CHRIZLY’S COLLEGE FOOTBALL COUNTDOWN - Preview auf die Saison 2023/24.
TEIL I - INDEPENDENTS:
- NOTRE DAME FIGHTING IRISH (independent seit der Gründung 1887)
- ARMY BLACK KNIGHTS (independent seit 2005)
- UCONN HUSKIES (indenpendent seit 2021)
- UMASS MINUTEMEN (independent seit 2016)
Noch knapp zwei Monate, dann fliegt das Ei wieder. Zeit für die Vorschau auf eine Saison, die so ein bisschen unter dem Motto “Ein letztes Mal” steht: Ein letztes Mal wird es ein 4-Team Playoff-System geben, ein letztes Mal spielen 4 große Colleges in ihren Divisionen und ein letztes Mal gibt es noch ein paar Conferences mit Divisionen. Das alles erwartet uns in den folgenden Wochen, aber heute soll es erst mal losgehen mit 4 Teams, die aktuell keiner Conference angehören und somit zu den restlichen Colleges angehören, die sich als “Independent” bezeichnen können. Vor gar nicht allzulanger Zeit gab es hier noch jede Menge solcher Colleges (25 in 1988) doch seit diesem Jahr sind gerade einmal 4 übrig. 4 Colleges die sich sehr voneinander unterscheiden, vor allem was die Zielsetzungen für das neue Jahr anbelangt.
NOTRE DAME FIGHTING IRISH
Campus: South Bend, Indiana
Conference: keine (Independent)
2022 Bilanz: 9-4 / Bowl-Sieg über South Carolina im Gator Bowl
Rückblick:
Die Irish begannen letzte Saison eine neue Ära, nachdem Head Coach Brian Kelly vor der Saison nach Baton Rouge abwanderte. Marcus Freeman übernahm die Rolle und wie man ungefähr erwarten konnte, gab es den ein oder anderen Stotter-Moment im Notre-Dame-Motor. Darunter waren vor allem Heimniederlagen gegen Marshall und Stanford, gleichzeitig aber konnte man Clemson die erste Niederlage überhaupt zufügen. Am Ende gewann man immerhin 6 von 7 Spielen inklusive des Bowl-Games gegen South Carolina.
Ausblick:
Auch 2023 stehen wieder einige Veränderungen für die Irish an: Offensive Coordinator Tommy Rees wechselte überraschend für viele Beobachter nach Alabama und nahm QB Tyler Bucher gleich mit. So wirklich traurig ist darüber in South Bend aber keiner, denn die Offense der Fighting Irish war nicht wirklich das, was man einen “Juggernaut” nennen kann. Jetzt kommt mit Sam Hartman ein QB nach South Bend, der bei Wake Forest einen Rekord nach dem anderen brach (u.a. die meisten geworfenen TD-Pässe in der ACC-Geschichte). Somit sollte Notre Dame den besten QB seit mindestens Jimmy Clausen auf dem Feld haben.
Neuer Offensive Coordinator ist Gerard Parker, der zuletzt die Tight Ends betreute, davor aber auch schon bei West Virgina für den Angriff zuständig war, also Playcalling-Erfahrung mitbringt. Fehlen wird natürlich der Top Ballfänger des letzten Jahres, denn Michael Mayer ist nun in Las Vegas bei den Raiders. An seiner Stelle haben die Irish eine Menge talentierter Spieler, die aber alle noch nicht die große Erfahrung aufweisen. Je schneller sich hier einer als der nächste Topstar herauskristallisiert, desto weiter nach oben dürfte es für die Irish gehen. Keine Fragen gibt es bei der Offense-Line, die mit Tackle Joe Alt gleich den nächsten Next-Level-Superstar in ihren Reihen hat.
Bringt alles mit um die Offense der Fighting Irish zu neuer Stärke zu führen: QB Sam Hartman
Die Defense steht weiter unter Kontrolle von Freeman und sollte sich gegenüber dem Vorjahr zumindest stabilisieren, wenn nicht sogar verbessern. Vor allem in der Run-D gab es überraschend die ein oder andere Lücke, die es zu schließen gilt. Zudem hat Freeman bei seinem Alma-Mater Ohio State mit Javontae Jean-Baptiste einen Transfer landen können, der den Pass-Rush verstärken sollte. Gut aufgestellt ist man auch im Backfield mit den CBs Benjamin Morrison (letztes Jahr als Freshman 6 Picks) und Cam Hart, sowie Safety Jack Kiser, der als Senior die nötige Erfahrung mitbringt.
Prognose:
Wie immer wird es bei den Irish auf 3-4 Spiele ankommen, die dann aufzeigen in welche Richtung es dieses Jahr gehen wird. Auf dem Spielplan stehen 2023 die Partien zu Hause gegen USC und Ohio State, sowie auswärts in Clemson. Zudem gibt es mögliche Stolpersteine bei North Carolina State und letztes Jahr überraschend starke Duke Blue Devils zu überstehen. Und natürlich darf man sich keinen groben Ausrutscher wie 2022 erlauben - zu Hause gegen Central Michigan oder in Stanford wären wohl solche Fallen.
Insgesamt dürfte es für die Irish 2023 wieder einen Schritt nach oben gehen. Ein New Year’s Six Bowl ist in meinen Augen eine realistische Zielsetzung, für die Playoffs müsste wirklich viel zusammenpassen. Sollte man aber gegen Ohio State zu Hause nicht nur bestehen, sondern sogar gewinnen, muss man die Irish zumindest auf der Rechnung haben. Vieles wird an Hartman hängen, aber allein kann er es auch nicht reißen.
UCONN HUSKIES
Campus: Storrs, Connecticut
Conference: keine (Independent)
2022 Bilanz: 6-7 / Bowl-Niederlage gegen Marshall im Myrtle Beach Bowl
Rückblick:
Bowl? Sagte da jemand Bowl? Ja, die Huskies standen letztes Jahr tatsächlich mal wieder in einem Bowl-Spiel. Möglich gemacht hat das Wunder von UConn, wie man es ohne Frage nennen darf, der neue Head Coach: Jim Mora Jr. kam, sah und siegte 6x in der Regular Season, was den Huskies zuletzt 2015 gelang. Und das fast gänzlich ohne Offense, nachdem sich Starting QB Ta'Quan Roberson gleich im ersten Spiel einen Kreuzbandriss zuzog. Also wie hat Mora das Wunder (UConn hatte in den 4 Jahren davor gerade mal einen einzigen Sieg gegen ein FBS-Team aufzuweisen) denn so plötzlich geschafft? Vor allem mit Defense, denn sie hielt ihre Gegner bei 5 Siegen bei 14 Punkten oder weniger. Und das ist schon die halbe Miete im heutigen College Football.
Ausblick:
2023 nun muss dieses Wunder Bestätigung finden und dazu wäre es wichtig, dass die Offense auch ihr Scherflein dazu beiträgt. QB Roberson ist wieder genesen und wird mit dem letztjährigen Hauptsignal-Caller Zion Turner den neuen Starter ausmachen. Mit Fragezeichen auf der QB-Position ist das Laufspiel umso wichtiger: Victor Rosa und Devontae Houston werden sich hier die Last teilen und hinter einer erfahrenen O-Line die Löcher suchen. Große Fragezeichen gibt es auch bei den Fängern: Der beste Mann Aaron Turner verschwand ins Transfer Portal (und nach Cincinnati) und hinterließ ein unerfahrenes Corps, das definitiv zu Sorge Anlass gibt.
Jim Mora Jr. übernahm 2022 die Huskies und führte sie sofort in ein Bowl-Game. Eine Zugabe wird allerdings schwierig.
In der Defense hat Moras 3-4 vor allem bei den Linebackern ihre Stärke: Transfer Eriq Gilyard kommt aus Kansas und bildet mit Jackson Mitchell ein Duo, welches dem ein oder anderen Gegner große Probleme bereiten sollte. Das Backfield hatte letztes Jahr nicht immer den besten Tag, sollte aber 2023 ein wenig gefestigter sein; hier sticht Safety Durante Jones hervor. Der Pass-Rush sollte mit Eric Watts und Pryce Yates ein solides Fundament haben, darf sich aber im Vergleich zum Vorjahr auch steigern.
Prognose:
6 Siege braucht man wieder irgendwie. Die Huskies werden 2023 sicher niemand mehr auf dem falschen Fuß erwischen, von daher wäre eine Wiederholung der Vorjahresbilanz schon ein Erfolg. Siege sind zu Hause gegen South Florida, Sacred Heart und eventuell Utah State und Florida International möglich. Auswärts braucht man den Sieg bei UMass, dazu einen weiteren aus Partien bei Rice in Houston, Georgia State in Atlanta oder Boston College. Die anderen Partien gegen NCState und Duke zu Hause und bei Tennessee und James Madison auswärts wird man kaum gewinnen können.
Eine weitere Bowl-Teilnahme würde UConn allerdings fest auf dem Weg in ein besseres Football-Leben etablieren. Und mit einer weiteren Runde Realignment, die ohne Frage unmittelbar bevorsteht, zudem dem gerade gefeierten Champion-Titel im Basketball der Männer, wäre man ein durchaus interessantes Ziel für die ein oder andere Conference.
ARMY BLACK KNIGHTS
Campus: West Point, New York
Conference: keine (Independent)
Bilanz 2022: 6-6 (keine Bowl-Teilnahme, da zwei Siege über unterklassige FCS-Konkurrenz)
Rückblick:
Go Army, beat Navy! Die Black Knights haben das Hauptziel 2022 erreicht. In einem packenden Spiel besiegte man zum Saisonabschluss den Dauer Rivalen in Overtime und brachte so eine durchwachsene Saison zu einem versöhnlichen Ende. Allerdings verpasste man erst zum zweiten Mal in 6 Jahren eine Bowl-Teilnahme unter Head Coach Jeff Monken. Und die Arbeit für ihn wird immer schwieriger, seit das Option-Game dank Regeländerungen beim Blocken deutlich gehandicapt wurde.
Ausblick:
Für 2023 hat man nun einen neuen Offense Coordinator an Land gezogen: Drew Thatcher leitete eine High-Powered Run-O bei Nebraska-Kearney in der II. Division und war dort unter den Top 5 zu finden. Er soll die Army-Offense etwas modernisieren und neue Schlagkraft verleihen. Wichtig wie immer: Die RBs bei den Black Knights und da gibt es mit Tyson Riley und Jakobi Buchanan die wuchtigen für die Läufe in der Mitte und die flinken, wendigen mit dem wiedergenesenen Tyrell Robinson sowie Ay’Jaun Marshall. Auch wichtig natürlich der QB, aber der Starter wird sich dort erst in den nächsten Wochen herauskristallisieren. WR hat man auch und durchaus Talent: Isaiah Alston ist hochaufgeschossen und immer wieder für ein Big Play gut. Letztes Jahr konnte er immerhin 16 Bälle mit einem Schnitt von 17 Yards pro Fang verzeichnen.
Der neue Offensive Coordinator Drew Thatcher soll die Army-Offense neu aufstellen. Bei Nebraska-Kearney gelang ihm das ausgezeichnet.
In der Defense wird natürlich vor allem Andre Carter fehlen, der nun sein Glück in der NFL versucht. Mit Leo Lowin kehrt aber der Leading Tackler von ‘22 zurück und Jimmy Ciarlo ist ein ähnlich talentierter Outside Backer. Auch das Backfield kann sich mit CB Cameron Jones und Jabari Moore (beide Seniors) durchaus sehen lassen. Wichtig wird vor allem die Run-Defense sein, die 2022 zu den schwächsten der Liga gehörte.
Prognose:
Für Army gilt vergleichbares wie für UConn - man muss irgendwie 6 Siege zusammensammeln. Korrektur: Sogar 7 Siege, denn wie 2022 spielt man mit Delaware State und Holy Cross gleich gegen zwei unterklassige Teams. Müssen also noch 5 aus dem restlichen Spielplan her: Streichen können wir von vornherein die Partien bei LSU, UTSA und wohl auch Syracuse. Bleiben noch 7 aus denen man nicht mehr als zwei verlieren darf. Die wichtigsten Partien davon sind logisch bei Air Force und am letzten Spieltag gegen Navy. Siege sind zudem bei UL Monroe und gegen UMass möglich. Und dann braucht man mindestens ein weiteres Upset aus Spielen gegen Troy, Boston College und Coastal Carolina.
Sagen wir es so: Sollte Army 7 Siege aus diesem Spielplan hervorbringen, kann man Monken mit Recht eine sofortige Vertragsverlängerung anbieten.
UMASS MINUTEMEN
Campus: Amherst, Massachusetts
Conference: keine (Independent)
Bilanz 2022: 1-11
Rückblick:
Seit 2012 nun spielen die Minutemen auf FBS-Level Football und seit eben dieser Zeit wartet man auf die allererste Bowl-Teilnahme. Davon ist man allerdings aktuell meilenweit entfernt und auch der neue Head Coach Don Brown, der 2022 die Minutemen zum zweiten Mal übernahm (er war schon von 2004 bis 2008 dort Head Coach als man noch unterklassig war), hat bis jetzt kein UConn-vergleichbares Wunder aufzuweisen. 2022 gewann man, wie schon ‘21 und ‘19, nur eine einzige Partie: Gegen das unterklassige Stony Brook. Immerhin zwei weitere Partien hielt man mit einem Score Rückstand noch relativ offen, der Rest dagegen… da breiten wir lieber den Mantel des Schweigens drüber.
Ausblick:
Ein langer Weg also steht Don Brown und seiner Truppe bevor: Für 2023 hat er sich vor allem aus dem Portal bedient und mit S Dashaun Jerkins (Ole Miss), Shambre Jackson (DT, Florida State) oder Jalen Harrell (Miami, S) interessante neue Leute nach Amherst gebracht. Brown ist bekannt für seine aggressive Defense und machte auch letztes Jahr seinem Ruf alle Ehre, blitzte so oft, dass man es in die Top 5 aller FBS-Teams schaffte, dazu wurde sehr viel man-to-man gespielt. Problem war allerdings eine sehr löchrige Run-Defense, die den Minutemen oftmals zum Verhängnis wurde. Hier gilt es in allererster Linie anzusetzen.
Aber viel wird es nicht helfen, wenn die Offense nicht auch einen drastischen Schritt nach vorne macht. Unter QB Brady Olson brachte man gerade mal 12,5 Punkte pro Partie aufs Scoreboard, die zweitwenigsten aller FBS-Teams. Olson (4 TDs bei 14 Interceptions) ist noch da, hat aber mit Taisun Phommachanh Konkurrenz bekommen. Der war einst bei Clemson rekrutiert worden, ehe er zu Georgia Tech transferierte. Nun also soll er Olson zumindest Beine machen oder im anderen Falle die Offense übernehmen. Bei den Receivern hat man sich im Transfer Portal Hilfe geholt und mit George Johnson und Isaac Ross kehren zwei der produktivsten Spieler zurück. Viel wird auch auf die Offense Line ankommen, die durchaus Potential hat und Kay’Ron Adams ein paar Löcher freiblocken sollte.
Von Clemson über Georgia Tech zu den Minutemen: Dual Threat QB Taisun Phommachanh war einst ein ***-Rekruit für die Tigers.
Prognose:
Es wäre wohl zu viel verlangt, wenn man ein Bowl-Game als realistisches Ziel für Don Brown und seine Minutemen in Aussicht stellen sollte. Dementsprechend wäre ein Schritt dorthin schon die halbe Miete - also so um den Bereich 3-4 Siege. Klar: Die Partie gegen das unterklassige Merrimack muss gewonnen werden. Heimsiege könnte man zudem gegen Arkansas State und eventuell gegen Miami (Ohio) erzielen. Auswärts ist bei New Mexico State und eventuell Army eine Überraschung möglich. Letztendlich wäre eine weitere 1 Sieg-Saison eine große Enttäuschung, mehr als 4 Siege allerdings schon als Sensation zu werten.
Zusammenfassung:
Playoff-Teams: –
New Year's Six Aspiranten: Notre Dame
Bowl-Kandidaten: UConn (fringe)
Keine Bowl-Teilnahme: Army (fringe), UMass
bald geht's weiter mit dem Blick in die neue American Athletic Conference