Pünktlich zum anstehenden Saisonstart die Saisonvorschau für die Minnesota Vikings.
Offseason-Geschichten:
In der letzten Saison konnte man leider nicht an den Erfolg der Vorsaison anknüpfen und beendete die Saison bzw. das Quarterback-Karussell mit einer 5-10-1 Bilanz. Die Enttäuschung war entsprechend groß, vor allem da sich alle Hoffnungen, dass Christian Ponder doch noch der ersehnte Franchise QB werden könne, ziemlich schnell zerschlagen haben. Als Konsequenz wurden HC Leslie „we-have-to-look-at-the-film“ Frazier, OC Bill Musgrave und DC Alan Williams umgehend von GM Rick Spielman und den „Wilfs“ entlassen und die Suche nach einem neuen Headcoach konnte beginnen. Wie üblich wurden so ziemlich alle Namen der verfügbaren Kandidaten auch im Winter Park gehandelt, in die engere Auswahl kamen aber lediglich Mike Zimmer, Todd Bowles und Greg Roman. Von diesen dreien machte der langjährige Defensive Coordinator der Bengals, Mike Zimmer, das Rennen.
Recht zeitnah wurde Norv Turner als neuer Offensive Coordinator unter Vertrag genommen und mit George Edwards auch der neue Defensive Coordinator verpflichtet. Der Trainerstab wurde größtenteils neu installiert. Lediglich Mike Priefer als ST Coordinator und Jeff Davidson als O-Line Coach wurden vom alten Trainerstab übernommen. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass mit Scott Turner als QB Coach und Adam Zimmer als LB Coach die Söhne von OC Norv Turner bzw. HC Mike Zimmer recht wichtige Trainerpositionen bekleiden.
Nachdem der Coaching Staff komplett war, ging es für GM Spielman und den neuen Trainerstab daran den Kader für die kommende Saison zu formen. Die Verträge der langjährigen Leistungsträger DE Jared Allen und DT Kevin Williams sind beide nach der letzten Saison ausgelaufen und man entschied sich zugunsten einer Kaderverjüngung und ließ beide in der Free Agency ziehen. Allen schloss sich in dieser den Bears an und Williams kam beim amtierenden Superbowl Champion Seattle unter.
Mit den FA-Verpflichtungen von NT Linval Joseph und CB Captain Munnerlyn sowie der Weiterverpflichtung von DE Everson Griffen konnte man auch umgehend Ersatz finden (wobei Williams eher durch Sharif Floyd, dem letztjährigen Top-Pick der Vikings, ersetzt werden soll, von dem man sich einen weiteren Sprung in Jahr 2 erhofft).
In der Offensive wurde QB Matt Cassel, der in der letzten Saison von allen Vikings QBs noch den besten Eindruck gemacht hatte, mit einem neuen Zweijahresvertrag belohnt.
Ansonsten gab es keine nennenswerten Verpflichtungen oder Abgänge der Vikings in der Transferperiode, Spielman geht somit seinen bisher eingeschlagenen Weg weiter und versucht das Team weitestgehend durch den Draft aufzubauen.
Der Draft:
Durch den gescheiterten Christian Ponder-Versuch und das begrenzte Potential von Matt Cassel war relativ klar, dass die Vikings wieder einen hohen Pick für einen Quarterback einsetzen würden. Im Vorfeld wurden deshalb auch die üblichen Kandidaten in Minnesota gehandelt, wobei nie wirklich klar war, ob jetzt Johnny Football, Teddy Bridgewater, Derek Carr oder doch Blake Bortles der Favorit der Vikings ist. Entsprechend groß war die Spannung vor dem diesjährigen Draft. Mit dem achten Pick ausgestattet standen die Chancen auch ganz gut, dass einer der Top-QBs für die Vikes zu haben sein würde. Nachdem die Jaguars Bortles recht früh vom Board genommen haben, entschied sich Rick Spielman und der Coaching Staff aber dann doch etwas überraschend für LB Anthony Barr (UCLA) und drafteten ihn an Position 9 (nach einem Downtrade mit den Browns). Barr soll dem LB-Corps der Vikings wieder etwas mehr Leben einhauchen, da außer dem schon etwas in die Jahre gekommenen Chad Greenway das Talentlevel dieser Einheit nicht so sonderlich groß war.
Nachdem der Kelch Manziel dank den Browns an den Vikings vorüber ging, schlug man mit dem letzten Pick der ersten Runde zu und sicherte sich Teddy Bridgewater (Louisville). Dazu war ein Uptrade mit den Seahawks nötig, welcher aber durch einen Viertrundenpick und natürlich dem Zweitrundenpick eigentlich recht günstig war, zumal die Texans mit Pick 33 ebenfalls QB-needy waren (bzw. es immer noch sind ). Bridgewater war vor nicht allzu langer Zeit eigentlich der unumstrittene #1-Pick im diesjährigen Draft. Durch einen eher durchschnittlichen handschuhlosen Pro Day und Bedenken ob seiner dünnen Beine begann dann aber seine Talfahrt und letztendlich schlugen die Vikes mit Pick 32 zu.
Mit zwei Picks in Runde 3 verpflichte man RB Jerick McKinnon (Georgia Southern) und DE Scott Crichton (Oregon State).
Das Gesamtergebnis des Drafts stellt sich folgendermaßen dar:
LB Anthony Barr - Round 1, Pick 9 (9)
QB Teddy Bridgewater - Round 1, Pick 32 (32)
DE Scott Crichton - Round 3, Pick 8 (72)
RB Jerick McKinnon - Round 3, Pick 32 (96)
OL David Yankey - Round 5, pick 5 (145)
CB Antone Exum - Round 6, Pick 6 (182)
CB Kendeall James - Round 6, Pick 8 (184)
DT Shamar Stephen - Round 7, Pick 5 (220)
LB Brandon Watts - Round 7, Pick 8 (223)
CB Jabari Price - Round 7, Pick 10 (225)
Außer CB Kendeall James haben es aus dieser Draft Class zum jetzigen Stand (5.9.2014) alle Rookies ins 53-Mann-Roster geschafft.
Training-Camp & Preseason:
Die Storylines der diesjährigen Vorbereitung drehten sich zum einen natürlich um den neuen Coaching Staff und zum anderen, ebenfalls wenig überraschend, um den QB-Battle zwischen Matt Cassel und Teddy Bridgewater.
Der neue Coaching Staff hinterließ während der ganzen Vorbereitung sowie der Preseason bisher einen ausgezeichneten Eindruck. Im Gegensatz zum eher ruhigen und einschläfernden Frazier, brachte Zimmer mit seiner direkten und schonungslosen Art einen lang ersehnten frischen Wind in das Team bzw. Winter Park. Zimmer macht sich nicht sonderlich viel aus den üblichen Plattitüden und gab doch schon einige Male recht unverblümt seine Meinung kund (z.B. auf den verletzen CB Robinson angesprochen: „You can’t make the club in the tub“). Mein bisheriges Gefühl bzw. mein Eindruck ist, dass man mit Zimmer eine richtig gute Wahl getroffen hat und hoffentlich mit ihm endlich den langersehnten Superbowl-Erfolg erreichen kann.
Der Kampf um den QB-Stammplatz lief recht unspektakulär. Cassel war von Beginn an der Favorit und zeigte eine grundsolide und gute Vorbereitung sowie ebenfalls gute Auftritte in der Preseason. Obwohl auch Bridgewater eine ordentliche und mit einigen Highlights gespickte Vorbereitung hingelegt hat, entschied sich OC Norv Turner für Cassel, was wohl auch die richtige Entscheidung ist, da man eher ein recht hartes Auftaktprogramm hat und die Erfahrung und Routine von Cassel da wohl eher helfen werden. Dennoch kann man als Vikings-Fan große Erwartungen in Bridgewater setzen. Ich kann bisher nur sagen, dass er nicht umsonst seit der High School Gump genannt wurde. Gump steht hierbei für „Great under major pressure“. In seinen bisherigen Auftritten zeigte er für einen Rookie QB nämlich eine erstaunliche Abgeklärtheit und Ruhe. Eine etwaige Verletzung von Cassel bereitet mir momentan also keine schlaflosen Nächte.
Abgesehen vom neuen Coaching Staff und dem QB-Battle verliefen sowohl Training Camp als auch die Preseason ziemlich gut, man blieb von größeren Verletzungen verschont und legte unter dem neuen Trainerstab auch mal direkt eine 4-0 Preseason hin. Auch wenn das wohl eher bedeutungslos ist, ist es allemal besser als eine 0-4 Preseason.