhnlich geschickt ist (z. B. Sportler, Artist, Musiker, Kabarettist). Aber mir ist klar, dass in "social media" jeder ein "star" sein kann, auch wenn er nur Alltagsquatsch zeigt. Mir wäre so etwas unsagbar peinlich. Aber vielleicht ist das eine Alters-/Generationenfrage. Klar wird keiner gezwungen, ihn sich anzuschauen - und wenn er nicht gerade irgendwo gezeigt anders gezeigt wird, schaue ich ihn mir auch nicht an. "Reiner Unterhaltungskanal" ist sicher richtig. Im Grunde ist es wie Dschungelcamp & Co: An sich überflüssig, aber solange es Leute gibt, die es sich anschauen ...

    Nachtrag: Vielleicht sollte ich klarstellen, dass ich nichts gegen "Kugelbuch" persönlich habe. Ich halte so etwas einfach generell für unsinnig, ohne Ansehen der Person.

  • "In meiner Welt" tritt man öffentlich auf, wenn man etwas fachlich vermitteln will, weil man in Relation zu den Adressaten deutliche Kompetenzvorteile aufweist (z. B. Fachvortrag eines Experten), oder wenn man etwas Unterhaltsames präsentiert, bei dem man außergewöhnlich geschickt ist (z. B. Sportler, Artist, Musiker, Kabarettist). Aber mir ist klar, dass in "social media" jeder ein "star" sein kann, auch wenn er nur Alltagsquatsch zeigt. Mir wäre so etwas unsagbar peinlich. Aber vielleicht ist das eine Alters-/Generationenfrage. Klar wird keiner gezwungen, ihn sich anzuschauen - und wenn er nicht gerade irgendwo gezeigt anders gezeigt wird, schaue ich ihn mir auch nicht an. "Reiner Unterhaltungskanal" ist sicher richtig. Im Grunde ist es wie Dschungelcamp & Co: An sich überflüssig, aber solange es Leute gibt, die es sich anschauen ...

    Nachtrag: Vielleicht sollte ich klarstellen, dass ich nichts gegen "Kugelbuch" persönlich habe. Ich halte so etwas einfach generell für unsinnig, ohne Ansehen der Person.

    Ab wann ist man denn "außergewöhnlich geschickt"? Laut seinem Profil auf Chess.com hat er in Rapid-Chess eine Elo von 1961. Damit ist er besser als 99,6% der Spieler. Das ist für mich jetzt nicht so schlecht.

    KugelBuch - Profil - Chess.com

  • Ab wann ist man denn "außergewöhnlich geschickt"? Laut seinem Profil auf Chess.com hat er in Rapid-Chess eine Elo von 1961. Damit ist er besser als 99,6% der Spieler. Das ist für mich jetzt nicht so schlecht.

    KugelBuch - Profil - Chess.com

    Ich kann mit diesen Webseiten-Wertungszahlen wenig anfangen, weil die alle massiv überhöht sind. Ich vermute, dass er das hier ist:

    Engelke, Jonas FIDE Chess Profile
    Engelke, Jonas
    ratings.fide.com

    Dann hätte er ein normales Rating (ELO/DWZ) von 1652. Du kannst ganz grob schätzen, dass man bei einer Differenz von ca. 200 Punkten eine Gewinnerwartung von 76/24 % und bei 400 Punkten von 92/8 % hat. Eine relativ grobe Einteilung der Qualität von Schachspielern sieht ungefähr so aus:

    800 - guter Hobbyspieler

    1200 - schwacher Vereinsspieler

    1600 - durchschnittlicher Vereinsspieler

    2000 - sehr guter Vereinsspieler (Ich habe mal gehört, dass man mit 1900 ungefähr zu den besten 10 % und mit 2000 ungefähr zu den besten 5 % aller Vereinsspieler zählt).

    2400 - Internationaler Meister

    2800 - Weltelite

    3200 - schwache Engine

    3600 - Top-Engine

    Die eine Frage ist, ab welcher Spielstärke man als Zuschauer hingehen würde. Das hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, etwa ob man jemandem persönlich verbunden ist oder ob man die Entwicklung eines Nachwuchstalents verfolgen will o. ä. Man geht ja als Fußballfan vielleicht auch zum lokalen Verein in der Kreisklasse, weil man sich dem Verein oder einem einzelnen Spieler besonders verbunden fühlt. Vielleicht sollte man die Situation sogar besser mit Tennis vergleichen - da interessieren den neutralen Zuschauer im Wesentlichen die Top-Turniere.

    Als neutraler Zuschauer ohne individuellen Bezug würde man einem sportlichen Wettkampf im Schach typischerweise vielleicht beiwohnen, wenn Spieler ab 2400 am Werk sind, wobei das schon tief gegriffen ist. Das ist vielleicht vergleichbar mit dem völlig unbekannten Kabarettisten. Realistischer erscheint vielleicht 2500, so richtig interessant wird es m. E. ab 2600. Da Frauen im Top-Bereich meistens wesentlich schwächer sind, würde man da vielleicht etwas niedriger starten. Generell ist das natürlich schwer zu vergleichen, weil zum Schach meistens Schachspieler gehen, und dann typischerweise auch am ehesten zu Wettkämpfen, bei denen - jedenfalls auch - "Superstars" zu sehen sind, also aus deutscher Sicht beispielsweise Vincent Keymer (2755).

    Anders ist die Situation, wenn man etwas lernen will. Da ist es meistens vorteilhaft, wenn der Referent/Trainer nicht nur geringfügig besser ist als der Zuhörer/Spieler. Aber vermutlich ist zumindest für das Training eine Differenz von 200 Punkten ausreichend. Für einen fachlichen Vortrag sollte es schon mehr sein.

  • "In meiner Welt" tritt man öffentlich auf, wenn man etwas fachlich vermitteln will, weil man in Relation zu den Adressaten deutliche Kompetenzvorteile aufweist (z. B. Fachvortrag eines Experten), oder wenn man etwas Unterhaltsames präsentiert, bei dem man außergewöhnlich geschickt ist (z. B. Sportler, Artist, Musiker, Kabarettist). Aber mir ist klar, dass in "social media" jeder ein "star" sein kann, auch wenn er nur Alltagsquatsch zeigt. Mir wäre so etwas unsagbar peinlich. Aber vielleicht ist das eine Alters-/Generationenfrage. Klar wird keiner gezwungen, ihn sich anzuschauen - und wenn er nicht gerade irgendwo gezeigt anders gezeigt wird, schaue ich ihn mir auch nicht an. "Reiner Unterhaltungskanal" ist sicher richtig. Im Grunde ist es wie Dschungelcamp & Co: An sich überflüssig, aber solange es Leute gibt, die es sich anschauen ...

    Nachtrag: Vielleicht sollte ich klarstellen, dass ich nichts gegen "Kugelbuch" persönlich habe. Ich halte so etwas einfach generell für unsinnig, ohne Ansehen der Person.

    Ich glaube, du hast Twitch nicht verstanden.


    Der hält keine Fachseminare oder verkauft seine eigenen Schachkurse oder sowas. Der zockt einfach in seinem Stream Schach und hat Spaß dabei und hat dabei ne ganz ordentliche Zuschauerzahl. Natürlich hat er auch vom Schachboom profitiert, aber ich glaube er trägt auch dazu bei, dass viele junge Leute den Weg zum Brett finden, was das Spiel auch nötig hat.


    Und wie die anderen Leute hier auch geschrieben haben, nehme ich ihn nicht so wahr, dass er sich für den größten hält oder sowas.

    Gruß Bay

  • Und wie die anderen Leute hier auch geschrieben haben, nehme ich ihn nicht so wahr, dass er sich für den größten hält oder sowas.

    najaaaa...

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    Naja Huschenbeth reagiert da auf ein Video, dass er selbst hochgeladen hat, mit seinen epischsten Schachfails. - Das zeigt schon, dass er da ne gewisse Selbstironie hat.

    Dass diese "Ich bin der junge Magnus Carlsen"-Aussagen nicht ernst gemeint sind, sieht man wohl auch.

    Gruß Bay

  • Naja Huschenbeth reagiert da auf ein Video, dass er selbst hochgeladen hat, mit seinen epischsten Schachfails. - Das zeigt schon, dass er da ne gewisse Selbstironie hat.

    Dass diese "Ich bin der junge Magnus Carlsen"-Aussagen nicht ernst gemeint sind, sieht man wohl auch.

    Ja schon, doch nur weil er vielleicht Selbstironie - man könnte es vielleicht auch Selbstvermarktung nennen - heißt das ja nicht unbedingt, dass der Blödsinn, den er verzapft, absichtlich macht. Und neben den Carlsen-Aussagen gibt es ja noch andere, die ich durchaus für authentisch halte.


    Andererseits ist das Video 4 Jahre alt. Ich will ihm da auch nicht absprechen, dass er mittlerweile eine Schach-Entwicklung hinter sich hat, welche auf einem ordentlichen Niveau gelaufen ist.

  • In der gestrigen sechsten Runde gelang dem Open-Team bei der EM mit einem 3:1 gegen die Slowakei endlich mal wieder ein Sieg. Im Grunde war die Höhe sogar "standesgemäß", denn bei durchschnittlich rund 200 Elo-Punkten Vorsprung lag der Erwartungswert im Schnitt an allen vier Brettern bei rund 0,75. Aber erneut haben sich die Herren mehr als schwer getan:

    An Brett 3 spielte GM Matthias Bluebaum (2687) gegen IM Samir Sahidi (2490) mit Weiß ein vorteilhaftes damenloses Mittelspiel. Aber schon früh kam er leicht und im 20. Zug sogar relativ deutlich in Nachteil. Glücklicherweise spielte der Gegner auch nicht besser und nach rund 25 Zügen war alles wieder ausgeglichen. Danach mühte sich Bluebaum noch lange Zeit, den deutlich schwächeren Gegner doch noch niederzuringen, aber letztlich blieben alle Bemühungen erfolglos.

    An Brett 2 spielte GM Rasmus Svane (2614) gegen GM Viktor Gazik (2556) mit dem geringsten Elo-Vortei. Rasmus kam gut aus der Eröffnung und konnte Druck aufbauen, vergab seinen Vorteil, erarbeitete und vergab ihn noch ein zweites Mal. Letztlich waren auch seine Gewinnversuche Erfolglos.

    Da an Brett 4 Frederik Svane (2638) gegen IM Filip Haring (2479) nach rund 20 Zügen ebenfalls einen geringen Eröffnungsvorteil verspielt hatte und sich die Partie auf ein sicheres Remis zuzubewegen schien, hing scheinbar mal wieder alles an GM Vincent Keymer, der es am Spitzenbrett mit GM Jergus Pechac (2539) zu tun hatte. Nach dem (mit Schwarz typischen) leichten Eröffnungsnachteil konnte Keymer das Blatt wenden und einen Bauern gewinnen. Auch seine Züge waren nach Engine-Maßstäben nicht perfekt und Pechac verteidigte sich zunächst hartnäckig, so dass auch hier ein Remis möglich erschien. Aber letztlich konnte sich Keymer dann doch durchsetzen.

    Damit war der Mannschaftssieg praktisch sicher. Schließlich gelang es Frederik Svane sogar, nach stundenlangem Kampf, in dem die Engine ungefähr zwischen Zug 21 und Zug 110 eine völlig ausgeglichene Position anzeigt, doch noch "Wasser aus Stein zu wringen" und den Sieg davon zu tragen.


    Im Verhältnis dazu war die sechste Runde bei den Frauen geradezu langweilig. Im Wettkampf gegen die Ukraine kam es zu den Begegnungen

    1. IM Dinara Wagner (2410) - GM Anna Ushenina (2407)

    2. WGM Hanna Marie Klek (2328) gegen IM Inna Gaponenko (2340)

    3. WGM Josefine Safarli (2276) gegen GM Natalia Zhukova (2305)

    4. FM Lara Schulze (2319) gegen WFM Bozhena Piddubna (2265)

    Angesichts der wertungszahlmäßig extrem ausgeglichenen Duelle verwundert es nicht, dass alle Partien mit einem Remis und der Wettkampf damit 2:2 endeten. Am ehesten hätte sich man wohl von Lara Schulze am letzten Brett einen Erfolg erhoffen können, aber nach den bisherigen Spielen ist sie im Grunde die einzige, die mit ihrer Performance etwas hinter ihrer Wertungszahl zurückbleibt.


    Heute ist bei der EM Ruhetag, bevor dann ab morgen die letzten 3 Runden auf dem Programm stehen.

    Für die Frauen sieht es relativ gut aus. Zwar düfte Polen nach 6 Siegen der Titel kaum zu nehmen sein. Aber das an #6 gesetzte deutsche Team liegt (punktgleich mit der Ukraine und Rumänien) auf Rang 2 und hat gegen alle Top-Teams bereits gespielt. Gegen Rumänien ist man morgen Favorit.

    Für die an #1 gesetzten Männer sieht es nach 3 Siegen und 2 Niederlagen bei einem Unentschieden mit Rang 12 deutlich schlechter aus. Vorne kämpfen wohl die Ukraine (mit 11 Punkten) gegen die Niederlande (mit 10 Punkten und der deutlich besten Zweitwertung) um den Titel. Aserbeidschan liegt mit 9 Punkten auf Rang 3 und ist bei günstigem Verlauf selbst für die Deutschen noch nicht außer Reichweite. Nächster Gegner ist Kroation.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (11. Oktober 2025 um 16:46)

  • In der drittletzten Runde blieben aus deutscher Sicht jeweils die bislang eher enttäuschenden Dmitrij Kollars und Lara Schulze "auf der Bank".

    Im Open traten die Männer (mit Weiß an 1 und 3) gegen Kroatien daher an mit

    1. Vincent Keymer (2755) gegen Ivan Saric (2661)

    2. Rasmus Svane (2614) gegen Ante Brkic (2578)

    3. Matthias Blübaum (2687) gegen Leon Livaic (2551)

    4. Frederik Svane (2638) gegen Sasa Martinovic (2553)

    Martinovic wählte mit Weiß etwas unambitioniert eine lange und bekannte Eröffnungsvariante, die mit einem für ihn theoretisch marginal günstigen, aber auf diesem Niveau praktisch ungewinnbaren Stellung endet. Demzufolge war das Remis am vierten Brett schon früh absehbar.

    Nachdem das Turnier bislang nicht gut für ihn gelaufen war, hatte Matthias Blübaum heute eine tolle Partie. Er kam schon früh in Vorteil und konnte dann durch ein präzise berechnetes Qualitätsopfer einen sehr starken Angriff entfachen, dem sein Gegner letztlich nichts entgegen zu setzen hatte. Die Partie war als erste fertig und die deutschen Männer konnten endlich einmal mit einer frühen Führung im Rücken befreit aufspielen.

    Rasmus Svane spielte wie gewohnt sehr solide und landete in einem vollkommen symmetrischen Turmendspiel, so dass auch er mit Schwarz ein Remis beitragen konnte.

    Auf Vincent Keymer war wie (fast) immer Verlass: Zwar holte er gegen die Königsindische Verteidigung von Saric in einer seltener gespielten Variante letztlich objektiv keinen Eröffnungsvorteil heraus. Danach schwankte die Partie zwischen einem marginalen Vorteil für Saric und einem kleinen Vorteil für Keymer hin und her, bis dann ab dem 33. Zug Saric doch die eine oder andere kleine Ungenauigkeit einstreute, die Keymer dann nach erneut langem Kampf in 55 Zügen zum Sieg und dem 3:1-Endstand nutzen konnte.

    An der Tabellenspitze steuert die Ukraine (#9 der Setzliste) nach einem Sieg gegen die Niederlande nun mit 13 Punkten quasi unaufhaltsam dem Titel entgegen. Auf Rang 2 ist nun Aserbeidschan zu finden, das allerdings mit 11 Punkten und der deutlich schlechteren Zweitwertung nur noch geringe Titelchancen hat. Auf dem Bronze-Rang rangieren nach der heutigen Niederlage unsere Nachbarn aus den Niederlanden mit 10 Punkten vor drei weiteren punktgleichen Teams (Rumänien, England, Serbien). Mit dem zweiten Sieg in Folge hat sich das deutsche Team mit 9 Punkten nun von Rang 16 über 12 auf 7 nach vorne gekämpft. Es besteht also immer noch eine kleine Medaillenchance. Mit diesem endlich einmal souveränen Sieg hat sich das Team in den letzten beiden Runden von Rang 16 über Rang 12 auf Rang 7 vorgekämpft.

    Morgen dürften aus neutraler Perspektive die meisten Augen auf die Duelle zwischen der Ukraine und Aserbeidschan sowie zwischen England und den Niederlanden gerichtet sein. Aber auch für das deutsche Team steht mit Titelverteidiger Serbien ein starker Gegner auf dem Programm.


    Die Frauen hatten gegen Rumänien an 2 und 4 die weißen Steine und spielten mit

    1. Dinara Wagner (2410) - Irina Bulmaga (2396)

    2. Hanna Marie Klek (2328) - Mihaela Sandu (2203)

    3. Josefine Safarli (2276) - Miruna-Daria Lehaci (2212)

    4. Kateryna Dolzhykova (2300) - Silvia-Raluca Sgircea (2219)

    "Spielerin des Tages" war bei den Frauen im deutschen Team heute Hanna Marie Klek, die in einer Spanischen Partie (Breyer-Variante) mit ihrem etwas ungewöhnlichen 14. Zug (Le3) mutmaßlich die Gegnerin überraschte. Diese hätte nun unbedingt energisch reagieren müssen. Nach dem von ihr gewählten (typische, aber passiven) Zug konnte Klek das schwarze Gegenspiel am Damenflügel völlig lahmlegen und im direkten Anschluss zum Königsangriff übergehen, in welchem sie die Gegnerin nach Art des Hauses zerlegte. So lagen auch die Frauen schon früh in Führung.

    Aber ob es ein Sieg werden würde, das stand noch in den Sternen.

    Dinara Wagner am Spitzenbrett musste lange eine leicht schlechtere Position verteidigen und leistete sich in Zeitnot einen Fehler, der sie eigentlich die Partie hätte kosten können. Doch glücklicherweise fand auch die Gegnerin zunächst nicht die optimale Spielweise und ließ im 39. Zug noch einen Fehler folgen, so dass ihr dann nur noch ein optischer Vorteil verbliebt.

    Josefine Safarli kam ebenfalls mit Schwarz in ihrem geliebten Najdorf-Sizilianer gut aus der Eröffnung heraus, geriet dann aber doch aufgrund einer stark eingeengten Position in Nachteil. Aber auch die Gegnerin spielte nicht perfekt, so dass Josefine dann mit ungleichfarbigen Läufern doch noch ein wenig Initiative entfalten konnte, wobei ein Remis am wahrscheinlichsten erschien.

    Kateryna Dolzhykova wählte mit Weiß (in einem Maroczy-Aufbau gegen die Drachenvariante) den äußerst merkwürdigen Plan, die schwarzfeldrigen Läufer zu tauschen, wonach ihr Eröffnungsvorteil weg war. Ihr Raumvorteil und der verbliebene Läufer als schwächere Leichtfigur hoben sich etwa auf, weswegen auch diese Partie auf ein Remis zusteuerte.

    Im Ergebnis wurden dann auch die Partien an Brett 4 (nach 43 Zügen) und 3 (nach 52 Zügen) jeweils durch Stellungswiederholung friedlich beendet.

    An Brett 1 versuchte Irina Bulmaga nun verzweifelt, angesichts des 1:2 Rückstandes doch noch irgendwelche Siegchancen zu kreieren, aber alles, was sie erreichte, war ein für Wagner günstiges Endspiel. Das war dann für die Rumänin nicht mehr leicht Remis zu halten - und nachdem Wagner ihre erste Siegchance noch hatte verstreichen lassen, packte sie bei zweiter Gelegenheit entschlossen zu und errang (nach dem Partieverlauf durchaus glücklich) den Sieg zum 3:1.

    Im Frauen-Turnier wird es an der Spitze noch einmal spannend, da die Polinnen gegen die Ukraine ihre erste Niederlage einstecken mussten. Damit sind die Abstände an der Spitze wieder sehr gering. Noch führt Polen mit 12 Punkten und der besten Zweitwertung vor Deutschland und der Ukraine mit jeweils 11 Punkten. Georgien 1 (#1 der Setzliste) hat sich wieder nach oben gekämpft und lauert auf Rang 4 mit 10 Punkten. Dahinter folgen mit Griechenland, Frankreich, Türkei, Armenien und Rumänien gleich fünf Teams mit 9 Punkten, die sich alle noch Hoffnungen auf eine Medaille machen können.

    In der vorletzten Runde hat Polen mit Frankreich einen vermeintlich relativ leichten Gegner. Das Spitzenspiel findet zwischen der Ukraine und Georgien 1 statt. Deutschland ist gegen Griechenland erneut Favorit.

    Einmal editiert, zuletzt von Chief (13. Oktober 2025 um 00:22)

  • In der vorletzten Runde musste im Open-Team weiterhin Dmitrij Kollars aussetzen und man spielte (mit Weiß an 2 und 4) gegen Serbien in der Aufstellung:

    1. Vincent Keymer (2755) gegen Alexandr Predke (2634)

    2. Rasmus Svane (2614) gegen Alexey Sarana (2661)

    3. Matthias Blübaum (2687) gegen Alexandar Indjic (2618)

    4. Frederik Svane (2638) gegen Velimir Ivic (2628)

    Blübaum konnte mit Schwarz im abgelehnten Damengambit bequem ausgleichen und nach 33 Zügen einigte man sich in vollkommen symmetrischer Stellung auf Remis. Allerdings konnte auch Frederik Svane in der katalanischen Eröffnung mit Weiß keinen Vorteil erringen, so dass auch hier nach 38 Zügen die Punkteteilung das naheliegende Resultat war.

    An Brett 2 wählte Rasmus Svane in der englischen Eröffnung eine Variante, die zu einem nahezu ausgeglichenen, für Weiß marginal besseren Endspiel führt. Aber dann gelang es seinem Gegner leider, ihn Stück für Stück mehr unter Druck zu setzen. Die Stellungsbewertung schwankte zwischen Ausgleich und einem leichten schwarzen Vorteil hin und her, bis Rasmus im 45. Zug die durchaus nachvollziehbare, aber letztlich fatale Entscheidung traf, die verbliebenen Läufer zu tauschen und in ein Turmendspiel abzuwickeln. Zwar sind Turmendspiele im Allgemeinen leichter Remis zu halten, aber im konkreten Fall war seine Position leider zu passiv, so dass er das Endspiel nicht mehr halten konnte.

    Dass es insgesamt noch zu einem 2:2 reichte, war einmal mehr Vincent Keymer zu verdanken. Erneut gelang es ihm, mit den schwarzen Steinen eine interessante, spielbare Stellung zu erhalten, dieses Mal in der Damenindischen Verteidigung. In komplizierter Position unterlief Keymer sogar im 29. Zug der erste ernsthafte Fehler, doch zwei Züge später "revanchierte" sich sein Gegner, so dass die Position objektiv ausgeglichen blieb. Mit Hilfe eines Qualitätsopfers konnte Keymer einen gefährlichen gegnerischen Freibauern eliminieren, wodurch eine zwar objektiv immer noch ausgeglichene, aber immer kompliziertere Position entstand. Erst unterlief nun Predke ein gravierender Fehler, den es Keymer jedoch nicht konkret auszunutezn gelang, so dass nur ein Mini-Vorteil des Deutschen verbliebt. Doch nach einer weiteren Ungenauigkeit von Predke gelangte Keymer im Endspiel dann endgültig auf die Siegerstraße, von der er sich nicht mehr abbringen ließ. Das war insgesamt erneut eine mutige und kreative Vorstellung des deutschen Spitzenspielers mit den schwarzen Steinen.

    An der Spitze gelang Aserbeidschan ein knapper Sieg gegen die Ukraine, so dass nun beide mit 13 Punkten in die Schlussrunde gehen. Die Ukraine führt nur noch dank der minimal besseren Zweitwertung. Für Spannung ist damit gesorgt. Rang 3 haben derzeit nach dem 2:2 gegen England die Niederlande mit 11 Punkten inne, wobei England und Serbien punktgleich sind. Allerdings muss jeder, der noch an den Niederlanden vorbeikommen will, am Ende mehr Mannschaftspunkte aufweisen, denn die Zweitwertung der Niederländer ist uneinholbar. Ab Rang 6 folgen weitere 6 Teams - Rumänien, Deutschland, Spanien, Georgien 2, Ungarn und Italien - mit jeweils 10 Punkten.


    Dagegen sind die Frauen mit Glück und Geschick nach einem (erneut zumindest der Höhe nach etwas glücklichen) 3:1 gegen Griechenland weiter auf Medaillenkurs. Dabei musste dieses Mal Kateryna Dolzhykova aussetzen und man spielte (an 1 und 3 mit Weiß) in der Aufstellung

    1. Dinara Wagner (2410) - Stavroula Tsolakidou (2453)

    2. Hanna Marie Klek (2328) - Anastasia Avramidou (2316)

    3. Josefine Safarli (2276) - Ekaterini Pavlidou (2217)

    4. Lara Schulze (2319) - Georgia Grapsa (2086)

    Als erstes sah es am vierten Brett sehr gut aus, wo Lara Schulze ihre deutliche nominelle Überlegenheit angesichts einer komplzierten Position ab dem 24. Zug auch praktisch umsetzen, einen etwas übermütigen Angriff abwehren und schließlich einen souveränen Sieg nach Hause fahren konnte - sicher Balsam auf die Seele nach dem bislang wenig überzeugenden Turnierverlauf für Schulze.

    Währenddessen hatte sich Josefine Safarli an Brett 3 mit Weiß in der Rossolimo-Variante der sizilianischen Verteidigung Stück für Stück eine positionell überlegene Stellung erarbeitet, welche sie nach Ungeauigkeiten ihrer Gegnerin weiter ausbauen und schließlich einen souveränen Sieg erringen konnte, auch wenn die Gegnerin in hoffnungsloser Position noch lange Wiederstand leistete.

    Parallel dazu hatte Dinara Wagner am Spitzenbrett in einer seltener gespielten Variante der Königsindischen Verteidigung eine (wohl nur mit Engine-Hilfe wirklich zu bestrafende) Ungenauigkeit ihrer Gegnerin nicht ausgenutzt. Zwar wurde zunächst ein Minusbauer noch durch erhöhte Aktivität ausgeglichen, doch schließlich fand Wagner nicht die richtige Zugfolge, ließ die Gegnerin per Qualitätsopfer die Initiative übernehmen und wurde letztlich völlig überspielt.

    Somit hing der Ausgang des Wettkampfes an Hanna Marie Klek, die eine spannende Partie spielte, in deren Verlauf mal die eine, mal die andere Spielerin einen kleinen Vorteil hatte. Bei knapper werdender Zeit unterliefen dann beiden Spielerinnen in taktisch komplizierter Position Fehler, die sich letztlich ausglichen, so dass nach 39 Zügen die Position wieder ausgeglichen war. Und dann geschah - jedenfalls auf diesem Niveau - ein kleines Wunder: Avramidou beging einen unfassbaren Fehler und ließ sich einzügig mattsetzen. Bei einer Europameisterschaft kann man solche Fälle von "Schachblindheit" eigentlich kaum glauben, aber andererseits ist es für den "Normalschachspieler" vielleicht auch tröstlich, dass selbst starken Spielern mal derartige Patzer unterlaufen.

    An der Tabellenspitze liegt weiterhin Polen (nach einem 3:1 gegen Frankreich) mit 14 Punkten und der mit Abstand besten Zweitwertung, so dass den Polinnen nach menschlichem Ermessen ein Unentschieden in der Schlussrunde zum Titel reicht. Auf dem Silberrang rangieren weiterhin die deutschen Frauen mit 13 Punkten, allerdings nur aufgrund der etwas besseren Zweitwertung gegenüber der punktgleichen Ukraine (nach einem 2,5:1,5 gegen Georgien 1). Die Medaille sollte jedoch praktisch sicher sein, da Armenien auf Rang 4 mit 11 Mannschaftspunkten zwar noch aufschließen könnte, der Vorsprung der Deutschen in der Zweitwertung (173,5 gegenüber 136) aber zu groß erscheint.


    Die Schlussrunde beginnt morgen schon 3 Stunden früher, also um 12 Uhr Ortszeit bzw. 10 Uhr MESZ, was angesichts des geänderten Schlafrythmus und der verkürzten Vorbereitungszeit noch einmal für Überraschungen sorgen könnte.

  • Nachtrag:

    Bei den Frauen spielen in der letzten Runde

    Polen - Aserbaidschan

    Armenien - Ukraine

    Deutschalnd - Bulgarien

    Da hat die Ukraine mit der #8 der Setzliste das vermeintlich leichteste Los gezogen. Deutschland (#6) und Bulgarien (#5) sind praktisch auf Augenhöhe.


    Bei den Männern spielen

    Aserbaidschan - Serbien

    Ukraine - England

    Deutschland - Niederlande

    Das ist einerseits ein extrem schweres Los, aber andererseits hat Deutschland damit m. E. immer noch eine Mini-Chance auf Bronze, was allerdings insbesondere einen Sieg gegen die Niederlande und maximal Unentschieden von England und Serbien voraussetzt.

  • Die letzte Runde endete jeweils mit einem lachenden und einem weinenden Auge für beide deutschen Teams.

    Die Frauen spielten (mit Weiß an den Brettern 1 und 3) gegen Bulgarien in der Aufstellung

    1. Dinara Wagner (2410) - Antoaneta Stefanova (2393)

    2. Hanna Marie Klek (2328) - Beloslava Krasteva 2316)

    3. Josefine Safarli (2276) - Nadya Toncheva (2332)

    4. Lara Schulze (2319) - Viktoria Radeva (2282).

    Klek kam in der Tarrasch-Verteidigung (Damengambit) relativ schnell in ein schlechteres Endspiel, in dem sie sich des weißen Läuferpaares erwehren musste und nicht rochieren konnte, während es an den übrigen Brettern zunächst relativ normal (geringe Vorteile mit Weiß, geringer Nachteil mit Schwarz) aussah. Vor allem bei Dinara Wagner am Spitzenbrett konnte man sich Hoffnungen machen, sah doch ihre Stellung bei heterogenen Rochaden dank Raumvorteils etwa zwischen Zug 12 und 20 relativ gut aus. Doch dann entwickelten sich die genannten drei Bretter nachteilig. Wagner entschloss sich zu einem Bauernopfer, fand dann aber nichts Besseres als eine Zugwiederholung und musste sich schnell mit Remis zufrieden geben. Derweil wählte Josefine Safarli nach geringem Eröffnungsvorteil einen ungeeigneten Plan, geriet schnell in Nachteil, verlor die Qualität und später auch relativ sang- und klanglos die Partie. Ich bin gespannt, ob sie zu dieser Partie noch ein Video macht. Nach meiner Vermutung hat sie sich ganz bewusst auf eine bestimmte Stellung eingelassen, diese aber falsch eingeschätzt - sie hatte sich wohl Druck gegen den Bauern e6 erhofft, aber stattdessen geriet ihr eigener Bauer auf d4 gewaltig unter Druck. Da konnte man noch von Glück sagen, dass sich Klek irgendwie aus der Umklammerung lösen und ein Remis erreichen konnte. Lara Schulze wurde am letzten Brett positionell überspielt und stand völlig auf Verlust, hatte aber in nicht ganz einfach zu spielender Stellung (Dame plus Bauern gegen 2 Türme) noch "Schummelchancen". Promt griff auch Radeva daneben, so dass es laut Engine wieder ausgeglichen war, aber auch Schulze revanchierte sich mit einem weiteren Fehler. Vermutlich hätte sie verloren, aber - mutmaßlich in Anbetracht des Mannschaftsstandes - einigte man sich auf Remis. Damit endete das Turnier für die Frauen mit der ersten Niederlage (1,5:2,5) auf einer traurigen Note, wobei das Ergebnis noch höher hätte ausfallen können. Aber immerhin hatte man die Bronzemedaille vor der Schlussrunde bereits sicher.

    Polen sicherte sich mit einem Sieg gegen Aserbaidschan in der Schlussrunde den verdienten Europameistertitel (16:2 Mannschaftspunkte). Die Ukraine (14:4) zog mit einem 2:2 gegen Armenien noch an der deutschen Mannschaft (13:5) vorbei und sicherte sich Silber. Dahinter folgten Bulgarien und Armenien (je 12:6 Punkte).

    Wenn man auf die individuellen Leistungen schaut, dann hat Dinara Wagner am Brett 1 eine Turnierleistung von 2420 erzielt, was nahezu exakt ihrer Wertungszahl entspricht und Rang 11 in der Brettwertung bedeutete. Sehr gut lief das Turnier an Brett 2 für Hanna Marie Klek mit einer Turnierleistung von 2466 und dem Bronze-Rang. Die abschließende Niederlage kostete Josefine Safarli (Turnierleistung 2344, Rang 5 in der Wertung an Brett 3) ein noch besseres Abschneiden. Lara Schulze kam an Brett 4 mit eine Turnierleistung von 2290 lediglich auf Rang 12. Sehr gut lief es hingegen für Kateryna Dolzhykova mit einer Turnierleistung von 2426 an Brett 5, was ihr den Gold-Rang einbrachte.


    Die Männer spielten gegen die Niederlande (mit Weiß an den Brettern 1 und 3) in der Aufstellung

    1. Vincent Keymer (2755) gegen Anish Giri (2759)

    2. Rasmus Svane (2614) gegen Jorden Van Foreest (2697)

    3. Matthias Blübaum (2687) gegen Loek Van Wely (2630)

    4. Frederik Svane (2638) gegen Erwin L'Ami (2615)

    Vincent Keymer konnte gegen den in der Weltklasse und bei Fans als "Remiskönig" verschrienen Anish Giri - immerhin Gewinner des FIDE Grand Swiss und damit für das nächste Kandidatenturnier bereits qualifiziert - mit einer ungewöhnlichen Eröffnungswahl nichts herausholen und es kam bereits relativ früh zur Punkteteilung durch Zugwiederholung. Nach seinem gestrigen Sieg scheint Blübaum (etwas zu spät) doch noch in Schwung gekommen zu sein. Dieses Mal konnte er einen leichten Eröffnungsvorteil langsam ausbauen, bis seinem Gegner im 26. Zug ein gravierender taktischer Fehler unterlief. So konnte der Deutsche in ein Endspiel abwickeln, in dem Schwarz praktisch keine Verteidigungschancen mehr hatte. Nach einem weiteren Fehler im 36. Zug konnte Blübaum sogar eine Mattsequenz einleiten und gewann wenig später. Dennoch schien der für einen Medaillengewinn notwendige Siege in weite Ferne gerückt, als Rasmus Svane ersatzlos einen Bauern verlor, zumal sein Bruder Frederik mit Schwarz am letzten Brett zwar keine Probleme, aber auch keine Gewinnchancen hatte, so dass dort das Remis absehbar war. Doch Rasmus verteidigte sich zäh, und anders als gestern hatte er heute das Glück des Tüchtigen und konnte sich ebenfalls ins Remis retten. Mit diesem 2,5:1,5-Sieg gegen einen sehr starken Gegner (und 7:1 Punkten aus den letzten 4 Begegnungen) gelang der deutschen Mannschaft doch noch ein sportlich versöhnlicher Abschluss nach den vorangegangenen Enttäuschungen.

    Zur erträumten Bronzemedaille hat es dann aber doch nicht gereicht. Denn im Kampf um Gold war Aserbaidschan heute (gegen Serbien) völlig von der Rolle und verlor mit 1:3. Das Ergebnis hätte sogar noch deutlicher ausfallen können, wenn nicht Josefines Ehemann aus einer klar schlechteren Stellung noch den einzigen Sieg geholt hätte. So reichte der Ukraine ein 2,5:1,5 gegen England (und damit insgesamt 15:3 Punkte) zum Titelgewinn vor Aserbaidschan und Serbien (jeweils 13:5 Punkte), wohingegen das deutsche Team (12:6 Punkte) vor den punktgleichen Rumänen und Georgien 2 mit der Holzmedaille vorlieb nehmen musste. Den Niederländern ging zum Schluss die Puste aus und sie landeten, nachdem sie zwischenzeitlich Mitfavorit auf den Titel waren, lediglich auf Rang 7.

    Individuell gewann der Ungar Richard Rapport mit einer Turnierleistung von 2869 die Goldmedaille am Spitzenbrett vor Vincent Keymer (2838), der die wichtigste Stütze der deutschen Mannschaft war. An Brett 2 konnte Rasmus Svane - hauptsächlich aufgrund der gestrigen Niederlage - die Hoffnungen nicht ganz erfüllen und kam mit einer Turnierleistung von 2571 lediglich auf Rang 17. Damit war er am Ende sogar noch schwächer als Matthias Blübaum, der nach zwei frühen Niederlagen völlig von der Rolle zu sein schien, sich aber durch zwei Siege zum Abschluss immerhin noch auf eine Turnierleistung von 2610 und Rang 10 an Brett 3 zu steigern vermochte. Die große Enttäuschung des Turniers war aus deutscher Sicht Dmitrij Kollars, der nach einem Remis und zwei Niederlagen nicht mehr eingesetzt wurde. Dagegen erfüllte Frederik Svane an Brett 5 mit einer Turnierleistung von 2652 die Erwartungen und landete in der Brettwertung auf dem Bronze-Rang.

  • Bronze für die Frauen. Finde ich klasse.


    Was sind den Schummelchancen?


    Wo kann man sich den die Turnierrankings der Spieler an den jeweiligen Tischen anschauen? Auf schachbund.de werde ich da irgendwie nicht fündig.


    Und viele Dank für deine sehr langen Posts Chief . Das hat mir Schach noch mal ein Stück näher gebracht.:bier:

  • ...

    Jemand hat im Schachspieler-Jargon "Schummelchancen", wenn er eigentlich objektiv klar auf Verlust steht, die Stellung aber aus menschlicher Sicht so undurchsichtig ist, dass der Gegner noch leicht einen im praktischen Ergebnis gravierenden Fehler begehen kann, wodurch man noch Chancen auf ein Remis oder sogar einen Sieg hat. Es ist also bei gleicher objektiver Stellungsbewertung in der menschlichen Praxis ein riesiger Unterschied, ob man es mit einer einfach oder schwierig zu spielenden Stellung zu tun hat. Engines ist das natürlich egal.

    Bei "chess-results"

    Schachturnier-Ergebnisserver Chess-results.com - Homepage

    findest Du meinstens viele Informationen zu laufenden Turnieren, z. B. hier

    Schachturnier-Ergebnisserver Chess-results.com - European Team Chess Championship 2025 - Open

    zur Mannschafts-Europameisterschaft. Unter "Brettliste" kannst Du Dir die Einzelergebnisse ansehen.

    Partieübertragungen findet man häufig bei lichess.org oder bei chess.com.

    Freut mich, wenn Dir meine "Schachberichte" gefallen haben. :bier: Da hat sich günstig ausgewirkt, dass ich gerade Urlaub habe.

  • Der Weltcup in Goa/Indien (01.-26.11.2025) hat begonnen. Es handelt sich um ein KO-Turnier über 8 Runden (offiziell: Runden 1-4, Achtel-, Viertel- und Halbfinale sowie Finale/Spiel um Platz 3) nach Setzliste mit insgesamt 206 Teilnehmern. In der ersten Runde kämpfen 156 Spieler um 78 Plätze in der zweiten Runde, wohingegen die 50 Topgesetzten Spieler (Nr. 1 ist automatisch der Weltmeister, Nr. 2-50 nach der Weltrangliste für Oktober 2025) erst in der zweiten Runde einsteigen. Danach geht es im reinen KO-Modus weiter. Neben einem gestaffelten Preisgeld von insgesamt 2 Mio. USD geht es vor allem darum, dass sich die ersten 3 für das Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft 2026 qualifizieren, sofern sie nicht schon anderweitig qualifiziert sind. In einem Sonderfall kann auch Platz 4 reichen.

    Jedes Match ist ein Mini-Zweikampf aus 2 Partien mit klassischer Bedenkzeit (90 Minuten/40 Züge + 30 Minuten/Rest + 30 Sekunden Inkrement ab dem ersten Zug). Wenn es 1:1 steht, folgt ein Tie-Break, zunächst mit zwei Parteien Schnellschach (25 Minuten/Partie + 10 Sekunden Inkrement ab dem ersten Zug). Wenn es dann weiter unentschieden steht, geht es weiter mit verkürztem Schnellschach (10 Minuten/Partie + 10 Sekunden Inkrement ab Zug 1), dann ggf. mit Blitzschach (5 Minuten + 3 Sekunden Inkrement/Zug). Sollte dann immer noch kein Sieger feststehen, werden einzelne Blitzpartien mit 3 Minuten + 2 Sekunden Inkremet ab Zug 1 gespielt, bis ein Sieger feststeht.

    Für jede Runde sind 3 Tage angesetzt, wobei die beiden klassischen Partien an den ersten beiden Tage gespielt werden, der eventuell erforderliche Tie-Break an Tag 3. Nach der dritten Runde und dem Viertelfinale gibt es einen Ruhetag.

    Aus deutschsprachiger Sicht sind dabei:

    BRD: Vincent Keymer, Matthias Blübaum (beide Top 50, Blübaum durch seinen zweiten Platz beim Grand Suisse schon für das Kandidatenturnier qualifiziert), Alexander Donchenko, Rasmus und Frederik Svane, Niclas Huschenbeth, Dmitrij Kollars (also quasi alle Top-Spieler außer Dennis Wagner)

    Österrich: Kirill Alexejenko (Top 50), Felix Blohberger

    Schweiz: Sebastian Bogner

    In der ersten Runde sind die Spielstärkeunterschiede häufig noch sehr groß. Von den Deutschen hatte nur Huschenbeth mit GM Bilel Bellahcene (2485) einen vergleichsweise starken Gegner, konnte sich aber mit 1,5:0,5 durchsetzen. Auch die übrigen vier deutschen Teilnehmer an Runde 1 haben souverän die zweite Runde, wobei nur Rasmus Svane ebenfalls mit 1,5:0,5 überhaupt ein Remis abgegeben hat. Blohberger hatte mit GM Constantin Lupulescu (2577) einen starken Gegner, konnte sich aber ebenfalls mit 1,5:0,5 durchsetzen. Dagegen muss Sebastian Bogner gegen GM Titas Stremavicius (2531) nach zwei Remispartien in den Tie-Break.

    Ab Runde 2 werden die Gegner dann aber wesentlich stärker, da wird sich das Feld - dem KO-Modus geschuldet - schnell ausdünnen:

    Frederik Svane - Ediz Gürel

    Niclas Huschenbeth - Nordibek Yakubboev

    Rasmus Svane - Rauf Mamedov

    Alexander Donchenko - David Anton Guijarro

    Dmitrij Kollars - M. Pranesh

    Vincent Keymer - Vladislav Kovalev

    Der Gegner von Matthias Blübaum wird zwischen Ahmed Adly und Karen Grigoryan im Tie-Break ermittelt.

    Kirill Alexejenko - Andy Woodward

    Felix Blohberger - Yangyi Yu

    Sebastian Bogner muss, sofern er sich durchsetzt, gegen den Weltklassespieler Wesley So antreten.

    Realistisch betrachtet dürfte nur Vincent Keymer eine Chance auf eine Top-Platzierung haben, wobei man in einem KO-Turnier auch ein wenig Glück braucht. Weitere Teilnehmer aus der (erweiterten) Weltspitze sind u. a. der Weltmeister Gukesh, Erigaisi, Praggnanandhaa, Giri, So, Wei, Abdusattorov, Mamedyarov, Niemann, Vachier-Lagrave, Nepomniachtchi, Le, Rapport, Aronian, Sindarov, Yu, Fedoseev, Vidit, Aravindh, Lian und Nihal.

    Infos gibt es u. a. auf der Homepage des Veranstalters

    FIDE World Cup 2025, Goa India, World Chess Cup – FIDE World Cup 2025, Chess Cup, Chess Championships, FIDE Candidates, Gukesh, Deshmukh

    und bei chess-results

    Schachturnier-Ergebnisserver Chess-results.com - FIDE World Cup 2025, INDIA

    Allerdings wird währenddessen sowieso kaum ein Top-Schachturnier stattfinden, so dass alle Schachkanäle berichten oder übertragen werden. Unter anderem fungiert der deutsche Bundestrainer Jan Gustafsson als einer der beiden Haupt-Kommentatoren der FIDE (in englischer Sprache) .

  • Der Vollständigkeit halber:

    Georg Meier, der 2021 nach einem Konflikt mit dem Deutschen Schachbund zum Heimatland seiner Mutter (Uruguay) gewechselt ist, hat ebenfalls die erste Runde überstanden umd muss nun gegen Volodar Murzin antreten.

  • Die Schweiz ist beim Weltcup leider nicht mehr vertreten, denn Sebastian Bogner als einziger Teilnehmer schied gestern im Tie-Break aus.

    Heute stand jeweils die erste Partie der zweiten Runde an. Die Resultate aus deutscher Sicht:

    Kovalev - Keymer 0-1 Vincent konnte mit Schwarz eine lange Kampfpartie gewinnen. Eigentlich sah es nach 20 Zügen gut und nach 33 Zügen sogar sehr gut aus, aber aufgrund unausgeglichener Materialverteilung (S+L gegen T) und beiderseitiger Freibauern war es so kompliziert, dass sich Kovalev zwischenzeitlich sogar noch einmal hätte retten können ... aber auch er ist eben keine Engine. Jetzt benötigt Keymer in der zweiten Partie mit Weiß nur ein Remis - gefühlt ist er schon fast in Runde 3.

    Blübaum - Adly 1-0 Matthias baute einen kleinen Eröffnungsvorteil kontinuierlich aus und konnte einen souveränen Sieg einfahren. Morgen muss er mit Schwarz ran, aber auch für ihn sind die Chance auf Runde 3 sehr gut.

    Die Partien

    Huschenbeth - Yakubboev

    Rasmus Svane - Mamedov

    Kollars - Pranesh

    Donchenko - Anton Guijarro und

    Gurel - Frederik Svane

    endeten durchweg remis. Das ist erstmal nicht so gut, denn immerhin hatten die Deutschen in vier von fünf Fällen weiß und müssen morgen erst einmal schauen, nicht zu verlieren - abgesehen von Frederik, der morgen "Aufschlag" hat.

    Bei unseren österreichischen Nachbarn kam Alekseenko mit Weiß gegen Woodword über ein Remis nicht hinaus. Dagegen sah es für Blohberger gegen Yu zwischenzeitlich im Endspiel bereits sehr schlecht aus, doch der junge österreichische Großmeister konnte seinem Kontrahenten von der Schippe springen und sich ins Remis retten.

    Super hingegen lief es für den für Uruguay startenden Georg Meier (2596), der mit Schwarz seinen leicht favorisierten Kontrahenten Volodar Murzin (2655) überspielen konnte und nach diesem Sieg nun beste Chancen auf die dritte Runde hat.

  • Freud' und Leid liegen eng beieinander. Das gilt auch für die deutschen Teilnehmer beim Weltcup:

    Vincent Keymer (2773) kam gegen Vladislav Kovalev (2557) schon früh in eine völlig atypische Stellung, in der er sich deutlich überlegen zeigte und eine weiteren souveränen Sieg zum 2:0 einfahren konnte.

    Matthias Blübaum (2680) hatte gegen Ahmed Adly (2589) aus der Eröffnung heraus keinerlei Probleme, kam dann aber um die Zeitkontrolle herum ins Schwimmen und hatte plötzlich eine deutlich schlechtere Stellung zu verteidigen. Aber nachdem es einige Zeit sehr kritisch aussah, revanchierte sich Adly im 55. Zug und schenkte seinen Vorteil wieder her. Schließlich konnte Matthias mit König, Läufer und 4 Bauern gegen König, Turm und 3 Bauern (alle Bauern am gleichen Flügel) eine Art Festung errichten, so dass sich sein Gegner schließlich nach eher halbherzigen Versuchen und 78 Zügen ins Remis fügte. Damit gewinnt Blübaum 1,5:0,5 und steht ebenfalls in Runde 3.

    Schlecht lief es für Niclas Huschenbeth (2587), der gegen Nodirbek Yakubboev (2689) ohnehin nur Außenseiter war. Bis zum 18. Zug schien Niclas gut vorbereitet gewesen zu sein und hatte eine praktisch ausgeglichene Stellung erreicht. Aber in Zug 22 unterlief ihm ein taktischer Fehler, wonach er sich zwar noch lange verteidigte, aber letztlich für eine hoffnungslose Sache kämpfte. Mit 0,5:1,5 ist er daher bereits ausgeschieden.

    Für Dmitrij Kollars (2628) sah es gegen M Pranesh (2630) lange nicht gut aus, denn der Inder konnte seinen leichten Eröffnungsvorteil langsam aber sukzessive ausbauen. Er übersah dann aber ein erfolgversprechendes Damenopfer, so dass Kollars wieder Hoffnung schöpfen konnte. Es entstand eine hochkomplizierte Position mit weit vorgerücktem weißem Freibauern andererseits und schwarzen Chancen auf Königsangriff andererseits. In der Folge schwankter die Stellungsbewertung zwischen klarem weißem Vorteil, Ausgleich, klarem schwarzem Vorteil und erneut ausgleich hin und her und endete schließlich mit einem leistungsgerechten Remis. Damit geht es morgen in den Tie-Break.

    Alexander Donchenko (2641) geriet gegen David Anton Guijarro (2648) zunächst in leichten Nachteil. Er konnte dann aber nicht nur ausgleichen, sondern seine Position war (mit Tum, Läuferpaar und einem Freibauern gegen zwei Türme und Springer) trotz des minimalen Materialnachteils wesentlich angenehmer zu spielen. Auch wenn die Engine über lange Zeit - auch nach einer Abwicklung in eine Situation mit Läuferpaar gegen Turm bei je 3 Bauern - bestenfalls einen Mini-Vorteil für Alexander anzeigte, war es letztlich ein "Spiel auf ein Tor" - und im 85. Zug unterlief seinem Gegner schließlich der entscheidende Fehler. Damit ist auch Donchenko in der dritten Runde.

    Rasmus Svane (2609) konnte gegen den leicht favorisierten Rauf Mamedov (2646) in der italienischen Eröffnung ausgleichen und sich letztlich Souverän eine Punkteteilung erkämpfen. Nach zwei Remisen geht es morgen in den Tie-Break.

    Dagegen konnte sein kleiner Bruder Frederik Svane (2640) gegen Ediz Gurel (2648) eine für ihn typische Position mit leichtem Vorteil erreichen, die letztlich in einem Turmendspiel mit Mehrbauer bei ungleichfarbigen Läufern endete. Das mag theoretisch remis sein, aber praktisch ist es wieder ein Spiel auf ein Tor - und nach knapp mehr als 60 Zügen hatte "Freddy" seinen türkischen Kontrahenten schließlich "geknackt". Der wehrte sich zwar noch etwas, aber nach 76 Zügen hatte der jüngere Svane den Sieg und damit dank eines 1,5:0,5 auch die dritte Runde in der Tasche.

    Zusammegefasst haben damit vier Spieler (Keymer, Blübaum, Donchenko und F. Svane) direkt die dritte Runde erreicht, zwei (Kollars und R. Svane) müssen in den Tie-Break und "Huschi" ist leider ausgeschieden.

    Auch sonst gab es im deutschsprachigen Bereich Grund zur Freude: Kirill Alekseenko (2666) konnte sich mit Schwarz gegen Andy Woodward (2605) durchsetzen und steht damit in der dritten Runde. Felix Blohberger (2510) hat als krasser Außenseiter gegen Yangyi Yu (2726) immerhin das zweite Remis geschafft und steht nun im Tie-Break. Georg Meier geriet in einer "Seeschlange" nach wechselhaftem Mittelspiel in ein relativ trostloses, aber nicht aussichtsloses Endspiel, in dem er sich hartnäckig verteidigte und schließlich nach 113 Zügen das Remis zum Weiterkommen sichern konnte.