Rückblick Saison 2023 – dawn of a new era
Da war sie nun, die Offseason, die nicht nur im Packers Universum viel Aufmerksamkeit erregen und lange in Erinnerung bleiben sollte. Jordan Love, der viel diskutierte 1st Round Pick der Packers aus der noch viel mehr diskutierten Draft Class 2020, hatte 3 Jahre geduldig hinter dem zukünftigen HoF QB gesessen und gelernt. Nun war es für das Front Office an der Zeit, wichtige Entscheidungen zur Zukunft des Teams zu treffen. Love hatte bis dato ja nur wenige Chancen, in „richtigen“ Spielen sein Talentlevel zu zeigen. Was also tun? Die 5th Year Option ziehen und ihn dann noch ein weiteres Jahr hinter Rodgers lernen zu lassen um mit ihm als „Rookie“ 2024 ins Contract Year zu gehen? Oder die 5th Year Option ziehen und ihn sofort starten lassen? Aber was macht man dann mit Rodgers? Tja, man hätte diesen ja vielleicht auch gern dazu befragt, nur gab es da angeblich/unglücklicherweise (je nachdem, wen man fragt) ein kleines Problem mit der Erreichbarkeit via Cell Phone. Als ARod dann aus seiner Dunkelkammer kam und die Headlines checkte, stellte er fest, dass er nicht mehr länger der Starting QB der Packers sein würde. In schnell darauffolgenden Medienauftritten machte er aber kein Hehl daraus, dass er auch weiterhin würde spielen wollen. Zusammenfassend könnte man sagen, dass diese Offseason die Favre Dramen hat aussehen lassen wie Laienspiel-Theater. Es kam wie es kommen musste: Rodgers wurde nach New Jersey getraded und Love übernahm das Zepter. Und was war mit der 5th Year Option? Diese wurde zugunsten einer Vertragsverlängerung um dieses eine (5.) Jahr ausgetauscht. Die Packers hatten sich, für den Fall, dass Love busten sollte, damit etwas Sicherheit erkauft und Love hatte die Chance, mit der Wette auf sich selbst mehr Kohle zu verdienen. LaFleur konnte also in die erste Season mit seinem Wunsch QB gehen.
Die Baustelle QB wurde damit erst einmal vorläufig geschlossen, eine andere wurde aber in guter alter Packers Tradition nicht angerührt. Ja, ich rede von DC Joe Barry. Es ist für mich als Fan immer wieder unfassbar, mit welcher Konstanz man in der Lombardi Avenue offensichtliche Probleme nicht angeht oder nicht angehen will. In einem Zahlen- und Statistik-getrieben Business wie dem Football hat man doch alle Informationen vorliegen, so dass selbst einem mittelbegabten GM auffallen müsste, dass man in GB in den letzten 10-15 Jahren oftmals einen möglichen Einzug in den SB aufgrund schlechter Defense Leistungen verpasst hat. Und hier kam man schließlich aus einer 8-9 Saison, welche nur für den 3. Platz in der Division reichte und die Saison Anfang Januar enden lies. Aber aufregen bringt nichts, die Entscheidungen kann man halt nicht ändern.
Aufgrund der Cap Hölle, in der man sich weiterhin befand, war Rodgers nicht der Einzige, der die Frozen Tundra verlassen musste. Es gingen auch andere namhafte Spieler wie S Amos, TE Tonyan, TE Lewis, K Crosby, WR Lazard und WR Cobb. Der Schnitt war aber dringend erforderlich, auch wenn man damit in 2023 nochmal eine Dead Cap von $57Mio zu tragen hatte. Die gesamte Cap Situation lies also keine nennenswerten FA Additions zu, was aber aufgrund des stattfindenden Umbruchs im Team auch nicht wirklich sinnvoll gewesen wäre.
Die Lücken mussten also zwingend über den Draft geschlossen werden und von diesen Lücken gab es reichlich. Mit dem Rodgers Trade hatte man sich zusätzliches Draft Kapital (1st (Swap) + 2nd + 6th & 2024er 2nd) gesichert. Für die 2023er Picks holte man sich OLB/DE Van Ness, TE Musgrave und K Carlson ins Team (zu den 2024er Picks komme ich später). Insgesamt gab es ein „double oder triple down“ auf WR, TE und DE.
Das mit Spannung erwartete Love-Experiment konnte also beginnen – und es begann vielversprechend. Love reiste mit seiner Gang nach Windy City um dort klar zu machen, dass die Zeiten von Rodgers zu Ende sind und die Bären einen neuen Owner haben. Die Freude über den deutlichen Sieg zum Saisonauftakt wich aber schnell der Ernüchterung in den kommenden Spielen. Man verlor gegen Desmond Ridder geführte Falcons, erkämpfte einen Arbeitssieg gegen die Saints und verlor dann zu Hause gegen die Lions sowie nach 37 Jahren auch das erste Mal wieder gegen die Raiders. Dieses Spiel war mit 0 TD/3 INT und einem QB Rating von 32.2 der negative Höhepunkt für Love, welcher schon in den Spielen davor keine überzeugenden Leistungen mehr zeigen konnte. Überhaupt schien es, dass alle Gegner das Konzept der Falcons, den Packers das Laufspiel zu nehmen und Jordan Love zu zwingen, sie mit seinen Pässen zu schlagen, kopieren würden. Nach der Bye Week setzen die Packers ihren Lossing Streak mit Niederlagen gegen die Vikings (im Wesentliche ohne Cousins) und die Broncos (wer auch immer da als QB auf dem Feld stand) fort. Es folgte ein Sieg gegen die „ohne-Stafford“ Rams und eine Niederlage gegen die Steelers. Danach jedoch passierte eine unvorhergesehene Wende. Der viel (auch von mir) kritisierte Love spielte plötzlich auf einem ganz anderen Niveau, lieferte bis zum Ende der Saison mit Ausnahme des Spiels gegen die Giants durchweg QB Ratings > 100 ab. Während dieses Streaks warf er nur eine INT (besagtes Spiel gegen die Giants) und man schlug dadurch sehr gute Teams wie die Lions (kann gar nicht glauben, dass ich das mal schreiben würde) und die Chiefs.
Das Klicken der Offense ab Woche 11, das deutlich besseren Play Calling und die beeindruckenden Leistungen der Youngstars auf WR und TE führten letztlich dazu, dass sich die Packers am Ende der Saison via Tie Breaker doch tatsächlich noch den letzten Wild Card Spot sichern konnten. Als absoluter Underdog fuhr das Team in der ersten Runde in die Turnhalle nach Arlington, an welche die Packers gute Erinnerungen haben. Dort warteten 93.799 Zuschauer und die 12:5 Cowboys mit dem ex Packers HC McCarthy. Es sollte ein denkwürdiges Spiel werden, eines, in dem beim Pack mal alles zusammenpasste. Eine 3TD Performance von Aaron Jones, ein nahezu perfektes 157.2 QB Rating / 3 TD von Love, dazu auch noch ein TD + 1 INT durch die Defense. Mit einem 48-32 verabschiedeten sich die Packers aus Texas und die Cowboys aus den Playoffs. Nächster Stopp: West Coast – die 49ers. Eben genau das Team, welches in jüngerer Vergangenheit das Kryptonite der Packers Playoff-Hoffnungen war. Auch in diesem Spiel waren die Packers Außenseiter, doch auch hier hätte es fast für die Sensation gereicht. Zum Ende der 3 Quarters führten die Jungs um Love noch 21:14, gaben das Spiel aber dann selbst aus der Hand. Es begann mit einer INT kurz vor Ende des 3. Viertels, welche zum FG für die 49ers führte. Die nächste Möglichkeit Punkte aufs Board zu bringen, versemmelte K Anderson (41y FG missed). Die 49ers machten aus dem kurzen Feld dann einen TD und gingen mit 21.24 (aus Packers Sicht) in Führung. Die Niederlage wurde dann endgültig, als Love seine 2. INT des Abends warf.
Ergebnisse Saison 2022
Statistiken
Wie immer nur die wichtigsten:
Offense
12. In Points per Game (22.5) / 11. In Yards per Game (345,5)
Man erzielte im Schnitt 0,8 Punkte/Spiel und 132 Yards/Spiel mehr als noch in der Saison 2022
Defense
10. In Points per Game (20.6) / 17. In Yards per Game (335.1)
So ziemlich exakt die Zahlen aus 2022 für ein gleichbleibendes Mittelmaß.
Give/Take Difference
17. Mit 0
- Eine weitere Verschlechterung, wie auch schon von 2022 zu 2021. Der Wert ist umso enttäuschender, wenn man bedenkt, dass man in der 2023er Saison gegen QBs vom Kaliber Fields / Riddler / Pickett / Hall / Rypien / DeVito / Young / Mullens spielte.
Fazit
Die neue Ära in Green Bay startete holprig, ging inkonstant weiter um dann aber letztlich mit einem Höhenflug bis in die Divisional Round zu reichen. Wir bekamen dabei 2 Gesichter des Jordan Love zu sehen. In den ersten beiden Saisondritteln war es der durchschnittliche QB mit einigen Highlights und mindestens ebenso vielen Tiefen, danach stand von den Zahlen her plötzlich ein Elite QB auf dem Feld, der die meisten Spiele völlig unter Kontrolle hatte. Das gepaart mit einer deutlichen Qualitätssteigerung beim Game Planning und beim Playcalling ab der Saisonmitte ließ die Offense dann weit besser aussehen, als es viele für möglich gehalten hätten. Hätte die Defense an den Spieltagen gegen die Falcons, Vikings und Giants auch nur annähernd ihren Job getan, wären da durchaus auch mehr Siege drin gewesen. Gleiches gilt aber auch für die Special Teams, insbesondere für unseren Kicker Anders Carlson. 6 verschossene FG und 5 Extra Point waren da durchaus auch Game Changer und sind Grund zur Sorge.
Das wichtigste Fazit ist und war natürlich die Beantwortung der Frage: kann Love der 3. Franchise QB in Folge bei den Packers werden? Die Antwort: durchaus möglich 😊