Fährt ein Kreuzfahrtschiff zum Spaß auf dem Meer herum? Was ist mit den Frachtern? Transportieren die Waren für Konzerne oder ist da dann doch irgendwo ein Kunde? Wird eine Maschine hergestellt, weil ein Unternehmen etwas für ein anderes Unternehmen produzieren möchte oder ist am Ende der Kette nicht doch meist ein privater Konsument?
Also dem muss ich aber entschieden widersprechen. Ja es ist vielleicht ein Henne/Ei-Problem und hängt stark von der wirtschaftspolitischen Weltsicht ab, aber ich würde gerne Mal sehen was wäre wenn es da keinen Kunden am Ende gäbe. Wir leben in einer maßlosen Überflussgesellschaft und der Konsum ist notwendig, damit das ganze System aufrechterhalten wird. Aus diesem Grund tun Unternehmen alles dafür die Menschen so zu beeinflussen (Werbung, PR, Influencer, Soziale Zwänge, herrschende Ideologien, etc.), dass ständig Begehrlichkeiten für mehr und besser geweckt sind. Wir mögen ungern hören, dass wir massiv manipuliert werden, aber schon seit Edward Bernays ist bekannt dass das ganz bewusst und zielgerichtet passiert.
Das geht jetzt seit fast 100 Jahren so und wurde inzwischen durch Neuromarketing, etc. so perfektioniert, dass man selbst wenn man alle Mechanismen kennt, trotzdem nicht davor sicher ist. Alles um das Diktat des Wachstums aufrechtzuerhalten. Und wir Konsumenten machen im Endeffekt genau das was von der Wirtschaft verlangt wird, weil das System davon abhängt. Es besteht wirtschaftlich und sozial kaum eine Alternative zum Konsum. Das letztendlich auch noch den Konsumenten vorzuwerfen ist natürlich einfach, verkennt aber die Realität. Natürlich könnten die Konsumenten das alles unterlassen, aber dafür bräuchte es ein sehr sehr anderes Wirtschaftsmodell, welches vom Wachstum entkoppelt ist. Alle bisherigen Ideen und Vorschläge sind aber irgendwelche Utopien, statt realistischer Alternativen. Das wiederum liegt auch daran, dass Lobbyismus und Korruption (ich tu mal so als wäre das was anderes) dazu führen, dass politische Veränderungen ausbleiben.
Und sowohl für die Unternehmen, als auch für die politischen Verantwortlichen (ich tu mal so als wäre das was anderes) ist es natürlich super einfach zu behaupten, der einzelne müsste seinen Konsum ändern und jeder hat es selbst in der Hand. Das ist die Schattenseite von unserer Hyperindivulaisierten Gesellschaft. Und daraus entstehen eben auch riesige Spannungsfelder. Den Menschen wird eingeredet, dass der Besitz zahlreich sein muss und der Urlaub möglich exotisch, aber wenn man sich diesen Zwängen hingibt ist man gleichzeitig Schuld am Ende der Zivilisation und sollte sich schämen.
Und am besten ist ja dass jedem inzwischen suggeriert wird, dass man nur das falsche konsumiert um die Welt zu retten, während die Wahrheit ist, dass man viel zu viel konsumiert und das eigentlich grundsätzlich einschränken müsste. Aber das ist weder aus kapitalistischer Sicht wünschenswert noch aus demokratischer Sicht realistisch, dass sich Parteien durchsetzen, die den "Lebensstandard senken".
Der Einfluss von Konsumenten ist viel geringer, als gemeinhin angenommen. Dieses ganze "wenn alle das und das tun würden" ist realitätsfremd und ein gutes Totschlagargument, um gesellschaftliche Verwantwortung auf Individuen abzuwälzen, die eigentlich nur ihrer kapitalistischen Pflicht nachkommen und es nicht richtig machen können...