Ein Teil des Problems beim Fußball sind aus meiner Sicht teilweise auch die Coaches, zumindest meiner Erfahrung nach. Dadurch, dass quasi jedes Dorf seinen eigenen Verein und oft auch diverse Jugendteams hat, werden halt entsprechend auch viele Coaches benötigt und da kommen zwangsläufig dann auch welche dazu, die es besser lassen sollten. Da wird im örtlichen Getränkemarkt oder beim Bäcker ein Aushang gemacht, dass die D-Jugend des Ortes einen Trainer braucht und dann kommen da teilweise unschöne Konstellationen zusammen.
Ich selber hatte in meiner Zeit im Jugendfußball erstmal einen hervorragenden Trainer, der sowohl fußballerisch vieles vermitteln konnte, aber auch eine absolute Respektsperson war und Dinge wie Fairness, Sportsgeist, Respekt etc. eingefordert hat. Leider hat er dann irgendwann aufgehört und was danach kam war gelinde gesagt katastrophal. Zur neuen Saison war unser Team (mittlerweile B-Jugend) dann körperlich in katastrophalem Zustand, taktisch kam gar nichts und geführt wurden wir auch nicht. Der Trainer hatte sich bissl was zuverdienen wollen und deshalb den Job angenommen, war aber unglaublich unmotiviert, schnarchnasig und ahnungslos... wenn dann z.B. jemand aus dem Team bei einem Spiel sich eine Entgleisung geleistet hätte, wäre von dem gar nichts gekommen.
Vor ein paar Monaten war mein Sohnemann dann (in einem anderen Dorf in der Region) mal zum Probetraining, weil ihn ein Klassenkamerad eingeladen hat. Ich bin dann mal mit hingefahren und war sprachlos. Der Trainer war selber noch vergleichsweise jung (mitte/Ende 20 würde ich mal schätzen) und ist den Jungs und Mädels gegenüber erstmal locker kumpelmäßig gegenüber aufgetreten (was ich jetzt grundsätzlich erstmal gar nicht schlimm finde), aber das Training dann... es fand in einer Halle statt (war noch Winter) und das Aufwärmen bestand aus zwei Runden laufen. Dehnübungen oder so? Fehlanzeige. Und dann? Irgendwelche technischen Übungen? Taktische Spielchen? Nichts. Die Kids wurden in 4 Teams aufgeteilt und das Training bestand dann daraus, dass diese abwechselnd gegeneinander gespielt haben. Der Trainer stand am Rand und hat den Schiri mal mehr oder weniger aufmerksam gegeben. Er lies nebenbei nen Twitch-Stream laufen (!) weil er irgendwelche Credits oder so kriegen wollte. Das Training endete dann mit nem 7-Meter-Wettbewerb. Mein Sohn selber (10 Jahre) hatte bisher nur freizeitmäßig gekickt, war körperlich total unterlegen und ist sowieso in fremder Umgebung erstmal ein zurückhaltender Typ, weshalb er da rumlief wie Falschgeld und teilweise eher noch vom Ball wegging als andersrum, von Zweikämpfen ganz z schweigen . Was ja kein Problem ist, das könnte ja mit der Zeit kommen. Aber nach dem Training erzählte mir der Trainer wie begeistert er von ihm wäre und wie toll er gespielt hätte usw. was ich ihm vermutlich nicht mal abgekauft hätte, wenn ich selber null Ahnung von Fußball hätte. Außerdem berichtete er, dass er das Problem hätte, dass alle im Training immer super performen würden, aber in den Punktspielen läufts dann halt nicht. Warum wohl
Mein Sohnemann ist dann auch nie wieder da hin. Wenn ich mir dann vorstelle, dass der da Kids mit schwierigem familiären Hintergrund da rumlaufen hätte, die möglicherweise potentiell auch mal ne kurze Zündschnur haben oder vielleicht sogar zu Gewalt neigen... das hätte der niemals im Griff. Und wer weiß wie viele Coaches es noch in diese Richtung gibt.
Mir ist klar, dass die Trainer nicht all das korrigieren oder auffangen können, was zuhause so falsch läuft, aber sie haben zusammen mit dem Team doch auch Möglichkeiten, die Kids positiv zu beeinflussen. Bei so Trainern wie ich sie aber teilweise erlebt habe, wo die Kids sich größtenteils selbst überlassen sind, kann das aber nicht funktionieren und mein Eindruck ist, dass das im Fußball aufgrund der Masse häufiger vorkommt als in kleineren Sportarten. Meine Kids haben z.B. auch Hockey und Judo ausprobiert und da haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht.