DALLAS 2014
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Auch die dritte Saison in Folge endete für die von Head-Coach Jason Garett betreuten Cowboys mit der mittlerweile befürchteten Bilanz von 8-8 und dem erneut Verpassen der Playoffs. Und wieder fehlte lediglich ein Sieg am letzten Spieltag um die seit 4 Jahren anhaltende Flaute zu beenden. Dieses Mal allerdings konnte man die Schuld nicht an den ewigen Sündenbock Tony Romo weitergeben, denn im letzten Spiel war er bereits außer Gefecht. Und so war es an Kyle Orton die spielentscheidende Interception zu werfen.
Doch die hauptsächlichen Gründe für die wiederholte 'Hätte-Wäre-Wenn'-Saison lagen an anderer Stelle: Gegen Green Bay und Detroit schaffte man es durch Strafen, unverständlichem Playcalling und einer Menge Unvermögen zwei sichergeglaubte Siege noch aus der Hand zu geben. Dazu gab die Defense pro Spiel 415 Yards ab und belegte zurecht den letzten Platz. Zwar erzwang man auch 28 Turnover und konnte somit zumindest hier die erwartete Verbesserung zu erzielen, dennoch war die Verteidigung einfach zu schlecht und so wurde Defensive Coordinator Monte Kiffin nach nur einem Jahr aus seinem Amt 'weggelobt' und Defensive Line Coach Rod Marinelli als sein Nachfolger erchoren. Kiffin darf ihm nun aber immerhin noch assistieren.
Die Offense dagegen fand sich in den Top 5 wieder, erzielte über 27 Punkte pro Spiel, aber wenn man dazu 27 Punkte pro Spiel wieder abgibt, dann kommt eben überraschenderweise keine positive Bilanz dabei heraus. Ein weiteres Problem: Die Cowboys gaben den Ball pro Spiel nur 21mal an den Running Back weiter. Das ist der zweitschlechteste Wert aller NFL-Teams (nur Atlanta hatte noch weniger Vertrauen in sein Laufspiel). Man könnte das ja verstehen, wenn das Running Game keinen Erfolg eingebracht hätte, aber davon kann keine Rede sein: 4,5 Yards pro Laufversuch bedeuten Platz 7(!) in der Endabrechnung. Das Spiel gegen Green Bay ist hier das krasseste Beispiel. Bei einer Führung von 29:17 kurz vor Ende des dritten Viertels bekam Murray (Schnitt von über 4 Yards pro Lauf) im nächsten Drive den Ball überhaupt nicht, im folgenden Drive 2x (wovon eins durch Holding negiert wurde), und beim Stande von immer noch 36:31 für die Cowboys mit gut 4 Minuten zu spielen bei 4 Pässen nur 1x (bei 4 Yards Raumgewinn im ersten Versuch). Endergebnis: 37-36 für Green Bay.
Wer dieses Jahr für das Playcalling zuständig ist, kann man gar nicht so genau sagen. Neu im Coaching Staff ist jedenfalls Scott Linehan, der als Titel 'Passing Game Coordinator' trägt. Die ersten Veränderungen konnte man in der Pre-Season bereits beobachten. So scheinen die Cowboys nun öfters erfolgreich auf Screen-Pässe zu setzen, ein Mittel, welches in den letzten Jahren nur sehr selten zum Einsatz kam. Bill Callahan trägt im Namen immer noch den 'Offense Coordinator', doch schon letztes Jahr gab es Gerüchte, dass Jason Garrett weiter für die Plays zuständig ist, sofern Romo sie nicht an der Line of Scrimmage wieder umändert. Kurz: Nichts genaues weiß man nicht.
Garretts Vertrag läuft übrigens am Ende der Saison aus. Wobei man mittlerweile wirklich nicht mehr prophezeien kann, ob eine weitere 8-8 Saison ihm nicht eine Verlängerung einbringt. Zu oft haben Medien bereits auf seine Absetzung getippt und wurden immer wieder von Jerry Jones überrascht, der eisern an dem Rotschopf festhält. Im Umfeld hört man Stimmen, dass Garrett mit dem aktuellen Kader allerdings zum Scheitern verurteilt ist, was ein wenig an Dave Campo Anfang der Jahrtausendwende erinnert. Große Sprünge konnten die Cowboys aufgrund der angespannten Salary-Cap-Lage wieder nicht machen und auch das kommt einem aus dieser Zeit nicht unbekannt vor.
OFFENSE
Wenn die Dallas Cowboys dieses Jahr über die 8-8 Hürde klettern möchten, dann muss der Grundstein hierfür vor allem hier gelegt werden. Letztes Jahr stellte man den fünftbesten Angriff der Liga obwohl man durchaus Optimierungs-Potential besitzt. Aber: Cowboys 2014 das ist auch ein Team, welches mit sovielen Fragezeichen bestückt ist, dass Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews daraus einen ganzen Satz Visitenkarten für ihr Detektivbüro drucken könnten. Die wichtigsten in der Offense sind wie folgt:
? ROMOS RÜCKEN:
In der Offseason musste sich Tony einer Rücken-OP unterziehen und es gab schon Stimmen, die das Karriere-Ende nach diesem schweren Eingriff prophezeiten. Zwar stand Tony in der Pre-Season nun doch wieder auf dem Feld, doch einige Zweifel bleiben bestehen. Beobachter wollen gesehen haben, dass Romo im Camp vor allem bei tiefen Bällen Probleme hatte und auch das Zusammenspiel mit den Receivern klappt nicht, wie erhofft. Dabei ist klar, dass die Cowboys ohne ihre Nummer 9 auf dem Feld wohl kaum eine Chance haben dürften. Auf einen Veteran als Back-up können die Boys nicht mehr hoffen: Kyle Orton drohte lieber mit Rücktritt, ehe man ihn entließ, nur um dann in Buffalo anzuheuern. Ein Spieler der Buffalo Dallas vorzieht - auch eine nette Pointe.
? MURRAYS MUSKELN:
Das Laufspiel steht und fällt mit dem ehemaligen Oklahoma Sooner. Zwar bot dieser regelmäßig gute Leistungen und Entlastung in der Offense, wenn er auf dem Feld stand (und auch den Ball bekam), doch das mit dem 'stehen' war in den letzten Jahren immer wieder ein Problem: Zu oft fiel der Nr.1 Running Back der Cowboys aus - letztes Jahr zwar nur 2 Spiele, aber ganz 100%ig war er eben danach auch nicht immer. Immerhin gibt es einen Aufwärtstrend zu beobachten - war es in seinem Rookie-Jahr nur 7 Spiele, die er von Anfang an bestritt, waren es 2012 10 und nun 2013 schon 14 Spiele. Vielleicht schafft er es ja tatsächlich mal eine ganze Saison ohne Verletzung - es wäre ein Novum und zugleich ein Segen für die Cowboys. Vor allem wenn er den Durchschnitt von 5 Yards pro Spiel halten kann.
Neben Murray setzen die Boys auf Lance Dunbar als 'Change-of-Pace' RB. Dunbar ist flink, agil & wendig und für Screen Pässe und Läufe über Außen besonders geeignet. Allerdings muss Dunbar auch zeigen, dass er als eher schmächtiger RB in der NFL den ein oder anderen Hit einstecken kann, ohne dass er die nächsten Wochen ausfällt. Das ist die große Sorge und das ganz große Fragezeichen. Letztes Jahr war nach dem 13. Spieltag Schluss (wobei er bereits zuvor hin und wieder pausieren musste), das soll dieses Jahr anders werden. Oder müssen.
? FREE FALLING:
Wenn man das Roster der Cowboys betrachtet, dann findet man die vermeintliche Stärke wohl in der Offense Line. In den letzten 4 Jahren gingen 3 First-Round Picks in diese Unit: LT Tyron Smith wird mittlerweile als einer der Besten auf seiner Position angesehen und wurde für die nächsten 10 Jahre verpflichtet. C Travis Frederick galt letztes Jahr bei den Experten als Reach, doch hat er diese bereits in seiner ersten Saison meist eines Besseren belehrt und die Drehtür in der Mitte auf Line verschlossen. Und dieses Jahr holte man im Draft Offensive Tackle/Guard Zack Martin in der ersten Runde. Er soll bei den Cowboys auf RG spielen und hier eine weitere Schwachstelle beheben. Bleibt bei gutem Verlauf das größte Fragezeichen RT: 2012 bot Doug Free hier eine indiskutable Leistung, worauf man ihm das Gehalt kürzte und sogar mit Entlassung drohte. Letztes Jahr konnte er sich wieder etwas steigern, doch in der Pre-Sesaon wirkte er wieder äußerst anfällig. Wenn er in das Leistungsloch von vor zwei Jahren zurückrutscht, dann ist die Hoffnung auf eine stabile Line hinfällig. Zumal auch Martin gegen die Dolphins nicht sattelfest wirkte, was man wohl von einem Rookie auch nicht auf Anhieb erwarten kann.
Die Positionen im Einzelnen:
QB: Tony Romo (9), Brandon Weeden (3), Dustin Vaughan (10)
Romos neuer Back-up heißt nun Brandon Weeden. Der einstige Cleveland Brown First-Rounder konnte bis jetzt nicht beweisen, dass er NFL-Starter-Material ist und versucht sich nun in Dallas aufs Neue. Problem bei ihm ist das Alter: Mit 30 Jahren kann er kaum als Zukunft gesehen werden, zumal er erst zwei Jahre NFL-Erfahrung aufweisen kann. Sollte Tonys RÜcken nicht halten oder eine weitere Verletzung auftreten, sieht es jedenfalls ziemlich mau aus. Überraschend war die Aufnahme von Dustin Vaughan ins 53-Mann Roster. Der Rookie-UDFA aus dem Texas West A&M-College hat wohl die Verantwortlichen im Camp mit seinen Ansätzen überzeugen können, dürfte aber lediglich als Projekt gelten, der noch einige Zeit braucht. Kurzfristig dürfte er keine Hilfe sein.
RB: DeMarco Murray (29), Lance Dunbar (25), Joseph Randle (21), Tyler Clutts (44 - FB)
Die Cowboys haben wieder einen Full Back: Zwar ist Clutts kein Moose Johnston, doch für die Short-Yardage und Goal-Line Situationen wollte man ihn unbedingt auf dem Roster haben und gab ihm den Vorzug vor Ryan Williams, der in der Pre-Season einen guten Eindruck hinterließ. Letzterer findet sich nun in der Practise Squad wieder. Neben Murray und Dunbar hat es auch Randle erneut ins Roster geschafft. Der letztjährige 5-Runden Pick ist Versicherung, falls Murray mal wieder nicht ohne Blessuren durch die Saison kommt. Vom Typ sind sie durchaus vergleichbar, wobei Murray leistungstechnisch (und in Vollbesitz seiner Kräfte) weiter die Nase vorn hat.
WR: Dez Bryant (88), Terrance Williams (83), Cole Beasley (11), Devin Street (15), Dwayne Harris (17)
Der beste Spieler auf dem Cowboy-Roster 2014 heißt wohl Dez Bryant. Letztes Jahr gelang dem WR endgültig der Durchbruch und mittlerweile dürfte er eines der 5 besten WR der gesamten Liga gelten. Seine Athletik, seine Statur, sein Willen und vor allem seine langen Arme, die seiner Statur noch mehr Imposanz verleihen, machen ihn zu einem der dominantesten Spieler auf seiner Position. Es ist zu erwarten, dass Bryant 2014 eine Menge Double-Teams von gegnerischer Seite vorgesetzt bekommt und deshalb ist es wichtig, dass die WR hinter ihm ebenfalls Leistung bringen: Williams zeigte letztes Jahr nach anfänglichen Schwierigkeiten bereits gute Ansätze und wird nach dem Abgang von Miles Austin nun endgültig zum Nebenmann von Bryant. Beasley ist der typische Slot-Receiver - Typ Welker/Edelman, wobei er in der Pre-Season überraschende Schwächen beim Fang zeigte. Das muss besser werden. Street ist ein Schlaks - über 1,90m aber eben auch nur 90 Kg. Er hat exzellente Hände, muss aber kräftiger werden um sich an der Line gegen Press-Coverage durchzusetzen. Und ihm fehlt die Top-Speed um Verteidigern zu entkommen. Und Dwayne Harris wurde vor allem wegen seiner Stärke bei den Returns auf Roster genommen.
Insgesamt ist diese Unit wohl die am Besten und Tiefsten besetzte des Rosters. Talente wie LaRon Byrd und Jamar Newsome mussten sich der hohen Konkurrenz beugen. Byrd fand in Cleveland immerhin eine neue Heimat und es würde nicht überraschen, wenn er dort auf sich aufmerksam macht.
TE: Jason Witten (82), Gavin Escobar (89), James Hanna (84)
Auch dieses Jahr setzten die Cowboys wieder auf 3 Tight-Ends und zwar die Gleichen wie im Vorjahr. Wobei man sich von Escobar eine Steigerung im Vergleich zum Rookie-Jahr erhofft. Es fehlt weiterhin der Blocking-Spezialist auf dem Roster, wobei man dies durch den zusätzlichen FB Tyler Clutts versucht ein wenig auszugleichen. Die Cowboys werden zumeist mit 12-Personal spielen (1 RB, 2 TE) und dafür sind Jason Witten und Escobar als Starter vorgesehen. Über Witten braucht man wohl kaum mehr was zu sagen - wenn es einen Hall of Fame Kandidaten im aktuellen Cowboys Roster gibt, dann ihn. Auch wenn er letztes Jahr was Yards und Catches anbelangt, sein schlechtestes Jahr seit 2006 aufwies, dafür war er in der Endzone mit 8 TDs nur 2010 (9) besser.
O-LINE: Tyron Smith (77 - LT), Mackenzy Bernadeau (73 - LG), Travis Frederick (72 - C), Zack Martin (70 - RG), Doug Free (68 - RT), Jermey Parnell (78 - OT), Ronald Leary (65 - OG), Darrion Weems (75 OT), Donald Hawkins (62 OT/G)
Smith, Frederick und Martin bilden das junge Gerüst für eine O-Line, die zur großen Stärke der nächsten Jahre werden soll. Erstaunlich: Obwohl Smith bereits vor 4 Jahren gedraftet wurde, ist er tatsächlich der jüngste Spieler der Unit, auch wenn Martin und Frederick ebenfalls 1991 geboren wurden. Auf LG wird Bernadeau wohl den Vorzug vor Leary erhalten und auf RT hofft man auf ein ähnliches Jahr von Free wie 2013. Dahinter gibt es wenig Erfahrung - Hawkins wurde ex Waivers von den Eagles geholt um wenigstens einen Ersatz auf der Guard Position aufweisen zu können. Als Ersatz Center ist Bernadeau für den Fall der Fälle vorgesehen.