Was macht eine Franchise erfolgreich?

  • Ich weiß, dass wir das Thema so schon öfters thematisiert haben und im Endeffekt ist es ja täglich in den Diskussionen enthalten. Aber inspiriert vom Podcast-Talk von Bill Belichick mit Mike Lombardi und Matt Patricia, habe ich mich gefragt wie es sein kann, dass Franchises über Jahre erfolgreich sind und andere über Jahre erfolglos, obwohl praktisch niemand mehr von den Akteuren an dem Ort ist.

    Das Beispiel um das es ging waren natürlich die Jets, man könnte aber einige mehr nennen (z.B. auch die Bears) und im erfolgreichen fallen mir natürlich als erstes die Packers ein. Ich habe mal nachgeschaut, seit 2000 (aufgrund der schönen Zahl random ausgewählt) sind die Teams mit Top und Flop 5 Records:

    Top: Patriots (298 Wins), Steelers (263), Packers (258), Ravens (252), Eagles/Colts (245)

    Flop: Browns (138 Wins), Lions (148), Jaguars (154), Houston (161), Washington/Raiders (163)

    Bei den Patriots, Colts, Lions und Texans kann man argumentieren, dass in der jüngeren Vergangenheit der langfristige Trend rückläufig ist. Aber die Steelers, Packers, Ravens und Eagles sind für mich Teams die erfolgreiche Franchises verkörpern, die Browns, Jaguars, Raiders und Washington das Gegenteil. (Die Jets haben seit 2000 den 7. schlechtesten Record, Bears 10.) Mir ist bewusst, dass sich darüber streiten lässt wie man das misst, welchen ZEitraum man ansetzt, ob das jetzt noch so stimmt, aber es geht mir ums langfristige und grundsätzliche.

    Was sind Faktoren? Ist es ein guter QB, eine gute O-Line, eine gute Defense, ein guter HC, ein guter GM, Ownership? Ja natürlich ist die Antwort darauf es ist alles und am besten alles gleichzeitig. Nur fällt dabei weg, dass es eben trotz Veränderungen der einzelnen Bausteine so bleibt, dass manche Franchises erfolgreicher oder erfolgloser sind als andere. Und teilweise sogar bei Veränderung ALLER Bausteine. Bei manchen kommt dann ein QB der überall gescheitert ist und spielt wie ein MVP, bei anderen spielt ein MVP auf unterem Mittelmaß. Gleiches gilt fürs Coaching und alles andere.

    Jetzt kennt man das im Fußball und anderen Sportarten auch, aber es kommt in der NFL noch dazu, dass es Regelungen gibt die sehr stark auf Ausgeglichenheit und Chanchengerechtigkeit ausgelegt sind. Gute Teams bekommen "schlechtere" Picks und auch ein Team voller Stars hat das gleiche Gehaltskontingent wie die Panthers. Es ist absolut faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich dann der outcome ist.

    Ich glaube dass "culture" ganz viel ist, da das aber so ein schwammiger und schwieriger Begriff ist, bin ich auch nicht ganz zufrieden damit. Vielleicht gibt es auch gar keine wirkliche Antwort oder es sind einfach mehr oder weniger zufällige Entwicklungen, was aber ja langfristig auch irgendwann bedeuten müsste, dass alle Teams gleich erfolgreich oder erfolglos sind.

    Was glaubt ihr? Was macht eine Franchise erfolgreich? Welche Faktoren sind wichtiger als andere und was sind die konkreten Unterschiede zwischen erfolgreichen und erfolglosen Franchises? Oder anders gefragt: Wie zum Teufel können die Bears irgendwann mal wieder die Packers dominieren? :mrgreen:

  • Nachtrag. Wollte den YouTube-Link nicht in den Eröffnungspost packen, aber hier das besagt Gespräch, welches ich sehr empfehlen kann:

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Ich glaube, dass es eine Frage ist, wie man "erfolgreich" definiert. Ist es erfolgreich, wenn man den besten W-L record ueber eine Zeitspanne hat, oder zaehlen wir hier Titel? Als augenscheinliches Besipiel ist hier klar Eli Manning zu nennen. Der hat in seiner Karriere nicht mal mehr Spiele gewonnen als Spiele verloren. Aber er und die Giants haben in seiner Zeit 2 Super Bowls. Rodgers und Favre waren da wesentlich erfolgreicher, aber haben jeder nur einen. Also ist ein jaehrlicher PO Run besser als jedes Jahr Suckage und 2 Peaks schlechter als immer in den Playoffs und dann Suckage?

    Vamos, vamos Chilenos
    esta noche tenemos que ganar

  • Ich glaube, dass es eine Frage ist, wie man "erfolgreich" definiert. Ist es erfolgreich, wenn man den besten W-L record ueber eine Zeitspanne hat, oder zaehlen wir hier Titel? Als augenscheinliches Besipiel ist hier klar Eli Manning zu nennen. Der hat in seiner Karriere nicht mal mehr Spiele gewonnen als Spiele verloren. Aber er und die Giants haben in seiner Zeit 2 Super Bowls. Rodgers und Favre waren da wesentlich erfolgreicher, aber haben jeder nur einen. Also ist ein jaehrlicher PO Run besser als jedes Jahr Suckage und 2 Peaks schlechter als immer in den Playoffs und dann Suckage?

    Wie oben erwähnt ist es natürlich davon abhängig. In meiner Fragestellung habe ich die Win-Loss Records als Ausgangsbasis, weil sie das größte sample size sind und Woche für Woche wichtig ist. Natürlich geht es in der NFL um den Gewinn von Lombardi Trophies, aber im kleinen grundsätzlich erstmal darum in einem Spiel gegen einen Gegner zu gewinnen. Und trotz Ausnahmen ist es im großen und ganzen schon so dass die Teams mit mehr Wins auch mehr Titel holen (Die Top 5 haben in dem Zeitraum 13 Super Bowls gewonnen, die Flop 5 bzw. sogar die 14 Teams mit schlechtestem Record seit 2000: 0).

    Deswegen war für meine Fragestellung die Annahme: Erfolgreich = Anzahl gewonnener Spiele

  • Der Hauptgrund für Erfolg ist und bleibt ein guter QB. Du kannst sehr viel darum gestalten auch finanziell. Vertragsstrukturen sind auf allen anderen Positionen unglaublich flexibel und gestaltbar. QB haben aber oft hohe Garantien und relativ lange Laufzeiten. Damit bindet sich eine Franchise an ihren wichtigsten Baustein. Die genannten Top-Teams definieren sich in dem Zeitraum alle über Elite QB-Level. (mit kleiner Ausnahme der Ravens) Evtl. nicht in allen Jahren, aber den Großteil dieser Zeit.

    Das sind eben die Bradys, Mannings, Rodgers dieser Zeit und man kann diese Zeitspanne verändern und wird die Dropoffs sehen, Die Patriots werden nach und nach abrutschen in dieser Tabelle ohne neuen Star QB und leben natürlich von 20 Jahren Dynastie. Die Packers hingegen haben wohl den 3. sehr guten QB in Folge. Wird man irgendwann die Zeitspannen Favre-Rodgers-Love betrachten, würde es mich nicht wundern, wenn die Packers an 1 sind.

    Ein Blick auf die Super Bowls in den entsprechenden Jahren spricht ja auch Bände. Bis auf wenige Ausnahmen sehen wir da Top QB der jeweiligen Saisons.

    Natürlich kommen viele weitere Bausteine dazu. Ein gefundener QB aber wird dein Team tragen und langfristig zu Erfolg führen. Der 2. wichtigste Baustein wird auch Konstanz im Staff sein. Logisch, wer erfolgreich ist wird nicht gefeuert. Die Teams zeichnen sich eben auch dadurch aus dass nicht alle 2 Jahre eine neuer HC kommt. Meist verliert man nur ab und an einen Coordinator als HC eines anderen Teams.

    Ob "culture" wirklich der große Faktor ist? Ich wage es ein wenig zu bezweifeln. Es ist eher Autorität und der "Klang des Erfolgs". Als Spieler, GM, Fan hinterfragst du die Andy Reids, BB und Co deutlich weniger und bist im "trust the process" mode. Ob das Culture ist oder eben einfach dem Erfolg geschuldet ist sei mal dahingestellt.

  • Wenn ich es auf ein kurzes, knackiges "Rezept" herunterbrechen müsste: Man braucht einen außergewöhnlich guten QB und eine Defense, die zumindest hin und wieder den Gegner stoppt. Muss nicht mal Durchschnitt sein, aber eben auch nicht bottom 5-10 (in Points allowed).

    Minnesota Vikings 2024:

    14-4 : one and done. Meh.

  • Ein guter QB ist denke ich wirklich elementar, da geb ich euch recht. Aber es ist mir ein wenig zu simpel, vor allem weil wir ja nicht wissen können, welche QB's vielleicht noch das Zeug dazu gehabt hätten eine Dynasty zu tragen. Und welchen Anteil andere Faktoren am Erfolg des QB's haben. Vielleicht wäre ein Johnny Football im richtigen Umfeld ein Hall of Famer geworden, etc.

    Nimmt man Passer Rating (auch umstritten, aber wir werden ja auch keine objektiven Antwort finden hier) haben die notable QB's der Top 5 seit 2000 die Ränge 1 (Rodgers), 8 (Lamar), 10 (Brady), 13 (Peyton) 20 (Roethlisberger), 30 (Luck), 45 (Favre), 48 (McNabb), 50 (Flacco)

  • Für mich fängt das ganze mindestens eine Stufe weiter oben an. Bei nem sehr guten HC. Natürlich kann man sagen, die Chiefs haben Mahomes, aber wer weiß ob er ohne Reid auf dieses Level gekommen wäre. Damals als er ihn zum QB "befördert" hat, war er ein Talent, aber mehr erstmal nicht. Und genauso wird keiner bestreiten welchen Anteil BB an der Dynasty der Pats hat. Genauso kann man sagen, das MMC ein paar Jahre von Rodgers Prime verdödelt hat. Genauso wie er das aktuell in Dallas schafft. Kurz gesagt, HC und QB im Duo ist für mich ein Hauptpunkt für Erfolg

  • Und genauso wird keiner bestreiten welchen Anteil BB an der Dynasty der Pats hat.

    Dass er einen hat, ja. Immerhin hat er Brady aufs Feld gebracht. Dennoch wage ich mal zu behaupten: Ohne Brady keine Dynastie.

    Minnesota Vikings 2024:

    14-4 : one and done. Meh.

  • Schwierig. Die Kultur wird zwar schon von oben vorgegeben aber am Ende liegt einfach alles so eng beieinander - zumindest was den Maximalerfolg, also Super Bowl Erfolge, angeht.
    Wenn man sich nur die letzten beiden ansieht, die hätten die Chiefs auch locker verlieren können und schon spricht man anders über Reid und Mahomes (und eben auch über Shanahan)…

    Und es wird auch immer unerklärliche Geschichten wie die Eagles mit Nick Foles (oder auch die Giants mit Eli) geben!

    NFL halt. Du bist immer einen Draft vor dem potenziellen nächsten Heilsbringer oder ein, zwei Verletzungen vor dem nächsten Headcoach und GM…

  • Eine über längere Zeit erfolgreiche Franchise fängt für mich mit einem cleveren GM incl. guter Scoutingabteilung an.

    Der GM muss einfach in der Lage sein, die Gefühle größtenteils außen vor zu lassen und auch mit unpopulären Entscheidungen stets die Verbesserung des Teams voranzutreiben. Dabei dann noch geschickt über mehrere Jahre mit dem Cap jonglieren.

    Ein fähiger Headcoach incl. Staff über einen längeren Zeitraum (> 6 Jahre) ist dann das Sahnehäubchen.

    Hat man dann noch, zumindest über eine längere Phase, einen guten QB, wird's wahrscheinlich richtig gut.

  • Ich denke hier gibt es viele Facetten zu unterscheiden.

    Erstmal:

    Was ist erfolgreich?

    Für mich wäre das v.a. an den Siegen abzulesen. Natürlich sollte eine richtig erfolgreiche Franchise auch mal den großen Wurf schaffen und den SB gewinnen aber ein SB kann auch ein OneHit Wonder sein.

    Über welchen Zeitraum redet man?

    Natürlich kann man versuchen das in kurz-, mittel- und langfristig einteilen. Wenn man über erfolgreiche Franchises spricht, wäre für mich kurzfristig allerdings der falsche Zeitraum, da die Sample Size da eben sehr klein ist und OneHit Wonder mit reinfallen würden.

    Langfristig (ü10 Jahre) ist für mich sehr schwer zu beurteilen, da ich einfach noch nicht lange genug dabei bin. Ich habe bei langfristiger Betrachtung allerdings auch das Problem, dass man alte Zeiten vielleicht über die Maßen ins Gewicht nimmt. Schaut man sich die ewige Tabelle an, findet man Hamburg und Schalke auf Platz 6 und 7. Würde da wirklich jemand zurzeit von erfolgreichen Teams sprechen?

    Insofern ist für mich Mittelfristigkeit eigentlich das Maß was für "erfolgreiche Franchises" angewandt werden sollte, aber das ist Geschmackssache. Ich würde daher sagen, dass kurzfristiger Erfolg nicht weniger als fünf aber auch nicht mehr als 20 Jahre sample size beinhalten sollte.

    Hier kann ich mich im Prinzip vielen Posts anschließen. Das allermeiste fängt -wenn es denn auch nachhaltig sein soll- mit dem QB an. Wer den hat, wird wahrscheinlich nie (oder sagen wir selten) so ganz schlecht sein. Ich denke hier trifft Johnny No89 den Nagel mit dem Rezept ganz gut. Das ganze ist auch anders herum denkbar: Ein extrem gutes Team mit einem okayen QB, was man auch immer wieder sieht (Garoppolo, Flacco oder gerade z.B. Darnold). Ich glaube nur, dass es mit dem Konzept schwierig wird den Erfolg zu verstetigen, da es schwer wird sein Team konstant sehr gut zu halten und gleichzeitig okaye QBs zu haben, die man dann ja noch bezahlen muss.

    Die Frage ist also: Wie komme ich an DEN QB?

    Und da landet man dann spätestens beim Coaching, Scouting und letztendlich Draft Entscheidungen.

    Das läuft optimalerweise zusammen wie bei Mahomes. Aber es gibt auch andere Beispiele die nicht ganz so spektakulär sind wie Mahomes.

    Die Bills haben bspw. für Allen hochgetradet. Damals meine ich mich zu erinnern, dass Allen nicht klar vor einem gewissen Josh Rosen gesehen würde, den die Bills auch hätten nehmen können.

    Josh Rosen ist dann das richtige Stichwort, denn zu einer guten Draft Strategie gehört auch dir Fähigkeit auf einen Hypetrain im Zweifel nicht aufzuspringen. Die Franchises, die sich in diesem Jahr "ihren" QB geholt haben, sind bisher vllt ganz froh keinen Will Levis geholt zu haben obwohl man ihn hätte haben können oder einen verrückten Trade für Anthony Richardson zu machen (was ich bewusst aus Vikings Perspektive formuliere).