Lieber Gott,
wenn du mich nicht kennst, dann hast du ne Bildungslücke. Ich bin’s...Terrell Owens.
Ja, lieber Gott, du hast richtig gehört. Wenn du dich wunderst, wo Madness ist. Ich weiß es leider auch nicht. Der hat sich fluchend aus dem Staub gemacht, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Es schien so, als hätte das was mit mir zu tun. Dabei habe ich doch gar nichts falsch gemacht, Herr. Ich wollte doch nur meine Familie ernähren. Weißt du eigentlich, was Brilliant-Ohrringe heutzutage kosten? Da komm ich doch mit meinem mickrigen Gehalt niemals hin. Außerdem war ich’s wert. Aber lassen wir das.
Du fragst dich jetzt sicher, warum ich mich in meiner Stunde der Not ausgerechnet an Dich wende, Herr. Nun, als mir einige Stunden vor dem Spiel mal langweilig war und ich bereits alle Utensilien für meinen Touchdown-Tanz in meiner Unterhose versteckt hatte, habe ich mal in einem dieser merkwürdigen Bücher geblättert, die immer auf den Hotelzimmern liegen. Ziemlich interessante Sache war das. Aber, lieber Gott, eines hat mich erschreckt. Die sieben Todsünden. Leider muss ich zugeben, dass ich mich eventuell für alle davon qualifiziere, sicher bin ich mir aber nicht. Ich geh es mal kurz mit dir durch, wenn’s recht ist.
Stolz – Me love me so me! Eines ist doch klar, Herr. Ich bin der beste Widereceiver den es gibt, gab und geben wird. Und wer was anderes behauptet, der lügt oder hat keine Ahnung von Football. Ich laufe Routen, die jedem Cornerback das Außenband um den Knöchel wickelt. Das ist nun mal so, was soll ich machen? Ist das schon Stolz?
Habsucht – Wenn Millionen fordern, obwohl man schon Millionen hat, Habsucht ist, dann brat mir einen nen Storch. Oder besser Zucchini, ist besser für Packs, du kennst das sicher, Gott. Aber hey, es gibt viele andere Leute in der NFL, die haben mehr Geld als ich. Dabei würde ich am meisten verdienen, weil ich so gut bin. Sagt mein Agent. Ist das jetzt Habsucht?
Missgunst – Gut, ich geb zu, mein Verhältnis zu Donovan war nie richtig gut. Und bloß weil ich nur mit dem Quarterback zufrieden bin, wenn ich selbst der Quarterback bin, ist das doch noch keine Missgunst. Und dass Jeff Garcis schwul ist, ist auch keine Missgunst, sondern eine Tatsache. Ich würd dir gern die Fotos zeigen, die alles beweisen, Herr, leider sind sie aber aus dem Autofenster geflogen, als sie mich aus San Francisco gejagt haben.
Zorn – Ich war nie ein zorniger Mensch. Als ich mich mit Hugh Douglas geprügelt habe, war das ein Missverständnis. Und auch als ich schreiend mit den Worten „Anybody else want some?“ die Kabine verließ...alles nur ein Missverständnis. Von Zorn keine Spur, ich schwörs auf die Ehre von Michael Vick.
Unkeuschheit – Diese alte Monday Night Geschichte mit der Lady von „Desperate Housewives“ wirst du mir doch nicht ankreiden wollen, oder Herr? Jetzt hör aber auf. Auch wenn Tony Dungy’s kleiner Sohn fast nen Hormonschock bekommen hätte...das war nicht meine Schuld. Man hat nur ihren Rücken gesehen und außerdem hat sie auch mir ihre Tüten nicht gezeigt, da war nämlich Klebeband drüber, echt jetzt.
Maßlosigkeit – Ich will ja nichts sagen, aber zu fordern, dass der Club ein Feuerwerk abbrennen sollen, wenn ich meinen 100. TD fange, halte ich aber so was von absolut nicht maßlos. Das ist doch die normalste Sache der Welt. Maßlos wärs gewesen, wenn ich gewollt hätte, dass sie das Stadion nach mir benennen oder die Stadt. Das wär ne coole Sache gewesen, aber das muss nicht sein. Maßlos? Moi? Niemals.
Faulheit – Angeblich sei ich wegen Null-Bock-Gefühl meine Routen nicht anständig gelaufen, sagen meine Kritiker. Quatsch mit Soße. Was kann ich dafür, wenn Andy lauter Slow-Routes im Playbook hat? Mit Trägheit hat das aber so was von gar nichts zu tun, Herr, echt jetzt.
Was lernen wir daraus? Terrell kommt nicht in die Hölle, oder? Ich meine: In diesem merkwürdigen Buch vom Hoteltisch ist die Hölle jetzt nicht näher beschrieben, aber ich weiß, was das ist. Drew Rosenhaus hat’s mir erzählt, der kennt sich komischerweise mit solchen Sachen recht gut aus: Brennende Wege, auf denen hinter jedem Stein ein Roy Williams warten könnte. Arme Seelen, die von Schmerzen so gepeinigt sind, dass eine jede ihrer Bewegungen aussieht, wie der Ray-Lewis-Tanz und zwar in umgekehrter Reihenfolge getanzt. Und wenn man meint, man hätte das Schlimmste überstanden, dann plumpst einem urplötzlich ein Ball aus der Hand und hinter einem steht Bill Parcells mit einem Mörderblick. Ne, da will ich nicht hin.
Aber, Herr, ich habe auch erkannt, dass ich an einigen Punkten des Qualifikationskatalogs für die Unterwelt schon recht nah dran sein könnte. Und deswegen bin ich jetzt lieber vorsichtig. Madness sagt immer: Der einzige Weg der Hölle sicher zu entgehen ist, zu den Eagles zu halten. Ich hab 1,5 Saisons für die Eagles gespielt und würd auch jetzt noch mitmischen, wenn sie mir nicht einen Arschtritt gegeben hätten. Trotzdem dürfte ich schon allein deswegen aus dem Schneider sein. Aber dennoch bitte ich dich: Hilf den Eagles beim Monday Night Game gegen Dallas. T.O. drückt auch die Daumen. Und nächste Woche redet dann wieder Madness zu Dir. Wenn er sich bis dahin abreagiert hat.
Amen